Inflation und der Output-Gap

Die Diskussion über Inflation oder anhaltende deflationäre Tendenzen hält an. Das Flossbach von Storch Research Institute ergänzt diese mit einer interessanten Betrachtung:

  • “Einige Ökonomen sehen in der Deflation die eigentliche Gefahr, andere verweisen auf die massive Ausweitung der Geldmenge und den stetigen Anstieg der Vermögenspreise als Anzeichen für eine zunehmende Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Verbraucherpreisinflation. Wird es wieder zu einer Inflation kommen? Die Antworten kommen vor allem aus zwei unterschiedlichen Erzählrichtungen.” – bto: Es lohnt sich, diese nachzulesen.
  • “Das vor allem in akademischen Diskussionen und bei Zentralbanken vorherrschende Narrativ basiert auf der Vorstellung, dass in Rezessionen mit aggressiven monetären und fiskalischen Impulsen die aggregierte Nachfrage gesteigert und das BIP wieder auf sein Potenzial zurückgeführt werden kann, d. h. das ‘Output-Gap’ geschlossen wird. Das Produktionspotenzial ist eine Schätzung des Produktionsniveaus, das erreicht werden würde, wenn Arbeit und Kapital mit ihrer maximalen tragfähigen Rate beschäftigt wären. Die Inflation würde nach dieser Ansicht zunehmen, wenn die Politik die Gesamtnachfrage ‘zu weit’ anheben und das BIP über sein Potenzial treiben würde.” – bto: Da wir weit vom Potenzial entfernt sind, droht auch keine Gefahr von der Inflationsfront.
  • “(Außerdem) wird davon ausgegangen, dass die Zentralbanken in der Lage sind, die Inflation durch eine Straffung der Geldpolitik zu senken, ohne die wirtschaftliche Erholung zu gefährden. Solange die Inflationserwartungen verankert bleiben, besteht das größere Risiko darin, dass das reale BIP nicht zu seinem Potenzial zurückkehrt und eine Deflation (nicht Inflation) auftritt. Derzeit liegt das reale BIP in den USA und der Eurozone weit unter dem vom Congressional Budget Office (USA) bzw. von der OECD (Eurozone) geschätzten Potenzial und daher ist in der Output-Gap-Erzählung die Deflation das größere Risiko.” – bto: Man kann sicherlich sagen, dass die Wirtschaft in Europa unter dem theoretischen Wert liegt, während die Wirtschaft in den USA nach den Maßnahmen der Regierung sehr schnell Richtung Überhitzung laufen könnte. Interessant auch, wie lange die deutsche Wirtschaft unter dem Potenzial verharrte in den letzten Jahren nach der Finanzkrise:

Quelle: FvS

  • “Die Fähigkeit der Zentralbanken zur Feinjustierung der Inflation ist ein wichtiger Baustein in der Output-Gap-Erzählung. Obwohl sie ihre Inflationsziele über viele Jahre verfehlt haben, sind die Zentralbanken nach wie vor zuversichtlich, dass sie einem Überschießen der Inflation entgegenwirken können. Eine steigende Inflation würde einfach signalisieren, dass der konjunkturbereinigte natürliche Zinssatz gestiegen ist. Die Leitzinsen würden einfach folgen, ohne Spannungen zu erzeugen. Da die Inflation über viele Jahre hinweg unter dem Inflationsziel lag, bestehe zudem nun die Möglichkeit, frühere Unterschreitungen auszugleichen.” – bto: Das ist kritisch zu sehen. Denn steigende Zinsen kann das hoch-geleveragte System nicht verkraften. Deshalb werden die Zinsen tief gehalten, was dann perspektivisch zu höheren Inflationsraten führt.
  • “In der ‘monetaristischen’ Sichtweise ist eine höhere Inflation das Ergebnis eines höheren Geldmengenwachstums. Der starke Anstieg der Geldmenge hat daher zu Sorgen über steigende Inflationsrisiken geführt. Die liquide Geldmenge (money with zero maturity MZM) in den USA ist seit Januar 2020 um 30 % gestiegen, und das Geldmengenaggregat M1 (Summe aus Bargeldumlauf und Sichteinlagen) ist im Euroraum um 15 % gestiegen. Der Anstieg ging nicht mit einem vergleichbaren Anstieg der Nachfrage einher, die durch von der Regierung verhängten Lockdowns gedämpft wurde. Ein Teil der Geldliquidität hat die Nachfrage nach Vermögenswerten erhöht und die Vermögenspreise in die Höhe getrieben. Wenn die Pandemie abklingt und die Menschen zu ihrem normalen Leben zurückkehren, dürfte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wieder anziehen. Das Angebot an Waren und Dienstleistungen müsste genauso stark steigen wie die Ausgaben, oder die Zentralbanken müssten überschüssige Geldbestände abziehen, wenn sie nicht wollen, dass ‘zu viel’ Geld ‘zu wenige’ Güter nachfragt.” – bto: In der Tat stellt sich die Frage, ob das Angebot schnell genug wächst.
  • (Kritiker dieser Sicht verweisen darauf, dass) Prognosen einer höheren US-Inflation den Rückgang der Geldumlaufgeschwindigkeit und des Geldmultiplikators (Verhältnis von Geldmenge zur Geldbasis) ignorierten. Es stimmt zwar, dass diese Verhältnisse bis zur Pandemie im Trend gesunken sind, doch die starken Rückgänge seither spiegeln kaum Veränderungen in der Geldnachfrage und Geldschöpfung der Banken wider. Sie sind das Ergebnis der Zentralbankpolitik und werden kaum nachhaltig sein, wenn sich die Wirtschaft wieder normalisiert.” – bto: Das ist auf jeden Fall zu hoffen.
  • “Die Vertreter des monetaristischen Narrativs sind nicht nur skeptisch, dass Zentralbanken in der Lage sind, eine Feinsteuerung der Geldpolitik vorzunehmen, sondern auch in Bezug auf ihren politischen Handlungsspielraum für eine geldpolitische Straffung, wenn normale Bedingungen zurückkehren. Die Staatsverschuldung stieg während der Pandemie massiv an, während die Zinssätze sanken. Dies wäre ohne die monetäre Finanzierung der Staatsverschuldung durch die Zentralbanken nicht möglich gewesen. Eine Rückführung der überschüssigen Liquidität durch den Verkauf der Staatsanleihebestände der Zentralbanken würde zu einem sprunghaften Anstieg der Zinssätze führen. Höhere Zinsen würden jedoch die Zahlungsfähigkeit vieler Kreditnehmer gefährden, die Preise von Vermögenswerten nach unten drücken und die Staatshaushalte in die Enge treiben.” – bto: richtig. Es würde zum Kollaps der Vermögensmärkte führen und dann in der Tat den deflationären Schock auslösen, vor dem wir uns zu Recht fürchten.
  • “Historische Evidenz zeigt, dass ‘Haushaltsdefizite, die durch monetäre Expansion finanziert werden, tendenziell inflationär sind’. In der Tat hat in allen Friedensszenarien von Inflation und fiskalischer Expansion der letzten zwei Jahrhunderte in den Industrieländern eine anhaltende Staatsverschuldung Druck auf die Zentralbanken ausgeübt, eine inflationäre Geldpolitik zu verfolgen. Die Zentralbanken standen unter ‘fiskalischer Dominanz’. (…) Es ist unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken in der Lage wären, dem daraus resultierenden Inflationsdruck entgegenzuwirken. Andy Haldane, Chefvolkswirt der Bank of England, zitierte kürzlich F. A. Hayeks Vergleich der Inflationskontrolle mit dem Fangen eines Tigers am Schwanz. Zu diesem Kunststück werden Regierungen und Zentralbanken wohl kaum in der Lage sein.” – bto: Sie werden es nicht einmal probieren, so meine Einschätzung.

flossbachvonstorch-researchinstitute.com: „Inflationsnarrative bestimmen das Schicksal der Zentralbanken“, 9. März 2021

Kommentare (24) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Bauer
    Bauer sagte:

    Am besten an den Knöpfen abzählen oder eine Margerite pflücken und entblättern:

    Inflation kommt, ein bißchen, gar nicht, dafür kommt Inflation, ein bißchen, nichts von allem.

    Antworten
    • Farmer
      Farmer sagte:

      @Bauer
      Vielleicht off Tonic!?
      Hallo Herr Bauer,
      ich habe am Wochenende nochmals das monetäre Endspiel II gelesen, das damals sehr viel Zuspruch erhielt. Was hat sich seitdem aus Ihrer Sicht geändert oder gelten Ihre damaligen Feststellungen unverändert?
      Mit freundlichen Grüßen Farmer

      Antworten
    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @Bauer:
      Ich würde anders zählen: sie kommt nur bei den Vermögenswerten, sie kommt überall, Vermögenswerte, überall, Vermögenswerte, überall,…

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Finke-Röpke

        Die kommt überall, aber merkeltreue Rentner und grünfreundliche deutsche Staatsangestellte im “Homeoffice” werden es als Letzte merken…

        Da ist die Bild-Zeitung schon weiter:

        “Noch im Dezember kostete eine Dachlatte pro Meter 46 Cent, jetzt mehr als 1 Euro.”
        https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/baeume-gehen-nach-china-und-in-die-usa-dachdecker-schlagen-alarm-holz-wird-ratio-76270002.bild.html

        In den USA haben sich die Preise für Bauholz am Terminmarkt übrigens in den letzten 12 Monaten mehr als vervierfacht.

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 08:02 Holzpreise:

        und, wie üblich kommt beim erzeuger (hier waldbauern) nur eine kaum merkbare preiserhöhung an.
        die holzpreise beim waldbauern sind kaum kostendeckend.
        was läuft hier schief?

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        Sind Sie Waldbauer?

        Ich bin nicht im Holz-Business, aber wenn die Preise für Baumstämme niedrig sind, jedoch die Preise für Holzbretter gleichzeitig durch die Decke gehen, dann deutet das auf einen Engpass bei den Sägewerken hin. Oder vielleicht bei den Chemikalien, die man für die Weiterverarbeitung des Holzes braucht, zum Beispiel Klebstoffen?

        Würde mich trotzdem sehr interessieren, wie viel Kunden in den USA für eine große Exportladung Baumstämme aus Deutschland bieten würden…

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 08:56
        …… soweit ich mitbekommen habe, wird von den amerikanischen Markt/Händlern, alles gekauft, insbesonders Holzplatten.
        USA hat anscheinend Probleme mit Kanada, bei der Holzversorgung etc.

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Richard Ott:

        Dachlatten sind nicht das einzige. Kunststoffrohre, Balkongeländer, Wärmedämmplatten, usw. Ein Verwandter von mir ist in der Baubranche und inzwischen den halben Tag damit beschäftigt, Material zu besorgen statt das bestellte Material zu verbauen. Am interessantesten finde ich inzwischen die von ihm beschriebenen Kontingentlösungen. Er bestellt 200 Meter Material und bekommt 80 geliefert. Die anderen Stammkunden auch. Was macht man jetzt damit? Den Auftrag anfangen in der Hoffnung, dass der Rest schon mal geliefert wird? Den Auftrag stornieren und Material für einen kleineren Auftrag sammeln? Vogelwild!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Finke-Röpke

        “Ein Verwandter von mir ist in der Baubranche und inzwischen den halben Tag damit beschäftigt, Material zu besorgen statt das bestellte Material zu verbauen. Am interessantesten finde ich inzwischen die von ihm beschriebenen Kontingentlösungen. Er bestellt 200 Meter Material und bekommt 80 geliefert. Die anderen Stammkunden auch. Was macht man jetzt damit?”

        Auch hier ist die DDR mal wieder nicht nur Deutschlands Vergangenheit sondern auch Vision für seine Zukunft:

        Man kauft natürlich so viel Material, wie man kriegen und irgendwo lagern kann! Inkusive Dingen, die man eigentlich gar nicht sofort braucht. Und dann kann man mit anderen auf dem Schwarzmarkt tauschen und sich das organisieren, was man tatsächlich benötigt. Wenn ich tatsächlich 200 Meter Material brauche, muss ich also 500 Meter bestellen, dann bekomme ich auch 200 geliefert und nicht bloß 80. Mit dem Rest kann ich dann tauschen, wenn er irgendwann kommt. (Funktioniert natürlich nicht, wenn der Lieferant auf 100% Vorkasse besteht und auch nicht, wenn es 100.000 verschiedene Produkte und Farben gibt, aber das könnte man doch alles sowieso mal vereinheitlichen “fürs Klima”… )

        So funktioniert Mangelwirtschaft in der Praxis.

  2. Alexander
    Alexander sagte:

    Der Staat kann nur Kosteninflation entfachen, vgl. Energiewende, Gleichstellung + xyz… Bisher wurde jede Kosteninfla durch Globalsierung kompensiert, was sogar zusätzliches Potential (Nutzungsänderung v. Grundstücksflächen) für Vermögenspreisinflation schuf.

    Der Stoff der Vermögenspreisinflation war Geldpolitik für private Verschuldung bis zur Überschuldung der privaten Nachfrager – wegen dem inländischen Anlagenotstand von Niedrigsrentabilität.

    Trifft staatliche Kosteninflation auf Überschuldung wirken die staatlichen Massnahmen deflationär, weil es keine Fluchtmöglichkeiten gibt. Altenative Anlagen entfallen für immobiles Vermögen, eine Anlageflucht zerstört alle betroffenen Märkte*.

    Den durch Kosteninflation und Globalisierung erworbenen Fachkräftemangel werden weder Politik noch Private ändern solange diese Tätigkeiten unrentabel sind, der Nachschub an billigen qualifizierten Arbeitskräften aus Migration schwindet.

    Wie der Markt die Belagerung durch politische Verordnungen einer Inzidenzpandemie verarbeitet – bleibt offen. Die Kostensteierungen werden konsumtiv eingespart werden müssen, weil es nicht so aussieht als ob der Gesamtmarkt erhebliches Preissteigerungspotential hat, vgl. Überschuldung, staaltiche Kosteninfla, Globalisierung.

    Die Pandemie verstärkt Firmenaufgaben aus Rantbilitätsgründen/Altersgründen ohne dass es Interesse an Fortführung gäbe.

    Die Vergangenheit holt alle Betroffenen ein, man erntet jetzt die politische Saat und kein Gesetz ändert etwas an der verschwendeten Dekaden.

    *kommt es zur panischen Anlageflucht kündigt sich das Ereignis inflationär an bis die Märkte crashen. An Liquidität mangelt es nicht …

    Antworten
    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      @ Alexander
      “Den durch Kosteninflation und Globalisierung erworbenen Fachkräftemangel werden weder Politik noch Private ändern solange diese Tätigkeiten unrentabel sind, der Nachschub an billigen qualifizierten Arbeitskräften aus Migration schwindet.”

      Wenn ich das richtig interpretiere, meinen Sie, dass es einen Fachkräftemangel nur deshalb gibt, weil sich keine Fachkräfte zu Niedriglohnbedingungen finden. Dies erscheint richtig. Ferner ist der Begriff Fachkräftemangel zweifelhaft, da Industriefirmen in der Regel Bewerber über 50 J. nicht mehr einstellen. Es gibt also keinen Fachkräftemangel, sondern Einstellungsunwilligkeit. Nach der Pandemie sollte hierfür eine ehrliche Lösung gefunden werden, die Verrentung.

      “Die Pandemie verstärkt Firmenaufgaben aus Rantbilitätsgründen/Altersgründen ohne dass es Interesse an Fortführung gäbe.”

      Dies ist das Gute an der Pandemie, dass Firmen ausscheiden, die keiner benötigt.

      Ich gehe aber davon aus, dass zunächst wegen des jetzt fehlenden Konsums, eine inflatorische kurze Welle erfolgt, die dann wieder abebbt.

      Langfristige staatliche Investitionen werden nur langsam eine inflatorische Wirkung entfalten, da große Infrastrukturprojekte sicherlich über Jahre hinweg abgearbeitet werden müssen. Die Globalisierung wird ebenfalls dafür sorgen, dass die Inflation nicht weiter fortschreitet.

      Energiewende und Großindustrie funktioniert nicht, da das Grundlastproblem bisher nicht gelöst ist. Die Ideologen der Grünen können dies auf absehbare Zeit nicht ändern.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Gnomae

        Die Nachkommen minder bezahlter demnächst verrenteter Fachkräfte bevölker(te)n die Universitäten und erlösen die stillen Reserven aufgegebener Familienunternehmungen durch Verkauf.

        Betrifft alle Handwerke, Gastronomie, Dienstleistungen – und zwar auch dann wenn der Markt nach diesen Leistungen schreit.

        Warum? Weil Preiserhöhungen = deutliche Einkommenssteigerungen durch die staatliche Kosteninflation (EkSt, Soz.Beiträge, etc.) legal aufgefressen werden. Gröbere Preiserhöhungen führen zum Boykott durch unverändert preisbewußte Kunden, die alternativ verzichten oder auf notwendigstes reduzieren, vgl. Wartungsstau Kfz Werkstätten, Heizungen, Bausubstanz….= DIY Pfusch.

        “Dies ist das Gute an der Pandemie, dass Firmen ausscheiden, die keiner benötigt. ” 😂

        “Langfristige staatliche Investitionen werden nur langsam eine inflatorische Wirkung entfalten”😂😂

        Außer Bau / digitaler Konsumerelektronik / Rüstung – hat der Staat kaum Möglichkeiten inflationär zu investieren.
        Warum?
        Weil man in sämtlichen Sektoren seiner hochentwickelten Ökonomie nicht unternehmerisch tätig sein kann und Ideen am Betongold kleben.

        Dafür ruiniert man seine Bildungsniveaus, Digitalisierung an Schulen: https://www.bitchute.com/video/hPtxqDn5nFNB/

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Gnomae

        >> “Langfristige staatliche Investitionen werden nur langsam eine inflatorische Wirkung entfalten …”

        So ist es wenn man an die Länge der Genehmigungsverfahren denkt. 3 bis 5 Jahre sind ds doch das mindeste. Und einstweilen, was?

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Output-Gap-Inflation:

    >Die Inflation würde nach dieser Ansicht zunehmen, wenn die Politik die Gesamtnachfrage ‘zu weit’ anheben und das BIP über sein Potenzial treiben würde.” – bto: Da wir weit vom Potenzial entfernt sind, droht auch keine Gefahr von der Inflationsfront.>

    So ist es, abgehakt.

    >“Historische Evidenz zeigt, dass ‘Haushaltsdefizite, die durch monetäre Expansion finanziert werden, tendenziell inflationär sind’…Es ist unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken in der Lage wären, dem daraus resultierenden Inflationsdruck entgegenzuwirken.>

    RICHTIG – wenn es Inflationsdruck GIBT.

    Das „Resultieren“ muss erst einmal anhand eines MECHANISMUS, der für HEUTIGE und ZUKÜNFTIGE Bedingungen gilt, dargelegt werden.

    Die zwei Fragen, die zu beantworten ist:

    a) die klassische Frage:

    Wie wirken sich die Sozialstaatstransfers aus auf die Nachfrage?

    Beispielhaft USA:

    Werden die Biden-Schecks, die an die Haushalte ausgereicht werden, für KONSUM ausgegeben oder für den SCHULDENABBAU eingesetzt?

    Das hat im letzten Podcast auch R. Bachmann gefragt.

    Gilt nicht in gleichem Maß für uns, aber tendenziell auch, wobei Schuldenabbau durch Ersparnisbildung ersetzt werden muss.

    b) die „neue“ Frage:

    Wie wirken sich die massiven AUSGABEN des Staats für die Energiewende aus?

    Hier ist zum einen die Nachfrage nach INVESTITIONEN für erneuerbare Energie bzw. Einsparungen an Energieverbrauch zu sehen und zu andern, die damit verbundenen KOSTENSTEIGERUNGEN, die durch den STAAT auf die Verbraucher umgelegt werden.

    Was sind die EFFEKTE?

    Die Investitionen haben bisher auf den Arbeitsmarkt nicht so durchgeschlagen, dass es zu spürbaren Lohnsteigerungen gekommen wäre.

    Das kann sich DEUTLICH ändern, wenn ZWANGSMASSNAHMEN wie Gebäudesanierungen rechtlich verfügt werden, die angebotsseitig von Handwerk z. B. wegen Facharbeitermangels nicht mehr wie nachgefragt zu leisten sind. Die Rationierung erfolgt über steigende Preise.

    Die Verbraucher haben BEREITS Kostensteigerungen hinnehmen müssen – beispielsweise die kontinuierliche Steigerung der Strompreise -, ohne sie diese durch Lohnsteigerungen hätten kompensieren können.

    Das hat eher deflationär gewirkt.

    Dies kann sich ändern, wenn der Staat seine Geldtransfers an die Haushalte auf ein neues NIVEAU hebt – Stichwort BGE, bei den Grünen schon Programm –, um mehr AKZEPTANZ für eine sich im Parteienwettbewerb überbietende Energiewende zu erlangen.

    Fazit:

    Verbraucherpreisinflation ist – vorerst – nicht in Sicht, wenn man davon ausgeht, dass der Nachfrageschub nach Aufhebung des Lockdowns nur temporär ist.

    Mittel- und Längerfristig kann das ganz anders aussehen.

    Die USA werden vorgeben, wie sich die Dinge entwickeln:

    In absehbarer Zeit wieder eine extrem NIEDRIGE Arbeitslosigkeit UND eine massive STEIGERUNG der Nachfrage (Erneuerung der Infrastruktur, erneuerbare Energie), auch wenn diese über Jahre gestreckt wird.

    Diese KOMBINATION deutet eindeutig auf INFLATION durch LOHNSTEIGERUNGEN.

    Aus meiner Sicht ist lediglich der VERLAUF ungewiss.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “wenn es Inflationsdruck GIBT.”

      Ein nicht ganz unbekannter Investor namens Warren Buffett bestätigt ganz emphatisch, dass es welchen gibt, zumindest bei den paar kleinen Unternehmen, an denen er über Berkshire Hathaway so beteiligt ist:

      WARREN BUFFETT: “Let me answer that, then Greg can get more into that. We’re seeing very substantial inflation – it’s very interesting. I mean, we’re raising prices. People are raising prices to us. And it’s being accepted. Take home-building. I mean, you know, the cost of– we’ve got nine home builders in addition to our manufactured housing operation, which is the largest in the country.

      So we really do a lot of housing. The costs are just up, up, up. Steel costs, you know, just every day, they’re going up. And there hasn’t yet been because the wage– the wage stuff follows. I mean, the– the UAW writes a three-year contract, we got a three-year contract. (…)”

      https://www.zerohedge.com/markets/costs-are-were-seeing-substantial-inflation-admits-surprised-warren-buffett-powell-yellen

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        “Calling the economy “red hot”, he credited – who else? – still the same Fed and federal government for – just like 2009, or the thirties and forties – “rescuing” the system but in so doing putting it in danger of having done too much.

        That may be true (at least for the federal government; the Federal Reserve, I suppose, might reach some theoretical limit for its puppet shows but that’s a trivial curiosity more than anything), but it needn’t be inflationary. It hadn’t been during or after the thirties and forties, and it sure hasn’t been since August 2007 and for countries all around the globe (global money, after all).”

        https://alhambrapartners.com/2021/05/03/is-warren-buffett-beautiful/

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >That may be true (at least for the federal government;…>

        Das gigantische Staatsdefizit, das die Biden-Regierung generiert, kann OHNE jeden Einfluss der Fed auf die Märkte von DIESEN finanziert werden (bei/mit normaler Geldpolitik, d. h. ohne QE)?

        Ja – meint Snider (implizit).

        M. A. n. liegt er damit voll daneben.

        Wenn die gesamte VERSCHULDUNG, also nicht nur die des Staats MEHR wächst als die das GDP, dann nimmt die QUALITÄT des NEU generierten Kollaterals ab und irgendwann gibt es einen Kollaps im Interbankenhandel, weil bei sich verschlechterndem Kollateral die Bonität sinkt und man sich nicht mehr gegenseitig vertraut bzw. das gewachsene Risiko durch hohe Zinsen vergüten lässt.

        Heißt:

        Der Staat kann sich NICHT mit einer beliebig WACHSENDEN Verschuldung finanzieren; jedenfalls dann nicht, wenn das WIRTSCHAFTSWACHSTUM zu gering ausfällt.

        Die private Sektor kann zwar sehr weit mitgehen, aber in diesem Fall NUR dann, wenn die Fed ihn als „lender of last ressort“ sichert.

        Das geschieht bereits.

        >but it needn’t be inflationary.>

        Die Position kann man haben.

        Aber man kann sie NICHT so BEGRÜNDEN, wie Snider sie begründet, nämlich:

        >It hadn’t been during or after the thirties and forties, and it sure hasn’t been since August 2007 and for countries all around the globe (global money, after all).”>

        Was macht Snider so SICHER, dass die NÄCHSTEN Jahrzehnte genauso wie das letzte verlaufen werden?

        Er weiß es nicht, kann es nicht wissen.

        Er EXTRAPOLIERT, was angesichts der Energiewende und der Verschuldungszunahme mehr als FRAGLICH ist.

        Unterm Strich:

        Schwach.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        Hier, was die Finanzministerin sagt:

        https://www.marketwatch.com/story/yellen-says-interest-rates-may-have-to-rise-somewhat-to-keep-economy-from-overheating-11620143233?siteid=bigcharts&dist=bigcharts

        >In an interview with the Atlantic that was recorded Monday and aired Tuesday, the Treasury chief said, “It may be that interest rates will have to rise somewhat to make sure that our economy doesn’t overheat, even though the additional spending is relatively small relative to the size of the economy.”>

        Wie passt ÜBERHITZUNG mit relativ GERINGEN Zusatzausgaben des Staats (bezogen auf das GDP der USA) zusammen?

        Meine Meinung:

        Die USA werden sich schnell in Richtung Vollbeschäftigung bewegen.

        Das führt zu – vielleicht – noch maßvollen Lohnerhöhungen.

        Und dann kommen eben noch die „geringen Zusatzausgaben“ oben drauf, was die Nachfrage im Arbeitsmarkt verstärkt und die Arbeitskosten inflationstreibend nochmals verstärkt.

        Fazit:

        Biden kann NICHT ohne zumindest indirekte Hilfe der Fed die riesigen Staatsdefizite finanzieren und die massiven Projekte des Staats werden NICHT ohne Inflation zu realisieren sein.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Stöcker

        “That may be true (at least for the federal government; the Federal Reserve, I suppose, might reach some theoretical limit for its puppet shows but that’s a trivial curiosity more than anything), but it needn’t be inflationary. It hadn’t been during or after the thirties and forties, and it sure hasn’t been since August 2007 and for countries all around the globe (global money, after all).”

        In den 1930er und 1940er Jahren gab es in den USA kaum Inflation, weil auf die Große Depression der 2. Weltkrieg mit Kriegswirtschaft und der Rationierung von Lebensmitteln und Treibstoffen folgte…

        Und seit 2009 haben wir eine massive Inflation bei den Asset-Preisen, und zwar global.

  4. Johannes Baare
    Johannes Baare sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,

    hatten Sie Gelegenheit, sich mit dem Research von Jeff Snider vertraut zu machen? Dieser bezweifelt grundsätzlich den Einfluss der Notenbanken auf Geldmenge und Zinsentwicklung – inflationär wie deflationär. Allein dass die BOJ kürzlich den 20. Geburtstag ihrer QE-Maßnahmen begehen konnte, ohne die Inflation nachhaltig zu beleben, sollte m.A.n. tatsächlich stutzig machen. Illustrativ dazu der verlinkte Artikel von Jeff Snider (https://alhambrapartners.com/2021/04/28/another-hundred-trillion-for-the-library/). In einem Ihrer Podcasts hat Prof. Werner in eine ähnliche Richtung argumentiert und auf die statistisch erwiesene Unwirksamkeit der Geldpolitik der EZB hingewiesen.

    Da ich kein Fachmann bin, würde mich interessieren, was Sie davon halten. Wäre es im Lichte dessen möglicherweise nicht viel erkenntnisreicher, wirtschafts- und geldpolitische Entwicklungen weniger “zentralbankzentriert” zu deuten und zu kommentieren?

    Ich bin gespannt auf Ihr Feedback!

    Antworten
  5. Dr. Gerald Baumann
    Dr. Gerald Baumann sagte:

    Die Inflationisten und die Deflationisten haben beide Recht. Wir befinden uns bereits in einer gespaltenen Welt. Die Asset-Preisinflation ist schon lange im Gange und wird durch die nicht mehr steigerbaren Zinsen auf Dauer weiterlaufen. Die Verbraucherpreise sind dagegen eher deflationär. Ein Angebots-Schock wird es nicht geben. Die Wirtschaft wird sich pandemiebedingt anpassen, was kurzfrsitig vielleicht zu leichten Preissteigerungen führt. Auf lange Sicht schlägt die Demographie zu und die Verbraucherpreise sind eher deflationär. Auch dabei wird es Ausnahmen geben, z.B. Medizinprodukte.

    Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    >>Wenn die Pandemie abklingt und die Menschen zu ihrem normalen Leben zurückkehren, dürfte die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wieder anziehen. Das Angebot an Waren und Dienstleistungen müsste genauso stark steigen wie die Ausgaben, oder die Zentralbanken müssten überschüssige Geldbestände abziehen, wenn sie nicht wollen, dass ‘zu viel’ Geld ‘zu wenige’ Güter nachfragt.” – bto: In der Tat stellt sich die Frage, ob das Angebot schnell genug wächst.<<

    die denkweise ist offensichtlich scheinbar immer, von der angebotsseite her?

    dies würde voraussetzen, dass der konsument stets zahlungskräftig ist.

    ist das wirklich der fall?

    die masse hat in relation weniger kaufkraft als vor corona, auch wenn sich ein gewisser nachfragestau ergeben hat.
    wenn durch die produkt-teuerung (mit und nach corona) die BIP-summe erreicht würde, dann bedeutet dies eine massive weitere entreicherung der masse stattfindet und die nachfrage anschließend wegkippt .

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “die masse hat in relation weniger kaufkraft als vor corona, auch wenn sich ein gewisser nachfragestau ergeben hat.”

      Das Problem scheint mir eher zu sein, dass viele Leute mehr Freizeit als vorher haben, aber ihnen nicht viele lohnende Freizeitbeschäftigungen offen stehen. Und das bei ungefähr gleich gebliebenen Einkommen.

      Weniger Kaufkraft? Das kommt erst später… der erleichterte Zugang zum derzeit auch noch großzügigeren Kurzarbeitergeld soll ja sogar bis Ende 2021 verlängert werden. ;)

      https://www.zeit.de/news/2021-05/02/scholz-will-leichteren-zugang-zu-kurzarbeitergeld-verlaengern

      Wäre übrigens ein großer Erfolg für Scholz, damit hat er das Problem voraussichtlich bis zum absehbaren Ende seiner Zeit als Minister vom Tisch, das ist ja quasi wie eine Lösung. Also zumindest für ihn persönlich…

      Antworten
  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “Das Produktionspotenzial ist eine Schätzung des Produktionsniveaus, das erreicht werden würde, wenn Arbeit und Kapital mit ihrer maximalen tragfähigen Rate beschäftigt wären”

    Der eingebundene Chart ist sehr interessant. Ihm zufolge hätte die deutsche Volkswirtschaft von 2000 bis 2002 und von 2006 bis 2008 mehr produziert als es “Produktionspotential” hatte.

    Da sieht man, was die den “Output-Gap”-Betrachtungen zugrundeliegenden Schätzungen des “Produktionspotentials” tatsächlich wert sind.

    Ich glaube, es ist in der Output-Gap-Argumentation in der Praxis viel simpler: Wenn die Regierungen eine Rechtfertigung für mehr Gelddrucken haben und Inflationsängste beschwichtigen wollen, dann werden die “Schätzungen des Produktionspotentials” von CBO und OCED entsprechend angehoben, sodass eine schön große Output-Lücke entsteht…

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