“Deutscher Aktienmarkt schwebt fast 50 % über der Realwirtschaft”

Heute Morgen ein wichtiger Kommentar zur wirklichen Lage in Deutschland, jetzt aus gleicher Quelle ein wirklich interessanter Blick auf den deutschen Aktienmarkt:

  • Die Schwankungen der Gewinne sind der eigentliche Grund für die Schwankung des Gesamteinkommens, für Aufschwung und Abschwung. Unternehmen passen zwar in der Rezession ihre Lohnsumme an – meist wächst sie dabei deutlich langsamer –, wenn sie Beschäftigte entlassen. Doch geht es mit der Lohnsumme über die Jahre betrachtet deutlich weniger auf und ab als mit der Gewinnsumme.” – bto: UND: die Gewinne entscheiden über die Investitionen, die weitaus stärker schwanken!
  • Schlussendlich dürfte eine steigende Lohnhöhe aber mitentscheidend sein, wenn es darum geht, eine wachsende Konsumnachfrage und damit einen grösseren Absatzmarkt für die Unternehmen zu schaffen. (…) Steigern die Unternehmen vor allem durch Investitionen in neue oder bessere Maschinen und Anlagen ihre Produktivität, schaffen sie es auch, dass die Gewinnsumme schneller als die Lohnsumme wächst.” – bto: O. k., aber auf Dauer gibt es aber Schwankungen in beide Richtungen. 
  • (Der) Aktienmarkt (…) ist nämlich gar nicht immer von der Realwirtschaft entkoppelt, sondern bildet genau dieselben Entwicklungen nach – nur eben mit erheblich grösserem Ausschlag. Im Aufschwung wächst die Marktkapitalisierung der Unternehmen ebenfalls schneller als die Lohnsumme.” – bto: was einleuchtet, werden doch Gewinne gehandelt.
  • Es geht um die Frage, um welche volkswirtschaftliche Grösse herum die fiktive Marktkapitalisierung denn nun schwankt. Der Grossinvestor Warren Buffett hat einmal festgestellt, dass es in den USA das Bruttoinlandprodukt ist. Für Länder wie Deutschland, wo wir glücklicherweise die Daten seit 1999 vorliegen haben, ist es die Lohnsumme.” – bto: was ja in etwa ein minus Gewinne ist.
  • Dann kommt ein interessantes Chart, welches zeigt, dass die Deutsche Börse in einem Kanal zwischen Lohnsumme (unten) und Nettowertschöpfung (Summe aus Löhnen und Gewinnen) schwankt. Und dort gerade am oberen Ende des Kanals ist, was für mehr Risiko als Chance spricht:

Quelle: FuW

Allemal eine interessante Betrachtung!

FuW.ch: “Deutscher Aktienmarkt schwebt fast 50 % über der Realwirtschaft”, 6. Juli 2017

Kommentare (6) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Felix Kurt
    Felix Kurt sagte:

    Die in dem Beitrag beschriebene Beobachtung von Kühnlenz (FuW) ist interessant. Sie erscheint mit aber nicht abgesichert.

    Der Beobachtungs-/Analysezeitraum ist zu kurz als das man eine sichere bzw. hoch-wahrscheinliche Regelmäßigkeit für Zyklen daraus ableiten kann. Zwei Abschwünge und zwei Erholungsphasen reichen dafür nach allen Regeln statistischer Kunst nicht aus.

    Beachtenswert finde ich, dass sich die Gewinnsumme gerade mal auf das Niveau von 2007/8 erholt hat. Die Lohnsumme hingegen ist in der dargestellten Berechnungsweise sogar um mind. 300 Mrd. höher und der maßgebliche Treiber der Nettowertschöpfung.

    Nimmt man nun wirklich lange Zeitreihen/Beobachtungen, dann kann man leicht feststellen, dass es einen stark positiven Zusammenhang zwischen Frühindikatoren wie ifo-Index (insbesondere die Erwartungskomponente) und den Unternehmensgewinnen gibt. Für die USA, als maßgeblichen Trendsetter und Barometer für die Weltkonjunktur, kann man diese Analysen für etliche Jahrzehnte und Zyklen machen. Danach zeigt sich der gleich starke Zusammenhang zwischen dem ISM-Index der Einkaufmanager (den es seit 1948 gibt !!) und den Unternehmensgewinnen ( und -margen).

    Das eröffnet aktuell aber auch einen positiven Blick insofern, als der Gewinnzyklus noch voll intakt sein müsste.

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      Winkler kommt zu ein paar richtigen Einsichten.

      Aber brillant ist etwas anderes.

      >Der fehlende Zusammenhalt einer Gesellschaft ist das Ergebnis ökonomischer und sozio-kultureller Entwicklungen, die die Eliten in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien entweder bewusst herbeigeführt oder nicht energisch genug bekämpft haben. Der Aufstieg des Populismus spiegelt daher ein Versagen der Eliten wider.>

      Kann die Ursache eines fehlenden Zusammenhalts NUR bewusst herbeigeführte oder nicht genug bekämpfte Entwicklungen sein?

      Oder anders gefragt:

      Ist es ausgeschlossen, dass die Entwicklungen so sind, dass sie TROTZ Bekämpfung zu fehlendem Zusammenhang führen?

      Wenn Winkler das ausschließt, muss er dafür argumentieren.

      Den Populismus auf nur auf ein Versagen der Eliten zurückzuführen, ist durch nichts bewiesen.

      Winkler betreibt Schuldzuweisung statt Ursachenerforschung.

      > Demokratische Politikfähigkeit wiederherstellen – zentrales Element einer nachhaltigen Strategie gegen Populismus. Das wichtigste Rezept gegen den Populismus lautet, Politikfähigkeit wiederherzustellen.>

      Das ist wirr.

      Der Begriff Populismus ist diffus gebraucht. Winkler meint damit so etwas wie nationalistisch ausgerichtete Strömungen. Die Menschen, die ihnen folgen bzw. sie betreiben SIND politikfähig, aber eben nicht so, wie Winkler sich das wünscht oder von mir aus auch: es wünschenswert wäre.

      Und es ist diffamierend:

      Die Menschen, denen Winkler Populismus unterstellt, sind in großer Mehrheit demokratisch politikfähig. Denn sie halten sich an die demokratischen Regeln, Macht zu gewinnen.

      >Populisten nutzen das politische Vakuum, das durch die Entkernung der Marken “links” und “rechts” der Mitte entstanden ist.>

      Das ist Unsinn.

      Es gibt keine Entkernung links und rechts der Mitte. Die Mitte ist allenfalls breiter geworden, wenn man die beiden Regierungsparteien der Mitte zurechnet. Links gibt es kein politisches Vakuum, da es die LINKE gibt. Und rechts füllt die AfD das Vakuum.

      Es muss also heißen:

      Die Populisten, so wie Winkler sie versteht, vervollständigen das politische Spektrum rechts, ohne dass irgendetwas „entkernt“ worden ist.

      Es gab während langer Zeiten der Bundesrepublik schlichtweg keinen BEDARF, mit nationalistischer Politik vermeintliche oder tatsächliche Interessen zu bedienen.

      Das ist jetzt anders, auch in anderen Ländern.

      So ist z. B. auch in Frankreich nichts entkernt worden, um den FN groß zu machen.

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    • Felix Kurt
      Felix Kurt sagte:

      @Stöcker
      Erläutern Sie doch bitte den Zusammenhang zwischen Ihrem Link “Politikfähigkeit wieder herstellen – 15 Punkte zum Populismus” und dem obigen Beitrag von Dr. Stelter zu Aktienmarktzyklen – Nettowertschöpfung – Lohnsumme.

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