Die Welt vor dem Dollar-Squeeze?

Heute Morgen hatten wir die aktuellen Schuldenzahlen des IWF. Hier noch in Ergänzung ein Blick auf das Nebenproblem der hohen Schulden in US-Dollar von Schuldnern (und Kreditgebern) die nicht aus dem Dollarraum kommen. Pointiert wie immer Amroise Evans-Pritchard im Telegraph, der das Thema auch mit den Finanzmärkten verbindet:

  • “It is worth thumbing through the IMF’s Global Financial Stability Report for a glimpse of the Gothic horror story that lies ahead of us. Term premiums could suddenly decompress, risk premiums could rise, and global financial conditions could tighten sharply, it said. Liquidity mismatches and the use of financial leverage to boost returns could amplify the impact of asset price moves. Although no major disruptions were reported during the episode of volatility in early February, market participants should not take too much comfort, it said. The report is a forensic study of perilous excess.  The US stock market has broken with historic valuations and risen to 155pc of GDP, up from 95pc even in 2011. Margin debt on Wall Street – a bellwether of speculation – has rocketed to $550bn (£387bn). The Fund warned of  late-stage credit cycle dynamics much like 2007, and behaviour reminiscent of past episodes of investor excesses.”

Quelle: The Telegraph

  • The world is therefore ever more sensitive to rising borrowing costs. It lacks the fiscal buffers to cope with a shock. Countries may be forced into contractionary pro-cyclical policies, the fate of Greece, Spain, Portugal, and Italy in the EMU austerity tragedy. It may soon happen on a global scale.”  bto: So ist es. Geleveraged bis zur Decke.
  • “Offshore dollar loans have risen fourfold to $16 trillion since the early 2000s, or $30 trillion when equivalent derivatives are included. “The international dollar banking system faces a structural liquidity mismatch,” said the Fund. The world has a vast short position on the dollar. This is harmless in good times but prone to a sudden margin call – akin to late 2008 – as the Fed raise rates and drains dollar liquidity. Much of this lending is carried out by European and Japanese banks using short-term instruments such as commercial paper and interbank deposits, leaving them structurally vulnerable to liquidity risks. French banks have shockingly low dollar liquidity ratios.” bto: Und dann müssen wieder wir  wie schon im Falle Griechenlands!  französische Banken mit deutschen Steuergeldern retten!

Quelle: The Telegraph

  • The IMF says markets should not be beguiled by the current calm in the currency swap markets, used to hedge this edifice of dollar lending. (…) The Fund warned that banks may find that they cannot roll over short-term dollar funding currently taken for granted. Banks could then act as an amplifier of market strains. Funding pressure could induce banks to shrink dollar lending to non-US borrowers. Ultimately, there is a risk that banks could default on their dollar obligations, it said.”  bto: Beruhigend klingt das nicht.
  • “So there you have it. While the IMF is coy, the awful truth is that the world is just as vulnerable to a financial crisis as it was in 2007. The scale is now larger. The authorities have fewer safety buffers, and far less ammunition to fight a depression. This time China cannot come to the rescue. It is itself the epicentre of risk.”  bto: Darum auch die Hoffnung, Deutschland würde so richtig in die Vollen gehen …

     

telegraph.co.uk: “IMF savages Trump’s debt rampage and fears a global dollar funding crisis”, 18. April 2018

Kommentare (10) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alex
    Alex sagte:

    Mal schauen ob US-Dollar Liquiditätsengpässe wieder zu vermehrtem Einsatz von Swap Lines führen. Ab 2013 wurden Sie wie es aussieht nicht mehr aktiv genutzt.
    Siehe:
    https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/bst_liquidityswaps.htm

    Herrn Stöcker hat diese Konferenz schon mehrmals verlinkt, aber der Vortrag von Gita Gopinath über “International Economic Issues” wäre hier relevant. Ihr Paper ist auch auf der Seite verlinkt in der Zusammenfassung bei der Uhrzeit.
    https://piie.com/events/rethinking-macroeconomic-policy
    https://piie.com/system/files/documents/gopinath20171012paper.pdf

    Die andere Sache ist. EU (Länder) und die EWU ist unglaublich stark in den USA finanzialisiert. Bei diesem hohem Grad der Vernetzung ist es kein Wunder, das Probleme wieder rüberkommen. Die Krise 2007/2008 war anscheinend kein Wegruf.

    Antworten
  2. troodon
    troodon sagte:

    Thema $ Squeeze:
    Gab es auf BTO mal einen Artikel, dass die FED zukünftig ausländischen Banken nicht mehr unbegrenzt $ Liquidität zur Verfügung stellen darf (aufgrund einer Gesetzesänderung)?

    Habe mir den Artikel leider nicht abgespeichert und finde diesen nicht mehr auf BTO :(

    Falls jemand es besser gemacht hat und den Link zum Artikel hat, würde ich mich sehr freuen, wenn er diesen hier nochmal einstellt.
    Denn in einem deutlich steigenden US$ sehe ich weiterhin ein sehr großes Risiko für das Finanzsystem…

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  3. SB
    SB sagte:

    BTW: Zu Öl, Dollar und Renditen: Trio Infernale – https://www.goldseiten.de/artikel/373137–Trio-infernale-mit-extremer-Spekulation.html

    Extrakt: “Die Spekulanten sind extrem netto-long positioniert…Da aber selten eintritt, was alle erwarten, sollte man sich Gedanken über die andere Seite machen: Fallende Renditen am langen Ende, ein fallender Ölpreis, ein fallender Euro/Dollar.”

    Passend zum Euro/Dollar noch diese technische Einschätzung: https://www.goldseiten.de/artikel/373065–EUR~USD~-Die-Fake-Konsolidierung.html – Der Euro ist gestern nach unten aus dem Konsolidierungsdreieck ausgebrochen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Besten Dank für den Link.

      Punkt 5.3 klingt ja noch sehr fürsorglich.

      Jeder sollt nur mal über das Dokument fliegen, um einen Eindruck zu erhalten wie die Dinge gesehen und verhandelt werden.

      Ich würde gern einmal den Abgeordneten sehen, der das hinreichend versteht, hier z. B. das Kapitel 1:

      „1. Umsetzung des Standards zur Gesamtverlustabsorptionsfähigkeit (TLAC) in der Union Die EZB begrüßt die vorgeschlagenen Änderungsverordnungen und -richtlinien, die die Umsetzung des vom Rat für Finanzstabilität (FSB) ( 6 ) entwickelten TLAC-Standards für in der Union errichtete global systemrelevante Institute (G-SRIs) zum Ziel haben. Die Ausweitung des Anwendungsbereichs der Anforderungen an die TLAC auf eine andere Gruppe von Kreditinstituten, z. B. auf andere systemrelevante Institute (A-SRIs), würde zu Kalibrierungsproblemen führen, da deren Profile sehr heterogen sind. Wird dennoch eine Ausweitung des Anwendungsbereichs in Erwägung gezogen, könnte die Einbeziehung einer Untergruppe von A-SRIs, die den G-SRIs in Größe, Komplexität, Geschäftsmodell, Verflechtungen und Systemrelevanz ähneln, eine Alternative darstellen. Gegebenenfalls wäre hierfür auch eine niedrigere Mindest-Kalibrierungsuntergrenze anzusetzen. Dies würde eine präzisere Unterscheidung in Bezug auf G-SRIs ermöglichen.“

      Um was geht es also?

      Bei der EZB und in den Ministerien kluge Köpfe zu haben, die unsere Interessen vertretend den Sud mit anrichten, z. B. hinsichtlich einer „Mindest-Kalibrierungsuntergrenze“ und dann im Parlament eine Mehrheit zusammentrommeln, die der Regierung grünes Licht gibt.

      So und nicht anders läuft es – von „die Märkte KÖNNEN und SOLLEN es richten“, ist längst keine Rede mehr.

      Es geht um das, was ich anderswo STABILISIERUNG des SYSTEMS genannt habe.

      Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Beruhigung, ganz ruhig sein:

    Es wird zumindest VORGEDACHT, hier z. B.:

    https://de.reuters.com/article/europa-bankenabwicklung-idDEKBN1HU14C

    Hauptakteur ist für unseren Währungsraum natürlich die EZB.

    Und die weiß auch schon, was erforderlich ist (am Ende der Reuters-Nachricht):

    >Laut EZB-Vize Vitor Constancio benötigt die Notenbank hier eine neue Möglichkeit der Kreditvergabe an solche Institute gegen Sicherheiten. Im Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments forderte er unlängst eine Lösung für dieses Problem. In Großbritannien und in den USA gebe es für diese Phase der Abwicklung Vorgehensweisen, die auch die Liquiditätsschwierigkeiten der Institute einbeziehe.>

    Es kann alles nicht so schlimm werden, wenn einer, der von ganz oben den Überblick hat, von SICHERHEITEN redet.

    Mich interessieren allerdings mehr die NEUEN Möglichkeiten …

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herr Tischer: das hört sich vergleichsweise simpel an. Da so gut wie keine Bank beim margin call liquidiert werden soll, stellt die EZB Liquidität für alle betroffenen Institute gegen Sicherheit zur Verfügung. Wer kann und will die Sicherheit in einer solchen Situation geben? Dafür gibt es m.E. nur zwei Möglichkeiten.
      1. Der Staat. Und wie finanziert sich der? Durch Anleihekäufe und unkonventionelle Maßnahmen der EZB… Ein Zirkelschluss.
      2. Alibisicherheiten: Verstaatlichung der längst wertlosen Bankaktien und Fiktion der Werthaltigkeit.

      Welcher Weg beschritten wird, ist interessant, aber im Endeffekt egal. egal. Es bleibt am Normalbürger hängen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        So stelle ich mir das auch vor – ja, im Prinzip simpel.

        >Es bleibt am Normalbürger hängen.>

        Natürlich, wobei dann ALLE mehr oder weniger Normalbürger sein werden.

        Auch das wäre vielleicht noch zu verkraften.

        Aber wie geht es dann weiter?

        Ich glaube jedenfalls nicht, dass BMW oder Daimler wie gehabt Automobile für die Welt produzieren werden, wenn die Welt im Schockzustand ist und sich sortieren muss mit Blick darauf, was sie denn noch wollen kann.

        Damit sind wir wieder bei dem, was zumindest meine Einsicht ist:

        Auf der MONETÄREN Ebene ist vieles möglich, mehr als wir uns wahrscheinlich vorstellen können.

        Die FAKTISCHE entscheidende Ebene ist die REALWIRTSCHAFTLICHE – von der monetären zwar beeinflusst, aber LETZTLICH durch sie NICHT gestaltbar.

  5. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “This time China cannot come to the rescue. It is itself the epicentre of risk.“ – bto: Darum auch die Hoffnung, Deutschland würde so richtig in die Vollen gehen … ”

    Diese Hoffnung widerspricht jeglicher Mathematik, denn das Weltschuldenproblem, ja selbst lediglich das europäische, in Relation zum BIP Deutschlands ist viel zu groß. China konnte da mit seinen enormen Devisenreserven, seiner Größe und seinen Wachstumsraten vor 10 Jahren noch anders wirken und selbst das ist inzwischen am verpuffen.

    Ganz davon abgesehen, dass auch Deutschland in puncto offener und verdeckter Schulden nicht bei 0 anfängt und massive demografische und wachstumstechnische Probleme hat. Es wäre eine interessante Hochrechnung, wie viele Monate (von Jahren gehe ich nicht aus) bzw. Milliardenverpflichtungen Deutschland bis zu seiner Pleite übernehmen könnte. Mich würde interessieren, ob die großen Ratingagenturen schon eine politische Großfehlentscheidung seitens Deutschlands in ihre Szenarioanalysen hinterlegen, um ggf. mit massiven Herabstufungen reagieren zu können. Leider wird wohl von den große Drei diesbezüglich kein Sterbenswort an die Öffentlichkeit dringen, aber spannend wäre es schon…

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Wolfgang Selig

      Ich sehe das genauso.

      >Ultimately, there is a risk that banks could default on their dollar obligations,‘ it said.“>

      Das ist der Schlüsselsatz.

      Mir erschließt sich nicht, WIE durch WEN das Finanzsystem als GANZES stabilisiert werden kann, wenn z. B. die Banken der Entwicklungsländer nicht GLAUBWÜRDIG gerettet werde können durch Einlagen ihrer Staaten oder Verstaatlichung.

      Was die Notenbanken von USA, China, Eurozone und Japan für IHREN Bereich zur Stabilisierung leisten könnten, kann man noch irgendwie erahnen. Was aber ist, wenn irgendwelche Banken in Afrika oder Asien kollabierten und unvermeidbar europäische betroffen wären, liegt jenseits meiner Vorstellungskraft und natürlich auch meines Wissens.

      Die Auffassung, dass sich Stabilisierung auf GLOBALER Ebene erreichen lässt, wenn nur die bedeutenden Notenbanken die beschädigten Bilanzen einheimischer Banken reparieren, scheint mir zumindest vorerst nichts weiter als ein Glaubensbekenntnis zu sein.

      Klar, es kann dann auch Kapitalverkehrskontrollen in gigantischem Ausmaß geben.

      Wenn so, dann ist das m. A. n. ein Gau für den internationalen Handel, also auch keine Lösung.

      Ich bin überfragt, lasse mich gern belehren – und ich bin gespannt, ob ein solches Horror-Szenario schon einmal „laut“ durchdacht worden ist.

      Vermutlich muss man es auch gar nicht durchdenken, weil, was nicht sein darf, auch nicht sein kann.

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