Der Fehler der Notenbanken ist längst gemacht

John Hussman habe ich an dieser Stelle schon mehrfach zitiert. Er ist seit langem ein Skeptiker der Geldpolitik und vor allem der Bewertungen an den Märkten. In einem Gastbeitrag für die FT macht er in knappen Worten klar, wie groß der Fehler der FED in der Vergangenheit war und der sich jetzt sichtbar zeigt:

  • „The stock market has been jolted from its record highs in recent weeks, as investors who rely on low interest rates to “justify” steep valuations have been confronted with the prospect of tighter monetary policy.“ – bto: das kennen wir aus der Diskussion unter anderem in meinem Sonderpodcast vor einigen Tagen. Wenn alles an billigem Geld hängt, wird es ungemütlich.
  • „The US Federal Reserve appears to be walking a tightrope, with the potential for a policy error at each side. On one side, US consumer price inflation reached an annual rate of 7.1 per cent in December, and the central bank appears behind the curve to contain it (…) On the other side, the inflation spike has emerged at the same time as supply disruptions, a gradual narrowing of pandemic-related fiscal deficits and indications of weaker business activity.“ – bto: richtig, es kann durchaus sein, dass die Wirtschaft schwächer ist als man denkt. Nur wissen wir auch, dass billiges Geld in einem Umfeld hoher Schulden nur verhindert, nicht treibt.
  • “This leaves the Fed at risk of tightening policy into a slowing economy. Yet these risks may be minor compared with the policy error the Fed has already made, by abandoning a systematic policy frameworkfor more than a decade, in favour of a purely discretionary one.“ – bto: das gilt auch für die EZB. Das Problem ist früher entstanden. Und es wird sich weiter verschärfen in den kommenden Jahren. Einfach, weil Schulden und Vermögenspreis-Abhängigkeit es erzwingen.  
  • „“Systematic,” in this context, means a framework where policy tools such as the level of the fed funds rate maintain a reasonably stable and predictable relationship with observable economic data such as inflation, employment, and the “output gap” between real gross domestic product and its estimated full-employment potential.“ – bto: das kann den Notenbanken natürlich nicht gefallen, denn dann haben sie nicht mehr die Möglichkeit sich als “Retter” zu inzinieren.  
  • Denn: “(…) purely discretionary policy is like inconsistent parenting; having set no boundaries, any failure to appease is met with wails of surprise, crisis and tantrum.“ – bto: und vor allem dem Erpressungsrisiko, dass man unter dem Eindruck einer akuten Krise wieder helfen muss.
  • „In 1993, Stanford economist John Taylor proposed a systematic framework for assessing what the fed funds rate should be based on the level of inflation and the output gap. The Taylor Rule and related guidelines mirror the actual fed funds rate reasonably well from 1950 until 2003. The similarity weakens after 2003, and particularly after 2009 owing to shifts in the Fed’s monetary policy.“ – bto: einfach weil die Stabilität des Finanzsystems wichtiger war als die Realwirtschaft.  

Quelle: FT

  • „Ultimately, the Fed’s central policy error may have little to do with the speed at which it tapers its asset purchases, or the timing of the next few rate increases. Instead, the critical policy error may prove to be the consequences of discretionary policy on the financial markets. The Fed has encouraged a decade of yield-seeking speculation, as investors try to avoid being among the holders of $6tn in zero-interest hot potatoes. By relentlessly depriving investors of risk-free return, the Fed has spawned an all-asset speculative bubble that may now leave investors with little but return-free risk.“ – bto: man kann es nicht besser auf den Punkt bringen.
  • „It is true that low interest rates encourage elevated stock market valuations. But it is less appreciated that once valuations are elevated, low interest rates do nothing to mitigate the poor long-term market returns that typically follow.“ – bto: was noch ein gutes Szenario ist. Schlimmer sind einbrechende Vermögenspreise, die in Kombination mit hohen Schulden ein erhebliches Risiko darstellen.
  • „In 1873, the economist and journalist Walter Bagehot wrote of savers’ aversion to low rates: “John Bull can stand many things, but he cannot stand interest rates of 2 per cent”. Forgetting this, in 2003, the Fed sent investors on a yield-seeking quest for alternatives to short-term interest rates of 1 per cent. Investors found that alternative in mortgage securities, with ultimately devastating consequences. The Fed has now encouraged an even broader and more extended speculative episode.“ – bto: das Ende der Immobilienblase war die Welt-Finanzkrise. Was folgt nun?
  • „It can be prolonged only by making its consequences worse. The way forward is to embark on a well-announced return to systematic policy, never forgetting to ask whether the weak effects of monetary discretion on real economic outcomes are worth the risk of malinvestment and speculative distortion.“ – bto: dazu ist es viel zu spät. Es kann nicht so einfach aus der Politik ausgestiegen werden.

FT (Anmeldung erforderlich): „The Fed policy error that should worry investors“, 26. Januar 2022

Kommentare (76) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    In der Türkei ist man schon ein bisschen weiter als bei uns im Westen Was heißt “Gold gab ich für Eisen” eigentlich auf türkisch? :D

    “Die Verträge mit den Goldschmelzen sind angeblich schon unterschrieben. Jetzt fehlt nur noch das Material. Doch das will der türkische Finanzminister Nureddin Nebati nun durch einen Appell an seine Landsleute auftreiben. Sie sollen unter ihren Matratzen und in ihren Schubladen nachschauen und ihren Goldschmuck beim Staat abliefern. Man wolle ihn dann zu Barren umschmelzen und diese bei der Notenbank einlagern, verspricht der Minister. So sollen deren Reserven erhöht werden.”

    https://www.welt.de/finanzen/article236806983/Inflation-in-der-Tuerkei-Goldschmuck-der-Buerger-soll-die-Lira-retten.html

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Richard Ott

      “In der Türkei ist man schon ein bisschen weiter als bei uns im Westen Was heißt “Gold gab ich für Eisen” eigentlich auf türkisch? :D”

      Solch ein “Wertepartner” ist ja Beitrittskandidat für die EU und wird mit milliardenschwerer “Heranführungshilfe” durch die EU unterstützt.

      Nach dem baldigen absehbaren Ende des “kleinen Sultans” (Erdogan), wird das Thema EU-Beitritt sicher bald wieder vermehrt in das Blickfeld der EU-Grossmachbefürworter kommen. Ein weiterer “Wertepartner” gegen das Feindbild Russland…. ist ja immer willkommen.

      Nebenbei:
      Immer an die Worte von “Mutti” denken…zu der auch die jetzige Klimakoalition steht… :
      “Der Islam gehört zu Deutschland”

      Antworten
  2. Renée Menéndez
    Renée Menéndez sagte:

    Wenn es einen Fehler gibt, dann ist es das Denken der dafür Verantwortlichen darüber, was die Funktion einer Zentralbank ist. In meinem letzten eher historischen Beitrag ist am Rande angedeutet worden, wofür Zentralbanken überhaupt gegründet worden sind. Zum einen war es die Vereinheitlichung der Vielfalt kursierender Banknoten, was zu einer Unsicherheit über die Zahlungsfähigkeit der betreffenden Emissionsbank führte, zum anderen ging es um die Zentralisierung des sog. clearing. Dies war deswegen nötig, um bei der chronischen Goldknappheit die Zahlungsprozesse durch Aufrechnung zu beschleunigen. Und zum dritten war eine Zentralbank eine Art Rückversicherer für das Risiko der temporären Illiquidität, die sich aus dem steigenden Volumen der Kreditleiheverträge ergeben hatte. Weil Gold auch von der Zentralbank nicht erschaffen werden konnte entstand das Dictum des “lender of last resort”. Nach der Aufhebung der Goldbindung wandelte das sich in den “lender of first liquidity” – aber das ist bei den Geldsystemspezialisten noch nicht angekommen. Davon, daß eine Zentralbank auch für die Entwicklung des Preisniveaus verantwortlich sein soll, war zunächst keine Rede.

    Angesichts der Gründe (neben der Kriegsfinanzierung) für die Etablierung von Zentralbanken halte es für völlig daneben den Zentralbanken die Verantwortung für inflationäre Prozesse zuzuschieben. Daß derartige Vorstellungen immer noch herumgeistern wird wohl darin liegen, daß bis heute diese strunzdumme Quantitätstheorie in den Köpfen der Leute herumgeistert, aus der die These abgeleitet wird, daß die Zentralbanken nur die “Geldschleusen” schließen müßten und alles wäre wieder gut. Dabei wird hier der arme Esel geprügelt, obwohl der Reiter die Abreibung verdient hätte.

    Die Verantwortung für den ganzen Schlamassel liegt ganz direkt bei den Staatsschulden, deren Wachstum Mark für Mark das gesamtwirtschaftliche Geldvermögen aufbläht, ohne daß es auch nur den leisesten Hauch einer Chance gäbe, dieses Geldvermögen wieder zu reduzieren. Man erinnere sich mal an den podcast mit Ingo Sauer, wo die These vertreten wurde, daß die deutsche Hyperinflation dann nicht mehr zu vermeiden war, als die Reichsbank keine Möglichkeit mehr hatte, das ausgegebene Volumen an Zentralbankgeld wieder “einzufangen”. Allegorisch gesagt sind der Reichsbank die Zügel der Restriktion aus der Hand genommen worden. Das gleiche ist ja auch mit Schacht passiert, dessen Vorstellung, die Liquidität aus den MeFo-Wechseln müsse “wieder eingesammelt” werden, keine Gegenliebe fand. Dafür wurden halt die Preise administrativ reguliert. Von daher ist die vielbeschworene “Unabhängigkeit der Zentralbanken” nur eine schlechte Kaschierung für den stets dominierenden politischen Einfluß (die Bundesbank war da eher der “letzte Mohikaner”).

    Genauso ist es heute, denn keine Zentralbank dieser Welt wird es wagen die Papiere des eigenen Staates NICHT als Kollateral für geldmarktpolitische Operationen zu akzeptieren. Anders gesagt sind die Zentralbanken gezwungen die Geldmengenausweitung mitzumachen, da sonst den Banken die Basisliquidität, die sie für die normalen Geschäfte auf dem Interbankenmarkt benötigen, ausgeht, denn höhere Transaktionsvolumina erfordern auch eine proportionale Erhöhung des Basisgeldvolumens. Im übrigen fassen Banken Staatspapiere auch nur wegen der Vertriebsprovisionen an, denn aufgrund eines nicht existierenden Zinsertrages wird keine Bank sich Staatspapiere einlagern. Ein bißchen Kollateralhandel geht auch noch aber das wars dann schon.

    Zentralbanken im wesentlichen dazu da, um über die Basisgeldsteuerung die Funktionsfähigkeit des Bankensystems erhalten. Mit der Finanzierung von Käufen – sei es Konsum, Immobilien oder Investitionen – haben sie nur am Rande zu tun. Und Zahlungen, die im Rahmen des clearing stattfinden kann sie überhaupt nicht beeinflussen, lediglich den Teil, der im settlement ausgeglichen werden muß. Wenn man so denkt wird schnell klar, daß eine Restriktionspolitik der Zentralbank die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems unterminiert. Normalerweise kommt es deswegen in eine Schieflage, weil sich eine Rezession ankündigt und die Kreditnachfrage in eine Nettotilgung übergeht, obwohl das die rezessiven Tendenzen erst recht befördert. In der Finanzkrise ab 2006/8 waren ja die damaligen LTRO-Fazilitäten dazu da, um dem eingefrorenen Interbankenmarkt die zum settlement nötigen Basisgeldvolumina zuzuführen. Grund dafür waren die steigenden Ausfälle der ABS-Papiere, die den margin call-Trigger auslösten und Zahlungen nur noch über ein settlement, aber nicht über das übliche clearing erfolgen mußten. Und um die dann postwendend sich einstellenden fire sales aufzuhalten, haben die Zentralbanken dafür gesorgt, daß der Absturz dieser Papiere zwar nicht abgefedert wurde, aber das Ganze immerhin nicht zu einer sog. “Kernschmelze” geführt hat. Und die sich anschließenden QE-Programme sind dann die Folgewirkungen, denn der Neuaufbau von Eigenkapital ist ein quälend langsamer Prozeß, der nicht damit getan ist, daß ein paar shooting stars sich besonders schnell wieder rappeln. Banking ist ein sozialer Prozeß zwischen Banken – das Ganze funktioniert nur, wenn es auch den Geschäftspartner-Banken gut geht.

    Die Ursachen für die Misere entstammen jedoch politischem Versagen, die Zentralbanken haben nur den Feuerlöscher bedient! Oder anders gesagt, sie haben ihre ursprüngliche genuine Funktion erfüllt, nämlich das Finanzsystem zu stabilisieren.

    Inflation ist nicht die Baustelle von Zentralbanken!

    Antworten
    • Dietmar Tischer
      Dietmar Tischer sagte:

      @ Renée Menéndez

      >Angesichts der Gründe (neben der Kriegsfinanzierung) für die Etablierung von Zentralbanken halte es für völlig daneben den Zentralbanken die Verantwortung für inflationäre Prozesse zuzuschieben.>

      Dem wird jeder zustimmen können.

      Denn Inflation ist eine Funktion von realem Angebot und realer Nachfrage.

      >Zentralbanken im wesentlichen dazu da, um über die Basisgeldsteuerung die Funktionsfähigkeit des Bankensystems erhalten.>

      Das ist ihr SOLLEN.

      Wenn aber aus REALWIRTSCHAFTLICHEN Gründen die Funktion des Bankensystems nicht mehr so ist, wie es gesellschaftlich gewünscht bzw. erwartet wird, dann erscheint es völlig legitim, dass die Zentralbanken die Funktionsfähigkeit des Bankensystems verbessern – so die vorherrschende Auffassung in der Politik und der Öffentlichkeit.

      Es wird jedenfalls nicht akzeptiert, dass die Funktionsfähigkeit des Bankensystems durch Insolvenz der schwächsten Banken erhalten wird (einmal vorausgesetzt, das wäre möglich ohne Kettenreaktion durchs ganze Bankensystem hindurch in die gesamte Finanzwirtschaft hinein).

      Beispielhaft:

      Wenn Druck auf die Arbeitseinkommen durch den Schock ab anfangs der 90er Jahre mit weniger Kreditvergabe für u. a. den Erwerb von Wohnungseigentum, dann wird die Fähigkeit des Bankensystems für diese Kreditvergabe seitens der Notenbank gestärkt.

      Hat die Notenbank die FUNKTIONALITÄT dazu, wird das von ihr erwartet.

      Anders herum auch:

      Wenn die Inflation aus welchen Gründen auch immer steigt, kann die Notenbank mittels ihrer FUNKTIONALITÄT das Bankensystem so beeinflussen, dass die Kreditvergabe und dadurch Nachfrage und Inflation gedrosselt werden.

      Was ich sagen will:

      Für was die Notenbanken VERANTWORTLICH sein sollen und sind, ist eine Sache.

      ENTSCHEIDEND, wenn die Probleme POLITISCH nicht in den Griff zu bekommen sind, ist eine andere:

      Was die Notenbanken FUNKTIONAL bewirken können.

      NUR noch darum geht es, wenn z. B.:

      Rohstoffpreise steigen, Tarifpartner große Lohnsteigerungen vereinbaren, Lieferengpässe auftreten u. dgl. – alles NICHT in der Verantwortung der Notenbanken und auch NICHT zu steuern durch die Politik:

      Laufen lassen oder die Konsequenzen angehen durch die Institution, die es kann?

      Natürlich können sich die Notenbanken nicht entziehen spätestens dann, wenn die Inflation beginnt das REALE System nachhaltig dysfunktional werden zu lassen.

      Kurzum:

      Ich widerspreche Ihnen nicht, sondern will nur sagen, dass die Notenbanken über ihre Verantwortung, das Bankensystem funktionsfähig zu halten, hinaus dafür einspringen MÜSSEN, Probleme, für sie nicht verantwortlich sind, anzugehen und möglichst nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

      Sagen wir einfach so:

      Das ist die LOGIK, wenn andere nichts mehr bewirken können.

      ALTERNATIVES staatliches Handeln, das möglicherweise die Probleme viel wirksamer angehen könnte, wird gesellschaftlich NICHT akzeptiert und daher zumeist nicht einmal ins Auge gefasst.

      Antworten
      • Renée Menéndez
        Renée Menéndez sagte:

        Hallo Herr Tischer

        “Denn Inflation ist eine Funktion von realem Angebot und realer Nachfrage.”

        Angebot und Nachfrage münden aufgrund der methodischen Konstruktion dieses Gedankenmodells immer in ein Gleichgewicht, welches die Eigenschaft hat, stationär zu sein. Das bedeutet, daß mit diesem Denkmuster Preisniveauveränderungen erklärt werden können, aber keine dauerhaften Preissteigerungen. Beispielsweise war die Preiserhöhung der OPEC eher eine Veränderung der sog. “terms of trade”, die zwar preisliche Anpassungsprozesse hervorgerufen hat, aber von sich aus keine Kontinuität der Inflationsrate erzeugen kann.

        Um es kurz zu machen: Inflation ist ein gegenseitiges Aufschaukeln von Preisen und Löhnen, was man in Zeiten eines Kluncker und einer fordernden IG Metall mit einem Steinkühler beobachten konnte. Davon ist heutzutage weit und breit nichts zu sehen, die Lokführer oder Piloten sind eine schwache Reminiszenz an einstmals glorreiche Zeiten der Gewerkschaften, fallen aber aufgrund mangelnder Größe nicht ins Gewicht.

        Angebotsverknappungen sind zwar durchaus fähig Preissteigerungen hervorzurufen, eine dauerhafte Preissteigerung kann aber nur bei einer dauerhaften Knappheitslage begründet werden. Preissignale (= Preise sind höher als die Produktionskosten) haben jedoch Angebotserhöhungen zur Folge, welche die aus der Knappheitslage resultierenden Quasi-Renten (Extra-Profite) wieder neutralisieren. Daraus läßt sich keine dauerhafte inflationäre Entwicklung begründen.

        “Wenn die Inflation aus welchen Gründen auch immer steigt, kann die Notenbank mittels ihrer FUNKTIONALITÄT das Bankensystem so beeinflussen, dass die Kreditvergabe und dadurch Nachfrage und Inflation gedrosselt werden.”

        “Nachfrage drosseln” darf man ruhig mit “Rezession verursachen” übersetzen. Das kann durchaus mal nötig sein und im Falle Volcker war es wahrscheinlich so. Dabei darf man ruhig davon ausgehen, daß trotz aller Drosselungsrhetorik die Liquiditätsversorgung der US-Banken durch die FED niemals in Frage gestanden hat. Vermutlich wurde durch “moral suasion” den Banken nahegelegt, sich mit der Kreditvergabe zurückzuhalten – notfalls wurde da ein wenig der Einsicht in die Notwendigkeit auch mal nachgeholfen. Bei der Geschichte sollte man aber auch die zweite Seite nicht vergessen, daß nämlich damit die zu der Zeit ziemlich renitent gewordenen lateinamerikanischen Staaten einen empfindlichen Dämpfer verpaßt bekommen haben, indem deren Auslandsschulden untragbar gemacht wurden. Nicht nur durch die steigenden Zinslasten sondern mehr noch durch die geringere US-Nachfrage nach deren Produkten, was die Bedienung der Auslandsschulden erst recht zur Unmöglichkeit werden ließ. Von daher war der “Volcker-Schock” durchaus multidimensional angelegt. Heutzutage gibt es aber keinen Volcker mehr, die margin call Guillotine schwebt über allem. Und die Macht der Bundesbank ist Geschichte.

        “…Probleme, für sie nicht verantwortlich sind, anzugehen und möglichst nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.”

        Ich würde mal unterstellen, die Notenbanken sind durchaus willig sich auch darum zu kümmern. Nur: außer dafür zu sorgen, daß Staat und Banken zahlungsfähig bleiben, haben sie keine Instrumente zur Verfügung. Nach der Geschichte mit der Geldmengensteuerung haben sie ja auch die Zinssteuerung ad acta legen müssen. Heißt: sie können zwar Geld geben aber die Konditionen dafür nicht mehr bestimmen. Ersatzweise wird ja inzwischen der Kommunikation größtmögliche Aufmerksamkeit zuteil, um die beabsichtigten Ziele bestmöglichst darzustellen. Das ist wie in der Politik: da gilt schon die fehlerfrei gesprochene Ankündigung als Erfolg.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Menéndez

        Danke für Ihre Ausführungen. 👏 Immer wieder gut zu lesen. Auch wenn ich nicht allen Details folgen kann, sehe ich den aktuellen Stand meines Weltbildes einigermaßen bestätigt…

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Renee Menendez

        “Um es kurz zu machen: Inflation ist ein gegenseitiges Aufschaukeln von Preisen und Löhnen, was man in Zeiten eines Kluncker und einer fordernden IG Metall mit einem Steinkühler beobachten konnte. Davon ist heutzutage weit und breit nichts zu sehen”

        Lag das vielleicht daran, dass viele der Mainstream-Ökonomen in den 1970er Jahren an die Phillips-Kurve glaubten? Der damals üblichen beschäftigungspolitischen Interpretation zufolge konnte man ja bekanntlich hohe Arbeitslosigkeit vermeiden indem man stattdessen hohe Inflation zuließ. Die öfters im Presseclub auftretende Frau Herrmann von der taz glaubt vielleicht heute noch dran, dass das wirklich geht…

        Es funktionierte nur in der Realität nicht, weil sich die Arbeitnehmer nicht per Inflation verarschen ließen und die Gewerkschaften infolge dessen für einige Zeit sehr aggressiv mit ihren Lohnforderungen wurden. Man könnte sagen, sie haben die Inflationserwartungen als Anteil ihrer Gesamtlohnforderungen entsprechend angepasst, was die Theoretiker der Phillips-Kurve nie in Erwägung gezogen hatten. (Vermutlich hatten sie nie in ihrem Leben eine Lohnverhandlung geführt…) Am Ende bekamen wir dann für einige Jahre hohe Inflation *UND* hohe Arbeitslosigkeit, also Stagflation.

        Was glauben Sie wohl, was mit den Lohnforderungen bei den Lohnrunden in den nächsten Jahren passiert, wenn die Zentralbanken unsere aktuell schon schön “hochgeschaukelte” Inflation nicht wirkungsvoll eindämmen?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Renée Menéndez

        Danke für ihre Antwort, die hilft, bei der Klärung weiterzukommen.

        >Angebot und Nachfrage münden aufgrund der methodischen Konstruktion dieses Gedankenmodells immer in ein Gleichgewicht, welches die Eigenschaft hat, stationär zu sein.>

        Münden ja, aber SIND nicht immer im Gleichgewicht.

        Und ich füge hinzu:

        Kommen auch nicht immer von allein ins Gleichgewicht (siehe weiter unten bei „Staatsverschuldung“).

        Insofern besteht zwischen uns ein Dissens.

        Meine Sicht zur Inflation und ihren URSACHEN:

        Steigende Rohstoffpreise – ganz klar eine exogene Ursache.

        Haben wir z. Z., muss nicht dauerhaft sein, kann auch wieder zurückgehen.

        >Inflation ist ein gegenseitiges Aufschaukeln von Preisen und Löhnen, was man in Zeiten eines Kluncker und einer fordernden IG Metall mit einem Steinkühler beobachten konnte. Davon ist heutzutage weit und breit nichts zu sehen,..>

        Das ist eine endogene Ursache.

        Haben wir z. Z. nicht, WERDEN wir aber vermutlich bekommen bei den nächsten Lohnrunden.

        Denn die Gewerkschaften unterscheiden nicht zwischen exogen und endogen, sondern ihr Bezug ist der KAUFKRAFTVERLUST ihrer Mitglieder, WEIL es Inflation gibt und NICHT, woher sie kommt.

        Nebenbei:

        H.-W. Sinn hat diese Woche bei phoenix in einer Diskussion mit M. Kellner, Staatssekretär von Habeck, darauf hingewiesen, dass bei externem Inflationsschock die Gewerkschaften ca. 1 Jahr später Lohnerhöhungen fordern, das sei EMPIRIE aufgrund der Ölkrise in den 70er Jahren.

        Dann gibt es die Inflation, deren Ursache der Staat ist.

        Haben Sie doch selbst gesagt:

        >Die Verantwortung für den ganzen Schlamassel liegt ganz direkt bei den Staatsschulden, deren Wachstum Mark für Mark das gesamtwirtschaftliche Geldvermögen aufbläht, ohne daß es auch nur den leisesten Hauch einer Chance gäbe, dieses Geldvermögen wieder zu reduzieren.>

        Warum gibt es nicht den leisesten Hauch einer Chance?

        Die Keynesianische Konjunkturtheorie besagt, dass die Verschuldung, die in der Rezession erfolgt, bei guter Konjunktur reduziert werden müsse durch eine GERINGERE Schuldenaufnahme und dies unabhängig davon, ob das Geldvermögen überhaupt reduziert werden könne oder nicht.

        Ein hinreichend verringerte Schuldenaufnahme ist NICHT oder zumindest nicht hinreichend möglich, weil ein großer Teil der Staatsausgaben GESETZLICH festgelegt und daher FIXIERT ist.

        Und je größer die Staatsquote ist (Ausgaben des Staates in Relation zum BIP), desto höher ist dieser POLITISCH gewollte Anteil und desto GEHEMMTER ist der Staat bei der Inflationsbekämpfung.

        Das ist eine ganz wesentliche Folge, wenn der Sozialstaat immer weiter ausgebaut wird.

        Daher MÜSSEN die Notenbanken den Job erledigen, wenn die Inflation nachhaltig zu hoch ist.

        Das ist dann UNVERMEIDBAR ihre Baustelle.

        FREIWILLIG tut es jedenfalls niemand.

        Zum Handlungsspielraum der Notenbanken:

        >… außer dafür zu sorgen, daß Staat und Banken zahlungsfähig bleiben, haben sie keine Instrumente zur Verfügung.>

        Ja.

        Wenn aber deren Zahlungsfähigkeit bereits hochgradig GEFÄHRDET ist, haben sie nicht mehr viel Spielraum, die Nachfrage zu drosseln bzw. eine Rezession zu verursachen.

        Das ist ein wesentlicher Aspekt dafür, dass sie in der Sackgasse sind.

        @ Thomas M.

        >Ursächlich für Inflation (Punkt 2.) ist der Staat durch Erhöhung der Staatsschulden (Stichwort: Warfare und Wellfare, was nicht über Steuern zu decken ist).>

        So ist es.

        Und dazu braucht es noch nicht einmal Warfare.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @D Tischer @R Ott

        Inflation über die Löhne kann nur dann wirken, wenn die mit diesen Löhnen produzierten Waren auch im INLAND verkauft werden. Das sieht heute deutlich anders aus als in den 70ern.

        Meine These wäre, dass
        a) die Produktivität heute deutlich gestiegen und damit der Lohnkostenantiel pro Gut niedriger ist
        b) die mit hohen Löhnen produzierten Güter wesentlich exportiert werden
        c) die billigen importierten Waren deutlich weniger Lohnsteigerungsfolgen in sich tragen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        Schon klar, dass heute die Verhältnisse auf den Arbeitsmärkten andere sind als in den 70ern.

        Ich glaube daher nicht, dass jemand ernsthaft Lohnsteigerungen wie in den 70ern erwartet, zumal die Rohstoffpreise fallen dürften.

        Andererseits wird es HAUSGEMACHTE Steigerungen der Arbeitskosten geben, die nicht durch Produktivitätssteigerungen oder dgl. kompensiert werden können.

        Ursächlich dafür werden sein:

        Politisch GEWOLLTE Verteuerung fossiler Brennstoffe, Facharbeitermangel beim „energetischen Umbau“ Deutschlands, die demografische Entwicklung und – für mich keine Frage − der Staat, der seine Verschuldung erheblich steigern wird, um den Sozialstaat auszubauen sowie den Ressourcentransfer in bestimmte Dienstleistungsbranchen zu beschleunigen, wie z. B. die Pflegeberufe. Hier wird schon ordentlich zugelegt.

    • weico
      weico sagte:

      @Renée Menéndez

      “Die Ursachen für die Misere entstammen jedoch politischem Versagen, die Zentralbanken haben nur den Feuerlöscher bedient!”

      Richtig !

      Ein schönes Beispiel von politischem Versagen bzw. am WÄHLERwillen… zeigt sich ja an der hohen Steuer-und Schuldenpolitik eines Landes.
      Das der deutsche WÄHLER diese Steuer-und Schuldenpolitik will ,damit er das Klima und die Welt retten… und gleichzeitig noch mit deutschen Werten die Welt beglücken kann ,ist das Eine.
      Das der WÄHLER dann aber erstaunt ist,dass eine solche Steuer-und Schuldenpolitik langfristig auf die Preise bzw. Inflation schlagen wird,verwundert doch einwenig.

      Nebenbei:
      Die hohe Steuerpolitik von Deutschland erlebt der Schweizer ja hauptsächlich dann,wenn er seine Grosseinkäufe bei Aldi-Süd/EDKA/DM usw. tätigt.
      Die Rückerstattung der Mehrwehrtssteuerbeträge, die nach ein paar Grosseinkäufen auf dem Konto landen,können sich durchaus sehen lassen.
      Ist aber auch kein Wunder, bei den stolzen Mehrwehrtssteuersätzen, die deutsche Bürger “abdrücken” müssen bzw. WOLLEN.

      Aus Schweizer Sicht kann man nur hoffen,dass die Klimaregierung noch Luft nach Oben sieht und in Zukunft polnische Mehrwehrtsteuersätze in Betracht zieht ….um die Klima-Kassen zu füllen und die westlichen Werte in die Welt zu tragen. Es geht ja schliesslich um die Klimarettung…..!

      https://www.globalblue.com/tax-free-shopping/germany/3-schritte

      Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Renee Menendez

      “Die Ursachen für die Misere entstammen jedoch politischem Versagen, die Zentralbanken haben nur den Feuerlöscher bedient! Oder anders gesagt, sie haben ihre ursprüngliche genuine Funktion erfüllt, nämlich das Finanzsystem zu stabilisieren. Inflation ist nicht die Baustelle von Zentralbanken!”

      Das ist nun wirklich extrem billig.

      Wenn die Zentralbank exzessiv Geld druckt und auf jedem Geldschein auch noch die Unterschrift des Zentralbank-Direktors steht, dann ist es eine sehr dürftige Verteidigung, sich beim Scheitern der eigenen Geldpolitik dumm zu stellen und mit der ausgelutschten “wir haben doch nur unsere Befehle befolgt”-Nummer anzukommen.

      Und wieso ist angeblich “Inflation nicht die Baustelle von Zentralbanken”, die “Stabilisierung des Finanzsystems” hingegen schon? Ihre gesetzlichen Mandate definieren ihre Aufgabenbereiche völlig anders, das müssten Sie auch wissen.

      @Herr Tischer
      >Angesichts der Gründe (neben der Kriegsfinanzierung) für die Etablierung von Zentralbanken halte es für völlig daneben den Zentralbanken die Verantwortung für inflationäre Prozesse zuzuschieben.>
      “Dem wird jeder zustimmen können. ”

      Ich sicher nicht, ich halte den Satz für kompletten Blödsinn – außer vielleicht, wenn man ihn unbedingt so lesen will, dass Zentralbanken für überhaupt nichts eine eigene Verantwortung haben und in Wirklichkeit nur unter Vorspielung eigener Unabhängigkeit die Vorgaben der Exekutive ausführen. Das ist aber gerade nicht Ihre Interpretation, oder?

      Besonders naiv finde ich, wie man im gleichen Satz an Kriegsfinanzierung denken und trotzdem die Zentralbank von Verantwortung freisprechen kann. Nach den Erfahrungen aus dem 20. Jahrhundert kann ich da nur mit dem Kopf schütteln und mich fragen, ob wir überhaupt irgendetwas aus unserer Geschichte gelernt haben.

      “Denn Inflation ist eine Funktion von realem Angebot und realer Nachfrage. ”

      Inflation ist auch ein monetäres Phänomen. Wenn Sie ganz viel Geld drucken, bekommen Sie heftige Inflation, egal ob Sie das durch kunstvolle Buchungsoperationen in den Wirtschaftskreislauf einspeisen wie in der Eurozone oder ob der Diktator in der Bananenrepublik das Geld unkompliziert in seinem Keller drucken lässt und mit den frisch gedruckten Scheinen seine Leute cash bezahlt.

      Ist vielleicht mal wieder ein Beispiel, wo jemand mit Universitätsabschluss größere Probleme beim Verstehen des ganzen Prozesses hat als jemand ohne. ;)

      Antworten
    • Thomas M.
      Thomas M. sagte:

      @all, insbesondere @Hr. Menéndez

      Ich fasse einmal zusammen mit Fragen.

      Man muss unterscheiden zwischen

      1. zeitlich und “thematisch” begrenzten Preissteigerungen (z.B. Lieferkettenstörungen, Verknappung Rohstoffe, Energie), die sich durch Angebot und Nachfrage ergeben und
      2. Inflation durch Ausweitung der Geldmenge (welche genau? Basisgeld oder Broad Money M3), die zeitlich gemittelt *alle* Preise mit einem Faktor erhöht

      Da wird schon nicht sauber getrennt und beides in der Presse mit Inflation bezeichnet!?

      Ursächlich für Inflation (Punkt 2.) ist der Staat durch Erhöhung der Staatsschulden (Stichwort: Warfare und Wellfare, was nicht über Steuern zu decken ist).

      Die Zentralbanken ermöglichen dies, weil sie ein sicherer Abnehmer für Staatsanleihen sind, wenn der Markt diese nicht erwirbt. Sie sind aber nicht allein-ursächlich, sondern in erster Linie Erfüllungsgehilfe.

      Einigermaßen korrekt so?

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Thomas M.

        “1. zeitlich und “thematisch” begrenzten Preissteigerungen (z.B. Lieferkettenstörungen, Verknappung Rohstoffe, Energie), die sich durch Angebot und Nachfrage ergeben und”
        (…)
        “Ursächlich für Inflation (Punkt 2.) ist der Staat durch Erhöhung der Staatsschulden (Stichwort: Warfare und Wellfare, was nicht über Steuern zu decken ist).”

        Ursächlich für Preissteigerungen im Sinne der Definition aus Ihrem Punkt 1 ist derzeit aber auch der Staat. (Mal ganz davon abgesehen, dass es äußerst zweifelhaft ist, diese Preissteigerungen immer noch als “zeitlich begrenzt” zu kategorisieren.)

        Unsere Lieferkettenstörungen und die Verknappung beziehungsweise politisch sogar gewollte Verteuerung von Energie (oder die herbeigesehnte Ausbootung bestimmter Energielieferanten…) lassen sich ganz klar auf politische Entscheidungen beziehungsweise politische Präferenzen bestimmter Akteuere zurückführen. Und die westlichen Zentralbanken wollen ja bereitwillig bei der trendigen Klimahysterie mitmachen und ihre geldpolitischen und bankenregulatorischen Entscheidungen an irgendwelchen “Nachhaltigkeitskriterien” ausrichten.

        Hier noch ein schönes Beispiel aus den USA, “Corona-Arbeitslosenhilfen” im Frühjahr 2020 (diese Programme liefen in den meisten Bundesstaaten der USA ungefähr bis in den Sommer 2021):

        “Vermont lawmakers in March approved a bill that makes it easier for people to qualify for unemployment insurance. While the details haven’t been fully established, it is widely understood that under the new law, people can choose to leave their positions for a number of reasons related to the virus, and qualify for unemployment insurance. Previously, workers would only qualify for unemployment insurance if they left their jobs involuntarily, or if the position was eliminated.

        Meanwhile, the new federal aid package pays $600 per week to every person who receives an unemployment check. Vermont’s weekly unemployment benefit tops out at around $513. The result is that anyone making an annual salary of $53,000 or less can break even or make more money by leaving their job to collect unemployment, according to the Lake Champlain Chamber of Commerce. That includes workers who are only receiving partial unemployment benefits, according to the DOL. Austin Davis, the director of government affairs for the Chamber, said members think the incentive will prompt their workers to stay home.”
        https://vtdigger.org/2020/04/01/paid-more-to-stay-home-legislation-leads-to-unintended-consequences/

        Many such cases. Da braucht man sich über gestörte Lieferketten nicht zu wundern…

      • jobi
        jobi sagte:

        @Thomas M.

        So sehe ich es auch.

        Wobei ich hervorheben würde, dass unter den Bedingungen von Nullzins und eines gigantischen Schuldenüberhangs die Neuverschuldung des Staates nur noch mit Hilfe der Notenbank funktioniert.

        Nicht umsonst landet ein Großteil der neuen Staatspapiere bei der ZB. Denn, Zitat Menendez: ” .. aufgrund eines nicht existierenden Zinsertrages wird keine Bank sich Staatspapiere einlagern”

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @jobi

        Das stimmt so nur bedingt. Schauen Sie sich mal an, wer alles FED-Papiere kauft/besitzt. Auf die Schnelle finde ich leider den Link nicht, den @R Ott vor kurzem hier mal gepostet hatte.

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Unsere Lieferkettenstörungen und die Verknappung beziehungsweise politisch sogar gewollte Verteuerung von Energie (oder die herbeigesehnte Ausbootung bestimmter Energielieferanten…) lassen sich ganz klar auf politische Entscheidungen beziehungsweise politische Präferenzen bestimmter Akteuere zurückführen. ”

        Richtig.

        Das viele “Lieferkettenstörungen” selbst verursacht sind und es vielfach schlicht an mangelden Containern bzw. ungenügenden Hafenkapazitäten liegt, wird dem “inflationsgeplagten Endkunden” kaum mitgeteilt. Es wird medial hauptsächlich von “knappen Gütern” und “steigender Nachfrage” gesproche umd die Preissteigerung zu rechtfertigen .Ausnahmen wie bei der Chip-Produktion … bestätigen die Regel.

        Auf “vesselfinder.com” kann man schön nachschauen,wie die Schiffe sich in den Häfen stauen….!

        Man kann dort sogar die russischen Öltanker “verfolgen”,die die USA so grosszügig mit Rohöl beliefern und die US-Raffineriehäfen anlaufen.
        Wenn Biden dem Olaf mal wieder etwas von “Nord Stream 2” erzählt…. sollte man einfach auf die Ölimporte des “Bündnispartner USA” schauen…ob dieser selber auch so antirussisch handelt wie er seinen Vasallen “vorpredigt”……Ups..

        https://www.eia.gov/dnav/pet/hist/LeafHandler.ashx?n=PET&s=MTTIM_NUS-NRS_2&f=M

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Welche Gruppe US-Treasuries hält, sieht man hier.

        https://fredblog.stlouisfed.org/2018/04/whos-buying-treasuries/

        Interessant wäre das analog für auf € lautende Staatsanleihen… aber da finde ich auf die Schnelle nix mit Überblick. In einem Pdf-Buba-Bericht (Deutsche Bundesbank Monthly Report July 2018) hab ich zumindest eine Tabelle gefunden, die zeigt (wenn ich es richtig lese), dass der Öffentliche Sektor (central bank and general government) prozentual viel mehr deutsche Staatsanleihen als der private Sektor in Deutschland hält und das von 2014-2017 zugenommen hat. Kein Wunder bei dem Yield. Alles andere hätte mich nun auch überrascht.

      • jobi
        jobi sagte:

        @Stoertebekker

        Das Problem ist, dass die Nachfrage von internationalen Investoren, die ihre USD-Handelsüberschüsse in US-Treasuries anlegen, offensichtlich nicht mehr ausreicht, um das steigende Angebot zu absorbieren.

        Keine so komfortable Situation mehr für die Weltreservewährung. Dazu kommen verstärkt Bestrebungen in aufstrebenden Wirtschaftsräumen, sich von der Dominanz des US-Dollars zu befreien.

        in US-Dollar selbst in

    • Johann Schwarting
      Johann Schwarting sagte:

      @Renée Menéndez

      “Die Ursachen für die Misere entstammen jedoch politischem Versagen, …”

      Es gibt kein Versagen der Politik und der in ihrem Auftrag handelnde Zentralbank – ihrer wichtigsten Instanz. Die allseits zu beobachtenden notwendigen Verwerfungen entspringen der Logik des Systems selbst. Vielmehr ist Phoenix5′ (aka Stefan Gruber, Wien – ‘Ein Buch für Keinen’) Satz: “Und über allem schwebt der Debitismus, der seine Zyklen abspult, egal welche Tricks die Politik anwendet.” zu verstehen. Letztendlich ist es nicht möglich, das Problem der Macht (= jemanden zu etwas zwingen zu können, was man aus eigenem Antrieb nicht machen würde), die im Gegensatz zu Stammesgemeinschaften in hierarchischen Gesellschaften jenseits der Dunbar Zahl auftritt, zu lösen: Sie muss immer erst da sein – und war es auch -, bevor arbeitsteilig, kontraktlich, eigentumsbasiert usw. gewirtschaftet werden konnte. Dieses Vorfinanzierungsproblem schafft im Zusammenhang mit dem ‘Vorher-Nachher-Problem’ kein wie auch immer konstruierter Zwang aus der Welt. Der Lauf der Welt nach der neolithischen Revolution ist nun einmal: Macht vor Steuern, Steuern vor Einkommen.

      Speziell George Pearkes’ Test und allgemein das Oligopol der vier größten globalen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ‘Big Four’ Deloitte, Ernst & Young, KPMG und PricewaterhouseCoopers, die alle zentral-instanziellen Institutionen gemäß dem Debitismus, dessen Kern ja die Machttheorie ist, beraten, zeigen: Politiker sind Schauspieler. Wie sagte Horst Seehofer doch gegen Ende seiner politischen Laufbahn: “Diejenigen, die entscheiden, sind nicht gewählt, und diejenigen, die gewählt werden, haben nichts zu entscheiden.” Die Dynamik der debitistischen Abläufe liegt in den Kreditpyramiden selbst begründet. Dr. Gerald Braunberger, seines Zeichens Herausgeber der FAZ, führte in seinem kommentarlos gebliebenem Fazit Beitrag ‘Monetäre Apokalypse: Lehren aus Venedig’ unbewusst debitistisch erklärend aus, dass durch eine Kreditpyramide der venezianische Aufstieg und Niedergang beschrieben werden kann.

      Es geht immer darum, durch den Gewinn von Zeit das auf Implosion zielende Schuldgeldsystem hinauszuschieben. Die Schuldenkrise einzelner EU-Staaten erzeugen den Zwang zur Entstehung einer europäischen Union als höhere staatliche Entität mit allem, was dazu gehört – eines europäischen Haftungsraumes für die gemeinsame Verschuldung.

      Im Nachgang der Expansion der nationalsozialistischen Zentralmachtordnung, die vor allem durch die Rote Armee im Großen Vaterländischen Krieg mit 27 Millionen russischen Opfern, was 0,7 Prozent der 3,5 Milliarden Kriegstoten seit der neolithischen Revolution sind, vernichtet wurde, geht es aktuell um das Aufeinandertreffen des wieder erstarkenden russischen und des schwächelnden amerikanischen Imperiums, in dessen tributären Abhängigkeiten sich die europäischen Staaten befinden. Welche Zentralmachtordnung wird gewinnen?

      Ich denke, dass die, die zentral-instanziellen Zivilisationen immer kennzeichnende, Relation Macht ↔ Ohnmacht von der ZB gemäß strengem formalen Reglement über Schuldverhältnisse der Privaten (per Rückkaufvereinbarung, die den gleichzeitigen Verkauf und späteren Rückkauf eines Wertpapieres) in die Gesellschaft zediert wird.

      In einer kreditären – auf einem Vertrauensverhältnis gegründeten – Beziehung kann ein Schuldner seinen Gläubiger heute wie früher in den Abgrund reißen, wie ich vorgestern mit dem Beitrag über den berühmten sächsischen Münzstreit ausführte. Im Moment ist ‘Geld’ für mich die Relation ‘Macht versus Ohnmacht’.

      Antworten
  3. Felix
    Felix sagte:

    Schauen wir in die Zukunft. Was jetzt passieren wird, ist das die Zinsen am langen Ende steigen werden. Schon die offiziellen Inflationszahlen sind so hoch, dass man einen höheren Zins braucht.

    Übrigens war John Williams, der Betreiber von ShadowStats gerade bei Kitco News:

    https://www.youtube.com/watch?v=FEoYxG73stY

    Diesen Zins können die Zentralbanken nur beeinflussen, indem sie die Anleihen mit einem niedrigen Zins selbst kaufen und glaubhaft machen, dass sie weiterhin alles kaufen werden. Man nennt das wohl Yield-Curve-Control. Hat nach dem WK II einmal geklappt.

    Ich persönlich gebe dem unter den heutigen Bedingungen keine Chance.

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Der Fehler, oder auch gleich DIE Fehler der Notenbanken:

    Was hätte sie ANDERS machen sollen/müssen?

    Und jetzt will ich nicht schlaue Sprüche hören, sondern:

    Dies oder das mit diesen oder jenen KONSEQUENZEN daraus.

    Ein nur „hätte anders“ mit Partikulareffekten ist NICHTS wert.

    Dass die Notenbanken JETZT in der Sackgasse sind, ist mittlerweile schon langweilig.

    Wo wären wir JETZT, wenn sie diese Sackgasse vermieden hätte?

    In KEINER?

    Antworten bitte, keine Besserwisserei.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      “Was hätte sie ANDERS machen sollen/müssen?”

      Sie hätten schon 2008 die Großbanken pleite gehen lassen müssen. Stattdessen wurden die vom Staat “gerettet” und die Notenbanken retteten dann auch noch die Pleite-Staaten in der EU, und jetzt sind alle überschuldet und sitzen in der Falle.

      “Wo wären wir JETZT, wenn sie diese Sackgasse vermieden hätte? In KEINER?”

      Wahrscheinlich in keiner Sackgasse, zumindest noch nicht. Aber Probleme hätten wir natürlich trotzdem.

      PS: Und wissen Sie, wo Mario Draghi und seine Goldman-Freunde wie zum Beispiel Blanfein, Paulson, und so weiter, jetzt wären? Wahrscheinlich alle im Gefängnis, verurteilt zu mindestens so langjährigen Haftstrafen wie weniger ambitionierte Betrüger wie beispielsweise Bernie Madoff. Aber die Politik wollte sich ihre Kenntnisse in Sachen Bilanzfälschung zu Nutze machen anstatt sie zu bestrafen, und so wurden sie befördert und nicht kaltgestellt. Sie haben sich darüber so lange Zeit gefreut und das Regierungshandeln verteidigt. Wieso bekommen Sie jetzt plötzlich Angst und werden fahrig?

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Sie hätten schon 2008 die Großbanken pleite gehen lassen müssen>

        Das ist endlich mal eine konstruktive Antwort.

        Nur noch etwas weiterdenken:

        Es wäre nicht bei der Pleite der Großbanken geblieben, wenn Sie daran denken, was nach der Pleite von Lehman Brothers aufzuräumen war. Die Milliarden, mit denen u. a. die deutschen Landesbanken gerettet werden mussten, waren nicht nur Kleingeld.

        Oder doch keine größeren Probleme, weil die Pleiten sich auf den Finanzsektor hätten beschränken lassen?

        Ja, man hätte sie weitgehend auf den Finanzsektor beschränken können.

        Denn alle Pleitebanken hätte man verstaatlichen können, im Prinzip kein Problem.

        Das hätte Ihnen sicher gefallen – das/die Probleme wären ja auf die Steuerzahler verteilt worden, das „verdünnt“ die Malaise:

        Alle haben die Kosten zu tragen, aber kaum jemanden bricht es dabei das Genick.

        >Probleme hätten wir natürlich trotzdem.>

        Gewaltige, würde ich sagen, wobei das von Ihnen angesprochene Schicksal von Draghi, Paulson etc. der schlappen Gemütslage nur geringe Linderung verschafft hätte.

        >die Politik wollte sich ihre Kenntnisse in Sachen Bilanzfälschung zu Nutze machen anstatt sie zu bestrafen, und so wurden sie befördert und nicht kaltgestellt.>

        Das ist albern.

        Es gibt genügend gut ausgebildete Leute, die Bilanzen fälschen können, wenn die ZUVOR erfolgten AKTIVITÄTEN es erfordern würden.

        Die Politiker müssen keine Bilanzfälschungen betreiben.

        Sie stellen einfach KEINE Bilanz auf.

        Am Blog immer wieder von Dr. Stelter beanstandet:

        Die Bundesrepublik Deutschland bilanziert NICHT, daher werden die VERBINDLICHKEITEN nicht sichtbar und fallen aus der BEWERTUNG des Staates raus.

        Das WIRKLICHE Problem, das die Notenbanken zu einer Geldpolitik nicht nur veranlasst, sondern unter dem Gesichtspunkt GESAMTGESELLSCHAFTLICHER Uneinsichtigkeit quasi GEZWUNGEN hat, liegt bei der Politik, angefangen in den 90er Jahren:

        Um die Notenbanken vom diesem quasi-Zwang zu befreien, hätte die Politik der westlichen Volkswirtschaften ihren Bürgern sagen müssen, dass mit Fall des Eisernen Vorhangs und dem Aufstieg Chinas die Arbeitsmärkte unter SCHOCK stehen und keine Wohlstandsentwicklung wie ZUVOR mehr möglich ist, sondern mit einem ANHALTEN Druck auf die Arbeitseinkommen zu rechnen sei.

        Das hat die Politik aus verständlichen Gründen nicht getan und es stattdessen den Notenbanken mit DAMALS vertretbarer und sogar lauthals von Ökonomen wie Krugman & Co. geforderter extrem akkommodierender Geldpolitik erlaubt, die POLITISCHEN Probleme mit laxer Geldpolitik zu KASCHIEREN.

        Hätten sich die Notenbanken geweigert, hätte es in der Öffentlichkeit einen Aufstand gegeben.

        Die Notenbankpolitik hat funktioniert, insoweit sie gesellschaftliche Verwerfungen großen Ausmaßes verhindert hat.

        Aber eben nur bis jetzt.

        UND wieder ist es NICHT die Politik, die das Problem löst.

        Die heiße Kartoffel liegt bei den Notenbanken.

        Die werden sie irgendwann fallen lassen MÜSSEN.

        Dann, dann endlich liegt sie bei der Politik.

        Die Frage ist, ob die Politik DANN noch die Probleme lösen kann.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Es wäre nicht bei der Pleite der Großbanken geblieben, wenn Sie daran denken, was nach der Pleite von Lehman Brothers aufzuräumen war. Die Milliarden, mit denen u. a. die deutschen Landesbanken gerettet werden mussten, waren nicht nur Kleingeld.”

        Verglichen mit heute schon.

        Die “Rettung” aller Landesbanken damals hat ungefähr 50 Milliarden Euro gekostet. Das verschenken wir heute in einem Schritt an die EU beziehungsweise finanzieren damit bestenfalls ein paar Wochen Corona-Einsperr-Maßnahmen.

        Grundsätzlich ist doch das Prinzip klar: Wenn Sie Probleme nicht lösen, solange sie noch kein sind, dann wuchern sie irgendwann so weit, dass sie unbeherrschbar werden. Kurz vor diesem Punkt sind wir jetzt.

        “Alle haben die Kosten zu tragen, aber kaum jemanden bricht es dabei das Genick.”
        (…)
        “Gewaltige [Probleme], würde ich sagen, wobei das von Ihnen angesprochene Schicksal von Draghi, Paulson etc. der schlappen Gemütslage nur geringe Linderung verschafft hätte.”

        Es ist schon wichtig, was mit den Drahtziehern des großen Betruges geschieht, durch den die Finanzkrise ausgelöst wurde.

        Mit dem tatsächlich durchgeführten statlichen “Rettungskonzept” wurde denen *GERADE NICHT* das Genick gebrochen, obwohl sie es verdient gehabt hätten, und stattdessen wurden die Verluste sozialisiert und von uns allen getragen.

        Und die offensichtliche Schlussfolgerung daraus war: Betrügen lohnt sich, und hat keine negativen Konsquenzen.

        “Es gibt genügend gut ausgebildete Leute, die Bilanzen fälschen können, wenn die ZUVOR erfolgten AKTIVITÄTEN es erfordern würden. Die Politiker müssen keine Bilanzfälschungen betreiben. Sie stellen einfach KEINE Bilanz auf.”

        Die Fähigkeiten aus den Finanzbetrügereien der Investmentbanken lassen sich ziemlich gut auch im Staatswesen einsetzen, wenn zum Beispiel ein Haushaltsplan aufgestellt werden muss. Und bei bilanzierenden Staatsunternehmen müssen die Politiker im Aufsichtsrat am Ende auch die Verantwortung für die Bilanz übernehmen, also hängen Sie sich nicht an dieser formalen Frage auf.

        In den öffentlichen Verwaltungen sitzen jedenfalls nicht genügend Profis, die wissen, wie Finanzmanipulation richtig geht.

        Erinnern Sie sich zum Beispiel noch daran, wie Griechenland mit durch Goldman vemittelte Zins-Swaps dafür sorgte, dass seine Staatsverschuldung zeitweilig durch die Umstrukturierung der Zahlungsströme deutlich niedriger aussah als sie es tatsächlich war?

        Eine super Arbeit und für die damalige Zeit höchst originell und mit ordentlich krimineller Energie. Das hätten griechische Beamte alleine nicht hinbekommen, davon bin ich überzeugt:

        https://www.sueddeutsche.de/geld/griechenland-goldmans-desaster-1.54327

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Grundsätzlich ist doch das Prinzip klar: Wenn Sie Probleme nicht lösen, solange sie noch kein sind, dann wuchern sie irgendwann so weit, dass sie unbeherrschbar werden. Kurz vor diesem Punkt sind wir jetzt.>

        Das ist ja richtig.

        Man muss aber auch die SCHLUSSFOLGERUNG erkennen, die daraus gezogen wird und zwar IMMER WIEDER, quasi NOTORISCH:
        Lieber ein kleines Problem so KLEIN wie MÖGLICH halten statt ein größeres in Kauf zu nehmen, um ein ganz großes – irgendwann einmal – zu verhindern.

        Wird es nicht so klein wie möglich gehalten, dann kommt sofort die Forderung:

        Es kann doch KLEINER gehalten werden, warum wird das nicht getan − VERSAGER sind an der Macht, ABWÄHLEN.

        Das ist der KERN des Problems.

        Es ist somit KEINES, das man ORIGINÄR den Notenbanken anheften kann.

        Deshalb kann ich Artikeln, wie dem hier besprochenen nicht viel abgewinnen.

        >Mit dem tatsächlich durchgeführten statlichen “Rettungskonzept” wurde denen *GERADE NICHT* das Genick gebrochen, obwohl sie es verdient gehabt hätten, und stattdessen wurden die Verluste sozialisiert und von uns allen getragen.>

        Ist auch richtig.

        Und noch viel mehr ist richtig:

        Nicht nur die Verantwortlichen hätten zahlen müssen – warum auch nicht mit langen Gefängnisstrafen, wenn Vergehen nachgewiesen worden wären – sowie auch die ANLEGER, d. h. VERMÖGENDE hätten mit Verlusten zahlen müssen.

        Warum ist das nicht geschehen, z. B. in der Griechenland-Krise?

        Es ist nicht geschehen, weil zu viele Banken, insbesondere französische mit Krediten an den griechischen Staat involviert waren und bei einer Staatsinsolvenz Griechenlands in große Schwierigkeiten gekommen wären mit der Folge, dass vermutlich ein größere Zahl französischer Konto- und Anleiheinhaber – GLÄUBIGER ihrer Bank! − ihr Erspartes verloren hätte.

        Da können Regierungen nicht einfach mit der Schulter zucken und auf Risiken verweisen.

        In USA eher, da sind viele Regionalbanken pleitegegangen, aber nicht so in Europa.

        Sie werden wissen, dass italienische Banken „gerettet“ worden sind, damit das eh schon labile Land nicht vollends in die Unregierbarkeit abgleitet.

        Dass z. B. Griechenland mit Tricksereien von Goldman Eintrittskriterien „erfüllt“ hatte und dgl. ist natürlich zu verurteilen.

        Nur ist man damit wieder bei der Politik:

        Der Deutschen Bundesbank waren sie bekannt, die Vorbehalte wurden öffentlich gemacht.

        Daraufhin rief der griechische Finanzminister Eichel, unseren damaligen an, der Ruhe herstellt.

        Kohl wollte aus übergeordneten Gründen eben die älteste Demokratie mit an Bord haben.

        So war das schon vorher mit Italien. Auch da wurden ökonomische Bedenken politisch überspielt.

        Zu Ende gedacht, ohne dass Verantwortlichkeiten ausgeblendet werden müssen:

        Politik sind letztlich wir ALLE.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        “Politik sind letztlich wir ALLE.”

        Hihi. :D

        Fällt Ihnen etwas auf?

        Das ist das komplette Gegenteil von der “Politik”-Definition, die Sie noch benutzt hatten, als es um das Thema “Politikversagen oder Staatsversagen?” ging…

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        Ich verstehe ja, dass Sie mal wieder schlau sein wollen.

        Mit POLITIKVERSAGEN – was KEINE Definition von Politik ist − habe ich das Versagen der REGIERENDEN gemeint im Gegensatz zu strukturellen institutionellen Unzulänglichkeiten, in denen ich Staatsversagen sehe.

        Wenn ich „Politik sind letztlich wir ALLE“ sage, dann fällt dieser Satz auch im Kontext von Versagen, aber B
        bezogen darauf, wer letztlich die Versager ins Amt hievt.

        Das sind wir ALLE – mit diesem oder jenem Wahlverhalten, wie ich hier nicht zum ersten Mal gesagt habe.

        Und was habe ich noch gesagt im Zusammenhang mit meiner Aussage?

        Verantwortlich müssen nicht ausgeblendet werden, die gibt es – eben die Regierenden.

        Sie wollen eben nicht begreifen, dass URSÄCHLICHKEIT etwas anderes ist als VERANTWORTLICHKEIT.

        Daher wühlen Sie in Krümeln herum, die es nicht gibt, Sie aber erfinden müssen, um etwas „beweisen“ zu können.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Herr Tischer

        Ich verstehe auch, dass Sie im Rückzug mal wieder die Rabulistik bemühen müssen.

        “Daher wühlen Sie in Krümeln herum, die es nicht gibt, Sie aber erfinden müssen, um etwas „beweisen“ zu können.”

        Zu erfinden brauche ich hier gar nichts, es reicht schon, Ihre kunstvoll an Ihre jeweilige These tagesaktuell angepassten Definitionen zu genießen:

        “Politik ist das Handeln, mit den Mitteln des Staats die Gesellschaft zu beeinflussen.”
        -2. Februar 2022, 15:58

        “Politik sind letztlich wir ALLE.”
        -8. Februar 2022, 15:39

        Was folgt daraus?

        Wir alle sind das Handeln, mit den Mitteln des Staates die Gesellschaft [also wiederum uns selbst] zu beeinflussen? Und das wiederum ist “Politik”??

        Entweder ist das vollkommener Unsinn und Sie müssen wenigstens eine ihrer beiden Definitionen wieder aufgeben – oder aber Sie haben ein geradezu erschreckend totalitäres Staats- und Gesellschaftsbild, in dem sich die Grenzen zwischen Staat und Gesellschaft und Individuum komplett auflösen.

        Das kommt davon, wenn man sich Definitionen und Prinzipien zurechtschwurbelt um in der Tagespolitik damit bestimmte Maßnahmen oder auch Politiker oder Institutionen zu verteidigen. Dann verheddert man sich ganz schnell in Widersprüchen – das ist das sogenannte “Generalsekretärs-Syndrom”. ;)

    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @D Tischer

      Die erste Frage muss doch sein, WAS ist eigentlich die Aufgabe der Zentralbanken. Wenn man sich darauf einigt, dass es die Steuerung der Geldmenge (in Abhängigkeit vom Bedarf der REALwirtschaft) ist, dann müsste man definieren, was genau Geld (in seiner praktischen, nicht definitorischen Verwendung) ist.

      Diese Definition ist – jedenfalls im währungsraumübergreifenden Kontext – nicht möglich. Stichwort Schattenbankensystem, mit Geschäftsbanken die untereinander alles mögliche als Geld einsetzen.

      Wenn die Zentralbanken also einen Fehler hätten vermeiden können, hätten sie sich beizeiten darum kümmern sollen, zunächst einmal eine Näherungsgröße für die Geldmenge zu finden. Und dann danach zu steuern. (Stattdessen haben sie sich auf “signalling” bzgl. Inflation und Zins verlegt.)

      Antworten
      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        “WAS ist eigentlich die Aufgabe der Zentralbanken.”

        Noch davor wäre es notwendig zu verstehen, wie das System, in das Zentralbanken eingebettet sind, überhaupt funktioniert. Sonst bedenkt man sie mit Aufgaben, die sie nicht mal dann erfüllen könnten, wenn sie optimal arbeiten würden.

        Wieso kommt man überhaupt darauf, Zentralbanken könnten überhaupt als exogener Faktor vorgeben, wieviel Zahlungsmittel für den Verkehr untereinander den Wirtschaftsteilnehmern zur Verfügung stehen.

        Bis jetzt entstehen diese Zahlungsmittel endogen als Kombination aus Bedarf und Fähigkeit, Sicherheiten zu stellen und Zinsen zu zahlen durch Geschäftsbanken.

        Also, nullte Frage: Was KANN eine ZB überhaupt und was nicht?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker, @ Christian Anders

        Ihre Überlegungen weisen auf Probleme und sind daher grundsätzlich angebracht.

        Ich bin aber der Meinung, dass man die Latte nicht zu hoch legen darf.

        Zwei Gründe dafür:

        a) Auch die Notenbanken haben nicht das erforderliche Wissen, um die Wirkungen ihres Handelns GENAU bestimmen zu können

        und

        b) auf was sie zielen, sind moving targets, für die es zwar gewisse Erfahrungswerte gibt bezüglich ihrer Entwicklung, die aber nicht wirklich auszurechnen sind.

        Von was man demnach ausgehen kann bei der Beurteilung von Maßnahmen der Notenbanken:

        1. Sie haben definierte AUFGABEN, die aber keine sind, die „automatische“ Lösungen erlauben.

        Es sind vielmehr welche, die aufgrund von EINSCHÄTZUNGEN angegangen werden müssen, siehe z. B. die gegenwärtigen Einschätzungen zur Entwicklung der Inflation.

        und

        2. Sie verfügen über FUNKTIONALITÄT, um die Aufgaben angehen zu können.

        Aus 1. und 2. folgt:

        Sie setzen ihre Funktionalität endogen im System agierend so ein, dass andere Funktionalitäten im System so beeinflusst werden, wie es WÜNSCHENSWERT erscheint, also:

        Vermeidung von Dysfunktionalität, Stärkung von „guter“, d. h. gewollter Funktionalität.

        Das heißt konkret:

        BEEINFLUSSUNG der Kreditvergabe im Bereich von Privatbanken/Realwirtschaft/Staat mit der handlungsbezogenen Begrenzung auf den EIGENEN Währungsraum, aber in die Entscheidungsfindung auch einbeziehend, was in anderen Währungsräumen erfolgt.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Na, ich denke, das ist eine historische Erblast, die man auch nicht hätte verhindern können. Als die Deutsche Reichsbank in den 1870ern an den Start ging, ging es um eine koordinierte Steuerung der Geldmenge (auch wenn die letzte nicht-zentrale Notenbank erst in den 1930ern die Notenausgabe eingestellt hat).

        Solange Papiergeld die Geldmenge bestimmt hat, war das Setup ja ok. Wir haben allerdings mit der Weiterentwicklung des Systems (Giralgeld + Globalisierung) keine Weiterentwicklung der Zentralbanken und ihrer Aufgaben gehabt.

        Und wenn man die Sniderschen Podcasts hört (siehe u.a. M Stöcker heute), versteht offenbar niemand das System – was natürlich ein echtes Problem ist.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @ D Tischer

        Das grundsätzliche Problem ist, dass die Realwirtschaft Geld als Schmiermittel braucht. Und zwar in möglichst der Menge, die der Menge der produzierten Güter/Dienstleistungen entspricht (ansonsten Inflation oder Deflation).

        Die Aufgabe der Geldbereitstellung oblag den Zentralbanken, hat sich davon aber wegbewegt. Und jetzt stehen wir vor einem offensichtlich dysfunktionalen System (jedenfalls einem, das Schockwellen verusrsacht) und haben keine Ahnung, was wie geändert werden sollte, um es zu einem funktionalen System zu ändern.

        Und vielleicht ist das in Zeiten der Totalglobalisierung auch schlicht unmöglich.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Stoertebekker

        >Die Aufgabe der Geldbereitstellung oblag den Zentralbanken, hat sich davon aber wegbewegt.>

        Würde ich nicht sagen.

        Ich sehe es aus der Rückblick-Perspektive so:

        Es gab lange vor den Zentralbanken Geld, das Tauschmittelt, und das Schmiermittel Kredit.

        Das System hat funktioniert ohne Zentralbank.

        Wer seinen Kredit nicht bedienen konnte, sei es aus Unvermögen, Naturkatastrophen oder sonst einem Grund, war pleite, geriet in Leibeigenschaft oder wurde umgebracht.

        Das war mehr oder weniger akzeptiertes Existenzrisiko.

        Die Welt wurde mit der Zeit komplexer und der Regelbedarf größer, auch um Risiken in Grenzen zu halten.

        Es wurden Zentralbanken geschaffen.

        Das hat auch dazu geführt, dass mehr Risiken eingegangen werden etc. etc.

        Unterm Strich:

        >Und jetzt stehen wir vor einem offensichtlich dysfunktionalen System (jedenfalls einem, das Schockwellen verusrsacht) und haben keine Ahnung, was wie geändert werden sollte, um es zu einem funktionalen System zu ändern.>

        Zum Was/Wie gibt es schon ein paar brauchbare Gedanken, wenn auch keine perfekten.

        Vorausgesetzt man hätte Konsensvorstellungen, bleibt ein ABER, auf das Christian Anders verwiesen hat:

        Wir wissen NICHT, wie man die erforderlichen, weitreichenden STRUKTURELLEN Änderungen bewirken kann.

        Ausdruck dessen ist die Erkenntnis:

        Die Notenbanken sind in der Sackgasse.

        Heißt bezüglich eine KONSTRUKTIVEN Lösung, was Sie sagen:

        >… ist das in Zeiten der Totalglobalisierung auch schlicht unmöglich. >

        Es ist wie die Erfahrung depressiver Menschen:

        ERKENNEN, zu was man man sinnvollerweise kommen sollte und NICHT fähig sein, die Erkenntnis UMZUSETZEN.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        Ich kann Ihnen nicht vollumfänglich zustimmen.

        Warum? Nun, Ihr Satz:
        „Wir wissen NICHT, wie man die erforderlichen, weitreichenden STRUKTURELLEN Änderungen bewirken kann.“

        ist mir zu unklar.

        Erstens weiß man durchaus, WAS nötig wäre, eine Änderung hervorzubringen: Konsequenz aus der Erkenntnis, das Zentralbanken eben nicht die Hauptorganisatoren der Inflation sind, aber die Hauptorganisatoren des Arbeitsmarktes.
        Dies ist (noch) völlig konträr zur Auffassung des Mainsttream.

        Zweitens, Konsequenz aus der Erkenntnis, dass für Teuerungsraten v. a. die Lohnstückkosten und weiter dann geopolitische Gegebenheiten ausschlaggebend sind.

        Wir sehen es ja jetzt grad live.

        Ich bringe es mal überspitzt auf den Punkt, auf den ich hinaus will:

        Mainstream: (Lohn)Politik Arbeitsmarkt, ZB Inflation
        Realität: ZB Arbeitsmarkt, (Lohn)politik Inflation

        Das heißt, es gäbe sehr konkrete Ansatzpunkte für praktisches Handeln.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Mal abgesehen davon, dass ich im Moment immer noch nicht von Inflation reden würde (das müsste eine BREITE und DAUERHAFTE Anhebung aller Preise einer Volkswirtschaft sein), ist mir Ihr Gedanke zu „ZB beeinflusst/organisiert den Arbeitsmarkt“ nicht verständlich. Wo sehen Sie die Wirkmechanismen?

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        Nicht „organisiert“.

        „Beeinflusst“ passt eher: Die Zinsfestsetzung der ZB determiniert die Investitionsdynamik der VWen und somit Einstellung neuer / Lohnsetzung gegebener Arbeitskräfte.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Ich versuche, ein Missverständnis zu klären, weil ich glaube, dass wir aneinander vorbeireden.

        Ja, die gibt Einsichten und Erkenntnisse:

        >… weiß man durchaus, WAS nötig wäre, eine Änderung hervorzubringen: Konsequenz aus der Erkenntnis, das Zentralbanken eben nicht die Hauptorganisatoren der Inflation sind,..>

        Was heißt „WAS“?

        Es kann heißen

        1) Wenn x anders WÄRE, könnte y sein …

        Das ist inhaltlicher Bezug auf die REALITÄT, aber eine Lösung im ABSTRAKTEN

        oder

        2) Wenn x geändert WÜRDE, könnte y geändert werden …

        Das ist inhaltlicher Bezug auf die REALITÄT für eine Lösung im MATERIELLEN.

        Sie sehen, dass ich mit WÄRE und WÜRDE auf einen fundamentalen Unterschied verweise.

        Beides ist gedanklich Konzeptionelles, beides lösungsorientiert – und doch ein Operieren auf völlig unterschiedlichen kategorialen Ebenen von Wirklichkeit.

        Ich mache das an einem Beispiel fest, das hier immer mal wieder von Dr. Stelter in die Debatte geworfen wird als ein Weg, die globale Schuldenproblematik KONSTRUKTIV zu entschärfen:

        Einen geordneten Schuldenschnitt erreichen – das ist zielführende ERKENNTNIS.

        Alle an einen Tisch bekommen und einen Konsens finden – das ist zielführendes HANDELN.

        Letzteres ist aussichtslos, SCHEITERT am „globalen Mainstream“.

        Das kann man im Prinzip runterdeklinieren zu immer kleineren Problemkreisen.

        In der Familie mag es da noch Lösungen geben, z. B. bezüglich der TV-Nutzung.

        Bei größeren Problemen wird es keine zufriedenstellenden nationalen Lösungen geben.

        Bei großen internationalen Problemen wird man nicht einmal ansatzweise global zufriedenstellenden Lösungen kommen, sondern allenfalls zu solchen, die – wenn es gut geht – die Lage nicht verschlimmern.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Ok, verstanden. Aber nicht Ihrer Meinung. Das ist jetzt allerdings eher eine Glaubensfrage. Wie neulich schon erwähnt – ich bin nach vielen Snider-Podcasts auf „die andere Seite des Lichts“ gewechselt: die ZB-Zinsen sind kein relevantes Kriterium für die Entwicklung der realen Zinsen.

        Hab gerade wieder für einen Vortrag die EZB-Zinsen vs Zinsen von 10jährigen Staatsanleihen gegenübergestellt. Seit 1.1.2000. Sehe keine unmittelbare Kausalität.

        Zudem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass ich als (Jung)Unternehmer bei den Banken nicht kreditwürdig war, meine Angestellten desselben jungen Unternehmens aber sehr wohl. Mir scheint die Geldvergabe der Banken an andere Kriterien als den ZB-Zins gekoppelt.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        Ich konnte mir noch nicht das komplette Material geben und war noch nicht an der Stelle, wo erklärt wird, wie der „Volcker – Schock“ funktionierte, wenn das Zinsniveau der ZB nicht den ihr zugedachten Einfluss hat?

        Mal als Frage an Sie!

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Oh Mann, früher hätte ich das eventuell gekonnt. Aber alle Details aus 10 Stunden Podcast im Kopf zu behalten, sprengt meine heutigen Fähigkeiten…

        Was ich aber noch sicher erinnere – die FED hat zum Zeitpunkt der Volckerschen Intervention selbst nicht genau gewusst, ob das funktioniert und ob sie nicht nur im Nebel stochert.

        Der Snider liest all die alten FED-Protokolle und hat so u.a. auch gelesen, dass die FED weiß, dass sie nicht weiß, was Geld ist. (Also die known unknowns.) ZB unter Alan Grennspan, aber auch schon vorher.

        Aus seiner Sicht sind die allermeisten heute umlaufenden Deutungen historischer Ereignisse ex-post Interpretationen, die dem Narrativ der Steuerung durch die FED genügen sollen.

        (Im Übrigen wird das durch die aktuelle Zinserhöhung mit parallelem QTightening auch schon wieder vorbereitet – die Effekte sind hinterher gar nicht auseinanderzuhalten. Effektiv kommt aber wegen des Stops von QE mehr Geld (US-Treasuries) ins System. Mehr Geld heißt höhere Zinsen – auch das eine unkonventionelle “Wahrheit”. In der Großen Depression waren die Zinsen niedrig, in den 70ern [Inflation] hoch.)

        Im Übrigen führt eine Ankündigungspolitik, aufgrund derer sich die Wirtschaftssubjekte so verhalten, als wären die Ankündigungen die Wahrheit, in Teilen auch zum Ziel.

        PS Mir helfen die nackten Daten. Kurven der Real-Zinsen und der EZB-Zinsen übereinander legen. Wenn nicht einmal eine Korrelation besteht, brauche ich über Kausalität nicht nachzudenken.
        PS2 Hab auch noch längst nicht alles verstanden. Aber mir gefällt die Snidersche Prüfung der eigenen Logiken an den Daten der Realität.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        Danke für die Antwort.

        Eine Anmerkung: Eine Korrelation zwischen EZB-Leitzinsen und REALzinsen hätte ich auch nicht erwartet – warum auch. Interessant ist ja, ob eine ZB die NOMINALzinsen beeinflussen kann. Dieser Korrelation müsste man nachspüren.
        Einfach, weil die Inflation als externe Größe eine Korrelationsanalyse von vorneherein sinnbefreit.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Weiß nicht, ob wir unter REALzinsen dasselbe verstehen bzw. ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Mir geht es um den effektiven Marktzins der 10jährigen Bundesanleihe. Also nicht den „aufgedruckten“ Zins, sondern den effektiven unter Einbeziehung des (nachfrageabhängigen) Kurses der Papiere. Als Benchmark für die risikolose Anlage. Dabei hat Inflation nix verloren, oder nur indirekt über die Erwartungen der Wirtschaftssubjekte.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        Genau, ein begriffliches Missverständnis. Ich benutz(t)e „Realzins“ als das, was nach Nominalzins minus Teuerungsrate rauskommt.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Aus seiner Sicht sind die allermeisten heute umlaufenden Deutungen historischer Ereignisse ex-post Interpretationen”

        Das sind heutige Deutungen von historischen Ereignissen immer.

        “Mehr Geld heißt höhere Zinsen – auch das eine unkonventionelle “Wahrheit”. In der Großen Depression waren die Zinsen niedrig, in den 70ern [Inflation] hoch.”

        Das ist ein Denkschema wie bei Erdogan. Der glaubt seit einigen Jahren, man müsse die Zinsen *senken,* wenn die Inflation hoch ist, weil dann die Zinskosten als Komponente in den Gesamtverbraucherpreisen absinken und dadurch alles viel billiger wird und man diesen geldgierigen Bänkern so ein Schnippchen schlagen kann.

        Schauen Sie mal auf den Langfristchart wie recht er hat:

        https://www.inflation.eu/en/inflation-rates/turkey/historic-inflation/cpi-inflation-turkey.aspx

        Sehen Sie, als Erdogan noch nicht der Sultan war, war die Inflation in der Türkei bei einer damals konventionellen Geldpolitik viel höher. Ein eindeutiger Beleg, dass seine Überzeugung richtig ist – oder etwa nicht? ;)

        Wussten Sie übrigens, dass viel mehr Atombomben von Flugzeugen abgeworfen wurden als diese noch aus Aluminium hergestellt wurden? Offensichtlich führt der Einsatz von modernen Verbundwerkstoffen im Flugzeugbau zu viel mehr Frieden auf der Welt. Oder habe ich da vielleicht einen Fehler in meiner Logik eingebaut? ;)

        “Im Übrigen führt eine Ankündigungspolitik, aufgrund derer sich die Wirtschaftssubjekte so verhalten, als wären die Ankündigungen die Wahrheit, in Teilen auch zum Ziel.”

        Nein, mit “Wahrheit” hat das nichts zu tun. Eine Politik, die nur aus Anküdigungen besteht, ist immer dann erfolgreich, wenn die Wirtschaftssubjekte sich so verhalten, wie wenn die Ankündigungen *GLAUBHAFT* sind – also dass die Erwartung besteht, dass die Ankündigungen auch tatsächlich erfüllt werden.

        Deswegen sagen die amerikanischen Börsenhändler ja auch immer: “Don’t fight the Fed.” Nich weil sie “Die Wahrheit” kennt, sondern weil sie extrem viel Munition zum Verballern hat und sich so viel Geld schöpfen kann, wie sie zum Umsetzen ihrer Ankündigungen für nötig hält, solange der Rest des Bankenwesens bei der Geldschöpfung mitmacht, was normalerweise durch das Setzen entsprechender Anreize leicht zu erreichen ist. Das wird sich erst dann grundlegend ändern, wenn das Vertrauen in den US-Dollar so weit zerrüttet ist, dass kaum noch jemand freiwillig Dollars halten will.

        Lassen Sie sich keinen Unsinn einreden, auch nicht wenn Sie Snider total spannend finden und ihm deshalb gerne zuhören.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @R Ott

        Sie sind aber echt festgemauert. Was Korrelationen im Gegensatz zu Kausalitäten sind, hab ich in meinem Leben ausreichend verstanden.

        Was ich beschrieben habe, ist die ex-ante Diskussion im Offenmarktausschuss der FED um Maßnahmen, die eine bestimmte Wirkung entfalten sollen. Und diese Diskussion unterstellt KAUSALITÄTEN, die in der Wirklichkeit ex-post leider nicht zu beobachten sind. Bzw. es wird mit einem Bündel von Aktionen agiert, von dem dann irgendwas vielleicht wirken könnte. Oder auch nicht. (zB gleichzeitig Zins erhöhen und QTightening)

        Den Fuchs mit der Kugel zu bekommen, verlangt auch ne Menge mehr Präzision und Verständnis der Situation als mit Schrot einfach draufzuhalten. (meiner aus der letzten Nacht wird gleich abgebalgt)

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker @R. Ott

        Wenn man schon guckt, was womit korreliert (ist ja durchaus sinnvoll):

        Die mit Abstand beste und auch langfristig stabile Korrelation ist die zwischen Teuerungsraten (aka Inflation) und Entwicklung der Lohnstückkosten.

        Kaum überraschend, wenn man bedenkt, wie Preise gemacht werden müssen seitens der Unternehmen. Das wäre dann Kausalität.
        Für manche evtl. überraschend deshalb, weil der direkte Einfluss der ZBen darauf nicht gegeben ist.

        Aufgebrochen wird diese Korrelation temporär durch externe Preissprünge von zwingend zu importierenden Vorgütern.
        Auch darauf haben die ZBen keinen direkten Einfluss.

        Deshalb hatte ich ja auch Eingangs gefragt, was ZBen überhaupt KÖNNEN.

        Ich kann auch einem Kleinkind per politischem Mandat verordnen, Klitschko K.O. zu schlagen. Nur weil es sich um ein politisches Mandat handelt, steigt die Chance der Erfüllung der Aufgabe um genau Null (von näherungsweise Null).

        Toll!

        R. Menéndez Metapher vom Esel, der für die Fehler des Reiters geschlagen wird, scheint mir ziemlich spot on.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Na, diese Korrelation könnte ja nun zu ner spannenden Diskussion um die Kausalität führen. Löhne erhöht, weil alles teurer. Oder alles teure, weil Löhne erhöht. Vermutlich finden wir für beides periodische Nachweise.

        Müsste mal tiefer reinschauen, aber die Veränderung der Wertschöpfungsketten durch die Globalisierung UND die Automatisierung könnte eigentlich über die Zeit zu einer Änderung des Musters geführt haben (vielleicht auch nur der absoluten Niveaus?) Es muss doch einen Unterschied machen, ob wir in D bei der Dachrinne von der Kohleförderung für den Hochofen bis zur Verzinkerei des Autoblechs alles selbst machen oder eben nur noch montieren.

        Und der letzte Gedanke – in der (Massen)Chemie sind die Löhne vernachlässigbar. Wenn 80(?)% der Kosten Rohstoffe und Energien sind und man mit ein paar Mann 100kt-Anlagen betreiben kann, sind auskömmliche Löhne gut machbar und der tarifliche Frieden vergleichsweise leicht zu halten (gibt‘s Erinnerungen an GROSSE Streiks der IG[B]C[E])?) Keine. Nur punktuell bei Schließungen/Aufspaltungen u.ä. Aber das ist eben nur der Beginn der Wertschöpfung und wenn danach noch viele Stufen kommen, werden Löhne schon relevanter.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >Die mit Abstand beste und auch langfristig stabile Korrelation ist die zwischen Teuerungsraten (aka Inflation) und Entwicklung der Lohnstückkosten.>

        Das war sie bis in die 80er Jahre – SOLANGE es Inflation in nennenswertem Ausmaß gab.

        Daher:

        In der Vergangenheit die BERECHTIGTE Auffassung, dass starke Gewerkschaften in Tarifverträgen Lohnsteigerungen durchgesetzt haben, die von den Produktivitätsfortschritten nicht „eingefangen“ werden konnten:

        Aus Korrelation wurde aufgrund eines ERKENNBAREN Mechanismus KAUSALITÄT.

        Was hatten die Notenbanken damit zu tun?

        NICHTS, genauer:

        Nur insoweit etwas, wie sie durch ihre Verweigerung, eine Rezession herbeizuführen, die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften NICHT so geschwächt haben, dass diese moderatere Tarifverträge abschließen mussten.

        Ich denke, dass DIESE Kausalität zukünftig wieder Bedeutung gewinnt, aber ANDERS initiiert wird.

        Meine Auffassung:

        Mit dem vor allem demografisch bedingten Übergang zur Dienstleistungsgesellschaft werden zwar auch wieder die Lohnkosten/Arbeitskosten der Inflationstreiber sein, aber weniger die Gewerkschaften, sondern der STAAT wird sehr viel mehr dafür verantwortlich sein (heute bereits: STAATLICHE bestimmte Anhebung des Mindestlohns im Koalitionsvertrag vereinbart und umgesetzt)

        Ursächlichkeit würde dabei wiederum nicht bei den Notenbanken liegen, aber:

        Sie werden die in STÄRKEREM Umfang damit erforderliche Staatsausgaben FINANZIEREN müssen.

        >R. Menéndez Metapher vom Esel, der für die Fehler des Reiters geschlagen wird, scheint mir ziemlich spot on.>

        Schon richtig, aber über diese Erkenntnis, so wichtig wie sie ist, um URSACHEN zu BESTIMMEN, sollten wir dennoch hinaus sein.

        Der Esel muss ran, egal, ob jemand Fehler gemacht hat oder nicht.

        PRAKTISCHES Beispiel:

        Die Feuerwehr ist für das Löschen von Bränden zuständig.

        Es gibt eine Überschwemmung, die Keller sind vollgelaufen; es muss also noch nicht einmal jemand einen Fehler begangen haben.

        Ist es in Ordnung, d. h. entspricht es den ERWARTUNGEN, wenn die Feuerwehr sagen würde:

        Weit und breit kein Feuer, wir rücken nicht aus?

        Natürlich nicht – die Feuerwehr hat die MITTEL, die Keller auszupumpen und sie tut es, OHNE, dass jemand darum betteln müsste.

        So funktionieren im Prinzip auch Notenbanken.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        Aus dem Paper, das Sie verlinkt haben:

        “This exercise confirms the existence of the labour cost – price inflation link in the analyzed countries.

        Our results also suggest that this link depends on the inflation regime prevailing in the economy: when inflation is high, the link becomes stronger. Finally, the link is shock-dependent: when the economy is hit by a demand shock, there is a clear and relatively strong link between labor cost and price inflation. This is not the case for supply shocks, where the link appears to be less conclusive.”

        Soweit ich feststellen konnte, beziehen sich diese Aussagen auf die Untersuchen NACH den 80er Jahren und ganz wesentlich auf die Eurozone, die es in den 80ern nicht gab.

        Ja, das Paper widerspricht mir dennoch, weil ich mich zumindest unklar, wenn nicht falsch ausgedrückt habe mit:

        >Das war sie bis in die 80er Jahre – SOLANGE es Inflation in nennenswertem Ausmaß gab.>

        Kurzum, richtig ist:

        Die Korrelation gibt es IMMER, auch nach den 80er Jahren, aber sie war für die GESAMTWIRTSCHAFT bezüglich einer spürbar hohen Inflation nicht mehr derart SIGNIFIKANT wie in den 80er Jahren und zuvor.

        Der Schock, dass Arbeit nach dem Fall des Eisernen Vorhangs deutlich billiger auch für die Volkswirtschaften der hier untersuchten vier Länder ist die hinreichende Erklärung dafür.

        Sie wurde allerdings zuletzt viel BEDEUTENDER in den Dienstleistungsbranchen (Figure 1).

        Ich glaube, dass wir insoweit einig sind, zumal dies nicht das Hauptthema, die Funktion der Notenbanken betrifft.

        Diese betreffend haben wir keinen Dissens.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “Aufgebrochen wird diese Korrelation temporär durch externe Preissprünge von zwingend zu importierenden Vorgütern. Auch darauf haben die ZBen keinen direkten Einfluss.”

        Nein, die Zentralbanken nicht. (Zumindest solange nicht, bis sie in ihrer Eigenschaft als Bankenaufsicht damit beginnen, die wirtschaftliche Investitionstätigkeit nach “nachhaltigen” Kriterien regulieren zu wollen, so wie das neuerdings gefordert wird.) Die Regierungen, die das Handeln der Zentralbanken steuern, hingegen schon.

        Und die Preissprünge kommen eben nicht nur von Importgütern, die sind auch in der Eurozone hausgemacht.

        “Ich kann auch einem Kleinkind per politischem Mandat verordnen, Klitschko K.O. zu schlagen. Nur weil es sich um ein politisches Mandat handelt, steigt die Chance der Erfüllung der Aufgabe um genau Null (von näherungsweise Null). Toll!”

        Seit wann interessiert Sie denn plötzlich, ob politische Mandate realistische Ziele haben oder nicht?

        Das kennen Sie doch aus der Klimapolitik. Wenn “Die Wissenschaft” es für das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels für nötig hielte, dass ein Kleinkind den Klitschko K.O. schlägt, dann würden Greta und Luisa täglich im Fernsehen auftreten und genau das fordern. Und wenn das angeblich nicht geht, dann muss sich “Die Politik” (!) gefälligst etwas einfallen lassen um es zu schaffen. Immer diese Ausflüchte. Wir haben doch keine Zeit mehr, das hier ist die wichtigste Überlebensfrage der Menschheit!

        “R. Menéndez Metapher vom Esel, der für die Fehler des Reiters geschlagen wird, scheint mir ziemlich spot on.”

        In der Metapher gesprochen: Wenn der Esel dumm genug ist, den schlechten Reiter auf sich sitzen bleiben zu lassen, dann ist er selber schuld, wenn er geschlagen wird. Da habe ich Null Mitleid.

        Sture Esel landen natürlich schnell beim Schlachter und es stehen reichlich gehorsame Esel als Ersatz bereit (das sehen wir beispielsweise auch bei unserem auf dem Papier ähnlich wie die Zentralbanken unabhängigen Bundesverfassungsgericht), aber den Esel einfach von seiner Verantwortung zu entbinden, ist zu billig.

        @Herr Tischer

        “Natürlich nicht – die Feuerwehr hat die MITTEL, die Keller auszupumpen und sie tut es, OHNE, dass jemand darum betteln müsste. So funktionieren im Prinzip auch Notenbanken.”

        Schräge Analogie. Die Feuerwehr hat die Aufgabe “Retten, Bergen und Löschen”.

        Wenn Sie die anrufen und darum betteln, dass die einen Einsatzwagen schicken um das Unkraut in Ihrem Garten zu jäten, dann werden Sie eine ganz andere Reaktion bekommen.

        @alle

        Und nochmal grundsätzlich zu Korrelationen zwischen Löhnen und Inflation vor den 1980er Jahen: Damals war die “Mainstream-Auffassung”, dass man Arbeitslosigkeit senken könne wenn man Inflation zuließe.

        Das funktionierte in der Praxis nie, beeinflusste aber die Fiskalpolitik der Regierungen und die Geldpolitik der gelenkten oder sich freiwillig in die gewünschte Richtung bewegenden Notenbanken ganz erheblich. Zentralbanken waren damals zu zögerlich, die Inflation zu bekämpfen, weil das ja angeblich die Arbeitslosigkeit nach oben treiben würde.

        Helmut Schmidt spielte genau daran im Wahlkampf 1972 an, als er sagte, er hätte “lieber 5% Inflation als 5% Arbeitslosigkeit”. Am Ende seiner letzten Amtszeit hatte er dann über 5% Inflation und über 7% Arbeitslosigkeit (und damals wurden noch viel weniger Arbeitslose aus der Statistik herausgerechnet als das heute üblich ist).

        Wohlstand drucken funktioniert einfach nicht, es ist nur sooo verführerisch daran zu glauben, dass das geht, dass Freunde der Staats- und Planwirtschaft sich einfach nicht von dem Gedanken lösen können.

        Wirklich bitter, ich weiß, aber irgendjemand muss es ja sagen und die Stimmung ruinieren. ;)

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Schräge Analogie. Die Feuerwehr hat die Aufgabe “Retten, Bergen und Löschen”.>

        Keine schräge Analogie, sondern Verweis auf die REALITÄT:

        Die Feuerwehr sagt nicht, wir kommen nicht, weil „Keller auspumpen“ nicht Retten, Bergen und Löschen ist.

        Sie kommt.

        Hat Draghi, bevor er „whatever it takes …“ gesagt hat, in die Satzungen der EZB geblättert, um zu sehen, ob da etwas von „Rettung der Eurozone“ steht?

        Hat er nicht.

        Nochmals:

        Wenn es um den ERHALT des SYSTEMS geht, wird gehandelt, OHNE dass darüber diskutiert wird, wer für seine Instabilität VERANTWORTLICH ist.

        Woran fehlt’s, dass Sie dies nicht kapieren können?

        >Helmut Schmidt spielte genau daran im Wahlkampf 1972 an, als er sagte, er hätte “lieber 5% Inflation als 5% Arbeitslosigkeit”. Am Ende seiner letzten Amtszeit hatte er dann über 5% Inflation und über 7% Arbeitslosigkeit (und damals wurden noch viel weniger Arbeitslose aus der Statistik herausgerechnet als das heute üblich ist).>

        Stimmt, ich habe ihn das live sagen hören.

        Man muss es verstehen:

        Da es richtig ist, dass die Arbeitslosigkeit tendenziell steigt, wenn die Notenbanken eine Rezession herbeiführen, wollen daher sie selbst und auch die Politik nicht, dass die Inflation bekämpft wird.

        Es ist aber auch völlig klar, dass die Notenbanken sie bekämpfen werden, wenn eine ANHALTEND HOHE INFLATION für eine zu große Zahl der Menschen Wohlstandsverluste bedeutet.

        Denn das ist tendenziell eine GEFÄHRDUNG des SYSTEMS.

        Zuerst wird eine bestimmte Regierung abgewählt, dann aber allen Regierungen Handlungskompetenz und letztlich de facto die Legitimation abgesprochen.

        Wir sind bereits auf dem Weg dahin.

        Wir brauchen nicht erst eine Wirtschaftskrise, da die Pandemiebekämpfung den Leuten bereits den Eindruck vermittelt, dass die Regierenden nicht wissen, was sie tun.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        „Und nochmal grundsätzlich zu Korrelationen zwischen Löhnen und Inflation vor den 1980er Jahen: Damals war die “Mainstream-Auffassung”, dass man Arbeitslosigkeit senken könne wenn man Inflation zuließe.“

        Weil man die Zusammenhänge nicht verstanden hatte und, so meine Lesart der aktuellen Diskussion, heute immer noch nicht versteht.

        Nach den Ölpreisschocks steigen die Löhne um die Preissteigerungen voll einzufangen. Zusätzlich wurde die Produktivitätssteigerung abgebildet.
        WENN es eine Lohn-Preisspirale gibt und WENN man ferner stabile niedrige Teuerungsraten haben will, hätte man was anderes machen müssen: Eine Zielinflation definieren und die Löhne um Produktivität plus dieses Ziel steigen lassen. Die Kosten wären in diesem Fall, dass die Kosten der externen Schocks von den Verbrauchern zu ertragen sind.

        Das war offenbar strukturell nicht möglich. Mit allen Folgen. Bloß sind Löhne keine Aufgabe der Zentralbanken. Und Ölpreisschicks auch nicht.

        „aber den Esel einfach von seiner Verantwortung zu entbinden, ist zu billig.“

        Was folgt daraus?
        Rede eines ZB-Vorstandes:
        „Wir können die uns zugedachte Aufgabe gar nicht erfüllen, wenn die Politik nicht die Schritte a, b, c geht. Sie weigert sich, dies zu tun und fordert trotzdem Aufgabenerfüllung von uns. Weil das niemals funktionieren kann, treten wir hiermit zurück. Soll sich ein anderer Esel finden!“

        So?

        „Seit wann interessiert Sie denn plötzlich, ob politische Mandate realistische Ziele haben oder nicht?“

        Gegenfrage: Seit wann nicht?

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >Weil man die Zusammenhänge nicht verstanden hatte und, so meine Lesart der aktuellen Diskussion, heute immer noch nicht versteht.>

        Wer was verstanden hatte und wer was nicht, lasse ich mal dahingestellt; man müsste „man“ definieren. Die „Mainstream-Auffassung“ ist zwar relevante für Handeln, aber nicht für Verstehen.

        >Eine Zielinflation definieren und die Löhne um Produktivität plus dieses Ziel steigen lassen. Die Kosten wären in diesem Fall, dass die Kosten der externen Schocks von den Verbrauchern zu ertragen sind.>

        So hätte es sein MÜSSEN, konnte es aber NICHT sein.

        Denn die Verbraucher die Kosten eines externen Schocks GEWOLLT tragen zu lassen, wäre für die Handelnden, inkl. Gewerkschaften, tödlich gewesen.

        >Das war offenbar strukturell nicht möglich. Mit allen Folgen.>

        Nichts ist richtiger als das.

        >Bloß sind Löhne keine Aufgabe der Zentralbanken. Und Ölpreisschicks auch nicht.>

        So ist es.

        Und DAHER sagt Frau Herrmann in jeder TV-Sendung:

        Weil die Zentralbank, also die EZB den Ölpreisschock nicht zu verantworten hat, MUSS sie ihn auch nicht bekämpfen.

        Muss sie nicht, WIRD sie aber, wenn die Inflation die Stabilität des SYSTEMS gefährdet.

        Das ist die IMPLIZITE „Verantwortung“ von Institutionen.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @DT

        KANN eine ZB das denn überhaupt: Eine Preissteigerung „löschen“? Mit welchem Löschmittel? Wie?
        Sie kann, sofern sie tatsächlich den Preis für Fremdkapital beeinflussen kann (was mittlerweile auch bezweifelt wird), Insolvenzen verhindern/aufschieben oder andersherum anschieben/erzwingen und so eine Dynamik gestalten, die ansonsten eine andere gewesen wäre.
        Sie kann weder den Preisauftrieb durch externe Schocks verhindern, noch über Einfluss auf Löhne eine Lohn-Preisspirale verhindern.

        Also: Wenn schon Feuerwehr, dann derart, dass sie bei Waldbrand den unverbrannten Wald feucht hält, damit der nicht auch noch Feuer fängt. Den brennenden Wald löschen kann sie: Nicht.

        Und trotzdem ist sie eigentlich genau damit betraut, brennenden Wald zu löschen. Alle reden darüber, viele glauben daran und man arbeitet sich daran ab, wodurch kein klarer Blick zustande kommt.
        Solch ein klarer(er) Blick wäre:

        „So hätte es sein MÜSSEN, konnte es aber NICHT sein.“

        Wenn so, dann haben wir ein klassisches Dilemma, bei dem zwei sich widersprechende Ziele verfolgt werden – gedeckt durch den Mainstream jener „Wissenschaft“, die für derlei Erkenntnisse zuständig ist.

        „Vorkopernikanisch“ ist mein Urteil ;-).

        Meine Oma würde sagen: „Da machste nix!“

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Christian Anders

        >Wenn schon Feuerwehr, dann derart, dass sie bei Waldbrand den unverbrannten Wald feucht hält, damit der nicht auch noch Feuer fängt. Den brennenden Wald löschen kann sie: Nicht.>

        Richtig – was IST, das IST.

        Aber:

        >Sie kann weder den Preisauftrieb durch externe Schocks verhindern, noch über Einfluss auf Löhne eine Lohn-Preisspirale verhindern.>

        Richtig, sie kann nicht den Preisauftrieb durch externe Schocks verhindern.

        Sie kann aber Einfluss darauf nehmen, dass sich eine bestehende Lohn-Preisspirale NICHT weiter AUFBAUT.

        Wenn die ZB eine Rezession erzwingt und evtl. wegen zu hoher Inflation auch erzwingen muss mit Insolvenzen etc., dann schwächt sie die VERHANDLUNGSPOSITION der Gewerkschaften, die dann ihren Leuten sagen müssen: o.k. MEHR Lohn, aber mit einem GRÖSSEREN Risiko für den Arbeitsplatz, oder WENIGER Lohn und dafür HÖHERE Arbeitsplatzsicherheit.

        Durchweg alle wichtigen Tarifverträge der letzten Jahrzehnte wurden mit Blick auf höhere Arbeitsplatzsicherung abgeschlossen, auch wenn die Arbeitsplätze nicht wegen hoher Inflation auf dem Spiel standen.

        Daher:

        Die ZB kann „löschen“, d. h. Entwicklungen stoppen in Analogie dazu, wie die Feuerwehr den unverbrannten Wald feucht hält.

        „Vorkopernikanisch“ ist mein Urteil ;-).

        Man kann so urteilen.

        >Meine Oma würde sagen: „Da machste nix!“>

        Ihre Oma blickt durch.

        Denn, ob man etwas machen kann oder nicht:

        Auch in vorkopernischer Zeit sind die Erdbeeren so schlecht oder gut gereift wie in der nachkopernischen.

        Wissenschaftliche Erkenntnis spielt für das praktische Leben viel weniger eine Rolle als manche glauben.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Christian Anders

        “WENN es eine Lohn-Preisspirale gibt und WENN man ferner stabile niedrige Teuerungsraten haben will, hätte man was anderes machen müssen: Eine Zielinflation definieren und die Löhne um Produktivität plus dieses Ziel steigen lassen. Die Kosten wären in diesem Fall, dass die Kosten der externen Schocks von den Verbrauchern zu ertragen sind.”

        Tja, wer *KONKRET* soll das “machen”?

        Soll der Staat die Löhne für sämtliche Arbeitsverträge festlegen? Dann sind wir in der Planwirtschaft. Und selbst in planwirtschaftlichen Systemen kommen vom Staat verordnete Lohnsenkungen so außerordentlich schlecht an, dass sie oft Unruhen oder gar Volksaufstände provozieren, zum Beispiel am 17. Juni 1953 in der DDR.

        Sie machen mich aber neugierig: Würden Sie persönlich einen Lohnabschluss akzeptieren, der Ihr Einkommen nach Berücksichtigung der Preissteigerungsrate effektiv reduziert?

        Der Zentralbankchef der britischen Zentralbank hatte eine ähnliche Idee wie Sie (was erschreckend ist, weil zumindest jemand mit ökonomischer Ausbildung erkennen sollte, wie hirnrissig und weltfremd der Vorschlag ist) und appellierte an die Arbeitnehmer, doch bei der nächsten Lohnrunde für die Inflationsbekämpfung Reallohnsenkungen zu akzeptieren:

        “Speaking to the press hours after the central bank hiked its benchmark rate to 0.5% last week, the governor said businesses should assert ‘restraint’ while negotiating pay packages with their workers to try and help keep inflation, already at its strongest level in 30 years, in check. When asked whether the BoE was asking workers not to demand big pay rises, Bailey said: ‘Broadly, yes. In the sense of saying, we do need to see a moderation of wage rises. Now that’s painful. I don’t want to in any sense sugar that, it is painful. But we need to see that in order to get through this problem more quickly,’ Bailey said.”
        https://www.zerohedge.com/economics/british-public-outraged-boe-chiefs-request-they-not-ask-wage-hikes-inflation-surges

        Das führte in Großbritannien zu einem alle politische Lager übergreifenden Sturm der Kritik, sogar von Leuten, die sich normalerweise nie damit befassen, was die Zentralbank so für Ideen ventiliert.

        >Rede eines ZB-Vorstandes:
        >„Wir können die uns zugedachte Aufgabe gar nicht erfüllen, wenn die Politik nicht die Schritte a, b, c geht. Sie weigert sich, dies zu tun und fordert trotzdem Aufgabenerfüllung von uns. >Weil das niemals funktionieren kann, treten wir hiermit zurück. Soll sich ein anderer Esel finden!“
        >So?

        Ganz genau so.

        >>„Seit wann interessiert Sie denn plötzlich, ob politische Mandate realistische Ziele haben oder nicht?“
        >Gegenfrage: Seit wann nicht?

        Vielleicht seit Sie erkannt haben, dass man gerade mit der Einforderung gewisser vollkommen unrealistischer Ziele einen Umbau der Gesellschaft in die von Ihnen gewünschte Richtung befördern kann? ;)

        @Herr Tischer

        “Die Feuerwehr sagt nicht, wir kommen nicht, weil „Keller auspumpen“ nicht Retten, Bergen und Löschen ist.”

        Die Feuerwehr wird Ihnen erzählen, dass “Keller auspumpen” selbstverständlich zu ihren definierten Aufgaben gehört. Im schlimmsten Fall weil sie in einem Überflutungsszenario mit Vermissten die Keller schon deshalb auspumpen will um nachzusehen, ob sich die Leichen der vermissten Personen in ihnen befinden – aber auch weil mit Wasser vollgelaufene Keller sehr unangenehme Konsequenzen haben und eine direkte gesundheitliche Gefahr für die Bewohner der betroffenen Gebäde und auch eine Umweltgefährdung nach sich ziehen können. Fällt alles unter “Retten” beziehungsweise “Bergen”.

        “Wenn es um den ERHALT des SYSTEMS geht, wird gehandelt, OHNE dass darüber diskutiert wird, wer für seine Instabilität VERANTWORTLICH ist. Woran fehlt’s, dass Sie dies nicht kapieren können? ”

        Na, ich bin nur ein bisschen verwirrt, dass Sie einerseits selbst bei “Spaziergängern” einen extrem hohen Wert auf die Einhaltung von existierenden Gesetzen legen und gleichzeitig in bestimmten anderen Situationen selbst auf der Paniktrompete spielen und von existierenden gesetzlichen Beschränkungen oder rechtlichen Mandaten nichts mehr wissen wollen.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Richard Ott

        >Die Feuerwehr wird Ihnen erzählen, dass “Keller auspumpen” selbstverständlich zu ihren definierten Aufgaben gehört.>

        Das gehört nicht zu ihren definierten Aufgaben.

        Die Feuerwehr ist kein Serviceunternehmen, dass mal eben gerufen werden kann, um den Keller auszupumpen, weil er wegen eines Leitungsdefektes IM Haus vollgelaufen ist.

        >Im schlimmsten Fall weil sie in einem Überflutungsszenario mit Vermissten die Keller …<

        Ja, im SCHLIMMSTEN Fall.

        Und drohendes SYSTEMVERSAGEN ist auch ein SCHLIMMSTER Fall und nicht nur irgendeine andere Situation.

        „Spazierengehen“ ist im vorliegenden Umfang KEIN schlimmster Fall.

        DAMIT er sich nicht zu einem schlimmsten entwickelt, MÜSSEN die Gesetze eingehalten werden.

        Ob deshalb JEDER „Spaziergang“ als gesetzwidrig EINGESTUFT werden SOLLTE, ist eine ganz andere Frage.

        Anders die Straßenblockaden in Berlin:

        Eindeutig gesetzeswidrige und daher zu verurteilen durch Gerichte.

        Verheerend, dies mit erlaubtem „passiven Widerstand“ bis auf Ministerebene schönzureden.

        Mit anderen Worten:

        Nur etwas nachdenken, dann schaffen Sie das mit der Verwirrung.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @R. Ott

        „Tja, wer *KONKRET* soll das “machen”?“

        Keine Ahnung. Es müssten die Tarifparteien erstens Wissen, dass SIE die langfristig laufende Teuerungsrate erzeugen und dann zweitens ein Konzept haben, dass da heißt ZIELinflation plus Produktivitätssteigerung gleich Lohnerhöhung (alles in %).
        Und eben genau NICHT „gelaufene“ Teuerung.

        Ich sehe nicht, dass das den Leuten verkaufbar wäre.

        Es heißt aber auch, wenn man das nicht so machen kann – wofür alles spricht – dass das ganze Gerede um Inflationsbekämpfung via Notenbank oder auch Inflationserzeugung via Notenbank leer ist.

        Die Notenbank kann höchstens die konjunkturelle Dynamik via Zinsen beeinflussen. Das heißt schlicht, dass Sie Inflation bekämpfen kann, indem sie die Dynamik so verlangsamt, dass Insolvenzen anfallen und Arbeitslosigkeit entsteht.

        Die Politiker, ihre Wähler und überhaupt alle wollen aber Folgendes:

        Einkommensausgleich zu jeglichen Preissteigerungen UND keine Inflation.

        Das ist unmöglich. Wenn man externe Preisschocks SO behandelt, ist Inflation die Folge – worauf die Inflationsbekämpfung die Konjunktur dämpft, falls sie wie gerufen erfolgt.

        Die Menschen müssten sich entscheiden, WAS sie wollen. Man kann nicht die Arbeitseinkommensentwicklung UND die Inflationsraten beide sakrosankt finden und dann so tun, als könnte man beides unabhängig voneinander behandeln, weil es ja eine ZB gibt.

        Wenn das nicht geht, muss man mit den Folgen dieser kultivierten Dummheit halt leben.

  5. weico
    weico sagte:

    Bevor nun wieder alle möglichen Theorien und Gründe über die Inflation zum Bestene gegeben werden und das Wehklagen uber die FED und EZB einsetzt, sollte man die jeweilige “Liebling- Inflations-Theorie” bitte auch an Ländern wie z.B. Schweiz oder Japan überprüfen…

    Nach der Überprüfung ist dann die jeweilige Inflations-Theorie meist eh schlicht für die Tonne bzw. es werden die lustigsten Argumente hervorgezaubert,warum es Dort (schon) wieder eine Ausnahme gibt… !

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      Marc Friedrich… also wen Sie alles so gucken… wenn das so weiter geht, schauen Sie bald noch den Youtube-Kanal von Uwe Steimle, natürlich nur wegen der interessanten Gäste und der tollen Interviews… ;)

      Antworten
  6. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    So ganz neu ist die Situation nicht. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern.
    In den zehn Jahren von 1973 bis 1982 betrug die durchschnittliche Inflation in den USA sagenhafte 9% und in Europa sogar 11% !
    Im Gegensatz zum ersten Ölpreis-Schock wurde der zweite ab 1979 mit einer Geldmengenreduzierung beantwortet.
    Um zu verhindern, dass mit den Ölpreisen auch die Inflation anzog.
    Die monetäre Kontraktion führte zur tiefsten Rezession der Weltwirtschaft seit der Grossen Depression.
    Präsident Reagan brachte die USA mit Steuersenkungen und einer Ausweitung der Verteidigungsausgaben wieder in die Spur.
    Die rezessionsbedingt entfallenen Arbeitsplätze wurden durch Staatsaufträge langsam wieder aufgefangen.
    Danach begann die Rallye an der Wall Street wieder von vorne.

    Antworten
  7. VaterThiel
    VaterThiel sagte:

    So ganz neu ist die Situation nicht. Die Älteren werden sich vielleicht noch erinnern.
    In den zehn Jahren von 1973 bis 1982 betrug die durchschnittliche Inflation in den USA sagenhafte 9% und in Europa sogar 11% !
    Im Gegensatz zum ersten Ölpreis-Schock wurde der zweite ab 1979 mit einer Geldmengenreduzierung beantwortet.
    Um zu verhindern, dass mit den Ölpreisen auch die Inflation anzog.
    Die monetäre Kontraktion führte zur tiefsten Rezession der Weltwirtschaft seit der Grossen Depression.
    Präsident Reagan brachte die USA mit Steuersenkungen und einer Ausweitung der Verteidigungsausgaben wieder in die Spur.
    Die rezessionsbedingt entfallenen Arbeitsplätze wurden durch Staatsaufträge langsam wieder aufgefangen.
    Danach begann die Rallye an der Wall Street wieder von vorne.

    Antworten
  8. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: Was folgt nun?

    Da gibts eigentlich nur noch 2 halbwegs realistische Alternativen, wenn man die Zinsen zur Inflatonsbekämpfung nicht so weit erhöhen will, dass dabei mindestens die Eurozone auseinanderfliegt weil die ersten Staaten dann unabwendbar zahlungsunfähig sind:

    A. Die Notenbanken können in der Öffentlichkeit so tun, als ob sie die Inflation bekämpfen und gleichzeitig weitermachen wie bisher. Das wird kaum jemand merken, beim Thema EZB-Politik schalten die meisten Leute geistig sofort ab. Aber es gibt ein anderes Problem: Der Bevölkerung müsste man gleichzeitig erfolgreich einreden, dass die Inflation sinkt, obwohl sie es nicht tut, sonst geht sie auf die Barrikaden. Das wird ganz schön schwer, dagegen war die Corona-Propaganda mit allen ihren Volten und Wendungen ja noch regelrecht simpel.

    B. Bargeld abschaffen, Geld gibt es nur noch digital – und mit dem digitalen Geld wird ein Überwachungssystem aufgebaut, mit dem sich Waren und Dienstleistungen praktischerweise auch gleichzeitig rationieren lassen. Dann ist die Inflation kein Problem mehr (solange die Rationierungspolitik aufrecht erhalten wird), und wer das System kritisiert, dem wird der Zugang zum Zahlungssystem abgedreht und er kann sehen, wie er sich noch etwas zu essen kaufen kann. Meinungsfreiheit hat halt Konsequenzen – und der Schwarzhandel blüht dann. ;)

    Antworten
    • Ticinese
      Ticinese sagte:

      Die Tendenz zu planwirtschaftlichem staatlichem Handeln nimmt seit längerem zu. Zumindest die so erfolgreiche Industriepolitik à la Frankreich steht bevor. Von der Ordo-Politik eines Ludwig Erhards ist nicht mehr viel übriggeblieben.
      Eine Abschaffung des Bargelds (der „gedruckten Freiheit“) wäre der übernächste Schritt. Vorher kommen wohl Kapitalverkehrskontrollen, Devisenbewirtschaftung, Preis- und Lohnkontrollen, expropriierende Steuersätze etc.

      Antworten
    • Jacques
      Jacques sagte:

      @Richard Ott:

      Sehe ich nicht so. Warum? Weil diese Inflation kein monetäres Problem ist, sondern durch die Coronamaßnahmen geschaffen wurde.
      Die Disruption ganzer Lieferketten und die Vervielfachung von Frachtkosten bei Seecontainern führte zum Entstehen dynamischer Inflation, die durch die Sektoren rotiert. Die Steigerungen bei den Erzeugerpreisen sind weltweit gigantisch.
      Die ZBs können mit ihrer Geldpolitik diese Inflation gar nicht bekämpfen, sondern maximal etwas abmildern.
      Und das wird letztendlich auch die EZB tun. Sicherlich wird der Leitzins nicht auf 3-4% wandern, aber der Einlagezins muss wieder in den positiven Bereich und auch die Staatsanleihen müssen höher rentieren angesichts 3-4% Inflation.
      Das ist ökonomisch bestens verkraftbar, machen Sie sich um die Südstaaten keine Sorgen. Die Zinslast dort ist absurd niedrig, die Staatshaushalte auf Jahrzehnte günstig refinanziert. Wenn Italien bei 3% Inflation 2% höhere Zinsen zahlen muss, macht das unterm Strich real nichts aus. Für manche Assetklassen mit hoher Duration und hohem Leverage wie Immobilien führt das natürlich zu Abwertungen.

      Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      @Herrn Ott:

      Sie schreiben: “B. Bargeld abschaffen, Geld gibt es nur noch digital – und mit dem digitalen Geld wird ein Überwachungssystem aufgebaut, mit dem sich Waren und Dienstleistungen praktischerweise auch gleichzeitig rationieren lassen.”

      Es lebe der Schwarzmarkt. Dann wird jeder den ganzen Tag nur noch Dinge tauschen. Mein frisch gefangener Fisch gegen Deinen alten Kinderstuhl, Dein Fahrrad gegen meine neue Lichtmaschine für Dein Auto. Das können Sie versuchen, das klappt höchstens ein paar Monate, dann wird der grassierende Hunger massive politische Änderungen erzwingen oder es etabliert sich eine Ersatzwährung. Ob das Dollarbargeld, Zigaretten, kleine Alkoholflaschen, Edelmetalle, Konservendosen oder illegale Kryptos sein werden? Keine Ahnung.

      Das Ganze versucht man seit Jahrzehnten vergeblich bei illegalen Drogen und in den 20er-Jahren (Prohibition) in den USA vergeblich bei Alkohol. Wenn Sie das von einer oder wenigen auf alle Produktgruppen ausdehnen, kommt es zur Verelendung und zum Chaos. Besonders gut zu sehen in Ländern, in denen genau deswegen Polizisten ihre Leistungen auf dem Schwarzmarkt anbieten. Keine Situation, die ich mir wünsche.

      Antworten
  9. Ticinese
    Ticinese sagte:

    Heinz-Werner Rapp (Feri) schreibt heute in The Market: „Inflation ist ein game changer, der viele bisherige Prämissen und gelernte Erfahrungsmuster am Markt ausser Kraft setzt.“
    Insbesondere die EZB sitzt in der Zwickmühle: Die Euro-Südstaaten tendieren zu financial repression durch Inflation anstelle von Liquiditätsentzug und steigenden Zinsen.
    Wird die EZB den Weg des Euro in eine Schwachwährung ebnen oder kommt es gar zum Zerfall der Gemeinschaftswährung mit allen unliebsamen politischen Konsequenzen?

    Antworten
  10. @foxxly
    @foxxly sagte:

    unser geld- und wirtschaftssystem hat einen “mehrfach-systemfehler! inne:
    (ich lass mal die umfangreiche korrupte komponente und umweltbelastungen etc., weg)

    -es wird ein vielfaches an neuen gelde gedruckt und in den umlauf gebracht, als die wirtschaft wächst.

    -wachstum istgleich kredit

    -das finanzkapital, welches in der realwirtschaft nicht zur reinvestitionen benötigt wird, sucht nach rendite und neuen anlagen.
    dieses anlagekapital hat kredit-chrakter. es fließt zurück in die realwirtschaft als forderung.

    -die realwirtschaft hat nahezu alle kosten der gesellschaft zu tragen bzw. zu erwirtschaften.

    all diese 4 fakten bringen im laufe des wirtschaftens zunehmende, exponentielle unwuchten und verwerfungen, welche
    durch keine bisherigen gegenmaßnahmen und -steuerungen, heilbar sind.
    lösungsversuche, welche nur die aufgezähleten einzel-komplexe betreffen, sind und werden weiter scheitern.

    unser geld – und wirtschaftssystem steckt in einem unlösbaren selbst erzeugten dilemmer.

    die natur zeigt und, dass sie das leben auf eine drastische weise selber regelt:
    nach einem großen wachstumsschub erfolgt eine starke reduzierung durch krankheit und erstarken von gegenspielern.

    unser humanitäre anspruch sollte all die “auswüchse und fehlentwicklungen”, bändigen und im zaume halten können.
    -ein faktum hierzu wäre, wachstums- und obergrenzen einführen und nicht alles machen, was technisch machbar wäre.

    Antworten

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