“Dr. Doom”: Italien ist pleite
Freunde nennen mich zwar auch “Dr. Doom”, aber ich bin natürlich nicht so berühmt wie Nouriel Roubini, der die Finanzkrise (auch) vorhergesehen hat, dies jedoch damals lauter verkünden konnte als ich. Nun äußert er sich im Telegraph und sagt das Offensichtliche: dass Italien pleite ist.
- “‚I am very worried about the new Italian government. Things are going to worsen and the debt dynamics may become unsustainable,‘ Professor Nouriel Roubini said. ‚We’re in a very dangerous situation,‘ he continued, speaking at the Ambrosetti forum on world economics and geopolitics at Lake Como.” – bto: Für diese Erkenntnis muss man allerdings auch kein Professor sein …
- “Professor Roubini said the European Central Bank will be halting quantitative easing by the end of the year, removing a crucial buyer of Italian bonds. This comes at a time when US rates are ratcheting up fast and the era of abundant liquidity is coming to an end. ‚They have promised the moon and even if they only do a fraction of what they say, risk spreads will rise and eventually there will be a reckoning,‘ he said, warning that any Italian crisis would pose a systemic threat to the eurozone itself.” – bto: Darum geht es letztlich. Italien zeigt (erneut), dass das politische Konstrukt Euro nicht funktionieren kann.
- “Prof Roubini (…) said Donald Trump’s enormous fiscal blitz and his $1 trillion (£772bn) deficits at the top of the economic cycle had bought a short-term boom – at great long-term cost – but it is a sugar rush effect. Asset markets will roll over next year and the US economy itself will hit the wall in 2020, with global consequences.” – bto: Ich denke, dass China uns viel eher Probleme bereiten wird.
- “Meanwhile the US Federal Reserve will be tightening hard to head off incipient inflation, pushing up the Fed Funds rate rapidly to 3.5pc. This is a disaster in the making for emerging markets with large dollar debts and already under severe stress. The ECB and the Bank of Japan are effectively holding down US long-term rates at the moment through globalised QE but this too is coming to an end. ‚It is going to push US bond yields and tighten financial conditions,‘ he said.” – bto: Wir haben einen Rückgang der globalen Überschussliquidität. Und damit braut sich an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft etwas zusammen.
- “Prof Roubini describes it as a ‚perfect storm‘ for the US, China, and emerging markets, with a fragile Europe caught in the violent crosswinds.” – bto: “fragil”, weil die EU auf ganzer Linie versagt hat, die Eurozone zu sanieren.
Und dann kommt eine Prognose, von der ich annehme und hoffe, dass sie nicht eintritt: “Such an outcome would be intolerable for President Trump. ‚So what is he going to do? He will attack the Fed. He will find a foreign policy crisis. He can’t attack China because it is too big, so he will attack Iran and that will lead to a stagflationary shock,‘ he said.”
Für diese Erkenntnis muss man allerdings auch kein Professor sein …
Wenn man Kanzlerin und deutscher Minster ist, scheint das aber irgendwie die Erkenntnis nicht zu fördern. Von der Schar der deutschen Leitartikelschreiberlinge, die immer noch ein Loblied auf den Euro singen mal ganz zu schweigen.
Es stand doch schon vor ein paar Jahren in der New York Times, dass die USA wieder einen großen Krieg brauchen. Genau, wie Roosevelts New Deal den Zweiten Weltkrieg benötigte. Der Krieg gegen Iran wird kommen. Als Schlag gegen die Neue Seidenstraße.
Ein bisschen lesen, wie inneramerikanische libertäre Opposition denkt, welche Quellen sie heranzieht, kann hier nur helfen.
Der kommende Krieg gegen Iran ist keine Überraschung.
Es scheint ja doch noch Themen zu geben, in denen wir einer Meinung sind.
Na dann sollten wir schonmal anfangen Positionen in Lockheed etc. aufzubauen…
BTW: Indien ist ja eher weniger auf dem Beobachtungsradar. Aber auch dieses Land kämpft (wie könnte es anders sein?) mit den Schulden: https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2018/09/12/indiens-schulden-zinsen-steigen-deutlich/
Wann ist jemand Pleite?
Es ist dann der Fall, wenn Marktteilnehmer Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung feststellen.
Wird dies verhindert, kann von Pleite keine Rede sein, egal was tatsächlich der Stand der Dinge ist.
Im Fall Italiens wird man das wie in vorherigen Fällen mit ALLEN Mitteln zu verhindern suchen.
Die Mittel hat man.
Es gibt allerdings zwei Probleme:
Der Fall Italien, wenn es denn einer wird, ist mehr als eine Nummer größer als vormals Griechenland und Zypern. Italien spielt auch qualitativ in einer anderen Liga: Es ist Netto-Einzahler, nicht -Empfänger.
Diese Kombination ist das eigentliche Problem.
@Dietmar Tischler,
Richtig, solange die EZB nicht Pleite geht, wird es auch Italien nicht.
„Richtig, solange die EZB nicht Pleite geht, wird es auch Italien nicht.“
Wie stellen Sie sich denn ganz konkret eine Pleite der EZB vor? Zahlungsunfähigkeit kann es bei einer Zentralbank ja wohl nicht sein. Und wenn das Eigenkapital mal für eine gewisse Zeit auf der Aktivseite steht, dann ist das zwar nicht schön, aber weder ein Beinbruch, geschweige denn der Untergang: http://blogs.faz.net/fazit/2017/06/13/als-die-bundesbank-einmal-pleite-war-8833/
LG Michael Stöcker
Ich musste mir gerade die Augen reiben ob einer Überschrift im Handelsblatt: “Renditen auf Italien-Bonds sinken – Investoren greifen wieder zu. …. Ausschlaggebend dafür waren Aussagen von Außenminister Enzo Moavero Milanesi, der in einem Radiointerview betont hatte, Italien werde bei seiner Haushaltsplanung für das Jahr 2019 die Budgetgrenzen der EU einhalten…. Finanzminister Giovanni Tria hatte für 2019 eine leichte Verbesserung der Haushaltslage angekündigt.” Und die Analysten der US-Investmentbank Morgan Stanley empfehlen gar, sich mit Aktien und Anleihen aus Italien einzudecken.
Das sind ja nun ganz neue Töne. Lega und 5 Sterne scheinen zur Vernunft zu kommen …
@Susanna
Könnte daran liegen, daß in Italien in Kürze alte Anleihen fällig werden und man die Neuen möglichst billig verkaufen möchte. Daher wohl die Nebelkerzen und der Schmusekurs…
Letztes Jahr hat Argentinien 100 jährige Staatsanleihen im Markt untergebracht. Und wo steht das Land heute?
Alle Staaten mit Leitzinssätzen um 0% haben – höflich formuliert – wirtschaftliche Probleme: aufgrund (der Nachwirkungen) von Rezessionen und Kisen sowie wegen der Demographie.
Nullzins wird Staatsräson, wenn die wirtschaftliche Expansion schwächer wird oder endet und trotzdem in der Zukunft hohe soziale Lasten zu finanzieren sind.
@UAbd,dMiEzd: Fast richtig. Nullzins wird nicht Staatsräson, Nullzins ist seit ein paar Jahren bereits Staatsräson. Und das in ziemlich vielen Ländern.
Mit Dr. Doom wird allerdings Marc Faber assoziiert.
Da gibt es einige, die so bezeichnet werden. Henry Kaufman (damals Salomon Brothers) war m.E. der erste der in 1990ern so bezeichnet wurde.