Die nächste Phase der Krise wird ein soziales Desaster

Zum Zirkus gehören auch die Zuschauer. Deshalb ist es wichtig, dass die Medien auch ausgiebig aus Davos berichten. Dabei gibt es natürlich auch das eine oder andere Interessante; in diesem konkreten Beispiel nicht so sehr, was gesagt wird, sondern wer es sagt. So berichtet der Telegraph von den Äußerungen von Axel Weber (ehemaliger Bundesbank-Chef und jetzt Chairman der UBS) und Ray Dalio (Hedgefonds-Milliardär, hier schon mehrfach zitiert. Immer sehenswert: → “How the economic machine works” ).

Beide zeigen sich besorgt mit Blick auf den Zustand des Weltfinanzsystems:

  • We’re moving into difficult territory. Inflation could be the big surprise of this year, said Axel Weber, chairman of UBS and former head of the Bundesbank. Mr Weber said central banks are coping with the aftermath of an unprecedented monetary experiment that they do not fully understand whatever they assert publicly and the reversal of emergency policies may prove much harder to handle than supposed. At some point the inflexion point will come, he said (…).” bto: eine Aussage, die man ernst nehmen muss und die zeigt, wie fragil das Welt-Finanzsystem ist.
  • “Ray Dalio, the founder of Bridgewater, said a surprise surge in rates at this late stage of the cycle would puncture the boom and set off an abrupt repricing of the global asset universe. (…) The sensitivity to a rate change is greater than before. It is very high, he said, warning that the US is hitting capacity constraints and risks overheating. The Trump tax cuts and spending plans are further juicing the economy at the wrong moment. A weaker dollar at this time adds more stimulus. We’re adding stimulus on stimulus, he said.” bto: Es ist schon so, wie ich vor der US-Wahl vorhergesagt habe. Trump will die USA aus der Eiszeit bomben, koste es, was es wolle.
  • “Quantitative easing lifted the economy through a different mechanism, by boosting financial markets a wealth effect from gains in equities, bonds and property. People have been lulled into complacency, forgetting what will happen when normal conditions return. We’re now switching back on the credit and interest rate channel. I would not be sure that central banks can manage this, sagte Weber. bto: Ich denke auch, dass wir diesmal im Markt spielen, “this time it is different, the central banks” retten alle.
  • “Mr Weber flagged concerns that the international dollar swap lines used by central banks to prevent a financial collapse in 2008 and 2009 may not be so freely available when the next downturn hits. Central banks really need to think about this, he said.” bto: auch, weil u. U. eine protektionistischere US-Regierung gegen die Hilfe wäre.
  • “The worry is that global debt levels have jumped by 51 percentage points to a record 327pc of GDP since the Lehman Brothers crisis, so the system is essentially more fragile, even if banks are supposedly safer. The real issue is how we are going to end this cycle. Can we have a soft landing? asked Min Zhu, the former deputy chief of the IMF and the People’s Bank of China.” bto: Auf jeden Fall sollten wir es uns wünschen!
  • “Mr Dalio summed up the pervasive worry of Davos veterans as the global expansion nears old age: the authorities have run out of monetary and fiscal ammunition if anything now goes wrong, and the fragile societies may start to crack in another economic downturn. It won’t be a pretty picture, he said.” bto: Das ist auch meine Sorge. Mehr als vor allen  finanziellen Erschütterungen stehen wir vor einem sozialen Schock ungeahnten Umfangs.

→ The Telegraph: “Inflation shock is a mounting danger, warn finance chiefs in Davos”, 26. Januar 2018

Kommentare (34) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Stefan K.
    Stefan K. sagte:

    Jetzt habe ich viele interessante Kommentare lesen dürfen. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass hier aus der Perspektive der „Glücklichen“ und „Gewinner“ das Thema betrachtet wird. Deutschland hatte in 2017 ca. 4,3 Mio. Hartz IV Empfänger und 2,3 Mio. Arbeitslose. Das halte ich jetzt schon für ein soziales Desaster.

    Somit dürfte die „nächste Phase der Krise“ ein noch größeres soziales Desaster – wie auch immer es ausgeprägt sein mag – darstellen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Das halte ich jetzt schon für ein soziales Desaster.>

      Wenn Sie schon das für ein soziales DESASTER halten, dann – allerdings – stellt die nächste Phase der Krise nichts mehr dar.

      Ich weiß nicht, wer dann noch die Kraft und den Willen hat, die Scherben aufzusammeln.

      Einfach etwas mehr REALISMUS.

      Das heißt schließlich nicht, dass alles hinzunehmen ist.

      Antworten
      • Gregor_H
        Gregor_H sagte:

        Sind ” … ca. 4,3 Mio. Hartz IV Empfänger und 2,3 Mio. Arbeitslose …” in einem der wohlhabendsten Länder der Welt etwa KEIN soziales Desaster?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Gregor_H

        Nein, definitiv nein.

        Wenn doch, wäre nahezu die ganze Welt weit mehr als ein soziales Desaster mit natürlich deutlicher weniger Wohlstand als wir, aber Zuständen, die nicht mehr in Worte zu fassen sind.

        Es müsste dort überall Bürgerkrieg geben.

        Man muss nichts schön reden, aber schon einen Sinn für Realität entwickeln.

        Bei uns verhungert niemand und manche könnten arbeiten, um sich etwas dazu zu verdienen, es aber nicht tun – ich bin jetzt ganz vorsichtig – die Umstände nicht so sind oder ihnen nicht so erscheinen, dass sie es müssten.

        Wenn hierzulande der Realitätssinn sich nicht oder nicht hinreichend entwickelt, wird man vergessen können, was Zivilisation ist.

      • Gregor_H
        Gregor_H sagte:

        @Tischer

        Pardon, aber Ihre Antwort ist zum Teil Lari-Fari:
        1.) Stefan K. schreibt über Zustände in Deutschland und nicht über solche in Afrika. Und für Deutschland sind die benannten Zahlen DEFINITIV eine soziale Schande.
        2.) Soziale Schande in Deutschland beginnt nicht erst beim Verhungern!

      • Walter Roth
        Walter Roth sagte:

        Herr Tischler……….
        Tja, die Krise die kommen könnte, ….eher wird, die dürfte alles was untauglich sich selber seines Lebens zu erwehren, aussortieren.
        Damit müssen wir klarkommen, so oder so.
        Nur so werden wir Europäer gesund.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Gregor_H

        Erst einmal sollten Sie verstehen, dass Zahlen bestenfalls – wenn sie richtig abbilden – eine Aussage bezüglich eines Sachverhalts sind, hier über die Anzahl der Hartz IV-Empfänger und der Arbeitslosen.

        Zu sagen, dass der Sachverhalt, auf den sich diese Zahlen beziehen, ein DESASTER sei, ist hingegen ein WERTURTEIL.

        Wir haben beide eines abgegeben:

        Für Sie sind die Zahlen ein Desaster, für mich nicht.

        Ich habe BEGRÜNDET, warum ich mein Werturteil für vertretbar bzw. richtig halte mit dem VERWEIS auf andere Länder, wobei ich die Situation in diesen Ländern einbezogen habe.

        Sie verteidigen Ihre Sicht damit, dass Sie

        a) einen Vergleich mit anderen Ländern nicht zulassen, sondern die Situation in Deutschland als absolut darstellen (Fakt = Bewertung)

        und

        b) sagen, womit soziale Schande NICHT beginnt.

        Ihr a) ist nicht hilfreich, weil es sich einer Bewertung verweigert.

        Ihr b) ist irrelevant für eine Bewertung.

        Sie haben natürlich alles Recht dieser Welt, bei Ihrer Auffassung zu bleiben.

        Es wird nichts daran ändern, dass wir vermutlich erst am Anfang einer Entwicklung stehen, von der ich dann vielleicht auch einmal von Desaster rede.

    • markus
      markus sagte:

      @Stefan K.:
      Sehr treffender Kommentar. Habe gerade wieder darüber nachdenken müssen, als ich die Preisliste für die privat zu leistenden Zuzahlungen eines Kinder(!)-Zahnarztes gesehen habe. Für normale State-Of-The-Art Plomben ca. 65 EUR. Man stelle sich mal vor, was da eine Hartz4-Familie macht. Die kämpfen um jeden EUR. 65 EUR bricht denen das Genick. Kann zwar eventuell sein, dass Amalgam-Plomben noch von der Kasse geleistet werden, aber wenn Dir der Zahnarzt sagt, die seien nicht gut, fühlt man sich blendend, wenn die wegen Geldmangel verwendet werden.

      Habe gerade mal gesurft, kann sein, dass im Härtefall manche Leistungen auch Hartz4ler bekommen. Macht es aber nicht viel besser. Denn diejenigen, die knapp über Hartz4 liegen, werden bei 65EUR pro Plombe auch ganz schön schlucken.

      Wenn das so weiter geht, wird es hier auch wie in den Staaten, wo die Unterschicht, je nachdem wie gut die “Zahngene” sind, teilweise mit braunen Stummeln rumlaufen.

      Antworten
  2. Wolff Baer
    Wolff Baer sagte:

    Ihre teils guten Ideen in Ehren.

    Solange wir von einem Merkel-System incl.Politbüro und einem Großen Kokolores incl.St.Martin, dem Super-Europäer regiert werden, ist alles, was wir uns hier ausdenken, für die Katz.

    Einige Foristen hier bitten immer wieder, mit dem Politiker-Bashing aufzuhören.

    Wenn wir damit aufhören, schlechte und verantwortungslose Politik zu “bashen”, kommt der “Margin Call”, von dem hier immer wieder die Rede ist, schneller, als wir denken können.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Sie wollen also „bashen“, damit der Margin Call nicht so schnell kommt.

      Ich beneide Sie um Ihren Kinderglauben.

      Entweder will man den Margin Call – dann muss man für eine sehr entschiedenes Weiter so sein.

      Oder man will ihn nicht – dann genügt nicht es nicht, auf der Regierung herumzukloppen.

      Dann muss man die Wirkmechanismen zu erkennen suchen und sie auch anerkennen sowie des weiteren sie sehr differenziert beeinflussen, damit nicht doch von irgendwoher der Margin Call kommt bzw. man eine Ahnung davon hat, was er sein könnte, wenn er dennoch nicht zu verhindern ist.

      Bashing ist für nichts eine Lösung.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        Deshalb müssen wir in D aktiv handeln, ansonsten fliegt uns die Exportabhängigkeit in der nächsten Krise nur noch mehr um die Ohren.
        Leistungsbilanzüberschuss reduzieren durch stärkeren Binnenkonsum+ mehr Investitionen.
        Thema Pflegekräfte
        “Und woher kommt das Geld, sie besser zu bezahlen?
        Höhere Sozialabgaben, Steuererhöhungen, höhere Staatsverschuldung? Ich sehe nicht, dass auch nur einer dieser Finanzierungswege nachhaltig durchsetzbar ist.”

        Es muss ein Mix bei der Finanzierung geben. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, warum nicht eine Reichensteuer, die ihren Namen verdient (60% ab 1 Mio?), zur Finanzierung beitragen soll. Im Bereich der Geringverdiener gibt es teilweise Belastungsquoten (Steuern+Sozialabgaben+wegfallende staatliche Unterstützung) von über 100%. Das nenne ich mal leistungsfeindlich.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Wir sind in einer sehr schwierigen Situation und dies aus mehrfacher Sicht.

        Nur einmal die Grundproblematik:

        Zum einen finanzieren wir mit unserer Exportindustrie unglaublich viel, auch in Richtung sozialer Gerechtigkeit.

        Zum anderen hängt die Exportindustrie von anderen ab, d. h. andere haben unseren Wohlstand in ihrer Hand (einmal unabhängig davon, wie wir sparen).

        Deshalb müssen wir BESTIMMT handeln, können aber nicht ruck-zuck handeln.

        Das will ich sagen.

        Und auch:

        Was wünschenswert ist, kann noch lang nicht als machbar gelten.

        Das gilt m. A. n. für eine nachhaltig steigende Umverteilung, auch wenn man sich dabei mit einer Reichensteuer und ähnlichem auf „oben“ fixiert.

      • troodon
        troodon sagte:

        “Deshalb müssen wir BESTIMMT handeln, können aber nicht ruck-zuck handeln.”
        Da sind wir uns vollkommen einig.Aber auch ein langer Weg wird mit einem kleinen Schritt begonnen. Und es ist auch definitiv nicht meine Absicht, die Exportindustrie einzustampfen. Aber die Prioritäten müssen verschoben werden, um die Risiken der Exportabhängigkeit.zu reduzieren.

  3. markus
    markus sagte:

    Ein großes Lob an Herrn Stelter:
    Auf vielen Wirtschaftsblogs wird diskutiert, wie die Wirtschaft verbessert werden soll, jedoch wird nicht erwähnt, was “besser” bedeutet oder es wird angenommen, dass eine Wirtschaft mit weniger Arbeitslosen oder einem höheren BSP besser ist. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, dass es den Menschen gut geht. Wobei das auch Hand in Hand gehen kann. Ich bin der Meinung, dass eine gleichmäßigere Vermögensverteilung automatisch zu höherem BSP führt.

    Antworten
  4. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    Sehr geehrter Herr Tischer,
    ich bin etwas erstaunt über ihre Aussage:
    “Entweder müssen Pflegeautomaten her oder sanftmütig Bildungsversager müssen für sie gewonnen werden. Einer der den Löffel führt, muss nicht unbedingt gut rechnen können.”
    Bei den Pflegeautomaten gebe ich Ihnen vollkommen Recht, die werden als Ergänzung zu Pflegern, in diesem Fall Altenpfleger, sehr hilfreich sein. Japan ist da schon der Vorreiter.
    Auch muss man sehr wahrscheinlich nicht unbedingt in Mathe gut sein. Aber ich möchte im Alter von gut ausgebildeten und gut bezahlten Pfleger/innen betreut werden, die Ihren Beruf als Berufung sehen und mich mit Empathie betreuen. Diesem hohen Anspruch einer guten und fürsorglichen Pflege werden Bildungsversager nicht gerecht. Und es gehört mehr zu einem Pflegeberuf als nur den Löffel zu führen. Ich hätte mir eine etwas andere Wortwahl gewünscht, gerade aus Respekt gegenüber den Pfleger/innen in Deutschland, die einen knochenharten Job bei schlechter Bezahlung machen. Oder lese ich das falsch?
    Freundliche Grüße
    Carsten Pabst

    Antworten
    • markus
      markus sagte:

      Zu den “Bildungsversagern”:
      Wenn es dann ein Überangebot an BWL und MINT Abgängern gibt, die in der schrumpfenden Exportindustrie nicht mehr unterkommen, aber Pflegekräfte händeringend gesucht werden, wer ist dann ein Bildungsversager? Der tolle arbeitslose Wirtschaftsmathematiker oder der Altenpfleger?

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ markus

        Ich würde so fragen:

        >…wer ist dann ein Bildungsversager? Der tolle arbeitslose Wirtschaftsmathematiker oder der EINIGERMASSEN fürs PFLEGEN ausgebildete Altenpfleger?

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Carsen Pabst

      >Aber ich möchte im Alter von gut ausgebildeten und gut bezahlten Pfleger/innen betreut werden, die Ihren Beruf als Berufung sehen und mich mit Empathie betreuen.>

      Das wollen nicht nur Sie, sondern wir alle.

      Und da stellt sich eben die Frage, wie DIESE Pflege zu FINANZIEREN ist, wenn noch so viel anderes zu finanzieren ist UND die Exportindustrie eingedampft werden soll.

      Sie müssen in der SYSTEM-Dimension argumentieren.

      Ihr Hinweis auf Respekt für die Pflegekräfte ist angebracht.

      Ich respektiere sie und bin dankbar, dass es sie gibt.

      Meine hier gebrauchte Ausdrucksweise sollte lediglich auf die Konsequenzen hinweisen, die bei der hier betriebenen Diskussion weitgehend ausgeblendet werden.

      Antworten
  5. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >„‚We’re moving into difficult territory. Inflation could be the big surprise of this year,‘ said Axel Weber…>

    Ich glaube auch, dass das Gelände schwieriger wird dieses Jahr, aber nicht der Inflation wegen.

    Sondern, weil die Zinsen aufgrund der Inflationserwartungen deutlich steigen. Hier auf einen Blick (Grafiken), wie es aussieht mit der Zinsentwicklung bei den 10 jährigen US-Bonds und die Inflationserwartungen:

    https://wolfstreet.com/2018/01/28/bond-markets-inflation-expectations-highest-since-2014/

    Der Grund ist klar, Dalio hat recht:

    >US is hitting capacity constraints and risks overheating. The Trump tax cuts and spending plans are further juicing the economy at the wrong moment. ‚A weaker dollar at this time adds more stimulus. We’re adding stimulus on stimulus,>

    Und das kann dann auch wirklich die Inflation befeuern.

    >Trump will die USA aus der Eiszeit bomben, koste es, was es wolle.>

    Das glaube ich nicht, meine vielmehr, dass er seine großspurigen Versprechen denen gegenüber einlösen will, die zwar einen Job haben – die USA hat nahezu Vollbeschäftigung, – aber überwiegend wohl einen schlechtbezahlten in den Dienstleistungsbranchen.

    Damit schafft er ein Szenario, das Desaster verheißt:

    Steigende Zinsen, teurere Finanzierung, dazu durch die Steuerreform ein gewaltig steigendes Haushaltsdefizit – und die Fed muss und wird die Zinsen erhöhen, erst einmal.

    Wie passt das zusammen?

    Es passt nur zusammen, wenn der US Dollar seine privilegierte Stellung als praktisch einzige Reservewährung der Welt verliert.

    Und das wird er, sagt kein geringerer als B. Eichengreen:

    https://deutsch.rt.com/wirtschaft/62122-berkeley-wirtschaftsprofessor-tage-dollars-als-hauptwahrung-gezahlt/

    Dann wird sich die USA auch nicht mehr so in aller Welt so billig verschulden können und alles kann noch viel schlimmer werden.

    Zu weit gesponnen?

    Der Anfang ist jedenfalls gemacht.

    Antworten
  6. troodon
    troodon sagte:

    “the authorities have run out of monetary and fiscal ammunition”
    Das denke ich nicht. Wenn man sich die Staatsverschuldung in Japan ansieht und zusätzlich an QE for people denkt, dann wäre da noch reichlich Luft für weitere Maßnahmen. Ob diese dann hilfreich sind, ist eine andere Frage.

    Antworten
  7. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    Ich glaube nicht, dass der soziale Schock bei schrittweiser binnenorientierter Politik in Deutschland langfristig so groß sein würde wie etwa in Saudi-Arabien oder Dubai, die von der Hand in den Mund leben. Wenn wir anfangen, die illegale Zuwanderung zu stoppen, Abschiebungen zu erhöhen, der Bundesbank keine Ausweitung der Targetsalden mehr erlauben, die Entwicklungshilfe aussetzen, EU-Transfers einfach stoppen, usw. können wir ziemlich schnell finanzielle Fortschritte zur Stabilisierung der Lage ohne großen sozialen Schock im Land erzielen. Der Bürger spürt das dann wohl nicht wirklich. Allerdings spüren es griechische Sparer, palästinensische HilfsOrganisationen und diverse Botschaften. Das wird für die Betroffenen häßlich und schwächt die weltweite Glaubwürdigkeit Deutschlands massiv.Ein Schock wird es für die politische Klasse in Berlin, angefangen vom Außenministerium über den Bundesrat bis zu den parteinahen Stiftungen. Und für die meisten Medien, deren wirtschaftliche Weitsicht gegen Null geht. Denn dann ist es vorbei mit dem Verteilen deutscher Ersparnisse und Überschüsse in der Welt. Dazu muss aber ein großer Teil von Arbeitsplätzen aus der Exportindustrie in die Binnennachfrage wandern. Das ist m.E. möglich, aber der dafür nötige politische Druck gegen den aktuellen Mainstream muss gewaltig wachsen. Das kommt dann, wenn die Leute ihre Euros schnell in andere Währungen oderSachwerte tauschen wollen. So weit sind wir noch nicht, aber das kann sehr schnell gehen. M.E. reicht ein halbes Jahr margin call für einen breiten Bewusstseinswandel.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Vielleicht wäre es aber auch hilfreich zu wissen, was genau Herr Dr. Stelter unter einem „sozialen Schock“ versteht.

      Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      “Dazu muss aber ein großer Teil von Arbeitsplätzen aus der Exportindustrie in die Binnennachfrage wandern.Das ist m.E. möglich…”

      Man denke z.B. nur an min. 50.000 fehlende Pflegekräfte, Lehrermangel und aufgebaute Überstunden bei der Polizei… bessere Bezahlung+bessere Arbeitsbedingungen sind für diese Bereiche aber notwendig, um genügend Arbeitskräfte zu finden…

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Ich glaube nicht, dass die Migration der Arbeitsplätze so einfach ist.

        Die Migration von den Arbeitsplätzen der Exportindustrie zu denen in der Pflege würde ein Wechsel zu deutlich schlechter bezahlten Arbeitsplätzen sein.

        In der Metallindustrie beträgt das durchschnittliche Jahreseinkommen mehr als EUR 60.000. Davon können Pflegekräfte nur träumen – und sie würden immer noch träumen, wenn ihre Arbeit besser bezahlt und die Arbeitsbedingungen erleichtert würden.

        Und woher kommt das Geld, sie besser zu bezahlen?

        Höhere Sozialabgaben, Steuererhöhungen, höhere Staatsverschuldung?

        Ich sehe nicht, dass auch nur einer dieser Finanzierungswege nachhaltig durchsetzbar ist.

        Daher sollten wir beten, dass wir die hochbezahlten Arbeitsplätze noch lange behalten können.

        Damit können wir vorerst noch an den anderen Fronten des Sozialsystems für Ruhe sorgen.

        Der Pflege hilft das natürlich nicht.

        Entweder müssen Pflegeautomaten her oder sanftmütig Bildungsversager müssen für sie gewonnen werden. Einer der den Löffel führt, muss nicht unbedingt gut rechnen können.

        Oder die eh schon zu wenigen qualifizierten Arbeitskräfte arbeiten FREIWILLIG weniger und pflegen ihre Angehörigen.

        Das könnten auch einige aus den Exportindustrien sein.

        Die 28-Stundenwoche, die bei den aktuellen Tarifverhandlungen der Metallindustrie auf der Tagesordnung steht, weist den Weg dahin.

      • markus
        markus sagte:

        @Dietmar Tischer:
        Sie argumentieren unlogisch. Wenn wir momentan einen signifikanten Leistungsbilanzuberschuss haben, dann kann es ja nicht am Geld insgesamt liegen. Das Problem liegt dann eher darin, dass die Leute falsch ausgebildet sind (eben auf den Exportmarkt hin orientiert und nicht den Binnenmarkt).

      • Axel Jung
        Axel Jung sagte:

        @Dietmar Tischer:
        Bildungsversager in der Altenpflege? Das wird nicht funktionieren.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ markus

        >Sie argumentieren unlogisch.>

        Sie verstehen meine Argumentation nicht.

        Es geht nicht um MOMENTAN, sondern um die Situation, die eintritt, wenn ein GROSSER Teil der Arbeitsplätze aus der Exportindustrie in die Pflege wandert – so troodon, der Wolfgang Seligs Tendenzvorschlag konkretisiert hat.

        Ob und in wieweit Menschen, die in der Pflege tätig sind, ausgebildet werden müssen oder sollen, ist eine andere Frage.

        Wenn gut ausgebildete, aber deshalb noch lange nicht automatisch für die Pflege geeignete Arbeitskräfte, wie es sie der Exportindustrie gibt, nicht für die Pflege zu gewinnen sind und – wie ich meine – aufgrund der Bedeutung der Exportindustrie auch nicht dahin migrieren sollten, dann muss man eben fragen, wie die Anforderungen in dieser Branche erfüllt werden können.

        Da ist meine Antwort sicher provokant, aber, wie ich meine, im Rahmen der Problemstellung schlüssig.

        Dem Ansatz von Wolfgang Selig folgend, haben wir Migranten ausgeblendet.

        @ Axel Jung

        Kann sein, dass Bildungsversager in der Altenpflege nicht funktionieren.

        Ich werde jedenfalls nicht das Gegenteil behaupten.

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Wenn wir anfangen… können wir ziemlich schnell finanzielle Fortschritte zur Stabilisierung der Lage ohne großen sozialen Schock im Land erzielen. Der Bürger spürt das dann wohl nicht wirklich.>

      Das sehen Sie zu einseitig.

      Keine Ausweitung der Targetsalden und keine EU-Transfers bedeutet ziemlich sicher den Zerfall der EU und der Währungsunion. In der KONSEQUENZ wäre das ein Schock, den auch unsere Bürger gewaltig spüren würden.

      Und stellten wir unser Hilfszahlungen z. B. an die palästinensischen Hilfsorganisationen ein, dann würde die Situation dort womöglich explodieren und noch mehr Flüchtlinge stünden an unseren Grenzen.

      Es muss anders gehen:

      Systemstabilisierung mit so wenigen unserer Mittel wie möglich und Druck auf die anderen sich mit eigenen Mitteln wettbewerbsfähig zu machen SOWIE mit gemeinsamen Mitteln der EU die Abwehr von Bedrohungen des Systems durch z. B. Migration nach Europa.

      So wird es m. A. n. auch kommen.

      Der interne Druck durch Renationalisierung auch der deutschen Politik und der äußere durch die vermutlich steigende Anzahl derer, die nach Europa wollen, erzwingen das.

      Die von Ihnen vorgeschlagene Politik, Transfers aller Art ans Ausland zu stoppen wird zwar kommen, aber nicht als vernünftige Politik, sondern als eine aus innenpolitischer Notwehr – dann, wenn wir mit dem Rücken in der Wand stehen aufgrund nicht mehr beherrschbarer Verteilungskämpfe.

      Die demografische Entwicklung spricht jedenfalls dafür, dass uns noch nie erlebte Verteilungskämpfe bevorstehen.

      Antworten
    • Michael Stöcker
      Michael Stöcker sagte:

      Lieber Herr Selig,

      Sie schreiben: „…der Bundesbank keine Ausweitung der Targetsalden mehr erlauben…“

      Ich bin mir nicht sicher, ob Sie sich bewusst sind, was eine solche Forderung für Konsequenzen haben würde. Die Targetsalden sind die Folge des freien Kapitalverkehrs. Eine Begrenzung ist also nur dann möglich, wenn wir Kapitalverkehrskontrollen einführen und folgerichtig dann auch wieder Grenzkontrollen einführen müssen. So etwas nannte man früher im ZK Devisenbewirtschaftung. Ich glaube kaum, dass Sie sich dies wirklich wünschen. Die Targetsalden sind ein Indikator der asymmetrischen Kreditentwicklung, die sich sodann in den Leistungsbilanzungleichgewichten widerspiegeln. Helmut Schmidt hatte diese fundamentalen Probleme des deutschen Merkantilismus bereits 2012 angeprangert, während Wolfgang Schäuble dieses wohl bis heute nicht so richtig verstanden hat: https://youtu.be/iN8uoYc8IUk.

      LG Michael Stöcker

      Antworten
    • Walter Roth
      Walter Roth sagte:

      Selig……………

      ……perfekt, genau so ist es.

      Nur bräuchte man dazu Politiker mit Charakter und ein Volk welches 50 Jahre Indoktrination abstreifen könnte.

      Antworten
    • Patrik
      Patrik sagte:

      Anstatt nur einen Link im Kommentar zu posten, wären ein oder zwei Sätze über deren Inhalt und vielleicht auch Kernaussage hilfreich. Danke.

      Antworten

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