„Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen“ – sowie die Gründe!

Norbert Häring, Redakteur des Handelsblattes und sehr geschätzter Blogger-Kollege (norberthaering.de) hat ein sehr interessantes Buch auf den Markt gebracht. In “Die Abschaffung des Bargelds und die Folgen” fokussiert er sich auf einen entscheidenden Aspekt im großen Spiel der Vermögensreduktion zwecks Schuldenerlass. Ich habe es bereits quergelesen und empfinde es als bereichernd für die Diskussion und das Verständnis, was zurzeit abgeht.

Im Gespräch mit n-tv.de erläutert Häring seine Kerngedanken:

  • “Jetzt dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Banken ihren Strafzins auch an die Kunden weitergeben. Aber was ist, wenn diese vorher ihr Bargeld abheben und ins Schließfach legen? Genau das darf nicht passieren. Und genau deshalb treffen die Währungshüter gezielt Vorsorge, sagt Norbert Häring.” – bto: und nicht nur er!
  • “Der Vorstoß von EZB und der Bundesregierung, eine Bargeldobergrenze bei 5.000 Euro einzuziehen, steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Zinsszenario. ‚Es ist eine konzertierte Aktion‘, ein ‚seit der Finanzkrise vorangetriebenes Projekt der mächtigsten Geldpolitiker der Welt‘, sagt Häring.” – bto: genau!
  • Der erste Vorstoß von Geldpolitikern, Bargeldzahlungen zurückzudrängen, reicht bis ins Jahr 2007 zurück. (…) Offenbar erkannten Eingeweihte damals schon, dass der Finanzbranche Ungemach drohte. Mit der Lehman-Pleite, dann, war es für Maßnahmen, den Bargeldverkehr zu kontrollieren, allerdings zu spät. In der Bankenkrise konnte niemandem schmackhaft gemacht werden, Geld ausschließlich auf dem Konto zu deponieren.” – bto: Und wer es heute tut, der geht ein erhebliches Risiko ein. Ist es doch keinen Deut besser als 2007!
  • Erst 2011 wieder, unter Regierungschef Mario Monti, einem weiteren Goldman-Sachs-Berater ‚besserte‘ das schuldengeplagte Land nach. Die Obergrenze für Bargeldverkehr in Italien wurde drastisch auf 1.000 Euro gesenkt. Draghi, immer noch als Chef der Bank von Italien, hätte die EZB eigentlich auf diese Maßnahme hinweisen müssen, hielt es aber offenbar nicht für nötig. Danach ging es Schlag auf Schlag: 2012 erließ ein Land nach dem anderen Bargeldverbote – alle wurden von der EZB durchgewunken. Zu dem Zeitpunkt war Mario Draghi bereits oberster Währungshüter des Euro.”
  • Die Initiatoren seien keine Kriminalitätsbekämpfer, sondern ausnahmslos Finanz-Manager. Neben dem als Hüter des Euro leise auftretenden Draghi sind die prominentesten und lautesten Wortführer der Kampagne laut Häring der ehemalige Chefökonom der Weltbank und Ex-Finanzminister Larry Summers sowie der Harvard-Professor und ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF) Ken Rogoff.”
  • Ein Treffen der Schweizerischen Notenbank im Juni 2015 in London lieferte für Häring dann den Beweis, dass es tatsächlich eine konzertierte Aktion gegen Bargeld gibt. Bei der Veranstaltung, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, sprach auch der ehemalige IWF-Chef Ken Rogoff. Vor dem ausgewählten Publikum breitete er seine Thesen für die Abschaffung des Bargelds aus.”
  • Die Schweizerische Zentralbank hatte zu dem Zeitpunkt offenbar ein Problem: Große Fonds wollten Geld abheben, um die negativen Zinsen zu sparen. ‚Sie hat die Banken angewiesen, das Geld nicht bar auszuzahlen‘, erklärt der Wirtschaftsexperte.” – bto: damals auch bei bto berichtet.
  • “Für die Annahme, dass eine konzertierte Aktion im Gange ist, dafür lieferte auch Summers Munition. Er haute wenige Tage später in die gleiche Kerbe wie die EZB, indem er vorschlug, den 100-Dollar-Schein abzuschaffen. ‚Wenn das alles Zufall sein soll und nicht abgestimmt, dann würde mich das doch sehr wundern‘, sagt Häring. Die Frage wäre dann, was Draghis Unterschrift unter den Scheinen dann noch wert ist. Nichts.” – bto: heute schon nichts wert!

→ n-tv.de: „Was ist Draghis Unterschrift noch wert?“, 11. März 2016