Die Gefahr lauert bei den Bonds

Bekanntlich steht es nicht gut um die Qualität der Bilanzen der US-Unternehmen. Hohe Schulden sind ein erhebliches Risiko für die Finanzstabilität. → Das steht hinter dem Crash: gefährliche Bilanzschwäche der US-Unternehmen

Klare Schlussfolgerung: Es ist gefährlich, in High Yield Bonds zu investieren. Noch scheinen das die Märkte jedoch nicht so zu sehen, wie die FT kritisch bemerkt:

  • “(…) there are signs of inconsistencies within the bond market. It is not just a question of the market as a whole being expensive after years of central bank intervention; it also seems as though the risks of both rising interest rates and rising defaults are being underpriced.” bto: Die Zinsen der schwächeren Schuldner steigen überproportional, sobald das Ausfallrisiko wieder als relevant angesehen wird – wie ich schon schrieb.
  • “(…) both intermediate-term bonds, which are barely yielding any more than short-term bonds, and “high-yield” bonds, which are barely yielding more than higher quality bonds, are repaying investors very little for taking extra risk.” bto: Das unterstreicht nochmals die Gefährlichkeit der Situation.
  • Zunächst zum allgemeinen Risiko steigender Zinsen: “The following graph shows the spread in yields between the two- and ten-year Treasury bond (in blue) and what the market expects inflation to be (in green). (…) Over the past twenty years, there have only been three instances when the spread has been this low: right before the 2001 and 2007-2009 recessions, and today.” bto: Was braucht man denn noch als Indikator?

Quelle: FINANCIAL TIMES

  • “Meanwhile, when it comes to credit risk, high-yield bonds carry close to a record low yield, in absolute terms or compared to Treasuries”. bto: Das wiederum ist der Wahnsinn!

.

Quelle: FINANCIAL TIMES

  • “Over the past twenty years, there has only been one other time when the yield-to-worst [the lowest possible yield that can be received on a bond without the issuer actually defaulting] has been lower than today’s ~5.8% yield, when yields dipped below 5.3% in 2013. The high-yield market went on to post a 10%+ drawdown over the next two years, while the broader bond market was down less than 5%. (…) These numbers might make sense (…)  if leverage were reducing, bringing default risk down with it.” bto: Doch das Gegenteil ist der Fall!

Quelle: FINANCIAL TIMES

  • “So the sector is as leveraged as ever. Alternatively, covenant quality might be improving, meaning investors would be able to retrieve more in the case of default. Except it isn’t”. bto: Das hatte ich bei bto schon ausführlich. Wir haben Tiefstzinsen und fehlende Sicherheiten zugleich. Wow.

Quelle: FINANCIAL TIMES

Fazit FT: “The US fixed income has found its way to a very precarious place. It will be interesting to see how it navigates the next year – and that in turn will provide great lessons for credit markets in Europe, where the retreat from QE still lies in the future.” bto: Damit wären wir wieder bei den Zombies der Eurozone. Was für einen Mist haben wir uns da eigentlich eingehandelt!

FT (Anmeldung erforderlich): “Authers’ Note: Precarious credit markets”, 12. März 2018

Kommentare (25) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Horst
    Horst sagte:

    “Die Stabilität des Finanzsystems steht erneut auf dem Spiel.”

    Ich bitte Sie; welch reißerische Aussage, steht die Stabilität des Finanzsystems doch seit Anbeginn des modernen Geld- und Kreditsystems – seit den Sumerern 3000 v. Chr. – bereits auf dem Spiel.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Horst: hier verstehe ich Sie nicht. Natürlich steht in der Geschichte von Krieg und Frieden bis zur Finanzstabilität grundsätzlich immer alles auf dem Spiel. Aber ist für mich schon ein Unterschied, ob ich mich ganz aktuell oder nur abstrakt fragen muss, ob der Geldautomat meiner Bankfiliale mir noch etwas gibt oder nicht. Nicht ohne Grund haben Frau Merkel und Herr Steinbrück vor ein paar Jahren eine Fernseherklärung abgegeben, die beruhigend wirken sollte und wohl auch beruhigend gewirkt hat. Derzeit sehe ich in Deutschland weniger Nervosität als 2009. Wenn Sie Anschauungsmaterial brauchen, empfehle ich Ihnen die Schlagworte „Zypern“und „Bargeld“ für eine Internetrecherche.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        > Aber ist für mich schon ein Unterschied, ob ich mich ganz aktuell oder nur abstrakt fragen muss, ob der Geldautomat meiner Bankfiliale mir noch etwas gibt oder nicht.>

        Es ist ein gewaltiger Unterschied.

        Denn wenn der Geldautomat nichts mehr gibt – der Fall, wenn das Finanzsystem nicht mehr stabil ist –, fällt die REALWIRTSCHAFT in SCHOCKSTARRE.

        Kein Geld für Brötchen → keine Brötchen + kein Geld für Mehl → kein Mehl + kein Geld für Getreide …

        Das ist der Unterschied zu den vielen Situationen, bei denen es zwar geknirscht hat, die Räder aber dennoch nicht stillgestanden haben.

        Aktuell:

        Ich bin gespannt, wie sich die Bankenunion entwickelt und ob sie tatsächlich bis Mitte des Jahres unter Dach und Fach ist.

        Ich bin noch mehr gespannt darauf, ob sich die Banken mit der Politik anlegen und wie sie sich ihren Kunden gegenüber verhalten werden, wenn es zu einem Risikotransfer kommt.

        Wird dann die Beruhigungspille verabreicht, d. h. auf den Rechtsanspruch auf Entschädigung von Einlagern bis Euro 100.000 verwiesen, der zwar bei Insolvenz einer oder weniger Banken greift, beim Systemkollaps aber eine Illusion ist?

        Interessant wird auch sein, wie das Thema in der Öffentlichkeit diskutiert wird und vor allem, ob es im Bundestag Wellen schlägt. Daran ist auch zu messen, wie sehr sich die Bürger um ihre Angelegenheit kümmern.

        Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es zu einem stillen Bankrun kommt und Frau Merkel und Herr Scholz antreten müssen, der Bevölkerung gegenüber GARTANTIEN abzugeben, die sie im Ernstfall nie einhalten könnten.

        Unabhängig davon werde ich bezogen auf meine Bankeinlagen in erheblichem Umfang Bargeld horten.

  2. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Hohe Schulden sind ein erhebliches Risiko für die Finanzstabilität.>

    FINANZSTABILITÄT – genau darum geht es letztlich, um Junk Bonds oder Zombie-Unternehmen geht es erst in zweiter Linie.

    Warum ist das so?

    Wie auch hier immer wieder festgestellt wurde und, soweit ich sehe, nicht wirklich bestritten wird, dass nämlich die gewünschten Ersparnisse mit den intendierten Investitionen seit langem nicht im Gleichgewicht und daher die Zinsen realwirtschaftlich bedingt seit den 80er Jahren kontinuierlich gesunken sind (savings glut).

    Das war mit fallenden Margen für die Banken verbunden.

    Diese haben das dadurch KOMPENSIERT, dass sie MEHR Kredite vergeben haben (bei gesunkenen Zinsen auch möglich).

    So wurde u. a. die Fracking-Industrie in USA mit mehrstelligen Mrd.-Summen finanziert, und natürlich auch Zombie-Unternehmen, um die Bankbilanzen nicht zu belasten.

    Unabhängig von realwirtschaftlichen Preisänderungen und damit den Renditeerwartungen, z. B. für Unternehmen in der Öl- und Gasförderung, kommt BRANCHENÜBERGREIFEND auf Unternehmen mit hoher Fremdfinanzierung ein KOSTENSCHOCK zu: die Refinanzierung wird durch gestiegene Zinsen TEURER.

    Damit kommen die Banken unter Druck, weil das tendenziell steigende Volumen ausfallender Kreditbedienung auf deren Rendite und letztlich über Abschreibungen deren Kreditfähigkeit gefährdet.

    Die Stabilität des Finanzsystems steht erneut auf dem Spiel.

    Das ist der Hintergrund für die fast spürbare Panik, mit der im Hintergrund an einem Europäischen Währungsfonds (EWF) und einer Bankenunion gearbeitet wird.

    Alles wie gehabt, mal wieder die üblichen Rettungsmanöver und ein übereifriger Macron?

    Ich glaube es nicht.

    Die ZUSTIMMUNG dafür von den nationalen Regierungen und ihren Parlamenten zu erhalten, wird deutlich schwieriger.

    In Deutschland ist die Parlamentsmehrheit der Regierung deutlich kleiner als in der letzten Legislaturperiode als es um vergleichsweise Peanuts ging, etwa der „Rettung“ Griechenlands. Und der Widerstand gegen Transferzahlungen und Risikoübernahme wächst WEGEN wachsender nationaler Verteilungskämpfe, nicht zuletzt wegen der Integrationskosten.

    Ich kann und will keine Prognose abgeben, aber es könnte eng werden für die Regierung Merkel.

    Die Debattenbeiträge zum Haushalt haben das m. A. n. deutlich gezeigt.

    Scholz steht bei der schwarzen Null im Wort.

    Man kann bezweifeln, ob er das Versprechen halten kann.

    Es ist jedenfalls eine Ansage, an der gemessen werde wird und es ist auch eine Ansage an die eigene Partei, die deren Gemüter nicht beruhigen wird.

    Antworten
  3. Timo
    Timo sagte:

    High Yield Bonds mit anderen Bonds zu vergleichen, ist etwas irreführend. HY haben eine Korrelation von ca. 0,6 mit dem S&P, dagegen nur von ca. 0,2 mit dem Barclays Agg., gegenüber Treasuries ist sie sogar leicht negativ. Man sollte sie also eher mit dem Aktienmarkt vergleichen. Von 1986 bis 2017 hat HY etwa 8,5% erbracht, bei einer ann. Volatilität von 8%, gegenüber 10,9 vom S&P bei, erheblich höherer Vola von 14,9. Bei momentan allen hoch bewerteten Assetklassen, bietet der HY Bereich zumindest eine Positivrendite mit niedrigerem Risiko, als am Aktienmarkt. So liegt das Beta von HY bei ca.0,3 gegenüber S&P. Der höchste Verlust mit HY in den letzten 30 Jahren lag bei ca.30% gegenüber 50% des S&P. Aus diesem Grund würde ich HY eher als Aktienersatz ansehen, denn als Bond-Alternative.

    Antworten
    • troodon
      troodon sagte:

      Das ist der Blick in den Rückspiegel… mal sehen, wie es mit HY in der nächsten Krise gegenüber Aktien mit geringer Verschuldung aussieht…

      Antworten
      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @troodon: Sehe ich auch so. Die Daten von Timo sind leider ab 1986. Interessant dürfte eher das Verhalten von HY von 1929 bis 1933 sein, denn beim margin call werden wir wohl eher Erschütterungen in der Größe von 1929 als 1987 erleben. Ob es hierzu Daten gibt, weiß ich nicht.

      • Timo
        Timo sagte:

        Meine Kristallkugel ist trübe, also bleibt nur der Blick zurück. Wie haben gering verschuldete Unternehmen in der Finanzkrise abgeschnitten ? Microsoft hat 53% verloren, Apple 57%,Berkshire 45%, ishares HY Corporate hat 29% verloren.
        1929 hat es m.W. nach noch kein HY gegeben.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Timo: HY-Produkte hat es meines Wissens 1929 noch nicht gegeben. Schlechte Schuldner schon zur Zeit der alten Griechen. Ist m.E. dasselbe, bloß umetikettiert.

  4. Thorsten Schuppenhauer
    Thorsten Schuppenhauer sagte:

    Eigentlich läuft es auf Schumpeters Aussage hinaus, dass der Kapitalismus auf den Sozialismus hinausläuft. Keine schöne Erkenntnis.
    Thorsten Schuppenhauer
    k3 mapa Gmbh Wiesbaden

    Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Thorsten Schuppenhauer:

      Schumpeter diskreditierte daneben auch die Demokratie als Veranstaltung des Wählerstimmenfangs zum Zweck des Machterhalts der Berufspolitiker.

      Ebenfalls keine schöne Erkenntnis.

      Antworten
  5. Alexander
    Alexander sagte:

    Unsere Gesellschaften funktionieren nur, wenn Unternehmen “sichere” Arbeitsplätze unterhalten, damit die Schulden von “cooperate” – “private” – “government” bedient werden können. Und genau diese Firmen hat man mit Notenbank Alchemie zur Nullzins Tarantella (vgl. Heinsohn) verführt…..

    Wie schon bei den staatlichen Immobilienfinanzierern in den USA, wird die Notenbank beim Crash großzügig verstaatlichen müssen um die Kernschmelze zu verhindern.

    Ich sehe das Eigentum, dessen Ursprung und Schutz ein Staat ist – zum Staat zurück kehren…

    Antworten
    • Horst
      Horst sagte:

      Ja, das römische Eigentumsrecht, Grundlage des europäischen Rechtsverständnisses – erschaffen, um zu bewahren (das Eigentum der Aristokraten) und zu unterdrücken (Nicht-Bürger, Unfreie, unterworfene Völker).

      Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Alexander: Ihrem letzten Satz würde ich bei aller Zustimmung zu Ihrem restlichen Kommentar widersprechen. Der Staat ist nicht Ursprung des Eigentums, bestenfalls sein Beschützer. Selbst indigene Völker ohne Staatsaufbau mit einer zweistelligen Zahl von Personen kennen Privateigentum. Und wer schon mal versucht hat einem kauenden Dobermann seinen Lieblingsknochen wegzunehmen, lernt auch sehr schnell außerstaatliche private Eigentumsvorstellungen kennen…

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        >Der Staat ist nicht Ursprung des Eigentums, bestenfalls sein Beschützer.>

        So ist es.

        Spätestens seit John Locke ist das in den Genen der westlichen Gesellschaften fest verankert:

        „Political power, then, I take to be a right of making laws with penalties to death, and consequently all less penalties, for the regulating and preserving of property …” (wobei er unter “property” nicht nur materielles Eigentum, sondern auch Freiheiten meinte)

        Aber – entscheidend – die Modalitäten haben sich seitdem verändert.

        Heute geht es beim Eigentum um RENDITE, sei es bei der eingesetzten Arbeitskraft, sei es beim Kapital.

        Der ANSPRUCH an den Staat ist heute nicht, Eigentum zu erhalten, sondern durch Regulierung, Subventionen und Handelsabkommen etc. dafür zu sorgen, dass die RENDITE des jeweiligen Eigentums gesichert und möglichst hoch ist.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Wolfgang Selig

        Der Gesellschaftsvertrag über die Abtretung privater Gewalt an das staatliche Gewaltmonopol garantiert im Tausch Eigentumssicherheit durch Rechtssicherheit mit der finalen Konsequenz von Krieg. Das unterscheidet aufgeklärte Gesellschaften von den Ureinwohnern Papua Neuguineas….

        In dem Zusammenhang halte ich die Grenzöffnung als Verzicht auf das staatliche Gewaltmonopol und institutionelles Versagen der staatlichen Gewalten für so eine Warnung/Katastrophe.

        Selbstverständlich müssen sich Juristen und Ordnungsorgane darüber im klaren sein und es wird für die sozialistisch orientierten Kreise eine wahre Freuden sein, diese Gesellschaft den Bach runter zu schicken.

        Selbstverständlich wird man die Enteignung zu vermeiden wissen, hohe Besteuerung aller Einkünfte/Nachlässe + Zwangshypotheken genügen, denn alle Eigentümer sind unrechtmäßig erworben – spätestens seit galoppierender Vermögenspreisinflation und Nachfragekonjunktur aus den Aufkaufprogrammen.

        Das kleinste Problem bleiben funktionale Analphabeten, die fremdes Eigentum und physische Unversehrtheit nicht zu achten wissen….

        Der Althistoriker Egon Flaig
        https://static1.squarespace.com/static/530b8d53e4b091b1a79671f2/t/5754302040261dd73fe46a1e/1465135141535/TUMULT_flaig.pdf
        Alle Werte sind nur darum Werte, weil Menschen bereit sind, für sie Opfer zu bringen – eventuell die äußersten. Daher ist die Opferbereitschaft der Indikator dafür, ob die Wertideen in einer Gesellschaft etwas taugen oder entwertet sind.
        Hegels Dialektik des Kampfes um Anerkennung zieht die unerbittliche Konsequenz: Frei wird sein, wer die größere Bereitschaft zeigt, sein Leben einzusetzen; Sklave wird sein, wer kapituliert. <–

        Das gilt für alle Bereiche des Lebens.

      • Wolfgang Selig
        Wolfgang Selig sagte:

        @Alexander: Hegel kann ich natürlich nicht toppen, aber der sog. Gesellschaftsvertrag ist bei allem Respekt selbst in vermeintlich aufgeklärten Gesellschaften m.E. oft nur blanke Theorie. Da muss man nicht nach Papua gehen. Ich bekomme bei der Friedhofsverwaltung von Neapel ohne Bakschisch keine Grabstelle. Und wenn ich in Berlin ein neues Auto von bestimmten Marken am Straßenrand parke, wird es mit Glück nur verkratzt und mit Pech angezündet. Und von den USA mit ihren Schusswaffen oder den Banlieues in Frankreich will ich gar nicht reden. Ich sehe das Eigentum nicht zum Staat zurückkehren, sondern eine Rückkehr zum Recht des Stärkeren und eine Abkehr vom Gesellschaftsvertrag. Das heißt nicht, dass der Staat nicht zugreifen wird, sondern dass sich die Großen wie Jeff Bezos von Amazon über legale Tricks, die nur Leuten in ihrer finanziellen Gewichtsklasse offenstehen, dem Gesellschaftsvertrag entziehen können.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Wolfgang Selig

        >… der sog. Gesellschaftsvertrag ist bei allem Respekt selbst in vermeintlich aufgeklärten Gesellschaften m.E. oft nur blanke Theorie.>

        Theorie ist er sowieso, weil keiner explizit abgeschlossen wird.

        Aber die Menschen müssen daran GLAUBEN, dass es so etwas wie einen Gesellschaftsvertrag gibt.

        Sie glauben daran (und reden nicht darüber), wenn die Gesellschaft so FUNKTIONIERT, als gäbe es einen UND der Staat ihn durchsetzt.

        Sie glauben nicht daran, wenn sie nicht so funktioniert, z. B. Parallelgesellschaften existieren, die Maffia das Viertel beherrscht und Korruption das Land regiert…

        Dann nehmen die Menschen das Recht selbst in die Hand.

        Dieses Recht hat dann aller Erfahrung nichts mehr mit dem zu tun, was wir mit einem Rechtsstaat verbinden.

        Es ist in aller Regel das Recht des Stärkeren.

        Ich sehe Anzeichen, aber auch Besorgnis in der Gesellschaft und bei der Politik.

        Mal sehen, wie hierzulande die Entwicklung verläuft.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Wolfgang Selig
        Die Gründe für Staatsversagen sind divers, z.T. politisch gewollt oder befördert (z.B.Berlin), da Parteien ihre Agenda über Stellenbesetzung verfolgen.
        Bemerkenswert, wenn zweierlei Maß für Inländer (schon länger hier lebende) und Geschenkte (noch länger hier lebende) gilt.
        Genau an der Stelle erkenne ich Szenarien wie von David Engels Vergleich zum Untergang Roms.

        Das Waffenrecht der USA drückt Staatsversagen aus? Entwaffnete Bürger sind der Traum jedes Diktators und den Wunsch hatten Hitler, Honecker und Obama gemeinsam – als Verursacher illegaler Kriege oder Köpfe von Unrechtssystemen. Es gibt nichts sinnloseres als Waffen in einem sicheren Staat, der alle “Grenzen” schützt. Angesichts der weit grausameren Enthauptungen, Verstümmelungen und des Gemetzels in Südamerika/Mexiko unter den Schwerstkriminellen tuen die Präsidenten Obama/Trump gut am Grenzzaun…ISIS sind dagegen vergleichen Humanisten.

        Das von der Union verantwortete Ende der Wehrpflicht – als gesellschaftlichem Konsens – zeigt das Unverständnis für Verantwortungsethik. Für die Werte unseres Gemeinwesens müssen wir alles einsetzen, auch das Leben (Hegel, Flaig). Umgekehrt sehe ich heute unter ehemals Wehrpflichtigen mehr Kritikfähigkeit gegen die Pflichtverletzung der Politik als den späteren Generationen – die sich wie Nutztiere halten lassen.

        Gerne würde ich auf die 66 Thesen von Prof. Steiger/Heinsohn hinweisen – die heilige Triade aus Freihheit – Recht – Eigentum: http://www.dasgelbeforum.net/sammlung/Steiger66Thesen.pdf

        Ich halte es für naiv zu glauben, eine Regierung sei dem Wohle ihres Volkes verpflichtet. Die Geschichte beweist durchgängig das Gegenteil..

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Man kann ja wie Sie die Meinung haben, dass dies oder das Staatsversagen ist.

        Man kann auch der Meinung sein, dass praktisch immer Staatsversagen vorliegt, wenn/weil die Menschen „Für die Werte unseres Gemeinwesens alles einsetzen müssen, auch das Leben“, es aber nicht tun bzw. es dem Staat überlassen.

        Soweit diese Ansichten auf Werte zurückführen bzw. akzentuieren, dass es welche geben sollte, an denen wir uns orientieren müssen – und an irgendetwas müssen wir uns schließlich orientieren –, wenn wir Gemeinschaft praktizieren wollen, ist das KONSTRUKTIV und FRUCHTBAR.

        Diese Debatte, die Debatte, was uns wieviel wert sein soll, MUSS geführt werden.

        Es ist ein Defizit, dass sie in der Vergangenheit nicht geführt wurde und sie gegenwärtig auf bestimmten Feldern geführt wird, dies aber zu undifferenziert.

        Es ist aber m. A. n. ein großer Fehler zu glauben, dass die Verwirklichung derartige Werte in dieser Welt mit Einsatz, auch des Lebens, zu erlangen sei.

        Die Welt ist viel zu komplex, als dass ein Wertepurismus zu realisieren ist.

        Es kann nur um VERÄNDERUNG und STEUERUNG gehen.

        Etwa:

        Wie viele Einwanderer wollen wir aufnehmen, und wenn, welche sollen es sein.

        Und auch das mitgedacht:

        Was sind die KONSEQUENZEN, wenn wir dies oder das wollen?

        Was sind die Kosten (welcher Art auch immer)?

        Sind diese tragbar und, erscheinen sie zu hoch, sollten wir unser Ziel dann nicht überdenken und vielleicht sogar ändern.

        Fazit:

        Alles laufen zu lassen und sich die Augen zu reiben, wenn man vor dem Desaster steht, ist genauso verkehrt wie für fixierte Werte ALLES (!) einzusetzen.

        Wir leben nicht in der Welt des absoluten Entweder/Oder, sondern in einer STETIGER Veränderung.

        DARAUF, mit der AKZEPTANZ dieser Gegebenheit, müssen wir Orientierung suchen und das Gemeinwesen gestalten.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ Diemtar Tischer

        mit der Prägung der “alten” Bundesrepublik wäre ich konform mit jeder ihrer Aussagen. Nur ist die Bonner Republik seit beinahe 30 Jahren Geschichte, deren Lauf sich niemand entziehen kann. Alte Kompromisse z.B. über Gastarbeiter aus der Türkei erkannte schon Kohl bei Regierungsübernahme 1982 als falsch. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/kohl-wollte-jeden-zweiten-tuerken-in-deutschland-loswerden-a-914318.html

        In dem unlängst von mir verlinkten Essay weist Flaig darauf hin, dass unsere selbstverständlich angenommenen Werte die Folge von Opfern in der Geschichte sind….d.h. man starb für Werte die wir heute leichthin negieren. (Özeguz – es gibt keine deutsche Kultur, Macron – Erinnerung, Geschichte, Vergessen)

        Paradox wenn zum Gründungsmythos der BRD eine unauslöschliche Schuld gehört und die BRD gleichzeitig ihre Erinnerung an die Werte der Aufklärung, Säkularisation, Rechtsgleichheit aufgibt, wie die Regierungen zuvor….durch Verrat von Grundwerten entstehen Diktaturen.

        Um einer scheinbaren Vollkaskofürsorge Willen verletzt die Politik heute Verträge, Grundwerte und Rechtssicherheit. Die Folge sind schon jetzt religöse, rassistische Morde sowie der Zerfall der öffentlichen Ordnung – eben Stadtviertel in Segration und Schariarecht.

        So untergräbt jede Regierung die Grundlagen eines Wohlstandes, die unsere Vorfahren unter großen Opfer erkämpft haben. Gemäß Flaig sind Werte, die nicht verteidigt werden nach zwei Generationen verloren…

        Ich betrachte die Wehrpflicht als ein nützliches Instrument jungen Menschen die Zerbrechlichkeit von Frieden, Freiheit und Leben deutlich zu machen. Im Zweifel muss man diese Werte auch im Inland gegen eine scheinbar legitime Regierung verteidigen – so wie es der Text des Gelöbnisses verlangt.
        In der Schweiz war das der Grund, warum man die Entwaffnung der Reservisten per Volksentscheid ablehnte – der Hinweis gegebenenfalls die Regierung in Zürich in die Schranken weisen zu müssen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Letztes Wort von mir:

        Ich gebe Flaig recht und habe, glaube ich, auch hier irgendwo gesagt, dass Macron (und andere hierzulande) FALSCH liegen mit einer Aussage wie:

        Es gibt keine französische Kultur, es gibt nur eine Kultur in Frankreich.

        Es ist falsch, weil es natürlich eine französische Kultur gibt und natürlich ebenso eine deutsche.

        Ich bin auch der Meinung, dass derartige Behauptungen von der Nr. 1 in Frankreich bzw. in Deutschland von jemand, der am Kabinettstisch sitzt, ein AFFRONT sind.

        Es war richtig und auch notwendig, dass dazu klare Worte gefunden wurden, wenngleich sich Gauland in der Wortwahl vergriffen hatte.

        ABER:

        Falsch ist es auch zu sagen, dass es NUR eine französische Kultur gibt, die – weil verfälscht oder verdrängt – wieder hergestellt werden müsse.

        BEIDES ist falsch.

        Ihre Aussage, dass man Alles bis zum Leben einsetzen müsse, um Werte durchzusetzen – sie sagen nicht ausdrücklich die „alten“ – ist m. A. n. irregeleitet.

        Schon klar, es kostet immer etwas, Werte durchzusetzen. Das war so in der Vergangenheit, ist heute so und wird in der Zukunft so sein.

        Und wenn man Werte verwirklichen will, muss man auch den Preis bezahlen WOLLEN, der ihnen anhängt.

        Es ist m. A. n. demnach SINNVOLL zu fragen:

        Was wollen wir realisieren auf der Basis dessen, was uns die Erfahrung sagt, insbesondere mit Blick auf unsere (historischen) Werte, und auf der Basis dessen, was Stand der Dinge ist und was mutmaßlich hierzulande und sonst noch auf der Welt zu erwarten ist – mit Blick auf die „Kosten“, die dabei auf uns zukommen.

        Wenn wir mit dieser Frage offen und ehrlich umgehen, werden wir eine Meinung darüber bilden, welche Werte (Ziele) uns was wert sind.

        Ich möchte es gern dabei belassen, weil der Blog mit dieser Thematik, wenn wir sie endlos weiterführen, doch sehr strapaziert wird.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer
        Ausgang der leidigen Diskussion war dieser Satz:
        >Ich sehe das Eigentum, dessen Ursprung und Schutz ein Staat ist – zum Staat zurück kehren<

        ..und möchte mit einer Frage schließen.

        Wie stellt sich jeder vor, dass Probleme zukünftig gelöst werden, wenn das Geld seine Zahlungskraft verliert, weil die Notenbanken ihre göttliche Macht einbüßen?

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