Der globale Schulden­boom kann uns nicht egal sein

In der überbordenden Verschuldung der Welt sehe ich seit Langem ein erhebliches Risiko. Die FINANCIAL TIMES (FT) teilt diese Sicht:
  • “(…) an alarming set of numbers has just emerged from (…) the Institute of International Finance, (…) which investors, policymakers and citizens would be well advised to take notice of as well. The IIF’s “pandemic update” on global debt shows (…) a global trend of inexorably rising borrowing levels. The only thing more remarkable than the size of this longer term surge is that there is so little public debate about its consequences, largely because voters and investors tend to be distracted by short-term issues happening in their own backyards.” – bto: Angesichts der tiefen Zinsen tun die Schulden ja vorerst nicht wirklich weh.
  • “The issue of global debt is a classic area of ‘social silence’, to cite the concept posited by the French intellectual Pierre Bourdieu. He put forward the notion of an issue hidden in plain sight that we usually ignore because it seems slow-moving, technical or vaguely familiar due to our cultural biases.” – bto: Das stimmt. Wir haben das Schweigen seit über 40 Jahren erfolgreich als Instrument genutzt.
  • “The IIF calculates that total global debt hit a record $296tn at the end of the second quarter of 2021, up from $270.9tn a year earlier. Government, non-financial corporate, financial sector and household borrowing represented, $86tn, $86tn, $69tn and $55tn respectively. The good news for anyone worried about excess debt was that a post-lockdown rebound in global growth earlier this year caused the ratio of global debt to gross domestic product to dip slightly from a record 362 per cent in March to 353 per cent in June.” – bto: Dann ist doch alles gut –, so lange der Nenner schneller wächst. Unser Problem: Das ist nicht dauerhaft der Fall.
  • “However, the bad news is that ‘just’ 353 per cent is much higher than the 333 per cent level seen before the pandemic, when governments embarked on crisis-driven fiscal loosening. Moreover, at the start of the decade, the ratio was near to 300 per cent — and in 2008 it was 280 per cent. Yes, you read that right: since the world suffered the Great Financial Crisis, which prompted hand-wringing about the dangers of excessive leverage, global borrowing has grown by more than a third.” – bto: Das finde ich durchaus interessant und nicht überraschend. Und so wie es aussieht, dürfte sich das Tempo in den kommenden Jahren weiter beschleunigen. Für den guten Zweck …
  • “An optimist might argue that this does not matter, for three reasons. For Americans, one faintly comforting detail of the IIF data is that a large part of the recent surge has occurred in China. In the US, the pace of overall new debt accumulation slowed recently because corporate borrowing dipped amid economic uncertainty, even as government and household debt grew.” – bto: Die Unternehmensverschuldung war bereits vor Corona sehr hoch.
  • “A second reason not to worry, some observers might think, is that this surge has not yet caused investors to panic in a systemic way. Yes, there are pockets of market jitters, for example around the Chinese property sector. But since central banks have kept borrowing costs low, debt servicing costs are low too, which makes the issue easier to ignore.” – bto: vor allem weil das Vertrauen bestehen bleibt, dass das so bleibt.
  • “A third point for those looking for comfort is that 20th-century history shows how debt trends can move both ways. Western debt burdens exploded to over 90 per cent of GDP during the second world war, for example, but then steadily dropped to below 30 per cent (…). Unsurprisingly, policymakers like to tell voters this will happen again, due to high future growth and austerity.” – bto: und vor allem wegen des “grünen Wirtschaftswunders”, was uns versprochen wird
  • “The rate of expansion that countries such as America, or China, would need to grow their way out of their current debt levels is mind-boggling. And (…) it was not growth alone that delivered the post-WW2 miracle. Instead it was ‘financial repression’, or the fact that governments kept interest rates below inflation for years amid capital and financial controls, stealthily robbing investors. It could be hard to repeat that trick in an era of digital markets.” – bto: Diesmal betrifft es alle großen Regionen gleich und beschränkt deshalb die Fluchtmöglichkeiten. Kapitalverkehrskontrollen und das Verbot bestimmter Assets sind da kein Problem.
  • “(…) will governments eventually be forced to unleash sky-high inflation to reduce that debt? Will there be widespread debt forgiveness in the future to avoid a political or social explosion? That may seem hard to imagine now, but (…) jubilees — debt forgiveness by leaders — has sometimes occurred in history to avoid a social explosion. Or will there be mass defaults and a financial crisis?” – bto: Auch ich stelle diese Frage seit Jahren und es ist immer weiter (gut) gegangen. Warum sollte es nicht noch 20 Jahre weiter gut gehen?
  • “Or could the 21st century instead turn into a period when interest rates remain so low for so long that we learn to accept eye-popping debt numbers as the inevitable corollary of high asset prices, expanded money supply and a frenetic financial system, and ignore them? (…) We simply don’t know and may not find out until rates rise. But the fact that our global system is three-times leveraged, and rising, deserves far more debate even if you are an optimist about the implications — which I am not.” – bto: Diese Eigenschaft teile ich mit der Autorin der FT.
Kommentare (50) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. jobi
    jobi sagte:

    Das Schicksal überschuldeter Gesellschaften ist historisch gut belegt – ebenso die nichtlineare Dynamik beim Scheitern von Ponzisystemen.
    Alles nachzulesen bei Hume, Schumpeter, Minsky, Hemingway u.v.a.

    Einzige Medizin: Austerität. Wenn nicht freiwillig, dann eben erzwungen. Das weit verbreitete Ausblenden dieser Realität ist ursächlich für das Problem.
     
    Die schwäbische Hausfrau benötigt keinen Beweis dafür und geht auch akademischen Taschenspielertricks nicht auf den Leim.

    Wer’s genauer wissen will, findet hier alles, was man zum Thema wissen muss:
    https://youtu.be/ZciRh-57-sY

    Antworten
  2. Ticinese
    Ticinese sagte:

    Irgendwann dürfte es wohl zum final Crash des globalen Finanzsystems mit seinen Fiat-Währungen kommen. Nur werden halt nicht alle Regionen gleich betroffen sein. Einige wichtige Differenzen:
    A: Pluspunkte für die USA: 1. Selbstversorgung mit Energie 3. Selbstversorger in der Agrarproduktion 3. Führend in Forschung und Zukunftsindustrie 4. Stärkste Militärmacht der Welt 5. der USD als Leitwährung.
    Negativpunkt: Eine innerlich zerrissene Gesellschaft
    B: Pluspunkte für China: 1. Aufwärtstrend in Forschung und Zukunftsindustrie 2. starke Militärmacht 3. relativ genügsame Bevölkerung, die nichts zu sagen hat
    Negativpunkte: 1. Energieabhängigkeit 3. Abhängigkeit vom Import von Agrarprodukten 4. Staatskapitalismus 5. Negative Demografie
    C: Pluspunkte für die EU: 1. Selbstversorger in der Agrarproduktion 2. Grosser Wirtschaftsraum
    Negativpunkte: 1. Energieabhängigkeit 2. Abwärtstrend in Forschung und Zukunftsindustrie 3. Negative Demografie 4. Hohe Ansprüche der Bevölkerung an Staat und Gesellschaft 4. Militärisch unbedeutend 5. Politische und gesellschaftliche Uneinigkeit bzw. Auseinanderdriftens eines neu geschaffenen Pseudo-Staatswesens mit einer Gemeinschaftswährung, welche die Probleme vertieft.

    Antworten
    • Namor
      Namor sagte:

      Nachteil China: territoriale Bedrohung für ihre Nachbarn, Militär war noch nie im Einsatz,

      Vorteil EU: wer die eurasiche Platte (Europa über Näher Osten, Indien, China oder so ähnlich) kontrolliert, kontrolliert die Welt.

      Vorteil Angelsachsen: defakti die einzigen, die den WK2 gewonnen haben und mit den europäischen “Brüdern” einen Brückenkopf auf der Platte, den geschaffenen Israel eine Militärbasis in einer zersplitterten rohstoffzentralen Region hat.

      Jeder Stratege kennt Karthago und Cato den Älteren, jeder kennt auch das Schicksal Melos.

      Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Ticinese

      Ihre Differenzierung hat was.

      Zu EU, Negativpunkte, 5. Politische und gesellschaftliche Uneinigkeit, würde ich ergänzen:

      Es besteht ein ZWANG zur Einigkeit, weil die zu Entscheidungen befähigende Einigkeit nicht institutionell gegeben ist, sondern immer wieder aufwändig erarbeitet werden muss.

      Dies ist sehr ausgeprägt bereits in Deutschland der Fall, wo bei vielen von Bundestag beschlossenen Sachthemen die Zustimmung des Bundesrats erforderlich ist.

      Das ist per se nicht als negativ anzusehen, denn möglichst alle Interessen in die Regelungen und Entscheidungen mit einzubeziehen, kann befriedend sein.

      Als Bestreben, Gerechtigkeit siebte Stelle hinter dem Komma zu erreichen, ist dies in vielen Fällen jedoch nicht effektiv und durchweg bei allen nicht effizient.

      Wenn darauf bezogen die Einsicht verloren gegangen ist, dass die EU im globalen Wettbewerb steht, bedarf es keiner Kriege, um allein schon dadurch auf die Verliererstraße zu geraten.

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      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ tischer
        der preis der einigkeit in der Eu ist viel niedriger.
        den einigungswillen würde ich nicht so optimistisch sehen.
        beispiel polen und umgarn.
        deren preis der freiheit und selbstständigkeit ist höher als von D, – an die EU gebunden sein und zentralistisch, sozialistisch etc. regiert und behandelt zu werden.

        falls einer dieser länder nach GB austreten würde, werden sehr wahrscheinlich noch weitere folgen

        man überschätzt die vorteile diese EU-einigkeit.

        es wäre viel besser gewesen, die EU hätte dafür gesorgt, dass die perifere-länder, mehr wirtschaftliche stärke gewinnen hätten können.
        dann würde deren stolz belohnt und nicht mit brüssler und deutschen füssen getreten.

        ich sehe und schätze die EU-konstruktion ziemlich fragil und deren freundlichkeit ist nur erkauft.

        die nächst frage ist, wenn es hart auf hart kommt um in einer stärkeren krise in der EU zu überleben, welche stärken bringen die ost- und südländern dann noch ein?
        dann hängt es ziemlich allein von der hilfe von D ab.

        um die nächste zeit zu bewältigen werden die freiheitsrechte eher mehr beschnitten werden, als andersrum. wer macht hier noch mit?? die diktaur-erfahrenen ostländer? wohl kaum.

        nun, unendlich kann auch deutschland sich nicht verschulden und anderen helfen.

        wenn sie recht haben h. tischer, dann wäre der weg wieder typisch deutsch:
        bis zum endsieg.
        wir geben erst auf, wenn kein stein mehr auf dem anderen steht.
        und die eigenen menschen kaputt und ruiniert sind.

    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      @Ticinese
      Die EU ist mitnichten landwirtschaftlich zur Selbstversorgung fähig: Die Brüsseler Agrar-Politik hat systematisch kleine und mittlere Bauernhöfe/ diversifizierte Familienunternehmen vernichtet / durch Vorschriften, Auflagen , Prämien und Subventionen erwürgt, so dass flächendeckend industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen vorherrscht . Bodenverdichtung durch Traktoren wie Panzer, Pestizide/ Glyphosat vor /mit/ während jeder Saat, Hybrid-Saatgutmonopolisierung, Massentierhaltung mit allen Folgen, Antibiotika-Fütterung als Normalität zur Schnellmast der Tiere: Resultat sehen Sie überall:
      Turbo-gemästete Schlachtiere führen zu Maxi-Turbo-Adipösen Menschen , toxischer Kreislauf , wir befinden uns längst im von Hans-Ulrich Grimm beschriebenen Food-War.
      Im Krisenfall kann sich kein Grossbauer mehr selbst ernähren, Kühe melken bei Stromausfall unmöglich, bei Ausfall von Belüftungs – und Klimaanlagen ersticken Schweine und Hühner in einer Nacht. Die Nachteile extremer Spezialisierung verunmöglichen Grundversorgungen europaweit.
      Der Zusammenbruch von Lieferketten ist das Vorspiel.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Doc Fischer

        “Hybrid-Saatgutmonopolisierung”

        In der Tat, der Einsatz von hybridem Saatgut ist zwar hervorragend für die Gewinne der Agro-Konzerne, aber eine existentielle Bedrohung für die Selbstversorgungsfähigkeit mit landwirtschaftlichen Produkten. Da können wir nur hoffen, dass die Bauern in Rumänien und Bulgarien noch genug nicht-hybride, also konventionell vermehrungsfähige, Pflanzensorten im Einsatz haben und uns ein bisschen Saatgut verkaufen wollen…

        Und noch ein Problem:

        “Die Preisexplosion bei Gas und Stickstoffdünger hat Folgen. Immer mehr Hersteller fahren die Produktion runter. Und immer mehr Händler lagern keine Ware mehr ein. Denn Preise und Kosten steigen und steigen. Die Folge: Immer mehr Landwirte können keinen Dünger kaufen, denn es ist einfach keine Ware mehr in den Lägern.

        Und es kommt im Moment auch nichts nach. Denn kein Händler will derart hohe Preiserisiken eingehen. Nun hat sich die Lage nochmals verschärft. Denn: Der größte deutsche Ammoniak-Produzent, die SWK Piesteritz will die Produktion wegen der seit Wochen stark gestiegener Gaspreise um 20 Prozent drosseln, teilte das Unternehmen jetzt mit. „Das mittlerweile erreichte Niveau ermöglicht keine ökonomisch sinnvolle Produktion mehr, so dass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung Petr Cingr. ”

        https://www.agrarheute.com/markt/duengemittel/duengerpreise-bauern-kriegen-keinen-duenger-mehr-kaufen-586073

        Nun stellt sich heraus: Für die Herstellung für die meisten Arten von Düngemittel braucht man blöderweise auch dieses Erdgas aus dem bösen Putin-Russland. Das hätte mal jemand der Koboldfrau und unserer EU-Uschi erklären sollen, bevor sie ihren tollen “Green Deal” Plan konzipiert hat, sowas kann ja niemand ahnen…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Joerg

        Ja, und, was ist an meinen Ausführungen falsch?

        Hybrides Saatgut ist nicht mehr vom Bauern selbst vermehrungsfähig, zumindest nicht mit Ergebnissen, die den Samen der Folgegeneration für durchoptimierte industrielle Landwirtschaft noch verwendbar machen, und daher muss es jedes Jahr neu gekauft werden – und das ist ein riesiges Problem, wenn der Saatgutlieferant im Ausland sitzt.

        Im Moment haben wir in dem Markt schon oligopolistische Strukturen und 3 große Saatgut-Konzerne, die zusammen eine marktbeherrschende Stellung einnehmen: Bayer (Monsanto), Corteva (ehemals DowDuPont) mit der Handelsmarke “Pioneer”, und Syngenta.

        Da sieht man übrigens schön die 3 Machtblöcke: Ein EU-Konzern (Bayer), ein US-Konzern (Corteva) und Syngenta wird mittlerweile von den Chinesen kontrolliert…

      • Dr. Lucie Fischer
        Dr. Lucie Fischer sagte:

        @Joerg, 8.56
        Vielen Dank für Ihren Hinweis Bundessortenamt-
        hat dieses Amt aber eine Chance gegen globale Saatgut-Monopolisten?
        Die EU versucht ständig und mit allen juristischen Mitteln, Kleinbauern und Gärtnern die Wiederverwenung/ Zucht/ Verkauf von bewährten lokalem Saatgut zu verbieten.
        ( Kartoffelsorte Linda nur als Beispiel, Widerstand kommt aus der Schweiz:
        Pro Specie-Rara)
        Wenn Aldi-Laster nicht mehr fahren, ist dann die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln durch lokale Farmer gesichert? Welche Haushalte haben Vorräte für Monate , wie früher üblich, gute Keller waren Voraussetzung.
        Nur Russland/ Wawilow-Institut in St. Petersburg ist die ” Wiederentdeckung” der lokalen Lisensorte der schwäbischen Alp zu verdanken: ( man muss aber was vom Kochen verstehen, um köstliche Linsen zu servieren, wird in ” Hello-fresh” AG kaum auftauchen, zu billig , zu gesund) :
        https://www.lokalmatador.de/thema/alblinse-verschollen-und-durch-zufall-wieder-aufgetaucht-2826/
        In meiner Heimatgemeinde wurden bis nach dem WK 2 400 ( ! ) lokale Apfelsorten angebaut, Hochstämme, die Kühe konnten unter den Bäumen grasen. Obst wurde zu Most und im Winter ( durch Brennrecht) zu ” Obstler” / Schnaps/ verarbeitet. Diese Brennrechte hat die EU kassiert, Bäume wurden gefällt, Sie sehen im jedem Supermarkt, wie viele Apfesorten noch erhältlich sind, die meisten importiert.
        Ein gutes Amt garantiert im EU-Kräftespiel gar nichts, die STIKO ist das aktuelle Beispiel, traurig.
        LG, L. Fischer

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Herr Ott
        zu “Ja, und, was ist an meinen Ausführungen falsch?”
        gehen wir es kurz durch:
        “In der Tat, der Einsatz von hybridem Saatgut ist zwar hervorragend für die Gewinne der Agro-Konzerne, aber eine existentielle Bedrohung für die Selbstversorgungsfähigkeit mit landwirtschaftlichen Produkten. Da können wir nur hoffen, dass die Bauern in Rumänien und Bulgarien noch genug nicht-hybride, also konventionell vermehrungsfähige, Pflanzensorten im Einsatz haben und uns ein bisschen Saatgut verkaufen wollen… ”

        Wenn sie beim Bundessortenamt herumgestoebert haben:
        – es geht bei Hybriden nicht um monopolistische Gewinne verglichen mit wirklichen Monopolisten (Microsoft, Apple, Google, Facebook etc), der Saatgutmarkt ist in der Gesamtheit hinreichend stark zersplittert
        – Gewinne mit Hybridsorten sind noetig, um ein planbares Geschaeft aufrecht zu erhalten (wie bei jedem anderen Geschaeft auch)
        – es gibt keinen Zwang zum Anbau von Hybridsorten; wer will (Biobauern) kann jederzeit samenechtes Saatgut ohne Sortenschutz verwenden (dann halt mit niedrigerem Ertrag, ggfs schlechterer Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten, geringerer Standfestigkeit, etc)
        – nicht alle Kulturpflanzen sind Hybriden (nur Mais, Raps, Roggen; nicht: Weizen, Gerste, Kartoffeln, Hafer, Ackerleguminosen) fuer die “Selbstversorgungsfaehigkeit” sind mE auch nicht alle Kulturarten (gleich) wichtig?!
        – Saatgut von samenechten (und hybriden) Kulturarten sind regional-klimatisch angepasst, da helfen keine Landsorten aus RO/BUL dem Bauern in D.
        – auch in RO/BUL werden in grosser Mehrheit Mais/Raps/Sonnenblumen/Roggen-Hybriden angebaut (von auslaendischen Zuchtfirmen)!

        Sie sehen, da stimmt fast nix in Ihrem Satz oben.

        Ist ja auch nicht schlimm, keiner kann alles Wissen, deshalb schreiben wir ja hier im Forum.
        Menschlich ist nur, wenn man etwas behauptet oder nachplappert ohne Expertenwissen dazu zu befragen/zu recherchieren … Passiert mir aber auch ;-)

        LG Joerg

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Joerg

        “– es geht bei Hybriden nicht um monopolistische Gewinne verglichen mit wirklichen Monopolisten (Microsoft, Apple, Google, Facebook etc), der Saatgutmarkt ist in der Gesamtheit hinreichend stark zersplittert”

        Überzeugt mich überhaupt nicht. Natürlich geht es um monopolistische Gewinne und das Schaffen von Abhängigkeitsverhältnissen. Das sehen Sie schon daran, dass die großen Konzerne zu ihren Hybridsorten auch gleich die passenden, natürlich genau maßgeschneiderten, Zusatzprodukte wie zum Beispiel Dünger und Pestizide anbieten, genauso, wie zum Beispiel Apple das tut, und das ganze Konzept dort lustigerweise auch noch “Apple ecosystem” nennt.

        “– Gewinne mit Hybridsorten sind noetig, um ein planbares Geschaeft aufrecht zu erhalten (wie bei jedem anderen Geschaeft auch)”

        Argumentieren Sie jetzt aus der Sicht der Saatgut-Hersteller oder aus der Sicht der Bauern? ;)

        In der Sache kein Widerspruch, aber wenn die Hybridsorten aus irgendeinem Grund für die Bauern nicht mehr verfügbar sind, dann ist das ein Problem, nicht wahr? So ähnlich wie wenn China kein Magnesium für unsere Aluminiumlegierungen mehr nach Deutschland liefert, um ein ganz aktuelles Beispiel zu nennen…

        “– es gibt keinen Zwang zum Anbau von Hybridsorten; wer will (Biobauern) kann jederzeit samenechtes Saatgut ohne Sortenschutz verwenden (dann halt mit niedrigerem Ertrag, ggfs schlechterer Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten, geringerer Standfestigkeit, etc)”

        Wäre ja noch schöner, wenn es einen echten Zwang gäbe.

        “– nicht alle Kulturpflanzen sind Hybriden (nur Mais, Raps, Roggen; nicht: Weizen, Gerste, Kartoffeln, Hafer, Ackerleguminosen) fuer die “Selbstversorgungsfaehigkeit” sind mE auch nicht alle Kulturarten (gleich) wichtig?!”

        Richtig. Für die Selbstversorgungsfähigkeit in einem Konfliktfall, wie es hier in dem Kommentarstrang das Szenario ist, ist aber vor allem wichtig, dass nicht nur kohlenhydratreiche Pflanzen und Futterpflanzen verfügbar sind, sondern auch eine genügend große Auswahl an Obst und Gemüse mit auskömmlichen Erträgen, sonst wird es mit der Nährstoffversorgung eng, von der Moral der Bevölkerung ganz zu schweigen.

        Wenn ein Staat seine Landwirtschaft mit dem Einsatz von hybridem Saatgut “hochzüchtet”, dann wird das System dadurch halt fragil, und abhängig davon, dass jedes Jahr neues hybrides Saatgut verfügbar ist, sonst brechen die Erträge ein.

        – Saatgut von samenechten (und hybriden) Kulturarten sind regional-klimatisch angepasst, da helfen keine Landsorten aus RO/BUL dem Bauern in D.

        Das stimmt, aber so kritisch ist das nun auch wieder nicht. Zumal sowohl Rumänien und Bulgarien als auch Deutschland aus mehreren verschiedenen Landschaftsräumen bestehen, vom Flussdelta bis zum Karpaten-Hochgebirge, da finden sich schon genügend Sorten, die auch irgendwo bei uns einsetzbar sind.

        “– auch in RO/BUL werden in grosser Mehrheit Mais/Raps/Sonnenblumen/Roggen-Hybriden angebaut (von auslaendischen Zuchtfirmen)!”

        Wieviel % sind das mittlerweile? Haben Sie da Zahlen? Meine persönliche Erfahrung (die liegt allerdings schon ein paar Jahre zurück) war, dass es in Rumänien noch viel mehr samenechte Sorten gibt als in Deutschland, und die werden auch auf dem Markt noch so breit angeboten, dass sie fast überall zu finden sind.

        Wenn es mittlerweile nicht mehr so ist, um so schlechter für die Rumänen, Bulgaren und auch uns in Deutschland – dann müssen wir uns nämlich alle überlegen, wie wir unsere Landwirtschaft organisieren, wenn einer oder mehrere Saatgutlieferanten ausfallen.

      • Joerg
        Joerg sagte:

        @Herr Ott zu “Wieviel % [Hybrid-Saatgutmarktkonzentration Rumaenien] sind das mittlerweile? Haben Sie da Zahlen?”

        auf die Schnelle das gefunden (2019):
        ibimapublishing.com/articles/AGRI/2019/797526/
        siehe Tab.2 und aus Conclusions:

        “As a Member State of the European Union, Romania has made progress in harmonizing national legislation with Community legislation on the production and marketing of certified seed. Applying the Gini Struck method to analyze the national seed market concentration, GSI index values were highlighted high ​​as well as a high degree of concentration.”

        D.h. der Saatgutmarkt in Rumaenien naehert sich EU-Standards an. Arbeitsteilig wird zertifiziertes Saatgut (= amtlich zugelassene Qualitaetsstandards zu Keimfaehigkeit, Reinheit, Uniformitaet, Stabilitaet) von wenigen grossen “Einheiten” hergestellt.

        Ihre Aengste bezueglich ploetzlicher Nicht-Verfuegbarkeit von samenechtem oder hybridem Saatgut teile ich nicht.

        LG Joerg

      • Joerg
        Joerg sagte:

        Hallo @Fr Fischer 9:45 Uhr
        zu “ueberall gibt es Wandel: Kartoffelsorte Linda, Streuobstwiesen, Alb-Linse, Brennrechte, Aldi-Laster, …”

        Ja, alles veraendert sich. Nicht aus Boshaftigkeit oder Unvermoegen oder ausschliesslicher Profitgier sondern in einem komplexen System Wirtschaft.

        Wenn wir in die Vergangenheit zurueckblicken: Fast nur Veraenderungen zum Besseren fuer die Mehrheit (Arbeitsteilung, mehr Freizeit, med. Versorgung, weniger Armut, Umweltschutz, Wasser, Essen, Wohnen, Wahlfreiheit, etc). Natuerlich gibt es auch Ungerechtigkeiten fuer Minderheiten und Verlierer auf der Strecke, das ist immer so.

        Vielleicht hilft es aus der Adlerperspektive zu schauen und zu denken: OK, 60-80% ist heute besser?
        Das Rad zurueckdrehen geht nicht, also “muddling through” ist die Devise. The future is bright.

        LG Joerg

      • Tom96
        Tom96 sagte:

        @ Alle
        Eine Sendung die klar macht, was für Globalkonzernbüttel in den Institutionen überwachen, um die Natur und dann die Menschen zu zerstören
        https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/211007-sendung-wido-104.html
        Gen-Veränderung als Profitmaximierung.
        Die anschliessende Diskussion zur Sendung
        3sat.de/wissen/scobel/scobel—das-riesenreich-der-bakterien-100.html
        zeigte die unfassbare Unwissenheit dieser NATURZERSTÖRER 0,01% der Bakterien und Viren überhaupt erst bekannt 15 Tsd von 17 Billionen laut Prof. Overmann, wobei jährlich 600 neu erforscht werden!

        @ Jörg
        Die Interessen dieser “Krakenabzocker” ohne örtliche Bindung verstehen und betonen zu wollen, möchte ich mit meiner Lebenserfahrung und Kenntnisse der Großeltern und Tanten massiv kritisieren und das besonders Schlimme, die jüngeren Generationen wissen garnicht mehr wovon geredet wird, die wollen Sequenzing vermarkten, ohne die Jahrtausenderfahrungen der Bauern vor Ort in Betracht zu ziehen.
        Bitte nicht persönlich nehmen, aber die EU mit ihren System der Konzernierung ist der Todesengel für gesunde Landwirtschaft und Ernährung der Völker, wo Demut und Fachkunde langfristig überleben.
        Im Jahr 1999 war ich in Brüssel bei der EU und der Agrarhaushalt sollte wegen der Osterweiterung zurück gefahren werden, stattdessen geht dieses Zombifizieren einfach nur durch Schuldenausweitung weiter. Die wollen und können gar nicht Politik vor Ort machen und werden von jedem kundigen Empfänger abgezockt zu Lasten der Allgemeinheit und der Überwachungswahn scheitert an der Auswertung, wie das gesamte künstliche Intelligenz- und Digitalisierungsthema, Worthülsen und Datenfriedhöfe, die ausserdem in sekundenschnelle vernichtet werden können, so daß Analog-Leben Nachhaltigkeit wiedergebiert.
        Öde dieser Wirtschaftsakteur EU.

        Wenn, wie gestern vom größten Lebensmitteleinzelhändler plakatiert, ganze 34 Millionen € für die deutschen Landwirte aus der Region ausgeben werden, muß gefragt und beantwortet werden, welche Menschenverachtung diese Macher der Globalwirtschaft, die derzeit alle abgestimmt die heimische Wirtschaft zerstören wie oben erklärt, offen in die Öffentlichkeit kommunizieren.
        Oder anders gesagt – hier soll nur noch eine Minimalbevölkerung versorgt werden, a l l e anderen derzeit Lebenden werden vernichtet und von dieser Erde getilgt werden – die Ansage ist ganz klar und deutlich sowie mit einer derartigen Unverfrorenheit durch Politik, Finanzwirtschaft praktiziert, daß in diesen Köpfen nichts mehr an Humanität zu finden ist sondern eine Palette Todsünden..
        Jeder und die restliche Gemeinschaft sollten für sich zu einer Antwort und zu Verhaltensweisen gelangen und die lassen sich ganz deutlich im Alten Testament ausgiebig studieren und dann praktizieren.
        Keiner braucht mehr kundtun nichts verstanden oder gelesen zu haben.
        Es tobt auf diesem Planeten ein bisher nicht gekannter Krieg gegen das Leben in vollem Gange, daher nützen keine Rückblicke mehr – die Schlacht um die Terra Realita tobt erbarmungs- und gnadenlos.
        Das passiert mit der grausamsten Verhaltenspolitik in Theorie, Forschung, Praxis von Wirtschaft und Gesellschaft, die sich bisher kein Mensch vorstellen konnte (Singularität), nun ist diese Erkenntniszeit gekommen.
        Das Bemerkenswerte bleibt, sobald Blackout, Chaos, Bürgerkriege ausufern, werden diese nicht vor den Gestaltern und Lenkern halt machen, eine unvorstellbare Fehleinschätzung bzw. Selbstverblendung ohne tatsächliche Grundlage (Utopie von Visonisten), denn der Glaube, ihr Tun würde vergessen oder gar verschwinden zeigt die totale Tyrannisverliebtheit und bedingt die Gegenströme zwangsläufig und bis zum Äußersten.
        Das ist wie das bäuerliche Schlachtefest im Herbst, wo die köstlichen Tiere zu besten Lebensmitteln verarbeitet werden und in herrlichster Fülle und Pracht verspeist sowie haltbar gemacht werden – Gaumenschmaus halt.

    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      @Richard Ott, 7: 32
      Es kommt noch blöder:
      Sämtliche Mineral-& Stickstoff-Dünger ermöglichen keine Boden-Humus-Bildung. Humus aber ist Voraussetzung für langfristig fruchtbare Ackerböden mit gesundem Mikrobiom/ Bakterien/ Einzeller/ etc ., UND Humus ermöglicht Feuchtigkeits-Speicherung bis in tiefere Schichten.
      https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=Humusbildung
      Die angelblichen ” Dürren” ( bestens zu sehen in Mais-Monokulturen /Biosprit-Rohstoff ) erklären sich durch diesen Humusmangel, noch so viele Euro-Subventionen werden das nicht ändern können. Früher wurde Stallmist zur Humus-Bildung ausgebracht, die Spaltböden-Massentierhaltung ohne Stroheinlagen führt nur zur Nitrat-Grundwasserbelastung ( toxisch! )
      Das Verständnis komplexer biologische Zusammenhänge geht den Grünen vollständig ab!
      Schwätzer ohne Geschichtskenntnisse und praktischer Erfahrung.
      Die massive Vernichtung von biologischer Artenvielfalt Vögel/ Insekten/ geht voll zu Lasten grüner Agrarlobby.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ dr l fischer
        >Sämtliche Mineral-& Stickstoff-Dünger ermöglichen keine Boden-Humus-Bildung. Humus aber ist Voraussetzung für langfristig fruchtbare Ackerböden mit gesundem Mikrobiom/ Bakterien/ Einzeller/ etc ., UND Humus ermöglicht Feuchtigkeits-Speicherung bis in tiefere Schichten.<

        diese aussage ist irreführend:
        mehr handelsdünger bringt mehr wachstum. und dieser bringt mehr organische masse im boden und auf dem boden.
        für den humusaufbau ist entscheidend, was angebaut wird und wieviel organische masse ich dem boden belasse bzw. wieder zurückführe.
        diese kann neben mist, auch gründüngung/zwischenfrucht sein.

        wenn nahezu alle oberflächige org-masse immer entfernt wird, dann baut der humus ab.
        richtig ist, dass zb. der mais anbau für futter und biogas generell die humusbilanz verschlechtert.
        die gülle aus der biogasanlage reicht nicht aus um diese bilanz zu verbessern.

        entscheidend ist hierzu nicht der handelsdünger, sondern wieviel org-masse wird im laufe der fruchtfolge dem boden zugeführt, oder entnommen.
        intensive bewirtschaftung kann sehr positiv für die humusbilanz sein!

        ein bio-betrieb ist natürlich ein ganz anders thema!

  3. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >… the fact that our global system is three-times leveraged, and rising, deserves far more debate even if you are an optimist about the implications…>

    Unter Ökonomen und ökonomisch ausgebildeten Kommentatoren und Interessierten wird der Sachverhalt diskutiert.

    Soweit ich sehe, sind die Fakten weitgehend geklärt und stehen daher unter Fachleuten kaum zur Debatte.

    Es geht vielmehr darum, wie wir – wer und wie – mit den Ausprägungen (Immobilienblasen z. B.) und den Folgen hoher und wachsender globaler Verschuldung umgehen sollten.

    Wenn „deserves far more debate“ als Aufruf dazu verstanden werden soll, dies vertiefend auszuloten, kann man sich bedenkenlos anschließen. Denn ich sehe nicht, dass Schaden dadurch angerichtet wird.

    Wenn es aber heißen sollte, dass eine breite ÖFFENTLICHE DEBATTE darüber wünschenswert sei, melde ich Widerspruch an.

    Grund:

    Sie würde das bzw. die Probleme keiner Lösung zuführen können, geschweige denn eine finden lassen, sondern von partikularen INTERESSEN gesteuert vielmehr zu eher unkontrollierbaren Reaktionen und Konflikten auf nationaler und internationaler Ebene führen.

    Dies würde die sich ohnehin abzeichnenden Entwicklungen zu mehr Instabilität verstärken.

    Dafür gibt es keine GEWOLLTEN Mehrheiten.

    Die Dinge werden sich daher mit WACHSENDER Verschuldung weiter entwickeln bis zu dem Punkt, an dem nicht mehr beherrschbare Disruption einsetzt.

    Das kann man dann als „Lösung“ des Problems ansehen – mit dem/den nächsten Problem/en im Schlepptau.

    Alles andere sind gedankliche Exerzitien, die einen intellektuellen Reiz haben und Gläubigen ein Erbauungserlebnis bescheren, aber PRAKTISCH ohne Relevanz sind.

    Antworten
    • JürgenP
      JürgenP sagte:

      @DT … ein “wahrhaft optimistisches” Szenario, dass Sie in den Raum stellen. Mit Blick auf die nicht mehr beherrschbare Disruption sollte man sich heute des Lebens freuen, denn morgen schon kann es vorbei sein mit dem Tanz auf dem Vulkan. Zwischendurch sitzen wir mal die Ausprägungen aus, warten auf die Lösung und dann auf die nächsten Problem/e. Irgendwie nicht das was ich mir als fünfjähriger vorgestellt habe, aber was soll’s … was gibt’s heute im Fernsehen. Free-TV: Deutschland – Nordmazedonien, prima.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ JürgenP

        Ich kann nur sagen, wie ich die Dinge anhand vielfältiger Erfahrungen, empirisch belegbarer Sachverhalte, denen ich mich nicht verweigern kann, ohne das Leben zu verleugnen, mit Wissen, Einsichten und Skepsis sehe:

        Alles andere als rosig.

        Wenn andere meinen, dass man nur hier oder da etwas drehen oder am Hebel zerren müsse, um die Probleme vom Tisch zu haben – bitte schön.

        Am Ende des Tages sind es immer die Erfahrungen, die zählen.

        Da kann dann jeder zu jeder Zeit für sich die Bilanz ziehen, die auch wesentlicher Maßstab für seine Beurteilungen sein wird.

    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Wenn es aber heißen sollte, dass eine breite ÖFFENTLICHE DEBATTE darüber wünschenswert sei, melde ich Widerspruch an.

      Grund: Sie würde das bzw. die Probleme keiner Lösung zuführen können, geschweige denn eine finden lassen, sondern von partikularen INTERESSEN gesteuert vielmehr zu eher unkontrollierbaren Reaktionen und Konflikten auf nationaler und internationaler Ebene führen. Dies würde die sich ohnehin abzeichnenden Entwicklungen zu mehr Instabilität verstärken. ”

      Das ist eine Argumentationsfigur, die schon die SED in der DDR gern benutzte und die in Diktaturen mit sozialistischer Einheitspartei auch ihre innere Logik besitzt, allerdings auch nur dort.

      Damals hieß es: “Kritik an den Verhältnissen in der DDR nützt nur dem Klassenfeind.”

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Das ist eine Argumentationsfigur, die schon die SED in der DDR gern benutzte und die in Diktaturen mit sozialistischer Einheitspartei auch ihre innere Logik besitzt, allerdings auch nur dort.>

        Wenn Sie meiner Auffassung schon eine Logik zuordnen wollen, dann ist es eine von SYSTEMEN unabhängige.

        Egal welches System, solange es ein zivilisatorisches ist, in dem die Dinge schlimmer sein könnten, gilt:

        Unkontrollierbare Reaktionen und Konflikte, die Instabilität fördern, schädigen tendenziell ALLE Betroffenen.

        Ich rede hier nicht von Dissens, sondern von UNKONROLLIERBARKEIT und INSTABILITÄT, wobei ich gern zugestehe, dass die Abgrenzung nicht immer einfach ist.

        Ob derartige Entwicklungen in einem wünschenswerten oder abzulehnenden System erfolgen, ist eine ganz andere Frage.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Wenn Sie meiner Auffassung schon eine Logik zuordnen wollen, dann ist es eine von SYSTEMEN unabhängige. ”

        Nein. In einem demokratischen System sind öffentliche Debatten über gesellschaftliche Probleme für das Funktionieren des Systems unerlässlich. Wie soll denn demokratische Willensbildung funktionieren, wenn öffentliche Debatten über bestimmte Probleme unterbunden werden, und das auch noch mit der fadenscheinigen Rechtfertigung, sie würden “Konflikte und Instabilität fördern”?

        Was Sie hier vertreten, ist ein ganz typisch kollektivistischer Ansatz. In so einem System kann man sich die konfliktreichen Debatten dann sparen, weil die Regierung ja sowieso weiß, was am besten für die Volksgem… äh, pardon, die “Solidargemeinschaft” ist.

        Wissen Sie übrigens, wieso es in der Zeit des Nationalsozialismus keine öffentliche Debatte über das Thema “Verschuldung” gab?

        Das lag nicht nur an der Gleichschaltung der Medien und der Hochschulen, sondern auch daran, dass die Veröffentlichung der jährlichen Staatsbudgets meines Wissens schon ab 1934 schlichtweg verboten war.

        Die Zahlungsbilanz der DDR (aus der sich die Auslandsverschuldung ergibt) war übrigens auch geheim.

        Verblüffende Parallelen, nicht wahr?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Schon wieder eine unsinnige Diskussion mit Ihnen.

        Ich habe doch nichts gegen Diskussionen und darauf bezogen AUSDRÜCKLICH von Dissens gesprochen.

        Daher kann ich Ihnen doch nur zustimmen, wenn Sie sagen:

        >In einem demokratischen System sind öffentliche Debatten über gesellschaftliche Probleme für das Funktionieren des Systems unerlässlich.>

        Es kommt aber auch auf die FOLGEN an.

        Diskussionen und Debatten können selbstverständlich auch Konflikte und Instabilität FÖRDERN und zwar insbesondere dann, wenn sie in der breiten ÖFFENTLICHKEIT geführt werden, wo der Sachverstand fehlt, polemisiert und diffamiert wird.

        Ich habe dazu sinngemäß gesagt:

        Beim vorliegenden Thema bedrohlicher, globaler VERSCHULDUNG würden derartige auf LÖSUNGEN bezogen öffentliche Diskussionen und Debatten MASSIV Interessen berühren, was m. A. n. Konflikte und Instabilität fördern würde – und das gewiss nicht zum Besseren.

        Die Masse der Gläubiger würde jedenfalls nicht klatschen, wenn über einen umfassenden Schuldenschnitt oder z. B. Staatspleiten geredet würde.

        Ich kann ja falsch liegen.

        Sie werden aber nicht bestreiten, dass auch richtig sein kann, was ich sage.

        Wo habe ich ein UNTERBINDEN von Debatten gefordert?

        Das habe ich nicht – noch nicht einmal von denen, die ich wie im vorliegenden Fall für tendenziell destruktiv halte.

        Ich habe vielmehr gesagt, dass ich WIDERSPRECHE, wenn man sie für WÜNSCHENSWERT hielte und das NICHT fadenscheinig begründet.

        Merken Sie nicht, dass dies etwas VÖLLIG anderes ist, als Debatten unterbinden zu wollen.

        Lesen Sie, WAS ich sage und DENKEN Sie darüber nach, bevor Sie mir mit Unterstellungen und Missinterpretationen Ihre Sichtweise aufdrängen wollen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Beim vorliegenden Thema bedrohlicher, globaler VERSCHULDUNG würden derartige auf LÖSUNGEN bezogen öffentliche Diskussionen und Debatten MASSIV Interessen berühren, was m. A. n. Konflikte und Instabilität fördern würde – und das gewiss nicht zum Besseren.”

        Da liegen Sie sogar so richtig, dass ich es für eine Platitüde halte. Diskussionen über Wirtschafts- und Finanzpolitik berühren immer irgendjemandes Interessen, und das führt zu Konflikten. Aber in einem demokratischen System müssen die offen ausgetragen und nicht unter den Teppich gekehrt werden.

        “Die Masse der Gläubiger würde jedenfalls nicht klatschen, wenn über einen umfassenden Schuldenschnitt oder z. B. Staatspleiten geredet würde.”

        Die Masse der Sparer klatscht auch nicht, wenn das Weginflationieren der Schulden konkret betrieben wird.

        “Ich habe vielmehr gesagt, dass ich WIDERSPRECHE, wenn man sie für WÜNSCHENSWERT hielte und das NICHT fadenscheinig begründet.”

        Gut, Sie möchten eine Diskussion also zulassen, wenn auch nur widerwillig.

        Wie soll demokratische Willensbildung funktionieren, wenn Sie Ihren Wunsch erfüllt bekommen und es tatsächlich keine öffentliche Diskussion über das Thema gibt?

        “Lesen Sie, WAS ich sage und DENKEN Sie darüber nach, bevor Sie mir mit Unterstellungen und Missinterpretationen Ihre Sichtweise aufdrängen wollen.”

        Wir machen das hier nicht um unseretwillen. Sie sind sowieso beratungsresistent und mir ist vollkommen klar, wo Ihre persönlichen Interessen in der Sache als deutscher Rentner liegen, aber andere Leute können mitlesen und entscheiden, wessen Sichtweise sie mehr überzeugt.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        An jedem Thread wieder und wieder – es ist einfach ermüdend mit Ihnen.

        >Gut, Sie möchten eine Diskussion also zulassen, wenn auch nur widerwillig.>

        Sie haben es immer noch nicht verstanden.

        Ich rede nicht von Zulassung, weil Zulassung NULL,NULL mein Thema ist.

        Ich WIDERSPRECHE mit dargelegter Begründung der Auffassung „deserves far more debate“, wenn „far more“ als BREITE ÖFFENTLICHE Debatte GEWÜNSCHT werden sollte (was als gewollte Möglichkeit in Betracht zu ziehen ist, weil das Thema nicht öffentlich längst ausgiebig diskutiert wird).

        Diesen Standpunkt muss man nicht teilen, aber MISSVERSTEHEN kann man ihn auch nicht, wenn man ihn verstehen WILL.

        >… mir ist vollkommen klar, wo Ihre persönlichen Interessen in der Sache als deutscher Rentner liegen,>

        Ihnen ist überhaupt nichts klar – Sie basteln sich ein Bild zusammen.

        Ich kann Ihnen sagen:

        Wenn eine breite öffentliche Diskussion über die globale Verschuldungssituation mit den möglichen Konsequenzen, die hinreichend bekannt sind, hierzulande oder sonst wo gewollt wird, dann soll sie stattfinden.

        Sie würde mich nicht berühren, sofern sie nicht in gesellschaftlicher Instabilität mündete, so dass ich wie andere, Sie z. B. auch, nicht mehr so selbstbestimmt frei mein Leben gestalten könnte wie ich es gewohnt bin.

        Das können Sie glauben oder auch nicht, es ist aber so.

        Sie sollten aber wenigstens verstehen, dass es dabei nicht nur um MEINE persönlichen Interessen ginge, sondern um die sehr, sehr vieler Menschen.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Diesen Standpunkt muss man nicht teilen, aber MISSVERSTEHEN kann man ihn auch nicht, wenn man ihn verstehen WILL. ”

        Nein, es tut mir wirklich leid, aber ich verstehe ihn immer noch nicht.

        Sie wünschen sich 2 Dinge, eines (hoffentlich) implizit und das andere explizit, aber ich sehe nicht, wie die miteinander vereinbar sind, wenn Sie beide Ihrer Wünsche durchbekommen.

        1. Eine demokratische Gesellschaft mit demokratischer Willensbildung (ist doch so, oder?)
        2. Möglichst keine gesellschaftlichen Diskussionen über bestimmte Themen, weil solche Diskussionen “Konflikte und Instabilität fördern” würden.

        Wie soll das zusammen funktionieren?

        “Sie sollten aber wenigstens verstehen, dass es dabei nicht nur um MEINE persönlichen Interessen ginge, sondern um die sehr, sehr vieler Menschen.”

        Das weiß ich schon. Es gibt hier sehr, sehr viele Rentner, die einfach nur ihre Ruhe haben möchten und denen egal ist, wie die Transfers an sie finanziert werden. Das ist ja auch einer der Gründe, wieso Olaf Scholz als Ersatz-Merkel bei der Bundestagswahl so erfolgreich war.

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “1. Eine demokratische Gesellschaft mit demokratischer Willensbildung (ist doch so, oder?)
        2. Möglichst keine gesellschaftlichen Diskussionen über bestimmte Themen, weil solche Diskussionen “Konflikte und Instabilität fördern” würden.
        Wie soll das zusammen funktionieren?”

        Richtig ! Es kann nicht funktionieren, weil die Voraussetzungen der WILLENSBILDUNG fehlt.

        Eine wirkliche demokratische Gesellschaft muss und kann Konflikte aushalten .

        Bei Deutschland besteht das Problem doch darin, dass sich viele Leute nicht mehr der “KULTURNATION” angehörig fühlen. Die Zerrissenheit wird immer grösser und sichtbarer .

        Herr Engels hat dies gut, im podcast mit Hr. Stelter, zum Ausdruck gebracht.
        Die europäischen “abendländischen KULTURWERTE” werden nur noch durch den Osten stark vertreten und im Westen immer stärker “verwässert”.

        Eine “abendländische EU” wäre nur ein wirklich starker dritter globaler “Player”, wenn Russland ebenfalls Mitglied wäre .
        Zurzeit wohl ein reines “Hirngespinst”.

        So zentralistisch wie die EU JETZT aufgestellt ist .wird Sie schlicht scheitern, wenn sie sich nicht zu einer wirklichen “WILLENSNATION” weiterentwickeln wird.
        Zurzeit wohl ebenfalls ein reines “Hirngespinst”.

        Die Voraussetzungen zur “EU-WILLENSNATION” sind schlicht nicht vorhanden, denn:

        “Eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine Willensnation ist eine dezentralisierte, von unten aufgebaute Demokratie, die nach dem Subsidiaritätsprinzip funktioniert und damit vor allem den verschiedenen Minderheiten die größtmögliche Selbstbestimmung gewährt. Es setzt die Bereitschaft der Bürger im Sinne des Milizprinzips voraus, ein hohes Mass an Verantwortung (Mitbestimmung an Gemeindeversammlungen und Volksabstimmungen, nebenberufliche Behördentätigkeit, Milizarmee usw.) für das Gemeinwohl zu übernehmen.”

        https://de.wikipedia.org/wiki/Willensnation

        Die EU wird SCHEITERN, weil die “KULTURNATIONEN” schlicht zu unterschiedlich sind in ihren “Kulturen” und mit zentralistischem Geldumverteilen nur der Zeitpunkt des Scheiterns hinausgezögert wird .
        Verzögerung heisst aber schlicht Stillstand bzw. “Spielball” im globalen Kampf der grossen “Player” !

        Ich freue mich und bin schon gespannt, wie da der Zerfall der EU und letztlich das Scheitern … vonstatten geht.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >… ich verstehe ihn immer noch nicht.>

        Ist mir klar, ich versuche deshalb Ihnen meinen Standpunkt zu erklären.

        Was ich WILL:

        1. Eine demokratische Gesellschaft mit demokratischer Willensbildung (ist doch so, oder?) – ja, ist so –

        und

        2. Eine Willensbildung, die BEVOR sie in Entscheidungen mündet, AUCH davon geprägt sein muss, was – aller Voraussicht nach – die KONSEQUENZEN dieser Entscheidungen sind bzw. mit dem KLAREN Bekenntnis getroffen werden muss, dass mögliche SCHLIMME Konsequenzen BEWUSST und GEWOLLT in Kauf genommen werden.

        Daran fehlt es in Demokratien mit der Folge, dass demokratische Gesellschaften und nicht nur diese in Zustände laufen, die nicht nur nicht mehr beherrschbar sind – was schon schlimm genug ist –, sondern zu „LÖSUNGEN“ greifen, die unsägliches Leid verursachen können.

        Das will ICH nicht und WÜNSCHE daher auch keine ÖFFENTLICHE Diskussionen, die – absehbar, so wie diskutiert wird – mögliche schlimme Konsequenzen verdrängen statt sie BEWUSST in Kauf zu nehmen.

        Verstehen Sie bitte:

        Ich akzeptiere ein Wollen, das auch schlimme Konsequenzen in Kauf nimmt, wenn es sich BEWUSST, d. h. EXPLIZIT dazu bekennt, sie in Kauf nehmen zu wollen.

        Unser Beispiel der Verschuldung:

        Ein öffentliche Diskussion über die Verhinderung steigender Verschuldung müsst zu der Erkenntnis führen, dass sie nach Lage der Dinge NUR mit DURCH stark steigende Inflation oder Masseninsolvenzen mit hoher Arbeitslosigkeit zu erreichen ist (weil weder Schuldenschnitte, noch Wachstum als alternative Möglichkeiten zu realisieren sind).

        Wird in der Diskussion diese Erkenntnis unterschlagen und – nicht auszuschließen – endete sie in einem Wollen, das UNBEABSICHTIGT, aber UNVERMEIDLICH starker Inflation oder Massenarbeitslosigkeit hervorbringen würde, dann wünsche ich sie nicht, – und dies selbstverständlich mit der mir bewussten Folge, dass die Verschuldung steigt bis zu einem vermutlich unguten Ende.

        Genauso die Bekämpfung des Klimawandels:

        Warum sollen wir sie nicht wollen können, wenn sich die BEVÖLKERUNG in großer MEHRHREIT bewusst geworden ist, dass sie nach Lage der Dinge und der Zielsetzung kaum vorstellbare Wohlstandsverluste mit möglicherweise nicht beherrschbaren Folgen mit sich bringen KANN, und diese für den Fall, dass sie eintreten, in Kauf genommen werden für das übergeordnete Ziel?

        Ich wünsche und will die Energiewende nicht, aber es gibt KEINEN Grund, sie nicht wollen zu KÖNNEN.

        Kurzum, das Fazit für UNSERE Diskussionen hier am Blog:

        Wenn Sie die Dinge, wie sie sind, geändert sehen wollen, können Sie selbstverständlich ein ANDERES Wollen fordern.

        Aber setzen Sie AUSDRÜCKLICH hinzu, dass Sie dafür mögliche schlimme Konsequenzen auch in Kauf nehmen wollen, OHNE sich damit herauszureden, dass man sie ja gar nicht kenne oder es nicht gäbe.

        Wenn Sie das tun, haben Sie mich verstanden.

        Und dann können Sie sich auch ersparen, mit herbeigezerrten Aussagen zu mir als Rentner zu argumentieren.

  4. Joerg
    Joerg sagte:

    @wer moechte,
    zu “Warum sollte es nicht noch 20 Jahre weiter gut gehen?”

    Dr. Markus Krall (Youtube) meint, es ginge nicht mehr so lange … Er bringt als ungefaehre Grenze fuer uns in EU das Aufbrauchen des “Seniorage” Kapitals der EZB ins Spiel (de.wikipedia.org/wiki/Seigniorage), das prolongiert er zZ alle 1-2 Jahre fuer weitere 1-2 Jahre?

    Kleiner Quiz (bitte mit Begruendung?):
    a) joa, kann sein
    b) noe, was soll das Seniorage-Argument?
    c) nix genaues weiss man nicht, weil Wirtschaft ein reflexives System ist und man nicht alle Winkelzuege kennen kann, die Menschen erst noch erfinden, um die Dose weiter die Strasse hinunter zu kicken …
    d) Demut: wir sind stets nur einen Wimpernschlag von der Apokalypse (the unknown unknown), der Entrueckung, der Wiederkunft Jesu Christi (the known unknown) entfernt ;-)

    LG Joerg

    Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      Ich mach’s kurz: c – die Begründung haben Sie eigentlich schon gegeben ;)

      Gesetze und Zahlen lassen sich fortlaufend an die Erfordernisse der REALITÄT anpassen oder zugunsten dieser ignorieren. Schuldengrenzen, Ankaufverbote, Finanzierungsverbote… who the f**k cares – außer ein paar Prinzipienreitern? The show must go on – selbst wenn es schleichenden wirtschaftlich-sozialen Niedergang bedeutet und ein paar übervorteilt werden.

      Ich hör/les seit 13 Jahren zur EU und auch den USA “demnächst ist Game Over, weil…”. Wenn’s dann wirklich mal so weit ist, bin ich nicht überrascht. Aber bis dahin gilt: The game is on. Ich tippe auf Whisper statt Bang aufgrund der Größe und Diversität der Wirtschaftsräume.

      So lange aus den EU- und US-Staaten noch Sachen rauskommen (Produktion), die irgendwer im Inland oder Ausland braucht, läuft die Kiste weiter. Vielleicht langsamer, als sie denkbar könnte, wenn Dinge anders wären, aber sie läuft.

      Gestern noch Atomenergieausstieg, demnächst wieder Einstieg. Das zeigt doch: Alles kann, nichts muss. Nicht “sogar bei den ganz großen Dingen”, sondern insbesondere bei diesen ;)

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “Gestern noch Atomenergieausstieg, demnächst wieder Einstieg. Das zeigt doch: Alles kann, nichts muss. Nicht “sogar bei den ganz großen Dingen”, sondern insbesondere bei diesen ;)”

        Ich sehe die grinsenden Ampel-Politiker schon bei der Pressekonferenz. Dann wird man im Staatsfunk sagen: Die Grünen waren doch im Herzen immer schon für den Ausbau der Atomkraft, schon aus Klimaschutzgründen. ;)

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Ich sehe die grinsenden Ampel-Politiker schon bei der Pressekonferenz. Dann wird man im Staatsfunk sagen: Die Grünen waren doch im Herzen immer schon für den Ausbau der Atomkraft, schon aus Klimaschutzgründen.”

        ….ein Blick in all die Wahlprogramme wird dann aufzeigen, dass nur EINE Partei FÜR ATOMKRAFT war/ist :)

        Herrlich wie die Tagesschau gestern über Macron’s Atom-Pläne berichtete.

        Man beachte den Schlusssatz im Video-Beitrag :
        https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/macron-frankreich-milliarden-101.html

        …und geht damit offensiv auf Konfrontationskurs mit Deutschland !

      • Jacques
        Jacques sagte:

        ‘How did you go bankrupt? Two ways. Gradually, then suddenly.’ Ernest Hemingway

        Die Chancen stehen nicht schlecht, dass die EU ihren tollen “Green Deal” auf den Müllhaufen der Geschichte werfen muss.
        Erstens haben viele Staaten überhaupt kein Interesse den Emissionshandel auf Gebäude (!) ab 2025-26 auszuweiten, was sowieso völlig illusionär ist. Zweitens wird bei bleibender Energieinflation jegliche CO2 Besteuerung auf EU Ebene völlig ausgeschlossen sein. In Deutschland wirds sich natürlich nichts ändern, wir erhöhen weiter!

  5. Alexander
    Alexander sagte:

    Schulden-Tragfähigkeit hängt für Private von ungestörten Märkten ab, d.h.
    – freier Zugang
    – ungehinderte Umsätze
    – funktionierende Preisfindung
    – problemlose Rekrutierung
    – reibungslose Materialversorgung
    – reibungslose Zahlungsabwicklung

    ….keine diese Voraussetzungen wird seit dem Jahr 2020 ff. erfüllt. Ganz im Gegenteil drohen Internierungslager (Austrailien), befohlene Produktionsstilllegungen (China), Stromausfälle (Europa, China), reißende Lieferketten, disfunktionale Preisfindung, ausgesperrte Mitarbeiter, Kapitalverkehrskontrollen (bitcoin Verbot China)…einen gesellschaftlichen Kollaps zu induzieren.

    Die Zentralbanken werden bei der Rettung der Blasen an den Vermögensmärkten natürlich scheitern sobald die Basis einbricht. Läuft!

    Antworten
    • Dr. Lucie Fischer
      Dr. Lucie Fischer sagte:

      @Alexander
      Die Herausforderung für Produktive ist, wie Überleben in destruktiven Zeiten- Ihre Analyse ist schonungslos- klar- zutreffend!
      In dem von Donald Trump herausgegebenen Buch :
      ” der Weg nach oben: die besten Ratschläge, die ich jemals bekommen habe”
      stammt der für mich persönlich beste Beitrag von Bradley S. Jacobs, chaiman und CEO von United Rentals, Inc.: ( S. 118/ 119)
      ” 1. Versuchen Sie , niemanden von etwas zu überzeugen. Finden Sie stattdessen etwas, von dem Sie wirklich überzeugt sind. ….Ihr Enthusiasmus wird ansteckend sein.
      2. Finden Sie Ihre spirituelle MItte-was immer das auch für Sie bedeutet- imd verlieren Sie sie niemals aus den Augen.
      3. Wenn jemand Sie hintergeht, dem Sie vertrauen, streben Sie nicht nach Rache…Betrachten Sie diese Person einfach so, als wäre sie aus Ihrem Leben verschwunden.
      6. Bauen Sie einen guten Ruf auf und erhalten Sie diesen….

      7.#! !!!#
      Reichtum kommt und Reichtum geht. Sie sind nur dann wirklich finanziell unabhängig, wenn Sie sich aus dem NICHTS erneut etwas aufbauen können. Das Selbstvertrauen , das aus dem Wissen etsteht, dass Sie Ihren Erfolg wiederholen können, wird Ihnen einen enormen mentalen Vorteil verschaffen.”

      Kenntnisse von historischen Überlebens-Strategieen weisen kreative Wege, selbst heute.
      Man sollte nur kein vorbildliches mouton sein in blinder Herde .
      https://www.gdib.eu/pathokratie-wir-sind-die-dummen-schafe-in-einem-von-psychopathen-geschaffenen-kriminellen-system/

      Antworten
      • Alexander
        Alexander sagte:

        @Dr. Lucie Fischer

        Die produktiven Kräfte scheiden ab 2020 aus den Märkten aus, sobald der Rentier weniger Kapital verbrennt als durch Arbeit. Die Rentabilität hängt ohnehin am seidenen Null-EK-Zins vermögenspreisinflationierter Immobilien (Mieten, Nutzungsänderung, etc. ….)….überlisten kann man über allem stehende Gesetze nur durch Abschied. Das gilt hinauf bis zur Konzernebene…..Massenentlassungen voraus.

        Die Schattenwirtschaft muss zwangsläufiig kriminalisierte Bedarfe decken, so dass Freundschaftsbesuche und Gastgeschenke in solchen Dienstleistungen Einzug halten, die früher nur Sugarbabies und ihren daddys vorbehalten waren…

        Vermögensaufbau reproduzieren wird für die Masse so weit entfernt sein, wie für die NASA die Wiederholung ihrer Mondlandung. Nicht weil Baupläne verbrannt sind, sondern aus demographischen Gründen….

  6. Stefan Bohle
    Stefan Bohle sagte:

    “Warum sollte es nicht noch 20 Jahre weiter gut gehen?”
    20 Jahre finde ich genau blöd, aber gar nicht so unplausibel. Leider bin ich dann gerade in Rente und werde feststellen, dass alle Versorgungsversprechen plötzlich viel weniger wert sind und kann mir eben nicht mehr so Einfach etwas Neues aufbauen.

    Antworten
    • Zweifler
      Zweifler sagte:

      @Stefan Bohle

      Tut mir echt leid für Sie. Ich bin besser dran, da ich in 20 Jahren vermutlich nicht mehr auf dieser Erde weile.
      Glück gehabt.

      Antworten
  7. Quintus
    Quintus sagte:

    Sehr geehrter foxxly
    Ich empfehle ihnen dringenst das Buch: “Der Sieg des Kapitals” von Ulrike Herrmann.
    All ihre Hinweise werden von Frau Herrmann ausführlich und historisch belegt abgearbeitet.
    Sie stimmt ihnen auch in ALLEN Punkten die sie mantraartig vortragen zu, jedoch ihr Fazit wird sie nachdenklich und eventuell etwas demütiger zurücklassen.
    Denken sie ernsthaft, daß die Foristen dieses Blogs von Hr.Stelter sich des Umstandes des systemischen Wachstumszwanges und der daraus resultierenden Schuldenfalle nicht bewußt sind?
    Die MillionDollarFrage lautet: wie soll sie die Transformation in DIE neue Wirtschaftsform aussehen, ohne daß uns auf dem Weg dorthin das bestehende System um die Ohren fliegen wird?
    Mit der allseits gerne propagierten “sozialistischen” Lösung?
    Tut mir leid, der Sozialismus ist im Großen und Ganzen betrachtet auch nur ein kapitalistisches System, nur leider ein weitaus ineffektiveres, welches eine noch kürzere Lebensdauer haben wird.
    Bitte entschuldigen sie, der Lebenststil den sie gekannt und nachgeordert haben ist ausverkauft, er wird auch nicht mehr geliefert werden, egal welches System sie anstreben.

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    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Quintus (und foxxly)

      “Die MillionDollarFrage lautet: wie soll sie die Transformation in DIE neue Wirtschaftsform aussehen, ohne daß uns auf dem Weg dorthin das bestehende System um die Ohren fliegen wird?”

      Die Trillionen-Dollar-Frage ist: Was konkret soll DIE neue Wirtschaftsform sein, in der es angeblich keinen “Wachstumszwang” mehr gibt? Mir fällt da keine ein.

      Wenn es nur darum geht, Schulden- und Spekulationsexzesse zu vermeiden, dann würde es schon reichen, den Leuten die Angst vor Insolvenzen zu nehmen und sie tatsächlichlich auch zuzulassen um Märkte zu bereinigen.

      Stattdessen haben wir eine Mesalliance aus Rentnern, Bänkern und staatlichen Transferempfängern (vom Hartzer über den Beamten bis zum Elektro-Ladesäulen-Aufstellfirma-Besitzer), die aus ihren individuellen Gründen immer mehr Schulden wollen und Insolvenzen kategorisch ablehnen.

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    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ quintus
      ich habe das erwähnte buch nicht gelesen.
      ja, ich denke, dass durchaus einigen hier im blog, die tragweite des schuldgeldsystem nicht bewußt ist, oder sie sind nicht offen und willens darüber zu schreiben.

      ich habe schon mehrmals alternativen zu diesen schuldgeldsystem aufgezeigt.
      und auch meinerseits klar gemacht, dass ein sozialismus, niemals eine brauchbare alternative ist, – obwohl wir aktuell dort hin wandern.

      das schnelle wachstum durch kredite, kann nicht der maßstab für ein anderes system sein, weil dieser zuviel schaden erzeugt und hinterläßt.

      eine vergesellschaftung von teilen oder als ganzes, in dessen die banken vollens integriet und eigentum sind, währe eine deutlich bessere lösung, als das derzeitige.

      besser wäre allerdings meiner überzeugung nach, ein system in dessen die arbeistleistung und erfindungen, ohne eine kreditschuld zu sein, hätten.

      leistung muss sich lohnen, also ein wettbewerb muss sein.
      aber, es muss unbedingt einkommen- und vermögensobergrenzen geben, sonst bewegen wir uns in unserer aktuellen katastrophalen richtung wieder zu.
      dies nur in aller kürze dazu.

      es mag ja derzeit alles utopisch klingen, aber, wer die ziele einer besseren welt nicht kennt, der kann auch nicht in diese richtung gehen! deshalb ist es wichtig das ziel zu definieren.

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  8. foxxly
    foxxly sagte:

    @ bto
    ich hoffe, dass die erkenntnis endlich mehr reift und oben ankommt, dass dass kreditgeldsystem ursächlich ist für all die fehlentwicklungen.
    dieses system bringt zwangsläufig mit unserer leistung und fortschritt, mehr verschuldung, als die erbrachte leistung, selber.
    ergo: keine anstrengung der welt und keine regierung der welt schafft es aus dieser systemische wachstums- und verschuldungsfalle zu entfliehen.

    es gibt zu diesen herrschenden geldsystem keine lösung im sinne einer friedlichen und halbwegs gerechteren gesellschaft.
    dieses system ist ein brutales, kriegerisches machtsystem.

    unsere dummheit ist, dem ohne widerspruch und widerholt zu folgen, – in der hoffnung, diesmal wird es anders

    Antworten
    • Erik Ziehon
      Erik Ziehon sagte:

      “dieses system ist ein brutales, kriegerisches machtsystem.” ist das postmoderne Glaubenbekenntnis.

      Dieses angeblich so brutale Machtsystem hat aber die geringste Anzahl an Kriegen, Toten und Gewaltopfern hervorgebracht. Und ein Modell der “friedlichen und halbwegs gerechteren gesellschaft” habe ich noch nicht gesehen.

      Was ich aber gesehen habe, sind Menschen, die sich die “friedliche und halbwegs gerechtere gesellschaft” auf die Fahne geschrieben haben (Pol Pto, Che Guevara, Hugo Cháves, Fidel Castro, Lenin, …) und das Ergebnis wan dann ein wirklich brutales, kriegerisches Machtsystem.

      Das, was ich am meisten fürchte, ist dass die Schwächen des jetzigen Systems dazu führen, dass eine Weltretter-Ideologie Auftrieb bekommt, die genau so ein System schafft, dass Sie jetzt bereits wähnen.

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      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Erik Ziehon

        “Das, was ich am meisten fürchte, ist dass die Schwächen des jetzigen Systems dazu führen, dass eine Weltretter-Ideologie Auftrieb bekommt, die genau so ein System schafft, dass Sie jetzt bereits wähnen.”

        Ach, das kennen Sie doch schon: Wenn es dieses Mal auch wieder schief geht, dann war es nicht der echte diversgrüne Klimasozialismus, und man muss es dann unbedingt nochmal probieren…

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ e ziehon
        da unterliegen sie einen großen irrtum:

        auf das konto der kapitalistischen machtexpansion, gehen mindestens der wk I und II.
        da waren leider auch genug leid und elend damit verbunden.
        vielleicht nehmen sie auch noch die “ausrottung” der indianer dazu.
        sowie die kolonialisierungen etc.
        die schwarzen-sklaven in den usa. und vielleicht noch mehr.

        aber bitte keinen umkehrschluß: ich will keinen sozialismus!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @foxxly

        “auf das konto der kapitalistischen machtexpansion, gehen mindestens
        [langer Sermon über die Übel der modernen Welt…]
        sowie die kolonialisierungen etc.
        die schwarzen-sklaven in den usa. und vielleicht noch mehr.”

        Arabische Sklavenhändler waren ungefähr ab der Begründung ves Islam bis zum 19. Jahrhundert in Afrika aktiv und viele der schwarzen Sklaven, die letztendlich in die USA kamen, wurden von ihnen eingekauft.

        Dabei gibt es im Islam sogar ein Zinsverbot (allerdings kein Sklavereiverbot, hihi…).

        Wie erklären Sie sich das? Waren das auch schon böse Kapitalisten, quasi zinslose oder ein Zinsverbot umgehende Frühkapitalisten? Oder lag das, was Sie hier andauernd beklagen, vielleicht schon immer in der menschlichen Natur?

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ott 11:50
        vielleicht haben die führer der islamisten die problamtik des zinses erkannt und wollten besser menschen, als damals die christen??

        es dürfte eher ideologische gründe sein zu diesen zinsverbot.
        umgehung derselben zeigt allerdings, das es sich um legalen gaunertum handelt.

        nochmals:
        der zins im geschäftsleben ist notwendig!
        aber über die kreditierung wird die arbeitsleistung zur schuld, – und das bezeichne ich als systemfehler, den es zu überwinden, oder besiegen gilt um das wiederkehrende unheil des kreditinduzierten wachstumszwang zu eliminieren.

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