FT: So müssen wir den “manipu­lierten” Kapitalis­mus reformieren

Ich bin ein großer Fan des Kapitalismus, da es die Wirtschaftsform ist, die den meisten Wohlstand schafft und aller Kritik zum Trotz dazu beiträgt, dass es der Menschheit besser geht. Auch wird er die Kraft haben, die Klimafrage zu lösen.

Dazu bedarf es aber zweifellos korrigierender Eingriffe. Diese umfassen:

  • Mechanismen zur Umverteilung, um der systemimmanten Tendenz zur Konzentration von Vermögen zu begegnen;
  • Regulierung, um sicherzustellen, dass “externe Kosten” wie Umweltverbrauch in die kapitalistische Rechnung einfließen;
  • wirksame Anti-Trust-Aufsicht, um Marktkonzentration zu verhindern;
  • Regulierung des Finanzsektors, um Risiken zu beschränken und vor allem, um die Banken in einer der Realwirtschaft dienenden Rolle zu belassen.

In jeder Hinsicht sind in den letzten Jahren Dinge nicht in die richtige Richtung gelaufen. Dabei halte ich – bekanntlich – die Umverteilung in Deutschland durchaus für funktionierend und ausreichend. Eher belasten wir die Mittelschicht zu stark. Die anderen Punkte sind sicherlich kritischer zu sehen, vor allem der Finanzsektor hat eine unangemessene Bedeutung erzielt – politisch durchaus gewünscht mit Blick auf die Verschuldung. Mittlerweile wird Kapitalismus immer mit “Finanzkapitalismus” gleichgesetzt. Ein Punkt, den man durchaus kritisch sehen muss. Denn er trägt erheblich dazu bei, dass unsere Wirtschaftsordnung so kritisch gesehen wird.

Hier setzt auch Martin Wolf in seiner Kolumne bei der FINANCIAL TIMES (FT) an:

  • “The stability of what we would now call ‘constitutional democracy’ depended on the size of its middle class. It is no accident that the US and UK, long-stable democracies today succumbing to demagogy, are the most unequal of the western high-income countries.” – bto: Wie wir sehen, genügt es als Erklärung dann nicht ganz. So haben wir auch in Ländern mit deutlich gleicherer Einkommensverteilung eine politische Polarisierung. Das hat aus einer Sicht mit den geringeren Einkommenszuwächsen in der Mittelschicht durch die Globalisierung zu tun.

Quelle: FT

  • “(…) we need a dynamic capitalist economy that gives everybody a justified belief that they can share in the benefits. What we increasingly seem to have instead is an unstable rentier capitalism, weakened competition, feeble productivity growth, high inequality and, not coincidentally, an increasingly degraded democracy.” – bto: Diese Analyse teile ich. Ich würde sagen, dass die Grundwurzel des Übels der Ersatz von Einkommen durch die Droge des billigen Geldes und steigender Verschuldung ist. Das hat das System von innen zersetzt.
  • “The answer is not to overthrow the market economy, undo globalisation or halt technological change. It is to do what has been done many times in the past: reform capitalism. (…) If we want to preserve our freedom and democracy we need to embrace change. Here are five policy areas that need to be addressed.” – bto: Und wie dringend das ist, sehen wir auch an der Klimadebatte, die von vielen als Instrument gesehen wird, die Gesellschaft zu ändern. Dabei wäre gerade die innovative Dynamik wichtig, um mit dem Thema umzugehen.
  • “First, competition. (…) US markets have become less competitive: concentration is high, leaders are entrenched and profit rates are excessive. Moreover, this lack of competition has hurt US consumers and workers: it has led to higher prices, lower investment and lower productivity growth. (…) In the past decade, Amazon, Apple, Facebook, Google, and Microsoft combined have made over 400 acquisitions globally. Dominant companies should not be given a free hand to buy potential rivals. Such market and political power is unacceptable.” – bto: Beispiel wäre der Kauf von WhatsApp durch Facebook. Das ist absolut richtig. Wir haben eine immer größere Konzentration zugelassen.  
  • “Second, finance. (…) the unit cost of financial intermediation has not fallen in the US over 140 years, despite technological advances. This stagnation in costs has, alas, not meant financial stability. There is also evidence that there is now simply too much credit and debt. Radical solutions exist here, too: raise the capital requirements of banking intermediaries substantially, while reducing prescriptive interventions; and, crucially, eliminate the tax-deductibility of interest, so putting debt finance on a par with equity.” – bto: Das ist natürlich Theorie. Jeder Versuch, das zu machen, würde einen globalen Margin Call mit anschließender Weltwirtschaftskrise auslösen. Zunächst müssen wir die Schulden aus der Welt schaffen. Ideen dazu gibt es, diese sind allerdings deutlich radikaler.
  • “Third, the corporation. (…) The narrow focus on maximising shareholder value has exacerbated the bad side-effects. (…) the purpose of business is to solve the problems of people and planet profitably, and not profit from causing problems. That is self-evident. It is also hopeless to rely on regulation alone to save us from the consequences of myopic business behaviour, particularly when business uses its vast resources to lobby on the other side.” – bto: Aus meiner Sicht ist der Shareholder Value, den ich selber in meinen Jugendjahren mit verbreitet habe, mittlerweile völlig aus dem Ruder gelaufen. Ging es in den 1990er-Jahren überwiegend um eine effiziente Ressourcenallokation, dominiert heute das Financial Engineering. Hier ist also anzusetzen.
  • “Fourth, inequality. (…) To tackle it will require a combination of policies: proactive competition policy; attacks on tax avoidance and evasion; a fairer sharing of the tax burden than in many democracies today; more spending on education, especially for the very young; and active labour market policies, combined with decent minimum wages and tax credits.” – bto: Für Deutschland geht es vor allem um eine Entlastung von Abgaben im unteren Bereich und um bessere Bildung.
  • “Finally, our democracies need refurbishing. Probably, the most important concerns are over the role of money in politics and the way the media works. Money buys politicians. This is plutocracy, not democracy. (…) We need public funding of parties, complete transparency of private funding and also far greater use of consultative forums. Without political reform, little of what we need elsewhere will happen.” – bto: Jetzt leben wir in einem Land, in dem die Parteien vor allem von Steuergeld leben. Spontan würde ich sagen, dass uns das nicht viel geholfen hat. Ich denke eher, wir brauchen ein System, das langfristiges Denken erleichtert und fördert – Beispiel: Bilanz statt Kameralistik – und zudem mehr Qualifikation von Politikern fordert.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “How to reform today’s rigged capitalism”, 3. Dezember 2019

Kommentare (44) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Dr. Stelter + Tobias W.

    Interessante Debatte zur Vermögenssituation in Deutschland.

    Dabei wird zur Disposition gestellt, was unter VERMÖGEN zu verstehen sei, u. a. mit dieser Aussage:

    >a) ich selbst weise in meinem Buch darauf hin, dass die Renten ein Versprechen für künftige Umverteilung sind, also auf Ebene der Nation einen Wert von Null haben b) dies ändert nichts daran, dass es ein Vermögenswert für den Einzelnen ist und zu entsprechendem Verhalten führt.>

    Sorry, Dr. Stelter, das ist nicht zu akzeptieren.

    Wenn man eine ernsthafte Diskussion über gesellschaftliche ZIELE führen will, muss man konzeptionell EINDEUTIG sein. Das ist man aber nur dann, wenn man die Begriffe in ihrer ANERKANNTEN Bedeutung nutzt.

    Diese Bedingung ist verletzt, wenn man sagt, dass die Rente ein Vermögenswert sei.

    Wie man m. A. n. diskutieren müsste, um der Vorstellung gerecht zu werden, die Sie, Dr. Stelter, so formuliert haben:

    >Denke wir sollten mehr tun, als Land reicher zu werden.>

    Dann kann man doch sagen:

    Das Land sollte ALS ein Unternehmen mit möglichst hoher Leistungsfähigkeit verstanden werden, das die Beschäftigten gut leben lässt und ordentliche Dividenden auszahlt, mit denen die nicht mehr Beschäftigten – die Rentner – hinreichend an der Wertschöpfung partizipieren können. Und selbstverständlich muss auch ein Teil der Erlöse denen zugutekommen, die nicht arbeiten können und keine Rentner sind.

    Bei diesem Verständnis ist es das ZIEL, die Leistungsfähigkeit des Landes zu erhöhen und die Umverteilung ein MITTEL, dies zu erreichen.

    Daraus ergibt sich auch die Einordnung von Vermögensungleichheit – sie ist ein Sachverhalt, der untergeordnete Bedeutung hat.

    Ich will hier keine Lösung vorschlagen, sondern nur Möglichkeiten andeuten:

    Vermutlich wird zu viel umverteilt und dabei werden auch noch die Falschen zu sehr zur Kasse gebeten.

    Auf jeden Fall wird aber falsch umverteilt.

    Wir müssen weg von der Verteilung für mehr Konsum und hin zu einer für mehr Investitionen, insbesondere für Bildung und Forschung & Entwicklung. Denn unser zukünftiger Wohlstand wird immer mehr von Patenten und immer weniger von der Produktion und den Dienstleistungen abhängen, weil wir bei denen tendenziell gegenüber anderen verlieren werden.

    Das wirft auch die Frage auf, ob niedrigere Steuern für die Mitte der Gesellschaft diesem Ziel dienlich sind.

    Da das mehr an verfügbarer Kaufkraft vermutlich zu einem guten Teil für Konsumausgaben, vornehmlich Elektronikprodukte aus Asien sowie Reisen ins Ausland eingesetzt würde, setze ich hier mal ein Fragezeichen.

    Wie auch immer, auf dieser Basis könnte jedenfalls eine konstruktive Diskussion geführt werden, OHNE schon bei Begrifflichkeiten hängen zu bleiben.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Dietmar Tischer

      Ich würde gerne das Thema Investition in Bildung aufgreifen und von einer Seite ansprechen, die unerwähnt bleibt.

      In meiner Schulzeit trennte sich das Lehrpersonal nach
      “strenge” / “gefürchtete” / “anerkannte” / “konservative” Lehrkörper &
      “laisse-faire” / “beliebte” / “progressive” / “politisch-korrekte” / “links-grüne” Unterhalter.

      Mit Zeitverlauf haben sich letztere durchgesetzt, weil ihre Vorgänger verrentet wurden. Leistung wird seitdem von Pädagogen verpönnt, Ausbildung soll Spaß machen, das Tempo wird an den schwächsten ausgerichtet (wem sonst?), Unterricht dient der Indoktrination und die Prägung an den Kindern ist weniger konservativ als hedonistisch.

      Ganze Kohorten von Jahrgängen wurden verpfuscht, von ihrem Potential abgehalten und absichtlich auf den falschen Weg gebracht….was so für den ganze Westen gilt und die extremen Ausnahmen nicht verunglimpfen will.

      Ich schreibe das, weil die FFF Kids nicht vom Himmel gefallen sind, ihre Eltern grundsätzlich keinen Widerstand leisten (ganz im Gegenteil, vgl. Carola Rakete) und das Schulsystem insgesamt an den Rechtsbrüchen strafrechtlich beteiligt ist. Das beginnt beim Schulschwänzen und endet in Bruch von Neutralität und Tatsachenwahrheit.

      Wenn jemand den Trend im Schulsystem, d.h. den stetigen Abstieg, stoppen will müssten alle Lehrerenden auf den Prüfstand und gegebenenfalls per Berufsverbot entfernt werden. Das Gegenteil ist der Fall, vgl. BBW.

      Geld allein rettet nichts mehr.

      Als konservativer Gast im Ausbildungssystem habe ich beste Erfahrungen mit den alten Werten gemacht. Man kann Jugendliche mitreißen, wenn man mit Stärke/Kompetenz/Fairness/Anforderung jedermanns Selbstbewußtsein födert anstelle von Selbstzerstörung aus Schuldgefühlen. Das wirkt bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund natürlich schneller, als bei jenen mit sozialistischer Prägung…..

      Ich glaube nicht, dass Europa noch einmal 50 Jahre Zeit hat, die Entwicklung zu drehen.

      Antworten
      • Quintus
        Quintus sagte:

        @Alexander
        Die letzte Transformation, bevor es wieder von vorne beginnen kann, steht uns noch bevor:
        “Hard times create strong men. Strong men create good times. Good times create weak men. And, weak men create hard times.”

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Dr. Stelter

        Ich habe nicht bezweifelt, dass Sie sich für die künftige Leistungsfähigkeit engagieren.

        Sie tun es immer wieder und dankenswerterweise so, denn das ist ja das ganz große Defizit unserer Gesellschaft. Deshalb habe ich auch Ihr Anliegen aufgegriffen.

        Zum anderen:

        Würde statt in die Rente in einen privaten Sparfonds eingezahlt, sähe man sofort – etwas ANDERES.

        In der GRV wird nichts ANGELEGT, wie es bei einem Sparfonds der Fall wäre, sondern es wird UMVERTEILT:

        Abzüge vom Bruttogehalt (Einzahlungen in die Rentenkasse + gezahlte Steuern) und Einnahmen aus Verschuldung werden an die Rentner verteilt.

        Ich erinnere mich noch dunkel an die Zeit, als es auf den Konten der GRV nur noch Beträge für 2 bis 3 Monate Rentenzahlungen gab. Die Aufregung war groß.

        Da hat niemand gesagt, dass man auch mal etwas vom Angelegten beleihen oder verkaufen könne. Diese Beruhigungspille konnte man nicht verabreichen, weil es kein Angelegtes gab.

        Ich sehe nicht, dass sich das bis heute geändert hat.

        Tut mir leid, aber hier werden wir uns nicht einigen können.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Dr. Stelter und Dietmar Tischer

        Ich teile in diesem Punkt ganz entschieden die Ansicht von Dietmar Tischer. Eine Versicherung ist und bleibt eine Versicherung und dient der ABSICHERUNG des Vermögens.

        Ein wenig anders ist der Sachverhalt bei einer Kapitallebensversicherung, da diese im Gegensatz zur GRV auch auf einen Schlag ausgezahlt werden kann. Aus diesem Grund kann diese auch beliehen werden. Das geht bei der GRV nicht.

        Dass die meisten Kapitallebensversicherungen gar kein (Sach)Kapital aufbauen und es sich somit überwiegend um fiktive Werte handelt, ist eine andere längere Geschichte. Warum? Weil die meisten in sichere Staatsanleihen investieren; und damit in Staatsschulden. Und diese sind wiederum in aller Regel vergangenes NICHTS, da viel zu wenig investiert wurde.

        LG Michael Stöcker

      • troodon
        troodon sagte:

        Diskussion zeigt, dass es oft nicht ausreichend ist, nur Einkommen (Rente,Pension) oder nur Vermögen (Pension,Rente gehört für MICH ebenfalls nicht dazu) zu betrachten.

        Wie Tobias W richtig geschrieben hat, auch in anderen Ländern werden Renten,Pensionen gezahlt und diese sind im MEDIAN trotzdem vermögender als in D.
        Median Nettovermögen in D pro Erwachsenen rd. 35tsd US$, in Italien rd. 92tsd US$ und Spanien rd. 95tsd US$ lt. CS Global Wealth Databook 2019.

        Und die Netto-Ersatzquoten bei der Rente sind in D zusätzlich noch geringer als z.B. in ITA oder ES.
        https://www.oecd.org/germany/PAG2017-DEU-DE.pdf

        Katastrophal. Bei 2 Bio € Kontoguthaben der Privathaushalte in D aber kein Wunder.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker, troodon

        Neben der Einordnung von Begrifflichkeiten sollten wir nicht vergessen, um was es geht:

        BEVOR der „manipulierten Kapitalismus“ reformiert wird, sollte es erst einmal darum gehen, unsere Volkswirtschaft im bestehenden Kapitalismus ZUKUNFTSFEST zu machen.

        Wenn das die Priorität ist, muss die Umverteilung zwar nicht unwichtig oder abgeschafft werden, aber untergeordnet sein.

        Wenn wir das, aus welchen Gründen auch immer nicht hinreichend schaffen, SOLLTEN wir unsere
        Ersparnisse AUCH in einen Kapitalfonds einbringen, der dort anlegt, wo nachhaltige Erträge zu erwarten sind, i. e. in wachstumsstarken Ländern mit vergleichsweise junger Bevölkerung.

        Man sollte m. A. n. dabei nicht übersehen, dass Regierungen die Macht haben, Missbrauch zu betreiben.

        Ich will nicht unken, halte es aber nicht für gänzlich ausgeschlossen, dass dabei das größte Risiko für die Sparer in Deutschland liegen würde.

  2. guter-verwalter
    guter-verwalter sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter.

    Zum Thema der Vermögens(um)verteilung:

    – Der Gini-Koeefizienz ist in Deutschland von 0,67 (2010) auf 0,76 (2018) angewachsen. Ein Ungleichheitsanstieg ist also messbar, obwohl er in GER deutlich geringer ausgefallen ist als in den USA oder UK.
    – Eine Umverteilung ist nur dann effektiv, wenn pseudo-oligarchische Strukturbenefiziäre im privaten und politischen Sektor zur Kasse gebeten werden (z.B. High-income tax, Diätenbesteuerung oder -reduktion), und das Geld DIREKT an untere Einkommensschichten geht. Das klappt aber nur, wenn der Bürokratenapparat der Bundes- und Landesregierungen mit eingedampft wird.

    Meine Vorschläge deshalb:
    – Reduzierung des zur Verfügung stehenden Jahresetats der Bundesregierung und der angeschlossenen Ressorts um 70%, und gleichzeitige Übertragung der Aufgaben an föderale Institutionen.
    – Reduzierung der Diäten der Abgeordneten des Bundestages um 50% (oder besteuerung derselben um 60-70%) und Einführung eines strikten Verbotes von Nebeneinkünften für den Zeitraum der Legislaturperiode, in dem die Abgeordneten im Parlament dem deutschen Staat dienen.
    – Offenlegung und Kennzeichnung aller Lobby-/NGO-Personen (und der dadurch bestehenden Interessenskonflikte), die in Regierungsnähe arbeiten + Beschränkung der Mittel für jeden Lobbyverband auf 10% des heutigen Wertes pro Jahr.
    – Die so eingesparten Geldmengen (es dürfte sich um mind. 2-stellige Milliardenbeträge pro Legislaturperiode handeln) werden direkt an die Kommunen ausbezahlt, und zwar mit strikter Zweckbindung, mit der diese Gelder direkt an bedürftige Privatpersonen oder Einrichtungen, die den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft aktiv fördern, ausbezahlt werden.
    – Besteuerung der 0,01% Ultra-High-Net-Worth-Individuals (= die 158 reichsten Deutschen; Link: https://www.vermoegenmagazin.de/die-reichsten-deutschen/) mit einem hohen Prozentsatz (60-80% der Bruttojahreseinkünfte) für die nächsten 5 Jahre + direkte Zahlung dieser Steuereinkünfte an die Kommunen mit Zweckbindung für infrastrukturelle Aus-/Aufgaben (Schulen, Strom-/Wassersystem, Straßen, etc.). Nach diesen 5 Jahren bleiben die UHNWIs aber wieder bei ihren normalen Steuersatz.

    Beste Grüße,
    Ihr guter Verwalter.

    Antworten
  3. weico
    weico sagte:

    Kapitalismus war und ist (Wirtschafts)Krieg.
    In einem (Wirtschafts)System das auf (Kosten)Effizienz und (Konkurrenz)Verdrängung ausgelegt ist,ist der Mensch der grösste (Unsicherheits)Faktor (Krankheit,Streik,Löhne,Einsatzdauer usw.).Unsicherheitsfaktoren müssen ,aus wirtschaftlicher Sicht, daher möglichst ausgemerzt werden.
    Die rasante Entwicklung in der KI/AI wird in den nächsten Jahren einen Umbruch der Arbeitswelt einläuten,wie er noch nie erlebt wurde.Nicht der eigentliche Umbruch ist aber das Hauptproblem, sondern die Geschwindigkeit mit der Diese eintitt.
    Die Politik bzw. die Mechanismen um solche schnellen Umwälzungen zu steuern, sind in einer Demokratie schlicht nicht vorhanden bzw. nicht schnell genug umsetzbar.
    In einer immer komplexeren Welt wird das (Wirtschafts)System und damit der Mensch, von Algorithmen gesteuert werden.Staaten ,die Dies erkennen und zulassen, werden den Wirtschaftskrieg aka Kapitalismus gewinnen.Es werden sicherlich kein demokratischen Staaten sein….

    Wer in den letzen Jahren die Entwicklung von Deepmind’s “AlphaGo” verfolgt hat und heute heute “MuZero” anschaut wird (einwenig) erahnen können ,wass in den nächsten Jahren auf Uns zukommt.

    https://towardsdatascience.com/deepmind-unveils-muzero-a-new-agent-that-mastered-chess-shogi-atari-and-go-without-knowing-the-d755dc80ff08

    Antworten
  4. Tobias W.
    Tobias W. sagte:

    Hier mal zwei Stelter Aussagen gegenüber gestellt:

    “Dazu bedarf es aber zweifellos korrigierender Eingriffe. Diese umfassen: … Mechanismen zur Umverteilung, um der systemimmanten Tendenz zur Konzentration von Vermögen zu begegnen;”

    “Dabei halte ich – bekanntlich – die Umverteilung in Deutschland durchaus für funktionierend und ausreichend.”

    Das soll man Ernst nehmen? Wirklich?!

    10% besitzen 60% des Vermögens in Deutschland. In kaum einem anderen europäischen Land liegt das Medianhaushaltsvermögen so weit unter den Durchschnittshaushaltsvermögen wie in Deutschland. In kaum einem anderen europäischen Land ist das Medianhaushaltsvermögen kleiner als in Deutschland.

    In anderen Worten: die Vermögensungleichheit in Deutschland ist massiv und im OECD Vergleich ist die Ungleichverteilung der Vermögen nur in den USA krasser. Zu behaupten, dass die Umverteilung in Deutschland als Korrektur zur Tendenz der Konzentration von Vermögen sowohl funktioniert als auch ausreichend ist – das ist einfach nur grotesk lächerlich und komisch und entbehrt JEDER statistischen Datengrundlage.

    Man kann nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist auf die Tatsache hinzuweisen, dass eine Jahrzehnte lange, massive Umverteilung von hauptsächlich Erwerbseinkommen(!!) nichts an “der systemimmanten Tendenz zur Konzentration von Vermögen” geändert hat. Es liegt auf der Hand, dass wenn man die Konzentration von Vermögen mit Mechanismen der Umverteilung korrigieren will, die Umverteilung von Erwerbseinkommen keine geeignete Maßnahme ist. Und – Captain Obvious calling! – wenn man Vermögensungleichheit durch Umverteilung korrigieren will, muss man Vermögen umverteilen. Und das geschieht in Deutschland kaum und unzureichend. Diesen Sachverhalt zu bestreiten dürfte auch dem wortgewandtesten Ökonomen schwerfallen.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Tobias W.

      Politisch korrekt zu argumentiern beinhaltet sich auf Widersprüche einzulassen, wie Sie diese Herrn Stelter zum Vorwurf machen. Die Gefahr von Ausgrenzung wiegt schwerer als von ihrer Argumentation dekonstruiert zu werden.

      Das Bekenntnis zur Marktwirtschaft=Kapitalismus schließt die Bereitschaft zur Ungleichverteilung von Vermögen ein. Einzige Korrektur ist Preisdeflation, weil auch Reiche Fehlinvestitionen tätigen und dafür haftbar zu machen sind.
      Das Erpressungspotential aus befürchteter Massenarbeitslositkeit erkennen alle Ökonomen und verschweigen es aus politisch korrekten Gründen.

      Die Um-fair-teilung zielt auf Einkommen, damit soziale Abstürze gemildert werden. Das ist demokratischer Konsens, der die Gerechtigkeitsapostel von links außen niemals befriedigen wird.

      Ökonomisch halte ich kollektive Haftung zum Schutz von Reichtümern=Massenarbeitsplätzen für fatal, weil sich das große “Kapital” längst von nationalen Zwängen globalisiert hat. Selbst mit neuen Mauern ist der Zug schon lange weg.

      Deshalb erwarte ich in Zukunft auch keinen gesellschaftlichen Profit von Vermögenssteuern, Enteignungen oder sonstigen Steuern, welche auf Eigentümer zielen. Gespannt bin ich im Gegenteil wie lange die Linke noch braucht, bis sie begreift dass man einen demographisch greisen Hengst melken will.

      Antworten
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Das ist alles nicht so offensichtlich wie Sie es hier darstellen: sind die Vermögen so ungleich? Es fehlen die Barwerte von Pensionen und Renten. Welche Rolle spielt der hohe Anteil Familienunternehmen? Was von den Vermögen ist geldpolitische Illusion? So, wie Sie es beschreiben, ist es nicht vollständig. Hinzu kommt, dass jede Besteuerung die wirklich reichen nicht treffen wird. Denke wir sollten mehr tun, als Land reicher zu werden.

      Antworten
      • Tobias W.
        Tobias W. sagte:

        Herr Stelter,

        Pensionen und Rente? Das sind keine Vermögenswerte – und dazu kommt, dass die Daten, die die OECD zu den Haushaltseinkommen erhebt, in allen Ländern gleich erhoben werden – heisst: auch die staatlichen Rentenansprüche der anderen Länder werden nicht berücksichtigt. Und ganz ehrlich Herr Stelter, das wissen Sie auch. Diese Argumentation ist Argumentation auf Fratzscher Ebene! ;)

        Wären Ansprüche auf Pensionen und Renten Vermögenswerte, dann müsste man auch frei über sie verfügen können. Mit den Pensions- und Rentenansprüchen in der Zukunft kann man sich allerdings heute nichts kaufen – ergo stellen diese Ansprüche keinen Vermögenswert dar, der sich bilanzieren lässt. Da hilft auch der Vergleich mit Forderungen nicht, die sich bilanzieren lassen, denn viele Forderungen und Schuldscheine kann man handeln – einen Renten- oder Pensionsanspruch nicht! Dazu kommt, dass Renten und Pensionen nicht aus existierenden Rücklagen bezahlt werden – den Ansprüchen steht also kein echter Wert gegenüber. Ob die Rentenkasse die Ansprüche der Beitragszahler von heute nach 2045 überhaupt noch ohne Abstriche bezahlen kann, steht überhaupt nicht fest! Rentenansprüche sind Versicherungsansprüche, keine Vermögensansprüche – daher heisst die Rentenkasse auch Rentenversicherung. Und wieviel jeder einzelne tatsächlich aus der Rentenkasse herausbekommt, hängt auch davon ab, wann man stirbt. Daher sind Rentenansprüche auch eher mit einem Lottoticket als einer Schuldforderung vergleichbar.

        Und zu dem hohen Anteil von Familienunternehmen: das ist Teil des Problems, nicht der Lösung. Es wäre eine sinnvolle gesellschaftliche Aufgabe der Familienunternehmen, wenn sie zur Wohlstandsbildung der Gesellschaft einen Beitrag leisten würden. Ein Blick auf die Statistik reicht aber, um festzustellen, dass der Wohlstand der Familienunternehmen weitestgehend in der Hand der Familien bleibt – und nicht auf Mitarbeiter und Gesellschaft in gleicherer Verteilung abfärbt. Die hauptsächlichen Gründe dafür sind offensichtlich: die meisten Familienunternehmen beteiligen ihre Mitarbeiter nicht mit Firmenequity als Teil des Gehalts am Wertgewinn der Unternehmensmasse und die Erbschafts- und Schenkungsbesteuerung in Deutschland stellt sicher, dass konzentriertes Vermögen aus Familienunternehmen zu fast 100% in der Familie bleibt. Wenn Erbe in einem Familienunternehmen ist, kann man diese Art von Kapitalismus geil finden – Verena Bahlsen lässt grüßen. Und an alle, die jetzt argumentieren, dass “sozial ist, was Arbeit schafft” und dass der Mittelstand wie ein Feudalherr schützend seine Hand über seine Mitarbeiter legt – Mitarbeiter von an der Börse gehandelten Unternehmen haben meistens die besseren Gehälter und Benefits – und werden oft genug über diese Benefits am Vermögenswert des Unternehmens beteiligt. Die Argumentation, dass der Mittelstand der bessere Arbeitgeber ist – das kaufe ich nicht.

        Ich würde mir eine ehrlichere Diskussion zu diesem Thema wünschen.

        Nochmal: 10% der deutschen Haushalte sitzen auf 60% des Vermögens. Die Hälfte der deutschen Haushalte hat statistisch nicht mal ausreichend Vermögenswerte in der Höhe eines Fahrzeugs der gehobenen Mittelklasse! Zu behaupten, dass die krasse Umverteilung der Erwerbseinkommen etwas an der Vermögenskonzentration in Deutschland bewirken würde, ist vollkommen absurd. Und Sie wissen das auch.

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        a) ich selbst weise in meinem Buch darauf hin, dass die Renten ein Versprechen für künftige Umverteilung sind, also auf Ebene der Nation einen Wert von Null haben b) dies ändert nichts daran, dass es ein Vermögenswert für den Einzelnen ist und zu entsprechendem Verhalten führt. Weniger private Vorsorge, wie in anderen Ländern mit ausgebautem Sozialstaat c) wenn der „Reiche“ morgen alles verkauft und das Geld in eine Rentenversicherung steckt, würden Sie dann sagen, er hat kein Vermögen mehr? Natürlich nicht. Und das gilt auch für die Zwangsbeiträge zur gesetzlichen Rente. d) dass diese einem Risiko unterliegen unterscheidet sie nicht von anderen Vermögenswerten. So wie der Staat Renten kürzen kann, kann er Vermögensabgaben beschließen. Und so wie die Diskussion hier läuft ist zweiteres viel wahrscheinlicher als ersteres. e) also ist es richtig, alle Ansprüche einzurechnen wenn man über Vermögen spricht. Es ist falsch wie der von Ihnen erwähnte Fratzscher es tut, zu behaupten, 40% hätten kein Vermögen. Denn gerade hier sind die Renten sicher bei denen, die Beiträge gezahlt haben. Selbst jene, die keine Beiträge gezahlt haben, haben Anspruch auf lebenslange Alimentation.

        Doch selbst bei sauberer Berechnung werden wir eine relativ ungleichere Vermögensverteilung haben. Warum? Zunächst müssen wir daran denken, dass wir absolut weniger Vermögen haben als andere Länder (viele Ursachen, Krieg, Teilung, falsche Anlage im Ausland, falsches Sparen, zu geringer Leverage).Dann kommen die Ursachen für die Ungleichheit: die da wären,

        a) hohe Abgabenlast lässt weniger zum Sparen
        b) das Ersparte wird schlecht angelegt (Sparbuch, Lebensversicherung) – Aktien und Immobilien wäre besser und es sähe anders aus https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wie-eine-hoehere-eigentumsquote-an-immobilien-die-ungleichheit-reduziert/
        c) Struktur der Wirtschaft, eben der hohe Anteil der Familienunternehmen. Dazu folgendes: in meinem Buch schreibe ich, dass die Ausnahme bei der Erbschaftsteuer ungerecht und ungerechtfertigt ist. Ich schlage vor, dass die Unternehmen jedes Jahr 1/33 der einfach ermittelten Erbschaftsteuer bezahlen, wir also alle 33 Jahre einen Erbgang simulieren. Das ist verkraftbar.
        d) die jetzige Diskussion fokussiert hingegen einseitig auf Immobilien und wie ich am Donnerstag vorgerechnet habe, ist dies nicht gerechtfertigt, weil es sich um Scheingewinne handelt.

        Was zum letzten Punkt führt: ja, der „Reiche“ kann heute konsumieren und der künftige Rentner nicht. In der Praxis stimmt das aber nicht. Denn auch der „Reiche“ ist in Zukunft auf Erträge angewiesen, wie am Donnerstag erläutert. Würden die „Reichen“ ihr Vermögen konsumieren, hätten wir die ungleiche Verteilung nicht.

      • Helge
        Helge sagte:

        Sehr geehrter Herr Stelter,

        was sagen Sie denn abseits jeglicher Charts, Diagramme und komplizierter Erklärungsversuche zu der Aussage von Tobias W., daß der Abstand zwischen Mittel- und Medianvermögen in Deutschland sehr hoch ist? Dies wäre ein statistisch recht sattelfester Beweis für eine Schieflage einer Datenreihe, in diesem Fall der Vermögen.

        MfG

      • Daniel Stelter
        Daniel Stelter sagte:

        Beginnen wir hier: a) das stimmt b) es ist auch in anderen Ländern mit stark ausgebautem Sozialstaat so, vor allem in Skandinavien. Was c) eben auch damit zu tun hat, dass es geringere Anreize zur privaten Vorsorge gibt. Beispiel Griechenland. U.a. weil das Vertrauen in den Staat geringer ist, wird dort mehr vorgesorgt. d) und dies überwiegend in Immobilien und wie ich vor kurzem gezeigt habe, würde eine höhere Eigentumsquote die Ungleichheit deutlich reduzieren. https://think-beyondtheobvious.com/stelters-lektuere/wie-eine-hoehere-eigentumsquote-an-immobilien-die-ungleichheit-reduziert/

        e) wir brauchen also intelligenteres Sparen um Vermögen zu bilden. Da muss angesetzt werden. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass das Vermögen gesamthaft in Deutschland geringer ist als in den anderen Ländern, so zumindest die Daten von Piketty. Daran ändern wir nichts, wenn wir nur umverteilen.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Tobias W.

        In welcher Traumwelt leben Sie?

        >der Wohlstand der Familienunternehmen weitestgehend in der Hand der Familien bleibt – und nicht auf Mitarbeiter und Gesellschaft in gleicherer Verteilung abfärbt. Die hauptsächlichen Gründe dafür sind offensichtlich: die meisten Familienunternehmen beteiligen ihre Mitarbeiter nicht mit Firmenequity als Teil des Gehalts am Wertgewinn der Unternehmensmasse und die Erbschafts- und Schenkungsbesteuerung in Deutschland stellt sicher, dass konzentriertes Vermögen aus Familienunternehmen zu fast 100% in der Familie bleibt.<

        Ein Familienunternehmen ist per Definition Eigentum einer Familie, sonste wäre es eine Aktiengesellschaft oder ähnliches, deren Anteile dem freien Handel unterworfen sind.

        Wertzuwächse von Familienunternehmen können nur durch Verkauf oder Verschuldung realisiert werden, was dem Nutzen=Unabhängigkeit eines Familienunternehmens widerspricht.

        Familienunternehmen a la Quandt oder Schäffler schütten Gewinnbeteiligungen aus und sind von staatlichen Nothilfen abhängig, weil man permanent zu illiquide ist um Krisen zu finanzieren….denn Aktienanteile fallen im Verlauf der Krise parallel zum Unternehmenswert, während die Fixkosten konstant bleiben, solange man auf Massenentlassungen verzichtet.

        Neid ist kein Ratgeber in ökonomischen Fragen.
        Neid ist immer Kennzeichen von unfähigen Zeigenossen.
        Neid ist zum Maßstab gesellschaftspolitischer Intervention geworden und nur durch Bestechung zu mildern, wie z.B. Gewinnbeteiligungen.

        Weil Ihre Position absolut mehrheitsfähig ist werden wir scheitern……und das ist ausdrücklich zu begrüßen. Ein Wald voller Käferbäume fällt, es gibt keine Reformen zulasten der Käfer.

      • Helge
        Helge sagte:

        @Daniel Stelter

        “e) wir brauchen also intelligenteres Sparen um Vermögen zu bilden. Da muss angesetzt werden. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass das Vermögen gesamthaft in Deutschland geringer ist als in den anderen Ländern, so zumindest die Daten von Piketty. Daran ändern wir nichts, wenn wir nur umverteilen.”

        Sollen wir den 25% deutschen Niedriglöhnern sagen: “Hau mal nicht dein ganzes Geld auf den Kopf oder lass es unproduktiv auf dem Girokonto versauern, sondern leg es in Aktien und Immobilien an, dann baust auch du Vermögen auf!”? Herr Stelter, ein Großteil der Lohnbezieher können ihr Leben nicht ohne staatliche Unterstützung (die viel kritisierte Umverteilung aus der Mittelschicht!) finanzieren. Ein anderer, noch größerer Teil (eben die Mittelschicht) kommt über die Runden, das Geld reicht aber nicht um Vermögen zu bilden, u.a. weil sie einen inadäquat großen Teil der staatlichen Umverteilung schultern muß. Und der kleinste Teil hat mehr Vermögen, als er für sein Leben benötigt und ist krampfhaft auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten, deren Rendite dann wieder von der Mittel- und Unterschicht erarbeitet werden muß. Vermögensbildung setzt erst einmal verfügbares Einkommen oberhalb der (sicherlich unterschiedlichen) Bedürfnisse voraus, und ich denke daran scheitert es in Deutschland für viele.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Tobias W.

        “Rentenansprüche sind Versicherungsansprüche, keine Vermögensansprüche – daher heisst die Rentenkasse auch Rentenversicherung. Und wieviel jeder einzelne tatsächlich aus der Rentenkasse herausbekommt, hängt auch davon ab, wann man stirbt. Daher sind Rentenansprüche auch eher mit einem Lottoticket als einer Schuldforderung vergleichbar.”

        Halten Sie Ihre KfZ-Versicherung auch für ein “Lottoticket”, bei dem Sie einen großen “Gewinn” ausbezahlt bekommen, wenn Sie einen heftigen Autounfall haben?

        Der Zweck einer Rentenversicherung ist, Ihr individuelles “Risiko” abzusichern, dass Sie nach dem Ende Ihrer Erwerbstätigkeit noch viel länger leben als der Durchschnitt Ihrer Alterskohorte. Wenn Sie jetzt schon sicher wüssten, wann genau Sie sterben werden, könnten Sie einfach so viele finanzielle Rücklagen aufbauen, wie Sie brauchen, um nach Eintritt in den Ruhestand noch diese bestimmte Anzahl Jahre weiter auf dem von Ihnen gewünschten Lebensstandard leben zu können, das auszurechnen ist nicht besonders kompliziert. Davon abgesehen gibt es den Mechanismus der “Witwenrente”, wenn der Ehemann stirbt (und das ist in den allermeisten Fällen so, weil Frauen im Rentenalter eine deutlich höhere Rest-Lebenserwartung haben als die gleichalten Männer) dann erbt die Ehefrau einen Teil seiner Rentenanwartschaften und die werden bis zu ihrem Tod weitergezahlt. Das fühlt sich eher Lotterie-untypisch an, aber sehr wie ein Vermögenswert, der nur offiziell nicht als solcher deklariert wird, um bestimmte Bevölkerungsgruppen gegenüber anderen in den Statistiken ärmer zu rechnen und dann nach noch mehr Umverteilung schreien zu können.

        Dass man gesetzliche Rentenversicherungsansprüche nicht verkaufen oder beleihen darf, liegt daran, dass man verhindern will, dass Leute genau das tun, den erzielten Batzen Bargeld sofort auf den Kopf hauen und sich danach wieder an den Sozialstaat wenden damit der ihnen ihr staatlich garantiertes Existenzminimum bezahlt. Ditto bei Pensionen, wobei da noch hinzukommt, dass sich der Staat so die lebenslange Loyalität seiner Beamten bzw. Politiker a. D. sichert.

        PS: Welchen Barwert hätten eigentlich die Leistungen sämtlicher deutscher Sozialversicherungen und von Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und danach von Hartz 4 für einen jungen unqualifizerten Zuwanderer der nicht die Fähigkeiten hat oder gar keine Lust hat, in Deutschland eine legale Erwerbstätigkeit aufzunehmen?

  5. ruby
    ruby sagte:

    Bilanz statt Kameralistik ist unzureichend unterdimensional, weil letzere als Finanzrechnung konzipiert ist, die als Cash-Flow-Rechnung auch zu ersterer gehört.
    Korrekt lautet es Bilanz und direkte Finanzrechnung, weil diese jederzeitige Finanzstatusabfrage ermöglichen.
    Auch muß es Konzerrechnungslegung und interne Konzernverrechnung beinhalten als übergeordneten Gesamtverantwortungsbereich.
    Unternehmensrechnerisch geht das über Grenzen, haushaltsrechnerich bleibt es innerhalb der Staaten.
    Kapitalismus umfaßt beide.
    Im Moment scheint es die Supranationalen Player sind im Vorteil, aber glücklicherweise können wir das ändern.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ruby

      Zweiter Abschnitt meint die Steuerflüchtlinge der FAANG Gemeinde, z.B.?

      Das Unternehmenswachstum dieser Global Player fand durch Risikokapital statt, Risikokapital welches auch lange Durststrecken finanziert im Glauben an die story?

      Wie kam dieses Risikokapital zustande? Waren es Überschüsse aus staatlichen Konjunkturprogrammen, z.B. Rüstung….deren Schuldsalden niemals getilgt werden mussten?
      Diese Überlegung stammt von Albrecht Goeschl und ich kann mich nicht entziehen – https://www.labournet.de/interventionen/asyl/asylrecht/sozialstaat-giftige-frucht-des-kapitalismus/

      Ohne staatlichen Geldsegen wären diese Player bestimmt gegründet worden, aber niemals so groß geworden, weil ertragsfinanziertes Wachstum enge Grenzen setzt.

      Die Deflation hätte diese Kapital-Geldüberschüsse wirksamer einsammeln können, als es SPD/CDU Finanzexperten jemals könnten.

      Antworten
      • ruby
        ruby sagte:

        @Alexander
        Es sind nicht nur die FAANG`s sondern die gesamten Anwendungsunternehmen, in der Situation wenn alles Offline geschaltet ist. Das kann Hardware oder Software Ursachen haben.
        Also, wie (über)lebt die Wirtschaft der Gesellschaft, wenn es auf das richtige Leben ankommt und nicht diesen künstlichen intelligenten “Schnickschnack” der doch nur “Peanuts” darstellt. Sicher verstehen die KI Kids und Brooker garnicht wovon ich schreibe, aber ich bin vor der Computerisierung aufgewachsen, mit TI 30 in der Hand statt Smartphone. Das nenne ich nun massive Deflation back to the roots of Macroprudencial economy.:

        “Macroprudential policies aim to:

        prevent the excessive build-up of risk, resulting from external factors and market failures, to smoothen the financial cycle (time dimension)

        make the financial sector more resilient and limit contagion effects (cross-section dimension)

        encourage a system-wide perspective in financial regulation to create the right set of incentives for market participants (structural dimension)”
        Quelle EZB

        Was können die Wirtschaftsteilnehmer dann noch zeitlich, überreichend, strukturell.

        Schaue ich in die EU sind Praktikabilitäten ein Sammelsurium der Defizite. Der Ausstieg Grossbritanniens ist ein erster Konfrontationsschock mit der Reichweite von Mitteln und Maßnahmen.
        “Ertrag” kommt da seiner Wortherkunft und -bedeutung wieder richtig nahe.
        Dann kommt die Finanzierung des Sozialstaats vielleicht als bedingungsloses Bürgerbargeld zurück
        https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/weimarer_republik/pwiediehyperinflationvon100.html

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        > massive Deflation back to the roots

        Wenn das geschieht stellt sich die Frage, wer das Zepter übernimmt und den Weg weist?

        Die asset price inflation verlangte nach Innovation um neue Verschuldungsphantasie zu rechtfertigen. Mit den in immer kürzeren Abständen abgefeuerten Neuerungen mussten alte Erfahrungen über z.B. Unternehmensphilosophie ihre Obsoleszenz anerkennen. Man tat das und heute gibt es keine Persönlichkeiten mehr, denen man Führung zutrauen würde – wenn inflationäre Strukturen scheitern.

        Bilanzielle Gewinne unterscheiden sich von echten Erträgen, wie Versprechen von ihrer Erfüllung solange Fremdkapitale überwiegen. Einen Markt für alle diese billanziellen Pfänder gibt es nicht.

        Zur Reorganisation finden sich bestimmt -noch- hinreichend Fachleute, die mit Zeit und Engagement aus Trümmern neue Perspektiven zimmern. Bedingung wären m.E.n unangetastete Eigentumsrechte.

        Anders als 1923 gibt es gegenwärtig keinen gesellschaftlichen Nenner, weil konsumtive Dekadence keine Basis ist. Für Auseinandersetzungen fehlen sogar der Polizei und dem Militär das Potential.

        Das bitter nötige “gesund schrumpfen” können wir uns nicht leisten ohne die Zahl der Transferleistungsabhängigen zu minimieren. Das betrifft nicht nur alle sozialen Errungenschaften, sondern auch die “Gilde der Wissenschaftler” (vgl. Pratchett).

        Für alle ausgegrenzten Vertreter vergessener Erfahrungen dürfte die mutmaßlich bittere Zeit nicht ohne Unterhaltungswert sein. Female choice, d.h. white girls at brunch: https://youtu.be/KUKiTeL4ayo

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Martin Wolf drückt sich um die Trennung von Geldsystem und Wirtschaftsform herum. Staatliche Geldmonopole sind sakrosankt und das Versprechen auf Wohlstand / soziale Sicherheit einziges Staatsziel für die kleinbürgerlichen Wähler, samt ihrer Ängste….egal wo man Demokratie verspricht.

    Das Geldsystem einer Deflation zu unterwerfen, damit Preise /Kapazitäten/ Arbeitskräfte/Wohlstand/Einkommen ihr langfristiges Mittel nicht verlassen, ist demokratisch undenkbar. Die Marktteilnehmer aller Schichten haben längt ein System risikoloser Staatswirtschaft entwickelt, wonach es stetig bergauf geht und Korrekturen auf St. Nimmerlein vergeschoben werden.

    Der künstlich verlängerte Wohlstand macht größenwahnsinnig, weil man keine Grenzen mehr fürchtet. Da das Experiment aller Zentralbanken weltweit gleiche Fehlfunktionen aufweist, sind die Zeiträume bis zur natürlichen Korrektur länger als im 19.Jahrhundert, wo Geldsysteme noch an “kurfürstliche” Grenzen gebunden waren.

    Finanzierungsprobleme hätten anzeigen können, dass sich das Ganze nicht mehr rechnet.. Anstelle von Reformen übertrug man systemische Kosten an jene, die sich nicht wehren konnten. Einige Länder haben sich das begrenzt gefallen lassen, bis man sich z.B. vom Kommunismus erholte. National wälzte man die Kosten nach dem Mittelstand, der sich daraufhin auflöst.

    Zitat anonym:
    “Demokratie stellt Meinung über Wahrheit, Popularität über Kompetenz….”

    Da die Wurzeln des Wohlstandes längst unterwandert sich (Bildung, Infrastruktur, Demographie, Einheit) und man schon länger die Rechtsstaatlichkeit auf dem Altar fiktiven Wohlstandes opferte, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Wähler durch Bruch ihrer geldwerten Ansrpüche vom Scheitern ihrer Hybris in Kenntnis gesetzt werden.

    Kapitalismus kann nicht funktionieren, wenn niemand für seine Taten haftet.

    (Selbstverständlich ist das Staatsziel des Gewaltmonopolisten nicht gleich dem Interesse seiner finanzierenden Kleinbürger, nicht in der EU, nicht in GB und auch nicht in den USA oder China.)

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Alexander

      >Staatliche Geldmonopole sind sakrosankt …>

      Mag so sein.

      Aber man macht sich schon SORGEN – längst nicht nur Crash-Propheten, sondern auch EXPERTEN.

      Hier z. B. wird in einem nicht unbedeutenden Wirtschaftsblatt eine ganze Armada von Korrespondenten aufgeboten, um das Monster aus allen Himmelsrichtungen zu begutachten:

      https://www.handelsblatt.com/unternehmen/management/gefahr-in-den-bilanzen-das-70-billionen-risiko-wie-schulden-die-weltwirtschaft-gefaehrden/25323502.html

      Vor allem die Unternehmensschulden bereiten Sorge.

      Da muss man schon einmal fragen dürfen, WIE der zugebenermaßen lange, aber nicht überall hinlangend dürfende Arm der Notenbanken die Insolvenzlawine in den Griff bekommen will, wenn sie denn einmal losgetreten sein sollte.

      Wie gesagt, das sind die Sorgen von Experten.

      Normale Menschen, vor allem Anleger können hingegen beruhigt sein.

      Im gleichen Blatt zur selben Stunde:

      https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/marktberichte/dax-und-dow-klarheit-beim-brexit-handelsdeal-moeglich-geht-die-rekordjagd-an-den-boersen-jetzt-richtig-los/25332074.html

      Es kommt wie immer darauf an, dass man nichts verpasst – vor allem nicht die Chancen.

      Geht etwas schief, sind sowieso die anderen schuld.

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer

        Bekannte Probleme brauchte man nicht zu fürchten, wenn Wahrheit über Meinung stünde.
        Über die Beurteilung von Wahrheit herrscht “we agree to disagree” & der Erfolg aus Chancen gibt den Fratzschers u.Co. recht. Dabei spannt Fratzscher sogar den Bogen zu den Risiken, d.h. er bleibt ohne spätere Haftung.

        Bekannte Probleme sind qualitativ und quantitativ messbar, da gewisse Pflichten zur Veröffentlichung bestehen (Aktienrecht, GmbH – Bundesanzeiger…). Eingeschränkt wird die Messbarkeit durch allerlei “malen nach Zahlen” wie es uns diverse Künstler seit den Hilmar Kopper´s “peanuts” vergemacht haben. Flowtex Zauber mit reger politischer Beteiligung als Spitze eines Eisberges, der sich natürlich über den “neuen Markt” erstreckte.. https://youtu.be/Mr9wHWACNP4 …und in Kapitalvernichtung endete.

        Traumhaft unwirklich muss es in den goldenen Zwangzingern gewesen sein, wenn Liftboys tatsächlich Aktientipps tauschten. Surreal wirkt es für mich, wenn Greti und Pleti im Fittnessstudio oder auf der Berghütte die Vorzüge von zins-billigem Geld anpreisen oder die Transformation des Energiesystems + Negativzinsen befürworten, weil man im Sinne von Greta endlich Nachhaltigkeit braucht – ohne Wohlstandseinbuße, weil man früh in Rente gegangen ist/wird und noch lange gesund (Sport s.o.) leben will…..

        Ich habe nicht schlecht gestaunt, als meine Aushilfe/Putzfrau mit einer gefakten Einkommensbescheinigung ihren Kreditantrag für das Eigenheim erwirkte.

        Wenn tatsächlich alle Lieschens die Chancen der neuen Zeit mitnehmen wollten, dürfen sich die Experten vor dem Monster fürchten, dessen Dimension sie nicht einmal ahnen.

        Der aktuelle Einbruch der Exportwirtschaft (Buba reduziert bereits die Aussichten für 2020) ist gar nicht so schlimm, aber wenn man den Umsatz reduziert sieht man die ersten Badegäste unbekleidet am plötzlich trocknenden Strand sitzen…..am Ende behält Markus Krall rech, weil sich die Experten zulange nicht über die Realität einigen konnten.

  7. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    M. Wolf hat eine sehr bedenkenswerte Aussage getroffen:

    >we need a dynamic capitalist economy that gives everybody a justified belief that they can share in the benefits.<

    In einer gut funktionierenden Gesellschaft sollte JEDER die Überzeugung haben (können), dass sie POSITIVES bewirkt und er daran TEILHABEN kann.

    Ich stimme zu und stelle die Frage:

    MUSS das eine dynamische KAPITALISTISCHE Wirtschaftsform einschließen?

    Es gibt diesbezüglich folgende weit verbreitete Alternative:

    NEIN, sagen die einen, weil gut funktionieren ZUSAMMENHALT heißt, was bedeute, dass die Menschen materiell weitgehend gleich gestellt sein müssen. Das sei bei dem an sich schon viel zu dynamischen („entfesselten“), aber zugleich sehr produktiven Kapitalismus möglich, so dass UMVERTEILUNG das übergeordnete Gestaltungsziel sein müsse.

    JA, sagen die anderen, weil gut funktionieren WOHLSTAND SICHERN heißt, was bedeute, die Menschen ihn in einem System schaffen zu lassen, das dafür bestens geeignet ist. Das ist aller Erfahrung nach – insbesondere auch der mit anderen Systemen – ein dynamischer Kapitalismus.

    Wie kann man sich zwischen den beiden Alternativen entscheiden?

    Man muss fragen, was eine Gesellschaft zu einer SCHLECHT funktionierenden macht.

    Es ist eine, in der materieller Wohlstand so sehr abnimmt, dass es immer weniger für die Gleichstellung der Menschen gibt und damit der Zusammenhalt GEFÄHRDET ist.

    Weil es in dieser Welt einen WETTLAUF um mehr materiellen Wohlstand gibt, und die Aufgabe eines dynamischen Kapitalismus hierzulande ZWANGSLÄUFIG zu abnehmenden Wohlstand führen würde, sollte dieser erhalten werden.

    Das heißt nicht, dass damit VÖLLIG auf Umverteilung verzichtet werden kann.

    Es heißt lediglich, dass die GEWICHTUNG zwischen zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit zur Wohlstandssicherung und Umverteilung zur Bewahrung von Zusammenhalt ANDERS erfolgen muss.

    Wollte man dies, müsste man zu STRUKTURELLEN Änderungen in der Gesellschaft bereit sein.

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Die Darlegungen von M. Wolf besagen:

    a) der Kapitalismus ist ein manipuliertes System

    und

    b) man könnte ihn durch Reformen – weitere MANIPULATION – wieder zu dem werden lassen, was er dem Wesen nach ist:

    Die Wirtschaftsform, die den meisten Menschen Wohlstand ermöglicht hat.

    Es ist schon ein merkwürdiges Verständnis, dass die Manipulation der Manipulation irgendetwas erhalten könne, wenn man sie als REFORM bezeichnet.

    Was ist der Kapitalismus?

    Mal ganz grob, nur für die Diskussion hier:

    Er ist ein System, dass die Bedarfe der Menschen nach DEREN Präferenzen befriedigt.

    Diese Bedarfe können alles sein – das Wohlbefinden mehren, die Zukunft sichern oder selbstzerstörerisch wirken.

    Sie können WILLKÜRLICH einbeziehen und ausschließen, u. a. den angenommenen oder tatsächlichen Sachverhalt, dass sich die Erde erwärmt.

    Dieser Sachverhalt wie auch andere kann, muss aber nicht die Präferenzen mitbestimmen oder festlegen.

    Regulierung soll im Wesentlichen nur bewirken, dass das Verfahren möglichst reibungslos und gesellschaftlich weitgehend einvernehmlich erfolgen kann.

    Wer, wie hier Dr. Stelter davon redet, dass ein mit KORRIGIERENDEN Eingriffen reformierter Kapitalismus die Klimafrage lösen werde, irrt.

    Wenn man die Klimafrage TATSÄCHLICH lösen und nicht nur dieses oder jenes ändern, d. h. CO2-Neutralität bis 2050 ERREICHEN will, MUSS man nicht nur etwas korrigieren, durch Regulierung etwa, sondern VERHINDERN, dass die Menschen nach IHREN ureigenen Präferenzen nachfragen können.

    Damit ist man in einem grundsätzlich ANDEREN System.

    Man ist es auch dann, wenn man den Menschen so lange einredet, ihre WAHREN Präferenzen seinen klimaneutrale, bis sie dies auch GLAUBEN.

    Im Kapitalismus muss man auf die Menschen nicht EINREDEN.

    Man muss sie lediglich durch erfahrbar mehr Nutzen ÜBERZEUGEN.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Selig

      Das ist das Johnson-Derangement-Syndrome, leider auch bei Phoenix. Angelehnt an das Trump-Derangement-Syndrome, über den können deutsche Journalisten auch einfach nicht normal berichten, zumindest nicht im deutschen Mainstream.

      Eigentlich finde ich es zum Lachen und hole mir meine Informationen dann halt anderswo, aber diesen öffentlich-rechtlichen Propagandamüll muss ich ja leider jeden Monat mit meinen Zwangsbeiträgen mit bezahlen.

      Antworten
    • Ernst Schrott
      Ernst Schrott sagte:

      Natürlich ist so manches an der europäischen Politik zu kritisieren, ja zu Recht. Aber dafür einen notorischen Lügner wie Johnson zu feiern ist für einen halbwegs normal denkenden Menschen komplett unverständlich, Lügner gehören nicht in wichtige Ämter, leider sind die Menschen immer mehr geblendet und entwickeln sich Richtung 30er Jahre, oh du Graus.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Schrott

        “Aber dafür einen notorischen Lügner wie Johnson zu feiern ist für einen halbwegs normal denkenden Menschen komplett unverständlich, Lügner gehören nicht in wichtige Ämter, leider sind die Menschen immer mehr geblendet und entwickeln sich Richtung 30er Jahre, oh du Graus.”

        Hier in Deutschland entwickeln wir uns eher in Richtung 1914, völlig unfähig, die Perspektiven und die Standpunkte anderer Länder überhaupt noch nachzuvollziehen. Das gilt selbst für diejenigen Länder, die uns ziemlich ähnlich sind. Das einzige, was noch geht, sind Beschimpfungen und Kommentare über Frisuren.

        “Am deutschen Klimawesen soll die Welt genesen! Pardon wird nicht gegeben!”

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Schrott:

        Lügner gehören nicht in wichtige Ämter? Damit gebe ich Ihnen grundsätzlich recht, aber wie wollen Sie Politik sonst organisieren?

        Leute mit Skruel schaffen es nicht ganz nach oben. Ich erinnere an Herrn Juncker und sein Bonmot (“wenn es hart auf hart kommt, muss man lügen”), an den Herrn Bundestagspräsidenten und das Thema CDU-Spenden, an die Bundeskanzlerin und Herrn Peer Steinbrück vom angeblichen Schutz deutscher Spareinlagen durch die Bundesregierung, an die Aussagen des sächsischen Generalstaatsanwalts zum Thema “Chemnitz” im Verhältnis zu den Aussagen mancher Politiker, an den früheren SPD-Vorsitzenden Martin Schulz und seine angeblich nicht vorhandenen Pläne, in eine Bundesregierung einzutreten, an die FDP und ihr Verhältnis zur Hotelgruppe “Mövenpick”, an die AFD und ihre Spenden aus der Schweiz, an die Versprechen etlicher Grüner zum Thema Artenschutz (bei Windenergie wohl egal) und Tempolimit auf Autobahnen unter Kanzler Schröder, an die Umsatzsteuererhöhung 2013 (wir fordern 2 %, Ihr wollt 0 %, okay wir einigen uns auf 3 %) usw.usf.

        Sie werden in der höheren Politik niemanden finden, der immer und überall die volle Wahrheit sagt bzw. nicht durch Weglassen beschönigt, selbst wenn er dadurch einen falschen Eindruck hinterlässt. Dann dürfte es Bierzeltreden gar nicht geben. Außerdem müssen Sie Panik vermeiden und zugleich vereinfachen. Wenn Sie als Ministerpräsident einem Fernsehsender sagen, Sie brauchen 15 Minuten und zur Antwort bekommen, Sie kriegen höchstens 90 Sekunden, müssen Sie unzulässig vereinfachen. Denn Politik ist PR für die eigene Partei. Sie werden ja auch keinem Gebrauchtwagenhändler oder Kosmetikverkäufer alles glauben.

        Für mich entscheidend ist die Grundrichtung und die stimmt bei Johnsson. Im Gegensatz zum Sozialisten Corbyn.

      • Ernst Schrott
        Ernst Schrott sagte:

        @Susanne Finke-Röpke
        Sie bringen die politischen Zwänge (die gibt es immer) und das notorische Lügen durcheinander. Wenn man im Wahlkampf alles Schönredet, das ja alle tun ob links oder rechts, oder ob man ein grundsätzlicher Lügner ist, da gibt es wohl einen gewaltigen Unterschied. Also gibt es Menschen und Politiker die alles Schönreden (hauptsächlich im Wahlkampf) und Menschen die einfach immer lügen weil sie nicht anders können, leider gibt es solche Menschen und ich verachte sie zutiefst.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        Grundsätzliche Zustimmung mit der Ergänzung:

        Wenn INFORMIERTE und RATIONAL entscheidende Politiker immer die WAHRHEIT sagen würden, hätte man Instabilität im Land.

        Denn es gibt viele GESTALTUNGS-Wahrheiten und damit verbunden Gestaltungs-RISIKEN.

        Die Leute wüssten nicht mehr, auf was sie sich noch verlassen können.

        Es wird daher bestenfalls immer nur die halbe Wahrheit gesagt werden und schlimmstenfalls glatt gelogen.

        Das funktioniert auch weitgehend, weil den Inhabern hoher Ämter KOMPETENZ zugeschrieben wird.

        Umfragen zeigen allerdings, dass diese schwindet und damit das Vertrauen in Parteien und Politiker, Probleme lösen zu können.

        Das bedeutet potenziell zunehmende Instabilität.

        Insofern teile ich nicht Ihre Auffassung, dass mit dem OFFENSICHTLICH ausgemachten Lügner Johnson die Grundrichtung stimmt.

        Das mit Labour/Corbyn die Grundrichtung noch viel weniger gestimmt hätte, ist eine andere Sache.

        Dies alles nur grundsätzlich und unabhängig davon, dass endlich das Verhältnis EU/UK geklärt wird und – insbesondere mit Schottland – neue Bruchstellen in UK entstanden sind.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Schrott

        Wie kommen Sie eigentlich darauf, dass Boris Johnson ein viel üblerer Lügner ist als seine politischen Gegner? Etwa weil er für den Brexit ist und demzufolge für einen guten Haltungsdeutschen automatisch ein ganz schlechter Mensch sein muss?

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Schrott:

        Ich schließe mich Herrn Ott an. Warum es politische Lügner 1. Klasse (Mainstream) und 2. Klasse (Liga Boris Johnson und Donald Trump) geben soll, erschließt sich mir höchstens quantitativ; da ist wohl Herr Trump nach Zählung der New York Times in Führung. Ich bin beispielsweise überzeugt, dass Frau Bundeskanzlerin Merkel wesentlich seltener die Wahrheit umschifft als Boris Johnson. Aber wenn sie etwa sagt, sie wüsste nicht, was sie anders hätte machen können, ist das schon spezieller Natur und für meinen Geschmack in einer anderen Größenordnung als eine Äußerung zu einer Sachfrage von Herrn Johnson. Da stellt sich dann ernsthaft die Frage, bei welchen Politikern ein objektives Wahrnehmungsdefizit vorliegt und bei welchen nicht. Denn ist dann keine Lüge, wenn man seine Äußerungen selbst glaubt. Ein Paradebeispiel ist für mich da Martin Schulz. Der hat seine Aussagen im Moment seiner öffentlichen Äußerung wohl wirklich zum allergrößten Teil selbst geglaubt.

  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Ich denke, eher wir brauchen ein System, das (…) mehr Qualifikation von Politikern fordert.”

    Wieso hassen Sie Annalena Baerbock und diese neue SPD-Vorsitzende (hab gerade den Namen vergessen) so? Kein Wunder, dass Herr Fratzscher Sie auf Twitter blockiert hat. ;)

    Antworten

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