Geldpolitik à la Sowjetunion

Dass wir uns bei der Geldpolitik auf völlig neuem Terrain bewegen, ist bekannt. Ebenso, dass es nur die Folge der Fortsetzung einer Politik ist, die nunmehr seit dreißig Jahren konsequent betrieben wird: die Manipulation der Zinsen und der Geldversorgung mit dem Ziel, Kapitalmärkte aufzublähen und die Konjunktur zu stützen.

Kritiker gibt es reichlich. Doch selten sind sie mögliche Kandidaten für einen Führungsjob bei einer Notenbank und noch seltener vergleichen sie das herrschende Regime mit den Zuständen in der Sowjetunion. Doch Judy Shelton macht genau das, wie die FINANCIAL TIMES (FT) berichtet:

  • “Judy Shelton, a senior US official who is being vetted for a job on the board of the Federal Reserve, has attacked the central bank for wielding undemocratic, Soviet-style powers over markets and suggested it should not even be in the business of setting interest rates.” – bto: Löblich, doch ob sie es mit der Einstellung auch wird?
  • “‘How can a dozen, slightly less than a dozen, people meeting eight times a year, decide what the cost of capital should be versus some kind of organically, market supply determined rate? The Fed is not omniscient. They don’t know what the right rate should be. How could anyone?’ Ms Shelton said. ‘If the success of capitalism depends on someone being smart enough to know what the rate should be on everything (…) we’re doomed. We might as well resurrect Gosplan,’ she said, referring to the state committee that ran the Soviet Union’s planned economy.” – bto: Das hat schon was, denn der Zins ist sehr wichtig im marktwirtschaftlichen System.
  • “(…) her possible nomination suggests that Mr Trump is in no mood for a less controversial pick for the US central bank, and wants a disruptive candidate to argue for unorthodox policies within the Fed.” – bto: Wobei ich denke, dass ihre Äußerungen nicht unbedingt für billigeres Geld sprechen.
  • “(…) Ms Shelton has called for the central bank to stop paying banks interest on excess reserves, a policy introduced during the financial crisis, saying it was turning financial institutions into ‘utilities’, rewarding them for allowing money to ‘sit doing zilch’ rather than being loaned out. She also said that the Fed should continue to reduce its balance sheet below the $3.5tn target (…).” – bto: Na ja, ich denke, es ist eher eine Subvention der Geschäftsbanken, um sie zu gesunden. Was die Bilanz betrifft, gilt auch die Verwunderung, wie ein Präsident, der eigentlich billigeres Geld haben möchte, so einen Kurs fördern sollte.
  • When a central bank buys up government debt, that’s the beginning of compromised finances.”bto: Auch da kann man nur zustimmen.
  • “Ms Shelton has long been sympathetic to the gold standard, (…) ‘People call me a goldbug, and I think, well, what does that make them? A Fed bug,’ she says. Her big dream is a new Bretton Woods-style conference (…) to reset the international monetary system, replacing the current regime, mostly based on floating currencies. Ms Shelton said countries should agree to tie their currencies to a ‘neutral reference point, a benchmark’ — which she envisages to be a ‘convertible gold-backed bond’.” – bto: was eigentlich undenkbar macht, dass sie wirklich in den Board der Fed ernannt wird …
  • “She also supports the US president’s trade war with China, including the decision to ratchet up tariffs after turning away from a deal at the eleventh hour. (…) ‘Thank goodness he is sticking it out, I’ve always thought we had to fight fire with fire with China, Europe’s talked about it for ages and never really did anything with teeth in it, and neither did the US until now.’” – bto: mal ganz andere Ökonomen-Töne.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Fed candidate slams bank’s ‘Soviet’ power over markets”, 31. Mai 2019

Kommentare (7) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Eva Maria Palmer
    Eva Maria Palmer sagte:

    Nun sollte es auch den verbohrtesten Geldtheoretikern klar werden, daß das vorherrschende Politik- und Zentralbanksystem, das uns im Auftrag der unverantwortlichen Poltiker systematisch enteignet, eine Variante des gescheiterten Sowjet-Regimes darstellt.

    Wir Kritiker sprechen von der EUdSSR, die genauso scheitern wird, wie das UdSSR-Vorbild.

    Deswegen empfehlen System-Kritiker, wenn möglich, diesen Staat zu verlassen, der leistungsbereite Bürger kujoniert und einen unerträglichen keynesianischen Geld-Sozialismus betreibt.

    30 Jahre verhängnisvolle Politik der Birne und seinem Mädchen, sowie das rot-linke Politik-Auslaufmodell haben dazu geführt, daß die sogenannten Volksparteien nur noch an und unter der 20%-Grenze dahinvegetieren, während die grün-rot-linken Industrie-Vernichter Morgenluft wittern und sich anschicken, in einer Koalition unser schönes Land in einen moslemisierten und überfremdeten Sozialstaat mit zerstörten Industrien zu verwandeln.

    Deswegen sollte man den symbolischen Aufruf von Dr.Stelter ernst nehmen und
    “Raus aus Deutschland” ernsthaft in Erwägung ziehen.

    Die im Lande gebliebenen Verteidiger der unhaltbaren Zustände werden dann bald an ihren geschrumpften Pensionen bemerken, daß der Spaß zu Ende geht und sie die Folgen ihres Handelns selbst am eigenen Leib spüren.

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  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Wenn ich es richtig interpretiere, ist J. Shelton der Meinung, es wäre besser, die Fed würde keine Funktion ausüben.

    Wenn so, wäre die Fed überflüssig.

    Die Meinung kann man vertreten.

    Wer es tut, ist aber kein/e Kandidat/in für die Fed.

    Ich kann mir vorstellen, dass ihre hier wiedergegebenen Auffassungen eine Bewerbung sind, mit geschärften Zähnen im Team gegen China anzutreten.

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  3. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „die Manipulation der Zinsen und der Geldversorgung mit dem Ziel, Kapitalmärkte aufzublähen und die Konjunktur zu stützen.“

    Die ständige Wiederholung der Zinsmanipulation wird hier zum Glauben.

    Die Zentralbanken können die Zinsen NICHT manipulieren; zumindest NICHT in der langen Frist.
    Das Ganze ist jenseits des Weißwurstäquators als sogenannte Wallace-Neutralität bekannt; nur nicht bei den Goldbugs wie Shelton. 2013 hatte ich mich bereits zu diesen falschen Vorstellungen der Zinssetzung durch die Zentralbank geäußert: https://zinsfehler.com/2013/09/06/allmachtsfantasien-zur-zinssetzungshoheit/

    LG Michael Stöcker

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    • ruby
      ruby sagte:

      Herr Söcker, kann das System negativer Zentralbankzinsen dazu führen, daß die Zinskonstruktion des BGB ebenfalls negativ wird? Wenn ja, dann würde ich das als Revolution gegen den Konsens der Gesellschaft einordnen und auf die Barrikaden stürmen.

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      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Als Aktionskredit gibt es das schon: https://www.smava.de/kredit/aktionskredit/, auf breiter Ebene und über einen längeren Zeitraum ist das natürlich Kokolores, da es dem ökonomischen Prinzip widerspricht.

        Bei den Verzugszinsen kann ich mir das beim besten Willen nicht vorstellen, da der Basiszinssatz dann unter minus 5 % bzw. unter 9 % rutschen müsste. Davon sind wir meilenweit entfernt.

        „Wenn ja, dann würde ich das als Revolution gegen den Konsens der Gesellschaft einordnen und auf die Barrikaden stürmen.“

        Welchen Konsens meinen Sie hier konkret?

        LG Michael Stöcker

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