Die Deutschen verdrängen die bittere ökonomische Realität

Meine kritische Sicht auf die Lage in Deutschland ist hinlänglich bekannt. Ambroise Evans-Pritchard beschreibt es aus der Perspektive des Auslands. Es ist interessant zu sehen, wie sich die Erkenntnis immer mehr durchsetzt, dass wir es in der Tat mit einer Strukturkrise zu tun haben, die meines Erachtens das gesamte Gesellschaftsmodell unseres Landes gefährdet. Die konsequente Erosion der ökonomischen Grundlagen gepaart mit steigenden Belastungen aller Art erreichen den Punkt, an dem es kippt. Sobald das der Fall ist, beginnt ein Kollaps, der wohl nicht mehr umkehrbar ist.

  • “While the British are gambling wildly on political and economic upheaval – full of dangers, yet also breath-takingly bold – the German people are doubling down on ideological certainties, a 20th Century pre-digital model, and the status quo. There is a whiff of the Brezhnev era about the long cautious reign of Angela Merkel. Some Germans are vaguely aware that Deutschland Inc is no longer entirely fit for purpose but there is no sense of urgency.” – bto: So kann man es sagen. Vor allem die ideologischen Gewissheiten dürften uns in den kommenden Jahren das Genick brechen.
  • “‘We’re living in cloud-cuckoo land. We think we are the superstars and that other Europeans should follow our example,’ said Marcel Fratzscher, president of the German Institute for Economic Research in Berlin (DIW). ‘If you compare us with southern Europe or Italy we look fantastic. Compared to the Nordics we don’t look so good at all,’ he said.” – bto: der Fratzscher! Natürlich ärgere ich mich, dass hier Fratzscher zitiert wird und nicht ich. Trägt doch Fratzscher wie wohl kein anderer Ökonom zu dem Zerrbild in Deutschland bei, betont er doch die falschen Themen (Ungleichheit) und verteidigt die Politik der EZB, ohne zu erklären, wie diese denn die Probleme lösen soll. Er ist sicherlich einer der intellektuell Hauptverantwortlichen für die gigantische Wohlstandsvernichtung der letzten Jahre.
  • “Germany has been one of the world’s slowest growing economies over the last twenty years. East Asia, the Anglosphere, and Scandinavia have done better. Much-mocked Japan has done better. The Bundesbank says Germany’s trend growth rate is heading for 0.75pc by 2021 if productivity continues to stagnate. OECD data shows German labour productivity growth has averaged 1.2pc since 1995 (it was zero last year.) This compares to France (1.2pc), the UK (1.3pc), Australia (1.5pc), the US (1.7pc), and Korea (3.9pc). Has the euro really done any favours for Germany, or has it been a trap?” – bto: Wir wissen, dass der Euro Deutschland massiv geschädigt hat! Er hat unsere Wettbewerbsfähigkeit unterminiert und wir haben unsere Ersparnisse im Ausland schlecht angelegt.

Quelle: The Telegraph

  • “Germany was briefly able to ride the ‘China wave’, becoming the supplier-in-chief of machine tools and capital goods for the industrialisation of Asia. (…) the Lehrer has outgrown the Meister. China is increasingly exporting products that coincide with Germany’s top export categories (…) The annihilation of Germany’s solar champions by Chinese upstarts – with stolen technology and export subsidies – shows how fast the tables can turn.” – bto: Es zeigt aber auch die tödliche Wirkung von Subventionen hierzulande. Es schwächt die Innovationsfähigkeit und lässt die Unternehmen die Grundsätze für erfolgreiches Wirtschaften, in diesem Fall Volumen-Effekte, vernachlässigen.
  • “Trade dependency on China has become Germany’s Achilles Heel. (…) a permanent 10pc decline in exports to China would cut German GDP by 4.8pc within a four-year period. This damage is already becoming visible. Germany has been in recessionary conditions on and off since early 2018. Each time the Chinese stimulus stimulus cycle fades – and the impulse is becoming progressively weaker – the German economy wilts.” – bto: Auch auf diese Abhängigkeit von China bin ich im Märchenbuch ausführlich eingegangen. In der Tat sind wir so schlecht aufgestellt.
  • “(…) The Germans pride themselves on engineering excellence and they have been wizards at it since the late 19th Century. But that technology is becoming obsolete (…) We are on the cusp of a fundamental change in the way the world produces and distributes things and I don’t think German society recognises how deep the problem is.” – bto: Nein, denn nur so kann man sich die hiesigen Themen erklären. Medial werden wir mit allen möglichen mehr oder minder wichtigen Themen bombardiert, nur nicht mit der Existenzfrage unseres Landes.
  • “(…) public investment has been negative almost every year since the early 2000s and is still negative. (…) Most investment is carried out by the Lander and municipalities. Many are broke, including the 18m-strong Nordrhein-Westfalen (…) over indebted and close to default.” – bto: Es ist die politische Misswirtschaft der letzten Jahrzehnte, die sich jetzt rächt. Abgewirtschaftet.
  • “This structural corrosion has been masked by monetary union. Life can get very comfortable when you have a massively undervalued currency,’ said Charles Dumas from TS Lombard. (…) The dark side of Germany’s export miracle is little understood abroad. It relies on a tax, energy, and regulatory structure that favours the exporting elites at the cost of the bottom half. The pre-Merkel Hartz IV policies of wage compression caused real pay to drop back to the levels of the late 1990s.” – bto: Immer wieder habe ich darauf hingewiesen, dass wir mit dem Euro letztlich ein System zur Subventionierung unserer Exportwirtschaft haben, das wir alle bezahlen.
  • “The legacy is a lumpen-proletariat of 7.8m people on ‘mini-jobs’, part-time work up to €450 a month. Companies love it because of tax concessions. This underemployment flatters the jobless rate. It has left Germany more unequal than at any time in its modern history. Prof Fratzscher the percentage in poverty has risen from 12pc to 17pc since 2005. Two fifths of Germans have no net wealth.” – bto: Fratzscher, wie er aufblüht. Denn wir wissen, dass die Armutsquote ausschließlich aufgrund der Zuwanderung gewachsen ist. Das gibt sogar mittlerweile das DIW zu, was den Chef aber nicht daran hindert, die ihm genehme politische Message zu verbreiten.
  • “Nowhere is Germany’s predicament more obvious than in cars. German industry misread the Tesla threat and clung to the combustion engine for too long. (…) Electric vehicles are computers on wheels. The advantage switches to California. Or equally you might say they are batteries on wheels, and the advantage switches to Asian companies like Korea’s LG Chem and Samsung SDI, or China’s CATL, which have locked up lithium supply. These rivals now produce the power packs for VW and BMW and capture much of the value added. (…) Will Germany’s great auto industry support an army of 870,000 workers and an economic ecosystem of millions in ten years time?” – bto: Das ist die entscheidende Frage und die Antwort liegt angesichts der Politik auf der Hand. Nein, wir werden den Niedergang erleben, weil wir ihn politisch befeuern. Die Planwirtschaftler aus der Politik wissen es ja besser und wollen nun der Industrie den Weg in die Zukunft vorschreiben. Elektro muss erst beweisen, dass es weltweit funktioniert. Gut möglich, dass wir uns so umstellen, dass wir viel weniger Autos benötigen. Schwer denkbar, dass dies in den USA passiert. Und damit ist klar, dass es große Märkte geben wird, die mehr Antworten brauchen. Ich denke, es ist höchst rational für die deutsche Industrie, in diese Regionen auszuwandern.
  • “The euro years have been a lost era for Germany. The chance was missed to future-proof the country by investing in the next wave of technology before its turns old.” – bto: Und die Politik hat das Geld für soziale Wohltaten verschwendet.
  • “It drifted off too long and now its demographic dividend is reversing with a vengeance. The Bundesbank says the workforce will shrink by 200,000 a year from now on even under any plausible scenario of immigration. The old-age dependency ratio will rise from 26.5pc to 39.3pc by 2025, before spiraling above 50pc by mid-century.” – bto: vorgesorgt? Nein, das haben wir nicht.

Quelle: The Telegraph

telegraph.co.uk (Anmeldung erforderlich): “Germans living in ‘cloud cuckoo-land’ as economic decline sets in”, 9. Oktober 2019

Kommentare (33) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Gnomae
    Gnomae sagte:

    Die Kombination der Verdraengung von oekonomischer und politischer Realitaet ist fatal. Totale Schnappatmung bei Einrichtung einer Sicherheitszone in Syrien, die seit Jahren faellig ist und deren Fehlen gerade die deutschen Steuerzahler Abermilliarden fuer die Versorgung der Fluechtlinge kostet und kosten wird. Es fehlt ferner der Mut, unkontrollierte Entwicklungen wie Negativzinsen konkret zu verbieten. Die Folgen sind fatal: Drohende Altersarmut ohne Zinseinkuenfte und ohne weitere Steigerung der Rentenanwartschaften fuer die Buerger.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Gnomae

      “Totale Schnappatmung bei Einrichtung einer Sicherheitszone in Syrien, die seit Jahren faellig ist und deren Fehlen gerade die deutschen Steuerzahler Abermilliarden fuer die Versorgung der Fluechtlinge kostet und kosten wird.”

      Eigentlich ziemlich off-topic, aber da Sie einen Bezug zum Thema “deutsche Realitätsverdrängung” herstellen, will ich doch etwas entgegnen.

      Der Vorschlag, eine Sicherheitszone in Syrien einzurichten, ist selbst total realitätsfremd, nicht die ablehnenden Reaktionen dazu. Das Problem ist, dass es nur 2 Möglichkeiten gibt, so eine Sicherheitszone (wie auch immer die konkret ausgestaltet sein soll) einzurichten, ohne dass die Errichtung selbst völkerrechtswidrig ist:

      A) der UN-Sicherheitsrat erteilt ein Mandat dafür oder
      B) die syrische Regierung mit Regierungschef Assad gibt die Erlaubnis dafür

      Beide Wege halte ich für ziemlich aussichtslos. Russland und China könnten jeweils ein Veto dagegen im Sicherheitsrat einlegen und werden es im Zurückdenken an die desatrösen Konsequenzen aus der “UN-Flugverbotszone” über Libyen 2011, die das ganze Land ins Chaos stützte, sicherlich auch tun – und für Assad ist es schon kompliziert genug, mit den Türken, Russen und Kurden zu verhandeln ohne dass sich plötzlich auch noch AKK und die EU einmischen.

      Wenn Deutschland ernsthaft dazu beitragen wöllte, den Krieg in Syrien möglichst schnell zu beenden, dann sollte es darauf hinwirken, dass die Wirtschaftssanktionen gegen Syrien aufgehoben werden. Dass am Ende des Stellvertreterkrieges in Syrien der Rücktritt von Assad und ein Regime Change in Syrien stehen, ist mittlerweile völlig ausgeschlossen, der Widerstand gegen Assad ist in fast allen Provinzen (die große Ausnahme ist Idlib) mittlerweile vollständig besiegt, und die Kurden sind mittlerweile mit Assad verbündet um die türkische Invasion zurückzuschlagen.

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  2. troodon
    troodon sagte:

    ” Denn wir wissen, dass die Armutsquote ausschließlich aufgrund der Zuwanderung gewachsen ist.”
    …wobei die letzte große Flüchtlingswelle die Einkommensarmut (noch) nicht wesentlich vergrößert hat, zumindest lt. aktueller Studie der Böckler Stiftung. https://www.boeckler.de/wsi_blog_122143.htm Es geht somit um die generelle Zuwanderung der letzten Jahrzehnte, die ökonomisch falsch war. Und insgesamt ist aufgrund der divergierenden Geburtenraten ein weiterer Anstieg der so definierten “Einkommensarmut” kaum abwendbar, was zu zunehmenden Konflikten führen wird. “In dieser jüngsten Altersgruppe haben wiederum 1,5 Millionen Kinder einen Migrationshintergrund, also 41 Prozent der insgesamt 3,68 Millionen Kinder unter fünf Jahren. ” Quelle welt.de
    Da werden auch steigende Bildungsausgaben kaum helfen…

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @troodon

      Aber, aber! Es kommen doch jetzt “Afrikas Beste” zu uns, diese Welle der hochqualifizerten Zuwanderung wird unser aller Wohlstand mehren und auch unser Produktivitätswachstum in die Höhe katapultieren. ;)

      https://www.spiegel.de/politik/ausland/migration-afrikas-beste-kommen-uno-befragung-von-illegalen-einwanderern-a-1292018.html

      Unfassbarer Blödsinn, dieser Artikel. Afrikas Beste nehmen sicher nicht die potentiell lebensgefährliche Reise nach Europa als illegale Einwanderer auf sich, sondern die studieren oder arbeiten ganz legal als Hochqualifizierte in den USA oder in UK.

      Solange wir Journalismus bei Relotius Online auf diesem erbärmlich schlechten Niveau haben und das trotzdem eine der meistbesuchten Nachrichtenseiten im deutschen Internet ist, wird sich an der Realitätsverdrängung der Deutschen auch nichts ändern.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ troodon

      >Es geht somit um die generelle Zuwanderung der letzten Jahrzehnte, die ökonomisch falsch war.>

      Was ist Ihr Kriterium für „ökonomisch falsch“?

      Andere würden jedenfalls sagen:

      Die Zuwanderung der letzten Jahrzehnte war richtig, auch die mit gewissen Wohlstandsverlusten verbundene „generelle“, weil unser Leben dadurch vielfältiger werden konnte, z. B. die Essgewohnheiten mit indischen, vietnamesischen etc. Restaurants.

      >Und insgesamt ist aufgrund der divergierenden Geburtenraten ein weiterer Anstieg der so definierten „Einkommensarmut“ kaum abwendbar, was zu zunehmenden Konflikten führen wird.>

      ZUHNEHMENDE Konflikte – das ist der Punkt, weil mittlerweile die Vielfalt so groß ist, dass sie zu teuer werden wird, insbesondere dann, wenn wir sie uns aufgrund global sich verschlechternder Exportbedingungen nicht mehr leisten können.

      >Da werden auch steigende Bildungsausgaben kaum helfen…>

      Sie sind mit „kaum“ ein ausgesprochener Optimist.

      Antworten
      • troodon
        troodon sagte:

        @ D.T.
        “Was ist Ihr Kriterium für „ökonomisch falsch“?”
        Die tatsächliche Migration der letzten Jahrzehnte hat die Wirtschaftsleistung pro Kopf in D nicht überdurchschnittlich verbessert. Ein überdurchschnittlich hoher Anteil der Migranten ist von staatlichen Leistungen abhängig.

        Zahlreiche Ausnahmen davon bestätigen die Regel und eine größere Vielfalt kann bis zu einem gewissem Maße selbstverständlich auch ohne wirtschaftlichen Vorteil ein Vorteil für das eigene Leben sein.

      • Johannes B.
        Johannes B. sagte:

        Wenn die wirtschaftliche Begründung für Migration widerlegt ist, kommt die Kindergeburtstagsbegründung: “bunt” sowie die Völlereibegründung: “exotisch essen”.
        In meiner Stadt hier bekomme ich an jeder Ecke Sushi, ohne dass es eine Einwanderungswelle aus Japan gegeben hat.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Johannes

        Anders:

        Die wirtschaftliche Begründung für Migration wird nicht widerlegt bzw. die Widerlegung spielt keine maßgebende Rolle in der Öffentlichkeit, denn es muss SELBSTVERSTÄNDLICH immer MEHR sein – „bunter“, „exotischer“, „abenteuerlicher“ ….

        Und dann, wenn es irgendwann Probleme gibt, dann verstehen eben ein paar Dorftrottel nicht, dass „bunter“, „exotischer“, „abenteuerlicher“ doch so BEREICHERND ist.

        Und andere, die es haben regeln dürfen – die Regierenden – haben es vergeigt, sind also die Schuldigen, die man nun einmal braucht, weil alles einen Grund haben muss.

        Stimmig oder nicht?

        Stimmig schon, aber auch die reine Ignoranz.

  3. guter-verwalter
    guter-verwalter sagte:

    Die Aussage, die das Kernproblem m.E. nach am deutlichsten trifft:
    “Germany prides itself in the […] obsolete.”
    Hochmut und Selbstüberschätzung bzgl. Dingen, die in der Zukunft obsolet sein werden.
    “Pride cometh before destruction and a haughty spirit before a fall.” warnt das Buch Prediger (Kap. 16, v.18) schon seit mehreren Jahrtausenden…

    Beste Grüße,
    der gute Verwalter

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Erst einmal:

    Es ist absolut notwendig, dass thematisiert wird, was hier auf den Tisch kommt. Denn hier geht es darum, wo und wie wir uns zukünftig in der Welt wiederfinden.

    Darüber hinaus wäre es sehr wünschenswert, wenn es in großer Breite öffentlich thematisiert würde. Denn nur wenn möglichst viele Menschen eine einigermaßen realistische Vorstellung von dem haben, was sich wie verändert bei uns und anderswo, kann darauf gesellschaftlich vernünftigerweise reagiert werden.

    Dann:

    Es ist klar, dass begrifflich überzogen werden muss, um überhaupt Gehör zu finden und auf die Bedeutung des Themas aufmerksam zu machen.

    Beispielsweise:

    >… dass wir es in der Tat mit einer Strukturkrise zu tun haben …>

    Wir haben es mit Veränderungsprozessen zu tun, aber nicht mit einer Krise. Die Strukturen sind gestaltungsfähig, wenn – wie alle Strukturen – auch nur eingeschränkt.

    Die Spaltungen in der Gesellschaft werden vielfältiger und tiefer, die Unzufriedenheit wächst, das Vertrauen in die Parteien als „Gestalter“ schwindet.

    Das ist besorgniserregend, aber:

    REALITÄT ist, dass die Gesellschaft funktioniert.

    Wie, wie sie könnte oder sollte, sind Fragen, aber keine Zustandsbeschreibung.

    Des Weiteren:

    Die begrifflichen Überziehungen überzeichnen m. A. n. nicht nur, sondern suggerieren FALSCHE gesellschaftliche Mechanismen.

    Beispielsweise:

    >Die Deutschen verdrängen die bittere ökonomische Realität>

    Wenn die Deutschen etwas verdrängen würden, dann müssten sie mindestens eine Ahnung davon haben, was auf sie zukommt – vermutlich sogar eine starke Ahnung.

    Denn verdrängen kann man nur etwas, das in irgendeiner Weise „da“ ist, also bewusst sein muss.

    Meine Meinung:

    Die Deutschen verdrängen das hier Thematisierte nicht, weil es nicht etwas ist, das ihre Lebenssituation DIREKT verändert.

    Durch TV-Nachrichten bis Lesen des Wirtschaftsteils meinungsbildender Zeitungen wird schon wahrgenommen, dass sich z. B. in China viel verändert und dass dies auch mit uns etwas zu tun hat.

    Solange aber nicht der Arbeitsplatz betroffen ist oder sonst wie das übliche Tagesgeschehen irritierend anderen Bedingungen und Abläufen unterworfen ist, sind das für die allermeisten Menschen nur mehr oder weniger bedeutsame INFORMATIONEN, aber keine „Anweisungen“ für irgendwelche Veränderungen der Lebensgestaltung.

    Anders die Regierungen, an der Spitze die Bundesregierung:

    Sie WISSEN das, was hier thematisiert wird. Wer anderer Meinung ist, muss glauben, dass sie nur von Idioten umgeben und beraten werden.

    Sie thematisieren es aber nicht, weil sie damit Unsicherheiten in der Gesellschaft befördern würden und schwieriges Regieren noch schwieriger würde mit dem Risiko wachsender Instabilität.

    Das kann und wird keine Regierung wollen.

    KEINE.

    Kurzum, was ich sagen will:

    Ob A. Evans-Pritchard, wir hier am Blog oder andere in Redaktionen, Wissenschaftsclustern oder sonst wo haben die Voraussetzungen, die Zeit und das Interesse, sich mit den aus Sicht, genauer: der Erfahrungswelt der großen Mehrheit ABSTRAKTEN und daher kaum bedeutsamen Gegebenheiten zu befassen.

    Oder anders gesagt:

    Wer versucht die Systemfunktionalität zu verstehen, sieht VIELES, was selbstverständlich ist.

    Auch das:

    >Die konsequente Erosion der ökonomischen Grundlagen gepaart mit steigenden Belastungen aller Art erreichen den Punkt, an dem es kippt. Sobald das der Fall ist, beginnt ein Kollaps, der wohl nicht mehr umkehrbar ist.>

    Die Frage, die zugleich damit zu thematisieren ist, lautet:

    WIE gehen wir damit um, wenn es kippt und zum Kollaps kommt, wir also mit KRISEN konfrontiert werden, die zu beherrschen wir in einer Jahrzehnte dauernden Wohlstandsgesellschaft nicht gelernt haben?

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      @ Dietmar Tischer

      Zeichen struktureller Probleme ist, wenn man sich auf keine gemeinsame Realität mehr einigt. Hannah Arendt leitet aus der Ablehnung von Tatsachenwahrheit (=Lüge) gesellchaftliche Fehlfunktion ab. Für Baudrillard endet die Simulation von Realität erst mit dem Tod.
      Vielleicht müssen die Probleme derart große Dimensionen annehmen. Auf gutem Weg sind wir, dank der grünen Leitkultur auf jeden Fall.

      Wann und warum wir statistisch am 15.01.2020 um 19Uhr einen bundesweiten blackout erleben “könnten”. Interessant nicht nur die Stellungnahme der Netzbetreiber, sondern auch auf welchem Weg von wem sich diese Information ihre Bahn bricht – abseits der 4. Gewalt und des freiheitlich demokratischen Qualitätsjournalismus…..Viel Vergnügen: https://youtu.be/PrI1q1-gKps

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Alexander

        Zeichen struktureller Probleme ist, wenn man sich auf keine gemeinsame Realität mehr einigt.>

        ZEICHEN – das ist treffend.

        Und warum kann man sich nicht mehr auf eine gemeinsame Realität einigen?

        Da zuvor zu viel konsumiert wurde und jetzt bei zu wenig Wachstum nicht genug verteilt werden kann?

        Oder haben die Ansprüche zu sehr zugenommen, weil sie in der Vergangenheit durchweg befriedigt wurden konnten und jetzt – bei keineswegs abnehmenden Wachstum – eben nicht mehr.

        Oder haben wir alles richtig gemacht, aber ein Trump und die Chinesen z. B. spucken jetzt in die Suppe, so dass die Realität tatsächlich nicht mehr ist, was sie einmal war?

        Vom Zeichen zu den Ursachen – das wäre lohnend, ist aber zu beschwerlich.

        Viel einfacher ist es, die Leute wie von Ihnen verlinkt kirre zu machen mit einer angeblich wachsenden Unsicherheit der deutschen Stromversorgung.

        Die SPD hat Recht – es wird sie nicht geben.

        Denn die SPD weiß, dass der bereits angelaufene Abschwung in Schlüsselindustrien erhebliche Ausmaße annehmen wird und daher der Stromverbrauch drastisch zurückgehen wird.

        Die Energiewende muss nur kompromisslos vorangetrieben werden, dann klappt das auch : – )

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dietmar Tischer

        – Und warum kann man sich nicht mehr auf eine gemeinsame Realität einigen?
        – Vom Zeichen zu den Ursachen – das wäre lohnend, ist aber zu beschwerlich

        Die bundesdeutsche Gesellschaft ist wie alle übrigen europäischen auch eine Ansammlung von Parallelgesellschaften mit extrem detailliert ausverhandelten Partikularinteressen. Jede dieser Parallelwelten beruft ihre Ansprüche auf das Gesetz und nicht freiwilligen Leistungsaustausch samt freier Preisfindung. Dabei gilt je mehr marktferne desto mehr Wohlstand und Stabilität. Das gründet sich auch auf dem zu kleinen eigenen Markt und die Möglichkeit per postives Handelsbilanzdefizit fremdes Kapital zur Durchblutung (Umverteilung) der ausverhandelten Strukturen zu leiten. Ersatzweise klappt nur noch Staatsverschuldung, vgl. Griechenland, Italien, Frankreich….

        Das gemeinsame Bindemittel dieser Parallelgesellschaftenansammlung ist nicht Religion, Ethnie, Nationalität, Kultur, Gechichte oder Kunstgriffe wie bunter Verfassungspatriotismus, sondern das goldene Kalb – GELD.

        Weil sich Gesetze nicht der Realität zu beugen brauchen und sich alle Einzelinteressen auf das Gesetz berufen können, haben wir ein Problem wenn die Realität eine Anpassung erzwingt. Man kann das lange Zeit durch Verschuldung, Geldpolitik und steigende Umverteilung kompensieren, aber einmal ist Schluss.

        Realitätsferne=marktferne findet ihren Höhepunkt gerade im Wahn zu glauben die 2% Co² Ausstoß der BRD wären global relevant. Trotz dieser Unbedeutung mit Axt an die Lebensnerven unserer Wertschöfpung zu schlagen=Kraftwerke abschalten kommt Raserei gleich.

        Was für eine Hoffnung zu erwarten, dass der Leistungsverlust durch Deindustrialisierung (vgl. Tischer “der bereits angelaufene Abschwung in Schlüsselindustrien”) diese Tollerei erlaubt.

        Ohne Geld zerfallen die ausverhandelten Strukturen in sich feindlich gesonnenen Interessengruppen. BGE oder Helikoptergeld werden das nur aufschieben, weil man Geld nicht essen kann.

        Deshalb stimme ich mit Stöcker überein, Gold ist Anzeichen von Barbarei, der letzte Ausweg zum Schutz vor einer zombifizierten Gesellschaft + Auswanderung i.d.Folge…..

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        Markus Krall nennt es heute “Cartoon Ökonomie”, wenn man schon über die Klippe hinaus gerannt ist und es nicht bemerkt… https://www.youtube.com/watch?v=OuzDIrvdG6g

        2005 habe ich an u.a. Frau Dr. Merkel geschrieben und flammend für Eigenkapital geworben, voller Hoffnung dass die Politik verbessern könnte. Vom Büro der besten Kanzerlin aller Zeiten erhielt ich die Antwort, dass man die richtige Politik machen würde und ich im übrigen keine Ahnung von Ökonomie hätte. Das Antwortschreiben vom Rat der Wirtschaftsweisen fiel freundlicher aus, man meinte “die Politik wolle das nicht……”

        Zitat anonym:
        “Die marxistische Theorie sagt dass jener ohne die Mittel der Produktion lediglich ein Tagelöhner ist. Und was jedes Produktionsmittel zuerst braucht ist Land.”

      • ruby
        ruby sagte:

        @Alexander
        Es tut weh die Wirklichkeit in Worten zu lesen.
        Und nach draussen zu gehen, zu fahren zeigt im Abgleich mit dem bisherigen, was noch auf die Gesellschaft als Kollektiv zu kommt, wenn diese Politik weitermacht.
        Das will ich nicht!
        Es wird vorsätzlich wieder eine verfassungswidrige Grundsteuergesetzgebung durchgewinkt.
        Für mich ist so etwas nicht mehr rechtsstaatlich und die Bürger sollen noch für diese Politiker zahlen.
        Wenn die Kommunen wollen, können Sie den Aufstand hinkriegen und eine korrekte Besteuerung der Grundstücke hinkriegen.
        Aber die Bundesländer wollen die Eigenen Pfründe sichern und halten die Hände auf die kommunale Selbstverwaltung bis vor die Gerichte. Ein traurige Allianz gegen die Bürger vorort hat sich formiert.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        Die Komunen können keinen Aufstand, sonst hätten sie die illegale Zwangsquartierung von Menschen ohne Herkunfs-/Vergangenheitsnachweis, als Bruch des GG, nicht untertänig hingenommen.

        Die komunalen Parlamente spiegeln die Verteilungsgesellschaft 1:1 wieder. Das Personal ist ähnlich überqualifiziert wie auf Kreis-/Bezirks-/Landes-/Bundes-Ebene, ohne Ausnahmen verunglimpfen zu wollen….

        Marktwirtschaftliche Kompetenz und rechtsstaatliche Kompromißlosigkeit wird man in der DEUTSCHEN freiheitlich demokratischen Förderation vergeblich suchen, weil man sich mehrheitlich für Schein-Wohlstand korrumpiert.

        “Alles schweigt, solange es den Nachbarn trifft und niemand wird zur Hilfe eilen, wenn es -dich- trifft. ” (…frei nach Niemöller)

    • MFK
      MFK sagte:

      Ein sehr guter Kommentar.

      Allerdings muss man darauf hinweisen, dass in erster Linie der Staat in vielen Bereichen nicht mehr in der Lage ist, sein Tagesgeschäft zu bewältigen. Beispiele hierfür gibt es zuhauf: Stromtrassen können nicht gebaut werden, weil der Planungsprozess zu aufwändig und langwierig ist, auf der Länderebene können selbst vom Bund geförderte Bauvorhaben selbst bei dringender Notwendigkeit nicht ausgeführt werden, weil die Planer fehlen, Großprojekte, wenn sie nicht scheitern so enden sie mit massiven Budgetüberschreitungen, überall fehlen Lehrer, Polizisten, Richter, Ärzte. Ministerien sind nicht mehr in der Lage, Gesetzesvorhaben selber einzuleiten, sondern bedienen sich dazu mangels eigenen Sachverstandes externer Anwaltskanzleien.

      Wenn Sie schreiben, wir hätten die Krisenbewältigung in einer jahrzehntelangen Wohlfahrtsgesellschaft verlernt, so ist das nur die halbe Wahrheit. Gerade die Haushaltslage hätte es ermöglicht, o.g. Mängel anzugehen. Das ganze hat also nichts mit Wohlstandsgesellschaft zu tun. Wir hatten wohl einfach nur schlechte Regierungen seit 2005. Länder sind oder werden arm, weil sie schlecht regiert werden, so einfach ist das.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ MFK

        >Allerdings muss man darauf hinweisen, dass in erster Linie der Staat in vielen Bereichen nicht mehr in der Lage ist, sein Tagesgeschäft zu bewältigen.>

        Das ist richtig.

        >Gerade die Haushaltslage hätte es ermöglicht, o.g. Mängel anzugehen. Das ganze hat also nichts mit Wohlstandsgesellschaft zu tun. Wir hatten wohl einfach nur schlechte Regierungen seit 2005. Länder sind oder werden arm, weil sie schlecht regiert werden, so einfach ist das.>

        Natürlich hätte die Haushaltslage es ermöglicht, Defizite jeglicher Art anzugehen.

        Es hat aber etwas mit der deutschen Wohlstandsgesellschaft zu tun, dass es nicht geschehen ist.

        Denn jeder, der mit einigermaßen offenen Augen durchs Land geht, kann doch erkennen:

        Wir leiden keine Not, die Steuereinnahmen steigen und wir können über die Grenzen hinweg dahin und dorthin austeilen.

        Daher haben die WÄHLER darauf bestanden, von den Regierungen mit Konsumleistungen bedient zu werden – Stichwort „Mütterrente“.

        Und da die Mehrheit der Deutschen auch keine Neuverschuldung will, war nicht zu machen, was man besser hätte tun sollen, nämlich mit Investitionen das Land in Schuss zu halten.

        So verstanden:

        Alles „richtig“ gemacht, kein Wunder, dass Merkel so lange regieren kann.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Die Frage, die zugleich damit zu thematisieren ist, lautet: WIE gehen wir damit um, wenn es kippt und zum Kollaps kommt, wir also mit KRISEN konfrontiert werden, die zu beherrschen wir in einer Jahrzehnte dauernden Wohlstandsgesellschaft nicht gelernt haben?”

      Ich werde damit ganz entspannt umgehen und den Bewohnern der Großstädte viel Spaß bei der Bewältigung der unmittelbaren Krisenfolgen wünschen, die dort sehr viel akuter sein werden als dort, wo ich lebe. Besuche unerwünscht.

      Offensichtlich lernen wir als Gesellschaft in Deutschland nicht mehr aus abstrakter Einsicht, sondern nur noch aus konkreten schlechten Erfahrungen. Die muss ein Großteil der Bevölkerung erstmal ganz persönlich machen, bevor wir über Maßnahmen reden können, um die auf uns zukommenden Probleme irgendwann zu lösen und neue, hoffentlich krisenfestere Strukturen aufzubauen.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Offensichtlich lernen wir als Gesellschaft in Deutschland nicht mehr aus abstrakter Einsicht, sondern nur noch aus konkreten schlechten Erfahrungen.>

        Wenn wir wenigstens aus schlechten Erfahrungen LERNEN würden – das wäre ja mal was.

        Möglich wäre es, sicher kann man nicht sein.

        Ich will nicht spekulativ tiefsinnig werden, verweise nur darauf, dass der „Großteil der Bevölkerung“, die konkrete schlechte Erfahrungen machte, mutmaßlich den kleineren Teil als Schuldige bezichtigen würde.

        Nach WK II war das nicht möglich.

        Denn da hatten ALLE schlechte Erfahrungen gemacht und der Schuldfrage konnte keiner ausweichen, weil die Gesellschaft die Ungeheuerlichkeiten geduldet und zeitweise auch noch bejubelt hatte.

    • Horst
      Horst sagte:

      “Darüber hinaus wäre es sehr wünschenswert, wenn es in großer Breite öffentlich thematisiert würde. Denn nur wenn möglichst viele Menschen eine einigermaßen realistische Vorstellung von dem haben, was sich wie verändert bei uns und anderswo, kann darauf gesellschaftlich vernünftigerweise reagiert werden.”

      Vielleicht hilft diese Perspektive: https://www.deutschlandfunk.de/marina-und-herfried-muenkler-die-zeit-des-kollektiven.1310.de.html?dram:article_id=461087

      Die Perspektive der auf diesem Blog schwarzmalenden Zeitgenossen ist auch “nur” eine Perspektive von vielen möglichen.

      Antworten
      • Johannes B.
        Johannes B. sagte:

        Habe mir das Interview durchgelesen, so wie ich mir zuvor schon (zumindest kursorisch) das Buch über die “neuen Deutschen” angetan habe. Was das Ehepaar Münkler zur Verbesserung der politischen Partizipation andenkt ist in der Regel auf diesem Blog nicht das Thema – hier geht es um Wirtschaft.

        Leider Gottes sind die Münklers als Politologen, die noch keinen müden Euro auf dem freien Markt verdient haben, hier nicht kompetent. Die einzigen die Wirtschaft betreffenden Aussagen drehen sich dann auch um “Gerechtigkeit” und “Gemeinwohl” – also auf gut Deutsch um (Um-)Verteilung. Unser schwerwiegendstes Problem ist aber nicht, dass nicht genug umverteilt wird. Unser Problem ist, dass es bald nicht mehr viel zum Umverteilen gibt. Und dass unsere politisch-intellektuelle Elite dies noch überhaupt nicht realisiert. Was auch exemplarisch aus dem Münkler-Interview hervorgeht.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        Klar, dass sich ein merkeltreuer Staats-Historiker samit Gattin und eine ebenfalls mehr als auskömmlich alimentierte Interviewerin vom Gesinnungsrundfunk keine Sorgen darüber machen, dass die “Zeit des kollektiven Aufstiegs” in Deutschland vorbei ist.

        Die begreifen es erst, wenn der kollektive Abstieg so weit vollzogen ist, dass der Staat Schwierigkeiten damit bekommt, seine Pensionszusagen an diese Protagonisten zu erfüllen.

      • Horst
        Horst sagte:

        Lieber Ott, es sind Wortwendungen wie Gesinnungsfunk, Staat-Historiker etc., die nicht nur Sie als Diskussionsteilnehmer disqualifizieren, sondern auch dem Stelterschen Blog eine Richtung einschlagen lassen, die eben von dem Münkler-Ehepaar beschrieben wird. Ich kann nicht für Stelter sprechen, vorstellbar ist dennoch, dass dies nicht in dessen Interesse ist.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Horst

        Lieber Horst, Sie können mir gerne inhaltlich antworten, sobald Ihnen etwas eingefallen ist, dass über Geraune über meine angeblich unangemessene Wortwahl hinausgeht.

        Münkler hat seit 2015 so haarsträubende Fehleinschätzungen zur Politik der Bundesregierung geleistet, dass ich ernsthafte Zweifel habe, dass der Mann überhaupt noch irgendeinen Bezug zur Realität hat:

        Münkler: “Frau Merkel hätte die Grenze im September 2015 dichtmachen und auf die Dublin-III-Verordnung verweisen können. Dann hätten sich die Menschen südöstlich von Ungarn gestaut, in einem Gebiet, auf dem kurz zuvor erst ein Krieg mühsam beendet worden war. Indem die Kanzlerin das Territorium der Bundesrepublik als Überlaufbecken für die Balkanroute eingerichtet hat, hat sie Europa gerettet (…) Das Problem ist die Haltung der Visegrad-Staaten, die sagen: Bei uns kommt keiner rein. Die Verteilung könnte man administrativ schon lösen. Aber die machen halt nicht mit.”
        https://www.nzz.ch/feuilleton/herfried-muenkler-zur-eu-krise-jetzt-haben-wir-ein-gebilde-das-kaum-noch-steuerbar-ist-ld.1365726 [Vorsicht, das ist ein Link zum journalistischen “Westfernsehen” der NZZ!]

        Wenn ich hätte fies sein wollen, dann hätte ich Münkler nicht als “Staatshistoriker” bezeichnet sondern in Anlehnung an Sloterdijk als einen, der bei Angela Merkel direkt “auf dem Schoß sitzt” – was kein guter Sitzplatz für einen Historiker ist, der noch als Wissenschaftler ernstgenommen werden will und einen höheren Anspruch hat als bloß Regierungspropaganda zu betreiben. Über diese Etikettierung ärgert sich offenbar nicht nur Münkler sondern auch Sie, aber das müssen Sie wohl aushalten.

        Unser per Haushaltsababe finanzierter Gemeinwohlrundfunk, zu dem auch die großartigen und unabhängigen Journalisten vom Deutschlandfunk gehören, hat natürlich auch viele Stärken. Ich bin mit der Sendung mit der Maus und dem Sandmännchen aufgewachsen und höre mir auch heute noch gerne Märchen-Hörspiele im Radio an. Meine Eltern haben mir vermittelt, wie wichtig Fantasie und Kreativität sind, gerade dann, wenn es in der Realität wenig Erfreuliches gibt und man sich einfach irgendetwas vorstellen muss, um ein gutes Gefühl zu haben – das sind dieselben Werte, von denen die moralischen Framings des öffentlich-rechtlichen Rundfunks getragen werden. (vgl. dazu “FRAMING­MANUAL –
        Unser gemeinsamer, freier Rundfunk ARD”, Kapitel 6 “Hinweise zur Umsetzung”, Seiten 83-84)

  5. Johannes B.
    Johannes B. sagte:

    Wenn ich zum Quandt-Clan gehören würde, würde ich BMW den Chinesen verkaufen. Die werden gerne die vorzügliche Antriebstechnik nehmen (auf E-Autos baut China u.a. deshalb, weil es bisher nicht gelungen ist, die deutschen Motoren vollständig zu kopieren), die Produktion zu sich verlagern, und langfristig, unter der Mitnahme der besten Ingenieure, wohl auch F&E.
    Noch stärker gilt dies für Zulieferer, die am Verbrennungsmotor hängen. Da heißen die Alternativen Ausverkauf ans Ausland oder Abwicklung.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Johannes B.

      Gut, Sie haben BMW verkauft, weil die Chinesen gerne … nehmen werden.

      Was die Chinesen dann mitnehmen und – in welchem Zustand auch immer – hier lassen, soll uns mal nicht interessieren.

      Vielmehr:

      WAS tun Sie mit dem vielen Geld, um das Sie sich nach dem Verkauf kümmern müssen?

      Ich vermute nicht, dass Sie wie Donald Duck darin baden wollen – oder?

      Antworten
    • MFK
      MFK sagte:

      @Johannes B.
      man braucht keinen Verkauf an Chinesen, um Produktion oder den Firmensitz zu verlagern. Die Aktien der DAX Werte sind mehrheitlich in ausländischer Hand. BMW ist ein Sonderfall, weil hier die Quandt Familie ca. 43% der Aktien hält, was aufgrund der geringen HV Präsenz die Mehrheit der Stimmrechte darstellt. VW ist ebenfalls aufgrund des Mehrfachstimmrechts des Landes Niedersachen ein weiterer Sonderfall, der VW allerdings den Untergang weihen könnte.

      Die deutsche Automobilindustrie wird bzw. ist schon dabei, das ist kein Geheimnis, Parallelstrukturen aufbauen. So kann man bsw. den Firmensitz schnell in die USA verlegen, Produktion verlagern, etc. Wenn die E-Autos niemand kauft und Benziner ab 2021 mit Strafsteuern in Höhe von 2.500 EURO für jeden Liter Mehrverbrauch über 3,7 Litern/100 km belegt werden, braucht man die bisherigen Standorte im jetzigen Umfang nicht mehr. Warum soll ich dann noch einen Firmensitz in Deutschland? Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, braucht es keinen Chinesen.

      Antworten
      • Johannes B.
        Johannes B. sagte:

        Sie haben völlig Recht, es geht um die Firmensitzverlagerung.

        Die Chinesen habe ich hier beispielhaft genannt, weil sie es bei Volvo (Cars) schon vorexerziert haben. Beim Umzug in die USA bliebe für einen Automobilkonzern ein Restrisiko, wenn Leute wie AOC an Einfluss gewinnen.
        Bei den Chinesen wird es so schnell keine (vom Staat tolerierte oder gar geförderte) Umweltbewegung geben.

  6. Alexander
    Alexander sagte:

    Kaum beachtet vereitelt das DEUTSCHE Steuerrecht die Bildung von Eigenkapital in den Unternehmen. Das hat mein Notar vor 15 Jahren schon kritisiert, im Vergleich zur Schweiz. Man investiert um “Steuern zu sparen”, gerne in leasingprestige Tesla oder SUV Porsche….. Das Tagesgeschäft läuft von der Hand in den Mund, d.h. keine Reserven…

    Automobilindustrie war einzige Wachstumschance der vergangenen 20 Jahre und wird jetzt zum Klumpenrisiko, wenn die abzuschreibenden Anlagen viel Fremdkapital in der Bilanz gegenüberstehen. Eigenkapital zu verbrennen ist zwar schrecklich, aber die Anlagen bleiben. So verliert man die Pfänder in einem deflationären Markt für Industrieanlagen, deren Wert durch die politischen Angriffe gar nicht mehr fair gefunden werden kann. Aussitzen ausgeschlossen.

    Selbst Wirtschaftszweige, die gar nicht direkt mit der Autoindustrie zu schaffen haben werden indirekt angesteckt – vgl. Klumpenrisiko. Alternativen – keine.

    Die IDIOTIE der Bevölkerung ist der Glaube wir hätten ein Anrecht auf Wohlstand, Frieden und Prosperität – einfach weil wir DEUTSCHE sind.

    Wer entgrenzt lebt, stürzt grenzenlos ab …..

    Antworten
  7. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    “There is a whiff of the Brezhnev era about the long cautious reign of Angela Merkel.”

    Nicht vergessen wie es danach weiterging: Nach 18 Jahren Breschnew kamen die extrem schwachen Sowjet-Gerontokraten Andropow (15 Monate Regierungszeit) und Tschernenko (13 Monate Regierungszeit).

    Da fällt mir ein: Was machen eigentlich AKK und Laschet so?

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