GaveKal sieht “Panik” an den Märkten

GaveKal ist einer der intelligenteren Analysten der Märkte. Leider sind die meisten Beiträge nicht offen zugänglich, weshalb ich auch diesmal über Zero Hedge zitieren muss. Es geht um die Frage, was uns die Entwicklung der Anleihenmärkte und des Goldpreises sagt. GaveKal meint: Panik.

  • “One of the core tenets of my approach to portfolio construction is that to hedge the equity portion of my portfolio, I know I can use gold if the economy is in an inflationary period, and long-dated US treasury bonds if it is in a disinflationary interlude.” – bto: Da die Bonds enorm zugelegt haben, könnte man auf Deflation setzen. Andererseits ist es aber auch so, dass Gold in vielen Währungen gerechnet neue Höchststände erreicht hat.
  • “If gold has outperformed the 10-year US treasury over the previous five years, I can stop asking questions and hedge with gold. Conversely, if the bond market has outperformed, I can go ahead and hedge with long bonds, providing its valuation is not too demanding.” – bto: Also dient die vergangene Entwicklung zur Prognose des besten Hedges. Das fand ich interessant, denn ich hätte eher gedacht, man muss das machen, was keiner macht.
  • “Now please take a look at the chart below. The upper pane shows the price of gold plotted against the total return index of the 10-year treasury. The lower pane shows the ratio of the two series. Looking at the ratio, it is clear that from 1971 to 1984, investors should have used gold as their hedge. From 1985 to 2002 they should have chosen US long bonds; then from 2003 to 2012 gold, and from 2014 to May 2019 US long bonds once again.” – bto: Also ist es ein deflationäres Umfeld, was in das Bild der Eiszeit passt.

Quelle: GaveKal via Zero Hedge

  • Oder doch nicht? “Since May 2019, when the treasury total return/gold ratio fell below its five-year moving average, I have been recommending that investors switch from overvalued bonds to gold as the preferred hedge for their equity exposure. Usually, these two assets—long-dated US treasuries and gold—tend to be negatively correlated. When treasuries are going up, gold tends to go down, and  vice versa.” – bto: Nur im Jahre 2019 scheint das nicht zu gelten.
  • “(…) I reached for the history books to see when in the past both treasuries and gold have looked overbought at the same time. Specifically, I looked for other occasions when the three-month rate of change for each asset was above its respective standard deviation at the same time. The conclusion is striking: we are in a panic.” – bto: Und er bringt dann auch die Beispiele der Vergangenheit:
  • “The beginning of the global financial crisis.
  • The end of the global financial crisis.
  • The bond market meltdown in peripheral Europe which prompted Mario Draghi’s ‘whatever it takes’ put.
  • The slowdown in China which led to the G20 ‘Shanghai agreement’.
  • The latest panic.” – bto: Jetzt muss man sagen, dass es nicht immer große Krisen waren, es waren aber durchaus turbulente Zeiten an den Märkten. Ich finde, die haben wir jetzt auch wieder.

Quelle: GaveKal via Zero Hedge

  • “Each previous panic was dealt with by governments and—more importantly —central banks, including the Chinese central bank, ganging up to stop the rout. (…) it is hard to believe that the latest episode will be halted (…).” – bto: Munition alle, China wird nicht helfen.
  • “I maintain my call to hedge the equity risk in a portfolio with gold, since bondholders are most likely to be the victims of the next crisis.  Indeed, I believe that in the next crisis, trading in some bond markets may be discontinuous, as in Argentina in recent days. In the coming crisis, I fear there may be very little to choose between some European bond markets and Argentina.” – bto: Na ja, ich würde sagen, die Hauptrisiken liegen in den Märkten für BBB-Anleihen.
  • “(…) they should concentrate their equity holdings in high quality stocks relatively immune from the vagaries of governments, and hedge them with gold. Praying might also help.” – bto: Es ist klar, dass wir nun die Helikopter und MMT bekommen. Allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich so gut ist und vor allem, ob es die gewünschte Inflation schafft.

→ zerohedge.com: “GaveKal: Markets Are In A Panic, And This Time There Will Be No Happy Ending”, 15. August 2019

Kommentare (13) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. jobi
    jobi sagte:

    GaveKal’s Perspektive ist die eines US-Geldverwalters auf der Suche nach einem Hedge für seine Aktienengagements, die er im Auftrag seiner Kunden eingegangen ist bzw. zu einem gewissen Grad eingehen muss.

    Der selbst denkende und entscheidende private Anleger unterliegt solchen Zwängen nicht.

    Er/sie kann mit ruhiger Hand diversifizieren:
    Mit einem Bein im Finanzsystem – mit dem anderen außerhalb, um sich einerseits gegen die zunehmende Geldverschlechterung zu schützen und um gleichzeitig bei den bevorstehenden Rettungsorgien nicht leer auszugehen.

    Speziell für in Euro rechnende Anleger hat sich auf Jahresfrist eine Mischung aus Edelmetallen und langlaufenden US-Treasurys in hervorragender Weise ausgezahlt.

    Und das vollständig ohne den Zwang, sein Nervenkostüm einem hypernervösen algo-getriebenen Aktienmarkt aussetzen zu müssen.

    Antworten
  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Eine interessanter Beitrag zur Logik des Investierens.

    Das Konzept der ABSICHERUNG:

    >„One of the core tenets of my approach to portfolio construction is that to hedge the equity portion of my portfolio, I know I can use gold if the economy is in an inflationary period, and long-dated US treasury bonds if it is in a disinflationary interlude.“ >

    JETZT die Variante:

    >„(…) they should concentrate their equity holdings in high quality stocks relatively immune from the vagaries of governments, and hedge them with gold.>

    Demnach wäre dem Konzept nach die Annahme:

    Steigende Inflation.

    Die ist aber nirgends zu sehen.

    Daher muss eine ANDERE Begründung für Gold her:

    >Indeed, I believe that in the next crisis, trading in some bond markets may be discontinuous, as in Argentina in recent days.>

    Damit wird das bisher geltende Konzept durch ein NEUES mit folgender Prämisse ersetzt:

    Ich GLAUBE …

    Damit der Glaube auch Gewicht bekommt, muss es natürlich PANIK sein, die das Konzept entwertet.

    Es gibt keine Panik.

    Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass einige Bondmärkte in der Eurozone – man denkt zuerst an Italien – in große Schwierigkeiten kommen.

    Bevor daraus ein „no happy ending“ wird, kommt die EZB ins Spiel.

    Dann sieht man weiter.

    Fazit:

    Ein Konstrukt, um auf den Goldzug aufspringen zu können.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      @ D.T.
      “Ein Konstrukt, um auf den Goldzug aufspringen zu können.”

      Wobei ganz offensichtlich bereits seit Anfang 2015 ein extrem hoher Gleichlauf von langlaufenden Anleihen und Goldpreis zu verzeichnen ist.
      Vergleichschart unten im folgenden Artikel (ebenfalls von gavekal und frei zugänglich): https://blog.evergreengavekal.com/the-surge-in-anti-fragile-assets/

      Wer also auf einen weiter steigenden Goldpreis setzt, muss demnach entweder auf weiter fallende Langfristzinsen wetten oder aber der seit 2015 bestehende Gleichlauf muss sich wieder auflösen. Beides möglich, aber eben nicht garantiert.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ troodon

        Stimmt, dem Chart entsprechend besteht schon ab Anfang 2015 ein extrem hoher Gleichlauf von langlaufenden Anleihen und dem Goldpreis.

        Warum erst ab Anfang 2015 und nicht schon vorher?

        Mir fällt dazu nur ein, dass die Fed Ende 2014 ihr QE eingestellt hat.

        QE war vor allem der Kauf von Staatsanleihen.

        Die Bewertung war gemischt, wie Dr. Stelter damals festgestellt hat:

        https://www.manager-magazin.de/politik/weltwirtschaft/a-1000172.html

        Ich finde keine überzeugende Begründung dafür, warum die Beendigung von QE zu vermehrten Käufen von Staatanleihen UND Gold geführt hat.

        Den neuerlichen, deutlich steileren Gleichlauf nach oben verstehe ich vor allem als Flucht in vermeintliche oder tatsächliche Sicherheit.

        Denn die unbestreitbar deflationären Tendenzen treffen zuerst die Unternehmen, d. h. Aktien werden in meinen Augen mit Blick darauf zunehmend als mit zu hohem Risiko behaftet von den Investoren gewertet.

        Hier ein prominenter Investor, der meines Wissens nicht Gold kauft, aber im Augenblick auch keine Aktien und daher auf einem Riesenberg von Cash sitzt:

        https://www.welt.de/debatte/kommentare/article198093539/Konjunktur-Warum-Warren-Buffett-nicht-mehr-investieren-will.html

        Ich glaube, dass zum einen der anhaltende Handelskrieg USA/China die Aktienanleger hat zunehmend nervöser werden lassen und zum anderen die Überzeugung gewachsen ist, dass die Notenbanken zumindest die maßgebenden Staaten finanzieren werden, wenn es brenzlig wird, d. h. wenn sie z. B. die Banken kapitalisieren müssten.

        Beides spräche für den Kauf ausgewählter Staatsanleihen und Gold.

      • jobi
        jobi sagte:

        @troodon

        Ihre entweder-oder-Schlussfolgerung ist weder logisch noch zwingend.
        Gold könnte auch unabhängig von der Entwicklung finanzieller Assets weiter steigen –
        z.B. weil die Zerstörung unseres Geldsystems weiter ihrer Vollendung zustrebt, immer mehr Menschen dies erkennen und der Goldpreis nicht mehr so einfach wie früher von zentraler Stelle “administriert” werden kann ?

        ( welche Bedeutung hätten da noch Korrelationen aus der Vergangenheit )

        Auch möglich, oder ?
        Aber natürlich nicht garantiert :-)

      • troodon
        troodon sagte:

        @ jobi
        “Gold könnte auch unabhängig von der Entwicklung finanzieller Assets weiter steigen –”
        Wo habe ich das Gegenteil behauptet ?

        Ausgangspunkt meines Posts war, dass in dem von bto zitierten Artikel zur Absicherung gegen Aktienrisiken man seit 1971 auf langfristige Anleihen ODER Gold setzen konnte/sollte.

        Mein Hinweis war der, dass es bereits seit 2015 den Gleichlauf zwischen Gold und langlaufenden Anleihen gibt. Insofern waren in den letzten Jahren Gold UND Anleihen zur Absicherung von Aktienrisiken geeignet.

        Was die nächsten Jahre richtig ist (Gleichlauf Gold und Anleihen oder nicht), wird nun einmal erst die Zukunft zeigen.

        Mein Satz
        “Wer also auf einen weiter steigenden Goldpreis setzt, muss demnach entweder auf weiter fallende Langfristzinsen wetten oder aber der seit 2015 bestehende Gleichlauf muss sich wieder auflösen.”
        ist absichtlich nichtssagend bzgl. einer Prognose.

        Ich bin einfach nur gespannt, ob Gold mittelfristig auch weiter steigt wenn die US Langfristzinsen wieder ansteigen sollten…

  3. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    GaveCal: “they should concentrate their equity holdings in high quality stocks relatively immune from the vagaries of governments, and hedge them with gold. Praying might also help.“

    Beten hilft vielleicht, aber man sollte dafür beten, dass es weder einen Lastenausgleich für Aktionäre noch ein Goldverbot gibt. Sonst bringt einem die Konzentration auf Qualitätsaktien und Gold nichts. Besser als Beten ist wohl auswandern in eine wenig betroffene Nation…

    Antworten
    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @TD:

      Das kommt auf Ihre Qualifikation, Ihr Vermögen und Ihre Nationalität an. Idealerweise sind Sie ein bekannter Schweizer Herzchirurg im mittleren Alter mit besten Referenzen und bereits hohem ererbtem Vermögen mit doppelter Staatsbürgerschaft bzgl. eines angehmen Landes und einer Ehefrau von der britischen Insel Jersey. Okay, Scherz beiseite, de facto sind die meisten Leute weniger privilegiert, aber auch als deutsche Krankenschwester oder Elektriker ohne Doppelpass und Vermögen haben Sie durchaus Chancen.

      Ich denke, dass Sie in Ländern wie Kanada, der Schweiz, Neuseeland oder Norwegen besser dran wären als in Österreich oder Deutschland, aber garantieren kann Ihnen das für den margin call niemand. Initiativen wie “Enteignet Deutsche Wohnen & Co” oder Kevin Kühnerts Verstaatlichungsideen zu BMW sind in den genannten Ländern eher nicht mehrheitsfähig, auch nicht in einer starken Rezession.

      Antworten
      • Markus
        Markus sagte:

        Ich denke, dass es Deutschland aufgrund der Exportlastigkeit und Demographie schlechter gehen wird als manch anderem Land. Ob es deswegen dann einem als Immigrant dort zu Krisenzeiten besser gehen wird als hier ist allerdings nicht garantiert.

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Markus:

        Ihr Hinweis ist wichtig und richtig und füllt bei mir eine Lücke. Natürlich ist unklar, ob Sie als Auswanderer in Ihrem Gastland noch herzlich empfangen werden, wenn es dort z.B. im Zuge einer Weltwirtschaftskrise zu ausländerfeindlichen Tendenzen kommt. Das ist der Vorteil des eigenen Landes, das seine Bürger im Regelfall behalten will. Der Brexit ist gerade ein gutes Beispiel dafür, wie man Ausländer verunsichert.

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