“Die nächste Rezession wird ein Endspiel an den Finanzmärkten auslösen”

Albert Edwards, geschätzt und verhöhnt zugleich als ewiger Crashguru und Begründer der Eiszeittheorie, äußert sich im Interview mit der NZZ:

  • „Wann der nächste Einbruch an den Finanzmärkten kommen wird, lässt sich nicht vorhersagen, aber für Albert Edwards steht schon heute fest, was den Börsen das Genick brechen (…) die exzessive Verschuldung amerikanischer Unternehmen (…) die Nettoverschuldung der im Russell-2000-Index zusammengefassten kleineren und mittelgroßen Gesellschaften (hat sich) seit Ende 2009 fast verfünffacht.“ – bto: Die Verschuldung der Unternehmen haben wir bei bto schon mehrfach angesprochen. In der Tat würde hier bei einem wirklichen Zinsanstieg Ungemach drohen.
  • „Früher oder später werde es in den USA zu einer Rezession kommen. Die Gewinnerwartungen und die tatsächlichen Gewinne vieler Unternehmen würden daraufhin einbrechen. Die Finanzierungskosten seien aber gegeben, und etliche Unternehmen würden unter der Zinslast einknicken (…).“ – bto: Und die Zinsen steigen, weil die Kreditausfallwahrscheinlichkeit steigt. Dann kommt es zur Zange.
  • „Keinerlei Vertrauen hat Edwards dagegen in die Fähigkeiten der Notenbanken, den Konjunkturabschwung ewig aufhalten zu können. Im Gegenteil: Der von der US-Notenbank Fed – wenn auch nur zaghaft – eingeschlagene Weg der Normalisierung der Geldpolitik berge das Risiko, die Konjunktur erst recht abzuwürgen.“ – bto: weil wir in einer hoch-geleverageden Welt keine höheren Zinsen verkraften können. Ich kann mir auch nicht denken, dass wir sie wirklich bekommen, eben wegen dieser Gefahr.
  • „Kommt es zu der angesprochenen Rezession, sieht Edwards für die Finanzmärkte und vor allem für die risikoreichen Anlageklassen schwarz. Dies vor allem, weil heute alles enorm teuer sei. Blicke man beispielsweise auf das Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise-Value) zum operativen Gewinn auf Stufe Ebitda, so befinde sich dieses für den globalen Aktienmarkt auf einem historischen Hoch und für die US-Börsen auf dem gleichen Niveau wie während der Tech-Blase (…).“ – bto: Das ist in der Tat ein Maß an Überbewertung, das sich nicht mehr alleine mit tiefen Zinsen erklären lässt. Ohnehin ist es logisch inkonsistent steigende Gewinne anzunehmen, wenn zugleich die Zinsen tief bleiben, signalisieren diese doch geringes Wachstum.
  • „Angesichts der hohen Bewertungen hält Edwards einen Absturz um 50 % beim US-Aktienindex S&P 500 für realistisch; Anleihen von Firmen mit einer schwächeren Bonität seien dann Giftmüll‘.“ – bto: was – das muss ich auch gestehen – aus heutiger Sicht nicht vorstellbar ist.
  • „Man müsse sich dann auf eine Situation einstellen, in der sich die US-Zinsen an jene in der Euro-Zone und in der Schweiz anglichen und das Fed nicht davor zurückschrecke, mit Helikoptergeld um sich zu schmeissen, um eine langjährige Deflation wie in Japan zu vermeiden.“ – bto: Da bin ich wiederum an Bord. In Europa erst recht.
  • „Edwards hofft zwar, dass seine Befürchtungen nicht eintreffen, rät Anlegern jedoch dazu, sich für ein solches Szenario zu wappnen. Als dafür geeignet sieht er langfristige Staatsanleihen, defensive Aktien, Liquidität und vor allem Gold.“ – bto: langweilig, aber richtig.

→ NZZ: Die nächste Rezession wird ein Endspiel an den Finanzmärkten auslösen”, 2. Oktober 2017