Indonesien, Mexiko, Argentinien und Chile als nächstes?

Ein Leser hat mir nachfolgenden Aufsatz aus den GEOPOLITICAL FUTURES zugeschickt. Er zeigt sehr schön, wo die Krisenherde liegen, abhängig von Auslandsverschuldung und Devisenreserven: 

  • “What do the Turkish lira, the Iranian rial, the Russian ruble, the Indian rupee, the Argentine peso, the Chilean peso, the Chinese yuan and the South African rand all have in common? They’ve all declined steadily this year, and some have depreciated dramatically in the past two weeks alone. But this isn’t the whole story. The whole story is that each of these countries is sitting on a ticking time bomb of U.S. dollar-denominated debt.” – bto: angefeuert von der Liquiditätsschwemme der letzten Jahre.
  • “In its latest quarterly report, the Bank of International Settlements found that U.S. denominated debt to non-bank borrowers reached $11.5 trillion in March 2018 – the highest recorded total in the 55 years the bank has been tracking it. Meanwhile, the dollar has strengthened amid a tepid global recovery from the 2008 financial crisis. As the currencies of indebted countries weaken against the dollar, it is becoming harder for some countries to pay their debts. This could be a bubble waiting to pop, especially if vulnerable countries don’t have the monetary policy options to protect themselves.” – bto: “if”? Wenn sie es haben, gibt es keine Krise und eigentlich auch keine Notwendigkeit, sich in USD zu verschulden.
  • “Such was the case for Turkey, (…). The value of the lira had been declining for some time, but it dropped dramatically late last week. At nearly $200 billion, almost 50 percent of Turkey’s gross external debt is denominated in dollars. The situation became progressively more dire through a combination of political uncertainty, unorthodox monetary policy and, most important, U.S. interest rate hikes. Turkey’s dollar-denominated debt is now almost twice as much as its total foreign reserves.” – bto: Das bedeutet, dass das Land das Problem nicht leicht lösen kann.
  • “The starkest decline was the Argentine peso, whose value against the dollar dropped 9.5 percent in just a week, and the South African rand, which fell roughly 8 percent. Other currencies have been affected too – the Chilean peso, for example, has fallen 3.4 percent in the past week, while the Indian rupee hit a record low on the dollar during trading on Aug. 14. What these countries have in common is that they are all on a 13-country list released by the Bank of International Settlements. Together, they constitute 62 percent of all dollar-denominated debt held by emerging market economies.” – bto: Und die 13 sind in der Abbildung tiefer analysiert.
  • “(…) Mexico, which, at $271 billion, holds more dollar-denominated debt than any other country on the list except China. This far exceeds Mexico’s official reserves. As with Turkey, dollar-denominated debt is a disproportionately large share of Mexico’s gross external debt, at roughly 60 percent. (…) Mexico could be as bad off as Turkey is now.” – bto: Vielleicht würde sich Donald Trump darüber sogar freuen, stärkt es doch seine Verhandlungsposition.
  • “(…) Indonesia doesn’t have a lot of reserves, and its currency has been showing signs of weakness, down almost 10 percent against the dollar this year. Chile’s percentage of dollar-denominated debt as a proportion to GDP is the highest of all BIS reporting countries – a whopping 36 percent. Chile’s gross external debt-to-GDP ratio is 66 percent. Most concerning, however, is that Chilean reserves totaled just $37 billion in June 2018, equal to about a third of its total dollar-denominated debt of $100 billion.” – bto: Man sollte sich diese Analyse anschauen, wenn man darüber nachdenkt auszuwandern.

Quelle: GEOPOLITICAL FUTURES

  • “Particularly well insulated from the budding currency crisis are China and Saudi Arabia. (…) China holds $548 billion in dollar-denominated debt, but that makes up just 4 percent of China’s GDP, and China’s gross external debt to GDP is 14 percent – the lowest of the countries on this list. China also has a war chest of $3.2 trillion in foreign reserves that it can deploy.” – bto: was nicht bedeutet, dass die Binnenverschuldung des Landes kein Problem ist.
  • “The economies surveyed by BIS make up just 37 percent of total dollar-denominated debt held worldwide, meaning there is another $7.2 trillion in such debt in the global system to account for. What started in Turkey may well spread to other countries excluded from the BIS report. Again, Turkey was uniquely susceptible to this sort of thing. The country has low savings rates and high inflation rates and all but refused to make the politically unpopular decision to raise interest rates before it was too late.” – bto: Deshalb möchte Frau Nahles dort auch deutsche Steuergelder versenken.
  • “The more important question now is whether that will spread to other vulnerable countries. The most worrying at this point are Argentina, Mexico, Indonesia and Chile. It’s too early to call a full-blown global financial crisis, but it’s not too early to begin to consider whether what’s happening in Turkey is simply a Turkish matter.” – bto: Ist es nicht.
Kommentare (14) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alexander
    Alexander sagte:

    Als die Dollaraufwertung durch Zinserhöhung 2015, die verschuldungsabhängige Konjunktur Brasiliens verschluckte – musste MAN seine Jahresprognose kassieren, denn der LKW Markt in Brasilien war um 50% eingebrochen.

    Wiederholt sich das in all den Ländern sind das keine guten Aussichten für Leistungsbilanzüberschussjunkies, d.h. für Premiumindustrien & Ausrüster. Die Wechselwirkungen auf die Rohstoffnachfrage sind verheerend und selbstverstärkend.

    Herbst 2018 – schwarze Schwäne zählen….

    Antworten
  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Das ist ein überaus eindrucksvoller Artikel.

    Zum einen zeigt er, in welchem AUSMASS die Dollar-Verschuldung streut.

    Zum anderen wird deutlich durch „not their total external debt“, dass es auf Basis der Dollar-Verschuldung, aber über sie hinaus eine VERNETZUNG von Verschuldung gibt, die durch Ansteckungsgefahr das ganze System hochgradig anfällig macht. Moderates Länderrisiko kann daher sehr schnell zu hohem Regional- oder gar Überregional-Risiko werden.

    Man wundert sich, dass bei dem Verschuldungsaufbau der letzten Jahre noch nichts wirklich Dramatisches passiert ist – einerseits.

    Andererseits rücken die Notenbanken immer mehr ins Zentrum des Geschehens. Sie haben die Zahlen, kennen die Veränderungen, wissen um die Zusammenhänge – und sind mit den Möglichkeiten ihrer Geldpolitik „SAVER of last ressort“.

    Die Politik jedenfalls hat die Dinge erkennbar nicht mehr im Griff.

    Da muss man nicht nur auf Trump schauen.

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  3. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: Deshalb möchte Frau Nahles dort auch deutsche Steuergelder versenken.

    Nein, Herr Dr. Stelter, das ist nicht ihr Grund. Frau Nahles möchte nicht helfen, türkische Zinserhöhungen zu vermeiden, denn die sind ihr erst einmal egal (falls sie sie überhaupt versteht). Frau Nahles möchte Wahlgeschenke verteilen, weil sie glaubt, dass türkischstämmige Deutsche, die der AKP anhängen, als Dankeschön dann später SPD wählen. Ob das erfolgversprechend ist, möge jeder selbst entscheiden. Ich glaube, dass sie dadurch mal wieder mehr Wähler verliert als gewinnt.

    Antworten
    • Hellequin
      Hellequin sagte:

      @Wolfgang Selig: Oder es wird Ihnen gesagt, was sie wählen sollen z.b. Durch DITIB oder Frau Nahles positioniert sich schon für 2023 ff, wenn die große Einbürgerungswelle startet…

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      Alle, die nicht in den Kopf von Frau Nahles schauen können, spekulieren.

      Also darf ich das auch.

      Ich stimme Ihnen zu, dass ihr die Zinsen in der Türkei per se egal sind.

      Ich glaube aber auch nicht, dass sie BEWUSST türkischstämmige Deutsche als Wähler für die SPD gewinnen will.

      Denn, Sie sagen es selbst, es könnte sehr wohl sein, dass sie mehr Wähler verliert – unter den deutschstämmigen Deutschen.

      Was kann dann ihre Überlegung sein?

      Ich glaube, dass sie sehr wohl sieht, dass eine Destabilisierung der Türkei die deutsche Regierung in große Schwierigkeiten bringen könnte – könnte, nicht muss –, für die sie, die SPD als Mit-Regierungspartei in Haftung genommen würde, wenn sie nicht oder nicht zufriedenstellend zu meistern wären.

      Dieser Gedanke unterstellt ihr Rationalität.

      Das muss erlaubt sein, auch wenn davon auszugehen ist, dass die SPD angesichts ihres Laufs in die relative Unbedeutsamkeit immer wilder um sich schlagen wird.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @DT: Da würde ich als Gegenargument fragen, ob Sie glauben, dass jemand Bundesvorsitzender einer politischen Partei von der Größe der SPD wird ohne Rationalität? Ist ja nicht ein Job, den sonst keiner in der Partei haben wollen würde – zufällig wird man so etwas m.E. eher nicht. Die Destabilisierung der Türkei hat ja keine finanziellen Ursachen, sondern politisch-religiös-ideologische. Und das weiß Nahles natürlich. Und daher glaube ich Ihr Argument vom Desinteresse am deutschen Wahlverhalten auch nicht, denn als Arbeitsministerin oder Generalsekretärin hat sie ja auch strategisch-rational agiert. Und über allem schwebt das Abstimmungsverhalten der SPD am 2.6.2016 zur Armenienresolution; das vergisst ihr die Türkei nie, auch wenn Nahles da noch nicht Vorsitzende war.

        Natürlich kann ich auch nicht in den Kopf von Frau Nahles schauen, aber wenn man eine Karriere in den Medien 20 Jahre verfolgen kann, lassen sich zumindest ein paar Puzzleteile zusammenfügen, meine ich.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        Ich meine ja auch, dass Frau Nahles rational agiert.

        Ich habe ihr auch kein Desinteresse am deutschen Wahlverhalten unterstellt – wie kann man das auch –, sondern meine, dass sie gerade ihrer potenziell deutschen Wähler wegen mit ihrer Türkeihilfe nicht auf die türkischstämmigen Wähler in Deutschland setzt. Sie haben selbst angedeutet, dass dies nicht abwegig ist angesichts der Stimmung im Lande.

        Mein Punkt ist:

        In der SITUATION, in der die SPD ist – zum einen Regierungspartei, zum anderen Abstiegspartei par excellence – muss sich Frau Nahles Sorgen um die Türkei machen, weil deren Destabilisierung zwar nicht nur die SPD, aber eben auch die SPD unter Druck setzen könnte/würde.

        Verweis dazu:

        Gestern gab es bei Phoenix ein Streitgespräch zwischen Cem Özdemir und Michael Roth (SPD, parlamentarischer Staatsminister für Europa im Außenministerium).

        Özdemir:

        Draufhauen auf Erdogan, aber nicht die Türkei mit dem Entzug von Hermesbürgschaften etc. – schönredend: um die Demokraten dort zu unterstützen.

        Roth:

        So geht es nicht, gerade wegen der Menschen dort und natürlich der noch inhaftierten Deutschen – ausblendend, dass bezüglich der Türkei natürlich IN Deutschland viel auf dem Spiel steht.

        Auch trotz allen Drumherumgeredes wurde deutlich:

        Wer REGIERUNGSVERANTWORTUNG innehat, muss viel mehr ABWÄGEN als das Volksempfinden oder die öffentliche Meinung gemeinhin begreifen können.

        In der Position rationalen Abwägens sehe ich Frau Nahles.

      • SB
        SB sagte:

        @Dietmar Tischer:

        “Wer REGIERUNGSVERANTWORTUNG innehat, muss viel mehr ABWÄGEN als das Volksempfinden oder die öffentliche Meinung gemeinhin begreifen können.”

        Dem wäre zu entgegnen: In Anbetracht dessen, was die GroKo seit 2007/2008 in D und Europa angerichtet hat (ich nenne jetzt nicht wieder die allseits bekannten Punkte auf), kann und darf man nicht davon ausgehen, dass diese Leute die Kunst des umfangreichen und sachgerechten Abwägens auch nur ansatzweise beherrschen. D wird geführt von Ideologie getriebenen Dilettanten. Dafür sprechen im Übrigen auch die Lebensläufe dieser Leute, die über das lebenslange Dummschwatzen zumeist nicht hinausgekommen sind. Nahles gehört, wie viele andere, unzweifelhaft in diese Kategorie.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @DT: Das kann man so sehen wie Herr Roth, aber das muss man nicht. Ich war genau aus diesem Grund noch nie in der Türkei und werde auch nicht hinfahren. Ich würde aktuell auch jedem davon abraten. Wer als Deutscher dort ist, müsste das Risiko kennen. Zeit genug, das Land zu verlassen, war ja. Und wegen der Türken dort würde ich es auch nicht machen, denn sie wählen die AKP seit Jahren mehrheitlich immer wieder; er ist nicht durch einen Putsch an die Macht gekommen. Für mich ist die Bundesregierung einfach nur: feige.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ SB

        Was die Fähigkeit des Abwägens anlangt, bin ich bekanntermaßen anderer Meinung als Sie.

        Allerdings sind die Ergebnisse des Abwägens nicht so, dass Freude aufkommt.

        Es wird gewiss nicht immer optimal entschieden.

        Manchmal konnte aber auch nichts besser entschieden werden, weil die Umstände es nicht erlaubten – angefangen von fehlenden Mehrheiten im eigenen Laden bis hin zum Erpressungspotenzial woanders.

        @ Wolfgang Selig

        Ich kann Herrn Roth zwar verstehen, ich teile aber nicht sein Herumeiern.

        Mein Standpunkt:

        Ja, wir haben möglicherweise ein Problem, wenn die Türkei instabil wird.

        Deshalb wollen wir auch nicht, dass die Türkei instabil wird.

        Wir helfen aber NUR, wenn die Türkei SELBST das Erforderliche tut, ihre Instabilität zu vermeiden.

        Tut sie das nicht, egal weil ihr Präsident oder die Bürger es nicht wollen, dann helfen wir nicht und werden gegebenenfalls mit den Folgen der türkischen Instabilität leben müssen.

        Kurzum:

        Ich bin dafür, dass VERANTWORTUNG wieder deutlich mehr Gewicht gewinnt.

        Damit meine ich auch die Verantwortung, nicht überall in der Welt mit Geldscheinen zu wedeln, nur weil Deutschen – ob Unternehmen oder Privatpersonen – Unangenehmes drohen könnte.

        Wer in der Türkei investiert, muss wissen, was er tut – auch mit Blick auf unternehmerische Risiken.

        Wer in der Türkei die Demokratie befördern will, muss wissen, was er tut – auch mit Blick auf sein individuelles Risiko.

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