U-Bahn-Luft ungesünder als der Feinstaub auf der Straße?

Das ist eher eine Randnotiz für uns, ist es doch nicht der eigentliche Gegenstand bei bto: Interessant fand ich es dennoch: “London Underground: the dirtiest place in the city” meldet die FINANCIAL TIMES (FT) und zeigt dann die Schadstoffbelastung in der U-Bahn.

Quelle: FT

“Sicher” ist es demnach nirgendwo.

  • Fine particles of dust, metal, skin and clothing fibre have built up in the tunnels over a century of use, leaving a toxic miasma that is stirred up by passing trains and inhaled by passengers.”– bto: Das mag bei uns besser sein, weil die Infrastruktur nicht ganz so alt ist. Dennoch würde mich eine entsprechende Untersuchung bei uns durchaus interessieren.
  • “The FT research measured fine particles known as PM2.5, which are about one-thirtieth the width of a human hair and can penetrate deep into the lungs. Inhaling the invisible particles is linked to heart disease, stroke, lung cancer, respiratory infection and a range of other harmful conditions, including infertility and infant mortality.”
  • “The problem is hardly limited to the London Underground. Studies of subway systems from Toronto to New York to Seoul have consistently shown higher air pollution under ground than above ground. Seoul recently took the unusual step of installing more than 800 pollution monitors across 277 subway stations, to provide real-time air quality updates.” – bto: also doch lieber an einer viel befahrenen Straße wohnen?

Es ist bei uns tatsächlich nicht besser:

  • “Die europäische Direktive, die 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft als Tageshöchstgrenze vorsieht, gilt zwar für Straßenkreuzungen und Innenstädte. Für Tunnelarbeiter und Nutzerinnen von U-Bahnen in London, Paris oder Berlin gelten sie nicht. U-Bahnstationen sind rechtlich gesehen ein Arbeitsplatz, weil sich dort außer den Lokführern, Kontrolleurinnen und Bauarbeitern die meisten Menschen nur relativ kurz aufhalten.” – bto: Und wer kampiert an den viel befahrenen Kreuzungen?
  • Allerdings dürfte den wenigsten bekannt sein, um wie viel schlechter die Luft in den Hamburger, Berliner oder Münchener U-Bahnen ist: Die Luft darf nach deutschen und französischen Grenzwerten auf den Tag umgerechnet bis zu 50-mal mehr Feinstaub enthalten als die Außenluft. Diese großzügigen Grenzwerte werden zwar offenbar eingehalten – aber eben am oberen Limit.”
  • Die Berliner Verkehrsgesellschaft hat im Mai 2017 ebenfalls die Feinstäube in ihren Anlagen gemessen – die Ergebnisse aber nicht veröffentlicht. Auf Anfrage möchte sie auch heute keine konkreten Werte nennen, beteuert aber, die Grenzwerte für Arbeitsplätze von 1.250 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und Tag einzuhalten.” – bto: soso. 
  • Nach Einschätzung des Verkehrsexperten Arne Fellermann vom Naturschutzbund sind aber weiterhin die Autos das größte Problem: Schließlich wohnten Menschen an Straßen und hielten sich stundenlang in stark befahrenen Innenstädten auf, während die Zeit in der U-Bahn begrenzt ist.” – bto: So argumentiert man, wenn man ein ideologisches Ziel verfolgt, nicht, wenn es einem wirklich um die Gesundheit der Menschen geht. 

So viel zur Rettung der Welt, wenn immer mehr Menschen so durch die Stadt reisen. Komischerweise hat die Umwelthilfe die Betreiber der U-Bahnen in Deutschland noch nicht verklagt. Aber das kommt vermutlich erst, nachdem der Individualverkehr abgeschafft wurde.

ft.com (Anmeldung erforderlich): “London Underground: the dirtiest place in the city”, 5. November 2019

zeit.de: “Unterirdisch schlechte Luft”, 23. April 2019