Gunnar Hein­sohn: Inte­gration gelingt nur, wenn sie nicht gepre­digt werden muss

Mit Bestürzung und Trauer habe ich vom Tode Professor Gunnar Heinsohns erfahren. Er starb am 16. Februar in Danzig (Gdansk) in Polen. Nahe der Stadt war er im November 1943 auch geboren worden. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 lehrte der Sozialwissenschaftler an der Universität Bremen Sozialpädagogik, bis 2020 zudem Kriegsdemografie am NATO Defense College in Rom.

Ich habe Gunnar Heinsohn vor mehr als 30 Jahren kennengelernt. Bereits in meiner Dissertation habe ich die Werke von ihm und seinem schon vor Jahren verstorbenen Kollegen Otto Steiger zitiert. Sein Blick auf die wirtschaftlichen Zusammenhänge hat mich bis heute geprägt. Wohl keinen Autor habe ich so oft auf meinem Blog zitiert bzw. kein anderer Autor hat mir so bereitwillig und hilfsbereit Materialien zur Verfügung gestellt. Mit fünf Aufritten war Professor Heinsohn so häufig in meinem Podcast zu Gast wie kein anderer.

Ich werde Gunnar Heinsohn als freundschaftlichen Ratgeber, als intellektuelles Vorbild und als warmherzigen Menschen vermissen. Meine Gedanken sind bei seiner Familie.

Von den insgesamt 97 Beiträgen auf meinem Blog bringe ich in diesen Tagen eine kleine Auswahl. Heute seine Erklärung dafür, warum Integration oft nicht funktioniert: 

  • Hochqualifizierte integrieren sich auch dann nicht mit Schulversagern, wenn sie Sprache, äußere Erscheinung, Religion und Wohnort mit ihnen teilen. So verbandeln sich türkische Universitätsabsolventen weder in Istanbul noch in Berlin mit Landsleuten, die nicht richtig schreiben und lesen können.bto: Das leuchtet ein.
  • Nur die 15 Prozent unter den Zuwanderern seit 2015, die auf Arbeitsmärkten vermittelbar sind, werden Anschluss finden.bto: Das wäre dramatisch: finanziell, sozial und sicherheitspolitisch.
  • Die Könner unter den Einheimischen ersehnen mit bildungsfernen Fremden weder Eheanbahnungen noch Urlaubsreisen oder Kindergeburtstage.bto: … übrigens auch nur selten mit bildungsfernen Einheimischen.
  • Würde die Regierung einen Gipfel für das engere Zusammenrücken von deutschen Exzellenzstudenten und nicht ebenso alteingesessenen Sonderschülern einberufen, würde die verdutzte Republik den Aberwitz all dieser Vorhaben umgehend erfassen.bto: Was für ein Bild!
  • Schulversager dagegen integrieren sich fast niemals mit ihresgleichen aus fremden Kulturen. Gerne aber kompensieren beide ihre Kleinheit mit der Größe vermeintlicher Idealzeiten. (…) Diese Idole taugen hervorragend als Brandbeschleuniger für Konflikte in den einschlägigen Vierteln und Banlieues. Die wecken dann Begehrlichkeiten für weitere Integrations-Milliarden.bto: … die sie dann mittels lautem “Ungerecht!”-Geheule bekommen!
  • Integration gelingt nur, wenn sie nicht gepredigt werden muss, weil die Neubürger – unter welcher Gottheit und Hautfarbe auch immer – mit der Kompetenz für lebenslanges Lernen kommen. Solche Migranten verfallen auf das für ihr Fortkommen passende Verhalten von ganz alleine. Menschen ihres Könnens werden wegen steigender Anforderungen allerdings weltweit knapper und sind aufgrund zu geringer Geburtenraten in allen OECD-Staaten heiß begehrt. In dieser Staatengruppe stehen Länder wie Deutschland und Österreich mit anschwellenden Integrationsindustrien im Wettbewerb mit Nationen vor allem im Angloraum und Ostasien, die sich auf die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Wirtschaft konzentrieren.bto: Das aber wollen unsere Gutmenschen und Umverteiler nicht verstehen.
  • Drängen weitere Bildungsferne nach, verlieren die für sie Zahlenden den Mut und streben in Kompetenzfestungen, die Pässe nur an Asse vergeben.bto: Deshalb rate ich immer, als bestes Investment in die eigenen Kinder zu investieren und vor allem in deren internationale Mobilität.
  • Die Leistungsprofile Deutschlands oder Österreichs lassen auch deshalb dramatisch nach. Im mathematischen Schülervergleich 2015 (TIMSS) landen deutsche Viertklässler, die 2007 immerhin den 12. und 2011 noch den 16. Platz erreichten, abgeschlagen auf Platz 24. Der Anteil der Besten, die später die Innovationen bringen, liegt bei nur noch 5,3 Prozent (gegen 50,1 % für Singapur, 32,2 % in Japan oder 16,6 % für England). Österreich endete schon 2011 auf Platz 23 und tritt 2015 nicht einmal mehr an.

Dazu schickte mir Professor Heinsohn noch diese Darstellung: 

 Quelle: Gunnar Heinsohn

  • Die Kombination aus Mittelschichtschrumpfung und qualifikationsarmer Zuwanderung überfordert das vergreisende Deutschland; denn die Hilflosen und doch immer menschenwürdig zu Bezahlenden nimmt niemand sonst, während die jetzt noch für sie Sorgenden Konkurrenznationen stärker machen und auch dort ihren Nachwuchs aufziehen.bto: Weil sie eben auswandern. Über 150.000 Deutsche gehen jedes Jahr.

tichyseinblick.de: „Integration: Maizières Leitkultur-Thesen oder Kompetenz der Geholten?“, 1. Mai 2017