Getreideernte rück­läufig

Am 5. Juni 2022 geht es im Podcast um die Frage der Nahrungsmittelversorgung der Welt. Zur Einstimmung einige Fakten. Zunächst der Umfang des diesjährigen Ernteausfalls:

  • Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Prognose für die globale Getreideernte um 24 Millionen Tonnen gesenkt. Das sind 40 Millionen Tonnen weniger als in der aktuellen Saison. Sowohl bei Mais als auch bei Weizen decken die Ernteprognosen die erwarteten Verbrauchsmengen nicht. Die Versorgung geht also zulasten der Bestände. Das wird die Getreidepreise noch lange oben halten.” – bto: was vor allem die ärmeren Länder der Welt trifft.
  • “Verursacht durch die schrumpfenden Lagerbeständen bei den wichtigsten Exporteuren, werden die globalen Getreidevorräte mit insgesamt 580 Mio. t um 5 % niedriger sein als in der laufenden Saison. Der Welthandel wird voraussichtlich um 3 % auf 404 Mio. t zurückgehen, hauptsächlich wegen schrumpfender Mais- und Gerstenexporte.” – bto: weil einige Länder Exporte einschränken, um die Versorgung der eigenen Bevölkerung zu sichern.
  • “Der Internationale Getreiderat hat seine Prognose 2022/23 für die weltweite Maisproduktion um 13 Millionen Tonnen auf 1.184 Millionen Tonnen gesenkt. Die Verbrauchsmenge liegt bei 1200 Millionen Tonnen und damit deutlich höher. Die (schlechte) Prognose für die Maisernte 2022/23 in der Ukraine – dem viertgrößten Getreideexporteur der Welt – blieb bei 18,6 Millionen Tonnen unverändert. Das wäre weniger als die Hälfte der Rekordernte von 42,1 Millionen Tonnen in der zu Ende gehenden Saison. Ein starker Rückgang der Anbaufläche für Sommerkulturen wie Mais und Gerste in der Ukraine war in dieser Saison nach der russischen Invasion erwartet worden.” – bto: Dieser Krieg wird Hunger bringen und bietet Russland die Möglichkeit der globalen Einflussnahme.
  • “Die Prognose für die globale Weizenproduktion für 2022/23 senkte der IGC gegenüber der vorigen Schätzung um 11 Millionen Tonnen auf 769 Millionen Tonnen. Ursachen sind eine deutlich niedrigere Prognose für die Vereinigten Staaten – jetzt 46,8 Millionen gegenüber 49,9 Millionen im Vormonat. Hinzu kommt und ein witterungsbedingt (Hitzewelle) scharfer Produktionsrückgang für Indien, auf jetzt 105 Millionen gegenüber zuvor erwarteten rekordhohen 111,3 Millionen Tonnen – und 109,6 Millionen Tonnen im vorigen Jahr. Der erwartete Produktionsrückgang reduziert auch die indischen Exportmöglichkeiten von zunächst erwarteten 9,5 Millionen auf nur noch 4,9 Millionen Tonnen – nach 7,9 Millionen Tonnen im laufenden Jahr.” – bto: Interessant ist, dass Indien ein Exportland ist. Das zeigt den enormen Fortschritt in den letzten Jahrzehnten.
  • “Für die Ukraine lassen die Analysten des IGC ihre Weizenernteprognose für 2022/23 unverändert bei 19,4 Millionen Tonnen. Das sind 13,6 Millionen Tonnen oder 42 % weniger als im vorigen Jahr. Für Russland, den weltgrößten Weizenexporteur, hat der IGC seine Ernteprognose für 2022/23 von 82,5 Millionen auf 84,7 Millionen Tonnen angehoben. Russische Analysten sehen die russische Ernte noch deutlich größer bie fast 90 Millionen Tonnen. Die russischen Weizenexporte hat der IGC um gut eine Millionen Tonne auf 44,3 Millionen Tonne angehoben. Das wäre ein neuer Rekord.” – bto: was Russland die Möglichkeit gibt, Nahrungsmittellieferungen als strategisches Mittel einzusetzen.
  • “Die Prognose für die Weizenernte in der Europäischen Union – dem nach Russland zweitgrößten Weizenexporteur der Welt – liegt bei 134,9 Millionen Tonnen, und damit (witterungsbedingt) 0,6 Millionen Tonnen niedriger als in der vorigen Schätzung. Außerdem sind das 3,2 Millionen Tonnen weniger als im vorigen Jahr mit 138,1 Millionen Tonnen geerntet wurden. Die europäischen Weizenexporte sieht der IGC dennoch bei 40 Millionen Tonnen und damit 2 Millionen höher als bei der vorigen Prognose und sogar 6,2 Millionen größer als in der laufenden Saison. Das dürfte nur zu Lasten der Bestände möglich sein – und zu Gunsten anhaltend hoher Weizenpreise.” – bto: Damit leistet Europa einen Beitrag in der Welt und das ist gut so. Mehr wäre möglich.

agrarheute.com: „Getreide wird richtig knapp – Globale Ernte deckt nicht Verbrauch“, 20. Mai 2022