“Japanese employers struggle to fill jobs”

Heute Morgen habe ich die Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt vor dem demografischen Niedergang  diskutiert. Nun der Blick auf Japan, wo der demografische Niedergang mit zehn Jahren Vorsprung schon läuft. Die FINANCIAL TIMES (FT) fasst die Entwicklung sehr interessant zusammen. Ich denke, es ist wie eine Beschreibung unserer Zukunft:

  • “Shortages of drivers, construction workers, shop clerks, chefs and carers have become the number one issue for business across Japan as the population ages and the economy enjoys a sixth year of growth under prime minister Shinzo Abe. Mr Abe’s stimulus programme, dubbed ‘Abenomics’, has seen the BoJ purchase financial assets equal to 100 per cent of Japanese economic output, delivering a weaker yen and a drop in the unemployment rate to 2.5 per cent.” – bto: Jetzt müssen wir natürlich damit rechnen, dass unsere Wirtschaft nicht so boomt, wenn die Demografie voll zuschlägt, was zu einem anderen Bild führen würde.
  • “(…) highlights a paradox: for all the intense shortages of blue-collar staff, there is little upward pressure on wages or prices, which the Bank of Japan is counting on in order to hit its 2 per cent inflation target.  Scheduled cash earnings fell 0.9 per cent compared with a year ago, according to health ministry data released on Friday. Even adjusting for a known data problem leaves anaemic wage growth of 0.5 per cent. After two decades of deflation, Japanese companies, it seems, will try anything rather than pay more.” – bto: was auch damit zu tun hat, dass sie sich nicht trauen, die Preise zu erhöhen.
  • “(…) companies want to replace labour with capital. (…) Supermarkets (…) are investing in machinery to make logistics more efficient and weighing cuts to opening hours and holiday trading. (…) In Japan, (…) Hiring only gets harder and no matter how severe the labour shortages there is little appetite among businesses to buy growth with higher wages.” – bto: Automatisierung als Antwort, ebenso die Vorsicht bei der Erhöhung der Löhne. Hier könnte es bei uns anders aussehen. Darauf wetten würde ich aber nicht.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Japanese employers struggle to fill jobs”, 13. Mai 2019

Kommentare (4) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. S. Winkler
    S. Winkler sagte:

    Nun kann man 600 Jahre in der Geschichte zurück gehen. In Zeiten der Pest starben ca. 30-50 Prozent der Bevölkerung. Die Felder mussten trotzdem bestellt werden. Dies war nur möglich mit Neuerungen in der Technik.
    Ich vertraue im Demographieproblem auf eine neue Innovationswelle. Die Arbeiter werden zu teuer. (Angebot Nachfrage Prinzip. Ebenso höhere Mindestlöhne unterstützen diesen Prozess.) Blöd nur wenn man nicht die passenden Ingenieure und Entwickler hat und sich stattdessen Gerber und Taxifahrer anlacht, die tatsächlich die negativen Effekte eines Mindestlohn zementieren.
    Wenn jemand die Arbeitswelt weiter technisiert, dann doch wohl die Japaner?

    Antworten
  2. Skeptiker
    Skeptiker sagte:

    Ich würde das nicht als Paradoxon beschreiben, sondern als Trilemma. Es werden folgende Aussagen/Handlungsoptionen vorgestellt: (a) “intense shortages of blue-collar staff”, (b) “little upward pressure on wages or prices” und (c) Japan ist eine Marktwirtschaft. Nicht alles kann geleichzeitig zutreffend/wählbar sein.

    Also liebe Arbeitgeber, trocknet eure Tränen und findet eine Lösung. Handlungsoptionen gibt es noch genug, worüber Herr Stelter auch orakelt.

    Man sollte auch wissen, dass die Japaner auch bei zwei Jahrzehnten Stagnation die Arbeitslosigkeit nie sonderlich hoch haben steigen lassen – im Gegensatz etwa zu uns. Japan war in der Vergangenheit schon erheblich anders als Europa, deswegen ist das wahrscheinlich nur eine sehr ungenaue Beschreibung unserer Zukunft.

    Antworten

Ihr Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreibe einen Kommentar zu S. Winkler Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.