Die Inflation ent­stammt der Noten­presse

Beat Kappeler war schon zweimal bei mir im Podcast zu Gast. Einmal ging es um die Vorteile des amerikanischen Sozialsystems mit einer negativen Einkommensteuer und das andere Mal um das Schicksal der heimlichen Euro-Mitglieder in Afrika. In einem Beitrag für das Austrian Institut ist er auf einer Linie mit einem anderen meiner Podcast Gäste, Tim Congdon, der die Inflation mit der massiven Ausweitung der Geldmenge vorhergesagt hat und nun mit Blick auf die rückläufigen monetären Indikatoren eine Rezession erwartet.

Kappeler fokussiert auf die Ursachenanalyse:

  • “Das letzte Mal wüteten solche Raten gegen Sparer und Konsumentenhaushalte in den frühen Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Damals aber bekam man auf dem Bankkonto immerhin 5 Prozent Zins, auf Weltbank-Obligationen 8 Prozent. Nichts von alledem heute – die Sparzinsen sind künstlich durch die Notenbanken gedrückt und liegen immer noch bei null.” – bto: Das stimmt und dies nicht nur in Europa. Die Verschuldung ist einfach zu hoch.
  • “Die Notenbanken übertünchten seit der Finanzkrise 2008 die damals schon unhaltbare Schuldenlage von Staaten, Firmen, Haushalten mit immer neuem Geld, dasselbe erneut in der Eurokrise und dann wieder in der Covid-Krise.” – bto: Dennoch ist es für viele überraschend, dass es jahrelang keine Inflation gab und nun plötzlich doch.
  • “Es sind auch nicht die Lieferengpässe oder die knappere Energie, welche das allgemeine Preisniveau treiben. (…), wenn nicht die Geldwalze gedreht hätte, könnte man die höheren Preise infolge der Knappheiten nicht einfach bezahlen, man könnte einander nicht überbieten, sondern müsste sparen. Die Möglichkeit des Sparens aber hat der Vulgärkeynesianismus, die Ankurbelungslehre mit Hilfe der Notenpresse, aus den Köpfen verbannt. Jetzt heißt es einfach: Durchfinanzieren.” – bto: Man hat letztlich jede Art der Budgetbegrenzung abgeschafft.
  • Die Kalenderdaten, an denen das geschah, lassen sich genau bestimmen. Nach der Geldschöpfungswelle 2008 und 2012 (…) sollte einerseits den überschuldeten Staaten jede wünschbare Covid-Ausgabe ermöglicht werden, andererseits konnten viele neue Ausgaben gleich mitfinanziert werden.” – bto: Und das war der Politik doch hoch willkommen. Scholz wäre als sparsamer Finanzminister sicherlich nicht Kanzler geworden (O. k., der Gegner war sehr schwach.)
  • “Die Politiker hatten direkten Zugang zur Notenpresse erhalten. Die USA gaben mehrmals Tausend-Milliarden-Pakete unter den Präsidenten Trump und Biden aus, die EU-Mitglieder nahmen, wie es hieß, ‘zur gesamten Hand’ 750 Milliarden Schulden auf – wenn also Italien & Co nicht mehr zahlen können, zahlt Deutschland – und die EU selbst will 1 000 Milliarden künftige Jahresdefizite anhäufen, was aber die Europäischen Verträge verbieten.” – bto: Bis jetzt haben uns Verträge nicht davor geschützt.
  • “Nicht genug damit, der Weltwährungsfonds verlautbarte am 2. August 2021 in aller Stille: IMF Governors Approve a Historic US$650 Billion SDR Allocation of Special Drawing Rights (IWF-Gouverneure genehmigen eine historische SZR-Zuteilung von Sonderziehungsrechten in Höhe von 650 Mrd. US-Dollar). Diese neu ausgegebenen Sonderziehungsrechte sind ‘Buchgeldschöpfung’ des Währungsfonds. Er schreibt den Mitgliedstaaten aus dem Nichts solche Summen gut, diese können bezogen und untereinander für Schuldzahlungen verwendet werden. Sie sind Geldschöpfung pur und erlauben den Staaten erneut, weit über ihre Verhältnisse zu leben, lies: die Steuerkompetenzen der Parlamente und Wähler zu überspielen. Die Geldsause des Währungsfonds übrigens war die erste seit zehn Jahren, also außerordentlich, und sie ist die größte Geldschöpfung auf einen Strich, die in der Weltgeschichte je stattgefunden hat.” – bto: Das Geld findet seinen Weg in die Realwirtschaft, wenn Staaten es ausgeben oder den Bürgern in die Tasche stecken.
  • “Und nun tun die Notenbanken so, als ob sie überrascht wären. Allerdings mussten sie jetzt die Umkehr ankündigen, höhere Zinsen und einen Stopp der Schulden-Aufkäufe. (…) Die Folgen einer solchen Umkehr wären jedoch dramatisch. Auch wenn, wie die Notenbanken insgeheim hoffen, die Inflationsraten vielleicht mal auf 5% zurück gehen, werden bei freien Kapitalmärkten die Zinsen auf 6-8% ansteigen. Das heißt für die USA, dass die 30 000 Milliarden Staatsschulden dann 1 000-2 000 Milliarden Dollar jährlich an Zinsen kosten, viel mehr als das ganze Militär des Imperiums. Oder als alle Sozialprogramme. In der EU werden Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich, Belgien ihre Budgets mit gegen zehn Prozent Zinsausgaben belastet sehen. Das alles ist natürlich für diese Staaten untragbar. Folge wären Staatsbankrotte, das Ende des Euro und das Ende der Interventions- und Umverteilungsstaates.” – bto: Also wird nicht passieren.
  • “Gegenwärtig werden Hundertmilliarden-Programme für alle Arten neuer Energien aufgesetzt, den Konsumenten werden die Energiepreise subventioniert. Allein das bankrotte Italien hat dafür soeben 18 Milliarden Euro gesprochen. Frankreich, überschuldet, lässt den Atomstrom billig fließen und ruiniert auf diese Weise seine staatlichen Kraftwerke. Die bankrotten Rentensysteme werden durchfinanziert. Man muss einmal zusammenrechnen, wie weit die früheren Marktgesellschaften durch hoheitliche Finanzen und Programme ausgehebelt worden sind.” – bto: Wir sind in sozialistischen Zeiten und das Witzige ist, überall ist von Neoliberalismus die Rede …
  • “Die wahrscheinlichere Variante wird eine weiterlaufende Inflation sein, sowie jede Art finanzieller Repression, eine wahre Liste von Folterwerkzeugen gegen die Bürger: Maximalzinsen-Dekrete, Zwangsanleihen bei Versicherungen und Pensionskassen, Einfrierung der Banksichtguthaben bei den Notenbanken, Umschuldungen der Staatsschulden auf 100 Jahre, allenfalls auch deren Annullierung, soweit die Notenbanken sie halten, bis hin zu Kapitalexportverboten.” – bto: Kapitalverkehrskontrollen hat der IWF schon vor Jahren als legitimes Instrument gesehen.

“Worte wie ‘Trendwende’ oder ‘Zeitenwende’ werden oft angeführt. Diesmal treffen sie zu.” – bto: Damit hat Kappeler Recht.

austrian-institute.org: „Nach der Durchfinanzierung mit der Notenpresse nun die Inflation”, 19. Mai 2022