“Helikoptergeld – Ende des Systems”

Nicht nur letzte Woche habe ich mich intensiv mit Helikoptergeld beschäftigt. Immer mehr Investoren erwarten auch, dass es kommt:

HelikopterGeld

Heute nun ein sehr interessanter Kommentar zu dem Thema aus der FINANZ und WIRTSCHAFT:

  • Nachdem die exponentielle Geldmengenausweitung im Zuge des Quantitative Easing bislang kaum in der Realwirtschaft ankam, wächst die Ratlosigkeit der Zentralbanken. (…) Die aktuell allerletzte und aussergewöhnlichste soll Helikoptergeld sein – die direkte Verteilung von Geld, das aus dem Nichts geschöpft wird, an die Bürger.” bto: Es ist der konsequente nächste Schritt.
  • Tatsächlich ist es sehr wahrscheinlich, dass durch Helikoptergeld die Preise bestimmter Konsumgüter und Dienstleistungen steigen werden. Dies wird aber nicht das Symptom neuer Wertschöpfung sein, sondern bloss erhöhten Konsums. Der unerwartete Geldsegen wird vorrangig in jene Luxusgüter gehen, die sich Menschen typischerweise nach kleineren Lotteriegewinnen gönnen: Reisen, elektronische Spielzeuge, Mode, Mahlzeiten und Erlebnisse.” – bto: Es wäre ja auch keine nachhaltige Vermögensmehrung der Empfänger und die wissen das.
  • Die vernünftigsten Empfänger werden ihre Schulden zurückzahlen – ganz im Gegensatz zur Intention der Geldmengenausweitung. Dass Teuerung von Konsumgütern als Symptom der Wirtschaftsbelebung angesehen wird, ist eine verhängnisvolle Täuschung. Keine Volkswirtschaft kann sich reichkonsumieren, sowenig wie sich Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen kann.” – bto: wie wahr!
  • Zweitens ist Helikoptergeld ein erster Schritt, das Bankensystem von der Geldschöpfung zu trennen. Dies stösst auf das Wohlwollen der Vertreter eines sogenannten Vollgeldes, die zu Recht die Privilegierung von Banken kritisieren.” – bto: nachzulesen unter anderem hier.
  • “Da die Geldschöpfung mit Kreditvergabe einhergeht, erweisen sich aktuelle Währungen als Schuldgeld. Jede Geldmengenausweitung geht mit einer Ausweitung des gesellschaftlichen Verschuldungsgrades einher, was der Volatilität der Konjunkturzyklen zusätzliche soziale Brisanz gibt. Die bankenlose und damit kreditfreie Geldschöpfung wäre zweifellos sozial gleichmässiger – was zunächst gerechter erscheint.” – bto: Ja, es gibt eine gute Logik für eine Änderung des Systems.
  • “(…) darf man die funktionellen Vorzüge eines Schuldgeldes nicht übersehen: Es setzt private Anreize der Disziplinierung. Banken haben – trotz der Verzerrungen durch Bail-outs und anderer Privilegien – noch immer Anreize, zumindest eine gewisse Disziplin bei der Kreditmengenausweitung walten zu lassen.” – bto:  Vorausgesetzt, die Bank hat ein Risiko pleitezugehen.
  • Kredite werden in Aussicht auf Rückzahlung vergeben. Während die Kreditgeldschöpfung inflationär ist, wirkt die Kreditrückzahlung deflationär entgegen.” – bto: Das habe ich sogar schon in meiner Dissertation beschrieben. Deflation ist so gesehen normal, außer man verhindert sie mit Interventionen, die dann eine umso größere Krise bedingen. 
  • Schuldtitel sind die wesentliche Wertdeckung des heutigen Geldsystems. Helikoptergeld löst wie Null- oder Negativzinsen diese Wertdeckung auf. Damit gehen die Anreize zu privater Partizipation und Kooperation im Finanzsystem verloren.”
  • Helikoptergelds (…) wäre der ehrliche Abschluss einer Wandlung des Geldsystems vom Warengeld über das Schuldgeld zum Zeichengeld. Letzteres bedeutet ein Geld, das keine Gegenseite in der Bilanz mehr hat, sondern reines Konventionszeichen ist.” – bto: Das ist sehr schön gesagt. In einer Welt der gefälschten Bilanzen ist es wirklich so!
  • “(…) Wiederbelebung der alten Staatstheorie des Geldes nach Georg F. Knapp, auch bekannt als Chartalismus. Die moderne Fassung dieser Theorie geht davon aus, dass die Staatsfinanzierung heute nicht mehr über Steuern erfolgt und Staatsschulden keine wirklichen Schulden sind, da die monopolistische Möglichkeit der Geldproduktion eine theoretisch unbeschränkte Ausgabe von Zeichengeld ermöglicht. In diesem Modell gibt es keine grundsätzliche Beschränkung der Staatsausgaben.” bto: Wenn das unsere Politiker realisieren!
  • Das Geld- und Finanzsystem hat einen schleichenden Wandel erfahren, bei dem politische Willkür und Ungerechtigkeit immer wieder die Erwartungen von Sparern und Produzenten durchkreuzt haben.”
  • In einem reinen Zeichengeldsystem werden Bilanzierungstricks, die heute um sich greifen, unnötig, weil die Illusion von ausgeglichenen Bilanzen aufgegeben wird. In diesem Sinne wäre der Übergang zum Zeichengeld ehrlicher, zudem würde die Verschuldungsspirale aufgebrochen.”  bto: also theoretisch gut!
  • Zeichengeld ist in noch grösserem Ausmass Vertrauensgeld. Schon das Schuldgeld beruht auf Vertrauen, aber es lohnt dieses zumindest durch die eingebaute Bereicherungsmöglichkeit. In einer Zeit schwindenden und zunehmend verspielten Vertrauens würde über einem Zeichengeld stets das Damoklesschwert völliger Wertvernichtung stehen. ”  bto: Das sehe ich genauso!

Zeichengeld ohne Vertrauen aber bedeutet zuerst Geldzwang (um die Flucht aus dem Zeichengeld zu verhindern) und schliesslich totale Zwangswirtschaft.”  bto: Auf Zwangswirtschaft laufen wir mit großen Schritten zu!

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: “Helikoptergeld – Ende des Systems”, 8. August 2016