Die hohe Unter­nehmens­verschuldung belastet nach Corona noch mehr

Immer wieder war die hohe Verschuldung der US-Unternehmen Thema auf diesen Seiten:

→ Brechen die BBB-Bonds nach unten durch?

Auch die im Zuge der Corona-Krise aufgenommenen Schulden werden die Wirtschaft nachhaltig belasten, weshalb ich entsprechend dafür plädiert habe, über kluge Wege der Entschuldung nachzudenken.

Nun aber der Blick auf die Lage in den USA. Die FINANZ und WIRTSCHAFT (FuW) berichtet:

  • “Die Rettungsnetze, die durch die Notenbanken und Regierungen für die Privatwirtschaft aufgespannt wurden, scheinen ihren Zweck zu erfüllen. (…) Ein Vermächtnis werden gewaltige Schuldenberge sein (da) die Konjunkturhilfen für Unternehmen in den meisten Fällen keine Geschenke sind. Ganz im Gegenteil, ein Grossteil der Unterstützung wird in Form von Krediten gesprochen.” – bto: Wir bekommen die Verstaatlichung durch die Hintertür.
  • “Gemäss Statistiken des Federal Reserve sind die US-Unternehmensschulden allein im ersten Quartal 2020 auf annualisierter Basis um nahezu 19% gestiegen. Die Schuldenlast des Nichtfinanzsektors im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt hatte 2019 bereits 45% erreicht und strebt aktuell 50% an. Das wird nur vom Niveau zu Zeiten der Grossen Depression in den Schatten gestellt. (…) Sollte der Zinszyklus dereinst drehen – nicht wenige Experten erwarten eine höhere Inflation –, verschärft sich die bilanzielle Lage vieler Firmen markant.” – bto: Dann muss die Fed halt alles kaufen – oder?

Denn vergessen wir nicht, die Schulden waren schon hoch!

Quelle: FuW

  • “Es ist davon auszugehen, dass der Cashflow und die Ertragslage vieler Gesellschaften noch lange, nachdem die Pandemie ausgestanden ist, eher dürftig bleiben werden. Darüber hinaus sind die Konkurszahlen deutlich gestiegen und werden weiter klettern. Das Institute of International Finance schätzt den Nominalwert aller Unternehmensanleihen in Zahlungsverzug derzeit auf 70 Mrd. $ weltweit – zwei Drittel der säumigen Zahler sind in den USA beheimatet.” – bto: Kein Wunder, wurde es doch dort besonders wild getrieben.
  • Die Jagd der Investoren nach Rendite hat zu einer Flut von Unternehmensanleihen mit BBB-Rating und von Ramsch­anleihen und somit zu einer deutlichen Zunahme der entsprechenden Risiken geführt. Diese Kategorien von Obligationen der Unternehmen niedriger Bonität machen heute mehr als 60% aller ausstehenden Unternehmensanleihen aus.” – bto: und dürften auch ehrlich gerechnet nicht mehr alle BBB sein. Aber Schuldner, Gläubiger und Ratingagenturen halten an der Illusion fest.
  • Folglich müssen die Sparbemühungen der Unternehmen in den kommenden Jahren forciert werden. Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht ist verhängnisvoll, dass der Rotstift auch bei den Investitionen in Ausrüstungsgüter, Jobs und Forschungstätigkeit angesetzt werden wird. Unternehmensumfragen weltweit belegen, dass der Gürtel in vielen operativen Bereichen enger geschnallt werden muss. Das Cash, das die Unternehmen teilweise seit Beginn der Krise auf den Bilanzen anhäuften, wird rasch aufgebraucht sein.” – bto: Deshalb brauchen wir eine Lösung für die Schulden und die kann nur “kreativ” sein – Endlagern und auf Zeit spielen. 
  • Spannend dürfte es werden, wenn alle am Markt gehandelten Befürchtungen eintreffen. Dann sähe sich die Welt konfrontiert mit rekordhohen Schulden seitens Staaten und Unternehmen. Gepaart mit wirtschaftlicher Stagnation und Inflation – der sogenannten Stagflation – sähen sich die Notenbanken erneut ungeahnten Herausforderungen gegenüber.” – bto: Zinsen tief halten und De-Leveragen, was das Zeug herhält. Es muss so laufen. 

→ fuw.ch: “Schuldenlast gefährdet die Erholung”, 19. Juni 2020