Die deutsche Party endet – und mit ihr das finanzielle Netz der EU

Wir wollen es ja nicht wahrhaben. Gefallen uns in der Rolle des Landes, das vor Kraft nicht laufen kann und sich deshalb so ziemlich jeden ökonomischen Luxus leisten kann – Stichworte: Energiewende der extremen Form (alles aus), ungesteuerte Migration, Tod der Schlüsselindustrie, Rentenversprechen, …. – eine Liste, die sich problemlos erweitern lässt. Meine (recht einsame) Mahnung im Märchenbuch findet zwar Leser, aber nicht die breite Aufmerksamkeit, die wir brauchten, um unsere Illusions-Eliten aus ihren Träumen zu erwecken.

Der Blick von außen ist da leichter, als hätten sie mein Buch gelesen:

  • “Europe’s strongest economy might have dodged a recession in the latter part of last year, but nonetheless, the party is well and truly over. We are entering a new era of more modest German growth, which could finally trigger a more balanced assessment of its economic model.” – bto: oder, um es in meinen Worten zu sagen: Die Illusion des Märchens platzt.
  • “(…) it’s not hard to find a politician or economist who thinks Britain ought to be more ‘German’. Whether it’s Germans’ parsimonious attitude to saving, its reliance on good, solid manufacturing companies or its enormous trade surplus, a Teutonic economy seems to embody all sorts of perceived virtues.” – bto: Leider findet sich kein englischer Verlag für das Märchenbuch.
  • “Unlike many developed countries, Germany is internationally competitive and highly productive, owing to tough decisions taken in 2004 to reform the labour market and its successful vocational training system. Along with an impressive regional economic balance, low unemployment, low house prices and a stock of innovative, home-grown firms, Germany delivers a high standard of living for most despite years of relative wage restraint.” – bto: Da würde ich dann doch widersprechen. Ich denke, den Bürgern wird zu viel weggenommen, der Staat konsumiert zu viel und investiert zu wenig.
  • “(…) but there is another side of the coin. Its competitiveness, for one thing, is given a huge, artificial boost by using a devalued currency, the euro. But it also suffers from high regulatory and tax burdens that push its companies to over-invest abroad and under-invest at home.” – bto: was sie aber auch tun, weil sie wissen, dass es in Deutschland allein schon demografisch bedingt abwärts geht.
  • “Effectively, this means the country is gradually running down its domestic production capacity in favour of producing elsewhere, a trend that manifests in Germany’s extraordinarily high current account surplus of 8pc of GDP (far in excess of eurozone rules).” – bto: Genauso ist es!
  • “(…) Germany has been able to ride high on the back of China’s debt-fuelled growth. The Asian superpower is a huge market for German machine tools and cars and, since 2008, has been pumping up its economy with vast injections of credit. (…) That trend reversed painfully in the second half of last year. Industrial production went into recession and, overall for 2018, GDP growth fell sharply to 1.5pc. China stopped buying so many cars, other countries brought in new rules on emissions in response to diesel-gate and fears of an escalating global trade war eroded confidence. In other words, another much-lauded aspect of Germany’s success – its reliance on exports – turned from a boost into a drag. It’s all very well relying on foreign buyers to prop up your enormous manufacturing base, but it leaves your economy extremely vulnerable to swift turns in the fortunes of others.” – bto: Das habe ich auch in meinem Buch beschrieben. Wir hängen am Schuldentropf der Welt, vor allem an dem von China.
  • “German consumers are, after all, notoriously tight. This is the flip side of the country’s strong export competitiveness: wages have been so constrained for over a decade, keeping unit labour costs low, that households have got into the habit of counting pennies.” – bto: Das liegt aber auch daran, dass die Abgabenbelastung viel zu hoch ist.
  • “In the long run, there are more fundamental questions hanging over Germany’s economy. Its car industry, for example, is facing an enormous array of challenges that don’t exactly play to its strengths. The cars of the future are going to rely increasingly on batteries, artificial intelligence and semiconductors. German carmakers and their huge domestic supply chain, by contrast, excel in the mechanics of combustion engines. What’s more, the country’s vocational training system and heavy regulation haven’t exactly prepared its companies and workers to be nimble and adaptable.” – bto: was noch fehlt in dieser Auflistung: Wir zerstören die eigene Industrie und damit die Basis für den Wohlstand vorsätzlich.
  • “For over a decade, Germany has been the powerhouse of Europe, enabling it to foot the bill for the disaster of the euro. It’s unlikely to go into dramatic decline, but its success and stability can no longer be taken for granted. (…) What we don’t know is what Europe looks like without an immovable German anchor at its heart.” – bto: Doch, das wissen wir. Pleite.

Dazu haben sie noch ein Bild, welches ganz nebenbei zeigt, wie sehr wir uns selber mit einem hard-Brexit in das Knie schiessen:

Kommentare (34) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. VI
    VI sagte:

    Frage eines ökonomischen Laien zu:

    “[…] the country is gradually running down its domestic production capacity in favour of producing elsewhere, a trend that manifests in Germany’s extraordinarily high current account surplus of 8pc of GDP […]”

    Warum drückt der Leistungsbilanzüberschuss die Verlagerung von Produktionskapazität aus? (Und ist China da nicht ein Gegenbeispiel?) Wer kann mir da den Schlüssel zum Verständnis liefern?

    Antworten
      • VI
        VI sagte:

        @Alexander

        Verstehe ich ehrlich gesagt nur zur Hälfte. Wird denn der Import des Motors nicht in der Handelsbilanz erfasst?

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ VI

        Es ist schon länger nicht mehr möglich alle Waren in der BRD herzustellen (Fachkräfte) die unter dem Label BRD exportiert werden.
        Kombiniert man Globalisierung von Wertschöpfung mit 75% günstigeren Einkaufspreisen als dt. Fertigung und inflationiert den Preis fortwährend nach oben, profitiert am langen Ende die Leistungsbilanz für Leistungen aus z.B. Ungarn.

  2. Paul Müller
    Paul Müller sagte:

    Die Party endet? Wo? Wie? wann?
    Ich merk nichts und meine Nachbarn auch nicht. Bei Freunden und Familie ist auch nichts passiert. Manche leisten sich sogar ein Haus. Arbeiten nur noch halbtags. Meine Bekannten bekommen das dritte Kind und sind schon das vierte mal in Urlaub.
    Wir haben über 5 Millionen Harz 4 Bezieher, die motzen auch nicht. Aufstände habe ich noch keine gesehn.
    Ach, doch… vor ein paar Tagen gingen ein paar tausend Schüler wegen dem Klima die Schule schwänzen. Naja, wegen der globalen Erwärmung und so. Gut, in Amerika frieren sie gerade fast alle ein…aber was solls.
    Ansonsten läuft doch alles Bombe. Die Briten hängen irgendwie an uns und in Italien ist immer noch la dolce vita. In Griechenland gehts auch weiter und der Euro gewinnt an Boden gegenüber der grünen Krätze.
    …also liebe Leute, lasst euch keine Angst einreden von irgendwechen Geschäftemachern.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Paul Müller

      Sie haben nach dem ENDE der Party gefragt, BESCHREIBEN sie aber nur.

      Ist die Party für Sie ein perpetuum mobile?

      Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Paul Müller: Ich will Ihre Erfahrungen nicht bestreiten, aber sollten Sie zufällig mal einen Pfandflaschen sammelnden Rentner oder Hartz4-Bezieher in der nächsten Großstadt (vielleicht leben Sie auch in einer) sehen, schlage ich vor, Sie laden ihn oder sie auf einen Kaffee ins nächste Lokal ein und unterhalten sich ein wenig. Ich denke, das erweitert Ihre Perspektive. 20 bis 30 Minuten Ihrer Zeit sollten reichen. Alternativ helfen Sie vier Tage bei der nächstgelegenen „Tafel“ Ihrer Wahl und unterhalten sich mit Kunden und Mitarbeitern über ihre Situation im Allgemeinen und die wirtschaftliche Lage Deutschlands im Besonderen. Vielleicht halten Sie Herrn Dr. Stelter und die Foristen hier dann nicht mehr für Geschäftemacher.
      Am schnellsten verschaffen Sie sich aber einen Überblick, wenn Sie in Hamburg, München oder Frankfurt am Main einen Besichtigungstermin für eine Standard-Mietwohnung mit drei Zimmern vereinbaren (wollen). Denn vielleicht leben Sie in einer Filterblase, die Sie noch nicht bemerkt haben.

      Antworten
  3. Alexander
    Alexander sagte:

    Wenn es ernst wird, titelt man gerne DEUTSCHLAND, überall sonst lieber Bundesrepublik…

    Im April 2015 schrieb die Welt, das Wohlergehen Deutschlands hinge an den Autoherstellern..
    https://www.welt.de/wirtschaft/article139427042/Deutschlands-Wohlergehen-haengt-an-den-Autobauern.html
    …und begründet mit eindrucksvollen Zahlen.

    Zwischen 2000 und 2012 nahm der Kapitalstock der Automobilindustrie um 34% zu, während sich die Gesamtindustrie um 1% verkleinerte.Seit 2012 hat das Klumenrisiko nicht abgenommen, im Gegenteil sind die Gutverdiener überproportional in Immobilien investiert, wie die Zuliefer Kapazitäten erweiterten ….

    In so einer Lage “ein bisschen schöpferische Zerstörung” zu versuchen ist gewagt. Kein Mitte 40jähriger Schuldner kann ein mehrjähriges Studium aufnehmen um seine Qualifikation rasch wechselln.

    Theoretische Haushaltsüberschüsse des Bundes hängen von diesem boom ab, wie die Autoindustrie von Konsumorgien in China und target2 Subvention.

    Die Bremsung im chinesischen Automarkt (Dez.18 .minus 15.4% zum Vorjahesmonat, vgl. Querschüsse) dürfte nicht das Ende der Verschnaufpause sein.

    @ Dietmar Tischer

    Die 50% private Konsumnachfrage fällt in einer schweren Rezession dieser Schlüsselindustrie rasch. Auf den dünnen Faden Sozialstaat schielen dann nicht nur Rentner, Hartzer und bildungshungrige Zuwanderer sondern die Einzahler/Finanziers bis 2018 – und davor.

    Umlagesysteme ohne Ersparnisse brauchen sofort Zuschüsse aus der Bundeskasse. Berlin muss dann zügig die Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichtes feststellen und kräftig frisches Geld in Umlauf bringen. #whatever it takes.

    Der demonstrative Schulterschluß zwischen CSU Chef und Ministerpräsident Söder & AKK dürfte eine Regierungskrise verhindern helfen, damit dem Land Neuwahlen und eine AfD Regierung erspart bleiben.

    Antworten
  4. Jens Happel
    Jens Happel sagte:

    Was die Braunkohle angeht. Man muss schon Klimaleugner sein um dieser Technologie nach zu trauern.

    Das ist die schmutzigste und ineffektivste überhaupt. Ohne Abschaffung der Braunkohle wird Deutschland seine Klimaziele nie einhalten können. Das ist Fakt.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Jens Happel

      Tja, wie wird Deutschland seine unrealistischen Klimaziele denn nach Abschaffung der Braunkohle einhalten können, und zwar ohne auf Schwellenland-Niveau im Lebensstandard abzusinken? Mit dem Import von französischem und tschechischem Atomstrom?

      Antworten
      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        Lieber Herr Ott,
        wussten Sie dass Sie mit Ihrer morgendlichen Dusche einen Beitrag zur Verhinderung der Wärmewende 2030 leisten und somit mit Ihrer persönlichen Körperpflege die Klimaschutzziele 2050 infragestellen? Nicht weil Sie und rd. 82 Mio. Bürger des Landes zu heiß oder zu lang duschen, sondern weil Trinkwarmwasser für jeden Einzelnen zu heiß vorgehalten werden muss, damit niemand beim Duschen verkeimt.
        Folge: regenerative Wärmeerzeugung wird blockiert, die Wachstumsraten sauberer Technologien sind vollkommen indiskutabel gemessen an den Klimaschutzanforderung.
        Temperaturunabhängig das Problem zu lösen, reduziert die Anforderung an thermische Energie in der Größenordnung von rd. 5 – 8 Atomkraftwerken der Kategorie Brockdorf (rd. 13 TerraWh pa., wenn’s mal läuft). Da dies Art von Kraftwerk sowieso bald Geschichte ist, schalten wir eben braun- und steinkohlebeheizte Kohlekraftwerke ab.
        Es gibt Lösungen, die das ermöglichen. Der Rest ist konsequentes ingenieurmäßiges und handwerkliches Umsetzen in ein paar hunderttausend Gebäuden bis 2030. Na, sagen wir spätestens bis 2038. Sie werden genauso warm duschen wie bisher, also keine Verschlechterung des Lebensstandards. Und die Luft wird besser, das ist sicher förderlich für die Gesundheit.
        Vielleicht werden mit der Umstellung der Duschwasservorhaltetemperatur und der Herstellung + Installation von regenerativen Wärmeerzeugern auch die Menschen beschäftigt, die zurzeit noch in Dinosaurierindustrien perspektivlos und demotiviert ausharren bis zum quälenden Ende.
        Das „Wie“ ist somit beantwortet, zumindest teilweise.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP

        Wir könnten auch einfach alle aufhören, uns zu duschen, wenn es bei der Anpassung der Gebäudetechnik kleine Verzögerunge gibt. In den Partei-Jugendorganisationen von Grünen und Linkspartei wird das angeblich schon getestet. ;)

      • SB
        SB sagte:

        @Richard Ott:

        Es wäre völlig ausreichend, wenn die aufhören zu duschen (Strom zu verbrauchen, Auto zu fahren etc. pp.), die der Ansicht sind, das sei klimaschädlich. In D müssten das laut der Wahlergebnisse für die linksgrünen Parteien, also von CDU bis Linke, 85 Prozent der Bevölkerung sein. Würden diese Leute nicht nur weltverbessernde Reden schwingen, sondern auch danach handeln, wären die Klimaziele von D in nullkommanichts erreicht. ;-) Aber allein wollen sie auch nicht die Welt verbessern und fliegen wie “Katha” Schulz dann doch lieber 12.000 km zum Eisessen nach Kalifornien. Echt schizophren.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        Nein, nein, so war das nicht gemeint. Es sollte kein Klimaschutzduschverbot geben, das geht nicht, die Tests sollt man abbrechen. Da würde „stinkreiche Bevölkerung“ eine ganz neue Bedeutung bekommen. Allerdings, wenn das prognostizierte Szenario eintritt und „die Party endet“, wird es wohl ganze Bevölkerungsgruppen geben, die sich selbst das Duschen nicht mehr leisten können, ganz zu schweigen vom Autofahren.
        Wir haben wohl unrealistische Klimaschutzziele, dafür aber ein realistisches Szenario für das Ende der „Party“. So gesehen, brauchen wir doch nur abwarten bis die Duschen stillstehen. Das dürfte deutlich vor 2038 liegen. So manches Kohlekraftwerk wird schneller abgeschaltet, als wir denken.
        Zwei Antworten auf Ihre Frage, Lieber Herr Ott, „wie“ die Klimaschutzziele erreicht werden können:
        1. Einsatz von Knowhow + HighTech;
        2. den Finanz-und Politjongleuren weiterhin auf den Leim gehen.
        Beides führt offensichtlich zum selben Ergebnis. Variante 2 würde mir allerdings stinken.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @JürgenP
        “Zwei Antworten auf Ihre Frage, Lieber Herr Ott, „wie“ die Klimaschutzziele erreicht werden können:
        1. Einsatz von Knowhow + HighTech;
        2. den Finanz-und Politjongleuren weiterhin auf den Leim gehen.”

        Ist das Ihr Ernst? Sie regen sich über Finanz- und Politjongleure auf und bringen selbst als Lösungsvorschlag nichts weiter als die inhaltsleere Sprechblase “Einsatz von Knowhow + HighTech”?

        Sagen Sie mir, mit welchen konkreten Maßnahmen Sie die Klimaschutzziele erreichen wollen (offensichtlich gehen Sie ja davon aus, dass das geht) und verschonen Sie mich mit allgemeinem Blabla.

      • JürgenP
        JürgenP sagte:

        Sehr wohl gehe ich davon aus, dass Klimaschutzziele erreicht werden können, und zwar schneller als Sie vermuten. Es ist irgendwie hier nicht das richtige Medium um konkret zu werden. Wäre aber ohne weiteres möglich. Es lag mir fern, Sie zu nerven, das “Wie” in Ihrem Eingangposting hatte aber gereizt.

    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Jens Happel: Nichts gegen die Abschaffung der Braunkohle, aber bitte lassen Sie uns auch über die Nachfolgeenergieträger reden. Ich verweise dazu auf die Untersuchungen von Prof. Sinn unter dem Stichwort „Zappelstrom“. Nach meiner Meinung fehlen der Energiewende neben der Vielzahl von Politikern, Gewerkschaftern, Wirtschaftswissenschaftlern, Journalisten und Umweltexperten in der Kohlekommision und ähnlichen Gremien ein paar Elektroingenieure mit einschlägigen Kenntnissen zum Thema Netzstabilität bzw. Versorgungssicherheit.

      Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Jens Happel:

      Wenn Sie Andersmeinende wegen diesem Märchen vom menschgemachten Klimawandel als KlimaLEUGNER bezeichnen, laufen Sie Gefahr selbst als HolocaustVERHARMLOSER dazustehen.

      Zur Kohle: Sie ist insoweit effektiv, das sie stabilen, kostengünstigen Strom liefert. Was daran schmutzig sein soll, erklärt sich mir nicht. Haben Sie schon mal gesehen, welche Abgase aus einem modernen Kohlekraftwerk kommen: weißer Wasserdampf.

      Zur Kohlekraft:

      Antworten
  5. Jens Happel
    Jens Happel sagte:

    Die realen Löhne hinken dem realen Bip im längeren Mittel hinterher, bzw. steigen geringer. Die Binnennachfrage ist deswegen nicht die treibende Kraft beim angeblich längsten Aufschwung seit Jahrzehnten. Man kann auch nur ExportÜBERSchuss Weltmeister werden, wenn die Löhne langsamer steigen als im Rest der Währungsunion.

    Jetzt haben wir eine komplett auf Export gebürstete Industrie und mit Brexit und Trump drohen uns die Märkte weg zu brechen.

    Die nächste Krise wird uns mit nie dagewesener Wucht treffen, da wir total von ausländischen Märkten abhänging sind. Leider haben wir zudem die eingenommen Gelder der letzten Jahre nicht klug investiert.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Jens Happel

      Das Lagebeurteilung stimmt, abgesehen davon, dass wir nicht nur in den Rest der Währungsunion exportieren.

      Antworten
  6. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ich will nicht dem Gesamtbild widersprechen – wer könnte es auch.

    Nur eine Bemerkung zu:

    >…wages have been so constrained for over a decade, keeping unit labour costs low, that households have got into the habit of counting pennies.“ >

    Das stimmt so nicht – nicht „die“ Haushalte.

    Die Konsumausgaben tragen kontinuierlich zu etwas mehr als 50% zum BIP bei.

    Hier:

    https://de.statista.com/statistik/daten/studie/161797/umfrage/konsumausgaben-und-bruttoinlandsprodukt-in-deutschland-im-vergleich/

    Da kann man nicht sagen, dass generell der Cent umgedreht wird.

    Wir haben eine vergleichsweise hohe Beschäftigungsquote, das ist der „Trick“.

    Hier der Überblick:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_L%C3%A4ndern_nach_Besch%C3%A4ftigungsquote

    Manche Haushalte MÜSSEN den Cent allerdings umdrehen, weil sie nur ein geringes Einkommen haben.

    Für sie muss ein leistungsfähiger und daher expansiver, teurer Sozialstaat vorgehalten werden.

    Andernfalls würden sie sich verweigern, und sich radikalisieren.

    Das ist die Logik der Mainstream-Politik, die bei uns betrieben wird (Lehrbeispiel: die Maßnahmen, die angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland, für dessen „Stabilisierung“ vorgeschlagen werden)

    Der dünne Faden, an dem die Logik hängt, ist die Finanzierung des Sozialstaats.

    Er darf nicht reißen, weil JEGLICHE Alternative, auch die 99:1 Umverteilung von M. Stöcker, eine Illusion ist.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “die Maßnahmen, die angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland, für dessen ‘Stabilisierung’ vorgeschlagen werden”

      Da sprechen Sie eine der spannendsten Entwicklungen dieses Jahr an. Ich glaube nicht, dass zum Beispiel die Lausitzer die schwarz-grün verordnete Abschaffung ihrer industriellen Basis hinnehmen werden, auch wenn der Staat dort als Kompensation zeitweilig ein paar Strukturanpassungshilfen zahlt oder eine Außenstelle des Wahrheitsministeriums in diese Region verlegt. Zumindest ist das mein persönlicher Eindruck, ob er sich bestätigt und sich die Leute mehrheitlich “verweigern” beziehungsweise “radikalisieren” (indem sie die böse AfD wählen) werden wir bei der Europawahl und der Landtagswahl in Sachsen sehen.

      Antworten
  7. Wolfgang Selig
    Wolfgang Selig sagte:

    bto: Da würde ich dann doch widersprechen. Ich denke, den Bürgern wird zu viel weggenommen, der Staat konsumiert zu viel und investiert zu wenig.

    Ich denke, da vergleicht er z.B. das britische Gesundheitssystem mit dem deutschen bzw. den Zustand der Eisenbahnen. Vielleicht gibt es da noch einen gewissen Vorsprung, aber der wird gerade gründlich verspielt.

    Antworten
  8. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „bto: oder, um es in meinen Worten zu sagen: Die Illusion des Märchens platzt.“

    Oder um es positiv zu formulieren: Endlich können wir uns unseren wichtigeren Aufgaben widmen: Bildung und Infrastruktur.

    „Ich denke, den Bürgern wird zu viel weggenommen, der Staat konsumiert zu viel und investiert zu wenig.“

    Nicht allen Bürgern, aber insbesondere der relevanten Mittelschicht.

    „bto: Das liegt aber auch daran, dass die Abgabenbelastung viel zu hoch ist.“

    Insbesondere die der 90 %.

    Und hier noch ein „hysterischer Umweltaktivist“: https://www.taz.de/!5565123/

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • SB
      SB sagte:

      @Michael Stöcker:

      Zu Jochen Wermuth: “Mit der Solarenergie kostet Strom jetzt 2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde.” –> In Dubai, nicht in hieisigen Gefilden, wo es die Hälfte des Jahres mehr dunkel als hell ist. Und was nutzen mir 2 bis 3 Cent pro kWh, wenn ich keinen Strom habe, weil das Solarkraftwerk gerade keinen erzeugt? Und irgendwie auch ungünstig, dass der durchschnittliche Strompreis für Privathaushalte in Deutschland seit der Jahrtausendwende trotz des so überaus effektiven Ökostroms (der gar nicht öko ist) von 13,94 auf 29,42 Cent pro Kilowattstunde in 2018 gestiegen ist – oder gerade deswegen. https://1-stromvergleich.com/strom-report/strompreis/

      Es stellt sich die Frage, woran der Klimaaktivist Wermuth eigentlich sein Geld verdient. Etwa an staatlichen Subventionen? Denn ohne Subventionen werden erneuerbare Energien-Industrieanlagen ja gerne ganz fix wieder stillgelegt bzw. überhaupt nicht erst gebaut. Irgendwie dubios das Ganze!

      LG, SB

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stöcker, SB

        Solarenergie in Deutschland kostet in der Erzeugung in Großanlagen bei optimalen Bedingungen eher 4-5 Cent pro Kilowattstunde (mittlerer Zuschlagswert für Anlagen in Größe 750kW bis 10MW in 2018 laut Bundesnetzagentur: 4,33 Cent/kWh). Hinzu rechnen müssen Sie dann noch die Kosten für die Netzanbindung und den Netzausbau, Netzregelung und die Kosten für Stromspeicher, falls Sie tatsächlich so wahnsinnig sein sollten, Photovoltaik als Grundlaststrom nutzen zu wollen. Da sind Sie dann locker bei 30 Cent/kWh Kosten, selbstverständlich vor Aufschlag von Steuern und Abgaben auf den Preis.

        Wermuth “is talking his book”, wie die Amerikaner sagen würden. Der erzählt offensichtlich wider besseres Wissen Unsinn, weil er eigene Finanzinvestments im Bereich “grüner Strom” hat und weitere Subventionen abgreifen will.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ SB, Richard Ott

        Nicht vergessen:

        Die Stilllegung der Stromerzeugung durch Kohle KOSTET auch, ebenso die Abschaltung der Kernkraftwerke.

        Das wird bei “kostet Strom jetzt 2 bis 3 Cent pro Kilowattstunde” geflissentlich vergessen.

        Unsäglich, was uns tagtäglich vorgesetzt wird, nur damit Leute ihre Agenda pushen und “Umweltaktivisten” sich bestätigt fühlen können.

      • Christian
        Christian sagte:

        @Richard Ott, SB:

        danke für die Erläuterung, genau zu den Kosten für Solarenergie kommt auch das Fraunhofer Institut (Tendenz: stark fallend, auch in heimischen Gefilden): https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/DE2018_ISE_Studie_Stromgestehungskosten_Erneuerbare_Energien.pdf

        Gemeinsam mit der immer günstiger werdenden Batterietechnik kann daraus durchaus noch etwas werden. Es ist schon ironisch, dass Deutschland maßgeblich durch die Energiewende beigetragen hat, indem es insbesondere Solarenergie wettbewerbsfähig subventioniert hat und sie doch auf lange Zeit nicht wettbewerbsfähig einsetzen kann. In 3-5 Jahren werden wir weltweit auf eine völlig andere Energieerzeugung blicken, die großen deutschen Versorger setzen schon länger auf Wind (global eher auf Sonne). Ab 2020 laufen die ersten Subventionen aus, wenn auch noch in homöopathischen Größen.

        An SB kann ich nur adressieren, dass ich Ihnen vor wenigen Jahren noch Recht gegeben hätten mit Ihrer Aussage zu Solarstrom und Ihre Aussage zum Strompreis für Privathaushalte immer noch für gültig halte. Der Kostenrückgang für Solarstrom gleicht jedoch dem Wachstum von Amazon – exponentiell und disruptiv, daher sind so manche gelernten Wahrheiten schnell anpassungsbedürftig.

        Erneuerbare Industrie-Anlagen, die stillgelegt werden müssen, sind mir selten über den Weg gelaufen. Das kenne ich aus der beruflichen Praxis eher von Gas- und Atomkraftwerken.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian

        Keine Überraschung, das verlinkte Fraunhofer-Dokument zitiert ja auch die gleiche Quelle wie ich, also öffentliche Ausschreibungsdaten von der Bundesnetzagentur. Die Idee dahinter ist, dass ein Anbieter höchstwahrscheinlich keinen Gebotspreis abgegeben hat, bei dem er einen Verlust machen würde.

        Dass Solarenergie in Deutschland nicht wettbewerbsfähig betrieben werden kann, ist eine Konsequenz aus den physikalischen Gesetzen, die auch die Grünen bisher leider nicht ändern oder abschaffen konnten. Sie brauchen sich nur diese Karte der Intensität der Solarstrahlung anschauen (je “wärmer” die Farbe, desto höher die Strahlungsintensität und desto höher, vereinfacht gesprochen, die Ausbeute von am jeweiligen Ort aufgestellten Photovoltaikanlagen): http://re.jrc.ec.europa.eu/pvg_tools/en/tools.html#SA

        Ironisch ist schon eher, dass Deutschland die Technologie trotzdem massiv subventioniert hat, obwohl sie für andere Länder viel nützlicher ist als für uns.

        Der Rückgang bei den Herstellungskosten für Solarmodule hat sich übrigens in den letzten Jahren deutlich abgeflacht, die Herstellungstechnologie scheint kostenmäßig bald ausoptimiert zu sein. Aber im Zweifelsfall kommt natürlich immer das Argument, dass exponentiell sinkende Kosten angeblich unendlich weit in die Zukunft extrapoliert werden können und damit irgendwann alles gut wird. Solche Leute haben um 1900 auch davor gewarnt, dass die Städte irgendwann unter Pferdemist begraben sein werden, weil die Anzahl der Pferdefuhrwerke ja exponentiell steigt. ;)

      • ikkyu
        ikkyu sagte:

        Im Ausland äußern sich die deutschen Spitzenmanager dann so über die “Energiewende”:

        “Lustig machte sich Kaeser über die deutsche Energiewende. Wer je die Energiepolitik eines Landes bestimmen müsse, müsse einfach das Gegenteil von dem machen, was in Deutschland gemacht werde.
        Deutschland subventioniere erneuerbare Energie mit einer Garantiesumme von knapp 500 Milliarden Euro. Er hoffe, dass es wenigstens gelinge, den Export von Windkraftanlagen zu beflügeln.
        Die Förderung von Photovoltaik in Deutschland findet er so sinnvoll wie den Anbau von Ananas in Alaska.”

  9. Michael Stöcker
    Michael Stöcker sagte:

    „Der Blick von außen ist da leichter,“

    Hier ein weiterer Blick von außen:

    „Das ist das Ironische: Die EU ist die einzige politische Einheit in der Welt, welche gut genug ausgerüstet ist, um mit den Problemen des 21. Jahrhunderts umzugehen. Aber gleichzeitig ist sie völlig unfähig, diese Qualitäten auch zu artikulieren…“

    https://www.nzz.ch/feuilleton/der-historiker-timothy-snyder-es-gibt-keine-rueckkehr-zum-nationalstaat-ld.1455135

    LG Michael Stöcker

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Stöcker: Nichts gegen Herrn Snyder, aber natürlich gibt es auch Rückkehrer zum Nationalstaat. Dazu muss man gar nicht an Nordkorea oder aktuell an den Brexit denken. Es reichen Diskussionen mit älteren Bürgern der Tschechoslowakei, der Sowjetunion und – besonders beeindruckend – mit Kriegsbeteiligten und -witwen des ehemaligen Jugoslawien. Dass das nicht die Lösung der Probleme des 21. Jahrhunderts ist – geschenkt. Aber in einer echten Weltwirtschaftskrise können Sie froh sein, wenn der Zerfall nur bis auf die Ebene der Nationalstaaten reicht und nicht wie in failed states (z.B. in Afghanistan oder Libyen) sich auf warlord-Bezirke reduziert.

      Antworten
      • Thomas
        Thomas sagte:

        Angesichts der zerfallenden Staaten um Europa herum ist es Wahnsinn das die EU, angeführt von Merkel, zielstrebig die Dekonstruktion Deutschlands auf allen Ebenen betreibt.
        Das Gegenteil ist geboten um für den Sturm gerüstet zu sein.
        Ich denke das die USA auch mit zerfallenden Staaten in Mittel- und Südamerika rechnen, da diese ähnlich wie in Afrika und Arabien, Kunstprodukte der Europäer sind.
        Deswegen ist eine Mauer unumgänglich will man die USA als Land und Staat bewahren.

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