Geschäft­liches Interesse an Klima­schlag­zeilen

Ich hoffe, Axel Bojanowski von der WELT verzeiht mir, dass ich ihn in dieser Woche gleich dreimal zitiere.

Heute beginnen wir mit einem Artikel über die Schäden aus Wetterkatastrophen, die – wie wir alle wissen – die direkte Folge des Klimawandels sind, immer öfter auftreten und immer größeren Schaden anrichten. Das ist zumindest das, was man denkt, wenn man die Nachrichten und den Wetterbericht hört.

Doch ist dem auch so? Vince Ebert hat in seinem Buch eine schöne Darstellung:

 

Quelle: Vince Ebert

 

Ja was denn nun? Anerkannte Unternehmen wie die Münchener Rück (und die müssen es ja wissen!) sagen etwas ganz anderes:

  • „Zur Tradition im Januar gehört es, dass die Rückversicherung Munich Re ihre Bilanz zu Naturkatastrophen publiziert und dass Medien irreführend darüber berichten. ‚Die Lage hat sich dramatisch zugespitzt‘, zitierte der ‚Spiegel‘ 1995, vor 28 Jahren, den Klimaexperten der Versicherung wegen Sturmschäden ‚in bis dahin ungekannten Größenordnungen‘. Schuld wären ‚Auswirkungen des Treibhauseffekts‘. Die Überschrift des Artikels lautete: Palmen auf Helgoland.“ – bto: Der Titel ist doch super.
  • „‘Zahlen von Munich Re sind DER Indikator für die Folgen der Klimakrise‘, twitterte eine ‚Spiegel‘-Journalistin anlässlich der neuen Zahlen der Versicherung. Ein Irrtum: Die Kosten für Naturkatastrophen sind zwar erheblich gestiegen, aber der Anstieg lässt sich nicht mit dem Klimawandel erklären.“ – bto: Es ist auch klar, woran das liegt. Mehr versichert… aber das kommt bestimmt gleich.
  • „Die globale Wirtschaftsleistung hat sich seit 1990 um mehr als 400 Prozent erhöht, entsprechend mehr Besitz steht herum. Außerdem ist die Weltbevölkerung seit den 1980er-Jahren um drei Milliarden Menschen größer geworden, ein Wetterereignis trifft also weitaus mehr und größere Siedlungen als früher, kann mithin mehr Schäden anrichten.“ – bto: … oder auch nicht. So sind bei der letzten Flut in Pakistan trotz deutlich gestiegener Bevölkerung die Todeszahlen (1300 Menschenleben sind zu beklagen) signifikant tiefer als bei der Flut von 1950 (2500) und dem Zyklon 1970 (500.000) trotz massiv gestiegener Bevölkerungszahl. Pakistan ist also besser in der Lage mit den Krisen umzugehen als früher.
  • „Das Wachstum von Ortschaften erklärt zum Teil, warum es mehr Wetterschäden gibt. Außerdem lässt sich der Anstieg der Katastrophenschäden mit der Geldentwertung begründen, der gleiche Schaden ist aufgrund von Inflation heutzutage deutlich teurer als früher.“ – bto: Und, weil wir mehr Wohlstand haben, real.
  • „Studien dokumentieren seit langem, dass von der Zunahme der Schadenssummen nichts übrigbleibt, wenn Wertezuwachs und Inflation aus den Daten der Wetterschäden abgezogen werden. ‚Es gibt weltweit keine Hinweise darauf, dass die wirtschaftlichen Schäden durch Wetter- und Klimakatastrophen zunehmen‘, resümiert Roger Pielke Junior von der University of Colorado in Boulder, USA, der seit 30 Jahren die Entwicklung von Extremwetter erforscht. Ein Einfluss des Klimawandels auf Wetterschäden lässt sich nicht erkennen. Eher ergibt sich sogar ein abnehmender Trend. ‚Tatsächlich sind die Wetter- und Klimaschäden als Prozentsatz der Wirtschaftsleistung seit 1990 von rund 0,25 % auf 0,20 % zurückgegangen‘, schreibt Pielke. Das seien ‚gute Nachrichten‘.“ – bto: … weil wir resilienter werden.
  • „Die Munich Re hingegen wirbt in eigener Sache, sie profitiert von höheren Wetterrisiken. (…) Zwar stimmt es, dass der Klimawandel manche Wetterphänomene extremer gemacht hat, etwa Hitzewellen und mancherorts Starkregen. Dass Extremwetter aber ‚mehr Tribut‘ fordern würde, liegt den Daten zufolge nicht am Klimawandel.“ – bto: Das ist natürlich deshalb problematisch, weil die Versicherungen damit zu einem gesellschaftlichen Klima beitragen, welches nicht konstruktiv an Lösungen arbeitet, sondern an den Weltuntergang glaubt.
  • „Nur noch ein Zehntel so viel Menschen wie vor hundert Jahren kommen aufgrund von Extremwetter ums Leben – und das, obwohl sich die Weltbevölkerung seither fast vervierfacht hat. Das Risiko für Menschen bei Extremwetter zu sterben, hat sich um deutlich mehr als 90 Prozent verringert.“ – bto: Was hört und liest man dazu? Nichts.
  • „Auch die Ernährungslage hat sich trotz rasanten Bevölkerungswachstums und Klimawandels erheblich verbessert. Heutzutage stehen pro Person ein Drittel mehr Kalorien zur Verfügung als vor 60 Jahren. Mittlerweile entfallen in den ärmsten Ländern auf jeden Einwohner so viele Kalorien wie in den reichsten Staaten in den 1960ern. Nie hungerten weniger Menschen als im vergangenen Jahrzehnt. Noch immer entkommen täglich Zehntausende Menschen extremer Armut. Die Lebenserwartung weltweit hat sich in hundert Jahren verdoppelt. Und die Welternährungsorganisation FAO erwartet erhebliche Erntezuwächse trotz Klimawandels; die globale Erwärmung spiele eine untergeordnete Rolle bei der Welternährung, schreibt die FAO. Verfügbarkeit von Dünger, Traktoren und Bewässerung hätten weitaus größeren Einfluss.“ – bto: Sri Lanka beweist eindrücklich, was passiert, wenn man den Alarmismus glaubt und so handelt.
  • „Technologischer Fortschritt mindert auch die Anfälligkeit gegenüber Wetterextremen, beispielsweise der Bau von Deichen, Drainagen und Vorwarnsystemen. Solche Vorkehrungen zeigten immensen Effekt, dokumentiert eine Studie im Fachmagazin ‚Global Environmental Change‘: Mit Ausnahme von Hitzewellen hatten sämtliche Arten von Wetterkatastrophen weniger Wirkung als früher. Ob Stürme, Fluten aller Art, Kälte oder Dürre – die Zahl der Toten im Verhältnis zur Bevölkerung, die von Wetterextremen betroffen waren, ging zurück. Trotz globaler Erwärmung.“ – bto: Das sind die Daten, die wir zur Kenntnis nehmen sollten. Es ist kein Grund, nichts zu tun. Aber es ist ein Grund, optimistisch die Probleme anzupacken.
  • „Wenn ihn Journalisten fragten, ob ein Extremwetter auf den Klimawandel zurückzuführen wäre, und er verneinte, ‚ruft der Journalist andere Forscher an, bis einer seine Frage bestätigte.‘ Das Überdrehen lieferte Munition an jene, die Wissenschaft diskreditieren wollten, schrieb Betts. Klimaforscher müssten verantwortlicher mit der Kommunikation ihrer Arbeit umgehen.“ – bto: Aber sie brauchen doch die Forschungsgelder…
  • „Manche Forscher geraten ins Schwärmen angesichts des Fortschritts: ‚Wir haben gefunden, dass die Zahl der Toten durch Sturmfluten seit den 1960er-Jahren zurückgegangen ist‘, schrieben 2018 zwei Klimaforscher in den ‚Environmental Research Letters‘. Das sei ‚beeindruckend‘, weil die Weltbevölkerung sich in der Zeit ungefähr verdoppelt und seit 1900 versechsfacht hat. Die erfreuliche Entwicklung wäre vor allem auf bessere Bauten und auf moderne Vorwarntechnologie zurückzuführen.“

„Solche Nachrichten kommen der Versicherung Munich Re ungelegen, sie verderben das Geschäft.“ – bto: … nicht nur der Munich Re, sondern den vielen Klimawissenschaftlern, die daraus ihre Existenz und Bedeutung ableiten.

welt.de: “Wie Versicherungen und Medien mit Wetterkatastrophen in die Irre führen”, 14. Januar 2023