Die Zombie-Epidemie greift um sich

Schon letzte Woche habe ich hier die neue Studie der BIZ besprochen, die u. a. auch auf die zunehmende Zombifizierung, deren Ursachen und Folgen eingeht:

BIZ warnt vor Zombies

Die FINANZ und WIRTSCHAFT fasst das Thema ebenfalls gut zusammen:

  • Zombie-Unternehmen sind die Untoten der Wirtschaft. Eigentlich müssten sie sterben – sie machen zu wenig Gewinn, um ihre meist hohe Verschuldung zu finanzieren. Trotzdem wollen sie einfach nicht verschwinden. Zum Beispiel, weil sie von Banken durch neue Kredite am Leben gehalten werden, da die Finanzinstitute den Verlust bei einem Zahlungsausfall in ihren Büchern nicht realisieren wollen.” – bto: nicht realisieren können, weil sie selber Zombies sind!
  • “Die BIZ hat vierzehn Industrieländer untersucht. Als Zombies wurden Unternehmen definiert, deren Gewinn in den drei vergangenen Jahren die Schuldzinsen nicht gedeckt hat. Ende der Achtzigerjahre lag der Anteil noch bei ungefähr 1%, seitdem hat er sich also verzwölffacht. (…) Ist ein Unternehmen ein Zombie, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es auch im nächsten Jahr ein Zombie bleibt – dass also die zu niedrige Profitabilität nicht nur temporär ist. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist von etwa 60% auf 85% im Jahr 2016 gestiegen.” – bto: weil auch mehr Banken Zombies sind und das Geld so schön billig ist.
  • “Die Zombie-Unternehmen sind anscheinend immer weniger bemüht, aus ihrer Schattenwelt zu entkommen. Um zurück in die Profitabilität zu gelangen, könnten sie ihre Schulden stetig abbauen und sich so von der Zinslast befreien. Oder sie könnten unrentable Anlagen abstossen. Vor dem Jahr 2000 haben die Zombies tatsächlich ihre Verschuldung abgebaut. Nach der Finanzkrise wurden dagegen mehr Kredite aufgenommen. Und der Abbau von Anlagen wurde über die Zeit auch immer kleiner.” – bto: Warum sollten sie auch? Es gibt doch keinen Druck.

Quelle: BIZ

  • Warum die Zombies am Leben bleiben können, erklären die BIZ-Ökonomen mit zwei Faktoren. Einerseits könnten die Banken schwach aufgestellt sein und damit einen Anreiz haben, Kreditausfälle nicht zu realisieren. Oder die Zinsen werden immer niedriger. Einerseits reduzieren sinkende Zinsen den Schuldendienst für die Zombies. Andererseits haben Gläubiger weniger Interesse, das in Zombie-Krediten gebundene Kapital zu befreien – die Opportunitätskosten durch den Zins auf anderen Anlagen sind geringer.” – bto: Es ist einfach für alle rational, sich so zu verhalten.
  • Allein “(…) der Abfall der Zinsen und der steigende Anteil von Zombie-Unternehmen über die Jahre in die gleiche Richtung. Ein statistischer Test gibt gemäss der Studie einen Hinweis darauf, dass niedrigere Zinsen einen höheren Anteil der Zombies voraussagen können. Der Rückgang der kurzfristigen Zinsen seit den Achtzigerjahren könnte 17 % des Anstiegs der überschuldeten Unternehmen erklären.” – bto: was wiederum auch einleuchtet, macht es das billige Geld doch für alle Beteiligten leichter, dass Märchen von des Kaisers neuen Kleidern aufzuführen.

fuw.ch: “Die Zombie-Epidemie greift um sich”, 24. September 2018