“Fears of QE-forever cycle turns spotlight on interest rate hedging”

Zunehmend herrscht Konsens – auch bei mir, dass wir in der Politik billigen Geldes gefangen sind und – wenn überhaupt – nur noch aggressivere Maßnahmen zur Stabilisierung des Systems vor uns liegen. “QE für immer” ist das Motto und erstaunlicherweise gibt es immer mehr Ökonomen, die darin gar kein Problem sehen. Nach dem Motto: Inflation ist tot und das Vertrauen in Geld unendlich.

Was das bedeutet, diskutiert die FINANCIAL TIMES (FT) in einem interessanten Beitrag:

  • “Negative rates are back in the news, currently accounting for 11 per cent of global outstanding debt, (…) Falling rates in this decade have proved the Achilles heel of DB plans, holding more than half the retirement assets in the developed world.” – bto: “DB” steht für “Defined Benefit”, also eine feststehende Verpflichtung für den Versicherer/Pensionsfonds/Arbeitgeber in Zukunft eine bestimmte Zahlung zu leisten. Doch wenn man mit der Anlage von Geld kein Geld mehr verdienen kann, ist das ein erhebliches Problem!
  • “The reason is that, in the investment universe, interest rate risk carries no reward — only a double whammyFalling rates mean lower cash flows, as plans typically rely on bonds to fund regular payouts to their retirees. To cover the resulting shortfall, they have to invest even more. Falling rates also inflate the present value of plans’ future liabilities, (…) As a rule of thumb, a 1 per cent fall in rates delivers a 20 per cent rise in pension liabilities and a 10 per cent fall in the funding ratio — a measure of a plan’s ability to meet its future commitments.” – bto: wobei wir hier ja schon sehr weit “gekommen sind” bei dem Zinsniveau.
  • “Currently, just over half of DB plans have a hedge against falling rates. The holdouts, on the other hand, have hitherto believed that rates are at their all-time lows in almost all pension markets and are overdue for a rise. (…) Having taken all the pain when rates were falling, the holdouts did not want to miss out on the upsides when the rate-hiking cycle finally started.” – bto: was auch bedeutet, dass die nicht verstanden haben, in welchem Umfeld wir uns befinden. Es gibt nur den Weg in immer tiefere Zinsen.
  • “Now, they are not so sure, due to two worries, one immediate and one distant. The immediate one is the Fed’s recent decision to shift its rate cycle into lower gear. (…) The decision showed that asset prices are now both the result of monetary action and a factor influencing it. The implied circularity is great when markets are buoyant but painful when they reverse. What was once a medicine has turned into a drug.” – bto: So ist es. Und das ist eine Droge, die in immer höheren Maße abhängig macht.
  • “The more distant worry for DB plans is mounting global debt, now at $184tn, equivalent to 225 per cent of global economic output, (…) By definition, debt means consumption brought forward. Its repayment will remain a big drag on global growth. Interest rates have to remain lower for much longer to stave off bankruptcies among zombie borrowers and companies that face liquidity risk as their debt matures.” – bto: genau das, was man schon seit Jahren sehen konnte und musste, gerade, wenn man Anlegergelder verwaltet.
  • Global growth has become overly debt-addicted. This raises the spectre of a QE-forever cycle. History shows that debt crises never have a good ending, while taking decades to unwind after numerous twists and turns. (…) the Japanification‘ of the EU economy where QE has struggled to reboot its spluttering growth engine. Pension plans find themselves in an invidious position on interest rate hedging: damned if they do and damned if they don’t.” – bto: Sie müssen sich rein machen und die Zusagen kürzen.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): “Fears of QE-forever cycle turns spotlight on interest rate hedging”, 13. Mai 2019

Kommentare (24) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Susanne Finke-Röpke
    Susanne Finke-Röpke sagte:

    bto: “Sie müssen sich rein machen und die Zusagen kürzen.”

    Damit haben Sie recht, aber das wird bestimmt zu Veränderungen im Wahlverhalten der Betroffenen führen.

    Antworten
  2. Alex
    Alex sagte:

    Naja, es gibt auch immer mehr Ökonomen die Außenhandelsüberschüsse/-defizite (USA, Deu, Schweiz, Japan etc.) nicht mehr wirklich interessieren. Es ist zurzeit so die einen leben auf Pump oder investieren hervorragend und die Anderen sparen ganz dolle fleißig, weil sie alt und knatterig sind und vertrauen denen die auf Pump leben (oder so ähnlich)..

    Auch die Fiskalpolitik in den USA unter der Trump-Administration war anscheinend kein enormes Problem im Hinblick auf Schulden. Auch das Problem mit Argentinien-Anleihen (wurde in bto angesprochen) oder Türkei-US-Dollar ist anscheinend kein Hindernis. Chinas regelmäßiges Stop and Go Kreditimpuls sorgt immer wieder für Schlagzeilen, aber wer würde ernsthaft sagen China jetzt stop mal deine Faxen. Olivier Blanchard hatte neulich einen Artikel in der FT und hat einen Japan-Schwenk rausgehauen, das Fiskalpolitik und keine Mehrwertsteuererhöhung der richtige Weg ist.

    Eigentlich freuen sich einige/viele Ökonomen wie Wolle das es überhaupt läuft auch wenn es fragil aussieht/ist

    Eine Aussage finde ich doch eher seltsam: “By definition, debt means consumption brought forward. Its repayment will remain a big drag on global growth.”.In welcher Art? Sagen wir ich bin arm und habe Schulden aufgenommen und meinen Konsum in die Gegenwart gezogen und spare dann in der Zukunft. Derjenige der nun den Zinsgewinn hat – konsumiert der den Gewinn oder spart er meine Schulden in seiner Zukunft auch? Und bedeutet es nicht wenn soviele Schulden in der Gegenwart gemacht werden, dass es soviel Konsum gibt das nur ein einbrechen von Kredit schon zu Problem führt. Warum sind Schulden eigentlich Konsum und nicht Investitionen? Warum ist die Rückzahlung ein Problem. Beinhaltet die Rückzahlung nicht das Vermögen eines anderen der konsumieren kann/sollte.

    Noch ein Zitat das ich gut finde (von Januar 2019):
    Fed took the funds rate to 2.5%. Economy can’t handle it – even with tax cuts!! China tried to slow down the debt treadmill – economy can’t handle it. All ECB did was stop QE, and its economy can’t handle it. What a bullish global backdrop!!

    Antworten
  3. MT
    MT sagte:

    “…just over half of DB plans have a hedge against falling rates.”
    Und wer ist da die Gegenseite von diesen Hedges? Banken, Versicherungen, gar die “AIG revived”?
    Und die machen bei Fälligstellung der zugeh. gigantischen Summen seitens der Pensionsversicherer etc …. nicht pleite dabei. Und dann? Lender of ultimate resort wird wer?

    Antworten
    • ruby
      ruby sagte:

      Das sind Mitglieder im Congress, die dem FED President, wenn er bettelnd vor ihnen jammernd mehr Bilanzdeckung fordert, diese sicher genehmigen. Militärisch und kreditrechtlich gibt es die vollstreckenden Kanzleien und Armies.
      Das sind die Hedger, Einzäuner, die über den geschützten Bereich locker (Quantitative Easing QE4Us, also die Beschliesser, verfügen.
      Das geht seit dem Bürgerkrieg der Staaten 1861 bis 1867 und der Institutionalisierung der Geldverfassung via des Bundes Reserven System. Wie wird das geändert?

      Antworten
  4. MT
    MT sagte:

    “By definition, debt means consumption brought forward. Its repayment ***will*** remain a big drag on global growth.”

    Falsche Grammatik: Konjunktiv irrealis anstatt Indikativ Futur, d.h. “would” anstatt “will”.
    Oder denkt jemand ernsthaft noch an eine – gar vollumfängliche – Rückzahlung dieser Summe?
    Als nächster FED Chef wird David Copperfield angeheuert und gut wird’s.

    Antworten
  5. Alex
    Alex sagte:

    Naja, es gibt auch immer mehr Ökonomen die Außenhandelsüberschüsse/-defizite (USA, Deu, Schweiz, Japan etc.) nicht mehr wirklich interessieren. Es ist zurzeit so die einen leben auf Pump oder investieren hervorragend und die Anderen sparen ganz dolle fleißig, weil sie alt und knatterig sind und vertrauen denen die auf Pump leben (oder so ähnlich)..

    Auch die Fiskalpolitik in den USA unter der Trump-Administration war anscheinend kein enormes Problem im Hinblick auf Schulden. Auch das Problem mit Argentinien-Anleihen (wurde in bto angesprochen) oder Türkei-US-Dollar ist anscheinend kein Hindernis. Chinas regelmäßiges Stop and Go Kreditimpuls sorgt immer wieder für Schlagzeilen, aber wer würde ernsthaft sagen China jetzt stop mal deine Faxen. Olivier Blanchard hatte neulich einen Artikel in der FT und hat einen Japan-Schwenk rausgehauen, das Fiskalpolitik und keine Mehrwertsteuererhöhung der richtige Weg ist.

    Eigentlich freuen sich einige/viele Ökonomen wie Wolle das es überhaupt läuft auch wenn es fragil aussieht/ist

    Eine Aussage finde ich doch eher seltsam: “By definition, debt means consumption brought forward. Its repayment will remain a big drag on global growth.”.In welcher Art? Sagen wir ich bin arm und habe Schulden aufgenommen und meinen Konsum in die Gegenwart gezogen und spare dann in der Zukunft. Derjenige der nun den Zinsgewinn hat – konsumiert der den Gewinn oder spart er meine Schulden in seiner Zukunft auch? Und bedeutet es nicht wenn soviele Schulden in der Gegenwart gemacht werden, dass es soviel Konsum gibt das nur ein einbrechen von Kredit schon zu Problem führt. Warum sind Schulden eigentlich Konsum und nicht Investitionen? Warum ist die Rückzahlung ein Problem. Beinhaltet die Rückzahlung nicht das Vermögen eines anderen der konsumieren kann/sollte.

    Noch ein Zitat das ich gut finde (von Januar 2019):
    Fed took the funds rate to 2.5%. Economy can’t handle it – even with tax cuts!! China tried to slow down the debt treadmill – economy can’t handle it. All ECB did was stop QE, and its economy can’t handle it. What a bullish global backdrop!!

    Antworten
  6. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Doch wenn man mit der Anlage von Geld kein Geld mehr verdienen kann, ist das ein erhebliches Problem!“

    Nein, das ist KEIN erhebliches Problem. Das erhebliche Problem ist das Geschäftsmodell, bekannt auch als Chrematistik (widernatürliche Erwerbskunst nach Aristoteles).

    Für Marx blieb es das ungelöste Rätsel: Wie kann der Kapitalist mehr Geld aus dem System herausziehen, als er zuvor hineingeworfen hat? Marx ist an dieser Frage gescheitert; und alle seine Kritiker ebenfalls.

    Über den Prozess der Finanzialisierung kann diese logische Konsequenz eine Zeitlang kaschiert werden. Dann schlägt das Problem via Leverage aber umso mächtiger zurück. Das fiktive Kapital steht nackt vorm Kaiser und bedroht das Gesamtsystem in seiner Existenz.

    „So ist es. Und das ist eine Droge, die in immer höheren Maße abhängig macht.“

    Ja, so ist es! Es sei denn, man zerschlägt den gordischen Knoten via Erbschaftssteuer und zentralbankfinanziertem Bürgergeld. Peer Steinbrück (Danke an Horst für den Link) hat hinsichtlich der Erbschaftssteuer wohl erste helle Momente.

    QE4P = QE for ever. Das ist auch das (vorläufige?) Ergebnis meiner Diskussion mit Bernhard-Albrecht Roth:

    In Wirtschaftkrisen wird eine Menge dieses zinslosen Geldes durch QE „erschaffen“ und legt im Zusammenspiel mit einer antizyklischen Fiskalpolitik den Grundstein für den Aufschwung und die erneute Tragfähigkeit höherer Zinsen. https://zinsfehler.com/2019/03/08/der-chefvolkswirt-der-wirtschaftwoche-rast-im-fake-news-modus-durch-entenhausen/comment-page-1/#comment-3409

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Verleihnix
      Verleihnix sagte:

      @ Michael Stöcker

      – Peer Steinbrück…hat hinsichtlich der Erbschaftssteuer wohl erste helle Momente.

      Peer Steinbrück´s Vorfahren gehören zu den Gründern der dt. Bank.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Adelbert_Delbr%C3%BCck

      Die dt. Bank wurde 1870 vor der Gründung des II Reiches gegründet und dürfte an der Gründerzeit ebenso verdient haben wie sie unter dem Gründerkrach litt, denn die Binse besagt, dass auf jede Kreditexpansion ( 5 Mrd. Goldfranken Reparation aus dem dt. frz. Krieg) ein Crash fauler Kredite folgt.

      Wenn nun also unser lieber Peer lichte Momente hat, dann dürfte das der Bankenlandschaft nicht abtrgälich sein, man lebt schließlich von stattlichen Gehältern und nicht aus Bewirtschaftung von geerbten Unternehmen, samt ihrer Mitarbeiter…

      Antworten
    • Verleihnix
      Verleihnix sagte:

      @ Michael Stöcker

      Wer versucht faule Kredite=Vermögen am Leben zu lassen, nimmt gesellschaftliche Zerstörung in Kauf.
      Begründung:
      Das Kreditgeldsystem ist abhängig von der Steigerung der Vermögenspreise als Kreditpfand. Indirekt inflationiert man alte Schuld. Das Problem entsteht für ALLE die ihre Wirtschaftsleistung mit dem Ausland in Konkurrenz verdienen müssen. Auf die Dauer wandern alle Leistungen ab, die nicht direkt durch staatliche Preisgesetzgebung geschützt sind, weil man die “Competition for loosers” verlor.

      Da damit nicht nur dumme, schwere Industriearbeit verloren geht, sondern auch die Eigenheiten der europäischen Länder erachte ich diesen Verlust an Kultur als nicht akzeptabel.
      Man spürte das beim Essen in Florenz genauso wie bei Hotelpreisen und kaum jemand kann sich hand made italienische Schuhe leisten bzw. man konsumiert Industriewein aus dem Tetrapak.

      Abstieg zum Systemerhalt anstelle es durch Gewinn von Konkurrenzfähigkeit neu aufzustellen.

      Ohne Kultur ist Geld nichts, das stört Globalisten nicht – ganz im Gegenteil….

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        “Ohne Kultur ist Geld nichts, das stört Globalisten nicht – ganz im Gegenteil….“

        Ja, insbesondere ohne Steuerkultur. Eine vernünftige Steuerkultur wirkt dem Matthäus-Effekt entgegen und verhindert den Systemkollaps, in dessen Folge das Geld durch das barbarische Gold ersetzt würde. Geld ist ein kulturelles Artefakt. Die Globalisten beginnen dies allmählich zu verstehen: https://www.forbes.com/sites/teresaghilarducci/2019/02/11/why-some-of-the-rich-want-to-pay-more-taxes/

        LG Michael Stöcker

      • Verleihnix
        Verleihnix sagte:

        @ Michael Stöcker

        Dem Sterben des lohnintensiven Handwerks aller Art wie Bäcker, Metzger, Gaststätten, Schneider, Schuhmacher, Spenglerei, Schlosserei, Gärnter, Bauern, Schreiner, Zimmerei – über Glasverarbeitung, Schmieden, Metalldrückerei zur Urproduktion von Eisenhütten, Stahlwerken, Walzereien, Gießereien oder Schiffbau aus Gründen schlechter Rentabilität im reichen Deutschland haben sich nichts anderes entgegen zu setzen?

        Um diese Betriebe nicht noch schneller zur Aufgabe zu zwingen deckelt der Staat die Löhne im Gesundheits-/Pflegesektor, so dass auch dort niemand Arbeit aufnehmen mag.

        Nicht aus gewachsener Intelligenz, sondern aus purem Zwang studiert die Jugend Geldhandel aller Art, Geschwätzwissenschaft oder die Besten für die target2 Exportindustrien….die Rentabilität/Aufwand eines Medizinstudiums lohnt für Auswanderer…dito Physik u.Co.

        Das betroffene Land erleidet einen Verlust an Fertigkeiten, die nicht bloß der Versorgung dienen, sondern auch Kunst ausdrücken.

        Die verbliebene Nachfrage wird industrialisiert und ihre Arbeitskräfte in größtmöglicher Rationalisierung soweit entbehrlich gemacht, wie es die taylerscher Arbeitsteilung möglich macht.
        Neben dem Adel der Verantwortungsträger bildet sich eine Masse an Paupers, die man durch Zuwanderung zusätzlicher Lohnkonkurrenz ausliefert.

        Vertuscht wird diese Entwicklung nur durch die Umwandlung von Ackerland in Baugrundstücke, damit die Gemeinde munter spekulieren können und Nachfahren freier Bauern die Illusion von Wohneigentum spielen….ein Spiel auf Zeit, deren Grundlage jahrhundertelange Enthaltsamkeit war.

        Das gilt für viele Länder in Europa und natürlich die USA.

        Und ihre Antwort ist ” Steuerkultur “.

        you made my day.

      • Verleihnix
        Verleihnix sagte:

        @ Nachtrag

        …und dabei habe ich vergessen zu erwähnen, dass die gesamte optische Industrie, Unterhaltungselektronik, Computerhardware schon lange weg sind. Nur die Alten wissen sich zu erinnern. Das Schicksal der Autoindustrie scheint besiegelt, die zerstören sich selbst durch Aktionismus nicht grün genug zu sein….

        Diesen Sozialstaat werden wir nicht mit tollen apps, frischem Geld und ungedeckten politischen Versprechen vor dem Kollaps retten.

        Schöpferische Zerstörung?
        Gut, wenn man Lehrer ist und genau weis wie diese Welt funktioniert.
        Gut, wenn man die Folgen der eigenen Ideen erst im Alter erleiden muss…

      • Verleihnix
        Verleihnix sagte:

        @ Michael Stöcker

        Diese 10 Antworten sind mehr vom alten, denn Europa kann das Inflationsziel nicht einmal innerhalb seines Wirtschaftsraumes erzwingen, trotz Zentralbankgeldmonopol, Gesetzgebung und Grenzen. Vom Rest der Welt, der sich über die Globalisierung von wohlstandsförderlicher Arbeit erfreut ganz zu schweigen.

        Meine Antwort wäre einfach, bereinigen fauler Schuld durch Liquidation der Kreditpfänder.

        Da wir wissen, dass es für kleine Schmerzen ca. 50 Jahre zu spät ist, erfreuen wir uns lieber an den Wahlergebnissen als Folge der Bildungsreformen – derselben Leute, die glauben mit Gelddrucken Wohlstand sichern zu können :o)

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Verleihnix
        „Meine Antwort wäre einfach, bereinigen fauler Schuld durch Liquidation der Kreditpfänder.

        Und wie genau stellen Sie sich das vor? Soll der „Ministerrat“ das beschließen? Was sind die Kriterien, an denen objektiv gemessen wird, ob liquidiert wird?

        Ich denke, so einfach ist das nicht umzusetzen in einer Gesellschaft mit Vertragsfreiheit; glücklicherweise!

        LG Michael Stöcker

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Michael Stöcker

        >Ich denke, so einfach ist das nicht umzusetzen in einer Gesellschaft mit Vertragsfreiheit;>

        An der VERTRAGSFREIHEIT soll es liegen, dass nicht liquidiert wird?

        Hätten wir NUR Vertragsfreiheit würden wir überhaupt nicht über die Schuldenbereinigung reden müssen.

        Wir müssen darüber reden, weil die Vertragsfreiheit KONDITIONIERT wird durch den „Ministerrat“, i. e. gesellschaftlich gewollte Eingriffe zur VERHINDERUNG dessen gibt, was durch Vertragsfreiheit erreicht würde.

        Ihre Feststellung ist entlarvend.

        Wer wie Sie objektiv messen will, ob liquidiert werden soll oder nicht, blendet einfachste Funktionalität aus.

        Faule Schulden sind Schulden, die nicht mehr bedient werden.

        Diese Tatsache ALLEIN könnte genügen, Kreditpfänder zu liquidieren und damit die Schuld zu bereinigen und evtl. sogar zu eliminieren.

        Man muss das gesellschaftlich nicht wollen.

        Man kann aber nicht durch verbale IRREFÜHRUNG den Eindruck erwecken, dass es nicht möglich sei.

      • Verleihnix
        Verleihnix sagte:

        @ Dietmar Tischer

        Danke **********

        @ Michael Stöcker

        Kleine Schuldner werden hemmungslos liqudiert, große Schuldner dürfen weiter machen….diese Ungerechtigkeit zugunsten den oberen % sollte besonders bei Ihnen für mehr Empörung sorgen.

        Durch diesen Bruch der Rechtssicherheit (gleiches Recht für alle) hat sich der Staat Tür und Tor für weitere Rechtsbrüche geöffnet. Das GG hat man im Zuge der Grenzöffnung der Deutungsfreiheit von diversen Entitäten preisgegeben.

        Wer die Rechtssicherheit bricht schafft Willkürherrschaft und die erleben wir schon seit Jahren. Nicht das Gesetz als Konsens der Vergangenheit entscheidet nüchtern, sondern die Staatsvertreter nach gusto.

        Schöne neue Welt für den “homo deus” und die Steuerbürger

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        “Wer wie Sie objektiv messen will, ob liquidiert werden soll oder nicht, blendet einfachste Funktionalität aus. ”

        Was gibt es da überhaupt objektiv zu “messen”? Wenn ein Unternehmen insolvent ist und die Gläubiger keinen Sanierungsplan unterstützen, dann wird liquidiert.

        So einfach kann das sein, wenn keine sozialistischen Wirrköpfe in den Prozess hineinpfuschen.

    • Bernhard-Albrecht Roth
      Bernhard-Albrecht Roth sagte:

      @ Michael Stöcker

      “In Wirtschaftkrisen wird eine Menge dieses zinslosen Geldes durch QE „erschaffen“ und legt im Zusammenspiel mit einer antizyklischen Fiskalpolitik den Grundstein für den Aufschwung und die erneute Tragfähigkeit höherer Zinsen.”

      Niemand hat bestritten, auch ich nicht, dass QE und Fiskalpolitik sinnvolle Bausteine eines neuen Aufschwungs sind, sie sind nur nicht die einzigen und der wichtigste Baustein fehlt in Ihrer These völlig!

      Wäre Ihre These richtig, dann wäre die Giralgeldmenge seit dem Ende von Bretton-Woods noch viel stärker angestiegen als es heute der Fall ist und es hätte schon viel früher Null- und Negativzinsen gegeben und nicht erst nach 2008.

      Wo ist in Ihrer Japan-Logik die Reset-Funktion des Systems, bei der das im Aufschwung überschießend produzierte Giralgeld (Kreditaufnahme höher als Tilgung) im Abschwung wieder (zumindest teilweise) abgebaut und Raum für neue Kredite geschaffen wird, was der wichtigste Baustein für den nächsten Aufschwung ist?

      Nachdem mit der Abschreibung von Kreditausfällen im Abschwung aber kein Giralgeld vernichtet werden kann, denn wie Sie selbst argumentiert haben, zirkulieren die korrespondierenden Verbindlichkeiten als Giroguthaben auch nach der Abschreibung von Kreditausfällen weiter zwischen den Banken, muss es logischerweise einen anderen Baustein geben der Giralgeld vernichtet, weil QE und Fiskalpolitik das nicht bewirken können. Ergo kann QE der Zentralbank auch nicht der Grundstein für einen neuen Aufschwung sein!

      Beste Grüße,
      Bernhard-Albrecht Roth

      Antworten
      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        „muss es logischerweise einen anderen Baustein geben der Giralgeld vernichtet, weil QE und Fiskalpolitik das nicht bewirken können.“

        Doch, Herr Roth, die Fiskalpolitik kann das. Giralgeld wird durch die Steuererhebung entweder vernichtet oder aber aktiviert. Die Aktivierung des gehorteten Geldes über Staatsausgaben (am besten investiv) trägt zu einem neuen Aufschwung bei, da hierdurch zusätzliche Nachfrage erzeugt wird, die zuvor meist im Asset-Universum die Preise nach oben trieb.

        QE4P sorgt zudem für eine Erhöhung der (Kredit)Geldmenge (M1) und ermöglicht den Kapitalisten auch dauerhaft aus Geld mehr Geld zu machen. Beim Tod sollte dieses fiktive Kapital aber dann wieder via Erbschaftssteuer abgeschöpft werden.

        Ich kann mich nur wiederholen: It takes two to tango.

        LG Michael Stöcker

      • Bernhard-Albrecht Roth
        Bernhard-Albrecht Roth sagte:

        @ Michael Stöcker

        “Doch, Herr Roth, die Fiskalpolitik kann das. Giralgeld wird durch die Steuererhebung entweder vernichtet oder aber aktiviert. Die Aktivierung des gehorteten Geldes über Staatsausgaben (am besten investiv) trägt zu einem neuen Aufschwung bei, da hierdurch zusätzliche Nachfrage erzeugt wird, die zuvor meist im Asset-Universum die Preise nach oben trieb.”

        Nochmal, ich habe nicht bestritten und stimme Ihnen sogar zu, dass Fiskalpolitik zum Aufschwung beitragen kann, aber sie ist nicht einer der GRUNDSTEINE DES AUFSCHWUNGS sondern ein nachfolgender Faktor. Wäre die Fiskalpolitik ein Grundstein, würde das voraussetzen, dass die Steuererhöhungen

        1. bereits bei Beginn ders Abschwungs oder der Krise beschlossen werden müssten, und

        2. sich nicht negativ auf die Investitions- und Kreditaufnahmebereitschaft auswirken.

        Welche Fiskalpolitik sollte das konkret sein?

        Beste Grüße,
        Bernhard-Albrecht Roth

      • Bernhard-Albrecht Roth
        Bernhard-Albrecht Roth sagte:

        @ Michael Stöcker

        was ich damit sagen will, ist, dass man Erschaftssteuer und Bürgergeld im Kontext unserer Diskussion nicht anwenden kann, denn beides müsste zur Vermeidung von Steuerflucht global eingesetzt werden, um damit die Umverteilung von der arbeitenden Bevölkerung zu den Vermögensbesitzern umzukehren.

        Dann könnte man aber gleich das Kreditgeldsystem abschaffen, denn nur aus diesem Grund haben wir es doch in der bestehenden Form, und werden es genau deshalb auch behalten!

        Unsere Diskussion bezog sich aber nicht darauf, wie das Geldsystem geändert werden müsste, sondern darauf, dass wir akzeptieren wie es ist und in diesem Kontext diskutieren, welche Bausteine der Grundstein für einen neuen Aufschwung in einem zyklischen Kreditgeldsystem sind!

        Beste Grüße,
        Bernhard-Albrecht Roth

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Lieber Herr Roth,

        ich denke wir sind uns einig, dass für einen neuerlichen Aufschwung eine Entschuldung wesentliche Voraussetzung in einer überschuldeten/übervermögenden Welt ist. Ob dieser Aufschwung dann eher verhalten ist oder rasant, hängt ganz vom vorherigen Absturz ab (Andrew Mellon’s infamous advice to Hoover: Liquidate, liquidate, liquidate…). Dieser Absturz wurde 2008 ff. durch zahlreiche Maßnahmen verhindert; insbesondere durch die Sicherstellung der Liquidität im Finanzsektor durch die Zentralbanken.

        Folglich kann es auch zukünftig keinen fulminanten Aufschwung mehr geben, da die Wachstumsraten OHNE vorherige systematische Zerstörung (ähnlich der Weltwirtschaftskrise 1929) schon wegen der mathematischen Logik nicht sonderlich hoch sein können. Wer mit 50.000 EUR verfügbarem Einkommen startet und jedes Jahr 5.000 EUR an Zuwachs hat, der hat am Anfang ein Wachstum von 10 % und nach 20 Jahren noch von 3,3 %. Das verfügbare Einkommen liegt dann bei 150.000 EUR. Nach 70 Jahren (alle 70 bis 80 Jahre droht der große Crash) liegt das Wachstum dann noch bei 1,25 %. Das ist relativ gesehen nicht viel, aber absolut handelt es sich um 400.000 EUR verfügbares Einkommen.

        Meine Sicht: Wir haben falsche Wachstums- und Renditevorstellungen in einer gesättigten/reifen Volkswirtschaft. Wir können gut leben mit nur 1 % Wachstum oder weniger. Dazu reicht es aus, wenn wir im bestehenden Geldsystem die Staatsverschuldung ausweiten und den japanischen Weg beschreiten (auch dort sind die Zinsen nicht gestiegen; insofern ist die Zinsentwicklung wie eine relative Entschuldung zu betrachten). Je schneller wir dies machen, um so weniger leiden wir unter zu schwachem Wachstum.

        Wer zugleich für eine absolute Entschuldung der privaten Haushalte eintritt (ich tue dies), der kann dies über QE4P erreichen. Damit ist die Basis für einen erneuten Aufschwung viel breiter angelegt. Nicht umsonst weist auch Herr Dr. Stelter immer wieder auf das Problem der privaten Verschuldung hin (siehe auch Richard Koo).

        Das alles lässt sich auch in einem Kreditgeldsystem realisieren. Ein Teil der Kredite (QE4P) wird einfach zu null Prozent angesetzt. Unser Finanzminister konnte sich schon zu günstigeren Konditionen unter null am Kapitalmarkt finanzieren.

        Und wenn der Staat der Meinung ist, dass zu viel zinsfreies Geld in Umlauf ist, dann können wir einen Teil dieses Finanzschaums auch einfach wieder abschöpfen und vernichten. Am besten post mortem via Erbschaftssteuer: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.

        LG Michael Stöcker

      • Bernhard-Albrecht Roth
        Bernhard-Albrecht Roth sagte:

        @ Michae Stöcker

        “Ich denke wir sind uns einig, dass für einen neuerlichen Aufschwung eine Entschuldung wesentliche Voraussetzung in einer überschuldeten/übervermögenden Welt ist. Ob dieser Aufschwung dann eher verhalten ist oder rasant, hängt ganz vom vorherigen Absturz ab (Andrew Mellon’s infamous advice to Hoover: Liquidate, liquidate, liquidate…). Dieser Absturz wurde 2008 ff. durch zahlreiche Maßnahmen verhindert; insbesondere durch die Sicherstellung der Liquidität im Finanzsektor durch die Zentralbanken.”

        Ja, die Entschuldung braucht es, weil sie in der Finanzkrise – einer Krise des Bankensystems – nicht stattgefunden hat!

        “Folglich kann es auch zukünftig keinen fulminanten Aufschwung mehr geben, da die Wachstumsraten OHNE vorherige systematische Zerstörung (ähnlich der Weltwirtschaftskrise 1929) schon wegen der mathematischen Logik nicht sonderlich hoch sein können.”

        Die letzte “Entschuldungskrise” war die Dotcom-Krise ab 2001, deshalb wird eine neue Entschuldung n.m.A. in der kommenden Krise stattfinden und den Unternehmenssektor um unwirtschaftliche Unternehmen bereinigen. Deshalb denke ich, dass es danach jedenfalls in den USA auch wieder höhere Wachstumsraten als nach der Finanzkrise geben wird!

        “Wir haben falsche Wachstums- und Renditevorstellungen in einer gesättigten/reifen Volkswirtschaft. Wir können gut leben mit nur 1 % Wachstum oder weniger. Dazu reicht es aus, wenn wir im bestehenden Geldsystem die Staatsverschuldung ausweiten und den japanischen Weg beschreiten (auch dort sind die Zinsen nicht gestiegen; insofern ist die Zinsentwicklung wie eine relative Entschuldung zu betrachten). Je schneller wir dies machen, um so weniger leiden wir unter zu schwachem Wachstum.”

        Ich gehe davon aus, dass sich der historische Zyklus von 70 – 80 Jahren, der eine erneute systemische Zerstörung erfordert, durch verschiedene Faktoren verlängert hat, und mit der nächsten Krise noch nicht erreicht sein wird. Aber für die Eurozone wird die nächste Krise trotzdem hart, weil sie bei uns nicht nur den Unternehmenssektor sondern gleichzeitig auch den Bankensektor treffen wird. Deshalb ist nicht auszuschließen, dass mehrere Länder der Eurozone den japanischen Weg gehen werden oder ausscheiden.

        “Wer zugleich für eine absolute Entschuldung der privaten Haushalte eintritt (ich tue dies), der kann dies über QE4P erreichen. Damit ist die Basis für einen erneuten Aufschwung viel breiter angelegt. Nicht umsonst weist auch Herr Dr. Stelter immer wieder auf das Problem der privaten Verschuldung hin (siehe auch Richard Koo).”

        Wenn in einer Finanzkrise wie nach 2008 alle QE machen, ist das kein Problem, da hätte man auch QE4P machen können. In der kommenden Krise, in der die Eurozone besonders hart getroffen wird, könnten wir QE4P vermutlich nur machen, ohne die Stabilität des Euro zu gefährden, wenn das andere auch machen. Da es die Eurozone aber stärker in Mitleidenschaft gezogen wird als China oder die USA (die das nicht brauchen) – glaube ich nicht das es dort derartige Nöte geben wird!

        “Und wenn der Staat der Meinung ist, dass zu viel zinsfreies Geld in Umlauf ist, dann können wir einen Teil dieses Finanzschaums auch einfach wieder abschöpfen und vernichten. Am besten post mortem via Erbschaftssteuer: Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen.”

        Ich bin der Ansicht von Frank Schäffler, dass die Steuer- und Abgabenbelastung in Deutschland zu hoch ist und eine Erbschaftssteuer gerade unsere “Hidden Champions” treffen und zur Abwanderung motivieren würde. Ein Land das kaum Bodenschätze hat sollte nicht an dem letzten verbliebenen Ast sägen auf dem es sitzt!

        Wäre die Erbschaftssteuer global, wäre das eine charmante Lösung, aber es wird sie nicht geben, weil sie gegen die Interessen der Vermögensbesitzer sowie gegen den Erhalt der bestehenden geopolitischen Ordnung spricht.

        Beste Grüße,
        Bernhard-Albrecht Roth

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