Gunnar Heinsohn: Wirt­­schaft und Welt bis 2050

Mit Bestürzung und Trauer habe ich vom Tode Professor Gunnar Heinsohns erfahren. Er starb am 16. Februar in Danzig (Gdansk) in Polen. Nahe der Stadt war er im November 1943 auch geboren worden. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 lehrte der Sozialwissenschaftler an der Universität Bremen Sozialpädagogik, bis 2020 zudem Kriegsdemografie am NATO Defense College in Rom.

Ich habe Gunnar Heinsohn vor mehr als 30 Jahren kennengelernt. Bereits in meiner Dissertation habe ich die Werke von ihm und seinem schon vor Jahren verstorbenen Kollegen Otto Steiger zitiert. Sein Blick auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge hat mich bis heute geprägt. Wohl keinen Autor habe ich so oft auf meinem Blog zitiert bzw. kein anderer Autor hat mir so bereitwillig und hilfsbereit Materialien zur Verfügung gestellt. Mit fünf Aufritten war Professor Heinsohn so häufig in meinem Podcast zu Gast wie kein anderer.

Ich werde Gunnar Heinsohn als freundschaftlichen Ratgeber, als intellektuelles Vorbild und als warmherzigen Menschen vermissen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.

Von den insgesamt 97 Beiträgen auf meinem Blog bringe ich in diesen Tagen eine kleine Auswahl. Diesen hat er im März 2021 als Beitrag zu seinem damaligen erstmaligen Auftritt in meinem Podcast verfasst: 

I. EUROPAS SIEGESZUG DURCH EIGENTUM; KOMPETENZ UNG GEBURTENEXPLOSION

Kompetenz zweiter Klasse schlägt Kompetenz erster Klasse, wenn die zweite Klasse mit Eigentum operieren kann, die erste aber auf Feudalbesitz mit Befehlsproduktion und Güterabgaben beschränkt ist.
Eigentum als Basis für die Besicherung von Geld und als Pfand für die Besicherung von Kredit zwingt zur gewaltfreien Verteidigung von Vermögen, dessen Preis fällt, wenn der Ertrag des Eigentums unter den Aufwand für seinen Erhalt liegt.
Vor allem durch technischen Fortschritt wird der Eigentumspreis verteidigt. Er führt zu Wachstum und/oder Modernisierung in der Produktion bekannter Waren sowie zur Herstellung gänzlich neuer physischer und immaterieller Waren. Das führt über das plötzliche „Veralten“ von Produktionsprozessen zum Preisverfall des zugehörigen Betriebseigentums
Bei Verlust des Eigentums behält der Wegkonkurrierte immerhin das Eigentum an seiner Person, seine Freiheit also. Darin unterscheidet sich Europas Neuzeit von seiner Antike. Jeder Gescheiterte behält das Recht, sich gegen Lohn-Geld bei anderen Verteidigern von Eigentumspreisen zu verdingen.
Da Kredit den technischen Fortschritt finanziert, ergibt sich mit dem Zins ein zusätzlicher Treiber von Wachstum: Für 1 Jahr wird 100 geliehen, aber 105 müssen getilgt werden. Solange es private Emissionsbanken gibt, verlieren diese beim Belasten von Eigentum für das Wertvollmachen von Geld zeitweilig die Dispositionsfreiheit über das Eigentum und verlangen für diesen Verlust Zins.
Ab 1484 kombiniert Europa seine Eigentumsstrukturen mit einer welthistorisch einmalig brutalen Bestrafung von Geburtenkontrolle, um die Menschenverluste aus den Pest-Epidemien des 14. und 15. Jahrhunderts auszugleichen. Fast 450 Jahre lang (bis ca. 1925) wachsen immer viel mehr Menschen nach als durch Alter, Krankheit und Gewalt ihr Leben verlieren. Zwischen 1450 und 1915 geht es in Europa von 50 auf 500 Millionen Einwohner.
Auch Europas Eliten haben über diese 440 Jahre hinweg (1484-1925) viel mehr Söhne als vererbbares Eigentum. Diese Jungen werden mindestens so gut und oft besser als der Erb-Sohn erzogen. Sie sind es, die den technischen Fortschritt für die Verteidigung der Eigentumspreise maximieren. Sie produzieren Waffen als Waren, die unverkäuflich werden, wenn die Konkurrenz tödlicheres Gerät auf den Markt bringt. Das führt zu stetiger Steigerung der Tötungsfähigkeit. Die Verbindung zwischen überzähligen Söhnen und stetig besseren Waffen erlaubt Europäern die Eroberung von mehr als 90 Prozent der Erde. Alle Stammesverbände und Besitz-Aristokratien verlieren auch dann gegen Europäer („Weiße“), wenn sie ihnen bei der Kompetenz nicht nachstehen. Nur Besitzsysteme höherer Kompetenz – Feudalismen in China, Japaner und Korea – können nicht dauerhaft unterworfen werden. Hingegen müssen selbst die muslimischen Top-Nationen am Ende kapitulieren.

Quelle: Gunnar Heinsohn

II. BEI EIGENTUMSGLEICHHEIT SIEGT KOMPETENZ

Erst ab 1980 werden die überlegenen mathematischen Fähigkeiten von Chinesen, Japanern und Koreanern empirisch gemessen. Doch schon hundert Jahre früher beginnt durch Japans Meiji-Reformen (1870er- bis 1890er-Jahre mit Übernahme deutschen Rechts) der globale Angriff eines Konkurrenten, der europäische Eigentumsstrukturen mit einer Kompetenz oberhalb der abendländischen kombinieren kann.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Das bringt uns zum liebenswertesten Denkfehler aller ökonomischen Theorien. Er besteht in der Gewissheit, dass beim Einsatz vergleichbar hoher Mittel auf die Erziehung eines Kindes irgendwo auf der Welt auch vergleichbar hohe Kompetenz entsteht. Bis 1980 war das ein Dogma, weil es niemals bewiesen wurde. Seit 1980 ist es schlichtweg ein Fehler, wenn nicht gar Rassismus gegenüber Ostasiaten.
Japan besiegt 1905 – mit 50 Millionen Einwohnern – in der Tsushima Straße Russland, die damals mit 140 Millionen Menschen bevölkerungsreichste „weiße“ Nation. Im September 1914 gelingen Japan von der Wakamiya die welthistorisch ersten Luftangriffe vom Wasser her. Im Dezember 1922 wird die Hōshō (Foto) der global erste operable Flachdeck-Flugzeugträger. Zwischen 1939 und 1945 stellt Japan siebzehn Flugzeugträger nebst den erforderlichen Spezialflugzeugen in Dienst – gegenüber null im Deutschen Reich.

Die Angriffe auf die USA (Pearl Harbour 7. Dezember 1941) und das Britische Imperium (Singapur 10. Dezember 1941) scheitern 1945 an Japans zu geringen demografischen Reserven sowie an der – aus Europa vertriebenen – aschkenasischen Kompetenz, die im Rennen um Nuklearwaffen Amerika an die Spitze bringt.
Das 21. Jahrhundert wird – obwohl bis in die 1990er-Jahre befürchtet – kein japanisches, weil die Kinderzahlen des Landes nicht ausreichen, was allerdings – mit der Ausnahme Israels und Island – auch alle westlichen Konkurrenten trifft. Bei reinen Kompetenz-Produkten wie etwa den PCT-Patentanmeldungen wäre Japan bei einer Bevölkerung à la China (oder auch nur mit einem Viertel davon) selbstverständlich die Nummer Eins geworden.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Selbst als westliche Experten Japans Untergang besiegelt sehen, steigert es in zwei vermeintlich „verlorenen“ Jahrzehnten zwischen 1991 und 2010 seine PCT-Anmeldungen um den Faktor 16. Staatsschulden können die Innovationen der Firmen nicht verhindern.
Eine Nation hat die Eigentums-Ökonomie verstanden, wenn es ein Bankrottgesetz erlässt. Anders als Besitzsysteme, die durch Gewalt – ein Adliger besiegt einen anderen, ein Stamm vertreibt oder vernichtet einen anderen – Liegenschaften verlieren, muss in Eigentumsgesellschaften der Konkurrent gewaltfrei um sein Eigentum gebracht werden. Das erreicht man durch technische und innovative Überlegenheit, mit der die Eigentumspreise stagnierender Wettbewerber ins Minus gedrückt werden.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Während im ex-kommunistischen Osteuropa westliche Fachleute der Neoklassik (mit fast allen Ökonomie-Nobelpreisen) das System für eine „Marktwirtschaft“ halten und deshalb zu freien Märkten raten, ahnen die Chinesen, dass Kreditverträge zwischen Eigentümern über Geld den Kaufverträgen vorhergehen. Der Markt ist ein abgeleitetes Geschöpf, dessen Vater das Eigentum ist. Deshalb fehlen Geld, Zins und Märkte in reinen Besitzsystemen (Stämme, Feudalismus, Kommunismus). Und zu den Operationen des Eigentums gehört neben Belasten, Verpfänden und Verkaufen auch das Einlösen in das Eigentum des Geldbesicherers und Vollstrecken in das Pfand des nicht-tilgenden Schuldners.
China erlässt sein erstes Bankrottgesetz 1986 (anfangs für Staatsbetriebe, weil es andere noch kaum gibt) und bringt es bis 2006 auf internationalen Stand. Obwohl 1979 Deng mäusefangende Katzen jeder Farbe aus dem Sack lässt, steht das Reich der Mitte erst seit 35 Jahren ernsthaft im globalen Rennen. Bei den PCT-Patenten tritt es sogar 1994 an und übernimmt 2019 die Weltspitze.
Damit steht ein bald zwölffaches Japan auf der Weltbühne, das bei der Kompetenz mindestens so hoch liegt wie das kaiserliche Inselreich. Zwar mögen bei PISA-Mathematik 2018 die Schüler aus der Volksrepublik besonders scharf ausgewählt worden und deshalb so weit vorne gelandet sein. Doch Chinesen anderer Nationen müssen sich vor Japanern auch nicht verstecken und liefen ein Annäherungsmaß für die Kompetenz in der Volksrepublik. Chinas Bankrottgesetze etc. sorgen dafür, dass es etwa beim Eigentumsschutz fast schon mit Südkorea gleichgezogen hat (siehe Tabelle S. 7).
Die Positionen Lebensschutz und Freiheit, in denen China krass hinten liegt, werden vielfach als Indikatoren für sein langfristiges Scheitern gesehen. Man könnte sie aber auch als Felder sehen, auf denen China noch aufholen kann, während die Wettbewerber längst alle Register gezogen haben.
Zu Chinas Nachteilen gehört auch, dass ihre Unternehmen immer noch Zinsen bedienen müssen, während die westliche und auch japanische Konkurrenz durch Nullzins der Zentralbanken geringer belastet wird. Doch gerade der zusätzliche Innovationsdruck für das Verdienen des Zinses in Kombination mit seiner Kompetenz dürfte Chinas Marsch an die Spitze weiterer globaler Märkte nur beschleunigen.
Wenn man ein weiteres Zurückfallen der westlichen Ökonomien verhindern oder sie wieder an die Spitze führen will, muss man dafür überzeugende Faktoren vorweisen. Da der Westen bei der Eigentumsfreiheit ohnehin vorne liegt, müsste er auf der Kompetenzseite die Wende schaffen. Bei PISA aber zeigt sich, dass die Ostasiaten die Spitze über Jahrzehnte hinweg behaupten, während westliche Länder mit bildungsferner Einwanderungspolitik wachsende Anteile an schwer Beschulbaren versorgen müssen. Westliche Länder mit hoch qualifizierter Einwanderungspolitik hingegen bleiben den Ostasiaten auf den Fersen, weil sie sich – Beispiel Kanada – vor allem Chinesen als Einwanderer holen.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Zurück zur Verteidigung der Eigentumspreise. Sie zwingt global operierende Firmen dort zu produzieren, wo das Verdienen der Geldschulden für Löhne und Anlagen am ehesten gelingt. Geringe Löhne an sich bringen nichts, wenn die damit bezahlten Arbeitskräfte den Anforderungen einer anspruchsvollen Industrieproduktion oder gar von Hightech-Branchen nicht genügen. Territorien, die der Ersten Welt bei der Kompetenz überlegen sind, werden hingegen selbst dann Investitionen anziehen, wenn sie höhere Löhne verlangen, weil sie besser verkaufbare Qualität liefern. Entsprechend sind geringere Löhne bei besserer Qualität und mehr Innovation unschlagbar. Solche Bedingungen gibt es nur in Ostasien. Die 1640 Millionen Menschen in seinen Top-Ökonomien China/Taiwan, Japan und Südkorea (30 Millionen Reserve im Norden) werden den 420 Millionen Menschen in den westlichen Top-Ökonomien USA und Deutschland das Nachsehen geben. Erstere lassen nur Könner über die Grenzen, während letztere schwer Beschulbare aus Afrika und Ländern aus den drei rechten Kolumnen obiger Tabelle hereinholen. Wir haben es bei Chinas Aufstieg erstmals seit 1500 also mit einem Konkurrenten zu tun, der nicht nur zahlreicher, sondern auch intelligenter ist als der Westen, dessen Eigentumsstrukturen er smart übernimmt und sich so schwer besiegbar macht.
Wenn Volkswagen und Mercedes ihre Zukunft in China sehen, dann sind sie nicht pflichtvergessen gegenüber der Heimat, sondern tun das geschäftlich Gebotene. Da die hiesigen Chefs im Regelfall keine Juden sind, können Antisemiten aus ihrem globalen Agieren keinen Profit schlagen. Bei den westlichen Atommächten, in denen signifikante jüdische Minderheiten leben, sieht das längst anders aus. Bei einer „patriotischen“ Beschränkung auf die USA oder Bundesrepublik würden die Firmen nebst ihren beargwöhnten Bossen untergehen, könnten also nicht einmal mehr sich selbst helfen. Dazu ein Beispiel: Als Deutschland die bis 1970 quasi als Weltmonopol operierende Kamera-Produktion an Japan verliert, wäre der Kauf von Canon- oder Nikon-Anteilen der richtige Weg gewesen. Stattdessen wird die Branche nach letzten teuren Zuckungen ausgelöscht und obendrein halten Bundesbürger kaum Anteile an Canon und Nikon oder ihren Produktionsstätten in China.

III. KRISEN

Krisen sind in die Eigentumstheorie des Wirtschaftens gewissermaßen eingepreist. Die Verteidigung des Eigentums durch eigene Innovationen fürs Runterpreisen der Konkurrenz oder für den Nachvollzug der Konkurrenz-Erfindungen erfordert Geld, das per Kredit besorgt wird oder aus dem Cashflow kommt, der dann nicht in die Reserve gehen kann. Die Innovationen sorgen für einen Boom durch das Geldausgeben für rare/neue Materialien und/oder steigende Löhne für die noch knappen Spezialisten fürs Neue.
Bei Innovationen haben Eigentümer nur die Wahl zwischen dem Verzicht auf ihren Nachvollzug mit der Gewissheit eines umgehenden Falls des Eigentumspreises sowie der Chance, nach Umsetzung des technischen Fortschritts zu denen zu gehören, die Markt schaffen, also genügend Käufergeld zur Ablösung ihrer Schulden und damit zur Auslösung ihres verpfändeten Eigentums gewinnen können. Sie müssen also sehenden Auges an der Überproduktion von morgen mitwirken oder gleich heute Eigentum verlieren, weil sie nicht für Nachfrage produzieren, sondern ihr Betriebseigentum retten wollen und hoffen, dass die reale Nachfrage bei ihnen und nicht beim untergehenden Wettbewerber landet. Nach Abschluss der Modernisierung muss die überbordende Produktion durch Deflation in die Märkte gedrückt werden, bis genügend Unternehmen erledigt sind. Diese tilgen dann nicht bei ihren Banken, was diese durch Eigenkapitalverlust ebenfalls ruiniert. Das ist die Branchenkrise, die bei Innovationen quer durch alle Branchen (Strom, Telefon, Internet etc.) zur großen Krise wird.
In Krisen wird Eigenkapital also nicht nur bei untergehenden Firmen, sondern auch bei ihren Banken verloren, die dann gesunden, also verpfändungsfähigen Firmen keinen Kredit mehr gewähren können. Die Krise verschärft sich, weil in den Eigenkapitalen historisch immer häufiger Staatspapiere stecken. Ihr Volumen nimmt aufgrund der plötzlich notwendigen sozialen Hilfen etc. sprunghaft zu, bis sie schwer bedienbar werden, im Preis/Kurs fallen und massenhaft bisher Kreditwürdige durch faul werdendes Eigenkapital auslöschen.
Die (1) Stabilisierung der Staatspapier-Preise und die (2) Rekapitalisierung der Banken für Kredite an gute Schuldner konstituiert die Krisenbewältigung. Durch eine Sondersteuer auf Staatspapiere kann die erste Aufgabe relativ einfach gelöst werden. Wer 10.000 hält, bekommt 2.000 weggesteuert. Der Zorn ist groß, weil 100 schöner sind als 80, aber man behält den Kopf auf den Schultern und macht mit den verbleibenden 80 womöglich einen Kursgewinn, der einen Teil des Verlorenen wiederbringt. Die Sondersteuer reduziert in keiner Weise die Kompetenz des legal Beraubten, wie umgekehrt eine Steuerbefreiung für bildungsferne Individuen deren Einfallsreichtum ja nicht erhöht. Bei der zweiten Aufgabe fallen die Banken aufgrund ihres Bankrotts an den Staat, der alle Konten per Mausklick so weit reduziert, bis das Wegrasierte für die Rekapitalisierung reicht. Wieder gibt bei den Kreditgebern an die Bank (=Kontoinhabern) Heulen- und Zähneklappern, aber – wie die Bankenkrise Griechisch-Zyperns von 2013 mit 10 bis 40 Prozent Rasur zeigt – geht es bald weiter wie zuvor. Alle verstehen, dass Verluste hart sind, bei Totalverlusten aber Schlimmeres beginnen könnte.
Das Loben der Krise als Chance, in der das Verfaulte weggeschnitten und dem längst sprießenden Neuen endlich Raum gegeben wird, übergeht gerne, dass für bisher nie gesehene Innovationen Kompetenzen vorhanden sein müssen. Begabte Analytiker wie etwa Markus Krall oder Marc Friedrich sprechen vom Wiederaufleben alter Tugenden oder sogar von einem goldenen Zeitalter nach Europas nächstem Crash. Aber werden dann Jung-Genies aus Essen oder Lyon in elterlichen Garagen Smartphones entwickeln, die Samsung und Huawei aus dem Felde schlagen? Werden Google oder Alipay einpacken, weil in Dortmund und Salamanca global ausgreifende Tüftler ans Werk gehen? Unsere Krisen-Optimisten teilen das beliebte Dogma von weltweit gleichgestrickten Talenten, denen man nur Hürden aus dem Wege räumen müsse, damit sie fertig Ausgearbeitetes endlich ans Licht bringen können. Realiter aber haben 80 Millionen Deutsche einen 22:1-PCT-Patentevorsprung gegenüber 50 Millionen Südkoreanern in nur 25 Jahren auf ein mageres 1:1 zurückfahren müssen (siehe S. 6 oben). Krisen treffen selbstverständlich auch Ostasiaten, aber sie haben für die Zeit danach weit mehr Kräfte, dem Westen weitere Branchen abzujagen als umgekehrt.
Kriege gelten wie Wirtschaftskrisen ebenfalls als Innovationschance. Der von Deutschland verlorene Erste (1914 – 1918) sowie der von Deutschland und Japan verlorene Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) hindert beide Länder nicht daran, nach 1945 „Wirtschaftswunder“ vorzulegen (D nur im Westen). Eigentumsstrukturen bleiben intakt, sodass Geld und Kredit besichert werden können. Ein Teil der Menschenverluste durch Genozid und anderes Schlachten wird durch Flüchtlinge aus den verlorenen Gebieten wettgemacht. Ab den 1960er-Jahren streben beide Länder auseinander. Deutschland holt bildungsferne Einwanderer, während Japan das unterlässt. Die Schweiz hingegen wirbt weltweit Elite an und schlägt heute sogar Japan bei Kompetenz und PCT-Applikationen pro eine Million Einwohner. Allerdings werden die Eidgenossen von Schulversagern härter als Japan getroffen, das von vornherein weniger davon hat (s o. S. 9). Für Top-Nationen ist es leichter, fremde Könner zu gewinnen, als eigene Bildungsferne zu verlieren.

Quelle: Gunnar Heinsohn

IV. REFORMEN UND GEBURTENRATEN

Ökonomisch führende Nationen können die Kosten kühner Reformen zur Minderung von Leid am ehesten schultern. Als das Deutsche Reich die Produktivität der Spitzenreiter in England zu überholen beginnt, schafft es – zwischen 1883 und 1891 – mit den Pflichtversicherungen für Krankheit, Unfall, Arbeitslosigkeit und Alter ein Sicherheitsnetz, das inzwischen fast alle Top-Nationen nachgeahmt haben, weil damit die Arbeitskräfte loyal gehalten, also vor Demoralisierung und Systemhass bewahrt werden. Eigentumsgesellschaften schaffen immer kommunistische, also eigentumsfeindliche Bewegungen, weil Menschen vermögens- und gleichzeitig arbeitslos sein können. Bei Verbleiben im System liefern deshalb soziale Sicherungssysteme die denkbar größte Revolution. Sie ist weitgehend abgeschlossen.
Außer Island und Israel gelingt bisher allerdings keiner Top-Nation die Nettoreproduktion von 21 Kindern pro zehn Frauenleben. Darin liegt mit der Kompetenz-Knappheit ihr größtes Problem, dessen Lösung nur gelingt, wenn eine Zunahme der Kinderzahl zugleich einen Kompetenzgewinn bringt. Das Problem bleibt so übermächtig, weil die Konkurrenz auf Arbeitsmärkten das stärkste aller Verhütungsmittel darstellt. Ohne Nachwuchs bleibt mehr Zeit für Regeneration und Qualifikation zum Erfolg in diesem elementaren Wettbewerb, der über 90 Prozent der Bürger im Griff hat.
Was sind Ersatzlösungen? Japan wird größter Roboterbauer und Südkorea größter Roboternutzer der Welt auch deshalb, weil sie verstehen, dass man hoch qualifizierte Rentner nicht durch bildungsfernen Nachwuchs aus der ökonomisch abgeschlagenen Welt ersetzen können. Wie zwei Greise keinen Jüngling machen, so lassen sich zwei Schulversager nicht in einen Exzellenz-Studenten umformen. Nationen mit weniger Kompetenz bleibt der Roboterweg allerdings verschlossen. Deshalb ist nur China den kleineren Ostasiaten hart auf den Fersen. Deutschland hatte noch Glück, seine bedeutendste Roboterfirma – die 1898 gegründete KUKA aus Augsburg – 2016 an die 1968 gegründete MIDEA aus Beijiao (Guandong) verkaufen zu können. MIDEA (aktueller Marktwert im Bereich von BMW oder Mercedes) hat Talente für eine Weiterentwicklung der Firma. In Deutschland hingegen hat man zwar Millionen Menschen aus der ganzen Welt in imponierender sozialer Versorgung, aber zum Herstellen und Programmieren von Automaten eignen sich die allermeisten bisher nicht.
Kann China anders vorgehen als Japan und Korea? Es hat bei der Ein-Kind-Politik von 1979 bis 2015 mit Brutalität bis hin zu Zwangsabtreibungen und Infantizid operiert. Ein pro-natalistisches Gegenstück des Beamtenapparats wäre kaum vorstellbar. Doch es gibt weichere Druckmittel. Man könnte Zweifachmütter bei der Besetzung attraktiver Arbeitsplätze bevorzugen. Eine solche Maßnahme – ohnehin verfassungswidrig in Demokratien – wäre abwegig in Nationen mit hoch divergenten Kompetenzprofilen. Keine Firma kann einer Vielfachmutter ohne Schulabschluss eine Spitzenstellung anbieten und dafür die qualifizierte Kinderlose ablehnen. Wenn aber die meisten Bewerberinnen ähnlich qualifiziert und motiviert sind, bliebe das Risiko einer Vergeudung von Talent kalkulierbar. Es bleibt ja dabei, dass die ökonomisch führende Nation viel riskieren kann.
Eine der Strafen für Chinesen, die ihr Konto korrekten Sozialverhaltens überziehen, besteht im Ausschluss des Nachwuchses von den besten Schulen und Universitäten. Würde das Fehlen eines zweiten Kindes ebenso als nationalmoralische Sünde geahndet, wäre gerade der zur Kinderlosigkeit drängende Berufsehrgeiz in die Fortpflanzungspflicht genommen. Gelingt China der Zuwachs von 16 auf 21 Kinder pro 10 Frauenleben, wird Weltdominanz nicht nur erreicht, sondern auch auf Dauer gestellt.

V. NEUE WIRTSCHAFKRISEN GLEICH NEUE KRIEGE?

Von ökonomischen Krisen werden – besonders bei gleichzeitigem Absinken bisheriger Vormächte – gerne auch Kriege befürchtet. Ein so erfolgreicher Investor wie Ray Dalio (*1949) etwa sieht eine Wiederholung der 1930er-Jahre mit Straßenkämpfen und womöglich ganz großem Krieg. Henry Kissinger (*1923) will gar eine Situation wie vor dem Ersten Weltkrieg erkennen. Doch drei Dinge sind heute anders. (1) Atomwaffen der wichtigsten Konkurrenten lassen sie international vorsichtig agieren. (2) Soziale Sicherung reduziert das Elend von Arbeitslosen bankrotter Firmen. Entscheidend aber wird (3) der Rückgang des Kriegsindex von 4 bis 5 vor 1914 und 3 bis 4 vor 1939 auf unter 1 heute. Auf tausend 55 – bis 59-Jährige folgen also nicht mehr 4.000 oder 3.000 Ehrgeizige von 15 bis 19-Jahren, sondern weniger als 1000. Die Tötungs- und Sterbebereitschaft der heutigen Spitzen-Nationen unterscheidet sich radikal von damals. Das gilt global allerdings noch nicht.

VI. GLOBALE ZUKUNFT

Schon heute gehören fast 5 Milliarden und in 30 Jahren mindestens 7 Milliarden Menschen zu Nationen, deren Kompetenz – jenseits von Rohstoffen – für Erfolge auf Weltmärkten und zumeist auch auf eigenen Märkten nicht ausreicht. Ihre Besten fliehen in die immer talenthungrigen Topregionen, der Rest gibt Gewalt, Kriegen und Völkermorden eine solide Zukunft.

Quelle: Gunnar Heinsohn

Kommentare (36) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. DeepBlue
    DeepBlue sagte:

    Lieber Herr Stelter,
    da bin ich ja mit meinem Wunsch hier Gunnar Heinsohn anlässlich seines Todes zu würdigen, ganz weit geöffnete Türen eingerannt.
    Aber, das hat mich umso mehr gefreut.
    Und durch diese Sendung weiß ich jetzt, dass ich noch viele Gespräche, die Sie mit Gunnar Heinsohn geführt haben, nachzuholen habe. Vielen Dank dafür.

    Antworten
  2. weico
    weico sagte:

    @DT

    “Damit ist die URSÄCHLICHKEIT für den Krieg völlig klar.”

    Die URSÄCHLICHKEIT für den Ukraine-Konflikt ist (fast) JEDEM Geopolitiker ABSOLUT klar !

    Der US-Imperialismus und Interventionismus (Monroe-Doktrin) geht ja langsam dem Ende entgegen und wird dem US-Hegemon und der Welt wohl noch etliche Krieg bescheren… wenn die GEOPOLITISCHE Zeitenwende so RICHTIG losbricht.

    Wie der Ukraine-Konflikt schon die nächsten Konfliktquelle(n) munter anheizt, kann man sehr schön am Beispiel Iran beobachten:

    https://www.spiegel.de/ausland/iran-meldet-entwicklung-von-langstrecken-marschflugkoerper-usa-sind-alarmiert-a-4a1df77a-6113-4862-8c0f-123b1cd11a4b

    Da Iran ja dem BRICS beitreten will (neben vielen anderen Anwärtern) wird dem wohl baldigen Neumitglied sehr grosszügig geholfen.

    Stupide und hilflose US/EU-Sanktions-und Regime change Politik wird damit immer unwirksamer und wird zum “Schuss ins eigene Bein” ….für die eigene Wirtschaft/Gesellschaft .

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ weico

      „WEIL etwas zu Ende geht …“ ist die Ursächlichkeit absolut klar.

      Eine DUMME Antwort, die allerdings gegen Sie brauchbar ist:

      WEIL Russland zu Ende geht, ist absolut klar, dass Russland den Ukrainekrieg verursacht hat.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        Das kann ich auch:

        Weil die USA immer noch das von Gott auserwählte Land sind, müssen sie sich selbst nicht an die Regeln halten (“regelbasierte internationale Ordnung”) , die sie für allen anderen vorgeben. ;)

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Man schmälert nicht die Verdienste von Gunnar Heinsohn, auf sehr beachtliche Sachverhalte verwiesen zu haben, die das Verständnis von Veränderungen in der Welt sehr bereichern, wenn man ihm auch blinde Flecken im Gesichtsfeld attestieren muss.

    Er erkennt zwar an, dass andere, darunter auch Kissinger, der Auffassung sind, dass von Wirtschaftskrisen auch Kriege ausgehen können.

    Dazu sagt er:

    >… drei Dinge sind heute anders. (1) Atomwaffen der wichtigsten Konkurrenten lassen sie international vorsichtig agieren. (2) Soziale Sicherung reduziert das Elend von Arbeitslosen bankrotter Firmen. Entscheidend aber wird (3) der Rückgang des Kriegsindex von 4 bis 5 vor 1914 und 3 bis 4 vor 1939 auf unter 1 heute. Auf tausend 55 – bis 59-Jährige folgen also nicht mehr 4.000 oder 3.000 Ehrgeizige von 15 bis 19-Jahren, sondern weniger als 1000.>

    Man muss ihm nicht ankreiden, dass (1) die Entkopplung konventioneller Kriegsführung nicht ausschließt, (2) auch Krisen schüren kann (u. a. durch hohe Staatsverschuldung und Anreize zu unvorteilhafter Zuwanderung) und bei (3) das Kriterium „Ehrgeiz“ entwertet wird, wenn irreführende Kommunikation, hohe Bezahlung für das Einsatzrisiko und moderne Waffentechnik, die auf Qualität statt Quantität setzt, die kriegerische Auseinandersetzung bestimmen.

    Denn dass es vor unserer Haustür wieder einen Krieg gibt, an dem auch Atommächte beteiligt sind, haben ganze Heerscharen hochbezahlter Experten nicht vorausgesehen.

    Insofern:

    Die Darstellung und Analyse von bestimmten, durchaus signifikanten Sachverhalten werden für immer mit dem Namen Gunnar Heinsohn verbunden, ihre Bedeutung aber an den sich wandelnden Gegebenheiten zu messen sein.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @Faktencheck

      “Denn dass es vor unserer Haustür wieder einen Krieg gibt…..haben ganze Heerscharen hochbezahlter Experten nicht vorausgesehen.”

      Jens Stoltenberg über den Krieg seit 2014:
      https://www.youtube.com/shorts/KF6rUGtSIGg

      Angela Merkels Äußerungen über Zeitgewinn durch Minsk-Schwindel
      tagesspiegel.de/politik/absolut-unerwartet-putin-zeigt-sich-enttauscht-von-merkel-wegen-ausserungen-zur-ukraine-9006844.html

      Peter Scholl Latour – Putins Imperium zwischen Nato, China und Islam v. 2006
      youtu.be/2DstVufWpRg

      Sollten belastbare Quellen sein zu belegen, dass jenseits von Migrationskrise und Klimakatastrophe noch politische Interessen verfolgt werden – ohne demokratischen Auftrag.

      Antworten
      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Alexander 18:45
        Der verehrte Gunnar Heinsohn zu Kriegs-Gefahren :
        …”Ein so erfolgreicher Investor wie Ray Dalio (*1949) etwa sieht eine Wiederholung der 1930er-Jahre mit Straßenkämpfen und womöglich ganz großem Krieg. Henry Kissinger (*1923) will gar eine Situation wie vor dem Ersten Weltkrieg erkennen. Doch drei Dinge sind heute anders. (1) Atomwaffen der wichtigsten Konkurrenten lassen sie international vorsichtig agieren. (2) Soziale Sicherung reduziert das Elend von Arbeitslosen bankrotter Firmen. Entscheidend aber wird (3) der Rückgang des Kriegsindex von 4 bis 5 vor 1914 und 3 bis 4 vor 1939 auf unter 1 heute. Auf tausend 55 – bis 59-Jährige folgen also nicht mehr 4.000 oder 3.000 Ehrgeizige von 15 bis 19-Jahren, sondern weniger als 1000. Die Tötungs- und Sterbebereitschaft der heutigen Spitzen-Nationen unterscheidet sich radikal von damals. Das gilt global allerdings noch nicht….”

        Gunnar Heinsohn hat nicht berücksichtigt, , dass bisher unerprobt-innovativ -destruktive Tötungs-Techniken einsatzbereit sind :
        Cyber-War und biologische Kriegsführung.
        ( mir wird jedesmal schlecht, wenn ich an Möglichkeiten denke, z.B. :
        fast 100% letale Ebola-Hämorraghie per GoF-Technik gekoppelt auf Grippe-Viren, per Aerosol übertragbar..)
        Robert Habeck : Russland in die ” Knie” zwingen, Baerbocks Kriegserklärung an Russland war KEIN Versprecher:
        https://www.youtube.com/watch?v=MfVXm4uaS5Q

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dr. Lucie Fischer

        Gunnar Heinsohn gehört (nach Prof. Sucharit Bhakdi) zu den Unterzeichnern des Gutachtens für das Bundesinnenministerium zum Pandemiefehlalarm, von 2020.
        impfkritik.de/pressespiegel/2020051502.html

        Diesen Dienst kann man Heinsohn gar nicht hoch genug anrechnen, bedenkt man die Schwurbelei der Verantwortlichen HEUTE über ihr Verhalten in Sachen Grundrechte und Injektionsnötigung – ohne, dass eine Zusage eingehalten worden wäre!

        vgl.:
        tichyseinblick.de/daili-es-sentials/manipulation-der-wissenschaft-durch-das-bundesinnenministerium-bmi/

        Letzte Söhne waren noch nie ein Argument keinen Krieg zu führen, weil sich für die Töchter andere Männer finden….. wie seit 5000 Jahren. Zu meiner Überraschung sind Schrumpfvergeiser nicht weniger kriegslüstern als der Subsahara youth buldge.

        Wie nach der Pandemie gilt, die Toten lügen nicht.

        This Ukrainian Thot Was So Sad About Her KilledInAction Husband….
        https://www.bitchute.com/video/2XpZS3eK1tuo/

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        “Russians will wipe our everything”
        Scott Ritter
        https://youtu.be/_Teh7hPuRgc
        Smarte Visualisierung für den Tod – jetzt wo hier die Friedensdemos um Gnade jammern.
        Aber Kinder zerstören für einen Cent länger und mehr.
        Seelen- und Körperlosigkeit, von Geistigkeit ganz zu schweigen.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“ — Erich Maria Remarque

        Anton Hofreiter, z.B.
        https://www.youtube.com/watch?v=SvF2Lo3ccHo

        Vor dem Personal ist nichts und niemand sicher.
        youtube.com/shorts/Kh-02zaxvtY

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        “Angela Merkels Äußerungen über Zeitgewinn durch Minsk-Schwindel”

        Ja, diese Aussagen von Merkel, Hollande, und anderen sind wirklich unglaublich. Wie kann man da noch die Behauptungen aufrechterhalten, dass der Krieg nicht vorhersehbar war, und dass Russland jetzt der alleinschuldige Aggressor ist?

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Beobachter

        Als das Minsker Abkommen unterschrieben wurde, war RUSSLAND bereits auf fremdes Territorium vorgedrungen (und Putin hat auf Merkels Frage, ob das seine Soldaten auf der Krim seien, entspannt mit „Nein“ geantwortet).

        2022 ist WIEDER RUSSLAND auf fremdes Territorium marschiert.

        Mir sind die Interessen der Amerikaner etc. schon klar. Aber den konventionellen Krieg hat zweimal Russland begonnen. Dass nach 2014 die Ukraine an besserer Verteidigungskraft interessiert war, ist zumindest nachvollziehbar.

        Im Übrigen, wenn die Einverleibung der Ukraine geklappt hätte, würde die NATO direkt an Russland grenzen. Wegen Westerweiterung Russlands und nicht Osterweiterung der NATO. Das ist doch alles inhaltsleeres Geschwätz.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @stoertebekker: Darum geht es doch nicht. Über die Krim kann man endlos streiten. Da ist historisch nichts eindeutig. Und den Flottenstützpunkt Sewastopol nach der Farbenrevolution einer feindlichen Regierung übergeben – meinen Sie das ernst? 2014 hat schon Kissinger eine Einigung angemahnt. Sie können doch nicht bestreiten, dass es dem Westen nach diesen Äußerungen (die im Raum stehen, und von Merkel auch hinterher nie weiter relativiert oder abgeschwächt worden sind) nie um eine Lösung ging. Müssen dafür 100.000 + X krepieren?

      • Alexander
        Alexander sagte:

        Inhaltsloses Geschwätz ist, wenn man unfähig fuer Krieg ist und einen zulässt.

        Wie es aussieht wird die Nato geschlagen ohne einen Schuss, weil man seine Bestände weder gepflegt noch auf Kriegsmass aufgestockt hat.

        Haette man adäquate Vorbereitungen getroffen, haette der letzt Heini bemerkt was kommt und eine Wahl gehabt….

        In Sachen Energiewende und Klimaschutz dasselbe Gelabbere ohne Vorbereitungen.

        Läuft.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Migrationskatastrophe – nichts gewusst haben….

        Auch die Migrationskrise von 2015 war kein Zufall, sondern durch Heinsohn bereits 2012 angekündigt und den Fachleuten des Außenministeriums so sicher bekannt, wie den Strategen der Nato. Damals unterstützte man Freiheitskämpfer, deren Sozialisation im radikalen Islam niemandem verborgen geblieben war, vgl. Badera Batallione der Ukie.

        Genozidangst der Alawiten – Gunnar Heinsohn v. 2012
        https://www.achgut.com/artikel/0027442

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Sie werden es kaum fassen können, aber beim Ukrainekrieg bin ich auf Ihrer Seite.

        Es hat nach 1990 Verträge gegeben, die auch Russland unterschrieben hat.

        Der Westen hat sich darangehalten und sich zudem dem Wunsch der Ukraine WIDERSETZT, das Land zu einem NATO-Mitgliedsstaat werden zulassen, der die NATO an die Grenze Russlands gerückt hätte.

        Putin sieht Jelzin, der die Verträge unterschrieben hat, als Versager vor der russischen Geschichte an und will Vertragsinhalte revidieren – mit BESETZUNG und KRIEG.

        Damit ist die URSÄCHLICHKEIT für den Krieg völlig klar.

        @ Beobachter

        >Über die Krim kann man endlos streiten. Da ist historisch nichts eindeutig.>

        Was ist die Konsequenz DARAUS anhand Putins Besetzung der Krim?

        Es ist folgende:

        Jeder kann in die Geschichte zurückgehen und an einem bestimmten Punkt ERKLÄREN, dass ER der Meinung ist, dass an diesem Punkt nicht mehr zu streiten ist, sondern die Dinge, ein Territorium betreffend, eindeutig sind – und die vermeintliche Eindeutigkeit mit Besetzung des Territoriums deklarieren.

        Was historisch war, mag eindeutig oder nicht eindeutig sein.

        Es spielt jedoch KEINE Rolle für den STATUS eines Territoriums, wenn er durch VEREINBARUNGEN souverän handelnder Staaten, die Interessen damit verbinden, EINVERNEHMLICH bestimmt ist.

        Wer dies nicht anerkennt, kennt Vereinbarungen nicht an.

        Politiker und Staaten, die Vereinbarungen nicht nur nicht anerkennen, sondern sie mit WAFFENGEWALT revidieren wollen, müssen gestoppt werden.

        Werden sie nicht gestoppt, sind Vereinbarungen NICHTS mehr wert.

        Das würde für die internationale Staatengemeinschaft TEURER als die Kosten den Rechtsbrecher zu stoppen.

        Das gilt selbst dann, wenn die Kosten des Stoppens enorm sein sollten.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Es hat nach 1990 Verträge gegeben, die auch Russland unterschrieben hat. Der Westen hat sich darangehalten und sich zudem dem Wunsch der Ukraine WIDERSETZT, das Land zu einem NATO-Mitgliedsstaat werden zulassen, der die NATO an die Grenze Russlands gerückt hätte.”

        Was für ein haarsträubender Blödsinn. Der Westen hat die Ukraine mit dem EU-Assoziierungsabkommen sowohl wirtschaftlich wie auch militärisch in seine Allianz integriert und führte sogar eine Regime-Change-Operation in der Ukraine durch, damit dieses Abkommen unbedingt ratifiziert wird. Genau das hat den Konflikt in der Ukraine 2014 eskalieren lassen.

        “Es spielt jedoch KEINE Rolle für den STATUS eines Territoriums, wenn er durch VEREINBARUNGEN souverän handelnder Staaten, die Interessen damit verbinden, EINVERNEHMLICH bestimmt ist. Wer dies nicht anerkennt, kennt Vereinbarungen nicht an.

        Politiker und Staaten, die Vereinbarungen nicht nur nicht anerkennen, sondern sie mit WAFFENGEWALT revidieren wollen, müssen gestoppt werden.”

        Hahahaha. Gilt das auch, wenn die USA den Irak, Libyen und Syrien angreifen oder Militärhilfe an Terrororganisationen in diesen Staaten schicken?

        Oder ist das dann mal wieder ein Ausnahmefall, den man gesondert betrachten muss? ;)

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @Tischer: “Politiker und Staaten, die Vereinbarungen nicht nur nicht anerkennen, sondern sie mit WAFFENGEWALT revidieren wollen, müssen gestoppt werden.”

        Da könnte man jetzt über vieles reden, nur ein Beispiel: Erdogan und die Kurdengebiete in Syrien. Wer stoppt Erdogan? Nein, er bekommt Milliarden von der EU. Doppelmoral vom feinsten.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Alexander

        „Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind, besonders die, die nicht hingehen müssen.“ — Erich Maria Remarque

        Der kriegsgeile deutsche Rentner ist die faszinierendste Figur, die ich im letzten Jahr kennenlernen durfte. Aber gerade im Westen ist die wohl nichts Neues…

        Kennen Sie schon das irre Interview aus Vorkriegszeiten von der FDP-Panzer-Oma, in dem sie darüber fantasiert, wie sie mit anderen “Frauen 60 plus” im Volkssturm gegen die Russen kämpft?
        https://www.youtube.com/watch?v=y2UpOZJ_8xk

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Richard Ott

        ÖR Frage an Ursula v. d. Leyen: “Sind Ihre Kinder bei der Bundeswehr?”
        Antwort. “Neeein” (mit freudschem Grinsen)
        https://www.youtube.com/watch?v=8g3S_vxQAIs

        Absolute Überflieger befürworten Kriege, die man nicht gewinnen kann. Dabei leugnet man illegale Kriege, gegen die sich der Rest der Welt in der SOZ verbündet hat.

        Nachdem diese Bundesregierung den Gesellschaftsvertrag UND wichtige Grundrechte aller Bürger brach, beruft man sich auf Verträge als ob man noch vertragsfähig wäre. In Wirklichkeit lebt Berlin vom Gewaltmonopol, wie wir seit den unsäglichen C-Maßnahmen wissen, vgl. Heinsohnmitinitiative des BMI papers.

        gesetze-im-internet.de/stgb/__81.html …erfüllt.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Nochmal zur Klärung wie ich es sehe: Es geht nicht darum, Putin zu verteidigen. Es geht um Doppelmoral. Darum, dass Amerikas Kriege (Serbien, aber insbesondere die nach dem 11. Sep 2001) “anders” seien, berechtigter, moralisch hochwertiger, notwendiger zur “Verteidigung der Freiheit”. Und das ist einfach Lüge. Und alles was sonst von den US-Proxies noch so läuft. Kurdistan und Jemen ragen da hervor.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott, @ Beobachter

        @ Richard Ott

        >Der Westen hat die Ukraine mit dem EU-Assoziierungsabkommen sowohl wirtschaftlich wie auch militärisch in seine Allianz integriert und führte sogar eine Regime-Change-Operation in der Ukraine durch, damit dieses Abkommen unbedingt ratifiziert wird.>

        Der Westen kann mit wem auch immer Assoziierungsabkommen treffen.
        Der Westen hat die Ukraine NICHT in seine Allianz, i. e. in die NATO integriert – INTEGRIERT !!

        Sie reden mal wieder Unsinn.

        @ Beobachter

        Ich habe dargelegt, WARUM Politiker und Staaten, die Vereinbarungen mit Waffengewalt revidieren wollen, gestoppt werden müssen.

        Ich habe keinen Politiker und keinen Staat davon ausgeschlossen.

        Daher ist Ihr Verweis auf Doppelmoral bei mir neben der Sache und nichts wert.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Der Westen kann mit wem auch immer Assoziierungsabkommen treffen.”

        Sicher, es ist nur manchmal nicht besonders schlau, es zu tun.

        Darf der Westen eigentlich auch eine unwillige Regierung per Regime Change entfernen wenn er unbedingt das Assoziierungsabkommen will, so wie 2014 in der Ukraine?

        “Der Westen hat die Ukraine NICHT in seine Allianz, i. e. in die NATO integriert – INTEGRIERT !!”

        Schon das EU-Ukraine-Assoziierungsabkommen hatte eine militärische Komponente. Und seit 2014 wird die Ukraine über Militärhilfe, NATO-Ausbildungsmissionen und Geheimdienstzusammenarbeit immer enger mit der NATO verflochten.

        “Ich habe dargelegt, WARUM Politiker und Staaten, die Vereinbarungen mit Waffengewalt revidieren wollen, gestoppt werden müssen. Ich habe keinen Politiker und keinen Staat davon ausgeschlossen.”

        Zaubern Sie ein Lachen in mein Gesicht und erzählen Sie mir, wann und wie Sie zum Beispiel George W. Bush und Barack Obama als damalige US-Oberkommandierende für ihre Kriegsverbrechen anklagen wollen.

        Wieso hält die US-Armee eigentlich auch heute immer noch Teile von Syrien besetzt und unterhält an der Grenze zum Irak und in den Öl- und Gasfeldern östlich des Euphrat Militärbasen? Wollen die USA dort etwa Vereinbarungen mit Waffengewalt revidieren und respektieren die Grenzen anderer souveräner Staaten nicht?

        https://s2.cdnstatic.space/wp-content/uploads/2023/02/26february2023_Syria_war_map.jpg

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Und diese Doppelmoral hat viele Länder der 3. Welt vom Westen entfremdet. Die Ukraine-Resolutionen der UN sind nichts wert. UN-Abstimmungen sind bedeutungslos. Es gaht nur darum, wie Länder hinter den Kulissen tatsächlich agieren. Wie Egon Bahr treffend sagte :”In der internationalen Politik geht es nie um Demokratie oder Menschenrechte. Es geht um die Interessen von Staaten. Merken Sie sich das, egal, was man Ihnen im Geschichtsunterricht erzählt.”
        Und gerade im Wirtschafts- und Energiebereich ignorieren eben sehr viele Staaten die westlichen Positionen und Forderungen und Sanktionen. Scholz ist ja in Brasilien bei seinem linken Hoffnungsträger Lula abgeblitzt, der ihm dasselbe wie der rechte Bolsonaro gesagt hat. Indien lief auch nicht anders. China hat gerade ein paar Rücksetzer, weil sie zahlungsunfähigen Staaten zuviel geliehen haben. Das ändert aber nichts an der Gesamtsituation.

    • foxxly
      foxxly sagte:

      @
      dass es früher oder später zu diesen kriegskonfikt/-handlungen kommen würde, war mit höherer wahrscheinlichkeit vorherzusehen.

      natürlich nicht für leuten, welche immer glauben, dass unser freund im westen uns nichts bösen anhaben will.
      das war grob naiv.

      usa hat mehrfach bewisen, dass es seine freunde auch mal gerne fallen lässt , wenn es für sie nützlich ist.

      die spaltungs-oktrin von D /EU und russland, war jetzt reif, weil die großfinanz, für ihr wachstum kriege braucht; u. gerade in der aktuellen phase, wo weltweit wachstum und wirtschaft rasch sinken.

      usa haben mit den sanktionen in erster linie europa geschadet!

      nahezu NICHTS gschied zufällig, wenn man bedenkt, dass der krieg in der ukraine bereit 2014 begann und die planungen mindestens 10 jahre fürher begannen.
      wer hat sich nicht an die 2+4 vereinbarungen gehalten und die nato sukzessive gen osten erweitert?

      dies nicht zu sehen zeugt von einer gut gemachten meinungsmanipulation durch die medien!

      Antworten
  4. Alexander
    Alexander sagte:

    Imperien sind der Elefant im Raum,
    der Gleichgewichtstheorien schwach aussehen lässt.

    Imperien schöpfen Kredit aus Macht(-pfand),
    wenn “Patent-Innovationen” die Kinder jedes Gewaltmonopoles sind.
    Wer wollte der Zentralmacht widersprechen?

    Imperien streben nach Unipolarität,
    während internationaler Wettbewerb von Multipolarität lebt.

    Realitätscheck:
    Nord Stream 2 and NATO – What implications does Seymour Hersh’s reporting have on NATO?
    https://youtu.be/1fAbb19Hufk
    & wie der dt. mainstream damit umgeht, wenn der Hegemon seine Verbündeten angreift
    youtube.com/watch?v=68a1KgBKOSg

    Gunnar Heinsohn hat uns ein paar Nüsse übrig gelassen,
    chapeau!

    Antworten
  5. foxxly
    foxxly sagte:

    die thesen und ausführungen von heinsohn sind in kürzerster, jüngsterer zeit zum teil überholt.

    die erzwungenen sanktionsfolgen haben die welt schlagartig verändert.

    aber auch fehlentwicklungen und die folgen vergangener politik holen uns ein und verstärken sich jetzt immer schneller.

    ich sehe überwiegend folgende kritische themen und entwicklungen:

    -soziale sicherheit, …..ist es eine sicherheit, wenn stark zunehmend viele menschen unterhalb der armutsgrenze leben müssen?
    lebensmittel, energie und mieten, sind die wohlstands- und existenz-killer.
    der soziale friede wird (noch) solange aufrecht erhalten werden können, solange die menschen, vorallen die zugewanderten, zufrieden gestellt werden können. das dürfte zeitlich begrenzt der fall sein!

    – das geld und finanzsystem befindet sich in seiner finanlen phase.
    das wirtschaftliche wachstum kann die vorhanden und erst recht die zukünftigen problemfelder nicht mehr.
    heilen.
    die lasten aus diesen krediten überschreiten heute schon vielfach das maß des erträglichen.
    und die neue geldmenge ist um einiges höher, als die wirtschaftsleistungen.

    -globale spaltung…. sind entstanden durch die sanktionspolitik der usa; der fanatismus der weltherrschaft sei dank. die rohstoffversorgung gerät vollens durcheinender und vor allen bei speziellen rohstoffen.
    – die teuere energie wird für europa ungeahnt große negative auswirkungen nachsichziehen. die komplette wettbewerbsfähigkeit europas steht ernsthaft auf dem spiel. – mindestens für ein paar jahrzehnente.

    -das schwinden der weltherrschaft der usa, wird zum eigentlich größten problem für die welt.
    wenn der mächtige die herrschaft zu verlieren droht, dann ist dieser zu allen fähig. die größte gefahr geht in der nahen zukunft geht nicht von china, oder russland aus!
    die erzwungende schwäche europas wird denn jetzigen herrscher auch nicht mehr lange retten.

    prognosten der vergangenen jahre wurden eher liniar fortgeschrieben.
    dies ändert sich gerade und müssen entsprechen angepasst werden.

    Antworten
  6. Tom96
    Tom96 sagte:

    Als die Revolutionen gescheitert waren mußten Reformen installiert werden.
    Nachdem diese Finanzierungsausbeutungszyklen bankrott sind, hilft nur der große Reset – R R R

    Servus Prätorianer in den Höhlen des Verborgenen.

    Antworten
  7. Alexander
    Alexander sagte:

    Keine Betrachtung der Wechselkurse, als ob die Kaufkraft des US Doller 1945 keine Rolle gespielt hätte?

    Bedingungslos besiegte Deutsche arbeiteten wie Japaner für lau,
    Wohlstand/Kaufkraft in den USA machte dieselbe konkurrenzunfähig,
    wenn Geldschöpfung aus dem Nichts langjährige Forschung/Ausbildung obsolet macht.
    Geldschöpfen und kaufen anstellen von herstellen……

    Handelsbilanzdefizite als Kompetenznachweis.

    Alle haben das so gemacht, wie Korea / China / Vietnam / Malaysia / Tschechien / Slowakei / Ungarn / Rumänien / Bulgarien / Ukraine oder Mexiko, wenn man sich als Werkbanksklave den Aufstieg erkämpft;
    vgl.
    Auch die Deutschen waren große Kopisten – “Wer kopiert, kapiert” – Heinsohn
    “Zwischen 1810, also seit der weit gestreuten Eigentumsschaffung in der Stein/Hardenberg-Reform, und 1914 sind es vor allem deutsche Nachahmer, die der seinerzeit führenden britischen Industrie die Butter vom Brot nehmen. ”
    https://www.achgut.com/artikel/0036665

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Alexander

      “Bedingungslos besiegte Deutsche arbeiteten wie Japaner für lau,
      Wohlstand/Kaufkraft in den USA machte dieselbe konkurrenzunfähig,
      wenn Geldschöpfung aus dem Nichts langjährige Forschung/Ausbildung obsolet macht.”

      Wie wichtig die klugen Köpfe und Patente für ein Land sind , hat man ja auch während dem WW2 schon erkannt und gegen Ende dann schnell reagiert.

      Die Siegermächte hatten schon ihre “Wunschlisten” und konnten sich beim Besiegten “bedienen” und schöpften “die besten Gehirne” schnell ab.
      Die USA z.B. mit der “Operation Overcast” usw, und neben Reparationsleistungen und Demontage von Produktionsmittel, kam noch die Zwangsenteignung der deutschen Patente dazu.

      http://www.wolfgang-pfaller.de/Beschlagnahme.htm

      Antworten
      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ weico
        Und dann ist die Arbeit von ein Aufarbeitungsbeitrag

        https://www.amazon.de/-/en/Alexander-Solschenizyn/dp/3776622873
        daraus:

        “Autorenkommentar
        “Ich bemühe mich aufrichtig, beide Seiten zu verstehen. Zu diesem Zweck tauche ich in die Vergangenheit ein und ergehe mich nicht in Polemik. Ich bin bestrebt zu zeigen.”
        Klappentext
        “Ich bin aufrichtig bemüht, beide Seiten zu verstehen. Deshalb tauche ich in die Ereignisse ein, nicht in eine Polemik.” Diesem Credo einer ausgewogenen Betrachtungsweise folgend, widmet sich Alexander Solschenizyn in vorliegendem Buch der Geschichte der ‘jüdischen Frage’ in Russland. Er greift damit ein Thema auf, das ihm durch seine jahrzehntelange literarische Auseinandersetzung mit der Geschichte der russischen Revolution begleitete und im Romanszyklus ‘Das rote Rad’ (1971-1987) seinen Niederschlag fand. Mit der ‘Russisch-jüdischen Geschichte’ legt der Autor nun erstmals eine historische Dokumentation vor. Durch die Teilung Polens (1772, 1793, 1795) kamen große Teile der ostjüdischen Bevölkerung zu Russland, die sich zu einem ‘unaufhörlich wachsenden und eigenwilligen Organismus im Körper des Russischen Reiches’ entwickelten und zu einem unlösbaren Problem zu werden drohten. Betrug ihre Zahl zunächst etwa eine Million, hatte sie sich Ende des 19. Jahrhunderts mehr als verfünffacht: Das russische Judentum machte nun über 50 Prozent der jüdischen Weltbevölkerung aus. Der Autor schildert in vorliegender Publikation das wechselvolle Zusammenleben von Russen und Juden innerhalb eines Staates. Wir erfahren über den Alltag im sog. Ansiedlungsrayon und die allmähliche Befreiung der Juden aus dessen wirtschaftlichen und kulturellen Grenzen, und auch über die Abhängigkeit der russischen – bis 1861 leibeigenen – Bauern von den jüdischen Händlern. Ausführlich wird auf die fehlgeschlagene Kolonisierung Neurusslands als Maßnahme zur ‘Umgestaltung der jüdischen Lebensweise in Russland’ eingegangen, für die im Laufe der Zeit zehn hochrangig besetzte ‘Jüdische Komitees’ von der zaristischen Regierung gebildet wurden. Die Arbeit dieser Komitees schlug sich nieder in einem Reigen von Unterdrückungen – wie Umsiedlungen, Rekrutenpflicht, Numerus clausus -, aber auch deren Lockerungen, und führte schließlich, insbesondere nach den Progromwellen ab den 1880er-Jahren, zum radikal-revolutionären Kampf um Gleichberechtigung vor allem unter der russisch-jüdischen Jugend. Erst Ministerpräsident Pjotr Stolypin setzte nach der Revolution von 1905 für die Entwicklung des nun parlamentarisch-autokratischen Staates wichtige Veränderungen durch, die auch die Gleichstellung der jüdischen Bürger vorsahen. Doch gerade er fiel 1911 einem politischen Attentat zum Opfer – verübt von dem Kiewer Juden Bogrow. Um dem Vorwurf des Antisemitismus zu entgehen, suchte man bei den Ermittlungen die Herkunft des Attentäters zu verschweigen. Mit Stolypin, so die Meinung des Autors, hätte Russland das Ende der Monarchie und die Katastrophe des Umsturzes vielleicht abwenden können. Der Erste Weltkrieg stellte das russisch-jüdische Zusammenleben vor eine neuerliche Zerreißprobe. Es begannen Aussiedlungsaktionen aus den frontnahen Gebieten im Westen. Obwohl sich die russische Intelligenzija mit der jüdischen Bevölkerung solidarisierte, stempelte man diese als Feinde des Vaterlandes ab und erklärte alle Integrationsversuche für gescheitert. Zur Gleichberechtigung schien für die Juden jetzt nur noch ein Weg zu führen: Die Revolution. In seinem neuesten Werk, dessen erster Band – für den Zeitraum 1795 bis 1916 – nun auch in deutscher Sprache vorliegt, löst der Nobelpreisträger wiederum das Prinzip ein, mit dem er sich einst dem totalitären Sowjetstaat entgegenstellte: ‘Nicht nach der Lüge leben!’
        Über den Autor und weitere Mitwirkende
        11. Dezember 1918
        Alexander Issajewitsch Solschenizyn geboren in Kislowodsk
        1939-1941
        Studium der Mathematik und Physik an der Universität in Rostow am Don
        1941-1943
        Hauptmann der Artillerie in der Roten Armee
        9. Februar 1945
        Wegen kritischer Bemerkungen über Stalin in einem Brief an einen Freund verhaftet; ohne Gerichtsverhandlung zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt
        1945-1953
        In sowjetischen Arbeitslagern (Gulag)
        1952-1954
        Erkrankt an Krebs; Genesung in einem Krankenhaus in Taschkent
        1956
        Darf nach Zentralrussland zurückkehren; Schullehrer in Rjasan
        1962
        “Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch” erscheint und macht Solschenizyn weltberühmt
        1965
        “Im ersten Kreis” und das Privatarchiv des Autors werden konfisziert 1968-1969
        “Im ersten Kreis” und “Krebststation” erscheinen im Westen
        1970
        Solschenizyn erhält den Nobelpreis für Literatur
        1971
        “August 1914” erscheint
        1973
        Der erste Band von “Archipel Gulag” erscheint
        1974
        Solschenizyn wird aus der UdSSR ausgewiesen
        1976
        Solschenizyn geht von der Schweiz ins Exil nach Vermont/USA
        1990
        Solschenizyn erhält die russische Staatsbürgerschaft zurück
        1992
        Rückkehr nach Russland; Solschenizyn engagiert sich als moralische Instanz für die Transformation der russischen Gesellschaft und Politik
        1994
        Treffen mit Boris Jelzin
        2000
        Treffen mit Wladimir Putin
        2001
        “Zweihundert Jahre gemeinsam” erscheint in Russland; in den ersten Monaten werden täglich bis zu 3000 Exemplare verkauft
        Leseprobe. Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Rechteinhaber. Alle Rechte vorbehalten.
        Zum Thema

        Ein halbes Jahrhundert lang habe ich über die Geschichte der russischen Revolution geschrieben, und viele Male bin ich dabei auf die Frage der russisch-jüdischen Beziehungen gestoßen. Immer wieder wirkten sie sich einschneidend auf die Geschehnisse aus, drangen wie ein Keil in die menschliche Psyche ein und peitschten Leidenschaften hoch. Ich habe nicht die Hoffnung aufgegeben, dass sich vor mir ein Autor finden würde, der diesen glühenden Keil umfassend und unvoreingenommen beleuchten wird. Aber häufiger stoßen wir auf einseitige Vorwürfe, wobei es entweder um die Schuld der Russen gegenüber den Juden, ja sogar um die ewige Verderbtheit des russischen Volkes – und zwar reichlich – oder umgekehrt geht: Wer von den Russen über dieses gemeinsame Problem geschrieben hat, tat dies zum größten Teil jähzornig, überzogen, ohne sehen zu wollen, was man der anderen Seite als Verdienst anrechnen muss.
        Wage niemand zu sagen, es fehle an Publizisten – besonders bei den russischen Juden gibt es viele, weit mehr als bei den Russen. Aber trotz der Fülle an klugen Köpfen und talentierten Schriftstellern ist bis heute noch keine solche Aufarbeitung und Analyse unserer Geschichte erschienen, die beiden Seiten gerecht geworden wäre.
        Man muss jedoch lernen, den Bogen nicht zu überspannen. Ich wäre froh, wenn ich meine Kräfte nicht an einem so heiklen Thema erproben müsste. Ich glaube aber, dass diese Geschichte – oder der Versuch, in sie einzudringen – nicht “verboten” bleiben muss.
        Die Geschichte der “jüdischen Frage” in Russland (und nur in Russland?) ist in erster Linie eine facettenreiche Geschichte. Über sie zu schreiben, bedeutet neue Stimmen zu hören und sie dem Leser zur Kenntnis zu bringen. (In diesem Buch kommen jüdische Stimmen viel mehr zu Wort als russische.)
        Aber wegen der Turbulenzen in der gesellschaftlichen Atmosphäre lautet die Frage häufiger so: Wie geht man über des Messers Schneide? Von beiden Seiten hört man alle möglichen Vorwürfe und Anschuldigungen.
        Das Gefühl aber, das mich durch das Buch über das zweihundertjährige gemeinsame Leben des russischen und des jüdischen Volkes geleitet, ist die Suche nach allen Aspekten eines gegenseitigen Verstehens und nach allen möglichen Wegen, die gereinigt von der Bitterkeit der Vergangenheit in die Zukunft führen.”

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