Jetzt kommen die Goldenen Zwanziger 2.0

Der Charttechniker der F.A.Z. sah in seiner Kolumne in der vergangenen Woche den DAX vor einem möglicherweise historischen Ausbruch nach oben als Auftakt für einen mehrjährigen Bullenmarkt. Vorstellen mag man sich dies angesichts der demografischen Entwicklung nicht so recht und schon gar nicht angesichts der ungelösten Probleme von Schulden, schlechter Produktivitätsentwicklung und dysfunktionaler EU und Eurozone.

Die Optimisten sagen, dass das die Folge des neuen Wirtschaftswunders sei, getrieben vom Umbau zur Rettung des Klimas. Pessimisten sagen, es sei einfach die Folge anhaltenden Schuldenmachens und gleich finanziert durch die Zentralbanken. Dann muss alles steigen, was stabile Cashflows hat.

Aber was soll es? Ich muss darüber nicht philosophieren. Habe ich doch bei Zero Hedge gelesen, dass Goldman Sachs schon für 2022 neue Höchststände für die Börsen erwartet. Und wer jetzt sagt, mein Titel wäre zu reißerisch, hier der offizielle Titel der Studie von Goldman:

Quelle: Zero Hedge

Das ist schon cool: die “wiederauferstandenen 20er-Jahre” und das, nachdem wir uns seit mehr als dreißig Jahren in einem Börsenaufschwung befinden. Warum das zu dem gleichen Ergebnis wie 100 Jahre zuvor führen soll?

  • “We lift our S&P 500 EPS growth estimates to $136 in 2020 (-17%), $175 in 2021 (+29%), $195 in 2022 (+12%), $207 in 2023 (+6%), and $218 in 2024 (+5%). Our revised growth estimates are roughly in line with our previous estimates, but the level of 2024 EPS is $4 or 2% higher to reflect the increased starting point of 2020 profits. Our increased estimates primarily reflect much better-than-expected results in 3Q. S&P 500 EPS in 3Q 2020 was expected to fall by 21% but realized growth of just -8% (+$5 swing).” – bto: Es ist also zunächst Erleichterung, dass es nicht so schlimm gekommen ist wie befürchtet. Für die Goldenen Zwanziger langt das noch nicht.
  • “Goldman Sachs Economics US GDP growth forecasts reflect a continued “V-shaped” recovery and are well above-consensus at +5.3% in 2021 (consensus +3.8%) and +3.8% in 2022 (consensus +2.8%), followed by growth of +2.4% in 2023. In part due to this optimistic forecast for an economic rebound from the pandemic-induced recession, our 2021 earnings forecast is also above consensus.” – bto: nicht zuletzt wegen der Konjunkturprogramme und der Geldpolitik.
  • “Outside of economic activity, a weakening USD and slack in the labor market should support S&P 500 sales and margins, respectively. The US unemployment rate registered 6.9% in October, well above the estimated natural rate of unemployment (4.4%). Our top-down model demonstrates that a loose labor market is typically positive for earnings growth, as wage growth exerts limited pressure on margin growth. Our FX strategists expect the trade-weighted US Dollar is in a structural downtrend, which typically acts as a tailwind to S&P 500 revenues, particularly for international-facing sectors. Their FX estimates assume the USD weakens by 5% vs. the Yen (to 100) and by 6% vs. the Euro (to 1.25).” – bto: Die Margen setzen voraus, dass man Nachfrage auch bei stagnierenden Gehältern aufrecht erhält und der schwache Dollar mag ja nett sein für die USA – nur ist er nicht erfreulich für die Exportländer.
  • Aber generell wird ein besseres Wachstum erwartet. Auch für Europa, vor allem 2022.

Quelle: Goldman via Zero Hedge

  • Dabei weiß Goldman Sachs durchaus, dass die Aktien nicht billig sind. Nur im Vergleich zu den noch teureren Anleihen – sichtbar am “Yield-Gap” – sind Aktien noch relativ günstig …

Quelle: Goldman via Zero Hedge

Und wieso soll es noch weiter nach oben gehen? Genau: billiges Geld.

  • “The backdrop of low interest rates and subdued policy uncertainty that we anticipate during the next two years will be constructive for equity valuations. (…) Interest rates: We assume stable Fed policy and limited yield curve steepening. Given the Fed’s new average inflation targeting (AIT) framework and its forward guidance for the funds rate, Goldman Sachs Economics forecasts the first hike in the funds rate will not occur until 2025. We assume higher breakeven inflation will drive modest yield curve steepening as the ten-year US Treasury yield climbs from 95 bp today to 1.3% at year-end 2021 and 1.7% by the end of 2022. Diminished prospects of massive fiscal spending that might have occurred under a Democratic sweep coupled with extremely low bond yields globally will limit the rise in nominal US yields.” – bto: ein Traum. Geld bleibt so lange billig, dass alles nur teurer wird.
  • Equity risk premium: Improving growth expectations and falling uncertainty will compress the ERP. Our economists’ baseline forecast for fiscal stimulus and vaccine approval should drive an improvement in growth expectations, breakeven inflation, and consumer confidence, in turn pushing the ERP lower.” – bto: Zu den tiefen Zinsen kommen also auch noch geringe Risikozuschläge für Aktien.
  • “Under these conditions – and really Goldman will immediately flip its view as soon as the S&P tumbles because both JPM and Goldman have demonstrated that it is always and only price that sets the market narrative – Goldman forecast S&P 500 will rise by an additional 11% to reach 4100 by mid-year and end 2021 at 4300 (+5%; for a full-year return of 16% next year) and climb by 7% to reach 4600 by year-end 2022.” – bto: Und das ist ja erst der Anfang. Danach kommt die intelligente Lösung der Schuldenprobleme, das Wirtschaftswunder …

Quelle: Goldman via Zero Hedge

  • “To justify this berserk forecast which can only happen in a world where there is no business cycle and where (digital) money literally grows on magic money trees, Goldman writes that ‘the S&P 500 annual return has been between 10% and 20% roughly 25% of the time since 1982.’” – bto: was natürlich nicht ewig sein kann, wachsen doch die Gewinne strukturell nicht schneller als die Wirtschaft.

 

Quelle: Goldman via Zero Hedge

zerohedge.com: „‘It’s The Roaring ’20s Again’: Goldman Boosts Forecast, Now Sees S&P Hitting 4,600 In 2022“, 11. November 2020

Kommentare (57) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. foxxly
    foxxly sagte:

    @ tischer 13:18
    wieder ein versuch eine quatratur des kreises zu schaffen,- “unter bestimmten bedingen!?? NEIN, denn ein Kreditgeldsystem hat eine exonentialfunktion. ob es etwas langsammer oder schneller geht ist dabei egal. natürlich gäbe es regeln für ein langsameres zwangswachstum. die real-wirtschaft muss dabei stets mehr zurückzahlen, als sie kredit bekommt. sowas kann nie stabil sein.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ foxxly

      >NEIN, denn ein Kreditgeldsystem hat eine exonentialfunktion.>

      Die Exponentialfunktion kann UNTERBROCHEN, d. h. ausgesetzt werden durch ENTSCHULDUNG.

      Das kann durch Inflation, Schuldenschnitt oder Insolvenz erfolgen.

      Ob und unter welchen Bedingungen das eine oder andere erfolgt, ist offen und kann diskutiert werden.

      Aber NICHT, dass die Exponentialfunktion KONTINUIERLICH fortlaufend sein MUSS.

      Es gibt KEINE Quadratur des Kreises.

      Sie haben es immer noch nicht kapiert, kommentieren hier aber weiterhin unbedarft in die Landschaft.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ tischer
        bei einem schuldenschnitt und inflation, werden alle wirtschaftsteilnehmer ärmer. ja wachstum ist gebremst. wie lange? recht kurz, denn es folgen weitere kreditaufnahmen um wieder wachsen zu können. die verschuldung beschleunigt sich wieder.
        wie lange können sie dies fortführen?
        mit jeden schnitt, oder inflation erhöht sich die kreditaufnahme usw. bis es nicht mehr geht. sie landen genauso hart , wie ohne die zwischen schnitte!

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ tischer
        insolvenzen: was passiert dabei: der pleitier ist, wie auch immer, – nicht in der lage schneller zu wachsen, als seine belastungen sind. er verliert in der regel laufend an substanz. d.h. während dieses prozesses erringt die konkurenz marktanteil dazu. das heisst in der regel auch, dass deren verschuldung auch in etwa steigen. was der pleitier verloren hat, gewinnen die anderen hinzu. die gesamtbilanz der realwirtschaft steigt mit der pleite sogar.
        das einzige was bleiben kann ist, dass die banken durch unterdeckung des pleitiers, eine gewinnminderung erleiden könnten. dies hätte für die realwirtschaft keinen einfluss, oder nahezu.

    • Horst
      Horst sagte:

      Unbegreiflich, wie sich entgegen jeglicher wirtschaftshistorischer Evidenz der Mythos der goldenen 20iger halten kann, mithin seit nunmehr 100 Jahren.

      Antworten
      • Jo BEER
        Jo BEER sagte:

        Hi,
        ich fürchte, darauf ist die Antwort beschämend einfach: Weil danach die 30er kamen, und die MÜSSEN einfach als ein Niedergang des Vorigen betrachtet werden. In jeder Beziehung.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        Kommt immer auf die eigenen Prioritäten und den Vergleichszeitraum an.

        Noch eine Perspektive auf die “Goldenen 20er”: Wer in Berlin lebte und vielleicht ein bisschen pervers war, konnte in den 1920ern seine Neigungen viel ungestörter ausleben als nach 1933.

  2. JürgenP
    JürgenP sagte:

    @ Herr Selig, Herr M. & Herr Tischer,
    vielen Dank für Ihre Mühe, mir die Charttechnik näher zu bringen. Einen seriösen Charttechniker wollte ich nicht zu nahe treten oder gar beleidigen und ganz sicher gehört eine geschickte Charttechnik zu den wichtigen Tätigkeiten im Umgang mit viel Geld.

    Allerdings sehe ich Charttechnik wie Navigation eines Schiffes. Man kann sie nutzen um Gefahren abzuwehren oder ein Schiff auf die Klippen zu setzen, ganz nach Intention dessen, auf den sich die ganze Mannschaft verläßt. Kein Navigator riskiert mit seinem Kurs Leib und Leben, das dürfte klar sein. Allerdings kommt es auch bei ihm auf Kartenmaterial, Kenntnisse und Perspektive an. Meine Äußerung bezieht sich auf den letzten Punkt. Ich habe mir heute morgen die Chart angeschaut, genauer den betrachteten Zeitraum 2016 – 2024. Mag sein, dass bei Betrachtung dieses Zeitabschnittes die Charttechnik die beschriebenen Prognosen zuläßt.

    Schaue ich (Laie der Aktiencharttechnik) allerdings auf https://www.finanzen.net/index/s&p_500/seit1928
    den statistischen Kursverlauf sein 1928 an (kann man so einstellen), frage ich mich, welche FAZ-Charter am Werke sind. Das ist doch eine klassische Exponentialkurve – oder? Über Wirkungen von Exponentialverläufen ist heute doch jedes Schulkind bestens informiert. Selbst der Söder-Markus hat die Bevölkerung gestern noch in der Tagesschau vor diesem Phänomen gewarnt und sogar den heiligen Abend in der Kirche gestrichen. Ich meine, es ging um eine Mikrobe dabei.

    Nachdem ich gesehen habe, das wir es mit einem extremen Exponentialverlauf zu tun haben, fand ich die FAZ-Chartdiskussion gar nicht mehr lustig. Sie zeigt vielmehr (um im Schiffbeispiel zu bleiben), dass wir nicht nur einen „schuldenbesoffenen“ Bazooka-Finanzkapitän an Bord haben, sondern auch noch Navigationsanfänger, die Besatzung und Passagiere in Sicherheit wiegen, anstatt für höchste Alarmstimmung und Klarschiff der Rettungsboote zu sorgen. Rettungsboote ???

    Möglicherweise verstehe ich aber die Kurve falsch, ICH bin ja kein Aktienprofi. Der FAZ-Charter hat bestimmt Recht. Ich hoffe das sogar.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @JürgenP

      “Über Wirkungen von Exponentialverläufen ist heute doch jedes Schulkind bestens informiert. Selbst der Söder-Markus hat die Bevölkerung gestern noch in der Tagesschau vor diesem Phänomen gewarnt und sogar den heiligen Abend in der Kirche gestrichen. Ich meine, es ging um eine Mikrobe dabei.”

      Charttechnik am Aktienmarkt ist so ähnlich wie Kreditgeld. Sie funktioniert nur so lange, wie genug Marktteilnehmer daran glauben, dass sie funktioniert. Der Begriff ist überstrapaziert, aber Charttechnik ist wirklich ein “soziales Konstrukt”. Draus folgt allerdings auch, dass es sie nur dort geben kann, wo es Menschen gibt, die handeln und entscheiden.

      Glauben Sie, unser kleiner Freund Covid-19 hat irgendwo auch eine Charttechnik-Abteilung, schaut sich jeden Tag die Diagramme mit den Infektionszahlen an und denkt sich dann “oh, läuft super bullish, wir sind in einer steigenden Dreiecksformation und die 200-Tage-Durchschnittslinie steigt immer noch an”?

      “Nachdem ich gesehen habe, das wir es mit einem extremen Exponentialverlauf zu tun haben, fand ich die FAZ-Chartdiskussion gar nicht mehr lustig. Sie zeigt vielmehr (um im Schiffbeispiel zu bleiben), dass wir nicht nur einen „schuldenbesoffenen“ Bazooka-Finanzkapitän an Bord haben, sondern auch noch Navigationsanfänger, die Besatzung und Passagiere in Sicherheit wiegen, anstatt für höchste Alarmstimmung und Klarschiff der Rettungsboote zu sorgen.”

      Das hat auch noch andere Gründe. Exponentiell gewachsen sind seit seit 1928 (und auch schon jahrhundertelang vorher…) auch die weltweite Bevölkerungszahl und die weltweite Wirtschaftsleistung.

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        @ RO
        Exponentialwachstum oder -absturz gehört zum Leben, zur Natur, wie Covid-19 zur Volkswirtschaft. Man sollte sich hüten, das Phänomen sich verselbstständigen zu lassen. Das gelingt nur in der Anfangsphase und bedarf der rechtzeitigen Bereitstellung der richtigen Mittel. Dazu gehört auch das richtige Navigationssystem, die richtigen Leute, die auf kommende Situationen eingestellt (trainiert) sind, und konsequentes Handeln. FAZ-Hilfsnavigatoren mit ihrer Charttechnik als “soziales Konstrukt” zu verstehen, finde ich spannend.

      • markus
        markus sagte:

        @JuergenP:

        “Das gelingt nur in der Anfangsphase und bedarf der rechtzeitigen Bereitstellung der richtigen Mittel.”

        Das sehe ich genauso. Der Kapitalismus ist das perfekte System für die Anfangsphase, weil es selbstbeschleunigend ist. Der perfekte Anschubser. Das Problem das wir jetzt haben, ist, dass wir ein System haben, das auf exponentielles Wachstum baut, aber sowohl die physikalischen Resourcen, die Umwelt (und damit auch die Bevölkerungszahl) nicht mehr Schritt hält. Und in top kommt noch system-intern eine steigende Vermögensungleichheit, die das System ausbremst (die Erben sind nicht unbedingt die besten Investoren/Treiber). Nur billiges Geld kaschiert das alles.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP
        Zum Thema “Charttechnik als soziales Konstrukt”:

        Glauben Sie, dass charttechnische Phänomene auch dann beobachtbar wären, wenn es keine Charttechniker gäbe?

        Gilt das gleiche auch für Elektrotechnik?

        Da sehen Sie den Unterschied.

        @markus

        “Das Problem das wir jetzt haben, ist, dass wir ein System haben, das auf exponentielles Wachstum baut, aber sowohl die physikalischen Resourcen, die Umwelt (und damit auch die Bevölkerungszahl) nicht mehr Schritt hält. ”

        Wenn das stimmt, wieso wächst die Bevölkerungszahl vor allem in Asien und Afrika dann trotzdem immer weiter?

        https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/4/43/UN_DESA_continent_population_1950_to_2100.svg/512px-UN_DESA_continent_population_1950_to_2100.svg.png

        ” Und in top kommt noch system-intern eine steigende Vermögensungleichheit, die das System ausbremst (die Erben sind nicht unbedingt die besten Investoren/Treiber).”

        Wo ist das Problem? Wenn die Erben schlechte Investoren sind (und ich glaube auch, das sie das sind, insbesondere in der Milliarden-Erben-Kategorie), dann ist das ein tatkräftiger Beitrag zur Verringerung der Vermögensungleichheit.

      • markus
        markus sagte:

        “Wo ist das Problem? Wenn die Erben schlechte Investoren sind (und ich glaube auch, das sie das sind, insbesondere in der Milliarden-Erben-Kategorie), dann ist das ein tatkräftiger Beitrag zur Verringerung der Vermögensungleichheit.”.

        Prinzipiell ja, aber…

        Das Problem liegt darin, dass
        a) Geld / Vermögen == Macht –> Bankrotte werden verhindert, große Unternehmen werden bevorzugt
        b) Der Pool der Unternehmer immer kleiner wird (Vermögenskonzentration). Im übertragenen Sinne kann man da von Inzucht reden. Fähige Leute werden ausgebremst, weil ihnen das Kapital fehlt.

        Und hinzu kommt natürlich, das starke Ungleichheit, die Nachfrage abwürgt.

      • markus
        markus sagte:

        Oder anders ausgedrückt und provokant gefragt:

        Was soll an einem System, das schlechte Investoren bevorzugt und obendrein Ungleichheit produziert, so toll sein? ;)

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @markus

        Deshalb müssen wir mehr Kapitalismus wagen und schlechte Investoren gnadenlos pleite gehen lassen. Dann ist unser System super. Aber die, wie Sie sagen, “Inzester” aus Staat und Großkonzernen mögen diese Idee natürlich gar nicht.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 10:44
        werter herr ott: das system wird erst dann super, wenn.
        -der wachstumszwang gebändigt ist
        -wettbewerb möglich ist, aber es auch obergrenzen in einkommen und vermögen gibt
        -banken nur noch zahlstellen ohne eigen handel agieren dürfen
        ….. um nur einige wichtige parameter zu nennen!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        Ohne “Wachstumszwang” wäre auch unser Lebensstandard viel niedriger. Wollen Sie das?

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @markus: So wie ich den Kern des Kapitalismus verstanden habe, ist dort kein zwingender Wachstumszwang eingebaut. Wenn wir den Kern nehmen (aus Wikipedia):

        Allgemein wird unter Kapitalismus eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung verstanden, die auf Privateigentum an den Produktionsmitteln und einer Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt (Marktwirtschaft) beruht.[1] Als weitere konstitutive Merkmale werden genannt: die Akkumulation (für manche das „Herzstück“, Hauptmerkmal und Leitprinzip des Kapitalismus),[2] „freie Lohnarbeit“ und das „Streben nach Gewinn im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb“.[3]

        Der Knackpunkt ist sicherlich das Streben nach Akkumulation / Gewinn, was zum Wachstumszwang führen kann – aber nicht muss. Praktisch: Wie sieht es in einem stagnierenden Markt aus? Wenn dort einer wächst, dann schrumpft im gleichen Maße ein anderer. Dadurch kann sich ein homöostatisches Gleichgewicht einstellen.

        Der Wachstumszwang kommt also – so ich das verstehe und überblicke – nicht per se aus dem kapitalistischen Wirtschaften, sondern durch “Zins-Zwang” (Geldsystem ursächlich; siehe auch “Grundrecht auf Zins” lt. Verfassungsgericht, mit Grundrecht auf Zins kommt auf Grundrecht auf Zinseszins und damit exponentiell wachsende Vermögende – was nicht leistbar ist) und schlicht die menschliche Gier.

        “Wachstumszwang des Kapitalismus in einer endlichen Welt” scheint mir ein Meme zu sein, um einen Systemwechsel herbeizuführen.

        Klar ist, dass es ethisch verankerte Brems-Mechanismen braucht. Eine schöne Analogie, die ich neulich las: Kapitalismus funktioniert wie ein Garten. Es wächst und gedeiht von selbst, aber man muss trimmen und jäten, damit es keinen Wildwuchs gibt. Wildwuchs wäre z.B. das Beschädigen von Gemeingütern oder ruinöser Preiswettbewerb und systematisches branchenweites Lohndumping. (Komplexes Thema wegen Globalisierung. Schon klar.)

        @Jürgen P:
        Zum Thema Exponentialfunktion: Spannendes Grundsatzthema. Ungebremst gibt es die ja nicht in der realen Welt, sondern nur in der Mathematik. Wenn’s “gut” = stabil läuft, setzen irgendwann Bremskräfte ein und die Funktion entpuppt sich nach dem exponentiellen Anstieg als sigmoidale Funktion und wird flach (Gleichgewicht zwischen Wachstums- und “Schrumpf”-Kräften oder Grenzwerten). Ansonsten ist irgendwann irgendwas aufgebraucht und die Funktion stürzt auf 0 (Beispiele: Bakterienwachstum in Nährlösung oder nukleare Kettenreaktion).

        Früher oder später werden auch die realen (nicht nominale) Kurse durch diese Realität eingeholt. Hoffen wir auf eine sigmoidale stabile Funktion. Erwartbar ist m.E. aber auch, dass das nominale Scheinwachstum der Kurse in Währung sich davon nicht aufhalten lassen muss. Siehe Kursentwicklungen zu Hyperinflationszeiten. Ja, Sie haben recht: So eine Kurve sollte grundsätzlich nervös machen und die Frage aufwerfen? Wie lange geht das so weiter?

        @Hr. Ott: Danke für den Reminder mit dem globalen Wachstum. Man vergisst das leicht, wenn man sich immer ums Fiat-Geld dreht.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ 11:19
        ein wachstum durch arbeitsleistung und erfindungen, wäre die nachhaltig stabilste form!
        richtig, der durchschnitts-wohlstand würde vielleicht sinken, – wenn man die unvermeidliche pleite des kreditgeldsystem mit einbezieht, – oder vielleicht auch nicht?

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ thomas
        mit welcher finanzierung würde dieser idealisierte kapitalismus den arbeiten?
        m.m. der gewinn an sich führt noch nicht zu einem wachstumszwang, – vielmehr, wenn eine asymetrische verteilung von gewinn, sach- und geldwerten gegeben ist.
        allerdings, wenn dieser kapitalismus ebenso auf ein kreditgeld -system beruht, dann haben wir das gleiche wie heutzutage.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ alle

        Dem Kapitalismus als System ist Funktionalität zuzurechnen.

        Diese ist ABHÄNGIG von dem, was wir Menschen, die das System geschaffen haben, als IM System „gestaltender Faktor“ WOLLEN.

        Entsprechend unserem Wollen kommt der gegebenen Funktionalität des Systems ein ZWANG zu Wachstum zu; aber NUR dann, wenn wir Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit NICHT zulassen.

        Würden wir Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit zulassen, würde das Wachstum ins NEGATIVE fallen (Schrumpfung der Wirtschaftsleistung), weil a) weniger produziert würde und b) es Bürgerkriege und evtl. internationale Kriege gäbe, welche die Anzahl der Menschen verringern würden mit der Folge, dass noch weniger produziert werden müsste.

        Kurzum:

        Das kapitalistische System kann unter bestimmten Bedingungen – ABHÄNGIG von unserem Ansprüchen und unserem Verhalten – sich REGELND den Wachstumskurs verlassen.

        Praktisch ALLE Länder wollen – koste, was es wolle – um jeden Preis Pleitewellen und Massenarbeitslosigkeit verhindern, weil die Bevölkerungen dies NICHT akzeptieren würden anhand ihrer mit der Systementwicklung des Kapitalismus GEWACHSENEN materiellen Ansprüche.

        Daher gibt es einen GRUNDSÄTZLICHEN Wachstumszwang des gegebenen Systems, allerdings einen nach Ländern und Regionen unterschiedlichen.

        Die Parameter mit denen er begleitet wird, sind u. a. die, über die hier gestritten wird (Vermögensungleichheit, Geldpolitik der Notenbanken, Staatsaktivitäten etc.)

        Der Sozialismus als GESCHEITERTE Systemalternative:

        Man hat den Renditewettbewerb als im Kapitalismus motivisch induzierenden Treiber eliminiert. Das erfolgte durch Verstaatlichung des produktiven Sachvermögen.

        Ist das stabil gesichert, kann DIKTATORISCH bestimmt werden, dass es kein Wachstum mehr gibt.

        Dann gibt es aber auch NICHT den Wohlstand, den die Menschen mit Bezug auf das WACHSTUMSPOTENZIAL des Kapitalismus FORDERN.

        Bei einer entsprechenden Konstellation können wie geschehen Mauern fallen.

        BEIDE Systeme sind nach jeweiliger Lage der Dinge tendenziell INSTABIL.

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Von der Charttechnik zurück zur REALITÄT:

    Der Fußballspieler Diego Maradonna ist gestorben.

    https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/fussball-diego-maradona-ist-tot-17070668.html

    Daraus:

    >„Der argentinische Fußballverband und sein Präsident Claudio Tapia spüren tiefen Schmerz über den Tod unserer Legende, Diego Armando Maradona. Du wirst immer in unseren Herzen sein“, twitterte der Verband. Die argentinische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.>

    Dreitägige Staatstrauer für einen Fußballspieler in einem Land, das praktisch pleite ist.

    Ein Ruck geht durch Argentinien.

    Genau die Charttechnik der Aktienkurse für dieses Land beachten.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Dreitägige Staatstrauer für einen Fußballspieler in einem Land, das praktisch pleite ist.”

      Andere Länder, andere Sitten. Maradona hat als Nationalspieler ganz zweifellos herausragende Leistungen für Argentinien gezeigt. Das ist mehr, als man über so manch anderen hochoffiziell Betrauerten sagen kann. Und er ist eine einigende Figur für das Land – von denen gibt es nicht viele. Die Argentinier würden sich zum Beispiel erbittert über die Frage streiten, welche in den 1980er Jahren in dem Land aktiven Politiker überhaupt betrauernswert wären. Von außen darauf zu zeigen und darüber aus der deutschen Perspektive zu spötteln, ist immer ganz leicht.

      Warten Sie mal ab, was hier in Deutschland losgeht, wenn Angela Merkel – der Teufel möge ihr noch ein langes Leben schenken – eines Tages stirbt.

      Meine Prognose ist: Dann werden wir hier Szenen öffentlicher (und vor allem öffentlich-rechtlicher) Trauer erleben wie es sie zuletzt beim Tod Stalins im Ostblock gab.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Herr Ott

        Sie haben NICHT Recht mit Blick auf Argentinien und Maradona, könnten aber Recht haben mit Blick auf Frau Merkel, was die Trauerfeierlichkeiten anlangt.

        INSOFERN, aber NUR insofern:

        Andere Länder, dieselben Sitten.

        Was ich ausdrücken will:

        Die Bedeutung von Maradona ist KEINE, die für das Land RICHTUNGSWEISEND ist.

        Fernandez, der Präsident Argentiniens:

        „Du hast uns (!!) an die Weltspitze geführt.“

        UNS, das Pleiteland Argentinien an die Spitze von WAS geführt?

        Maradona war NUR eine Bestätigung dessen, was Argentinien „fühlt“, insofern PROJEKTION für das, was die Menschen eint, aber nicht mehr. Einen POLITISCH einigenden Willen hat Maradona nicht umgesetzt.

        Anders Frau Merkel:

        Sie hat die WIRTSCHAFTLICHEN Bedingungen unseres Landes BEEINFLUSST, wenn auch NUR – da gibt es kein Vertun – indem sie die Willensbildung des Volkes weitgehend umgesetzt hat.

        Unsere Bevölkerung weiß mit Blick auf der Realität bei weitem NICHT genug.

        Die Argentinier scheinen dagegen die Realität weitgehend aus dem Blick VERLOREN zu haben.

        Man kann es auch so sagen:

        Die Bevölkerungen haben sehr UNTERSCHIEDLICHE Auffassungen bezüglich dessen, was als Realität zu VERSTEHEN ist.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “‘Du hast uns (!!) an die Weltspitze geführt.’ UNS, das Pleiteland Argentinien an die Spitze von WAS geführt?”

        Na, Maradona hat Argentinien 1986 an die Weltspitze des Fußballs geführt. Ich glaube nicht, dass die Argentinier da noch irgendeine tiefere Interpretationsebene mit hineinlegen wollen. Argentinien geht es wirtschaftlich schlecht, da hilft die Erinnerung an einen der größten sportlichen Erfolge des Landes in den letzten 50 Jahren. Da finde ich die Argentinier deutlich sympathischer als das Geheule unserer Nationalspieler über angeblichen Rassismus, wenn sie sich zur Wahlkampfunterstützung mit Sultan Erdogan fotografieren lassen und dann dafür öffentlich kritisiert werden. Naja, vielleicht kriegt Özil ja eines Tages ein Staatsbegräbnis in der Türkei.

        Und falls Sie sich an dem Sprachduktus stören: Den kennen Sie doch noch aus Zeiten, als “die Mannschaft” noch die deutschen Nationalfarben trug und “Deutsche Fußballnationalmannschaft” hieß. Damals waren “wir” auch Weltmeister und Merkel ging sogar in die Mannschaftskabine und ließ sich mit den halbnackten Spielern fotografieren.

        “Wir” waren sogar mal eine Zeit lang Papst, erinnern Sie sich noch daran?

        “Die Argentinier scheinen dagegen die Realität weitgehend aus dem Blick VERLOREN zu haben.”

        Wenn wir schon beim Thema Realitätsverlust sind, hier ein viel schöneres Beispiel aus Deutschland. AKK gesteht ihre eigene Inkompetenz ein, hält das aber für wertvolle Unterstützung für die Frauenquote:

        “Ich bin Annegret Kramp-Karrenbauer und ich bin eine Quotenfrau und habe kein Problem damit.”
        https://twitter.com/CDU/status/1332037406019600385

  4. M. Kabir
    M. Kabir sagte:

    Stock analysts:
    A. Trump wins: “He is very good for capital market, stocks will go up next 4 years.
    B. Biden wins: ” Biden will work toward globalisation, stocks will go up next 4 years.”
    C. We have a market crash: “FED/ECB will print magic money, stocks must go up.”
    D. Economy is doing great: “Lets find a reason why FED/ECB should print some more money. stocks will go up”
    E. We have so much debts: “Lets find a way to vanish these Debts or prolong these 100 years in future. Stocks will go up”

    “FED/EZB Magische Geld Drücken” und “Schulden Manipulation” wird Endlos weiter gehen.
    Frage für “non-expert “wie ich:
    — Wenn Noten Banken endlos Geld drücken und Schulden Manipulieren kann, warum sollte man überhaupt Arbeiten :):)
    — Gibt es eine Physische Grenze für solche Geld Druckerei ?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @M. Kabir

      “Wenn Noten Banken endlos Geld drücken und Schulden Manipulieren kann, warum sollte man überhaupt Arbeiten :):)”

      Weil Sie das frisch gedruckte Geld vermutlich als einer der letzten in die Hände bekommen, nachdem es schon dafür gesorgt hat, dass die Preise ordentlich gestiegen sind.

      Das System versorgt die Seinen – nur wenn Sie keiner von denen sind, stellen Sie überhaupt solche ketzerischen Fragen. ;)

      Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      @M. Kabir

      Sie merken die Grenze, wenn Sie für Ihr Geld immer weniger bekommen. Desto schneller und spürbarer das wird, desto näher sind Sie der Grenze.
      Einige sagen als Faustformel, wenn die Zentralbank 100% des BIPs ihres Zahlungsraumes in der Bilanz hält. Ich weiß nicht ob das noch stimmt, weil die BIP – Berechnungen mir heute schon Züge von Voodoo zeigen. Und weil man normalerweise beginnt, in Fremdwährungen zu rechnen, aber die werten ja auch alle ab. Wenn Menschen ins Spiel kommen wird es komplex. Und in komplexen Systemen sind exakte Voraussagen unmöglich.

      Antworten
      • jobi
        jobi sagte:

        @Felix

        “Einige sagen als Faustformel, wenn die Zentralbank 100% des BIPs ihres Zahlungsraumes in der Bilanz hält.”

        Es hängt an der Qualität der Assets. 100% in Gold wären kein Problem :-)

      • Felix
        Felix sagte:

        @ jobi

        Stimmt natürlich. Kürzung von mir, da unsere Zentralbanken ja regelmäßig nur noch Schrott kaufen. Gold, entsprechend hoch bewertet, könnte einigen Zentralbanken den Hals retten. Der Rest sollte sich schon mal mit dem von Herrn Tisch avisierten Baseballschläger vertraut machen. Das wird nicht für alle gut enden können.

  5. Hans Severin
    Hans Severin sagte:

    Hallo Carsten Pabst,

    4200 Wochen zur Verfügung zu haben, vielleicht oder sicher für die hier Mitlesenden eher deutlich weniger, ist nicht furchtbar viel. Auf jeden Fall sollten sie gut angelegt im Sinne von genutzt sein, und einige der von mir gesammelten und angefügten Gedanken mögen dem ein oder anderen dabei helfen.

    Ich lese seit einiger Zeit immer wieder gerne diesen Blog, da das Leitthema “Geld” einen gewissen Focus und eine angenehme Sachlichkeit mit sich bringt. Hier nun einige Zitate:

    The average lifespan is 70 years. That’ s 25,550 days.
    How will you spend this one?

    When you know the greatest friend is always with you,
    inside you, that feels very good.

    Your actions have produced the results you see in your life right now.

    Experience the joy that’s within you

    Wish well-being to all those around you and to yourself.

    The root of anger resides in fear.

    To appreciate something takes more than just looking at it.

    Every step you take brings you closer to something.
    Do you know which way you are going?

    Being alive is an art.

    You may not be able to ward off others who attack you, but don’t attack yourself.

    Antworten
  6. JürgenP
    JürgenP sagte:

    @ DS
    „Der Charttechniker der F.A.Z. sah in seiner Kolumne in der vergangenen Woche den DAX vor einem möglicherweise historischen Ausbruch nach oben als Auftakt für einen mehrjährigen Bullenmarkt“.

    Leider verstehe ich nicht so viel von Ökonomie und Aktien. Was ist denn ein FAZ-Charttechniker?

    Ist das eine moderne Form von Seher / Druiden (Antike) oder Quacksalber (Mittelalter), der seinem Publikum – gegen Geld versteht sich – vor brodelnden, gelben, stinkenden Süppchen mit rauchigen Worten und ausladender Gestik erzählt, was sie am liebsten hören wollen?

    Können diese Leute wirklich mehr, als die ganze Scharr von Meteorologen mit all den Riesencomputern, welche am Ende einigermaßen sichere Wetterprognosen der nächsten 24 Stunden ausspucken und ansonsten nicht weiter als vielleicht 14 Tage im Voraus „sehen“, was da kommen wird?

    Wieso glaubt man diesen Stricheziehern überhaupt noch irgendwas?

    Vielleich wird ein historischer Abbruch der Charttechnik mit mehrjährigen Einsatz von Gehirn zum Denken gebraucht, um nun das zu tun, was Sie schreiben – und mir als ökonomischen Laien zumindest ansatzweise einleuchtet: Bereinigen von Unfug, Neuanfang, historisch einmaliger Einsatz von Vernunft & Sachverstand bei Entscheidern / Politikern …

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @JürgenP:

      Ich bin jetzt mal so frech und antworte einfach anstelle/für den viel beschäftigten Herrn Dr. Stelter in aller Kürze, der sich mit mehr Kompetenz eventuell später selbst noch äußert, was ein Charttechniker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung macht.

      Ein Charttechniker ist jemand, der die Kurse der Vergangenheit von Aktien oder ganzes Indizes wie dem DAX oder anderen gehandelten Papieren und Waren ansieht und versucht, daraus Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Das kann gut gehen, das kann schlecht gehen. Zukunftsprognosen wie mit einer Glaskugel sind damit nicht möglich, aber wenn beispielsweise der Kurs einer Aktie immer bei einer bestimmten Bewegung nach oben z.B. bei 80 € je Aktie stoppt, kann man z.B. vermuten, dass ein großer Aktionär seine Position schrittweise verkauft, wenn er dafür mindestens 80 € erhält. Garantiert ist das nicht, aber es ist ein Anhaltspunkt. Solche Informationen können als Anhaltspunkt hilfreich sein, ersetzen aber keineswegs andere Analysen wie z.B. eine Bilanzanalyse oder ermöglichen Wahrsagerei nach dem Motto: “zum Jahresende steht die Aktie bei 100 €”.

      Außerdem gibt es Charttechniker mit eigenen Interessen und solche ohne. Man sollte immer im Hinterkopf haben, dass z.B. der Chef des Charttechnikers evtl. die Aufgabe haben könnte, die untersuchte Aktie zu kaufen oder zu verkaufen. Und schon besteht die Gefahr, dass die “Analyse” in Wirklichkeit nur der Versuch ist, unbedarfte Kapitalmarktteilnehmer zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Jetzt ist ein Charttechniker einer Zeitung sicherlich unabhängiger als der eines Aktienfonds, aber ganz unabhängig ist er sicher auch nicht. Er wird es sich zweimal überlegen, zum Beispiel den Aktienkurs des größten Anzeigenkunden der Zeitung schlecht zu reden, denn dann könnte es sein, dass er einen Anruf von der Anzeigenabteilung bekommt, der nicht lustig ausfällt.

      Ich hoffe, dieser allererste Einstieg in das Thema hat Ihnen ein klein wenig geholfen.

      Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      @JürgenP: Chart-Technik hat tatsächlich ihre Berechtigung und ist nicht (immer) Kaffeesatzleserei. Aus verschiedenen Gründen:

      1. Es gibt in der Regel zugrundeliegende Faktoren, die zum Steigen oder Sinken von Kurse führen. Das führt zu Trends, um die herum Kurse schwanken. Z.B. gut geführte Unternehmen in Wachstumsmärkten; sieht man sehr gut an Chip-Herstellern. Die einfachste Chart-Technik ist das Trend-Following oder das Nutzen von Mean Reversion um einen Trend herum (kurzfristig über- oder unterkauft).

      2. Es gibt genügend Trader und Algos, die mit Chart-Techniken arbeiten. Wenn nur genug danach handeln, werden die Chart-Formationen relevant. Die scheinbar mysthischen Dinge wie Unterstützungslinien und Widerstandslinien gibt es tatsächlich. Man kann regelmäßig sehen, wie Kurse an diesen abprallen oder nach Durchbrechen beschleunigen.

      Noch ein dritter Punkt, der vermutlich schwächer sein dürfte als die anderen beiden, ist der Umstand, dass es zu Kursen eine Historie geben kann, die wiederum Verhalten auslösen kann. Als ein Beispiel: beim Absturz einer Aktie von z.B. 100 € auf 50 €. Die, die nicht rausgegangen sind, haben ein fettes Minus. Wenn die Aktie nun langsam auf 100 € wieder hochklettert, reduziert sich das Minus in deren Depot. Wenn sich nun der Kurs der 100 € wieder nähert, können solche Halter ihre Aktien verkaufen, um mit geringen Verlusten auszusteigen, wenn sie nicht mehr an den Titel glauben. Das führt dann wiederum zu Verkaufsdruck im Markt.

      Das schreibt hier übrigens kein Kaffeesatzleser, sondern einer, der das für kompletten Humbug hielt und sich von der gemessenen Realität hat überzeugen lassen…

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ JürgenP

      >Vielleich wird ein historischer Abbruch der Charttechnik mit mehrjährigen Einsatz von Gehirn zum Denken gebraucht … um … nun das zu tun, was Sie schreiben – und mir als ökonomischen Laien zumindest ansatzweise einleuchtet: Bereinigen von Unfug, Neuanfang, historisch einmaliger Einsatz von Vernunft & Sachverstand bei Entscheidern / Politikern …>

      Das EINE hat mit dem ANDEREN nichts zu tun.

      Die Charttechnik ist ein INTERPRETATIVES Verfahren, um Anlegern ORIENTIERUNG zu geben.

      „Bereinigung von … “ und „Einsatz von …“ sind von INTERESSEN getriebene Verfahren, um GESELLSCHAFTLICHE Veränderung zu bewirken.

      Antworten
  7. Lele Castello
    Lele Castello sagte:

    “Die goldenen zwanziger” entspricht dann wohl den Blasen erzeugenden Notenbanken (nicht unter staatlicher Kontrolle) vom Podcast letzten Sonntag. “Make volatility great again”

    Antworten
  8. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    @foxxly

    “in dieser phase dürften aktien einigermaßen die beste form eines inflationsausgleiches erfüllen.”

    Leider müssen Sie auch auf diese scheinbaren Gewinne 25% Kapitalertragssteuer (+”Solidaritätszuschlag”, + ggf. Kirchensteuer) bezahlen, sobald Sie die Aktien verkaufen, obwohl die nur durch die Inflationierung entstanden sind und es real gar keinen Wertzuwachs gab. Da hilft dann nur noch Wegziehen.

    “klar ist, das damit eine große aktienblase noch weiter aufgeblasen wird.”

    Nein, keine Aktienblase. Eine Geldentwertung.

    Antworten
    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ ott
      wenn klaus schwab WEF mehr weiss, oder recht haben sollte, dass wir 2030 nichts mehr besitzen, dann ist eh alle anstrenung umsonst??
      wachen wir dann im kommunismus auf??

      Antworten
      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @foxxly:

        “wenn klaus schwab WEF mehr weiss, oder recht haben sollte, dass wir 2030 nichts mehr besitzen, dann ist eh alle anstrenung umsonst?? wachen wir dann im kommunismus auf??”

        Zu Ihren Fragen:

        Wir wachen dann im Kommunismus auf, wenn wir es zulassen. Da muss halt jede und jeder durch sein Wahlverhalten, evtl. eigene politische Kandidatur, evtl. Parteimitgliedschaft, Bürgerentscheide, öffentliches Engagement, Konsumverhalten, etc. seinen Beitrag dazu leisten, dass wir nicht im Kommunismus aufwachen. Kommentierungen auf dieser Seite sind schon mal ein Anfang.

        Und was die Anstrengung betrifft. Das ist eine luxuriös-dekadente Frage. 5 ausgefallene Mahlzeiten und sie würden anders darüber schreiben. Versuchen Sie es mit Edelmetallen physisch (inkl. Silber wg. drohendem Goldverbot), Konservendosen, sinnvollen Investitionen (z.B. ein neues Dach oder Fenster, falls Sie in Ihrem alten Eigenheim wohnen), eine Fortbildung z.B. in IT-Fragen, eine Studienreise für Ihre Kinder, etc.

        Beim Margin Call werden Sie natürlich verlieren, aber die Frage ist, was, wieviel und mit welchen Methoden? Wenn es hoffentlich nicht zu Gewalttätigkeiten kommt, kann Ihnen das Wissen in Ihrem Kopf niemand wegnehmen. Und wenn Sie es schlau anstellen, sind ein paar Münzen im Garten vergraben auch eine Bank…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        Kommunismus von und mit Klaus Schwab und den globalistischen Großkonzernen, die das World Economic Forum sponsern? Das stelle ich mir eher grotesk vor, die Einzelteile der Ideologien passen einfach nicht zusammen. Da ist ja sogar eine Allianz aus Feministen und Islamisten noch plausibler…

        Wenn Klaus Schwab echten Kommunisten in die Hände fallen würde, würden die erstmal debattieren, ob sie ihn erstmal nur enteignen oder gleich erschießen:

        https://www.youtube.com/watch?v=fvVBzluldIo

        Die Davos-Männer (und Männ*innen) wollen etwas anderes. Herr Tischer würde deren gewünschtes System wahrscheinlich “interventionistischen Zentralismus” nennen und kann Ihnen selber beschreiben, was er sich darunter vorstellt.

        Ich verstehe die Ankündigungen vom “Great Reset” so, dass die am liebsten ein autoritäres System mit Planwirtschaft und technisch hochgerüstetem Überwachungsstaat hätten, wo das Privateigentum für den normalen Konsumpöbel gerne abgeschafft werden kann, es aber große Konzerne und deren Eigentum selbstverständlich weiter geben soll.

        Wirklich in sich schlüssig finde ich das ganze System nicht, mir ist zum Beispiel überhaupt nicht klar, welches Menschenbild sich hinter den als Utopie verkauften Ideen der Davos-Leute eigentlich verbirgt, aber vermutlich interessieren die sich für solche Details selbst nicht und suchen nur nach Vorwänden um ihren eigenen Einfluß im System zu stärken und gleichzeitig ihre mittelständischen und kleinunternehmerischen Konkurrenten plattzumachen. (Grüße an die “Corona-Einschränkungen”, die alle möglichen kleinen Händler treffen, Amazon aber nicht…) Dabei rechnen die Davoser offensichtlich mit Widerstand, und um den zu zerschlagen brauchen sie die Massenüberwachung und eine deutlich robustere Geheimpolizei als wir sie bisher in Europa und den USA kannten.

        Das ist kein besonders lebenswertes System, wenn Sie nicht gerade Führungskader einer der es beherrschenden Parteien oder Konzerne sind, aber Kommunismus ist es definitiv auch nicht.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Diejenigen, die die Idee “Ihr werdet nichts mehr besitzen und glücklich sein.” interessant finden, sollten zwei Fragen stellen:

        1. Von wem leihe ich die Sachen, die ich benutzen muss und möchte?
        2. Wer kontrolliert den Verleihprozess.

        Die Antworten auf diese beide Fragen klären auf, wem die Dinge faktisch gehören.

        Mit Bedacht (sic!) schreibe ich: In solch einem System ist jeder Bürger ein Sklave. Denn jemand, der in völliger wirtschaftlicher und rechtlicher Abhängigkeit von einem anderen Menschen lebt, ist das per definitionem. Und ob dieser andere Mensch nun faktischer Besitzer ist oder “nur” den “Willen” des Systems ausführt, kommt auf das Gleiche hinaus. Der Willen des Systems ist schließlich was? Menschengemacht!

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Thomas M.

        Ihre beiden Fragen sind absolut BERECHTIGT aus HEUTIGER Sichtweise.

        Ich unterstreiche daher Ihre Aussage:

        >Denn jemand, der in völliger wirtschaftlicher und rechtlicher Abhängigkeit von einem anderen Menschen lebt, ist das per definitionem.>

        ABER:

        Wenn man in einem ANDEREN System existiert, ist auch die Sichtweise ANDERS.

        Daher ist auch die DEFINITION ist eine ANDERE und folglich:

        Im ANDEREN System lebt NIEMAND in Abhängigkeit von anderen Menschen.

        Im anderen System lebt er von den GESELLSCHAFTLICHEN Zuteilungen.

        Das wird das VERSTÄNDNIS sein.

        Richtig ist allerdings:

        Es müssen Menschen sein – wer immer und welche immer –, welche die Zuteilungen ERWIRTSCHAFTEN.

        Zu anderen Systemen und dem BEWUSSTSEINSWANDEL in anderen Systemen, hier eine sehr ERHELLENDE TV-Dokumentation, die immer noch abrufbar ist:

        https://www.arte.tv/de/videos/074580-000-A/george-orwell-aldous-huxley/

        Bitte auch auf D. Trump achten, der in einer eingeblendeten Wahlrede sinngemäß gesagt hat:

        Nicht mehr Denken, nicht mehr die Sachverhalte überprüfen, sondern mir GLAUBEN.

        An die 50% der Bevölkerung der USA sind bereits auf diesem Trip.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Wenn man in einem ANDEREN System existiert, ist auch die Sichtweise ANDERS. Daher ist auch die DEFINITION ist eine ANDERE und folglich: Im ANDEREN System lebt NIEMAND in Abhängigkeit von anderen Menschen. Im anderen System lebt er von den GESELLSCHAFTLICHEN Zuteilungen. Das wird das VERSTÄNDNIS sein.”

        Jaja, das wäre das Argumentationsmuster aus der Propaganda der “Great Reset”-Utopisten. In Wirklichkeit müssen die erstmal den Nachweis erbringen, dass ihr anderes System, wo die Menschen ohne Eigentum nur von “gesellschaftlichen Zuteilungen” leben, überhaupt längere Zeit existieren kann, ohne zusammenzubrechen.

        Und wer genau bestimmt auf welche Art, wie “gesellschaftliche Zuteilungen” produziert und verteilt werden?
        Die großen Utopisten auf der linken Seite sind genau daran immer gescheitert. Die konnten nichteinmal den Sozialismus als Vorstufe zum Kommunismus zum funktionieren bringen, der brach immer zusammen, was dann damit gerechtfertigt wurde, das da die wissenschaftliche Lehre von Marx offensichtlich nicht richtig umgesetzt wurde.

        Ein auf Sklaverei basierendes System ist da sicher stabiler. Aber schon aus Branding-Gründen muss unbedingt verschleiert werden, dass hinter der “Du wirst nichts mehr besitzen und glücklich sein”-Utopie in Wirklichkeit Sklaverei steckt. Sonst drehen die Ethno-Marxisten in den USA durch, diese Pille wird “Black Lives Matter” ganz bestimmt nicht schlucken.

        “‘Nicht mehr Denken, nicht mehr die Sachverhalte überprüfen, sondern mir GLAUBEN.’ An die 50% der Bevölkerung der USA sind bereits auf diesem Trip.”

        Das würde ich auch so einschätzen. Aber ich denke dabei an diejenige Bevölkerungshälfte, die sich ihre tägliche Gehirnwäsche von den Haltungsjournalisten bei CNN und der New York Times verpassen lässt.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        @Hr. Tischer und Hr. Ott: Hatte auf Antworten auf den Pass gehofft. Danke!

        …aus der heutigen Sichtweise… stimmt. Meine implizite Ablehnung, durch den Status “Sklave” ausgedrückt, basiert auf dem heutigen bzw. einem liberalen Wertesystem, zu dem Selbstbestimmung als erstrebenswert gehört.

        Kann man (ich/wir mit ähnlichen Werten) nur hoffen, dass a) genug Leute auf Zack sind, hinter solch ein Marketing zu gucken und b) das System in sich kollabieren würde bzw. gegenüber freiheitlichen Systemen ökonomisch zurückfällt.

        Link gucke ich mir mal an… Die Klassiker werden sukzessive … realitätsnäher.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >In Wirklichkeit müssen die erstmal den Nachweis erbringen, dass ihr anderes System, wo die Menschen ohne Eigentum nur von „gesellschaftlichen Zuteilungen“ leben, überhaupt längere Zeit existieren kann, ohne zusammenzubrechen.>

        Nein.

        Die müssen und werden keinen Nachweis erbringen.

        Sondern:

        Der NACHWEIS des SCHEITERNS wird in der REALITÄT erfolgen, wenn eine hinreichende Menge von Menschen – erstmal nur Wähler, später möglicherweise auch solche mit Baseballschlägern – die Gestalter des neuen Systems in die Schranken weisen.

        Es wird nicht abstrakt, sondern auf ERFAHRUNG hin entschieden.

        Da bin ich mir ganz sicher.

        Interessant in der verlinkten Sendung ist auch der kurze Bezug zu China.

        Da scheint man bereits in einer Entwicklung zu sein, die sowohl von Orwell wie auch von Huxley schon eine Menge hat.

        Nur:

        Die sind NICHT aus der Situation gestartet, aus der wir bereits starten bzw. starten würden:

        Aus einer auch bei aller Unterschiedlichkeit von Vermögen und Einkommen UMFASSENDEN WOHLSTANDSGESELLSCHAFT.

        Das ist m. A. n. ein gravierender Unterschied:

        Bei uns geht es um WOHLSTANDSVERLUSTE für fast alle, in China um WOHLSTANDSGEWINNE für zumindest die Allermeisten.

    • Horst
      Horst sagte:

      “Ich verstehe die Ankündigungen vom „Great Reset“ so, dass die am liebsten ein autoritäres System mit Planwirtschaft und technisch hochgerüstetem Überwachungsstaat hätten, wo das Privateigentum für den normalen Konsumpöbel gerne abgeschafft werden kann, es aber große Konzerne und deren Eigentum selbstverständlich weiter geben soll.”

      Stimmen Ihnen zu, dergestalt verstehe ich die Wunschvorstellungen des WEF, wie von D.T. vorgetragen in Richtung eines interventionistisch geprägten, zentral gelenkten Staatsapparates nach chinesischem Vorbild.

      Das dahinterliegende Menschenbild (sog. “Konsumpöbel” ohne Besitz (nicht Eigentum)) ist meiner Auffassung nach zutiefst malthusianisch motiviert.

      Komme nicht umhin, festzustellen: Der Mensch als Träger von Informationen ist die (4.) industrielle Revolution (von der Precht spricht) in einem System von vielfältigen Überwachungsgestaltungen und daher der MEGATREND (mehr als der des Klimawandels und der Energiewende).

      Übrigens: Was hat eine große “philanthropische” Stiftung zwischen den global agierenden (rendite-orientierten) Unternehmen verloren?

      https://www.weforum.org/organizations/bill-melinda-gates-foundation

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        “Das dahinterliegende Menschenbild (sog. „Konsumpöbel“ ohne Besitz (nicht Eigentum)) ist meiner Auffassung nach zutiefst malthusianisch motiviert.”

        Nein, wenn die Freunde des “Great Reset” tasächlich Malthusianer wären, dann würden sie direkt die Kontrolle des Bevölkerungswachstums angehen, vor allem in den Teilen von Afrika und Asien, wo ein Großteil dieses Wachstums gerade passiert. Genau darüber wird aber nicht gesprochen.

        Ich glaube eher, das sind Machiavellisten und ihr Gerede von der Utopie der eigentumslosen Gesellschaft in der angeblich alle glücklich sein werden, soll ein paar Idioten aus dem linksgrünen Spektrum für ihre Ideen begeistern damit die dann auch die Überwachungsstaat-Elemente schlucken. In Wirklichkeit geht es um nichts anderes als um mehr Einfluß für die Davos-Clique selbst.

        Die Davoser Idee, dass diese Gruppe am besten weiß, wie man die begrenzten Ressourcen der Erde verwaltet und verteilt (inklusive des angeblichen “CO2-Restbudgets”), klingt vielleicht malthusianisch, aber tatsächlich hat der Ressourcenverwalter und -verteiler die Macht über alle anderen. Wenn sich die hirnrissige Idee vom CO2-Restbudget tatsächlich durchsetzt, dann hat der Ressourcenverwalter sogar die Macht, darüber zu bestimmen, wer wie viel fossile Energie wofür einsetzen darf. (Den Grünstrom könnten sie per “Smart Grid” ja sowieso jederzeit abstellen, wenn jemand nicht spurt und wenn gerade welcher verfügbar ist.) So eine Machtfülle hatten die Fürsten im Mittelalter und die Sklavenhalter in welcher Epoche auch immer nie, damals konnten sich die Leibeigenen in ihrer Freizeit zumindest noch ein Feuer machen, um sich an ihm zu wärmen. Das wäre dann bald extrem kriminell und verstöße gegen die CO2-Auflagen, Feinstaub-Auflagen und Social-Distancing-Auflagen. ;)

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Carsten Pabst

      “An der Börse ist alles möglich, auch das Gegenteil”

      Stimmt ja alles, aber gerade bei der sympathischen Großbank Goldman Sachs sollte man Folgendes nicht vergessen:

      Wenn die blutsaugenden Kraken von Goldman irgendwelche Kaufempfehlungen veröffentlichen, dann bedeutet das meistens, dass sie die Wertpapiere selbst schon in ihren Büchern haben und jetzt ein paar Idioten (“muppets”) suchen, die den Goldman-Empfehlungen vertrauen und sie ihnen abkaufen.

      So gesehen wäre das ein Verkaufssignal insbesondere für den S&P 500, wegen offensichtlicher Überbewertung. Da kann der Schäuble schon mal die Spikes aufziehen, könnte nächstes Jahr rutschig werden.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @Richard Ott
        Jeder Verkäufer preist das an, was er verkaufen will. Dürfte beim Metzger Ihres Vertrauens auch nicht anders sein ;)

        Ansonsten noch als Ergänzung zu dem Zitat von Herrn Pabst:
        1) „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“
        und
        2) “Goldman will immediately flip its view as soon as the S&P tumbles because both JPM and Goldman have demonstrated that it is always and only price that sets the market narrative”

        Es gibt hier nichts zu sehen… gehen Sie weiter

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @troodon

        Tja, die meisten Leute machen halt den Fehler, einen Verkäufer mit einem Berater zu verwechseln. Aber nur im Finanzbereich. Deshalb heißt es einerseits “Bankberater”, aber andererseits “Wurstfachverkäufer”, obwohl beides Verkäufer sind. (Und der Wurstfachverkäufer die einfacher zu verstehenden Produkte hat…)

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        #Wurstberater

        Ich war mit den Beratungen beim Metzger rückblickend fast immer zufrieden. Kann ich von den (wenn auch sehr wenigen) Finanzberatern, die ich getroffen hab, nicht unbedingt sagen. Da schmeckten die Produkte im Nachhinein nie so recht und einmal hat man sogar Steak gegen Gammelfleisch ausgetauscht (alter Bausparvertrag) :)

  9. foxxly
    foxxly sagte:

    nun, welche wirkliche alternative hat der anleger heute noch? aktien scheint die beste aller alternativen zu sein.
    sie werden kräftig steigen, nicht wegen einer “super”-konjunktur, sondern wegen der hohen liquidität in anlage-markt.
    in dieser phase dürften aktien einigermaßen die beste form eines inflationsausgleiches erfüllen. also die reale kaufkraft wird sich durch die kurssteigerung nicht wesentlich erhöhen; – sondern gut erhalten lassen.
    wer hier nicht erfolgreich ist, oder nicht in aktien investiert, der verliert stärker.
    klar ist, das damit eine große aktienblase noch weiter aufgeblasen wird.

    Antworten
    • Felix
      Felix sagte:

      @ foxxly

      Bisher war es so, dass Aktien bei Inflation ohne Crash zwar steigen, von Gold und Silber aber deutlich übertroffen werden. D.h.: besser erst Gold kaufen und bei Abflauen der Inflation wieder in Aktien tauschen. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass Sie keine Pleitekandidaten dabei haben.

      Antworten
      • Carsten Pabst
        Carsten Pabst sagte:

        Hallo Felix,
        also wenn ich eins weiß, dann ist es die Erkenntnis, das ich nichts weiß!
        Wie soll ich schlauer sein, als der Markt?! Wann ist der Zeitpunkt gekommen, Gold zu kaufen?
        War er evtl. schon, kommt er wieder? Wann kommt die Inflation, kommt sie überhaupt? Nur weil jeder
        davon ausgeht, bedeutet das nicht, das es inflationär wird.
        Kann durchaus sein, es spricht einiges dafür.
        Und wenn sie dann evtl. da ist, wann verkaufe ich meine Gold- und Silbermünzen, oder meine Minenfirmen?! Klingelt Yellen als evtl.zukünftige Finanzchefin der USA an meiner Haustür und kündigt eine Zinserhöhung an, auch wenn sie zum heutigen Zeitpunkt
        schwer vorstellbar ist?!
        Was mir aber bewußt ist: Unsicherheit ist Bestandteil des Marktes. Wie kann ICH ihr begegnen: In dem ich
        breit streue. Qualitätsaktien, eigene Immobilie, Bestand an Edelmetallen im Freilager oder Zuhause, kurzfristige Anleihen,
        Kryptowährungen, Fremdwährungen, Konto in Kanada, Norwegen oder weiß der Kuckuck.
        Investitionen in die Nachbarschaft und das soziale Umfeld, Investieren in die Weiterbildung der Kinder und einem selbst,
        sehr viel Reisen wenn es wieder möglich ist, Entwicklungshilfe betreiben.
        Für den Fall, dass Währungen kollabieren, Tauschmittel wie Nägel, Schrauben, Bretter, Fahrradschläuche,
        Hochprozentiges (evtl. wie stelle ich es her), Tabak horten.
        Nebenbei wissen, das die Kartoffel nicht auf dem Baum wächst und eine schöne Streuobstwiese anlegen/ pflegen.
        Dann sind sie gewappnet! Suchen Sie sich etwas aus.
        Geht der Finanzmarkt den Bach runter, kriegen wir Inflation oder Deflation, ich habe NULL Ahnung.
        Mir ist aber bewusst, dass mich das Finanzamt nicht vergisst und das ich im Schnitt ca. 4200 Wochen zur Verfügung habe,
        um das Beste daraus zu machen. Komme, was da wolle.
        Freundliche Grüße
        Carsten Pabst

      • Felix
        Felix sagte:

        @ Carsten

        Das unterschreibe ich alles. Dennoch sehe ich es als sehr sinnvoll an, nun die Edelmetalle nun zu forcieren. Selbst wer denkt, dass es kein Problem gibt, sollte immer 10-20% seines Vermögens in Gold halten. Eben weil man nichts vorhersagen kann und weil man ebenso weiß, dass Katastrophen passieren.
        Die Kursrendite wäre in den letzten 20% schon fast 10% p.a. gewesen und hätte somit jeden Index geschlagen. Mit Timing konnte das natürlich jeder verbessern oder verschlechtern. Mir scheint, dass wir jetzt an dem Punkt sind, an dem man sagt (aus Sicht von Goldeigentümern): “Das Beste kommt zum Schluß.”.
        Aber das kann ich natürlich nicht beweisen, noch nicht einmal in vernünftiger Zeit erläutern. Ich kann nur sagen, dass mein Timing auf einer Mischung aus Geschichte, Psychologie und Logik besteht und mir seit 1977 beste Dienste erwiesen hat.

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