„Finland’s depression is the final indictment of Europe’s monetary union“

Die F.A.Z.: „Das finnische Parlament debattiert im kommenden Jahr über einen Austritt aus der Währungsunion. Nach einem Volksbegehren mit mehr als 50.000 Unterstützern ist es nun dazu verpflichtet. ‚Die Unterschriften werden Anfang nächsten Jahres überprüft, die Parlamentsdebatte wird in den Monaten danach abgehalten‘, sagte die zuständige Parlamentsmitarbeiterin Maija-Leena Paavola in Helsinki.“ Da ist der Laie baff. Waren es nicht die Finnen, die von den Griechen Gold als Sicherheit wollten für die Rettungskredite? Offenbar zu Recht, weil sie eben auch nicht so gut dastehen, wie wir immer dachten.

Und weiter: „Grund dafür ist die Wirtschaftskrise: Finnland droht bereits das vierte Rezessionsjahr in Folge. Im abgelaufenen Quartal schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt mit 0,6 Prozent noch stärker als in Griechenland.“

„Einer Studie der Euro-skeptischen Denkfabrik Euro Think Tank zufolge würde eine Rückkehr zur eigenen Währung etwa 20 Milliarden Euro kosten, sich aber langfristig bezahlt machen.“

AEP hat nicht viel mehr zu vermelden, aber dafür mit schönen Abbildungen:

  • Die Staatsschulden Finnlands liegen mit 62 Prozent noch unter denen Deutschlands. Es ist das wettbewerbsfähigste Land der EU, das Bildungssystem ist das beste der Welt.  Dennoch ist das Land in einer schlechten Verfassung. Nur Italien steht noch schlechter da (wenn wir von Griechenland absehen, was nicht in der Abbildung ist):
  • Dahinter stehen der Niedergang von Nokia, der Preisverfall von Papier und Holz und die Rezession in Russland (inkl. Embargo)
  • Nun hat Finnland keine Möglichkeit darauf zu reagieren, weil es keine eigene Währung mehr hat. Dies zeigt auch der Vergleich mit Schweden:

 

  • Allerdings erinnere ich an dieser Stelle daran, dass Schweden einen ungebremsten Schulden- und Immobilienboom hat. Es sieht also besser aus, als es eigentlich ist.
  • Kein Wunder trotzdem, dass es nun zu mehr Forderungen nach einem Austritt kommt. In dem Zusammenhang erinnert AEP an die Idee einer Volksfront gegen den Euro. Und daran, dass Stefano Fassina, Oskar Lafontaine,  Jean-Luc Melenchon, und Yanis Varoufakis gemeinsam für ein Ende des Euro plädieren. Erst Parallelwährungen, dann Auflösung. – bto: Es ist ja selten, dass ich der Truppe zustimme …
  • Dabei ist die Krankheit in Finnland dieselbe wie in Spanien: Der Boom, angefacht durch zu tiefe Zinsen, hat vor allem die Schulden und die Lohnkosten nach oben getrieben:

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  • Zwar gibt es jetzt eine Erholung in der Eurozone (billiges Öl, Geld, schwacher Euro) die sogar – wie geschrieben – Dank mehr Schulden für den Krieg noch besser ausfällt, doch auch diese wird nicht ewig währen.
  • Wenn die nächste Rezession kommt, trifft diese auf eine Eurozone mit Schulden von 270 Prozent zum BIP (36 Prozentpunkte über 2008), einer schon fast zehn Jahre andauernden Phase hoher Arbeitslosigkeit und ermatteten Politikern (denen die Flüchtlingskrise schon jetzt den Rest gibt).

AEP fragt zu Recht: „ (…) if the euro cannot be made to work for what is supposed to be the most competitive country in the EU, who can it work for?“

Klar: keinem. Dank EZB und Ende der „Sparpolitik“ dürfte es aber noch einige Zeit gut gehen – zur Freude der Finanzmärkte und Politiker. Wenn es dann knallt, dann umso lauter und teurer.

→ The Telegraph: „Finland’s depression is the final indictment of Europe’s monetary union“, 18. November 2015