Elektroauto-Ziele un­realistisch

In dieser Woche werfen wir einen vertiefenden Blick auf den Trend hin zum Elektroauto. Schwerpunktthema auch in meinem Podcast morgen. Nach den Beiträgen der Vortage hier noch eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte, die vorrechnet, dass im Jahr 2030 noch 62 Prozent der Neuzulassungen in Deutschland einen Verbrennungsmotor haben. Klar, wenn man ihn nicht verbietet. Dann dürfte es aber vor dem Verbot noch einen richtigen Run geben.

Die Highlights:

  • “Das Dokument prognostiziert einen Anstieg auf 6,35 Millionen E-Autos. (…) ‘Auch in zehn Jahren werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren die Zulassungen mit einem Anteil von 62 Prozent dominieren’, steht in der Studie. Die Verfasser rechnen mit einem Überholen der Elektro-PKW erst im Jahr 2032. Die entscheidende Rolle nehmen dabei Klein- und Kleinstwagen ein. Das läge an deren Preisklasse sowie der zunehmenden Verschärfung der CO2-Regularien – speziell für die Hersteller.” – bto: Übersetzen wir das mit Verzicht der Bürger und Verlagerung der Automobilproduktion ins Ausland. Denn die hiesigen Hersteller verdienen mit kleinen Autos schon heute kein Geld. Wie das gehen soll, wenn die wichtigste Komponente, die Batterie, aus Asien kommt?
  • “Hebel für drei Gruppen identifizieren die Automobil-Fachleute, um die Transformation zu beschleunigen: bei der Regierung, den Autokonzernen und den Verbrauchern. Der Staat habe die Möglichkeit, die erhöhte Kaufprämie bis 2023 zu verlängern. Zudem bringt das Papier eine Benzinpreiserhöhung von bis zu 30 Cent ins Gespräch. Beide Maßnahmen erhöhten die Zulassungen um 400.000 Fahrzeuge.” – bto: Das Spannende ist, was ohnehin mit dem Benzinpreis passiert. Der müsste vor Steuern deutlich sinken, was es dann attraktiver macht, Benziner zu fahren.
  • “Den Unternehmen empfehlen die Autoren, mehr Forschung zu betreiben, um die Batteriepreise zu drücken. Sie schlagen folgende Staffelung vor: auf 75 Euro pro Kilowattstunde bis 2023 und unter 50 Euro pro Kilowattstunde bis 2026. Zweitens sollen sie Fahrzeugplattformen entwickeln, um früher Skaleneffekte (Economies of Scales) zu erreichen. Zudem schlägt das Dokument den Herstellern einen verstärkten Ausbau der Ladeinfrastruktur und innovative Ladekonzepte vor. Diese drei Säulen könnten weitere 1,4 Millionen zusätzliche Zulassungen nach sich ziehen, berechneten die Experten.” – bto: Das mag sein, aber dem Klima bringt es übrigens herzlich wenig.
  • “Auch für die Verbraucher hat die Studie Hausaufgaben zur Steigerung der E-Auto-Quote vorgesehen. Das Steigern der Akzeptanz durch technologischen Hype und den Willen zur Nachhaltigkeit sowie das Anpassen individueller Mobilitätsbedürfnisse ließe die Zulassungszahlen um weitere 350.000 Stück steigen. Die positive Gesamtentwicklung gelte es zu beschleunigen und die Doppelbelastung der Automobilbranche zu reduzieren. Das Fazit lautet: ‘Die bisherigen Anstrengungen reichen (…) nicht aus und müssen über die vorgestellten Ansätze hinaus intensiviert werden.’” – bto: Und es bleibt die große, verdrängte Frage: Würden wir nicht mit gleichem Mitteleinsatz an anderer Stelle viel mehr für das Klima erreichen?

t3n.de: „Studie: 10 Millionen Elektroautos bis 2030 sind unrealistisch“, 29. November 2020

www2.deloitte.com/de/de/: „Elektromobilität in Deutschland“, 29. November 2020