Der kalte Entzug

Wir wissen, dass die Liquidität in den USA und Europa abnimmt. Gemeint sind Zurückhaltung bei der Kreditvergabe, nicht mehr wachsende Geldmengen und die nach Abzug der Inflation real sinkende Geldmenge. Das muss naturgemäß Folgen für die Finanzmärkte haben, ist doch die Veränderung der Liquidität ein entscheidender Faktor.

Der CIO von State Street Global Advisors fasst es in einem Beitrag für die FINANCIAL TIMES (FT) so zusammen:

  • „There are three reasons driving our concern. First, the macroeconomic environment has shifted profoundly, moving from the quantitative easing stimulus programmes of central banks to tightening on a co-ordinated basis. Second, elevated uncertainty over monetary policy is leading to heightened rates volatility. The focus of central banks on avoiding 1970s-style inflation is clashing with expectations of a sharp economic contraction that will require a return to easing. Third, changes in the US Treasury market have raised liquidity concerns. The Treasury market has exploded in size, growing more than fivefold over the past 15 years, according to JPMorgan Securities data. However, JPMorgan found the number of primary dealers to facilitate trading has stalled and market depth in US Treasuries declined almost 60 per cent in 2022 to levels only seen in times of a crisis.“ – bto: Das letzte wird gerne vergessen. Die Bankenregulierung hat es verschlechtert, weil diese eben keine Anleihen mehr als Market Maker im Bestand halten, bzw. deutlich geringere Bestände als früher.
  • „Many of the most damaging market events are liquidity driven, yet they are also prime opportunities for those with ready cash to pick up assets at attractive prices.“ – bto: Klar, man muss Geld haben, wenn andere keines haben.
  • „Liquidity risks and opportunities arrive quickly and are shortlived, as the banking crisis of March so aptly demonstrated.“ – bto: … oder auch die Krise am Markt für UK-Staatsanleihen.
  • „So investors should keep an eye out for ‚air pockets‘ of market volatility. Balance sheets are not as liquid as they were. And the Federal Reserve has removed liquidity from the market by selling bonds. In stress points, markets might move more quickly than investors liquidating positions may hope.“ – bto: Interessanterweise sind die Investoren in Umfragen skeptisch, dennoch ist die Liquiditätshaltung gering.
  • „Improved risk management tools provide another important solution. Investors should proactively identify areas of stress through monitoring of key indicators such as true trading volumes at pinch points, costs and fund flows while keeping a close examination of market areas that have suffered stress in the past. If a potential risk issue is identified, risk teams need swift measures to mitigate matters.“ – bto: Das klingt für mich alles ziemlich nach dem Pfeifen im Walde.
  • „Diversification across sources of liquidity remains imperative. In the past several years, we have learnt that what is generally considered liquid has turned out to lack those properties when most needed. Liquidity is a far broader concept that hinges as much on market structure as it does on credit quality or maturity.“ – bto: Kann man so sehen. Man könnte aber auch sagen: Haltet doch selbst mehr Liquidität.
  • „Last, investors should also review their allocations to illiquid assets. A significant amount of money has flowed into private credit, private equity and other asset classes. As uncertainty around capital calls mounts for those investments, investors must hold liquid assets to keep up with any demands.“ – bto: Vor allem sind hier die Mittel langfristig gebunden – das Gegenteil von liquide.
  • „Done well, managing liquidity can enable investors to harness opportunities while avoiding downside risks to preserve capital. It has seldom been more important.“ – bto: Die Erkenntnis ist banal. Ich denke, hier werden Symptome beschrieben und der Eindruck erweckt, man könne mit normalen Maßnahmen die Situation bewältigen. Ich denke eher, es spricht viel für deutlich mehr Liquidität als Antwort auf den kalten Entzug, in dem wir uns befinden.

→ ft.com (Anmeldung erforderlich): „With a liquidity crisis looming, investors must switch their thinking“, 8. Mai 2023

Kommentare (31) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alexander
    Alexander sagte:

    @kalter Entzug

    Gunnar Heinsohn:
    “Eine Wirtschaft ohne Deflation muss genau unterschieden werden von einer Wirtschaft, deren Deflation
    künstlich verzögert wird. Diese Verzögerung kann nur durch Käufer erfolgen, die unendlich tiefe Taschen
    haben. Solche Käufer gibt es unter den Sterblichen nicht. Auch Zentralbanken gehören nicht zu ihnen.”
    https://www.achgut.com/artikel/0028957

    Durch die Energiewende löst Berlin einen Deflations-Tsunami aus,
    denn niemand kann 0.40€ kWh Industriestrom auf 0.06€kWh subventionieren
    – weder Notenbank, Staat und schon gar nicht Verbraucher.

    Alle staatlichen Ausgabenprogrammen müssen scheitern, weil nicht alle Produzenten in den Genuß kommen können – schließlich dient die Politik dem Ziel den Co² Ausstoß auf NULL zu reduzieren.

    Weil nicht alle Produktionsmittel demontiert/verkauft werden können, bleibt eine Vermögensvernichtung auf Null der imobilen Anlagen zurück, einschl. der Gebäude und der Geldanlagen jener Beschäftigten, die niemals mehr andere Anstellung finden.

    Geldpolitik kann nicht 1x die sozialen Folgen subventionieren, weil Einkommen Arbeitsloser immer geringer sind als zuvor – mit allen Folgen für Nachfrage/Beiträge/Wachstum.

    Geldpolitik will das auch gar nicht, die Folgen vergangener Geschenke zu bereinigen erhob man die Zinsen auf 16Jahres hoch.

    Allein die Wähler begreifen nicht, welcher ECOZID mit ihnen veranstaltet wird.
    Wer an seiner Verschuldung nicht rasch verendet, verreckt mangels Nachfrage mittelfristig.

    Ohne Bonität der Schuldner
    -game over for fiat money-

    Antworten
  2. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Lässt sich die zentrale Aussage des Artikels wie folgt zusammenfassen ?

    Die Geschäftsbanken vergeben weniger Kredite als Kredite an sie zurückgezahlt werden. Der den privaten Unternehmen und Haushalten zur Verfügung stehende Bestand an Geld verringert sich dadurch nominal.

    Der sich verringernde verfügbare Geldbestand wird durch die allgemeine Teuerung
    umverteilt: von den Inflationsverlierern zu den Inflationsgewinnern.
    Inflationsverlierer sind die sehr vielen privaten Haushalte, die ihre Geldersparnisse
    aufbrauchen müssen, um die höheren Preise zu bezahlen. Inflationsgewinner sind die
    Haushalte, denen die Unternehmen gehören, an die die höhereren Preise gezahlt werden. Der Geldbestand der Verlierer sinkt, der Geldbestand der Gewinner steigt.

    Vater Staat versucht die Verlierer – bildlich gesprochen – mit frisch gedruckten Geldscheinen zu stützen, und befeuert die Misere dadurch zusätzlich.

    Der Matthäus-Effekt ist ein realwirtschaftliches Problem und lässt sich durch Geldgeschenke nicht lindern. Im Gegenteil, jeder neue Geldschein findet seinen Weg zielsicher zu denen “die da haben, und denen immer mehr gegeben wird” und erhöht das Leid derer “denen das wenige noch genommen wird”.

    Meister Goethe hat es im Faust erfasst. (Fast) jeder krampfhafte Versuch des Menschen, durch gut gemeinte Massnahmen das Schicksal zu überlisten, führt letztendlich zum Gegenteil.

    Ist es möglich, “denen, die da nicht haben und denen das wenige noch genommen wird”, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben ansatt Almosen zu verteilen ?

    Antworten
    • Wilfried Goss
      Wilfried Goss sagte:

      @Vater Thiel

      “Im Gegenteil, jeder neue Geldschein findet seinen Weg zielsicher zu denen “die da haben, und denen immer mehr gegeben wird” und erhöht das Leid derer “denen das wenige noch genommen wird”.”

      Das ist die Auslegung von Väterchen Thiel, vielleicht bayerisch ;-)
      In Matthäus (Mt 13, 10-17) ist nicht von weltlichen Gütern die Rede:

      Vom Sinn der Gleichnisse
      Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist’s nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht. Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt, die da sagt (Jesaja 6,9-10): »Mit den Ohren werdet ihr hören und werdet es nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und werdet es nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, und ich ihnen helfe.« Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen, und eure Ohren, dass sie hören. Wahrlich, ich sage euch: Viele Propheten und Gerechte haben begehrt, zu sehen, was ihr seht, und haben’s nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben’s nicht gehört.

      Quelle Bibelübersetzung: Lutherbibel 1984

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      • Namor
        Namor sagte:

        @Goss
        Der Matthäus-Effekt ist benannt nach dieser Bibelstelle, was nicht bedeutet, dass man genau das Erzählte beschreibt. Man stelle sich vor, was das im Falle des Ödipuskomplex bedeuten würde. Oder der Pygmalion-Effekt, was müssen die Forscher da untersucht haben, wenn sie sich so eng an der Vorlage halten, wie sich sich das vorstellen.

        Thiel hat vollkommen recht, der Matthäus-Effekt ist ein grundlegendes und permanentes Problem. Seit die Linken sich um Trangender•Toiletten drehen, ist die Diskussion darum ziemlich verebt.

        Anekdote zu meinem ersten Kontakt mit dem Matthäus-Effekt.

        Es gibt Trainings-/Lernprogramme speziell für Legasthenie. Die Programme müssen gekauft werden und es lässt sich damit Geld verdienen. Die Programme müssen in Untersuchungen nachweisen, dass sie wirksam sind. Also zwei Gruppen, Treatment und Kontroll, testen. Dann macht eine das Program und die andere lernt auf eine andere Methode. Danach wieder testen und wenn Treatment signifikant und mit ausreichend Effektstärke besser ist, kann man mit dem Program Geld verdienen.

        Ein Program für Legastheniker. Bei der Untersuchung werden aber gerne sehr sehr fitte Kinder untersucht, den die Begabten profitieren von der Förderung mehr als die Unbegabten (Matthäus-Effekt). Mit den Begabten lassen sich bessere Effektstärken erzielen.

        Und verkauft wird das wissenschaftlich mit Begabten bestätigte Program dann für die Anwendung an Unbegabten.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Wilfried Goss

        “Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt: Ihre Ohren hören schwer und ihre Augen sind geschlossen …”

        Eine sehr schöne Beschreibung für den “Mainstream” der westlichen Gesellschaften heute ?

        “In Matthäus (Mt 13, 10-17) ist nicht von weltlichen Gütern die Rede …”

        Ist das nicht der Punkt ? Gibt es nicht einen Zusammenhang zwischen “überweltlichen” geistigen Gütern und weltlich materiellen Gütern ? Ist nicht materieller Wohlstand (nicht zu verwechseln mit verschwenderischem Luxus) Ausdruck “spirituellen” Wohlstands ?

        “Euch ist’s gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist’s nicht gegeben … ”

        Der Matthäus-Effekt. Hat der motivierte Einzelne es nicht in der Hand, die Geheimnisse des Himmelreichs verstehen zu lernen ?
        Realistisch gesehen bedarf es dazu wohl eines gewissen “Leidens-“Drucks, wie so mancher Ältere aus eigener Erfahrung weiss.
        Verhindern gut gemeinte Almosen durch die “Stallfütterung des Menschen” (Wilhelm Röpke) am Ende sogar, den Einzelnen diesen Weg des Verstehen-Lernens zu ermöglichen ?

      • Wilfried Goss
        Wilfried Goss sagte:

        @Namor

        “Der Matthäus-Effekt ist benannt nach dieser Bibelstelle, was nicht bedeutet, dass man genau das Erzählte beschreibt.”

        Der ursprüngliche Sinn des Gleichnisses hat NICHTS mit seinem gängigen Verständnis gemein.

        “Anekdote zu meinem ersten Kontakt mit dem Matthäus-Effekt. Es gibt Trainings-/Lernprogramme speziell für Legasthenie. ”

        In der Lehr-Lern-Forschung besagt das Prinzip, dass das Vorwissen einen wesentlichen Prädiktor des Lernerfolgs darstellt. Je mehr Vorwissen vorhanden ist, desto höheren Nutzen kann der oder die Lernende aus einem bereitgestellten Lernangebot ziehen.

        In Schulen sind ALLE von diesem Prinzip betroffen, abhängig auch von Alter und sozialen Schichten. Wer hat das nicht schon selbst festgestellt, auch ohne den Begriff “Matthäus-Effekt” explizit gekannt zu haben ?

        Die Geschäftemacherei mit Lernprogrammen für Legastheniker kann man natürlich NICHT gutheißen.

        Ich denke, weiter müssen wir nicht ins Detail gehen, aber ich sage “Danke”, jetzt kenne ich einen Begriff, dessen Wirkungsprinzip mir schon bekannt war.

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >„Done well, managing liquidity can enable investors to harness opportunities while avoiding downside risks to preserve capital. It has seldom been more important.“ >

    TYPISCHE Feststellungen aus der SICHT eines CIO, dessen Unternehmen Kapitalanleger berät.

    Also:

    INTERESSENGELEITET und daher bestenfalls sehr begrenzt.

    Bewertung:

    >bto: Die Erkenntnis ist banal.>

    Muss sie auch sein, denn je BANALER (ohne offensichtlich falsch zu sein), desto MEHR Investoren fängt man ein und desto MEHR kann man abkassieren.

    Bewertung mit Blick aufs Ganze:

    >bto: … Ich denke, hier werden Symptome beschrieben und der Eindruck erweckt, man könne mit normalen Maßnahmen die Situation bewältigen. Ich denke eher, es spricht viel für deutlich mehr Liquidität als Antwort auf den kalten Entzug, in dem wir uns befinden.>

    Mein Blick aufs Ganze:

    Ich sehe KEINEN Gegensatz zwischen „normalen Mitteln“ und „mehr Liquidität“, um die Situation zu bewältigen, was ich mal interpretiere als: … im Bemühen, den Zerfall des Finanzsystems zu verhindern.

    1. Zu den normalen Mitteln:

    Die Notenbanken haben die Kreditexpansion in der Privatwirtschaft deutlich erschwert, um der Inflation entgegenzusteuern.

    Auch wenn sie den restriktiven Kurs nicht weiterverfolgen, wird die Kreditexpansion aufgrund der sich zwar abschwächenden, aber deutlich spürbar bleibenden Inflation und den dadurch höheren Zinsen nicht sonderlich wachsen.

    Es kommt daher zu einer Liquiditätsverknappung, die rezessive Tendenzen generiert und verstärkt.

    2. Mehr Liquidität

    Rezessive Tendenzen sind in entwickelten Gesellschaften eine GEFAHR für die Stabilität. Das gilt nicht nur für die westlichen, sondern auch für sich noch entwickelnde Gesellschaften, etwa China, das anscheinend gerade dabei sind, dieser Gefahr zu begegnen.

    Der Staat wird versuchen, sie durch Nachfrage so weit wie möglich zu kompensieren.

    Die Finanzierung erfolgt zu einem vergleichsweisen GERINGEN Teil durch ZUSÄTZLICHE Belastung der Vermögenden und Gutverdiener. Denn massive Belastungen würden die Loyalität zum gesellschaftlichen System erheblich gefährden.

    Vor allem werden sich die Staaten deutlich MEHR VERSCHULDEN, auch um stabilisierende Transfers und als notwendig angesehene Maßnahmen, wie die Transformation/Energiewende subventionieren zu können.

    Die Notenbanken werden die dafür erforderliche LIQUIDITÄT durch Kauf von Staatsanleihen bereitstellen.

    Das sind m. A. n. die beiden maßgebenden Entwicklungen, die zu erwarten sind.

    Hinzu kommt ein ZUNEHMENDER Protektionismus, wie aktuell der:

    Weil immer mehr Elektroautos aus den USA und China importiert werden, will Frankreich nur noch europäische E-Autos subventionieren. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat laut einem Bericht der FAZ (Paywall) angekündigt, Frankreich werde nur noch den Kauf von in Europa produzierten Elektroautos subventionieren.

    Heißt unterm Strich:

    Das Liquiditätsproblem ist herausragend, weil es über den labilen Finanzsektor hinaus nicht nur das Anlegerverhalten beeinfluss, sondern massiv in die Realwirtschaft hineinwirkt.

    Dies wirft wiederum Probleme auf, die dadurch gelöst werden – soweit sie überhaupt zu lösen sind −, dass der Schwerpunkt wirtschaftlicher Aktivität noch stärker als in der Vergangenheit von der Privatwirtschaft zum Staat migriert.

    Es wird nicht an der Liquiditätsversorgung scheitern.

    Antworten
  4. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Mr Snider seit Herbst letzten Jahres:
    – Liquidität wird knapp
    – globaler Handel wird schwächer
    – Volkswirtschaften laufen in eine Rezession.

    Folge: USTreasuries werden gefragt. Der Kurs des USD steigt. Die FED senkt die Zinsen. QE fängt wieder an.

    Mal schauen.

    Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      und es läuft ziemlich exakt nach Snider’s Drehbuch.

      Nächster Akt:
      Steigende Arbeitslosenzahlen, Zinssenkungen, Einbruch der Aktienmärkte –
      evtl. begleitet durch weitere “Kreditereignisse”.
      Zinssenkungen und QE allein dürften – wie beim letzten Mal – nicht ausreichen ..

      Cash is king.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        >Zinssenkungen und QE allein dürften – wie beim letzten Mal – nicht ausreichen ..>

        Haben schon beim letzten Mal nicht ausgereicht.

        Denn da war noch:

        „Whatever it takes…“

        Daher:

        Der Staat wird massiv eingreifen und zwar so umfassend, wie wir es noch nie erlebt haben.

        Ob es dann auch noch mit dem zweiten Teil der Botschaft klappt

        … „And believe me, it will be enough”

        ist die Frage.

        Ich habe da meine Zweifel.

    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Stoertebekker

      “Liquidität wird knapp …”

      Sie wird knapp, von einem gigantisch hohen Ausgangs-Niveau gesehen.
      Die preisbereinigte US-Geldmenge M2 (der Real M2 Money Stock) hat sich seit Januar 2020 mehr als verdoppelt und seit 2000 mehr als verdreifacht. Von knapper Liquidität zu sprechen ist da m.E. schon sehr gewagt.

      Wenn jeder von uns Bloggern hier die letzten drei Jahre insgesamt 100.000 Euro von Frau Lagarde geschenkt bekommen hätte, gäbe es einen Grund, über Liquiditätsverknappung zu klagen, wenn uns die Teuerung die Hälfte davon wieder genommen hätte ?
      Und würden wir dann nicht jetzt noch schnell versuchen, die restlichen 50.000 zu verjubeln oder sinnvoll zu investieren ?

      Dass der globale Handel schwächer wird, liegt das nicht an ganz harten realwirtschaftlichen und politischen Faktoren ?
      Und dass zumindest EU-Europa und ganz besonders D in eine Rezession läuft, das ist angesichts der Qualität unseres Führungspersonals nicht wirklich verwunderlich ?

      Antworten
      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        Und wenn wir die letzten zehn Jahre im Rahmen von QE für zehn Millionen Euro US Treasuries oder “Bunds” an Frau Lagarde verkauft hätten, dürften wir uns dann über “mangelndes Kollateral” beklagen, wo wir doch im Gegenug zehn Millionen Cash erhalten haben und das Geld am Ende auf dem Interbankenkasino oder auf den Immobilienmärkten noch vermehrt haben ?

        Die Leute, die sich über mangelnde Liquidität beklagen können, sind eher nicht in dieser Liga zu finden …

        Aber vielleicht verstehe ich ja nicht Sniders zentralen Punkt nicht, sein Englisch ist für mich nicht immer leicht zu verstehen, bei der Länge seiner Vorträge …

      • jobi
        jobi sagte:

        @Vater Thiel

        Nicht das Ausgangsniveau ist entscheidend, sondern die Frage, ob genug Liquidität bereit steht, um die globalen Schulden zu refinanzieren.
        (Liquidität ist dabei mehr als das, was mit M2/M3 gemessen werden kann)
        Gelingt die Refinanzierung nicht, besteht angesichts gigantischer Schuldenberge die Gefahr eines deflationären Zusammenbruchs.

        Grundsätzlich wäre es kein Problem, sondern sogar wünschenswert, dass ein Teil der Schulden nicht gerollt werden kann – schließlich haben wir seit 15 Jahren ein wachsendes Zombiefizierungsproblem und demzufolge anämisches Wachstum.

        Mit andauernder Rettungspolitik ist der Punkt allerdings längst überschritten, an dem die geordnete Bereinigung noch eine Option gewesen wäre.

        Und ja – wir haben tatsächlich “Geschenke” von den Notenbanken erhalten – die meisten sind sich dessen nur nicht bewusst.

        Geschenke, die nicht nur nicht wiederholt werden können, sondern z.T. wieder einkassiert werden müssen.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ jobi

        “die Frage, ob genug Liquidität bereit steht, um die globalen Schulden zu refinanzieren.”

        Verstehe ich Sie richtig ?
        (1) Die Refinanzierung der rentablen “produktiven” Betriebsmittel- und Investitionskredite sollte kein Problem sein, weil niemand ein Interesse haben kann, diese Kredite nicht zu refinanzieren. Höhere Zinsen werden im Rahmen der Teuerung an die Kunden weitergegeben.
        (2) Ein Problem besteht bei der Refinanzierung der nicht produktiven Kredite an private Unternehmen und Haushalte , die nach seriösen Kriterien eigentlich niemals hätten vergeben werden dürfen ? Kredite für Spekulation und Konsum …
        (3) Die Refinanzierung der geldmengenwirksamen Kredite an die öffentliche Hand kann nur durch weiteres Gelddrucken erfolgen oder indirekt durch eine Reduzierung der Staatsausgaben auf ein tragfähiges Niveau ?
        (4) Die Refinanzierung der geldmengenneutralen Kredite an die öffentliche Hand ist gefährdet, weil immer weniger private Haushalte willens und in der Lage sind, ihre schrumpfenden Ersparnisse dem Staat zu geben ?

        Andererseits: Die Geldbeträge, die eigentlich niemals hätten ausgeliehen werden dürfen (Punkte 1 bis 3) sind letzlich bei irgend jemandem angekommen, der sie jetzt auf dem Konto hat. Diese(r) Jemand(e) wäre(n) theoretisch – bei naiver Betrachtung – in der Lage, die Refinanzierung zu bewerkstelligen, anstatt die Immobilienpreise und Wertpapierkurse zu pushen ?

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ jobi
        Wichtiger Zusammenhang zwischen Vermögenspositionen und Kapitalflussgrößen, die Relationen und Beziehungs- sowie Wirkungsweisen in den Blickpunkt zu nehmen.
        Geld – Liquidität – Währungen – Gold sind alle Kassenhaltung zur Forderungs- und Verbindlichkeiten-Tilgung und Verzinsung.

        Die Verbrechen der Venediger / Phönizier können gar nicht ohne Abstraktionsprinzip abgeurteilt werden.
        Wer jedoch keine Rechtsmäßgikeit, Ordnungsmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit gelten läßt, steht Aussen vor und und herrschaft durch Macht oder gleich direkt mit Gewalt bis auch diese sich aufgelöst hat.

      • jobi
        jobi sagte:

        @Vater Thiel

        Was bei Nullzins noch rentabel erschien, ist es bei 5+ % eben nicht mehr unbedingt.

        Das wissen alle Geldgeber. Zusätzlich gibt es weniger Überschüsse, die zu Finanzierungszwecken verwendet werden können.

        Finanzierung speist sich immer aus Bilanzkapazität.

        Und die sinkt seit einiger Zeit, weltweit.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ jobi

        >Mit andauernder Rettungspolitik ist der Punkt allerdings längst überschritten, an dem die geordnete Bereinigung noch eine Option gewesen wäre.>

        Richtig.

        >Gelingt die Refinanzierung nicht, besteht angesichts gigantischer Schuldenberge die Gefahr eines deflationären Zusammenbruchs.>

        Ebenfalls richtig.

        Daher:

        Um einen deflationären Zusammenbruch zu verhindern, MUSS die Refinanzierung erfolgen.

        Sie erfolgt NICHT, weil sie NICHT erfolgen KANN angesichts andauernder Rettungspolitik, die dem MEHRHEITSVERSTÄNDNIS der Menschen und damit dem HANDELN der Regierungen nach oberste PRIORITÄT hat.

        Da deflationäre Tendenzen bestehen, die zum Zusammenbruch führen könnten, wird versucht, den deflationären Tendenzen entgegenzuwirken.

        Das Mittel dazu:

        Steigerung der NACHFRAGE durch die Fiskalpolitik der Staaten.

        Sie ist nur durch eine Fortführung der MEHRVERSCHULDUNG der Staaten möglich.

        Sie ist daher unumgänglich.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Vater Thiel

        a) Das politische Personal kümmert sich schon lange nicht mehr um wirtschaftliche Fragen – insofern haben die eher weniger mit ner Rezession zu tun..

        b) zu 1.) Höhere Energie-/Einkaufspreise können NICHT unendlich an die Kunden weitergegeben werden. Dort beginnt dann die Abwärtsspirale. Die Nachfrage sinkt, Arbeitsplätze gehen verloren, wir kommen in eine Rezession.

  5. Wilfried Goss
    Wilfried Goss sagte:

    Einen Punkt hat der Autor überhaupt nicht angesprochen: Rentabilität

    In Zeiten steigender Refinanzierungskosten von auslaufenden Krediten müssen Investoren auf die Rentabilität ihrer Anlagen achten.
    Nicht rentable Investments, die in der Phase des billigen Geldes auf Kredit gekauft wurden müssen gegebenenfalls mit Abschlägen verkauft werden.

    Antworten
  6. foxxly
    foxxly sagte:

    @bto:
    immer mehr liquidität (istgleich kredit) schafft immer mehr probleme und vorallen größere!

    prinzipiell kann dies nicht die lösung sein.
    es ist aber das eingeständnis, dass es keine kurzfristig andere lösung gibt, egal was später kommt.
    bzw. trotzdem, dass jeder die mauer sieht.

    wo bleiben die vorschläge zum lösen des grundsatzproblems des schuldgeldes?

    wir haben eine weltverschuldung von runden 300 billionen(europ.)$. bei 2% verzinsung sind dies
    6 bill $ pro jahr an zinsen. ………….. ein bruchteil des wirtschaftswachstums.

    diese entwicklung steigert sich jahr für jahr……… und alle sagen: weiter so?
    wie krank ist dessen geist?

    und dann reden politiker, aber auch finanzexperten von konsolidierung von verschuldungen!?

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @foxxly

      “wir haben eine weltverschuldung von runden 300 billionen(europ.)$. bei 2% verzinsung sind dies 6 bill $ pro jahr an zinsen. ………….. ein bruchteil des wirtschaftswachstums.”

      Ich will ja nicht Ihr Weltbild einreißen, aber schauen Sie sich das mal an:

      World GDP Growth Rate – Historical Data
      Year GDP Growth (%)
      2021 5.87%
      2020 -3.12%
      2019 2.59%
      2018 3.29%
      2017 3.39%
      2016 2.80%
      2015 3.08%
      2014 3.09%
      2013 2.81%
      2012 2.71%
      2011 3.31%
      2010 4.54%

      https://www.macrotrends.net/countries/WLD/world/gdp-growth-rate

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Doc Fischer

        “Bin ratlos , warum die so genannte ” Künstler-Szene” keines der bedrohlichen Staats-Pleite-Themen aufnimmt”

        Na deswegen:
        https://www.bundesregierung.de/breg-de/bundesregierung/staatsministerin-fuer-kultur-und-medien/kultur/kunst-kulturfoerderung

        (Genauso funktionierende Mechanismen gibts natürlich auch auf Länderebene, über vom Staat gelenkte Stiftungen, aus dem vom Zwangsgebührenzahler gefüllten 9-Milliarden-Budget des öffentlich-rechtlichen Staatsfunks, und so weiter…)

        Außerdem haben viele Künstler gewisse Laster, Gewohnheiten oder Vorlieben, die sie erpressbar machen. Solange sie gehorchen, bleibt der Kompomatkoffer zu – ansonsten geht es ihnen so wie zum Beispiel gerade Till Schweiger.

      • Zweifler
        Zweifler sagte:

        Künstler, die sich mit Staatspleiten beschäftigen, sind keine Künstler.
        Die Beschäftigung mit Geld und Handel ist im Prinzip amusisch, ebenso wie das Kommentieren in Finanzblogs.
        Künstler erzeugen Kunst, Künstler drucken kein Geld.

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @Zweifler

        Es gibt offenbar auch Künstler unter den Bankern:

        “Irdisch und vergänglich ist es, sich Trading-Methoden zu schaffen und merken zu wollen. Nicht ein geglückter Trade ist das Wertvolle, sondern das Vermögen schaffen können aus dem Nichts.

        Wertvoll ist nicht die Erfindung, sondern das Erfindenkönnen.

        Das Gemälde kann vermodern, das Malenkönnen nicht, auch wenn der Maler stirbt. Es bleibt als Kraft bestehen, die vielleiucht für lange Zeit schlafen geht, aber immer wieder aufwacht, wenn das geeignete Genie geboren wird, durch das sie sich offenbaren kann.”

        Leider nicht von mir …

      • jobi
        jobi sagte:

        @Doc Fischer

        “Bin ratlos , warum die so genannte ” Künstler-Szene” keines der bedrohlichen Staats-Pleite-Themen aufnimmt”

        Wahrscheinlich weil die wissen, dass alles nur “Theater” ist.

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