“Ein globaler ‚Krieg gegen das Bargeld‘”

Meine Meinung zum Bargeldverbot ist bekannt. Es dient nur dazu über negative Zinsen und erleichterte Vermögensabgaben ob nun im Zug von “Bankenrettungen” oder allgemein, leichten Zugriff auf das Vermögen der Bürger zu haben:

→ „Es wird ernst mit der Enteignung“

→ Bargeld muss weg, meint nicht nur Rogoff

→ „Negativzins, Bargeldverbot und die Hoffnung auf ein Wunder“

→ Staatsüberschuldung, Bargeldverbot und Vollgeld aus demokratischer Sicht

Nun macht Indien bekanntlich ernst mit der Umstellung auf eine “cash-less society”. Nicht in einem Schritt aber dennoch deutlich. Die F.A.Z. berichtet darüber und was ich erstaunlich finde: Sie klingt fast wie ein Verschwörungstheorie-Blog. Ein weiteres Beispiel dafür, wie man in den Graubereich mit den Nachrichten kommen kann. Ich denke, dem Staat muss doch daran gelegen sein, dass niemand an der Sinnhaftigkeit der Abschaffung zweifelt oder aber, wenn dies nicht gelingt, solange wie möglich den Eindruck zu erwecken, es sei nicht geplant. Insofern würde es mich nicht wundern, wenn Artikel, die im Wahljahr den Eindruck erweckten, die bargeldlose Zeit würde ernsthaft kommen, unter die Fake-News-Behandlung fallen.

Nutzen wir sie also noch, solange es sie gibt – F.A.Z.:

  • In verschiedenen Ländern häufen sich Einschränkungen für den Gebrauch von Bargeld. Der spektakulärste Fall ist das aktuelle indische Experiment der Regierung Modi. Anfang November erklärte sie überraschend alle 500- und 1000-Rupien-Scheine – mehr als 80 Prozent der Geldscheine –  für ungültig. Die Inder mussten sie auf Konten einzahlen, damit sie umgetauscht werden.” – bto: Das zeigt aber auch, dass es auf anderen Gebieten zu ähnlichen drastischen Maßnahmen kommen kann. Siehe meine Gedanken zum globalen Reset.
  • Interessanterweise hat Australien Interesse am indischen Vorgehen geäußert. Die australische Botschafterin Harinder Sidhu in Neu-Delhi nannte die Reform ‚inspirierend‘ und ‚faszinierend‘. Auch ihr Land denke über eine ‚Demonetarisierung‘ nach, zumindest aber an den Einzug der höchsten Banknoten (…).” – bto: Wer die hohe australische Verschuldung kennt (privat!), der wundert sich nicht. Australien wird, wie wir alle, einen Reset brauchen.
  • Womit begründet die Modi-Regierung den Einzug der Geldscheine? Als Erstes nannte sie den Kampf gegen Schwarzgeld und Korruption. (…) Hunderte Millionen Bürger deklarieren ihre Einkommen nicht dem Fiskus. Würden all diese Zahlungen künftig über Konten oder online abgewickelt, gäbe es für die Regierung ein weites Feld für künftige Besteuerung. Als Zweites nannte die Regierung die Förderung bargeldloser Zahlungen als Grund für ihre Geldreform. Indien solle ein Vorreiter dafür werden. Gemeinsam mit Beratern wie Boston Consulting Group und Software-Konzernen will die Modi-Regierung so das gesamte Wirtschaftssystem umstellen.” – bto: Sogar meine Ex-Kollegen sind involviert. Wenn man die BCG-Publikation dazu liest, stellt man zwei Dinge fest: a) Sie folgt einer ökonomischen Logik der Effizienz und durchaus auch der Entwicklung der indischen Wirtschaft. b) Sie hat keinen Blick für die weiteren Folgen: den Verlust an Anonymität, den Schutz vor staatlichen Willkürhandlungen und Besteuerung, den Schutz vor Negativzinsen. Es wäre schön, wenn diese Überlegungen eingeflossen wären. Im Literaturverzeichnis fehlen jegliche externen Quellen zu dem Thema. Dies ist aber nur eine Feststellung, keine Kritik, da ich aus eigener Erfahrung weiß, dass es bei diesen Publikationen und Analysen immer nur um die rein betriebswirtschaftlichen Effizienzaspekte geht. Link zur Studie auch unten.
  • Wenig beachtet wurde bislang, dass Indien vor dem Bargeld-Einschnitt auch von der amerikanischen Entwicklungshilfebehörde USAid direkte, aber diskrete Unterstützung erhielt. (…) Inzwischen ist just diese Mitteilung aus der Liste der Pressemitteilungen von USAid verschwunden. Darauf verweist der Wirtschaftsjournalist und Buchautor Norbert Häring, der die Bedeutung der amerikanischen Verbindung und finanzieller Interessen hervorhebt.” – bto: Ja, wenn das keine Verschwörungstheorie ist.
  • Er vermutet, dass auf höchster Ebene eine Gruppe von Bankern, Zentralbankern und Ökonomen – konkret die ‚Group of Thirty‘ – an der schrittweisen Abschaffung von Bargeld arbeite. Konkrete Beweise dafür gibt es keine. Allerdings ist auffällig, dass einige Mitglieder der 30er-Gruppe, etwa Kenneth Rogoff, der frühere IWF-Chefvolkswirt, und Larry Summers, der ehemalige amerikanische Finanzminister, zu den entschiedenen Befürwortern einer schrittweisen Abschaffung des Bargeldes gehören, angefangen bei den größten Banknoten.” – bto: angeblich, um Schwarzarbeit und Kriminalität zu bekämpfen. Doch seit wann kümmern sich Ökonomen um Drogengelder?
  • Rogoff fügt aber auch ein geldpolitisches Argument hinzu: Ohne große Geldscheine gebe es keine Ausweichmöglichkeit mehr, wenn die Zentralbanken die Einführung von Negativzinsen beschlössen. Die bisherige Untergrenze zur Senkung der Leitzinsen entfiele. Die Idee eines ‚Schrumpfgeldes‘ propagierte vor gut hundert Jahren schon der umstrittene, heute weithin vergessene Ökonom Silvio Gesell, an dessen Schriften vergangenes Jahr überraschenderweise ein IWF-Papier erinnerte.” – bto: Und nur darum geht es! Weil dann die Mittelschicht die Kosten der Krise trägt, während die wahrlich Wohlhabenden ausweichen können.
  • Es gibt ein „Anti-Bargeld-Kartell“: “Dieses bestehe aus drei Lagern: den ‚Alchemisten‘ (Zentralbanker und Ökonomen mit einer Vorliebe für Negativzinsen zur angeblichen Stimulierung der Wirtschaft), der Finanz-Tech-Allianz sowie den Recht-und-Ordnung-Vertretern.”

bto: Im Kern geht es um die Enteignung der Sparer im Zug des globalen Schuldenschnittes.

→ F.A.Z.: “Ein globaler ‚Krieg gegen das Bargeld‘”, 11. Januar 2017

→ BCG: “Digital Payments 2020”