Europas fataler Schuldenwunsch

Nach der F.A.Z. vor kurzem und für den IWF schon letztes Jahr, hier erneut der Finanzkrisen-Experte Kenneth Rogoff mit der – eigentlich völlig offensichtlichen – Forderung nach Schuldenschnitten in Europa. Diesmal in der FINANZ und WIRTSCHAFT. Kernaussagen:

  • “Eine Lösung ohne eine deutliche Schuldenumschichtung oder Umschuldung ist schwer vorstellbar. Das Unvermögen der europäischen Politik, ein derartiges Szenario in Betracht zu ziehen, auferlegt der Europäischen Zentralbank (EZB) eine enorme Belastung.”
  • “Obwohl es viele Erklärungen für die langsame Konjunkturerholung im Euroraum gibt, ist klar, dass der Überhang an öffentlichen und privaten Schulden eine große Rolle spielt. Die Bruttoverschuldung der privaten Haushalte und der Finanzinstitute als Anteil am Volkseinkommen ist heute höher als vor der Finanzkrise. Die Unternehmensschulden außerhalb des Finanzsektors sind nur wenig gesunken. Und natürlich ist die Staatsverschuldung aufgrund der Rettung von Banken und des starken rezessionsbedingten Rückgangs der Steuereinnahmen steil gestiegen.”
  • “Im Allgemeinen können weder eine reine Sparpolitik noch krude keynesianische Konjunkturimpulse Ländern helfen, aus der Falle hoher Schulden auszubrechen. Im gesamten Verlauf der Geschichte haben typischerweise andere Maßnahmen, darunter Umschuldungen, Inflation und verschiedene Formen der Vermögensbesteuerung, eine wichtige Rolle gespielt.”
  • “Es ist höchste Zeit für eine Diskussion über einen Schuldenerlass für die gesamte Peripherie des Euroraums.”

Und WIEDER spricht er nicht Klartext: wer, wieviel und auf welchem Wege bezahlen muss. Und er verschweigt die Dimensionen. Fünf Billionen Euro bleibt meine Schätzung. Ein Hinweis mag sein indirektes Lob für Piketty sein.

FuW: Europas fataler Schuldenwunsch, 14. Juli 2014

Kommentare (2) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Vielen Dank für den Hinweis. Besteuerung von Vermögen, wie auch immer getaktet, wird das Thema der nächsten Jahre. Man beachte, dass es rückwirkend gilt und die Regierung Steuersatzerhöhungen ausdrücklich nicht ausschließt!

      Danke

      DSt

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