Inflation als Folge des “Schulden-Tsunami”?

Kürzlich stellte ich an dieser Stelle anhand der neuesten Daten des Institute of International Finance IFF fest: → Das Schulden­monster wächst un­ge­bremst

Natürlich greifen dies auch die Zeitungen auf, beispielhaft die F.A.Z.:

  • “Ende des dritten Quartals belief sich die Schuldenlast in der Weltwirtschaft auf 272 Billionen Dollar. Das entspricht einem Anstieg seit Jahresanfang von 15 Billionen Dollar oder fast 6 Prozent. Bis zum Jahresende erwartet der Verband eine Schuldenlast von 277 Billionen Dollar, was 365 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, also dem „Bruttoinlandsprodukt“ der Weltwirtschaft, entspräche. Ende 2019 betrug dieser Wert noch 320 Prozent.” – bto: Wie ich bereits sagte, dies ist schon hier besprochen.
  • “(…) seit 2016 (…) hat sich die Schuldenlast um 52 Billionen Dollar erhöht, während die Zunahme zwischen 2012 und 2016 mit 6 Billionen Dollar deutlich geringer ausfiel. Einen solchen Schuldenanstieg wie in den vergangenen vier Jahren stuft das Institute of International Finance als beispiellos ein.” – bto: Das lag auch an der US-Regierung, die hohe Defizite fuhr, um die Wirtschaft zu stimulieren.
  • “Die Ökonomen des in Washington ansässigen Verbands, dem mehr als 400 Banken und Finanzkonzerne aus der ganzen Welt angehören, befürchten eine abnehmende Wirkung der Schulden zum Anschub von Wirtschaftswachstum. Das zeige das durchschnittliche Wachstum zwischen 2014 und 2016 von 2,8 Prozent im Vergleich mit 2017 und 2019. In diesem Zeitraum mit höherer Schuldenaufnahme lag das durchschnittliche Wachstum mit 2,9 Prozent nur geringfügig höher.” – bto: Wir können nur den Kopf schütteln, denn schon seit Jahren nimmt der Grenznutzen neuer Schulden immer mehr ab.

Quelle: Hoisington

Kommen wir zu den Folgen:

  • “Die deutsche Staatsverschuldung wächst in der Corona-Krise zwar auch, aber das große Vertrauen der Anleger in die Finanzkraft des Bundes verschafft Bundesfinanzminister Olaf Scholz eine recht komfortable Lage. Dafür muss er sich auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) und ihrer Präsidentin Christine Lagarde bedanken. Denn die Zentralbank kauft seit Jahren umfangreich Staatsanleihen, was den Staaten die Finanzierung in der Pandemie deutlich erleichtert.” – bto: Damit ist die EZB diesmal aber nicht allein, denn das machen alle Notenbanken.
  • “Mit dieser Politik ging der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn am Dienstag auf einer Investorenkonferenz des amerikanischen Vermögensverwalters Invesco scharf ins Gericht. Durch den Kauf von Staatsschulden im Volumen von 3 Billionen Euro werde die Zentralbankgeldmenge im Euroraum bis Sommer 2021 auf 5,4 Billionen Euro steigen. Das sei eine Versechsfachung gegenüber dem Niveau zur Finanzkrise 2008.” – bto: Sinn spricht hier von M1, also der engsten Definition. Die Geldmenge M3 wächst auch, aber nicht so schnell, weil die Banken nicht so viele Kredite geben.

Und die EZB ist nicht alleine:

Quelle: Zerohedge

Allerdings ist die EZB am aktivsten relativ zur Größe der Wirtschaft:

Quelle: Zerohedge

  • Irgendwann droht seiner Ansicht nach Inflation. (Dann) könne die Geldpolitik nicht mehr bremsen. Denn die Staatsanleihen wieder an den Markt zu geben würde hohe Kursverluste und damit steigende Finanzierungskosten der Staaten auslösen.” – bto: Es ist unstrittig, dass die Zinsen nicht steigen dürfen, weil dann alles kollabiert. Es gibt keinen einfachen Ausweg für die Notenbanken. Was sollen sie auch tun? Wir brauchen eine Schuldenrestukturierung. Doch die kommt nicht freiwillig.

Stellt sich die Frage, ist das Inflationsszenario schon so nahe oder dauert es noch eine Weile, bis das deflationäre Szenario in die Inflation umschlägt!

faz.net: „Corona-Krise löst Schulden-Tsunami aus“, 24. November 2020