Digitale Währungen als Lösung?

Am morgigen Sonntag (15. August 2021) geht es um 50 Jahre “Nixon-Schock”. Ursachen, aber vor allem Folgen beschäftigen mich im Gespräch mit William White. Doch wie könnte eine künftige Ordnung aussehen? 

Harold James, Professor für Geschichte und Internationale Angelegenheiten an der Princeton University, diskutiert in der FINANZ und WIRTSCHAFT die kommende Geldordnung. Was kommt nach dem nächsten “Nixon Schock”?

  • “Wir nähern uns dem 50. Jahrestag des so genannten Nixon-Schocks, einem der entscheidendsten Brüche in der Geschichte der Geldpolitik. (…) Dieses epochale Ereignis wirkt noch heute auf unheimliche Weise nach.” – bto: Das kann man wohl sagen; Blick auf Schulden, Vermögensblasen und Krisen genügt.
  • “Wie Biden heute wollte einst auch Nixon die Staatsausgaben erhöhen, um in einem tief gespaltenen Land die Wahlchancen seiner Partei zu verbessern. (…) Aber natürlich gibt es auch ein grösseres Ziel. Biden strebt einen grundlegenden sozialen Wandel an. Arbeitsplätze zu schaffen ist ein wichtiger Weg zur Beseitigung bestehender Ungleichheiten. Dank der einmaligen Stellung des Dollars als globaler Hauptreservewährung können die USA so viele haushalts- und geldpolitische Stimuli mobilisieren, wie es in Friedenszeiten noch nie möglich gewesen ist.” – bto: Aber wie lange können sie das noch. Genau die Frage, die auch William White im Gespräch mit mir am kommenden Sonntag (15. August 2021) umtreibt.
  • “Trotz Nixons damaliger Entscheidung, die ein neues Nicht-System ins Leben rief und zu jahrzehntelangen Turbulenzen auf den Währungsmärkten führte, verlor der Dollar nie seine Stellung an der Spitze des internationalen Währungssystems. Als das System der festen Wechselkurse, das auf der Bretton-Woods-Konferenz von 1944 eingeführt worden war, zusammenbrach, wurde die Sonderstellung des Greenback aufgrund der Macht der privaten Finanzmärkte, Geld (US-Dollar) zu schaffen, sogar noch stärker. Immer noch sind Finanzinstitute, Konzerne und Regierungen in aller Welt davon abhängig, sich in Dollar finanzieren zu können.” – bto: Das betont auch William White im Gespräch mit mir. Es kam faktisch zu einer Fortsetzung der vorherigen Politik, weil alle mitgemacht haben.
  • “Aber wie lange wird dies noch der Fall sein? Kann Amerika seine einmaligen Vorteile in einer Zeit behalten, in der sein relativer Anteil an der Weltwirtschaft geschrumpft ist, neue wirtschaftliche Mächte aufsteigen, die internationale Ordnung zerbrechlich geworden ist und die USA zum Rückzug aus der Weltpolitik neigen?” – bto: Das ist die entscheidende Frage. Allerdings ist die Konkurrenz nicht stark, Euro dauerkrank, Renminbi nicht basierend auf freien Märkten.
  • “Als Antwort auf die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie haben die Zentralbanken massive langfristige Stimulusprogramme lanciert, die die Inflationsgefahr erhöhen und die Geldflüsse in alternative Anlageklassen drängen. Gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach einer geldpolitischen Revolution. Diese Revolution dürfte von digitalen Technologien angetrieben werden, die nicht nur neue Formen staatlicher Fiat-Währungen ermöglichen, sondern auch Privatwährungen, die auf innovativen Methoden wie Distributed Ledgers beruhen. Diese Entwicklung ist ebenso bedeutsam wie die Abkehr vom Bargeld. Die Welt bewegt sich schnell auf eine Art von Geld zu, das nicht auf der Glaubwürdigkeit bestimmter Regierungen beruht, sondern auf Informationen.” – bto: Das halte ich für sehr unwahrscheinlich. Staaten und Politik werden alles tun, um die Kontrolle zu behalten.
  • “Indem Nixon das Goldfenster schloss, läutete er das Ende einer rohstoffbasierten geldpolitischen Ordnung und den Beginn einer neuen Welt der Fiat-Währungen ein. Erst in den Neunzigerjahren haben die Regierungen und Zentralbanken gelernt, diese Welt wirklich effektiv zu verwalten. Nun bewegen wir uns auf eine neue geldpolitische Ordnung zu, die auf Informationen beruht (die selbst eine Art Rohstoff sind). Wir können schneller mit dem neuen System umgehen lernen, als es nach dem Nixon-Schock der Fall war. Aber das Ergebnis – eine Welt, in der der Dollar von seinem globalen Podest gestürzt wurde – könnte noch viel schockierender sein.” – bto: Vor allem setzt es einen Reset voraus, müssen doch zu viele uneinbringbare Schulden vernichtet werden.

fuw.ch: “Vor einem digitalen Nixon-Schock”, 5. August 2021