Fracking: bewährte Techno­logie mit beherrsch­baren Risiken

Am 23. Oktober 2022 spreche ich mit Prof. Dr. Hans-Joachim Kümpel, dem ehemaligen Präsidenten der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, über Fracking.

Zur Einstimmung: Auszüge aus Kümpels Stellungnahme zu Fracking aus geowissenschaftlicher Sicht

  • Aus geowissenschaftlicher Sicht ist die Fracking-Technologie bei sachgerechter Anwendung sicher und um- weltverträglich einsetzbar. Weltweit wird die Technologie seit vielen Jahrzehnten regelmäßig eingesetzt. (…) Seit den 1960er Jahren wurden in Deutschland mehr als 300 Fracking-Maßnahmen durchgeführt, überwiegend in dichten Sandsteinformationen, meist in Tiefen von mehr als 3000 Meter. Dabei ist durch die Anwendung der Fracking-Technologie selbst kein Schadensfall aufgetreten, der zu einer Umweltbeeinträchtigung oder Grundwasserkontamination geführt hat.“ – bto: Es ist eine bewährte Technologie.
  • In Kenntnis dieser Situation, aber auch der kontroversen Diskussion zu Fracking in Medien und Öffentlichkeit, haben die staatlichen Geologischen Dienste Deutschlands als interessenneutrale Fachbehörden bereits 2013 gemeinschaftlich erklärt: ‘Sofern die gesetzlichen Regelungen und die technischen Standards eingehalten und detaillierte standortbezogene Voruntersuchungen durchgeführt werden, ist der Einsatz der Technologie aus geowissenschaftlicher Sicht sicher und umweltverträglich möglich.’“ – bto: Und das sind die Experten.
  • Einzelne Zwischenfälle in den USA, bei denen es lokal zu einer Grundwasserkontamination gekommen ist, können nicht als Beleg für drohende Gefahren bei uns gelten. Die aufgetretenen Probleme sind an Bohrungen entstanden, die in Deutschland nicht genehmigungsfähig gewesen wären. Bei uns hat der Trinkwasserschutz höchste Priorität. (…) All diese Maßnahmen stellen sicher, dass Schadstoffe nicht mit Grundwasser in Kontakt kommen können und eine Beeinträchtigung der Grundwassergüte so gut wie ausgeschlossen werden kann. Eine Gefährdung des Trinkwassers ist nach menschlichem Ermessen nicht gegeben.“ – bto: Das ist eine sehr wichtige Aussage.
  • Die öffentlich verbreitete Vorstellung, durch Fracking würden Gifte in den natürlichen, sauberen Untergrund gepresst, ist unzutreffend. Ebenso die Ansicht, tiefe Grundwässer seien reiner als oberflächennahe. So ist Grundwasser im für die Erdöl-/Erdgasförderung besonders wichtigen Norddeutschen Becken in einer Tiefe von wenigen hundert Metern extrem salzig, enthält gelöste Gase, Schwermetalle und zahlreiche andere Stoffe, die es ungenießbar machen.(…) In den Tiefen, in denen das Fluid in das Gestein gepresst wird, führt es keineswegs zu einer Verschlechterung der (nicht vorhandenen) ‚Grundwassergüte‘.“ – bto: Das fand ich auch in dem Gespräch mit ihm am interessantesten. Wir denken, da unten ist es „sauber“, doch eigentlich machen wir es fast sauberer durch das Wasser, welches wir reinpressen.
  • Befürchtungen, Fracking würde die Erdbebengefahr bei der Erdgasförderung erhöhen, sind nicht belegt. Im Gegenteil, nach allen der Wissenschaft vorliegenden Daten ist die Gewinnung von Schiefergas mittels Fracking-Technologie mit einem geringeren Erdbebenrisiko verbunden als die Erdgasförderung aus konventionellen Lagerstätten, als der herkömmliche Untertagebergbau oder die Errichtung von Stauseen.“ – bto: Aber es ist doch eine so gute Möglichkeit, Angst zu machen.
  • Strenge Genehmigungsauflagen sorgen bei uns dafür, dass im Umfeld der Bohranlagen die Umwelt geschont und nach Abschluss der Erdgasförderung der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt wird. Der Wasserverbrauch für Fracking-Maßnahmen ist angesichts des bei uns gegebenen natürlichen Wasserdargebots vernachlässigbar. All dies ist in anderen Fördergebieten nicht immer der Fall. Lange Transportwege für Erdgaslieferungen entfallen zudem und damit auch Energieverluste durch notwendige Kompressor-Stationen entlang von Pipelines. Das Risiko von Methanlecks an Pipelines, die zu einer vergleichsweise hohen Treibhausgaswirkung führen können, wird auf ein Minimum reduziert.“ – bto: Es ist einfach eine Technik und damit immer besser in einem Land, indem die Technik funktioniert.
  • Die weit verbreitete Skepsis gegenüber der Fracking-Technologie hat dazu geführt, dass hierzulande das Thema Schiefergas nicht als wichtige Zukunftsoption wahrgenommen wird. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) hat in einer ersten groben und noch vorläufigen Abschätzung das Schiefergaspotenzial in Deutschland auf etwa 1000 Milliarden Kubikmeter beziffert – ein Vielfaches der bisher bekannten inländischen Erdgasreserven. (…) Ein Förderverzicht macht auf Jahrzehnte hinaus Importe von umgerechnet ca. 4 Mrd. Euro jährlich notwendig, ohne dass die Vorzüge einer inländischen Wertschöpfung genutzt werden.”
  • Experten sind aufgerufen, den Menschen sachlich und nachvollziehbar zu erklären, warum inländische Schiefergasressourcen und der Einsatz der Fracking-Technologie wichtige Bausteine für eine sichere und schadstoffarme Energieversorgung in Deutschland sein können. Geowissenschaftlich betrachtet ist Fracking bei sachgerechter Anwendung eine nützliche und beherrschbare Technologie.“ – bto: Ich finde, dass dies zum Zeitpunkt, als es geschrieben wurde – 2015, zutraf und heute eine zwingende Logik ist.

hans-joachim-kuempel-data