“Die portugiesischen Zombies”

Ich bin immer öfter überrascht, was Ökonomen überrascht. Dabei möchte ich die Autorinnen der Studie, die ich gleich diskutiere, überhaupt nicht kritisieren. Im Gegenteil, es ist gute Arbeit und ich bin beeindruckt von der großartigen Karriere der jungen Wissenschaftlerin, die wohl auch ihr Leben lang in den USA wirken wird. Ein weiteres Beispiel für den Verlust an Intelligenzija bei uns.

Kritisch sehe ich die Studie, weil sie zu einer Erkenntnis führt, die jeder nüchtern denkende – und vor allem Unternehmen kennende – Beobachter auch ohne Studie wusste: Kapitalknappheit bei Banken fördert die Zombifizierung einer Wirtschaft. Sie können nämlich die Verluste nicht tragen. Erhöht die Politik in einer solchen Situation dann auch noch die Kapitalanforderungen (was sie lieber vor der Krise getan hätte), dann verstärkt sie diese Tendenz zur Zombifizierung. Simpel und einleuchtend.

Nun aber zur Studie, die beweist, was zu beweisen war. Die F.A.Z. berichtet:

  • „Eine junge Generation von Forschern arbeitet sich an sehr aktuellen Fragestellungen ab, die auch das wirtschaftspolitische Instrumentarium prägen. Auch das ist ein Anspruch, den gute Ökonomen seit jeher zu erfüllen versuchen. Laura Blattner ist Teil dieser jüngeren Generation.“ – bto: Nach Studium in Oxford promoviert die Deutsche gerade in Harvard und wird dann an eine der Top-Unis in den USA gehen.
  • „Überzeugt hat sie in jüngerer Vergangenheit mit einer Untersuchung, die Erklärungen dafür gefunden hat, dass die portugiesische Wirtschaft im Jahr 2012 an Produktivität verloren hat, nachdem die Europäische Bankenaufsicht (Eba) im Herbst 2011 neue Eigenkapitalanforderungen an die Institute gestellt hatte.“ – bto: eben, weil dies die Zombifizierung gefördert hatte.
  • „Ausgangspunkt der Untersuchung war ein Gespräch mit einem Berater des portugiesischen Finanzministers. Darin wies er auf portugiesische Banken hin, die regelmäßig Kredite nicht abschrieben, die von Ausfällen bedroht waren. (…) Die drei Autorinnen ordnen ihre Arbeit in die Debatte über „Zombie“-Unternehmen ein. Diese wurden in den neunziger Jahren in Japan von Banken weiterhin mit Krediten versorgt, obwohl sie kurz vor der Insolvenz standen.“ – bto: weil die Banken dann selber insolvent wären. So einfach ist das.
  • „Die Untersuchung von Blattner und ihren Mitautorinnen zeigt (…), dass die Schwäche der Banken, unterstützt durch höhere Kapitalanforderungen, zu einer Schwächung der Produktivität beigetragen hat. Ausgerechnet in einer Zeit, in der die Wirtschaft gerade die schlimmsten Folgen der Euro-Krise zu verkraften hatte und in der zusätzliches Eigenkapital die Kreditinstitute eigentlich stabilisieren sollte.“ – bto: Und das dürfte – dazu brauche ich keine große Analyse – nicht nur in Portugal so sein. Ich denke, dass das weltweit billige Geld zur Zombifizierung der Weltwirtschaft geführt hat.
  • „(…) die Annahme hatte sich als plausibel herausgestellt, dass Banken ihre höheren Kapitalanforderungen erreichten, indem sie Kredite an produktive Unternehmen zurückfuhren – es somit also zu einer partiellen Kreditklemme kam. Die unproduktiven Unternehmen aber, denen die Banken ausfallgefährdete Kredite ausgegeben hatten, wurden weiterhin versorgt.“ – bto: und haben so nicht nur den Banken Abschreibungen erspart. Viel schwerer wiegt, dass diese Unternehmen auch ihre Mittbewerber schwächen.
  • „Die Institute wollten gegenüber der Aufsicht vertuschen, dass die Unternehmen vor der Insolvenz standen. So kamen die unproduktiven Unternehmen weiterhin an Kredite, die mehrversprechenden Investitionen dagegen konnten nicht getätigt werden. (…) Statt aber einen Kredit komplett abzuschreiben, vertuschten die Institute lieber ihre Falschmeldung und gaben den Unternehmen weiterhin Geld.“ – bto: Die Banken wollten die eigene Insolvenz vertuschen.
  • „Wir zeigen, dass die Eba-Intervention mehr als 50 Prozent des Produktivitäts-Rückgangs 2012 bewirkt hat. 40 Prozent dieses Effekts wurden durch die Reallokation von Krediten an geplagte, gegen Berichtspflichten verstoßende Unternehmen begründet (…“). – bto: Sie quantifizieren das, was man als Unternehmer erwarten konnte. Es war die politisch abgesegnete Insolvenzverschleierung der Banken.
  • „Die Ergebnisse legen nahe, dass die europäischen Volkswirtschaften, zumindest in der Peripherie, von einem raschen Rekapitalisierungsprogramm wie Tarp in den Vereinigten Staaten profitiert hätten (…) Erhöhe man nur die Kapitalanforderungen, könne das zu unerwünschten Anreizen beim Verleihen führen.“ – bto: Eben weil die Banken und die Politik das Märchen von des Kaisers neuen Kleidern aufspielen wollten (und mussten), haben sich die Banken völlig rational verhalten.
  • „Der gesamtwirtschaftliche Produktivitätsverlust von mehr als 4 Prozent in Portugal in einer schwierigen Phase wäre vermeidbar gewesen. Bei der Erhöhung von Kapitalanforderungen müsse die Aufsicht dafür sorgen, dass die Banken tatsächlich Eigenkapital erhöhten.“ – bto: Das bedeutet in der Praxis Verstaatlichung, weil kein Privater in einen sicheren Verlust investiert. Das wäre auch richtig gewesen. Verstaatlichung mit Bail-in von Aktionären und Kreditgebern. Aber das setzt entsprechenden politischen Mut voraus und einen Staat, der sich das glaubhaft leisten kann …

faz.net: “Die portugiesischen Zombies”, vom 09.03.2018

Kommentare (30) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    @ Michael Stöcker

    Ich verstehe ja, dass Sie wieder einmal Ihr Hobby reiten wollen.

    Hier geht es aber nicht darum, um was es Ihnen oder einem Herrn Glasner geht.

    Hier geht es darum, ob IHRE Aussage RICHTIG ist, dass die Zombies ihre Existenz insbesondere der Politik von Merkel/Schäuble verdanken.

    Sie ist falsch.

    Merkel/Schäuble, nicht allein aber wesentlich mitbeteiligt, haben die BEDINGUNGEN geschaffen, unter denen die Zombies ab einem bestimmten Zeitpunkten handeln konnten. Oder, wenn man so will: So wie auch die portugiesische Wirtschaftspolitik zuvor, die den Zustand der portugiesischen Wirtschaft zum Zeitpunkt des Euroeintritts mitbestimmt hat, so wie der Euro als einheitliche Währung die Bedingungen, u. a. über die Zinskonvergenz in der Eurozone mitbestimmt hat, so haben Merkel/Schäuble und andere den „Raum der Möglichkeiten“ für portugiesischen Unternehmen und Banken mitbestimmt.

    INNERHALB dieses Raumes der Möglichkeiten hatten Unternehmen und Banken in Portugal die ALTERNATIVE, sich mit Kreditvergabe gemeinsam am Leben zu erhalten als Zombie-Unternehmen oder pleitezugehen.

    Die ENTSCHEIDUNG darüber lag ALLEIN in ihrer Hand.

    Das ist FAKT.

    Wer etwas anderes behauptet, verleugnet die REALITÄT.

    Bedingungen BESTIMMEN NICHT, welche Entscheidungen getroffen werden, sondern sie bestimmen, welche ALTERNATIVEN zu entscheiden, bestehen.

    Es ist sinnlos mit Leuten zu diskutieren, die diesen Unterschied nicht wahrhaben wollen.

    Sie gehören dazu, hier zumindest.

    Über was man selbstverständlich diskutieren kann:

    Haben es die Bedingungen, für die u. a. Merkel/Schäuble verantwortlich sind, es den portugiesischen Unternehmen und Banken ERSCHWERT, pleitezugehen in dem Sinn, dass die KONSEQUENZEN von Pleiten belastender sind, als sie es gewesen wären, ohne diese Bedingungen?

    Ganz klar: Ja.

    Das ist so, weil diese Bedingungen im Rahmen des Eurosystems geschaffen wurden, also in einem System, indem die Volkswirtschaften NICHT mehr die Alternative haben, sich über eine eigene Währung anzupassen.

    Das ist des Weiteren so, weil Merkel/Schäuble mit dafür gesorgt haben, dass die Defizite der Staatshaushalte begrenzt wurden, was übrigens in den Maastricht Verträgen vereinbart wurde, aber natürlich auch die Nachfrage einschränkt.

    Unter den beiden Bedingungen ist es eindeutig schwieriger, Pleiten zu verkraften, d. h. NACH Pleiten sich anzupassen.

    Deshalb ist es VERSTÄNDLICH, dass man versucht hat, sie nicht stattfinden zu lassen.

    Und es ist auch verständlich, zu URTEILEN, dass die Politik von Merkel/Schäuble falsch sei.

    Ein solches Urteil berechtigt aber NICHT zu der Feststellung, die Sie hier unterjubeln wollen.

    Es berechtigt allerdings zu Folgendem:

    Man kann des Weiteren darüber diskutieren, ob aus der Einsicht, dass es unter anderen Bedingungen, z. B. einer extensiven Fiskalpolitik, einfacher gewesen wäre, Pleiten zu verkraften, HINREICHEND begründet werden kann, es sei falsch gewesen, die Bedingungen zu setzen, die Merkle/Schäuble & Co. gesetzt haben.

    Hier gehen die Meinungen auseinander.

    Ich bin der Überzeugung, dass die Begründung nicht hinreichend ist, weil nach unserem WISSEN und unseren ERFAHRUNGEN eine wachsende Staatsverschuldung nicht die Probleme löst, die als ALLEM unterliegende BEDINGUNG anzusehen ist:

    Es sind die vielfältigen Gegebenheiten – auf allen Ebenen und durchweg in ganz Europa –, die in den vergangenen Jahrzehnten den „Raum der Möglichkeiten“ insbesondere durch zunehmende Verschuldung dahingehend verschoben haben, dass die Entscheidungs- und Handlungsalternativen, NICHT wettbewerbsfähig zu sein, an ATTRAKTIVITÄT gewannen und auch wahrgenommen wurden.

    Ein Weiter so mag noch eine Zeitlang gutgehen, aber nicht ewig.

    Und heute schon ganz klar ERKENNBAR:

    Ein Weiter so führt absehbar zu – zumindest – relativer Verarmung, Unzufriedenheit und Spaltung der Gesellschaft und vermutlich auch Ablösung der Demokratie.

    Das schließt nicht aus, dass auch ein Umsteuern, wie von Merkel/Schäuble mit der Austeritätspolitik dazu führen würde, weil wir in Europa schon zu lange den Weg beschritten haben, nicht mehr genug für die Wettbewerbsfähigkeit zu tun.

    Wir würden aber wenigstens die CHANCE wahrnehmen, in absehbarer Zeit relative Verarmung, Unzufriedenheit und Spaltung zu MINDERN.

    Darüber sollte diskutiert werden, statt über Ihre unsinnigen SCHULDZUWEISUNGEN, mit denen Sie Alternativen diskreditierend Ihre Agenda voranbringen wollen.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Danke für den Link.

      Weitreichende, systematische Zusammenfassung mit folgender Aussage gegen Ende:

      >Hinter den Ursachen zur Auflösungs- bzw. Austrittsentscheidung stehen stets divergierende nationale Interessen. Diese manifestieren sich in unterschiedlichen geldpolitischen Zielen und fiskalpolitischen Entscheidungen, welche sich zuerst an den nationalen Bedürfnissen und danach an den Unionsinteressen orientieren.“ (Zitat von Berthold et. al: „Das Scheitern historischer Währungsräume – Kann sich die Geschichte auch für die Eurozone wiederholen?“, Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre, Nr. 127, Würzburg, 2014).

      Man muss sich klar machen, was „ZUERST an den nationalen Bedürfnissen“ heißen kann:

      Die höhere Präferenz für nationale Zielerreichung kann auch aus REIN nationalen negativen Entwicklungen herrühren, OBWOHL das System ihnen, sie domestizierend, entgegenwirkt.

      Beispielhaft:

      Nehmen wir an, ein „Investitionsfonds“ würde die Arbeitslosigkeit mindern, sagen wir in Sizilien, aber dennoch nicht verhindern können (aus welchen Gründen auch immer), dass sie wächst, dann könnten Wahlen in Italien dazu führen, dass Italien aus nationalem Interesse nicht mehr mit der Eurozone kooperiert.

      Dieser Fall ist URSÄCHLICH keiner „divergierender nationaler Interessen“, sondern bestimmter NATIONALER PRIORITÄTEN, führt aber dazu, dass divergierende nationale Interessen entstehen und letztlich zum Zerfall des Systems führen.

      Oder banal ausgedrückt:

      Das System kann leisten was es will, wenn die Menschen wahlentscheidend der Meinung sind, dass es wichtiger ist, im eigenen Land das Geld auszugeben als das System zu stabilisieren, dann wird es im eigenen Land ausgegeben und das System ist tot – egal, was die Kosten sind.

      Übrigens:

      Die Wahlentscheidung wird nicht von irgendwelchen „Berechnungen“ abhängen, sondern der Gefühlslage der Menschen entsprechend DEMAGOGISCH herbeigeführt. Siehe Brexit.

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    • Thomas
      Thomas sagte:

      Vielen Dank. Ich staune immer wieder, wie umfangreich manche Studien sind, die privat finanziert publiziert werden. Interessant auch die Anmerkung, dass Währungsverbünde in der Vergangenheit häufig durch die kleineren aber wirtschaftlich starken Partner aufgekündigt wurden. Das gibt dem Brandbrief der Finanzminister der “kleinen” nördlichen Länder (s. Welt-Artikel) einen gewissen historischen Kontext.

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  2. SB
    SB sagte:

    Und noch einmal off topic, aber es – besser er – passt so gut zum Thema Zombies: Augstein

    Sein Gestus verrät (abgesehen von dem, was er sagt) seinen Geisteszustand. Ich habe es nur eine Minute ausgehalten: https://youtu.be/RWH6nD3UOIw

    Unter Bezug auf Seehofers Statement zum Islam, stellt Augstein fest: „Das Problem sind nicht die Muslime, das Problem sind die Deutschen. Wir haben doch kein Problem mit den Muslimen. Wir haben ein Problem mit Deutschen, die unsicher sind, die Angst haben, die politisch durchdrehen“.

    So etwas Ähnliches hatte auch Gauck in seiner aktiven Amtszeit verlautbaren lassen. Bis er, selbstverständlich schon außer Dienst, dann doch noch bzw. wieder zur Besinnung gekommen ist: https://www.welt.de/politik/deutschland/article173121465/Joachim-Gauck-Sogar-der-weltoffene-Mensch-geraet-an-seine-Grenzen.html

    Bei Augstein darf freilich niemand eine „Wende“ zur Realität erwarten.

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Was Sie uns hier wieder vorsetzen, ist so daneben wie nur was.

      Der Vergleich mit der Situation nach WK I und Keynes Kritik, das Pfund an die Vorkriegsparität zu Gold zu binden, hat nichts mit der Situation in Portugal zu tun.

      Im vorliegenden Fall sind die PORTUGIESISCHEN BANKEN das Problem.

      Weder Merkel noch sonst jemand in Deutschland hat sie gezwungen, Unternehmen mit schwacher Bonität Kredite zu geben.

      Sie haben es auf der Basis ihrer Geschäftsmodelle getan und sind DADURCH in die Lage gekommen, in der sie und auch die portugiesischen Zombies sind.

      Soviel zu WER seine EXISTENZ wem zu VERDANKEN hat.

      Zur Wiederbelebung ihrer verschütteten wirtschaftlichen Grundkenntnisse sei kurz dargelegt, wie Wirtschaften nach marktwirtschaftlichen Verfahren – die nach wie vor gültig sind – geht:

      Keine Kredite an schwache Unternehmen → schwache Unternehmen gehen pleite → keine Zobieunternehmen → keine schwache Banken (aber wohl ein paar weniger).

      Und weiter:

      → MEHR Arbeitslose → Anpassung mit sich ändernden Preisen durch neues Ressourcen-Mix (Arbeit, Kapital) → Wettbewerbsfähigkeit → Wachstum → zunehmende Beschäftigung → steigender Wohlstand (beginnend auf TIEFEREM Niveau als vor den Pleiten)

      Dieser Mechanismus ist nicht ohne VERLUSTE zu realisieren.

      Wenn Unternehmen pleitegehen, haben nicht nur die Arbeitsnehmer, sondern auch die Unternehmenseigner und die Gläubiger einen Preis zu zahlen.

      Wenn das verhindert wird, kommt man eben dahin, wo man ist.

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      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        Ihren Äußerungen kann ich nur entnehmen, dass Sie noch nicht einmal im Ansatz verstanden haben, worum es Glasner 2011/2018 ging/geht. Die Erkenntnis eines Wolfgang Münchau aus dem Jahre 2015 haben Sie leider bis heute nicht nachvollzogen und/oder verstanden: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/euro-und-goldstandard-daran-wird-die-waehrungsunion-zerbrechen-a-1069474.html.

        Ich kann Ihnen nur empfehlen, die Posts von Glasner aus 20111/2018 noch einmal in Ruhe durchzulesen; und zwar vor dem Hintergrund eines real existierenden Kreditgeldsystems mit asymmetrischer Verschuldung bei hohen Leistungsbilanzungleichgewichten innerhalb eines einheitlichen Währungsraums. Die schwäbische Hausfrau ist selbstverständlich immer noch der Meinung, dass sie alles richtig gemacht hat und wir alle nur den Gürtel enger schnallen müssen, damit die Kreditsalden nachhaltig bedient werden können. Eine Volkswirtschaft kann nicht aus ihren Schulden herausschrumpfen. Die verordnete Medizin war hochgradig kontraproduktiv und ist mitverantwortlich für die politische Radikalisierung an den linken und rechten Rändern. Mark Blyth (Austerity: The History of a Dangerous Idea) und Frances Coppola (The terrible price of austerity) hatten dies sauber herausgearbeitet.

        Und zum Abschluss noch ein Zitat aus der Wapo von 2014, das ich ebenfalls schon des Öfteren verlinkt hatte:

        „Now, the dummkopf fiscal policies of Merkel’s government have begun to threaten even the German economy (…) By enforcing austerity on Mediterranean nations with depression-level unemployment, Merkel has become a latter-day Clemenceau, imposing a neo-Versailles that weakens support for mainstream democratic parties and politics in those countries and fosters a climate where scapegoating and bigotry thrive. That’s a hell of a legacy for a chancellor of Germany.”

        LG Michael Stöcker

  3. Uwe Isack
    Uwe Isack sagte:

    Dieses Blog begeistert mich Hobbyökonomen fortwährend. Er erklärt mir Michel weshalb die Schwäbische Hausfrau der Kanzlerin den Schneid abkauft. Sie, die Schwäbische, gibt den passenden Senf zur Wurst, die sich Frau Kanzlerin, wohl bewacht und abgeschirmt, genußvoll einverleibt.
    Meine Idee zum Thema, aus persönlicher Beobachtung abgeleitet, lautet: Japanische Unternehmen, in ihrer “Eiszeit” gefangen, haben einen Weg gefunden, auch künftig global führend zu sein.
    Durch redundanten Umgang mit geplanter Obsoleszenz. Fehlende Gelder reduzieren die Umsätze.
    Hohe Qualität fördern sie auch global. Der weltweite Gegenwind, ich erinnere mich da an die Verbeugungen des Toyoda San, Enkel des Toyota Gründers, vor der amerikanischen Regierung, die für gefakte Mängel an ihren Autos, ist überwindbar. So vertreibt Toyota aus meiner michelhaften Sicht das beste Antiebskonzept, den Vollhybrid, übrigens in DE entwickelt, und sponsort hier ganz “ehrenhaft” die Deutsche Umwelthilfe. Das “Akkuproblem” hat Panasonic schon lange gelöst und begeistert mich, der seit mehr als 30 Jahren “Test” zur Unterhaltung liest, mit seinen Haushaltsprodukten. Mit der Reduktion der Obsoleszenz wird das Leben auf dieser Welt leider immer attraktiver. Doch ich bin sicher: Das kriegen wir auch noch hin!

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    • Udo Werninger
      Udo Werninger sagte:

      Könnten Sie bitte Ihren letzten Satz etwas konkretisieren? Meinen Sie DE in Bezug auf Produktqualität der Unternehmen oder als funktionierende entwickelte Wirtschaftsnation?

      M.E. passt das in Japan für hergebrachte Technologien, nicht aber für FinTechs. DE hingegen geht lieber Vorort und wird es sicher in den Wachstumsregionen schaffen, aber im Land selbst geht nach meinem Dafürhalten die Reise vor die Wand, Stichwort: Bildung, Europa, Migration

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    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Von Braunberger kann man immer etwas lernen, auch wenn man es schon weiß.

      Aus dem verlinkten Beitrag ist es folgender Satz:

      >Es wird hier nicht die These vertreten, Geldpolitik habe keinen Einfluss auf Finanzmärkte. Natürlich übt sie einen solchen aus, wie man zum Beispiel im Anschluss an den Sarko-Trade oder Darghis Londoner Rede sehen konnte. Nur werden halt die Wirkungen von Anleihekäufen durch Notenbanken häufig grob überschätzt.>

      Frage:

      Stimmt das mit der „groben Überschätzung“?

      Liegt sie bezüglich Draghis Londoner Rede von 2012 (Whatever ist takes …) darin, dass z. B. nach dieser Rede die Zinsen 10-jähriger europäischer Staatsanleihen die RENDITEABSTÄNDE zwischen diesen Anleihen zurückgegangen sind, OBWOHL nach der Ankündigung des umstrittenen OMT-Programms keine einziger Anleihekauf unter diesem Programm stattfand?

      Ja, es stimmt.

      Denn der Bezug ist KÄUFE – Anleihekäufe.

      Wenn der Bezug allerdings eine unmissverständliche ANKÜNDIGUNG einer Notenbank ist, hier die Rede Draghis, dann kann von Überschätzung keine Rede sein:

      Denn die Märkte haben zu recht angenommen, dass diese Rede besagte, Griechenland, Portugal, Spanien und Irland würden NICHT durch steigende Spreads auf ihre 10-jährigen Staatsanleihen zur Kapitulation gezwungen und in der Folge aus der Eurozone ausscheiden müssen.

      Es ist ganz einfach:

      Man kann schon des Öfteren darüber diskutieren, was eine Notenbank MEINT.

      Wenn aber klar ist, WAS sie meint – wie im Fall der Londoner Rede – dann kann man sie nicht überschätzen.

      Das ist so, weil eine Notenbank keine gewöhnliche Bank ist, sondern eben die Notenbank.

      Dafür braucht es keinen Artikel in der FAZ.

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  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Wenn wir schon off topic sind, dann gleich noch einmal, hiermit:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/mark-rutte-warnt-berlin-und-paris-vor-alleingaengen-in-der-europapolitik-a-1198439.html

    Die niederländische Regierung ist sehr fragil und Rutte wird nicht einfach unterschreiben, was Merkel und Macron aushecken – um zu erleben, wie danach sein Laden auseinander fliegt.

    Ich will nicht recht haben, fühle mich aber bestätigt:

    Die EU-/Euro-Träume werden NATIONAL ausgebremst und zwar fortschreitend mehr und mehr.

    Davon sind auch wir nicht ausgenommen.

    Gestern hatte W. Sinn im ZDF/Lanz eine Sternstunde beim Thema Transferunion.

    Der neben ihm sitzende C. Lindner konnte immer nur nicken …

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  5. SB
    SB sagte:

    Nebenbei ein weiteres Stück aus dem Diesel-Theater, dass auch die Herren Augstein und Fleischhauer mit ihren Sichtweisen befeuern. Dieses Mal wieder Herr Fleischhauer, der sich mit den unbewiesenen und daher unhaltbaren Behauptungen der vielen Zombies im Umweltbundesamt beschäftigt: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/dieselgate-2-die-erfundenen-toten-a-1198225.html

    Fazit: Die Halbtoten im Umweltbundesamt sind toter, als die (erfundenen) Dieseltoten. ;-) Jedenfalls aber sind sie zweifelsohne vollständig gehirntot.

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      • troodon
        troodon sagte:

        Trotzdem noch kurz zu VW…auch wenn off-topic

        Mir ist vollkommen unverständlich, wie der VW AR Müllers Gehalt in dieser Größenordnung beschließen konnte, trotz ausgewiesenem Rekordgewinn.
        http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/vw-chef-matthias-mueller-die-gier-hat-einen-namen-1.3904853
        Denn der ist nur dadurch entstanden, dass man die Kosten des
        Diesel-Betrugs auf die Halter versucht abzuwälzen. Mich kotzt dieses Verhalten an, inkl. der Annahme des Gehalts durch Müller. Sorry, für die Sprachwahl, aber anders geht es nicht.
        Gut so, dass der Hamburger Richter entschieden hat, wie er entschieden hat.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Nun doch noch ein Wort dazu:

        Aus meiner Sicht ist das Schlimme an derartigen Gehältern nicht deren Höhe, obwohl die Leute natürlich zu recht fragen, ob ein Mensch überhaupt so viel Geld verdienen kann. Insofern haben derartige Gehälter eine nicht unerhebliche gesellschaftliche Relevanz, die nicht beiseite gewischt werden kann.

        Ich finde dennoch, dass das wirklich Schlimme ist, dass Leute wie Müller NICHT HAFTEN müssen für das, was sie zu verantworten haben.

        Für den ungeheuren Schaden, der unter seinem Vorgänger Winterkorn bei VW „produziert“ wurde, müsste man von diesem die ihm bezahlten Gehälter zurückfordern bzw. hätte man sie – auf Jahre zurückgehalten – gar nicht erst auszahlen dürfen.

        Fehlende Haftung auf allen Ebenen – riesige Verluste bei den Landesbanken, Flughafen Berlin, um nur die spektakulärsten zu nennen – ist das schleichende Gift, was die Mentalität der Gesellschaft fatal verändert, weil sich die FLUCHT aus der Verantwortung bei allen immer mehr verfestigt.

        Winterkorn auf Hatz IV-Niveau ist eine Lektion, die Deutschland bräuchte.

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Die kalte Vergesellschaftung (Verstaatlichung) von lebensuntüchtigen Unternehmungen durch frische Kredite täuscht Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten absichtlich. Alle wiegen sich in Sicherheit und treffen falsche Lebensentscheidungen (betrifft alle Investitionen – Ausbildung bis Schwangerschaft). Es sind keine Einzelfälle sondern entwickelt sich zum Strukturwandel, ohne Möglichkeit zur Umkehr.

    Nicht nur, dass falsches konserviert wird und Produktivität sinkt, auch der Kapitalstock nimmt solange ab, bis alles aufgezehrt ist. 1989 konnte man an der volkseigenen Betrieben der DDR sehen, was das bedeutet und die Auswirkungen dauern bis heute – 2018. Dieser Teil der Katastrophe macht mir Angst, weil im Gegensatz zur DDR unser Humankapital quantitativ und qualitativ sinkt, ohne dass die Migration seit 2015 irgendeine Hoffnung auf Kursänderung gäbe.

    Antworten
    • ZIRP
      ZIRP sagte:

      Die allmähliche Japanisierung hier macht mir ebenfalls Sorgen:

      Sicher gibt es immer wieder Einzelne, die davon hier, aber auch international profitieren.

      Für die ganze Gesellschaft geht es aber den Bach hinunter.

      Wird so leider auch nicht an Schulen gelehrt.

      Siehe dazu im Vergleich die amerikanische Federal Reserve Bank, die allmählich mit ihrem Leitzinssatz wieder über der eh schon geschönt berechneten Teuerungsrate liegt, während hier (wie auch in Japan) dem lächerlichen Märchen mit dem “Inflationsziel”, das man durch die extreme Geldpolitik erreichen wolle, in der Presse zu viel unkritischer Raum und in der Bevölkerung zu viel Glauben geschenkt wird.

      Antworten
  7. SB
    SB sagte:

    Weil wir gerade bei Zombies sind…

    Es gibt nicht Unternehmen, die zu Zombies sind, sondern auch sehr viele “beschäftigte” Menschen. Die Kernfrage diesbezüglich ist: “Würden die Menschen Sie freiwillig dafür bezahlen, was Sie tun?”

    Dazu ein lesenswerter Beitrag von Bill Bonner auf rottmeyer.de aus dem Jahr 2014: Sind Sie ein Zombie? http://www.rottmeyer.de/sind-sie-ein-zombie/

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  8. Für einen starken Euro - Helmut Kohl
    Für einen starken Euro - Helmut Kohl sagte:

    Ich gebe zu bedenken, daß die Verzinsung von 10jährigen, portugiesischen Staatsanleihen vor gerade einem Jahr noch mit “non-investment-grade” – Rating satte 200 Basispunkte (um 4% p.a.) höher als heute war:

    https://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds

    https://web.archive.org/web/20170316000910/https://www.bloomberg.com/markets/rates-bonds

    Weil in einer zukünftigen Krise erneut eine Herabstung des Ratings und entsprechende Kursverluste anstehen.

    Siehe auch Zusammensetzung des nationalen Aktienindex PSI 20 ohne einen größer bekannten Einzelwert mit internationaler Bedeutung und Geschäftstätigkeit:

    https://www.onvista.de/index/top-flop/PSI-20-Index-324727

    Eben auch vor dem Hintergrund, daß Staatsschulden noch nie getilgt, sondern nur weginflationiert oder durch Staatsinsolvenz verloren gingen.

    Siehe auch das geschrumpfte (!) BIP von Portugal, das ein “Herauswachsen” aus den hohen Staatsschulden von Portugal (125% des BIP) im Grunde unmöglich macht:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14411/umfrage/bruttoinlandsprodukt-bip-in-portugal/

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167464/umfrage/staatsverschuldung-von-portugal-in-relation-zum-bruttoinlandsprodukt-bip/

    An so etwas sieht man rückblickend auch den Schwachsinn der Eurokraten von vor 25 Jahren, völlig unterschiedliche Volkswirtschaften – hier quasi ein Schwellenland – über eine Einheitswährung zu vereinigen.

    Damals gab es noch die Meinungsführerschaft der systemtragenden Medien, so daß man dies den überwiegend internetlosen Zeitgenossen als tolles Zukunftswerk verkaufen konnte:

    https://www.gettyimages.de/detail/nachrichtenfoto/wahlplakat-der-cdu-in-bonn-mit-der-aufschrift-f%C3%BCr-nachrichtenfoto/875826980

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    • eurosklerose
      eurosklerose sagte:

      Die Rückkehr zu einer eigenen, naturgemäß schwachen Währung (“neuer Escudo”) bei den aktuell festgeschriebenen, niederen Zinssätzen der portugiesischen Staatsanleihen wäre mittelfristig eine Chance, auch ohne Staatsinsolvenz der heutigen Überschuldung zu entkommen und wieder auf niederem Niveau eine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erlangen.

      Gleiches gilt für quasi für alle Staaten Südeuropas, insbesonders auch Italien und Griechenland.

      Hauptvoraussetzung wäre der Wegfall der heutigen Politikergeneration, die das Desaster mitverantwortet haben wie Frau Dr. Merkel (“Scheitert der Euro, scheitert Europa”).

      Bei Frau Dr. Merkel ist das in drei Jahren der Fall.

      Es wird zwar eine gewisse Zeit bitter sein, vergleichbar wie einst in Irland von 2009 bis 2013, aber daran sieht man auch, daß sich Wohlstand nicht aus dem Nichts erschaffen läßt. Im Grunde ist dies die Rückabwicklung des Scheinwohlstands seit der “Euro-Konvergenzphantasie” seit 1995.

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  9. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: “Aber das setzt entsprechenden politischen Mut voraus und einen Staat, der sich das glaubhaft leisten kann.”
    Das mit dem politischen Mut unterstreiche ich gerne, das mit dem leisten können nicht. Kann es sich ein Staat denn leisten, auf den bail-in von Aktionären und Kreditgebern zu verzichten? Besser wäre es gewesen, der Staat (in dem Fall meine ich den supranationalen “Staat” namens EU inkl. EZB) hätte sich es nicht leisten können. Portugal alleine ohne EZB hätte es langfristig wohl besser gemacht, aber warum sollen sie, wenn Nordeuropa bürgt? Dann wären die Zombies pleite gegangen und dann hätten die Banken ihre Aktionäre und Gläubiger beteiligen müssen. Und es wäre ähnlich wie in Island später wieder aufwärts gegangen. So warten jetzt halt alle, bis sich auch die Nordeuropäer diese sozialistischen Ideen nicht mehr leisten können.
    Das was alleine wirklich fehlt ist der Mut der Politik in ganz Europa, frische Arbeitslosigkeit zuzulassen, wenn die Zombies pleite gehen, und dem Bürger zu sagen, dass sein “Guthaben” bei einer Bank in Wirklichkeit nur eine privatrechtliche Forderung ist, die auch ganz oder teilweise wertlos werden kann, was ihm auch passieren kann, wenn er seinem Nachbarn Geld leiht. Und dieser fehlende “Mut” wiederum liegt vor allem daran, dass unsere Geld- und Fiskalpolitiker schon längst mehr an den Sozialismus als an den Kapitalismus glauben, einschließlich der bekanntesten Medienvertreter und Wissenschaftler. Und das ist das eigentliche Drama in Europa schon seit bestimmt 100 Jahren.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      >Kann es sich ein Staat denn leisten, auf den bail-in von Aktionären und Kreditgebern zu verzichten?>

      Der Staat vielleicht schon, nicht aber die Gesellschaft.

      In Italien wäre der Teufel los gewesen – mit ganz anderen als den besorgniserregenden Wahlergebnissen, die wir jüngst gesehen haben –, wenn z. B. mit einem bail-in bei der Monte Paschi Bank Siena deren Gläubiger mit EUR 2 Mrd. zu Kasse gebeten worden wären.

      Richtig, wenn die Italiener nicht in der Eurozone wären, hätte es so laufen können wie in Island – ein brutal harter Schmerz mit kurzer Betäubung, aber dann wieder aufwärts.

      Italien ist aber IN der Eurozone und da ist das nicht möglich.

      Denn es hätte ganz sicher eine Kapitalflucht gegeben, u. a. auch nach Deutschland, durch die vermutlich die Immobilienpreise hierzulande noch stärker gestiegen wären.

      >Das was alleine wirklich fehlt ist der Mut der Politik in ganz Europa, frische Arbeitslosigkeit zuzulassen, wenn die Zombies pleite gehen>

      GENAU – das ist der Punkt:

      Die Politik wird BESTRAFT, wenn sie Arbeitslosigkeit vermeiden kann, sie aber nicht vermeidet.

      Das ist bei Zombie-Insolvenzen der Fall, also vermeidet sie diese.

      Die Politik wird NICHT bestraft, wenn die Arbeitslosigkeit privatwirtschaftlich ohne Großinsolvenzen geschaffen wird.

      Um bei den Banken zu bleiben:

      Der Kostendruck verlangt, dass Doppelfunktionen bei Postbank/Deutsche Bank abgebaut werden, was zum Verlust von ca. 6.000 Arbeitsplätzen führen wird. Da die DB (noch) nicht insolvent ist, kann der Abbau sozialverträglich erfolgen und tangiert somit die Politik erst einmal nicht.

      Noch einmal anders ist es in STRUKTURSCHWACHEN Regionen.

      Siemens/Görlitz:

      Dort Arbeitsplätze abzubauen, ist auch für die Regierung bedrohlich. Denn in dieser Region hat die AfD bei der Bundestagswahl bereits zwei Direktmandate gewonnen und sie gewann die meisten Zweitstimmen in Sachsen.

      Die Politik hat massiven Druck auf Siemens ausgeübt, den Arbeitsplatzabbau in Görlitz zu „überdenken“, um bei den Landtagswahlen im nächsten Jahr ein Desaster für die CDU abzuwenden (die SPD findet eh nicht mehr statt).

      Vermeidung von Arbeitslosigkeit ist das DOGMA der entwickelten Volkswirtschaften.

      Gelingt das nicht, ist soziale und politische Instabilität die Folge, siehe USA, Italien und, wenn wir irgendwann einmal aus der Wohlfühlblase gefallen sind, siehe auch Deutschland.

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Hr. Tischer: Ich bin mir nicht sicher, ob uns etwas Instabilität nicht gut täte, um Fortschritte zu erzielen. Aktuell fühlt sich der hiesige Zustand für mich nicht nur stabil, sondern geradezu stagnierend an. Natürlich nicht Instabilität wie in Syrien, aber ich nehme wieder das Beispiel Island oder auch die osteuropäischen Staaten in den frühen 90ern ohne Jugoslawien.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        Ich denke, dass ich Sie verstehe.

        Instabilität ist allerdings problematisch.

        Sie wird aber unvermeidbar kommen, weil die Regierungen nicht den – angesichts der tiefgreifenden Veränderungen – mittlerweile schon krankhaften KONSENS aufgeben wollen, dass alles, aber auch alles getan werden muss, damit es keinem einzigen Menschen einen Deut schlechter geht und zwar auch dann, wenn es ihm nicht wirklich schlecht geht.

        Wenn sie wenigstens noch glaubhaft darlegen könnten, dass es GLEICHZEITIG neue Perspektiven gibt, wenn auch mit Ungewissheit behaftete, hätte sie es leichter und wir könnten ungleich fordernder verlangen:

        Lasst die Veränderungen zu!

        Ich sehe Ansätze – noch sehr zögerliche, aber immerhin – wenn z. B. die neue Ministerin Giffey sagt, dass Leute befähigt werden müssen, mehr zu verdienen, statt die Sozialsätze zu erhöhen.

        Solche Aussagen sind natürlich Dynamit für die SPD-Linken.

        Daher kann von einem Umdenken und Umsteuern natürlich keine Rede sein, aber immer mehr Verantwortliche mit PRAXISERFAHRUNG scheinen zu erkennen, dass das Land mit einem Weiter so an die Wand fährt und letztlich nicht mehr regierungsfähig sein wird.

        Die Menschen werden immer unruhiger und glauben den Politikern immer weniger.

        Ich wünsche mir sehr, es dämmerte denen, dass sie mit Verleugnen der Realitäten und Kaschieren der Defizite auf wachsende gesellschaftliche Instabilität zusteuern.

        Eine hoffentlich konstruktiv-kritische AfD im Parlament, die Öffentlichkeit und hier insbesondere die Medien bis zu Blogs wie diesen müssen immer wieder den Finger in die Wunde legen, damit das Land zur Realität zurückfindet.

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