Effizienz und Effektivität bringen dem Klima wirklich was

In meinem morgigen Podcast (1. August 2021) geht es um intelligenten Klimaschutz. Angesichts der Hochwasserereignisse überbietet sich die Politik beim Klimaschutz mit neuen Forderungen, statt die nahe liegenden Maßnahmen zur Anpassung an das Klima und zum besseren Schutz der Bevölkerung zu thematisieren.

Grund genug, um mit jemanden zu sprechen, der das undogmatisch sieht – und handelt: Burkhard Drescher ist ein ehemaliger Kommunalpolitiker (SPD) in Nordrhein-Westfalen und war zuletzt Oberbürgermeister von Oberhausen. 2004 schied er aus der Politik aus. Nach einer anschließenden Tätigkeit in der Immobilienwirtschaft ist er jetzt Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH in Bottrop. Diese Beratungs- und Projektmanagementgesellschaft entwickelt und realisiert zukunftsfähige und innovative Lösungen, mit denen Städte und Unternehmen den Herausforderungen des Klima- und Strukturwandels begegnen können. Maßgeblich getragen wird die ICM vom Initiativkreis Ruhr, einem Zusammenschluss von ca. 70 führenden Wirtschaftsunternehmen.

Das Vorgehen fasst Drescher so zusammen: „Unser dezentraler Ansatz unterscheidet sich grundlegend von dem – meiner Meinung nach – falschen Weg, den Berlin mit dem Klimaschutzgesetz einschlägt. Es ist uns allen nicht damit geholfen, dass in der Hauptstadt der Entschluss fällt, in einem zukünftigen Jahr X klimaneutral sein zu wollen. Es ist uns nicht damit geholfen, dass die Menschen durch eine CO2-Steuer dazu gezwungen werden, ihr Verhalten zu verändern. Das erzeugt nur Frust und Hilflosigkeit.

Die Ergebnisse können sich sehen lassen:

„Laut Berechnungen der ICM konnte der CO2-Ausstoß von 2009 bis 2020 um rund 50 Prozent gesenkt werden. Für das Abschlussjahr 2020, für das konkrete Verbrauchsdaten der Energieversorger erst 2022 vorliegen, hat die ICM die hohe Modernisierungsquote in Bottrop in ihre Prognosen mit einbezogen. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat für das Jahr 2020 mit bundesweiten Prognosewerten kalkuliert und kommt auf eine Minderung von 47 bis 49 Prozent und bestätigt damit, dass die angestrebte Halbierung erreicht worden ist. Die im Jahr 2009 erhobenen Daten bilden die Basis für die wissenschaftliche Evaluation des Projektzeitraums von 2010 bis 2020.

  • Bottrop belegt unter allen Großstädten in NRW den Spitzenplatz bei der Photovoltaik-Dichte pro Einwohner.
  • Die von Wohngebäuden ausgehenden CO2-Emissionen (CO2-Äquivalente CO2[äq] = THG Treibhausgase) sind im Bund von 2010 bis 2020 um 19 % zurückgegangen. In der InnovationCity gingen die Emissionen sehr viel deutlicher zurück: um 47 %.
  • Im Sektor Arbeit / Industrie ist der CO2-Ausstoß (THG) von 2009-2020 auf Bundesebene um 5,3 % gesunken, in der InnovationCity um 56 %.
  • Der CO2-Ausstoß pro Kopf (THG, ohne den Sektor Verkehr) lag 2020 im Bottroper Modellgebiet bei 2,44 Tonnen pro Jahr (t/a), bundesweit bei 6,11 t/a.
  • 3.657 Wohngebäude wurden modernisiert – das sind rund 36 % des gesamten Bestandes. Die jährliche energetische Modernisierungsrate liegt in der InnovationCity bei 3,3 %, d.h. im Durchschnitt sind pro Jahr 3,3 % der Wohngebäude teilweise oder komplett energetisch modernisiert worden.
  • 2,7 Mio. Euro Modernisierungsförderung stießen Gesamtinvestitionen von mehr als 20 Mio. Euro an.
  • 11.355 Menschen nahmen an 437 Veranstaltungen der ICM teil.
  • 3.954 Energieberatungen wurden bis 31.12.2020 durchgeführt und damit mehr als 30 Prozent aller Einzeleigentümer erreicht.

Die CO2-Emissionen (THG) der öffentlichen Gebäude in der InnovationCity sind von 2009 bis 2020 um 40 % zurückgegangen.

Burkhard Drescher, der das InnovationCity-Projekt seit 2011 leitet, vertritt die Auffassung, dass Klimaschutz nichts mit Verzicht zu tun hat. Die jetzt vorliegenden Ergebnisse unterstützen seine Position: ‘Unser Projekt belegt, dass Maßnahmen für den Klimaschutz nicht im Widerspruch zu unternehmerischem Erfolg und dem Erhalt von Arbeitsplätzen stehen. Mit Daten aus zehn Jahren können wir jetzt die Beweise liefern, dass sich klimagerechter Stadtumbau positiv auf die gesamte Stadtgesellschaft auswirkt. Es gibt dabei keine Verlierer.’“ – bto: So macht man intelligente Politik. Es wird nicht getan, was prestigeträchtig ist oder populär, sondern was etwas bringt.

Mehr Informationen finden sich hier:

ICM: „Abschlussbilanz: Zahlen, Fakten, Vergleiche“