Die BIZ warnt vor dem Ende des Finanzzyklus

Heute Morgen haben wir Szenarien für ein Ende des Aufschwungs diskutiert. Eine mögliche Ursache könnte das Ende des Finanzzyklus sein. Doch um was genau geht es dabei?

Hier eine Zusammenfassung aus dem BIZ-Report vom Sommer 2016. Darin warnen die BIZ-Ökonomen, dass die Kombination aus Rekordverschuldung, niedrigem Wachstum und schwindendem Handlungsspielraum die Welt in eine neue Krise führen könnte. Die Weltwirtschaft kann es sich nicht leisten, noch länger auf das schuldenfinanzierte Wachstumsmodell zu setzen.” → fuw.ch

DIE WELT berichtete damals:

  • Für die Notenbanker kommt der Brexit zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie haben ihre Munition weitgehend verschossen, weitere unterstützende Maßnahmen wären wohl nur noch mit massiven Nebenwirkungen zu haben.  bto: Eben, die berühmten Helikopter, die kommen, egal, ob die BIZ nun warnt oder nicht!
  • Die BIZ mahnt in ihrem 86. Jahresbericht eine wirtschaftspolitische Neuausrichtung an, damit der Übergang zu einem robusteren und nachhaltigen globalen Wachstum gelingen und bestehende Schwachstellen behoben werden könnten. Im Rahmen dieser Neuausrichtung sollte der Aufsichts-, Fiskal- und Strukturpolitik eine größere Rolle zukommen. Es sind Maßnahmen erforderlich, die wir nicht wieder bereuen, wenn die Zukunft zur Gegenwart wird, betont die BIZ.
  • Den meisten Regierungen dürfte es daher kaum möglich sein, das konjunkturelle Füllhorn erneut auszuschütten. Andernfalls könnte es schnell zu einer neuen Staatsschuldenkrise kommen. Nichts dürfte die BIZ so sehr fürchten.  bto: Mag sein, allerdings könnten die Notenbanken die Finanzierung übernehmen, dann wäre es doch gelöst?
  • Nach einer Analyse der Ratingagentur Standard & Poor’s haben Banken in Europa ihren Bestand an Staatsanleihen seit dem Tief im September 2008 von damals 355 Milliarden Dollar auf jetzt 791 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt.  bto: Es gehört zu den vielen Lügenmärchen, dass die gegenseitige Abhängigkeit reduziert wurde.
  • Aus Sicht der BIZ birgt das Trilemma drei große Gefahren. Zum einen werden die Volkswirtschaften anfälliger für Schocks. Zum anderen schwächen die ultraniedrigen oder sogar negativen Zinsen die ohnehin wacklige Finanzindustrie weiter. Darüber hinaus schwächen auch die überzogenen Erwartungen das Vertrauen in die Notenbanken – und damit deren wichtigste Geschäftsgrundlage.  bto: was ziemlich genau der Beschreibung der Eiszeit entspricht.

Die FINANZ und WIRTSCHAFT beschäftigt sich tiefergehend mit der Analyse der BIZ:

  • Da ist zunächst die auch hier immer wieder diskutierte Schwäche des Produktivitätswachstums. So heisst es in dem Bericht, die Forschung der BIZ habe nahegelegt, dass Finanzbooms das Wachstum der Produktivität einer Volkswirtschaft untergraben. Indizien dafür seien: Trotz Finanzkrise würden die Schulden weiter wachsen, die Produktivität der Arbeitnehmer dagegen immer langsamer steigen.”Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
  • Die BIZ analysiert auch die Ursachen der abnehmenden Produktivität und klingt dabei  zu Recht  sehr nach österreichischer Schule: unproduktive Investitionen, fehlende Angebotsreformen, Abhängigkeit von der Droge des billigen Geldes. Das sieht man sehr schön an der Abweichung der Ist-Zinsen von denen nach der Taylor-Formel eigentlich erforderlichen: Die Taylor-Regel berücksichtigt die Inflation und die Lücke zum Potenzialwachstum – also wann die Wirtschaft voll ausgelastet ist.Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
  • Dabei zeigen die Analysen der BIZ, dass die Wirkung billigen Geldes immer schwächer wird. Am meisten wirkt es am Anfang. Diese Einsicht kann nun wirklich nicht erstaunen.
  • Versuchen es die Notenbanken trotzdem, hat das wenig realwirtschaftlichen Nutzen jedoch droht die Destabilisierung des gesamten Finanzsystems. Dies müssten die Notenbanken berücksichtigen und nicht wie früher ausblenden. Die BIZ arbeitet dabei mit dem sogenannten Finanzzyklus  bei bto ebenfalls schon diskutiert  den sie für weitaus aussagekräftiger hält bezüglich der künftigen Entwicklung. Diesen langfristigen Zyklus könnten die Zentralbanken in ihre Geldpolitik einfliessen lassen. Nach Schätzung der Basler Ökonomen ‚könnte‚ eine Geldpolitik, die Finanzentwicklungen systematisch berücksichtigt, den Finanzzyklus dämpfen und die Wirtschaftsleistung signifikant erhöhen. Um das zu erreichen, würde nicht nur Inflation oder die Lücke zum Potenzialwachstum berücksichtigt. Sondern auch, ob der Schuldendienst in einer Volkswirtschaft zu hoch ist.
  • Immerhin geht es nach dem Modell der BIZ wieder bergauf.  bto: Wobei ich mich frage, wie dies ohne Bereinigung der faulen Schulden gehen soll:

Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

  • Die BIZ berechnet auch, wie die Zinsen heute eigentlich sein müssten, um keine weiteren Finanzmarktprobleme zu verursachen. Die gelbe Linie in der untenstehenden Grafik ist der jetzige reale Zins. Die blaue Linie ist eine Schätzung des natürlichen Zinses anhand der Output-Lücke. Die rote Linie zeigt den natürlichen Zins, wenn man den Schuldendienst mit einrechnet.Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

  • O. k., da kann man natürlich nur sagen, dann ist die Schuldentragfähigkeit sicherlich hier und da gefährdet. Vorsichtig formuliert.
  • Dies sieht die BIZ anders. Sie hat simuliert, was passiert wäre, hätte die Fed nach den Regeln gehandelt: Die durchgehende rote Linie in der untenstehenden Grafik zeigt die US-Wirtschaftsleistung unter der neuen Geldpolitikregel. Die gestrichelte Linie bildet den tatsächlichen Verlauf ab. Die blauen Linien stellen den Leitzins dar – den tatsächlichen und den simulierten Verlauf.Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich
  • Gemäss diesem simulierten ‚Experiment‘ wäre der Leitzins unter der neuen Regel schon viel früher erhöht worden (ab 2003). Ab 2005 wäre er dann gesenkt worden. Ab 2011 wäre er dann wieder stark gestiegen.“  bto: Ergebnis: Es wäre besser verlaufen als im Ist.
  • Mit ihrem Jahresbericht hat die BIZ in Basel wieder einmal der geläufigen Meinung vieler Ökonomen deutlich widersprochen. Für die Basler Bank ist es notwendig, dass man nicht auf eine expansive Fiskal- und Geldpolitik für Wachstumseffekte setzt. Besonders den Zentralbanken sei zu viel aufgebürdet worden. Nicht das Fehlen von Nachfrage sei das grosse Problem. Auf der Angebotsseite hapere es, da die Schuldenbooms falsche Anreize gesetzt haben.
    Staaten sollen investieren, statt ihre Transferzahlungen zu erhöhen. Und Strukturreformen sind das richtige Mittel, um das Wachstum anzukurbeln.“ 

bto: Ich frage mich nur, weshalb die jährliche Wiederholung der Mahnungen nicht zu einem Politikwechsel führt? These: Es wäre kurzfristig schmerzhaft und diesen Schmerz traut sich, niemand zu realisieren. Auch aus Angst vor der Wut der Bevölkerung.

 

→ DIE WELT: Ein Trilemma bedroht die Weltwirtschaft”, 26. Juni 2016

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: BIZ verlangt neues Wachstumsmodell”, 26. Juni 2016

→ Zero Hedge: „‚The Global Economy Can No Longer Rely On Debt  BIS Warns Central Bank Actions Have Started To Backfire, 26. Juni 2016