Deutschlands marode Infrastruktur verdeutlicht das Märchen vom reichen Land

In meinem Buch beziffere ich den einmaligen Investitionsbedarf zur Sanierung der maroden Infrastruktur in Deutschland auf 120 Milliarden Euro. Außerdem wäre eine nachhaltige Ausgabenerhöhung erforderlich. In meiner Cicero-Titelgeschichte zur (verheerenden) Bilanz der letzten 14 Jahre schreibe ich:

“Die Investitionen in den Kapitalstock haben sich gegenüber den frühen 2000er-Jahren mehr als halbiert, was zu einer immer älteren staatlichen Infrastruktur führt. Die Hälfte der Autobahnbrücken beispielsweise wurde zwischen 1965 und 1975 gebaut. Diese Brücken waren nie für die heutigen Verkehrsmengen ausgelegt und sind als wirtschaftlicher Totalschaden einzustufen, rechnet das Institut der Deutschen Wirtschaft vor. Bei den Straßen sieht es nicht besser aus, wo seit dem Jahr 2000 ebenfalls von der Substanz gelebt wird.

Um einen Verfall des Kapitalstocks und damit der Zukunftsfähigkeit des Landes zu stoppen, müsste deutlich mehr investiert werden. Alleine für die Herstellung des normalen Standards der Infrastruktur sind Investitionen in der Größenordnung von 120 Milliarden Euro erforderlich. Damit nicht genug. Wir brauchen ein nachhaltig höheres Ausgabenniveau, um den Standard zu halten. Legen wir dafür den OECD Durchschnitt von 3,2 Prozent vom BIP an, müssten wir unsere Ausgaben um einen Prozentpunkt vom BIP steigern, also um rund 33 Milliarden pro Jahr. Drücken wir diese Last als Gesamtaufgabe über 30 Jahre aus, kommen wir auf eine Billion Euro latenter Verpflichtungen, nur wenn wir uns vornehmen, unseren Investitionsstandard auf den OECD Durchschnitt zu bringen und dort zu halten.”

Nun wagen sich (endlich!) auch andere aus der Deckung. Die F.A.Z. berichtet von einer neuen Studie des IW (das auch schon die Daten zum Zustand der Verkehrsinfrastruktur geliefert hatte, die ich oben zitiere), die auf einen Bedarf von 450 Milliarden kommt. Wie nähern uns also meiner Billion in der Erkenntnis langsam an.

Doch zitieren wir die F.A.Z.:

  • 450 Milliarden Euro – so viel müsste der deutsche Staat in den kommenden zehn Jahren zusätzlich ausgeben, um bestehende Investitionslücken zu schließen und als Standort attraktiv zu bleiben. Andernfalls droht sich der Verfall des öffentlichen Kapitalstocks, also von Straßen, Schienen und Schulen, ungebremst fortzusetzen.” – bto. Das wird er. Denn wo sind die Politiker, die umsteuern? Ich sehe sie nicht. Stattdessen sollen diese Milliarden für die Rettung des Weltklimas im Alleingang ausgegeben werden. Dabei ließe sich das billiger und effektiver mit marktwirtschaftlichen Instrumenten realisieren, wie ich mehrfach erläutert habe.
  • “Zum Vergleich: Der nach Sozialem zweitgrößte Etat im Bundeshaushalt, Verteidigung, kommt „nur“ auf rund 43 Milliarden Euro.” – bto: Und in der Bundeswehr fährt, schwimmt und fliegt auch nichts. Wie schrieb ich schon 2018 in dem Cicero-Artikel und in meinem Buch: “Kurzfristig braucht die Bundeswehr rund 130 Milliarden Euro, um überhaupt wieder funktionsfähig zu werden. Langfristig dürfte angesichts der anwachsenden Aufgaben unvermeidlich sein, sich dem NATO-Ziel von Ausgaben auf dem Niveau von zwei Prozent des BIP zu beugen. Dies bedeutet einen Anstieg in Deutschland von rund 0,8 Prozent des BIP oder 26 Milliarden pro Jahr. Gesamthaft über dreißig Jahre gerechnet also weitere rund 750 Milliarden Euro an Mehrlasten, die zu schultern sind.” Die Politiker haben uns derart massiv abgewirtschaftet, es ist unglaublich!
  • “Der deutsche Staat gibt zu wenig Geld aus – und deutlich weniger als die meisten anderen Industrieländer. Das mindere das Wachstumspotential. (…) 80 Milliarden Euro öffentliche Investitionen im Jahr, das sind nur 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung, während Frankreich und Amerika mehr als 3 und Japan und Australien knapp 5 Prozent aufwenden.” – bto: Wenn man durch diese Länder fährt, ich denke neben Frankreich natürlich an die Schweiz, aber selbst in Italien sind die Züge schnell und die Autobahnen oft sehr gut, sieht man es sofort. Es genügt schon der Grenzübertritt, um zu sehen, wie unsere Politiker das Land abgewirtschaftet haben. Geld genug war da!
  • Deutschland ist viele Jahre nachweislich auf Verschleiß gefahren. Grabe man tiefer und blicke auf die Lage in Kommunen und Ländern – allein Erstere stehen für 55 Prozent des staatlichen Kapitalstocks –, sei der ‘Modernitätsgrad im Bereich Nichtwohnungsbau’ sogar seit Anfang der 1990er Jahre kontinuierlich gesunken. Der Hauptgrund liege in der klammen Kassenlage, vor allem in den westlichen Bundesländern. Während bayerische Kommunen rund 15 Prozent ihrer Gesamtausgaben in Bauprojekte steckten, seien es in Nordrhein-Westfalen gerade einmal 4,5 Prozent.” – bto: Und wo floss das Geld hin? Genau, in die Sozialhilfe. Und dies in einem Umfeld stark steigender Beschäftigungszahlen. Ist es die richtige Priorität? Ich weiß es nicht. Nur, so hohe Sozialausgaben wie noch nie absolut wie auch fast relativ, das ist in einer solchen Wirtschaftslage befremdlich.
  • Doch das sei erst der Anfang, argumentieren die IW-Ökonomen. Denn mit Klimaschutz und digitaler Infrastruktur gebe es ‘neue Bedarfe’. Fasst man alle Ausgabeposten zusammen, ergeben sich allein auf kommunaler Ebene 161 Milliarden Euro Investitionsmehrbedarf. Darin enthalten sind neben der schon seit längerem kursierenden Infrastrukturlücke in Höhe von 138 Milliarden Euro weitere 23 Milliarden Euro für den Ausbau von Bus und Bahn. Zweitgrößter Posten ist die überregionale Infrastruktur: Zusätzliche 60 Milliarden Euro für die Bahn, knapp 30 Milliarden Euro für den Breitbandausbau, 20 Milliarden Euro für Autobahnen.” – bto: Wer soll das bezahlen? Jetzt gehen doch die geburtenstarken Jahrgänge in Rente!
  • “Rund 80 Milliarden Euro Mehrbedarf braucht es den Berechnungen zufolge für frühkindliche Bildung, Ganztagsschulen sowie Hochschulen und Forschung. Den 450-Milliarden-Euro-Topf komplettieren schließlich 65 Milliarden Euro für den Klimaschutz sowie 10 Milliarden Euro für den Wohnungsbau.” – bto: Auch hier sind dies überwiegend Folgewirkungen der falschen Politik der letzten Jahre. Völlig falsche Prioritäten haben Geld verschwendet und die Kapazitäten für Investitionen verrotten lassen.
  • “Da zumindest der Bund in beschränktem Maße Schulden aufnehmen darf, wäre ein ‘föderaler Investitionshaushalt’ als selbstständige Person des öffentliches Rechts und in vollständigem Eigentum des Bundes konform mit Verfassung und dem Vertrag von Maastricht. Wirksam sei der neue Riesentopf ohnehin. Unter Verwendung eines Simulationsmodells des britischen Analysehauses Oxford Economics kommen Hüther und Kolev auf ein stattliches Wachstumsplus: Kurzfristig gebe es in klassisch keynesianischer Manier ein Konjunkturstimuli, langfristig sei mit einem ‘dauerhaften positiven Effekt des staatlichen Investitionsfonds auf die private Investitionstätigkeit’ zu rechnen.” – bto: Da musste ich lachen: a) Wieso braucht man dafür ohnehin ein Modell, denn das ist klar und b) kann das das IW nicht selber? Peinlich.
  • “Zugleich sinke der umstrittene deutsche Überschuss in der Leistungsbilanz.”bto: Auch das ist richtig und ich habe immer wieder darauf hingewiesen. Andererseits dürfte der Überschuss ohnehin im Zuge der Trumpschen Zölle (werden kommen) und der Strukturkrise unserer Schlüsselindustrie ohnehin bald der Geschichte angehören.

faz.net: “Deutschland braucht 450 Milliarden Euro”, 24. Oktober 2019

Kommentare (28) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alexander
    Alexander sagte:

    Die DEUTSCHE Industriegesellschaft plündert ihre materiellen wie immateriellen Ressourcen ohne hinreichend in die Bestandserhaltung zu investieren? Anstelle Selbsterhaltung tritt Energie-Klima-Verrücktheit und Massenmigration aus letzten Welten, deren Fleißigste zwar mit den Augen (@ Papst) lernen können, aber niemals Schlüsselpositionen besetzen werden, z.B. als Ausbilder.

    Die interessierten Zeitgenossen sind so bescheiden geworden mit ihren Beobachtungen und Schlussfolgerungen, dass man glauben könnte, niemand fühlte sich persönlich betroffen.

    Die auslaufende Industriegesellschaft erwirtschaftet Gewinne / Steuereinnahmen aus Industriezweigen, die allesamt Verachtung und Missbilligung ertragen dürfen. Aus welchen Unternehmungen der zukünftige Wohlstand abgeleitet werden soll, bleiben die Wähler und ihre Vertretet des neuen Adels der Untätigen schuldig. Man beschränkt sich auf Versprechen und Ankündigungen, wie seinerzeit Helmut Kohl von blühenden Landschaften.

    Dementsprechend bevölkern immer mehr Studierende die Hörsäle für Lehramt und Staatsdienst, während man die kulturelle Infrastruktur / das Handwerk den Migranten als Integrationswiese überlassen möchte. Stiochwort “meine Putzfrau ist zwar Muslima, aber ohne Kopftuch”….was halt nur für die Stunden Putzdienst im Ausbildungszentrum stimmt, aber nicht für den Einkauf im türkischen Supermarkt.

    Abgehoben und Abverreckt würde ich die Lage in DEUTSCHLAND beschreiben wollen, kurz vor Eintritt einer neuen Phase der Währungskrise.

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    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Vielleicht lässt es sich nicht ändern, sondern man muss den schleichenden ökonomischen und finanziellen Niedergang wie die Jahreszeiten akzeptieren. Ich hatte zuletzt über den Satz nachgedacht: Die erste Generation baut’s, die zweite erhält’s, die dritte verjubelt es… oder so ähnlich. Diese Regel / Beobachtung gibt es wohl in verschiedenen Kulturen/Ländern:

      https://familylinevideo.com/three-generations-family-history/

      Womöglich gilt die Regel nicht nur für Familien, sondern für ganze Nationen? In Deutschland gibt es zudem den speziellen Fall, dass wir einen synchronen Neustart nach dem 2. Weltkrieg hatten, so dass uns die familienbasierte Regel kollektiv erwischen könnte. Ziemlich genau jetzt, wenn man für eine Generation 30 Jahre zugrunde legt.

      “The Third Generation, however, has no memory of want or struggle. They only know a life of plenty and often lack an understanding of the work that went into building the lifestyle they now enjoy. It is this third generation that has become known to squander the wealth their parents and grandparents worked so hard to build.”

      Das “Want” und “Struggle” kommt irgendwann wieder – aber durch das Erleben, und nicht durch (präventives) Nachdenken…

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    • ruby
      ruby sagte:

      Die Nichtkämpfer um Noten, Ausbildung, Können werden keine Wettbewerbsbeständigkeit schöpfen. Daher nehme ich die Istzustandsbeschreibungen gleich war. Wie Planwerte damit überhaupt aufgestellt werden können bleibt ungelöst. Sicher wird es nicht der freie Markt, man lerne die Entstehung der Sozialen Marktwirtschaft, die sowohl von Neoliberalen von rechts als auch durch Stamokaps von links fragmentiert wurde, richten, ebensowenig die Zentralwirtschaft.
      Alles nichts Neues nur neue Völker.
      Wissen und Bildung sind nicht erblich, aber immer eine Grundlage. Mit der Verzehrung, Abnutzung der Infrastrukturen verschlechtern sich die Bedingungen des Einzelnen und der Gemeinschaft. Wertminderung bedeutet immer Bilanzschrumpfung. Womit die wunderbare Bilanztheorie Gegenstand der Erkenntnis wäre. Aber wen interessiert das im Heute, es fliesst doch alles (Geld)?

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        Bilanzschrumpfung, die ausschließlich vom Eigenkapitalkonto erlitten wird – als Spiegelbild des Anlagevermögens (vgl. Stelter, Kapitalstock)

        Die Lösung mit frischem Geld, by CH53K for free, die Bilanz künstlich zu verlängern ist keine, denn “Geld ist immer eine Forderung auf Leistung”. Die Inflation wird dann von der Unfähigkeit zur Leistung ausgelöst….was dem unfähigen Schuldner nicht hilft, weil “andere” die Leistung erbringen.

        Falsches Geld, dem keine Absicht/Fähigkeit auf Leistung in der Zukunft gegenübersteht bewirkt immer Zombiefizierung. Daran ändern auch Steuern auf Geld nichts.

        Das Bild von @Carsten Papst schmerzt, weil es die Wirklichkeit in den Ausbildungsstätten beschreibt. Je nach Prestige des Gewerkes hat man die Anforderungen auf peinliches Niveau abgeschrumpft.

        Wir werden eine Insolvenz erleben, mit Ausbuchung von Forderungen auf Transferleistungen und Abschreibung von geschöpftem Geld. Auf welchem Niveau sich so eine Gesellschaft wieder fangen mag, kann man schwer voraussagen…abhängig von der Dauer der Zerstörung bis dahin.

        (Ob die Qualität – heute – bei geschrumpften Fähigkeiten dauerhaft den Vorstellungen der Investoren entspricht? ….wohl eher nicht. )

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Alexander

        “Wir werden eine Insolvenz erleben, mit Ausbuchung von Forderungen auf Transferleistungen und Abschreibung von geschöpftem Geld. Auf welchem Niveau sich so eine Gesellschaft wieder fangen mag, kann man schwer voraussagen…abhängig von der Dauer der Zerstörung bis dahin.”

        Ich freue mich schon auf das unvermeidbare Aufheulen aus Berlin. Die linksradikalen Transferleistungsforderer von dort (egal ob Journalisten, NGOs, Bohemien oder SED) können sich beim Wiederaufbau nach der Insolvenz dann in der Produktion bewähren, was dieses Mal kein leerer Slogan bleiben sollte, anders als nach der Revolution in der DDR 1989.

      • ruby
        ruby sagte:

        @Alexander
        “Goldene Zeiten”
        In Hannovers Innenstadt gab es in den 70er Jahren das Karstadtkaufhaus in innersten Kern, gegenüber das stolze Elektronikwarenhaus Brinkmann vier Etagen inklusive Keller. Nach Durchquerung stiessen die Einkaufsbummler auf das Quellehaus in deren Anschluss Horten die modernen Meilen zum Übergang in die Altstadt schloss. Rechtsseits Karstadts stand ClamottenAugust (C&A) und im Osten residierte vor dem Bahnhof Kaufhof. Als letztes Bauensemble allerdings auch mit kürzester Öffnung wurde Herthie in den Beginn der Passarelle platziert. Die Parkhäuser zu nennen sparte ich mir, ausser den Thrill dort zu zufahren und zu parken zu erwähnen samt Ticketsysteme.
        JederJeder Kauftempel hatte eine eigene Restauration zu Beginn noch mit Obern und Kellnerinnen bis Selbstbedienung Einzug hielt. Bummeln war ein Tagesprogramm und zu den Rekordtagen waren Schlangen an des Kassen – Personal zum Annehmen, Kassieren und zur Aushändigung inklusive Verpackung. Und gegen 16:00 sammelte sich die Riesenschlange vom Kröpke zum Steintor, dann waren die Beschäftigten, die sich den Nachmittag frei genommen dazu gestoßen im wahrsten Sinne des Wortes. Von 8 Uhr bis 18 Uhr dauerte die Öffnungszeit. Wer shoppen war brauchte kein Fitnessstudio, der war gelaufen, gestiegen, gedreht, gebückt hatte gehoben, getragen, gepackt und geknautscht also gekämpft. Alles für die Freude zu sammel und zu jagen wie es die ursprüngliche Herkunft des Menschen erforderte. Dagegen ist Prechts Solingen Vision Kleinstadtmief. Wir waren die Protagonisten des German Wunders mit Eltern und Großeltern. Alles was sich heute an Innovation der Shoppingära präsentiert ist ein müdes Miniaturremake, das nicht die Volumen, Flächen, Frequentierungen, Massen, Transaktionen, Bewegungen, Vernetzungen der Plätze, Gebäude, Verkehrstiefe dieses Einzelhandelrausches beschreiben kann. Die Actresses schufen die Herstellung, Belieferung, Lagerung, Verteilung, Ausstellung und Abgabe, den Heimtransport, Aufbau. Überall funktionierten verschiedenste Marktplätze, dagegen war das Katalogkaufhaus Neckermann nur Zwischenstation für eine Softeisschleckerei im Entree.
        Das ist mein wehmütiger Rückblick, denn in dieser Gesellschaft war Arbeit und Platz für viele verschiedene Typen und Naturen.
        Aber die Postmoderne stand bereits vor den Türen und wir haben Sie hereingeholt, so leise, fern, unsichtbar. Und jetzt sind die Menschen Fremde und unser Denken samt Erfahrungslernen trifft sich nicht mehr, denn die Orte des Treffens und Wirtschaftens sind geschlossen, umgewidmet, abgerissen, verrottet, ihre Bauarbeiter sprechen keine gemeinsame Sprache, die Technik soll den Umsatz heiligen. Aber die Tempel und Priester sind vertrieben und zerstört. Seelenlosigkeit die keine Umwelthynose mehr anspricht weht durch die Kreuzwege deren Frieden gefressen wird.
        Bitte, wer erzählt eine neue Geschichte von Teilhaben und Erreichbarkeiten in Fähigkeiten?

      • ruby
        ruby sagte:

        Der “Königshengst”, mit MTU entwickelt, betrieben und gewartet, https://www.mtu.de/de/unternehmen/mtu-museum/
        wird als weiteres Relikt der Oberwelt dort enden. Bei unseren Pilotenkapazitäten und Druckanstalten ist es mehr als fraglich, ob überhaupt Vorleistungen zu Kosten aus Löhnen veredelt werden können, die angemessene Forderungen auf Geld zur freien Verfügung begründen.
        Es ist ein Hohn dieses Sozialtransferstaates, daß die Beschäftigten, die Sozialausgaben erst erarbeiten müssen, diese nachschüssig also am Monatsende ausgezahlt erhalten, und die Empfänger vorschüssig zum Monatsersten Cashansprüche von Politikern beschieden bekommen. Zahlungsstromtechnisch ist das eine Unmöglichkeit.

        Die Investoren werden liefern, was der Horizont der Abnehmer bietet und dabei ihre Produzentenrente optimieren. Erst, wenn ihre Fähigkeiten der niedrigeren Konsumentenrente nachfolgen besteht Handlungsbedarf.
        Der VW-Konzern macht aus einen Fahrzeug gerade vier Ansprüche/Segmente: Polo = Norm, Ibiza = Sport, A1 = Luxus, Fabia = Lowclass in denen dieselbe Basis drin steckt.

      • Alexander
        Alexander sagte:

        @ruby

        Die “goldene Zeit” passt in die 60er / 70er Jahre der Bundesrepublik und beschreibt die Prosperität einer Aufstiegsgesellschaft, wie sie in vielen Großstädten normal war.
        Kurz zuvor war es eine Ehre für Abiturienten als Bürokaufmann bei “Pelikan” eine solche Lehre zu absolvieren, die Theaterbesuche mit dem Prokuristen einschloß….

        Wohlstand macht schläfrig, dabei hätte man gewarnt sein können.

        Die DM Aufwertungs-Währungskrise 1993 setzte dem Traum für fast alle ein Ende, Ausnahme waren die Schlüsselwerke von VW, BMW, FORD, Daimler, Opel, Porsche..
        Jeder kleine Bürokaufmann wolte Lopez spielen und BWL Schnösel verließen opportunistsich die Lehrsäle um ihren Auftrag zu erfüllen. Ziel war der Ausverkauf der DEUTSCHLAND AG und die Zerschlagung aller gesellschaftlichen Bindekräfte, Fairness nur nach gesetzlicher Regelung.

        VW Werker verstehen sich heute als seelenlose Personalnummern, die ihren Gewerkschaften kein Vertrauen schenken und um Jobs zittern, die gestern noch Lebensstellung waren. Die Republik ist angreifbar, weil Eigentum kein Kennzeichen des Standortes DEUTSCHLAND mehr ist. Mit der Trennung von Eigentum/Haftung ist auch ein Bruch der Verantwortung erfolgt und alle haben mitgemacht – weil man glaubte dem Markt ein Schnippchen zu schlagen.

        Die BRD auf ihrem Weg.

    • Gnomae
      Gnomae sagte:

      Diese koennten sich fuer Deutschland verdreifachen in Zukunft ( 30 Mrd. pro Jahr). Es wuerden also 300 Mrd. fehlen. Es folgt kein Aufschrei in der Politik. Wir subventionieren die ganze Welt, kuemmern uns um den Klimawandel etc. Es liegt ein Nebelschleier ueber Deutschland.

      Antworten
  2. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,
    Sie schreiben selbst: „450 Milliarden Euro – so viel müsste der deutsche Staat in den kommenden zehn Jahren zusätzlich ausgeben,
    um bestehende Investitionslücken zu schließen und als Standort attraktiv zu bleiben. Andernfalls droht sich der Verfall des öffentlichen Kapitalstocks,
    also von Straßen, Schienen und Schulen, ungebremst fortzusetzen.“
    Das wird er. Und ich nenne Ihnen einen ganz einfachen Grund: Den Fachkräftemangel.
    Womit sollen wir denn die demnächst in Rente gehenden Facharbeiter ersetzen?! Robotik wird nur bedingt im Bauwesen diesen Mangel ausgleichen können. Leider hat die Politik in Ihrem Abi- Wahn (Standards massiv gesenkt, Inflation des Einser- Abis) den früher guten Nachschub von Haupt- und Realschüler zu einem Rinnsal werden lassen. Unser Bildungssystem lässt grüßen.
    Viele Hauptschüler weisen heutzutage elementare Wissenslücken auf, von Benimmregeln ganz zu schweigen. Die Abbrecherqoute ist sehr hoch.
    Wir bilden in unserem Ausbildungszentrum in Limburg Maurer, Betonbauer, Straßenbauer und verschiedene andere Berufe des Bauhauptgewerbes aus. Leider haben wir mittlerweile 10- 15 %, die Ihre Probezeit aus den unterschiedlichsten Gründen nicht überstehen. Aber auch die komplette Lehrzeit wird von vielen abgebrochen, bzw. nicht durchgezogen. Diese Personen sehen wir dann oftmals später in unserem Haus wieder, denn wir haben auch einen Bildungsträger in unseren Hallen. Dort wird dann mit viel Brimborium, aber zertifiziert nach ISO, versucht, die jungen Menschen wieder zu integrieren und der Arbeitswelt zuzuführen. Leider lässt die vorher schon falsche Einstellung auch dieses Mal sehr zu wünschen übrig. Aber große Konsequenzen
    müssen die Personen nicht fürchten. Der Schoß von Vater Staat ist (noch) sehr gut gepolstert. Konsequenzen gibt es nicht in diesem Land. Einzig für Steuerzahler, die Ihre Steuererklärung nicht rechtzeitig abgeben.
    Den Fachkräftemangel mit Zuwanderung auffangen zu wollen, wäre eine andere Möglichkeit. Normalerweise sollte aufgrund der massiven Zuwanderung 2015 unser Ausbildungszentrum aus allen Nähten platzen.
    Leider haben es bis jetzt aber sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund geschafft, einen Abschluss im Handwerk bei uns zu erwerben. Diese waren aber sehr erfolgreich und auch ausgesprochen gute Lehrlinge. Nur leider halt im Hinblick auf die große Anzahl der Zuwanderer viel zu wenige. Ich denke, unser soziales Auffangnetz ist definitiv zu weich gefedert.
    Aber auch der der heimischen Bevölkerung ist ein Beruf mit den Händen ja anscheinend nicht mehr zuzumuten. Man will ja aus Sicht der Eltern etwas “Besseres” für seine Sprößlinge.
    Generell ist ja nichts dagegen einzuwenden. Nur sollte man objektiv auch einschätzen können, ob die schulischen Leistungen des Sprößlings für eine akademische Ausbildung reichen.
    Dies ist leider vielen Eltern abhandengekommen, im Gegenteil, wenn ich im Gespräch nur in Erwägung ziehe, seinen Nachwuchs doch ins Handwerk zu schicken, werde ich angesehen, als hätte ich Ebola.
    Sie sehen, es ist generell ein gesellschaftliches Problem, das durch massive falsche Rahmenbedingungen seitens der Politik noch verstärkt wird. Und dann können sie noch soviel Geld aus dem Nichts drucken, herbeizaubern oder sonstwie der Wirtschaft zuführen. Man soll Geld ja arbeiten lassen. Aber dann werden sie feststellen, der Spaten bewegt sich keinen Millimeter und die Infrastruktur kann bestenfalls auf dem jetzigen Stand gehalten werden. Alles andere ist wunschdenken.
    Freundliche Grüße
    Carsten Pabst

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Pabst

      Sehen Sie es doch mal positiv: Wer nichts arbeitet, stößt auch viel weniger klimaschädliches CO2 aus. ;)

      “Leider haben es bis jetzt aber sehr wenige Menschen mit Migrationshintergrund geschafft, einen Abschluss im Handwerk bei uns zu erwerben. Diese waren aber sehr erfolgreich und auch ausgesprochen gute Lehrlinge. Nur leider halt im Hinblick auf die große Anzahl der Zuwanderer viel zu wenige. Ich denke, unser soziales Auffangnetz ist definitiv zu weich gefedert.”

      Was ist Ihr Eindruck, liegt es nur daran, dass den meisten die Motivation fehlt, weil es aus Migrantensicht äußerst üppige Sozialleistungen in Deutschland auch dann gibt, wenn man kein Deutsch lernt und keine Ausbildung macht?

      Oder fehlt diesen Migranten grundsätzlich die Ausbildungsfähigkeit für einen Handwerksberuf weil die Grundlagen bei der Schulbildung oder einfach der Intelligenz nicht dafür reichen und die Defizite so groß sind, dass sie ein Ausbildungszentrum nicht beheben kann?

      Antworten
      • Carsten Pabst
        Carsten Pabst sagte:

        Hallo Herr Ott,
        dass das Erlernen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung für eine gelungene Integration in unserem Land ist, brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen (Es sei denn, sie wären Politiker).
        Dies ist auch bei unseren Flüchtlingen niemals das Problem gewesen. Natürlich gab es da Defizite, aber wir sind ja HANDwerker, und wer etwas lernen will, kann auch mit den Augen lernen. Somit schafften unsere Jungs aus Eritrea, Somalia, Sudan und Äthiopien ohne größere Probleme ihren Abschluß. Aber die WOLLTEN auch. Und in einer dreijährigen Ausbildung kann man auch viel nachholen und Defizite abbauen. Man muss nur WOLLEN. Dazu gehört auch frühzeitig zu erkennen, dass man mit einem Beruf im Baugewerbe sehr gutes Geld verdienen kann und auch die Aufstiegsmöglichkeiten sehr gut sind. Und eine Ausbildung hat, die überall auf der Welt vor Arbeitslosigkeit schützen kann. Das haben diese Jungs kapiert. Nur leider anscheinend nicht viele Migranten, bzw. warum sollten sie auch Eigeninitiative ergreifen. Wer ständig alimentiert wird, das Abbrechen von Deutschkursen KEINERLEI Konsequenz hat, der muss sich als Gesellschaft nicht wundern, warum die berufliche Integration nicht funktioniert. Einzig die Integration in die Sozialsysteme funktioniert bestens. Das darf man aber den Menschen nicht ankreiden, da liegt der Fehler im System. Gehen sie aus Spaß auf die Kanadische Botschaft. Übersetzung in Englisch und Französisch. Fertig. Das Auswärtige Amt bietet 7 Sprachen an, inklusive leichte Sprache. Dies sendet in meinen Augen von vorneherein ein falsches Signal. Auch sämtliche Übersetzung von Dokumenten in alle möglichen Sprachen auf deutschen Ämtern halte ich für grundfalsch.
        Insofern ist in meinen Augen auch das deutsche RundumSorglosPaket für die jetzige Situation verantwortlich. Das man für einen Beruf im Handwerk das große Latinum benötigt, ist eher selten. Schicken sie einem deutschen Handwerksmeister willige und vernünftig erzogene junge Menschen und er wird auch etwas aus Ihnen machen. Und dafür reichen auch normale Mathekenntnisse, die noch im letzten Jahrhundert in deutschen Hauptschulen vermittelt wurden.
        Freundliche Grüße
        Carsten Pabst

    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Carsten Pabst

      Realistische Beschreibung und realistische Ursachenbestimmung:

      >… es ist generell ein gesellschaftliches Problem, das durch massive falsche Rahmenbedingungen seitens der Politik noch verstärkt wird>

      Realistische Schlussfolgerung:

      >… der Spaten bewegt sich keinen Millimeter und die Infrastruktur kann bestenfalls auf dem jetzigen Stand gehalten werden. Alles andere ist wunschdenken.>

      Ich würde lediglich hinzufügen:

      „bestenfalls“ meiner Einschätzung nach nur dann, wenn noch eine ganze Zeit lang Unternehmen aus den osteuropäischen Ländern mit ihren engagierten und durchaus kompetenten Mitarbeitern den Spaten bewegen.

      Die Frage ist aber, ob wir die noch bezahlen können, wenn die Steuereinnahmen nicht mehr sprudeln, die Sozialleistungen steigen und die Schwarze Null tiefrot ist.

      Antworten
      • Carsten Pabst
        Carsten Pabst sagte:

        Hallo Herr Tischer,
        ich stimme Ihnen zu. Ohne die Hilfe der osteuropäischen Unternehmen wäre der Ofen schon lange auf Sparflamme. Und nein, ich denke wir werden uns dies alles nicht mehr leisten können. Aber wahrscheinlich muss es erst noch sehr viel schlechter werden, damit es evtl. wieder besser wird. Aber das ist wohl auch nur Wunschdenken von mir.
        Freundliche Grüße
        Carsten Pabst

    • Susanne Finke-Röpke
      Susanne Finke-Röpke sagte:

      @ Herrn Carsten Pabst:

      Ihr Beitrag ist ein Volltreffer.

      Denn das ist der Kern, der die etablierten Parteien und vor allem die Medienvertreter so an der AFD und an wirtschaftlichen Kritikern wie Herrn Dr. Stelter, Herrn Prof. Otte, Herrn Dr. Krall oder Friedrich & Weik stört. Letztere erkennen, dass der Wohlstandsverlust durch Demographie (Kindermangel seit den 70ern), leichte Bildungsabschlüsse für alle, falsche Migration (zu viele Hochqualifizierte gehen, zu viele Niedrigqualifizierte kommen), falsche Geldpolitik, mangelhafte Energiepolitik und zu viele Sozialleistungen hervorgerufen wird und nicht nur mit der Umverteilung oder Nichtumverteilung von Geld gelöst werden kann. Das widerspricht aber diametral den Wertvorstellungen, die sich in den letzten 50 Jahren flächendeckend in Deutschland durchgesetzt haben. Eine ganze Generation von Journalisten, Lehrern, Wissenschaftlern, Intellektuellen, Künstlern und Politikern wird jetzt mit der Realität der gesellschaftlichen Langfristfolgen der letzten Jahrzehnte konfrontiert und verzweifelt daran, da der Kapitalstock und das Wahlverhalten der Bürger sich an der Realität orientiert.

      Und jetzt kommt das Interessante: es ist völlig egal, ob ein nationalistisch umverteilender Björn Höcke oder ein internationalistisch umverteilender Rotgrünschwarzpolitiker an der Macht ist: die gesellschaftliche Basis erodiert. Es braucht in allen Parteien in den Analyseteams zumindest halbwegs erkennbare Realisten, ob sie Alice Weidel, Friedrich Merz, Thomas Kemmerich, Boris Palmer oder Sarah Wagenknecht heißen (so viel man über die Positionen der genannten im Einzelnen diskutieren kann), wenn schon die wirklich guten Analysten wie Herr Dr. Stelter nicht in die Politik gehen. Sonst bringt man nicht einmal die politische Analyse zustande und jetzt reden wir noch gar nicht vor der viel schwierigeren Einigung auf politische Gegenmaßnahmen.

      Ein Anfang ist aber gemacht, wenn Bücher wie das “Märchen vom reichen Land”, “Deutschland schafft sich ab” oder “Wenn schwarze Schwäne Junge kriegen” reihenweise gekauft werden. Aber erst wenn Portale wie “Tichys Einblick” bei den monatlichen Klicks mit dem “Spiegel” gleichgezogen haben (oder dieser unerwarteterweise in der Realität angekommen ist), haben wir gesellschaftlich wirklich eine Wende hingelegt. Diese Wende schaffen wir mit Glück in der nächsten Wirtschaftskrise ziemlich schnell, mit Pech in den nächsten 50 Jahren gar nicht.

      Sehr viel hängt davon ab, was die Massenmedien machen. Erst wenn die anfangen, sich mit den Themen der AFD wirklich argumentativ auseinanderzusetzen, beginnt ein Lernprozess. Die “Welt” hat schon etwas gelernt, die “Wirtschaftswoche” und die “Bild” auch. Aber noch viel zu wenig, vor allem, wenn man die öffentlich-rechtlichen ansieht (halbe Ausnahme: Phoenix). Bei anderen wie der Süddeutschen Zeitung ist nicht im Ansatz Erkenntnis zu sehen. Wahrscheinlich muss nach der SPD auch die Union erst richtig abstürzen, bis der Mut zu unbequemen Wahrheiten sich bei Journalisten und Künstlern Bahn bricht. Immerhin darf jetzt schon mal ein Dieter Nuhr im Fernsehen kritisch sein, wenn schon andere wie Erwin Pelzig inzwischen von der Leinwand verschwunden sind.

      Es bleibt spannend. Mein Vorbild dabei:

      Willy Brandt: “Demokratie darf nicht so weit gehen, daß in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist.”

      Ist das neu? Nein. Die Sinnhaftigkeit einer Anerkennung der Oder-Neise-Grenze hat sich der Union auch erst nach vielen Jahren erschlossen und die Notwendigkeit des Umweltschutzes kapiert die SPD auch noch nicht so lange. Daher glaube ich einfach, dass Geduld und Spucke notwendig sind. Wir bohren hier alle ganz lange ganz dicke Bretter. Aber wenn der König von Saudi-Arabien inzwischen Kinos und Autofahren für Frauen erlauben kann, werden wir uns doch auch ändern können…^^

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Frau Finke-Röpke

        “Willy Brandt: ‘Demokratie darf nicht so weit gehen, daß in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist.'”

        Wenn Willy Brandt noch leben würde, würden ihn heute hysterische Genderist*innen in der SPD für diesen ketzerischen Ausspruch niederschreien. Damit normalisiert er ja heteronormative Sterotype schon in der Familie, und außerdem propgiert das einen Biologismus (einer der beiden Elter*ixe ist automatisch der Vater), der von neuesten Erkenntnissen der Genderforschung schon längst überholt ist. Außerdem hatte Willy Brandt etliche Sexgeschichten, dem kann man aus Prinzip erstmal gar nichts glauben… #metoo

        Es hat sich viel geändert in der SPD – einer der wesentlichen Gründe dafür, wieso wir heute an dem Punkt stehen, an dem wir sind. Während wir hier über Investitionsstau diskutieren, hat die Berliner SPD übrigens beschlossen, den Schutz vor “Gewichtsdiskriminierung” für Fettleibige im Antidiskriminierungsgesetz zu verankern. Der Aufprall in der Realität kommt immer näher: https://www.openpr.de/news/1065586/Kommt-der-rechtliche-Schutz-vor-Gewichtsdiskriminierung.html

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        Sie verweisen zu Recht auf eine Anzahl mehr oder weniger einflussreicher Publizisten, die als Analysten die Defizite benennen, und auf Politiker, die Sie als „halbwegs erkennbare Realisten“ bezeichnen.

        Sie sind in die Debatte einzubeziehen.

        Ich folge aber Ihrer Bewertung nicht, wenn Sie sagen:

        >Ein Anfang ist aber gemacht … haben wir gesellschaftlich wirklich eine Wende hingelegt.>

        Die Bevölkerung wird sich anhand der Kritiken keinen VERÄNDERUNGSWILLEN auferlegen und das selbst dann nicht, wenn die Massenmedien die Themen aufnehmen.

        „Partei-Realisten“ sind nämlich nicht nur Kritiker (der jeweils anderen), sondern vorrangig LÖSUNGSANBIETER statt VERZICHTSPREDIGER, was sie sein müssten.

        Denn die Investitionen in den genannten Größenordnungen sind nur mit erheblichem Konsumverzicht über einen längeren Zeitraum zu realisieren.

        Das Problem ist, dass es zu viele vermeintliche Stellschrauben gibt, um Lösungen anzubieten – verteilungspolitische, finanzpolitische, geldpolitische, auch außenpolitische.

        Damit wird die Bevölkerung im Glauben gehalten, dass man es NUR richtig anstellen müsse, Verzicht aber nicht erforderlich sei, um die Dinge zum Besseren zu wenden.

        Es klingt nicht gerade tröstlich, muss aber m. M. n. gesagt werden:

        Nur wenn wie direkt nach WK II für jeden ERFAHRBAR die ALTERNATIVEN fehlen, kann ein Ruck durchs Land gehen.

      • Susanne Finke-Röpke
        Susanne Finke-Röpke sagte:

        @Herrn Dietmar Tischer:

        Sie haben recht, dass die Leute so lange wie möglich den bequemen Weg gehen wollen. Aber die Medien haben m.E. einen sehr entscheidenden Einfluss auf die Wahrnehmung der Realitäten. Viele würden dann schon aktiv werden, bevor sie ihren Job verlieren, weil schon die Angst davor ihr Wahlverhalten ändern würde. Das passiert jetzt erst, wenn wie bei Continental konkret Werksschließungen angekündigt werden, die der Wohlfühlrhetorik der etablierten Parteien und der Massenmedien widersprechen. Lassen Sie doch mal Herrn Dr. Stelter um 20.15 Uhr am Sonntag Abend in der ARD oder im ZDF eine leicht verständliche Sondersendung zu Wirtschaftsthemen mit einem Moderator der einfachen Sprache ohne Klatschhasen und ohne linksgeprägtem Wirtschaftsredakteur alleinverantwortlich konzipieren und verfolgen Sie die öffentliche Reaktion. Ich denke schon, dass das bei vielen Leuten was bringen würde, wenn auch nicht so viel wie das Kündigungsschreiben des Arbeitsgebers im eigenen Briefkasten.

        Was die Notwendigkeit des Konsumverzichts betrifft, gebe ich Ihnen teilweise recht. Aber das ließe sich durch gesellschaftliche und marktwirtschaftliche Reformen schnell durch bessere Allokation der Mittel begleiten:

        1. Beendigung der meisten Preiseingriffe (z.B. am Mietwohnungsmarkt, Buchpreisbindung, etc.) Kostet den Gesetzgeber nichts, geht schnell. Auch am Arbeitsmarkt oder in der Landwirtschaft in vielen Bereichen. Tut manchen gut, manchen weh.

        2. Beendigung unnötiger Ausgaben für Drittstaaten (v.a. die finanzielle Beteiligung an Projekten rund um den Globus aller Art). Bringt im Inland nur für wenige davon abhängige Exportbetriebe Probleme, die besser nach echter Wettbewerbsfähigkeit schauen sollten.

        3. Radikale Reduzierung der Studienplätze von sinnvollen Orchideenfächern, die aber unsinnig zu Massenstudiengängen ausgebaut wurden, v.a. im geisteswissenschaftlichen Bereich wie z.B. Germanistik oder Philosophie. Bringt Platz und Geld für wichtige Studiengänge und junge Leute schnell in dringend nötige nichtakademische Berufe wie Erzieher oder Krankenpfleger, für die das eigentlich nicht der Traumberuf war. Bitter, aber nötig.

        4. Gesetzgebung zur massiven Zusammenlegung von Krankenhäusern zur Vermeidung sinnloser kommunalpolitischer Prestigediskussionen (“unser Kreiskrankenhaus muss selbstständig bleiben und eine XYZ-Abteilung haben”, auch wenn die Uni-Klinik nur 20 km weg ist). Verletzt nur den Stolz des örtlichen Landrats und seiner Kreisräte, sonst entsteht kein Schaden.

        5. Infrastrukturbeschleunigungsgesetz mit Verkürzung der Klagewege, z.B. für Stromtrassen, Bahnlinien und Umgehungsstraßen. Erhöht in ein paar Jahren schnell die Versorgungssicherheit. Hat als Nebeneffekt Nachteile beim Lärmschutz.

        6. Grenzschutz einführen, da der europäische nicht klappt und wohl nie richtig klappen wird. Senkt die Kriminalität zügig, ärgert aber die Exporteure und Importeure.

        7. Gesetze zur Beschlagnahmung illegaler Gelder (z.B. Clangelder) und das dazugehörige Personal bei Polizei und Justiz. Bringt zügig Sondereinnahmen und erhöht nebenbei das Sicherheitsgefühl der Wähler.

        8. Änderung der Ausschreibungsregeln der öffentlichen Hand, zur Not ohne EU, damit der Pfusch am Neubau aufhört. Z.B. nach dem Schweizer Modell, den Zweitbesten zu nehmen. Würde auch bei Militäraufträgen helfen. Kickt chaotische Anbieter aus dem Markt. Keine Nachteile.

        9. Mit Infrastrukturinvestitionen in Digitalisierung beginnen, da ist der Produktivitätseffekt wohl am größten. Wäre sofort mehrheitsfähig, stört nur den Vorstand der Telekom.

        10. alle Wirtschafts- und Rechtskundelehrer regtelmäßig auf eine marktwirtschaftliche Fortbildung und in Betriebe schicken, damit dort ein Gegenmodell zum öffentlichen Dienst vermittelt werden kann. Stärkt das marktwirtschaftliche Verständnis der Schüler und der Lehrer und weckt eher Lust auf Selbstständigkeit und Kapitalanlage. Ein ganz dickes Brett, aber eines der wichtigsten.

        So, das wäre ein Anfang. Andere Leute haben vermutlich noch viel mehr Ideen. Dann ist das mit dem Konsumverzicht ganz schnell nämlich gar nicht mehr so wild. Jetzt noch das Thema Euro, Technikfeindlichkeit und internationaler Benchmark beackern (wie macht das die japanische Bahn, die israelischen Start-ups oder die Schweizer Telekom?) und wir kommen voran. Utopisch? Klar. Aber die Isländer haben gezeigt, dass es geht.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Susanne Finke-Röpke

        Alles nachvollziehbar, auch sinnvoll und vielfach der richtige Ansatz, aber nicht weitreichend durchsetzbar.

        Denn marktwirtschaftliche Reformen und bessere Allokation der Mittel sind in aller Regel ZUERST einmal VERLUSTERFAHRUNGEN.

        Die treten in Formen auf, die ich für undenkbar hielt, bis ich sie selbst erlebt habe.

        Beispielhaft:

        Verlegung eines älteren Menschen nach Operation eines Knochenbruchs in das sehr viel besser ausgestattete Krankenhaus desselben Trägers. Dort intensivere Begleitung des Heilungsprozesses und bereitwillig durchgeführte diagnostische Tests hinsichtlich vermuteter Demenz.

        Kommentar dazu aus den Reihen der Angehörigen:

        Schweinerei, für den Krankenhausbesuch 30 km mehr fahren, das geht nicht.

        Das ist ein Extremfall, sicher nicht die Normalität.

        Es ist aber auch eine Stimme an der Wahlurne.

        Jeder von uns hat andere Erfahrungen, aber mein Gefühl aufgrund meiner sagt mir, dass wir angesichts der Zahlen, die in diesem Artikel aufgerufen werden, bereits den Rubikon überschritten haben.

    • 007
      007 sagte:

      Hallo in die Runde
      ich möchte noch einen weiteren aber nicht unerheblichen Aspekt(-außer die von Ihnen und insbesondere Herrn Pabst genannten) zu dem o.g. Artikel ins Felde führen:
      Es ist die Komplexität einer überbordenden und in weiten Bereichen uneffektiven Dienstleistungsgesellschaft die in vielen technischen Bereichen bereits zu massivem Stillstand geführt hat. Das Geld ist-meines Erachtens-vorhanden aber die Protagonisten die es -vorallem schnell-in die Wirtschaft bringen sollen (insbesondere in die Bauwirtschaft) werden mit einem Tsunami an vollkommen unnötigen Normen, Erlassen, Verfügungen und sonstigem Quatsch bombardiert und bleiben letztenendes sich selbst überlassen. Jene welche davon profitieren und ihre korrumpierten Handlanger in den Ministerien schert es einen Kehricht daß das Kaputtsparen der öffentlichen Daseinsvorsorge und der Stellenabbau im öffentlichen Dienst mittlerweile einen nicht mehr hinnehmbaren Stand erreicht hat. Ich empfinde diese Umstände als eine wenig beachtete aber tickende Zeitbombe.
      Einer der Gründe warum sich die Automobil-und sonstige Großindustrie aus dem Staube macht ist eben jene unnötige,geldvernichtende und kontraproduktive Komplexität an Stellen wo sie nicht hingehört.
      Es ist jene Saat die von den Konzernen und ihrer korrupten Volksvertreter selbst gesät wurde an welcher sie jetzt langsam zu ersticken drohen….
      @Herr Pabst:
      ob diese Art der Migration der Arbeit dienen soll bezweifle ich stark..für mich ist es eine geschickte Art von Helikoptergeld welches dem schnellen Konsum und darüberhinaus den Familien Aldi, Schwarz, Quandt,Klatten etc behilflich ist wiederum die Parteikassen zu füllen.
      Das Haus BRD brennt bereits an mehreren Stellen und ein Löschen erscheint mir unmöglich.
      Wir sollten uns Gedanken um den Wiederaufbau machen.

      Antworten
  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Eine Reihung von Zahlen in dreistelliger Mrd.-Höhe, um das AUSMASS der DEFIZITE im STAATLICHEN Bereich aufzuzeigen.

    Höchste Zeit, dass dieser Sachverhalt auf den Tisch kommt.

    Wir sollten wissen, was der Stand der Dinge ist.

    >WO sind die Politiker, die umsteuern? Ich sehe sie nicht>

    Niemand kann sie sehen, denn es gibt sie nicht.

    Es müsste sie aber geben, wird doch von BEDARFEN geredet, die befriedigt werden sollten.

    In der Vergangenheit hat es DIESE Bedarfe nicht gegeben.

    In der Vergangenheit hat es die Bedarfe nach UMVERTEILUNG und KONSUM gegeben – und die sind befriedigt worden.

    Die Politiker aller Couleur konnten PROBLEMLOS liefern und dabei auch noch mit der Schwarzen Null prahlen.

    Die Gründe dafür muss man nicht erfinden, sie sind offensichtlich:

    Eine erstklassige, teilweise überragende Produktion weltweit begehrter Güter, die mit Dienstleistungen gleicher Qualität garniert wurde, und die uns in investitionshungrigen Schwellenländern und von sich billig verschuldenden Wohlhabenden aus den Händen gerissen wurden. Dazu im Zaum gehaltene Kosten durch die Arbeitsmarktreform im Inland und durch Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer. Als Krönung der für uns unterbewertete Euro.

    Jeder Politiker, der bei diesem Szenario Zuteilungsverweigerung betreibt, würde Selbstmord begehen.

    Das kann man nicht verlangen, ist auch nicht geschehen.

    Also:

    So bedrückend diese Zahlen auch sind, sie sollten nicht verwundern.

    Da auch am Horizont niemand zu sehen ist, der umsteuern wollte und könnte, muss man sich Gedanken darüber machen, wie wir mit den FOLGEN der fortbestehenden Defizite umgehen werden.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Jeder Politiker, der bei diesem Szenario Zuteilungsverweigerung betreibt, würde Selbstmord begehen.”

      Selbstmord aus Angst vor dem Tod, hmm? Spätestens dann, wenn die Wähler die Folgen des Investitionsstaus in die Infrastruktur begreifen, folgt für solche Politiker der Exitus per Wahlurne (hihi).

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Schon richtig, aber der Exitus per Wahlurne ist kein Selbstmord.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Amokläufe in den USA, bei denen der Schütze von der Polizei getötet wird, nennt man auch “suicide by cop”, quasi indirekter Suizid durch erwartbare Fremdeinwirkung als Reaktion auf eigene Handlungen.

        Bei unseren verantwortlichen Politikern tippe ich aber eher darauf, dass sie darauf spekulieren, schon längst in Pension zu sein wenn unsere Infrastruktur endgültig zerfallen ist. Auch das macht die Idee eines Staatsbankrotts statt andauernder Rettungspakete und Helikoptergeld so charmant, bei der Gelegenheit könnten wir die Pensionszahlungen an ehemalige Politiker und Staatssekretäre ordentlich zusammenstreichen…

      • Horst
        Horst sagte:

        Ja, der Wähler:

        Was er nicht will: Höhere Steuern abführen (selbst solche, die ihn nicht unmittelbar betreffen (zumindest nicht des Gros der Wähler), wie Erbschaftssteuern, Vermögenssteuern etc.), eine höhere Staatsverschuldung möchte er auch nicht zulassen, denn Schulden sind per se schlecht (so tönte selbst der Deutschlandfunk vor kurzem: “Ein Staatshaushalt sei so zu führen wie ein Privathaushalt.”; ergo kann nur ausgegeben werden, was eingenommen wird).

        Was er will: Ein exzellente Infrastruktur, ein exzellentes Bildungssystem, ein exzellent funktionierendes ÖPNV, eine exzellent aufgestellte Bundeswehr, die uns nicht nur vor Russland, sondern auch vor Einwanderung schützt.

        Wer den Fehler findet, darf ihn gerne behalten.

  4. Kurti
    Kurti sagte:

    Ja man sieht es wirklich überall, im Großen wie im Kleinen.
    Auf meiner Ubahn-Stammstrecke in München sind beispielsweise noch Triebwagen von 1972 unterwegs, aus der Zeit als München die Ubahn bekam.
    Und so darf man sich nicht wundern, dass keine Woche (und mittlerweile fast schon kein Tag) mehr vergeht, wo man nicht die hilfreiche Meldung “Verzögerungen wegen Betriebsstörung” auf den Anzeigentafeln sieht.
    Fairerweise muss man dazu sagen, dass auch zunehmend modernere Triebwagen zum Einsatz kommen, die die alten ersetzen, aber eben nur sehr langsam.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Kurti:

      Das betrifft in München nicht nur die U-Bahn, sondern auch die Schulen, die kommunalen Krankenhäuser, die Straßenbahn, u.ä.

      Warum? Weil die Münchner 20 Jahre lang eine OB spielenden Schauspieler namens Christian Ude gewählt haben, der unbestritten unterhaltsam war, aber für Sacharbeit, v.a. in der Kooperation mit Nachbargemeinden, nichts übrig hatte. So ähnlich wie in Berlin Herr Wowereit, nur mit der schöneren Dialektfärbung…^^ Herr Reiter fängt gerade an, das innerhalb der SPD nachzuholen.

      Antworten

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