Die wahren Kosten der Photo­voltaik am Bei­spiel der Schweiz

Folgende Argumentation gilt auch in Deutschland. Einfach die Zahlen immer mal zehn nehmen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was bei uns auf dem Spiel steht:

  • “Die Sonne als Hauptstütze der Energiestrategie 2050 (ES 2050) scheint zwar gratis. Die Umwandlung der Sonnenstrahlung in Elektrizität ist zudem vergleichsweise billig. Die Knacknuss ist jedoch die bedarfsgerechte Nutzung des Solarstroms. Sie bedingt – Stand heute – einen nahezu ruinösen finan­ziellen ­Aufwand.” – bto: Vor allem haben wir – wie auch bei Wind – das Problem der Speicherung und das kostet.
  • “Von Oktober bis Februar kann im Mittel mit einem Stromertrag von rund 2 TWh gerechnet werden. Das ist weniger als 20% des jährlichen Gesamtsolarertrags von 11,4 TWh oder gut 3% des mittleren jähr­lichen Stromverbrauchs der Schweiz von etwa 58 TWh. Werden der unterdessen ­übliche Stromimport im Winter sowie der absehbare Wegfall der Atomkraft von im Winter rund 40% des Gesamtstrom­verbrauchs mitberücksichtigt, ist eine ­Vergrösserung des jetzt schon vorhandenen Mankos im Winter offenkundig. Wird folglich auf Solarstrom gesetzt, bedeutet das ein oder mehrere zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke. Solche haben einen Wirkungsgrad von etwa 0,8.” – bto: Das liegt an der Idee, die Sonnenenergie im Sommer dazu zu nutzen, Wasserspeicher anzulegen.
  • “Pumpspeicherkraftwerke erfordern grosse Investitionen. Um die Kosten ­grössenordnungsmässig abzuschätzen, wird mit dem neu erweiterten Pump­speicherkraftwerk Linth-Limmern ver­glichen: Investitionen von 2,1 Mrd. Fr. steht eine elektrische Speicherkapazität von bescheidenen 36 Gigawattstunden (GWh) gegenüber. Diese 36 GWh decken den Strombedarf der Schweiz lediglich für ein paar Stunden.” – bto: Das muss man sacken lassen. 2,1 Milliarden für ein paar Stunden, ist ja wie bei uns mit der Solarförderung.
  • “Nehmen wir an, es soll zusätzlich etwa ein Sechstel des jährlichen Strombedarfs der Schweiz, also 10 000 GWh, über einen (oder mehrere) Speicherseen vom Sommer in den Winter gerettet werden. (…) Rein rechnerisch ergäben sich so rund 300-mal grössere Investitionen als Linth-Limmern, also etwa 600 Mrd. Fr. Da die notwendigen Leitungen, Pumpen, Generatoren usw. für den Riesenspeicher im Verhältnis zu Linth-Limmern deutlich kleiner sein können, reduzieren sich die Investitionen vielleicht auf die Hälfte.” – bto: Wir nehmen das mal zehn für Deutschland und sehen einen Investitionsbedarf von 6000 Milliarden Euro, also fast 200 Prozent des BIP. Hm.
  • “Die Wassermenge dieses gigantischen Pumpspeichers müsste entsprechend den 630 m Höhendifferenz (Druckhöhe) bei Linth-Limmern etwa 7 Mrd. Kubikmeter Wasser betragen, was nahezu zweimal dem Zürichsee inklusive des Obersees entspricht. Bei doppelter Druckhöhe würde die halbe Wassermenge reichen. (…) Nimmt man an, die Leistung der eben beschriebenen Pumpspeicherkraftwerke mit einer Speicherkapazität von 300-mal Linth-Limmern sei ausgelegt auf 3000 MW (etwa die Summe aller Akw in der Schweiz), ergibt das einen Wasserabfluss von rund 500 m³/s, was annähernd der Hälfte des mittleren Rheinabflusses bei Rheinfelden entspricht. Wohin mit dem Wasser? Bei doppelter Druckhöhe wären es immer noch ca. 250 m³/s.” – bto: Es sind also technische und finanzielle Herausforderungen besonderer Art.
  • “Eine entsprechende Stromspeicherung mit Akkus wäre denkbar. Wie Vergleiche mit realisierten Grossanlagen zeigen, kämen die Kosten auf einige tausend Milliarden Franken zu stehen. Dies für eine Lebensdauer von vielleicht zwanzig Jahren.” – bto: Auch dies gilt für uns ja noch mal mit dem Faktor zehn und zeigt, was für einen Wahnsinn wir hier betreiben.
  • “Die genannten 55 km² Solarpanels liefern im Juni eine Spitzenleistung von rund 9 Gigawatt, was der neunfachen Leistung des Akw Gösgen bei Volllast entspricht. Solche Leistungen kann das Netz nicht aufnehmen. Das Speichern dieser anfallenden Leistung allein mit Pumpspeicherkraftwerken würde bei einer Druckhöhe von 630 m deutlich mehr als 1000 m³ Wasser pro Sekunde erfordern. Woher solche Wassermengen in der Nähe der Speicherseen nehmen, über die gewöhnlich nicht mal der Rhein bei Rheinfelden verfügt?” – bto: Es klingt ganz so, als müsse man die ganze Schweiz umbuddeln.
  • “Alternativen wie der Export dieser Leistungsspitzen sind unrealistisch, da die umliegenden Länder das gleiche Problem haben. Und je weiter der Anteil an ­Solarstrom ausgebaut wird, umso mehr akzentuieren sich diese Probleme. Ob die massiven Spitzenleistungen für energie­intensive und damit jetzt noch unwirtschaftliche Verfahren wie beispielsweise die Herstellung von Wasserstoff oder synthetischem Kraftstoff ausreichend genutzt werden können, wird sich zeigen.” – bto: Auf jeden Fall dürfte es sehr teuer sein!
  • “Mit Blick auf die Versorgungssicherheit(…) noch mehr auf den Goodwill des Auslands angewiesen. Dass dabei ­jeder sich selbst der Nächste ist, zeigt sich laufend in der EU oder jetzt im Ernstfall in der Coronakrise. Daran ist auch bei einer Importstrategie, d. h. dem Import grosser Mengen an ‘dreckigem’ Strom zur Deckung des Winterlochs, zu denken.” – bto: Und das wird Deutschland besonders bitter merken, wenn unsere Partner, denen wir Milliarden überweisen, die Stromlieferungen einstellen.

→ fuw.ch: “Die wahren Kosten der Photovoltaik”, 23. Juli 2013