Der Euro als tempo­rär erfolg­reiches Ab­kopplungs­manöver

Am achten Januar 2023 geht es im Podcast erneut um den Zustand des Euro. Auslöser ist das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum sogenannten Wiederaufbaufonds und die damit verbundene Frage, ob wir uns auf dem Weg zur Rettung oder zum beschleunigten Untergang befinden.

Ich spreche dazu mit Bruno Schönfelder, Universitätsprofessor emeritus für Volkswirtschaftslehre an der TU Bergakademie Freiberg. Seine Abtrittsvorlesung trug den Titel: „Der Euro als temporär erfolgreiches Abkopplungsmanöver und warum es etwas länger gewährt hat, jetzt aber trotzdem vorbei ist.“

Das macht neugierig. Hier ein paar seiner Punkte, der Link zum gesamten Text befindet sich unten.

  • Zunächst spricht er das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft, Politik und Rechtssystem an. Basis ist die sogenannte Ordnungstheorie: „Die Ordnungen oder Systeme, und zwar gleichermaßen das politische, rechtliche und wirtschaftliche, befinden sich in der modernen Gesellschaft auf ihrem jeweils eigenen Blindflug. (…) Bezogen auf die Politik bedeutet die Blindflugthese unter anderem, dass sie die wirtschaftlichen Konsequenzen ihres Handelns nicht zu überschauen vermag und dies oft auch gar nicht erst versucht. Eben dasselbe gilt mutatis mutandis auch für die Wirtschaft, die die politischen Konsequenzen ihrer Aktivitäten nicht zu überschauen vermag. Dabei stehen beide dennoch in einem engen wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis. Politische Handlungsmöglichkeiten werden durch eine Einbuße an wirtschaftlichen Wohlstand drastisch reduziert und das schon allein deswegen, weil das Steueraufkommen zurückgeht und das Geldausgeben und nicht etwa der Erlass von Gesetzen heute das wichtigste Instrument der Politik ist.“ – bto: Das leuchtet ein und wir können es in der deutschen Politik seit Jahren beschleunigt beobachten.
  • „Der Euro ist selbst ein Zeugnis für die Blindflughypothese. Kein geringerer als der in Cambridge (England) lehrende Nicholas Kaldor, einer der angesehensten Ökonomen seiner Zeit, hatte schon 1971 vor der europäischen Währungsunion gewarnt (…). Kaldor nannte die Währungsunion einen gefährlichen Irrtum und ein Projekt, das zum Zusammenbruch (break-down) verurteilt sei. Eine Währungsunion könne erst nach der Gründung eines europäischen Staates Erfolg haben, und zwar eines Staates, der einen sehr beträchtlichen Teil des auf dem Gebiet der Währungsunion erzielten Zwangsabgabenaufkommens an sich gezogen hat und dementsprechend bedeutende Ausgabenprogramme fährt.“ – bto: Klartext: eine umfassende Transferunion. Allerdings muss man dazu auch die Mittelverwendung beeinflussen können, was Aufgabe von Autonomie bedeutet. Genau das will die Politik nicht, ist doch wie Schönfelder so schön schreibt „das Geldausgeben das wichtigste Instrument der Politik.“
  • „Unter heutigen Bedingungen, unter denen die Versorgung der Senioren zur finanziell bedeutsamsten Staatsaufgabe geworden ist, würde die Kaldor-These insbesondere implizieren, dass die nationalen Träger der sozialen Rentenversicherung in einer neuen Eurozonenrentenversicherungsanstalt aufgehen und eurozonenweit ein einheitliches Rentenrecht in Geltung tritt. Ein bisschen mehr an europäischer Staatlichkeit genügt also mitnichten, um den Euro zum Erfolg zu machen. Um zu sehen, wie völlig außer Reichweite das tatsächlich erforderliche Niveau an europäischer Staatlichkeit ist, muss man nur nach Frankreich blicken: Macron hat 2019 eine derartige Vereinheitlichung innerhalb von Frankreich versucht: Er wollte 42 Rentenversicherungen zu einer einzigen französischen sozialen Rentenversicherung zusammenführen und ist daran gescheitert.“ – bto: Man beachte die enormen Unterschiede im Rentenniveau zwischen den Staaten, sowohl was Renteneintrittsalter, als auch -höhe betrifft.
  • „Kaldor begründete sein Diktum regionalökonomisch, nämlich mit der wohlbekannten Erfahrung, dass die Wirtschaftskraft verschiedener Regionen gar nicht selten eher zur Divergenz als zur Konvergenz tendiert. Eine generalisierbare und als Normalfall unterstellbare Konvergenzneigung zwischen verschiedenen Wirtschaftsregionen gibt es nicht.“ – bto: Schönfelder verweist auf die Erfahrung Nordirlands/UK, Süditaliens und auch Ostdeutschlands.
  • „Das wissenschaftliche Verdikt gegen die Währungsunion war mithin eindeutig, kein Ökonom von Rang hat dem je widersprochen. Was hat es genützt? Nichts. Wenn er politisch nicht erwünscht ist, also der typischerweise strategischen, auf die Diskreditierung des politischen Gegners gerichteten Rationalität der Politik zuwiderläuft, ist akademischer Rat für die Politik unbeachtlich.“ – bto: Auch das können wir gerade deutlich erkennen. Überdeutlich.
  • „Heute haben wir in der Eurozone das Dilemma, dass wichtige Mitgliedsländer mit dem größten Teil ihres Territoriums in die Rolle strukturschwacher Regionen hineingeraten sind. Während man in Italien 1990 noch ein deutliches Übergewicht der prosperierenden gegenüber den darbenden Regionen konstatieren konnte, trifft heute das Gegenteil zu.“ – bto: … die Folge der verschärften Divergenz.
  • „Der Euro ist ein politisches Projekt und er stirbt nicht einfach, weil er sich wirtschaftlich ungünstig auswirkt. Damit der Euro sterben kann, muss er zuvor politisch scheitern, und das heißt in der Demokratie, er muss hinreichend unpopulär werden, zumindest in wichtigen Eurozonenländern. (…) Vermutlich wird es einer Inflation bedürfen, um ihn so unpopulär zu machen, dass er sterben kann. Wenn man die englische und amerikanische Politik der 1970er Jahre als Maßstab dafür heranzieht, wieviel Inflation nötig ist, um binnen weniger Jahre einen grundlegenden Politikwechsel zu erzwingen, so waren es damals 10-15 %. Allerdings könnte die Schmerzgrenze seitdem weiter gesunken sein. Dafür spricht erstens, dass die Sparer heute anders als damals nicht durch hohe Nominalzinsen mit der Inflation versöhnt werden. Zweitens ist der Personenkreis viel größer geworden, der, weil er nicht mehr erwerbstätig ist, keine Möglichkeit hat, bei der nächsten Tarifrunde eine Kompensation für inflationsbedingte Verluste zu erstreiten. Ein Großteil der Senioren wird durch die Inflation auf dem Niveau einer kümmerlichen Sozialrente egalisiert, weil ihre finanziellen Ersparnisse entwertet werden. Das werden sie schwerlich mit Gleichmut hinnehmen. Für die These einer gegenüber den 1970er Jahren noch weiter abgesunkenen Schmerzgrenze spricht auch der Aufschrei, den 8% Inflation in den USA hervorgerufen haben. Wenn dem so ist, könnte es für den Euro recht bald kritisch werden.“ – bto: Ich sehe das mittlerweile anders. Die Deutschen haben mehr Sorgen vor dem Klimawandel als vor der Inflation – und das bei einer Inflationsrate von zehn Prozent! Ich denke es ist den Medien, die ich zum Lager der Politik zähle, gelungen, die Themen entsprechend zu platzieren.
  • Nehmen wir die Forsa-Umfrage vom November 2022: Demnach sorgen sich 59 Prozent der Bürger, dass sich der Klimawandel immer häufiger und stärker durch Naturkatastrophen auf den Alltag auswirkt. 53 Prozent sorgen sich eigenen Angaben zufolge davor, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf andere Länder übergreift oder sogar in einen Weltkrieg mündet. 52 Prozent sorgen sich demnach vor einer zu großen Belastung der eigenen finanziellen Lage durch zu hohe Kosten für Strom und Energie. Mit 51 Prozent fast ebenso viele Menschen, teilen laut den Forsa-Zahlen die Sorge, dass es durch Cyberangriffe zu Ausfällen bei kritischen Infrastruktureinrichtungen kommt. 44 Prozent sorgen sich vor finanziellen Schwierigkeiten durch die hohen Kosten für Lebensmittel. 42 Prozent treibt um, dass es im Winter nicht mehr genügend Gas für die Haushalte und die Wirtschaft geben könnte. Mehr muss man, denke ich, nicht wissen. Wenn ich gefragt würde, ich würde mir Sorgen um die Rente, das Gesundheitssystem, die Ersparnisse und die Wirtschaft machen…

Doch zurück zu Schönfelder:

  • „Die Politik kann der Wirtschaft schweren Schaden zufügen, bevor sie von letzterer über ein sinkendes Steueraufkommen Rückmeldungen erhält, die sie kaum mehr ignorieren kann. (…) Auf dem Markt für Staatsschuld verschlechtern sich die Konditionen, zu denen sich ein Staat finanzieren kann, oft rasch, sobald sich die Politik anschickt, das Leistungsvermögen der eigenen Wirtschaft zu überfordern oder zu unterminieren. Ähnliches gilt für den Wechselkurs. Der kommt oft schon in diesem Stadium unter Druck. Eine alte Faustregel der Zentralbanker besagt, dass bei einer Inflation der Verfall des Außenwerts normalerweise dem des Binnenwerts vorauseilt. Zum politischen Problem wird der Verfall des Außenwerts beispielsweise dadurch, dass die Preise der Importwaren steigen und damit die Lebenshaltungskosten.“ – bto: Es gibt also normalerweise zwei Rückkoppelungen: steigende Zinsen für Staatsanleihen und einen Verfall der Währung. Beides hat man durch den Euro ausgeschlossen.
  • „Dass 1969 in Frankreich der Wunsch nach einer Währungsunion aufkam, war eine Folge dessen, dass man sich nach acht Jahren der Stabilität zu zwei kräftigen Abwertungen des Franc gegenüber der DM gezwungen sah. (…) Die starken Lohnerhöhungen, mit denen man in Frankreich den sozialen Unruhen des Jahres 1968 begegnet war, hatten die Konkurrenzfähigkeit der französischen Industrie erheblich beeinträchtigt. Die Abwertung erfolgte notgedrungen zu ihrem Schutz. Aus der Sicht der französischen Politik war dies eine schmachvolle Niederlage gegenüber einem alten Rivalen, eine Niederlage, der viele weitere folgten, und die man täglich beim Blick auf die Wechselkurstabelle vorgeführt bekam. Der Euro verdankte sich vor allem dem Wunsch Frankreichs nach Stilllegung dieser strukturellen Kopplung, der über alle wirtschaftliche Vernunft triumphierte. Und das obwohl diese Stilllegung eigentlich dem Ansinnen gleicht, den Überbringer einer schlechten Nachricht zu töten.“ – bto: Und das ist gelungen. Mehr noch: Man hat einen Weg gefunden, Deutschland für die eigene falsche Politik bezahlen zu lassen.
  • „Die heutige Realverfassung der Eurozone legt die strukturellen Kopplungen lahm und zwar sowohl den Markt für Staatsschuld als auch den Devisenmarkt. Die Signalisierungsfunktion des ersteren wird dadurch aufgehoben, dass die EZB einen beträchtlichen Teil der Staatsschuld aufgekauft hat und erklärtermaßen bereitsteht, noch mehr davon zu kaufen, wenn sich die Finanzierungskonditionen für einen Mitgliedsstaat der Eurozone signifikant schlechter werden als die für Deutschland. Die EZB sorgt mithin dafür, dass die Bonität der Mitgliedsstaaten für die Konditionen, zu denen sie sich verschulden können, kaum eine Rolle spielt. Die Gemeinschaftswährung verrauscht auch die Signale des Devisenmarkts. Zwar ist der Euro seit 2010 schwächer geworden, aber er ist stärker als es die Drachme oder die Lira wären.“ – bto: … was bei uns die Nebenwirkung eines Scheinbooms hatte.
  • „Dafür, dass die strukturelle Kopplung des Wechselkurses nicht ohne weiteres wieder in volle Geltung gesetzt werden kann, sorgt die Vorkehrung, dass ein Austritt aus der Eurozone, die Wiedereinführung einer nationalen Währung, bislang nur unter sehr ungünstigen Konditionen möglich ist, nämlich nur unter Inkaufnahme eines heillosen Chaos und schlechterdings nicht überschaubarer Risiken. Auf dieses Weise versuchte man den von Kaldor prophezeiten Kollaps hinauszuschieben. Damit wird man ihn zwar letztlich nicht verhindern können, sondern nur dramatisieren, aber es ist derzeit noch völlig unklar, wann und wie er kommt. Das ist schon allein deswegen unklar, weil es hier entscheidend auf das Politiksystem ankommt. Dass Politik nicht prognostizierbar ist, ist zumindest unter Politologen unumstritten.“ – bto: Die Frage ist also, wie groß der Druck im Kessel werden kann.
  • „Die deutsche Verhandlungsführung der 1990er Jahre war nicht zuletzt deswegen blauäugig, weil sie die Gefahren der Währungsunion zwar sah, aber stattdessen auf einem anderen Weg zu bannen versuchte, der, wie die ordnungstheoretische Analyse enthüllt, wenig Erfolgsaussichten hatte. Sie glaubte, die strukturelle Kopplung Devisenmarkt entbehren und durch einen Ausbau des Rechtssystems ersetzen zu können, durch eine Verrechtlichung der Staatsschuldenpolitik. Dem dienten die im Maastricht-Vertrag vereinbarten Verschuldungsgrenzen, also etwa die 60 % Grenze für das Verhältnis zwischen Schuldenstand und nationaler Wirtschaftsleistung und die 3 % Grenze für die nominalen Defizite der öffentlichen Hände. Wenn diese Schuldengrenzen Wirkung entfaltet hätten, dann wären wir natürlich nie in die Lage gekommen, in der wir jetzt sind. In den Verhandlungen der 1990er Jahre hat die französische Seite die Sache offenbar realistischer gesehen und eingeschätzt, dass man den Deutschen derartige Vorschriften schon zugestehen kann, weil sie in der Realität wenig bedeuten dürften.“ – bto: Noch heute klammern sich deutsche Politiker an das Recht und die Verträge, obwohl sie mehrmals deren Wirkungslosigkeit erleben mussten und auch das höchste deutsche Gericht hier nicht als Instanz funktioniert.
  • Was könnte man tun um den Euro zu sanieren? „Drei Bauelemente wären (…) von zentraler Bedeutung. Das erste ist die (…) Option des Urlaubs vom Euro. Dieser schwierige Vorgang hätte so umfassend geregelt werden müssen, dass er ohne längere Vorbereitung kurzfristig implementierbar gewesen wäre. Man kann sich das folgendermaßen vorstellen: Am Tag X kehrt Italien zur Lira zurück. Sämtliche Forderungen gegen in Italien ansässige private Personen und juristische Personen des privaten und öffentliche Rechts werden von Euro auf Lire umgestellt. Sämtliche ist sämtliche: Mitgemeint sind auch die Targetverbindlichkeiten der Banca d’Italia, also die Kleinigkeit eines dreistelligen Milliardenbetrags. Dem entgegenstehende Vertragsklauseln sind unwirksam. Im Anschluss daran wird der Wechselkurs zwischen Euro und Lire freigegeben, was zu einer starken Abwertung der Lira führt. Drei Jahre später tritt Italien mit einem Umtauschkurs von sagen wir 0,75 Euro gegen 1 Lira wieder ins Euroland ein.“ – bto: Interessant, dass Schönfelder die Entwertung der Targetforderungen offen anspricht und als Teil der Lösung sieht.
  • „Zweitens hätte es der EZB und ihren Mitgliedsbanken verboten werden müssen, Forderungen gegen die Gebietskörperschaften ihrer Mitgliedsländer zu erwerben. Ein derartiges Verbot gibt es in den USA schon lange: Das Federal Reserve System erwirbt keine Schulden der US-Gliedstaaten und -Gemeinden.“ – bto: Dort haften auch der Bund und die anderen Staaten nicht für die Schulden der einzelnen Staaten.
  • „Drittens hätte (…) ein periodischer, beispielsweise vierteljährlicher Ausgleich der Targetsalden vorgesehen werden müssen, wie er auch im Federal Reserve System erfolgt. Es fällt auf, dass bei der Konstruktion der EZB als einer föderalistisch verfassten Zentralbank gleich zwei gravierende Fehler hätten vermieden werden können, wenn man sich an den USA und damit an einer bereits funktionierenden föderalistisch konstruierten Zentralbank orientiert hätte.“ – bto: Das mag sein. Ich denke es waren keine Fehler, sondern eine Strategie Frankreichs.
  • Und die Eurorettungspolitik hatte einen bekannten Nebeneffekt auf Deutschland: „Nicht zuletzt wegen des aus deutscher Sicht stark unterbewerteten Euros wuchsen die Exporte, die Beschäftigung und damit auch die öffentlichen Einnahmen aus Zwangsabgaben rapide. So kam es zu einer anstrengungslosen Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wie es sie zuvor nur in den besten Jahren des sog. Wirtschaftswunders gegeben hatte. Obendrein konnte der Finanzminister fällig werdende Staatsanleihen zu traumhaften Konditionen refinanzieren. Gemäß der hier vorgetragenen Theorie hat eine solche Lahmlegung zur Folge, dass Politik die Bodenhaftung verliert und ins Illusionäre abdriftet. Eben das ist auch geschehen. Ein Beispiel für dieses Abdriften ist die Springflut öffentlicher Ausgaben, mit der man in Deutschland auf die Coronakrise reagierte.“ – bto: … oder denkt, im Alleingang das Klima retten zu können!
  • Und wo stehen wir heute? Nun, die Realität meldet sich zurück: „Die Kopplungen werden straffer und wer dies zu verhindern versucht, erntet Inflation. Die Importpreise steigen und wenn sich das nicht inflationär auswirken soll, müssen die Zinsen steigen. Das Dilemma ist allerdings, dass dieses Steigen der Zinsen selbst ein inflationäres Potential mobilisiert, nämlich den starken Anstieg der Zentralbankgeldmenge, der die andere Seite der Staatsfinanzierung ist, und damit ein extrem hohes Kreditschöpfungspotential angelegt hat.“ – bto: Das Geld liegt quasi rum und kann nun genutzt werden, um Kredite auszugeben, was dann die Nachfrage treibt. Und damit die Inflation.
  • „(…) Der Gegensatz zwischen Preisstabilität und monetärer Staatsfinanzierung ist unüberbrückbar geworden und die EZB in der Klemme. Selbst ein schüchterner Versuch der Inflationsbekämpfung würde die strukturelle Kopplung der Zinsen auf Staatsschuld sofort straffen und dass wäre vor allem für die hochverschuldeten Länder sehr unangenehm. Wir leben in spannenden Zeiten.“ – bto: Spannend, ohne Zweifel. Ich würde sagen, wir stehen vor der Dekade der Vermögensvernichtung.

→ Bruno Schönfelder: “Der Euro als temporär erfolgreiches Abkopplungsmanöver und warum es etwas länger gewährt hat, jetzt aber trotzdem vorbei ist”, 13. Juli 2022

Kommentare (39) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Zorn Dieter
    Zorn Dieter sagte:

    Den deutschen Verhandlern zum Eurobeitritt Blauäugigkeit zu unterstellen, ist wohlfeil und wird im Nachhinein gern so interpretiert. Natürlich wäre es sicherer gewesen, zuerst die Wirtschafts & Fiskalunion voranzutreiben und erst dann den Euro einzuführen, statt es mit der Brechstange zu versuchen. Viele Ökonomen haben damals gewarnt. Pöhl ist im Dissenz zu Kohl zurückgetreten. Nur, wann wäre das gewesen, 2030, 2040 oder 2050?
    Und wie hätte sich diese Wirtschafts & Fiskalunion denn ergeben? Am Verhandlungstisch? Jetzt haben wir die reale Transferunion (die natürlich nicht so genannt wird) in der das Geben und Nehmen der einzelnen Volkswirtschaften monatlich ausgehandelt wird. Und die EZB, die als finanzielle Ersatzregierung die Wogen glättet so gut es geht. Inklusive der Targetkredite. Und sage nun keiner dass Lezteres für eine Übergangsphase nicht genau so gewollt wäre. Nur zugeben darf das halt kein Politiker. Die EU ist halt noch nicht die Vereinigten Staaten von Amerika.
    Die Schaffung eines einheitlichen Wirtschaftsraumes ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Politikern wie Kohl und Mitterand zu unterstellen, sie wüssten nicht was sie taten, ist naiv. Die wissen über ihre Beraterstäbe immer was sie tun. Und deshalb war alles so gewollt. P.S.: Immerhin hat diese, der deutschen Seite unterstellte Naivität, dazu geführt, dass Deutschland bis 2020 ein goldenes Jahrzehnt hatte, mindestens. Erst der Atomausstieg, die ungebremste Zuwanderung und der Kotau in Sachen russischer Ebergie vor den USA im Zuge des Ukrainekrieges, legen wirklich die Axt an den deutschen Wohlstand.

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    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Goldenes Jahrzehnt bis 2020? Wo leben Sie?
      Die “goldene Zeit” war im Westen vielleicht bis 2008, zum Osten kann ich nichts sagen. Der Rest ist Merkels Vermächtnis. Aber sie hat ja immer vom Ende her gedacht /Ironie off. Als Physiker muss man sich echt für sie schämen.

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    • Jacques
      Jacques sagte:

      Einen einheitlichen Wirtschaftsraum gab es bereits. Dafür benötigt man keine Währungsgemeinschaft. Das eine bedeutet eben nicht automatisch das andere.

      Die EU ist auch nicht die USA. Weder sprachlich, noch kulturell, noch ökonomisch.
      Die Vereinigten Staaten von Europa bleiben einfach eine Utopie. Manche Dinge muss man eben akzeptieren und hinnehmen.
      Die EU geht schweren Zeiten entgegen und der größte Faktor dabei ist die ungelöste Migrationsfrage.

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  2. foxxly
    foxxly sagte:

    @ freund bauer
    “”Was indessen funktionieren könnte, ist die temporäre Gestattung einer nationalen Parallelwährung neben dem Euro””

    ehrlich gesagt verstehe ich nicht ganz, was eine pralel-währung bringen soll?
    ich weiß, dass die österreichische schule auch währung im wettbewerb propagieren

    ich sehe darin keinen positiven sinn in diesen ersatz-währungen, denn
    eine währung, egal welche art ist nur so gut, wie die regierung und infolge die gesellschaft und wirtschaft läuft.
    mit diesen rahmenbedingungen der letzten etwa 20 jahren, kann und muss jede art von währung schwach werden.
    letztlich aber ist mit diesen schuldgeldsystem auch ein ablaufdatum, bzw ein ende der / aller währungen vorprogrammiert.

    wenn es paralell-währungen etc. gibt, dann bildet sich sehr schnell eine schlechtere heraus und verschwindet. welche werte gehen dabei verloren?
    anschließend ist das desaster noch größer, als vorher.

    das einzige was jetzt noch zählt ist vielleicht noch, wie stabil ist die eigene währung realtiv zu den anderen.
    ob eine währung, welche zuletzt kollabiert besser dran, als die erstere, kann ich nicht einschätzen.

    was auf alle fälle zählt ist, dass europa sich so unabdingbar sich vor den karren der usa hat spannen lassen und stellvertretend den krieg führt, finanziert und daran ausblutet, den die usa braucht und wollte.

    dass die EU dadurch eine wirtschaft- und politischen selbsmord dabei begeht, kann den hegemon nur recht und billig sein.
    die europäer haben nicht begriffen und erkannt, dass die eigene zerstörung das ziel des großen bruder´s ist. ja, wir helfen noch dazu den eigenen strick anzulegen und ihn abzuschneiden.
    dümmer geht´s nimmer!!

    die große chance der EU vor runden 20 bzw. mit der wiedervereinigung vor 33jahren eine selbstständigkeit zu erlangen, haben sie vertan.

    bezogen auf die aktuelle lage, kann ich nur betonen: raus aus der EU, der NATO und alle internationalen verträgen auf den prüfstand zu stellen.
    nur dieses kann uns noch vor größeren politischen katastrophen bewahren.

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      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ ticines
        uns allen und ihnen wird das lachen und ein sarkasmus in dieser form, bald vergehen, wenn die neue realität auch für die schläfer und notorischen blinden, erkennbar wird.

        viele ahnen bereits was auf uns zu kommt, verschließen aber weiter die augen.
        nach dem erkennen kommt der noch schwierigere weg: was können wir tun um manche umsetzung nicht durchgehen zu lassen,- und persönlich dann die folgen abzumildern.

        wir werden mit nachbarn enger zusammen rücken, welche heute noch nicht mögen!

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Ticinese

        Ich glaube nicht, dass sich die Russen das antun wollen. Sie als Schweizer wären doch auch gegen die Aufnahme des “Großen Kantons” im Nordosten in die Eidgenossenschaft, oder? ;)

  3. Ticinese
    Ticinese sagte:

    Spätestens seit der Eurokrise 2009 dürften die wenigsten der europäischen Gemeinschaftswährung noch viel Vertrauen entgegenbringen. Aber in den anderen grossen Wirtschaftsräumen sieht`s auch nicht viel besser aus.
    Die USA haben seit Obama 3 Präsidenten, die man als Schuldenmacherkönige bezeichnen könnte. Die Staatsschuldenquote von 130% liegt in der Grössenordnung der europäischen Club-Med-Pleitestaaten.
    Chinas Zentralregierung weist zwar eine niedere Schuldenquote aus, die Regional-Regierungen sind allerdings seit der Immobilien- und Covidkrise quasi pleite.
    Die Gesamtschuldenquote (Staat, Wirtschaft, Private) hat sowohl in den USA wie auch in China 350% des BIPs überschritten – wobei die Zuwächse der letzten 10 Jahre in China atemberaubend sind.
    Die globale Schuldenpolitik hat einen Pseudowohlstand geschaffen, der jetzt durch Inflation zur Dr. Stelters „Dekade der Vermögensvernichtung“ führen dürfte. Es stellt sich sogar die Frage, ob das Fiat-Geldsystem überhaupt noch zu retten ist. Ein Jay Powell dürfte die Politik eines Paul Volcker der 1980er Jahre wohl nicht durchsetzen können.
    Die Frage stellt sich, wie man seine paar müden Mäuse im Rahmen der Asset-Allocation anlegen soll, ohne allzu grosse Verluste zu erleiden.
    Anleihen bringen reale Negativrendite (Monetarisierung der Staatsschulden). Bei Immobilien geht man in den USA und Euroraum von einem Rückgang von 25-30% aus (in China ist die Blase schon geplatzt). Bei Aktien schreiben alle über Stock Picking: Aber welche Werte, welche Länder? Vielleicht bieten Edelmetalle eine Alternative, die zumindest in den letzten 5.000 Jahren (ganz langfristig) einen realen Werterhalt garantierten.
    Zu allen finanz- und währungspolitischen Problemen kommt noch die derzeitige geopolitische Situation, deren Ausgang völlig unsicher erscheint. Die Lage erinnert etwas an die 1920er und 1930er Jahre.

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  4. Jochen Selig
    Jochen Selig sagte:

    “Die Deutschen haben mehr Sorgen vor dem Klimawandel als vor der Inflation – und das bei einer Inflationsrate von zehn Prozent! Ich denke es ist den Medien, die ich zum Lager der Politik zähle, gelungen, die Themen entsprechend zu platzieren.” In der Tat. Fritz Goergen dazu: “In Österreich ist es wie in Deutschland: So lange die dominierenden Massenmedien zusammen mit NGOs, Forschungs-, Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen sowie nahezu allen gesellschaftlichen Organisationen, Gewerkschaften, Industrie-, Wirtschafts- und Berufsorganisationen, der Sozialindustrie und so weiter bis hin zu den Kirchen die grünrote Richtung der Politik bestimmen, ist es egal, wer formal regiert und opponiert.

    Grünrot bestimmt den Zeitgeist, Grünrot bestimmt die Richtung in Gestalt welcher Parteien-Konstellationen auch immer – ob mit und ohne die grüne Partei. Ändern kann sich erst etwas, wenn der Zeitgeist dreht. Dieser Zeitgeist kommt aus den Teilen der USA nach Europa, in denen es mehr Taker als Maker gibt. Dreht der Zeitgeist in Groß-Wokistan (USA), dreht er mit zeitlicher Verzögerung auch in Klein-Wokistan (Westeuropa), an dessen östlichsten Rändern Deutschland und Österreich zuletzt – vielleicht in Österreich eine Spur früher.”

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  5. Nordlicht
    Nordlicht sagte:

    Betr.: “Allerdings muss man dazu auch die Mittelverwendung beeinflussen können …”

    Dies ist das klassische Recht der Volksvertreter, das sie den Herrschern in den vergangenen 150 Jahren abgerungen haben.

    Einen vollständigen EU-Einfluß auf die Mittelverwendung wäre ein Verlust dieses Rechtes. Demokratie funktioniert nur auf nationaler Ebene.

    Antworten
    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Nordlicht

      “Einen vollständigen EU-Einfluß auf die Mittelverwendung wäre ein Verlust dieses Rechtes. Demokratie funktioniert nur auf nationaler Ebene.”

      Theoretisch ginge das schon. Aber es würde bedeuten, dass das EU-Parlament nach demokratischen Standards gewählt werden müsste (also nicht mehr das zehnfache Stimmgewicht für einen Wähler aus Malta gegenüber einem aus Deutschland oder Frankreich), ein echtes Initiativrecht für die Gesetzgebung inklusive Budgetrecht bekommen müsste und es wäre das Ende der Kungelrunden zu Bestimmung des EU-Kommissions-Chefs, dessen Posten ja mittlerweile zum Endlager für abgehalfterte nationale Politiker*innen degeneriert ist.

      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12295/umfrage/einwohner-je-abgeordneten-im-eu-parlament/

      Unwahrscheinlich, dass das wiederum alle kleineren EU-Staaten und die nationalen Regierungen akzeptieren würden.

      Und davon abgesehen gäbe es natürlich noch das kleine praktische Problem, dass die EU 24 verschiedene Amtssprachen hat, ohne dass eine davon dominant ist, was einen echten EU-weiten Wahlkampf für die Parlamentsmandate und den öffentlichen Diskurs allgemein zu einem babylonischen Sprachwirrwar werden lässt.

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      • der Kater
        der Kater sagte:

        “Babylon die Große ist gefallen, sie, die alle Nationen veranlaßt hat, von dem Wein der Wut ihrer Hurerei zu trinken!”

  6. Bauer
    Bauer sagte:

    Zunächst eine generelle Vorbemerkung: Warum machen diejenigen, die es am besten wissen müssten, erst nach ihrer Emeritierung/Pensionierung den Mund auf, um zu sagen, was Sache ist? Diese Liste wird immer länger und enthält renommierte und dekorierte Namen. Das ist stille Selbstzensur, schade.

    >> “Was könnte man tun um den Euro zu sanieren? „Drei Bauelemente wären (…) von zentraler Bedeutung. Das erste ist die (…) Option des Urlaubs vom Euro.”

    Das ist keine reelle Lösung. Was indessen funktionieren könnte, ist die temporäre Gestattung einer nationalen Parallelwährung neben dem Euro, der weiterhin floatend für den internationalen Geldverkehr gültig bleibt. Yanis Varoufakis hatte diese Linie 2011 für Griechenland im Sinn und wurde dank der Schwäche seines Premiers Tsipras von der EU (Merkel) aus dem Spiel gekegelt. In Italien war eine vergleichbare Lösung, die mini-BOTs, im Gespräch und wurde durch die Geldschwemme der EZB unterdrückt.

    Gleichzeitig gibt es eine lange Liste von Staaten, die mit einem derart gespaltenen Geldsystem ganz ordentlich über die Runden kommen, man schaue nach Mittel- und Südamerika, Osteuropa. Prominentestes Beispiel ist derzeit die Türkei, obwohl dort die Übertreibung längst imgange ist.

    Der Vorteil ist, dass sich für die Mehrheit der Bevölkerung die Relationen Verdienst/Lebenshaltung/Steuern vorläufig nicht entscheidend ändern, die Regierung jedoch durch die internationalen Spielregeln gezwungen wird, ihren Laden zu sanieren. Sobald die Abwertung der nationalen Notwährung sich stabilisiert hat, kann dann die Rückkehr ins Eurosystem eingeleitet werden.

    Der Hinweis im Vorspann auf das US-System, das sich nun schon über 200 Jahre funktionsfähig erhält, ist da nur zu unterstreichen. Nicht nur zufällig hat die Schweiz eine sehr ähnliche Finanzverfassung.

    Und dann noch eine eher private Beobachtung: Mein Gewicht hat in der Neujahrswoche um 1.5% abgenommen, ein natürlicher Votgang nach den Feiertagen mit Fraß und Völlerei. Aber Gold ist in derselben Woche gegen € um über 3% gestiegen, gegen $ seit November sogar um über 10%, und der CNY gewinnt gegen USD und Euro. Da werde ich in Hinkunft besonders genau hinsehen, denn die Einschläge kommen näher, um im Kriegsbild zu bleiben.

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    • Wilfried Goss
      Wilfried Goss sagte:

      @Bauer
      “Was indessen funktionieren könnte, ist die temporäre Gestattung einer nationalen Parallelwährung neben dem Euro, der weiterhin floatend für den internationalen Geldverkehr gültig bleibt. “

      Meine Frage wäre bei diesem Ansatz, den ich ihn gut finde folgende:
      Wie viele Staaten würden eine Parallelwährung benötigen/wollen und wieder Beenden und in den Euro zurückkehren ? Was wäre temporär ? Das Eurosystem würde eine Drehtür zum Betreten und Verlassen werden ;-)
      Für den internationalen Geldverkehr müssten Banken und Notenbanken mitmachen, was zudem sehr aufwendig wäre.

      Antworten
    • jobi
      jobi sagte:

      @ Bauer

      “Aber Gold ist in derselben Woche gegen € um über 3% gestiegen, gegen $ seit November sogar um über 10%..”

      Pssst, nicht so laut, Herr Bauer.

      Ist Ihnen eigentlich auch aufgefallen, dass der traditionelle Performance-Rückblick der Banken zum Jahreswechsel ( der, bei dem eine bestimmte Assetklasse jedes mal “vergessen” wird ) dieses Jahr gleich ganz ausgefallen ist ?

      Antworten
  7. Wilfried Goss
    Wilfried Goss sagte:

    Trotz Blindflug sieht das politische Personal natürlich schon die Euro-Problematik. Gleichzeitig sind diese auch eifrige WEF-Teilnehmer in Davos mit dem Kalkül, die Verantwortung für das Desaster in einem globalen Reset auf eine für Bürger weit entfernte Institution oder globale Gemeinschaft, was auch immer, abzuschieben.

    In einer multipolaren Welt und mit der Entdollarisierung in der BRICS-Staaten-Allianz läuft den westlichen Treibern USA und GB jedoch die Zeit davon, da sie alle Elemente gleichzeitig anschieben müssen.
    Der Petro-Yuan hat gestartet.

    Dr. Daniel Hofmann in Smart Investor; “Zukünftig könne die gesamte Finanzinfrastruktur in einer dezentralen Cloud hängen und die Rolle der Finanzinstitutionen dabei vollständig von der Blockchain-Technolo­gie ersetzt werden, hieß es. Die digitale Spiegelung der Weltfinanz- und Weltgütermärkte in all ihren ­Verästelungen umfassend würde die technischen Möglichkeiten für einen solchen finanziellen „Great Reset“ samt Schuldenschnitt und Vermögensumverteilung schaffen.”

    Antworten
      • Wilfried Goss
        Wilfried Goss sagte:

        @weico

        Danke für den Link !
        Viele Schwellen- und Entwicklungsländer werden sich in der anbahnenden Offshore-Dollar-Schuldenkrise an die BRICS-Bank bzw. dem neuen realwirtschaftlich orientierten BRICS-Weltfinanzsystem zuwenden. Den Banken der City of London dürfte auf diese Weise die Krone vom Haupt genommen werden.

      • Michael Stöcker
        Michael Stöcker sagte:

        @ Wilfried Goss

        „Der Petro-Yuan hat gestartet.“

        Das ist richtig und auch gut so. Daraus sollte man allerdings nicht schlussfolgern, dass dies eine ernsthafte Bedrohung für den Dollar sei. Der relevante Part in dem von weico verlinkten Beitrag von dem von mir sehr geschätzten Mark Dittli kommt an Ende mit dem Verweis auf Michael Pettis, den ich gestern hier am anderen Thread verlinkt hatte. Insofern wird Ihre Prophezeiung nicht eintreten: „Den Banken der City of London dürfte auf diese Weise die Krone vom Haupt genommen werden.“ Hier nochmals der äußerst lesenswerte Beitrag von Pettis aus dem letzten Jahr: https://www.elgaronline.com/view/journals/roke/10/4/article-p499.xml

        LG Michael Stöcker

      • jobi
        jobi sagte:

        “Der Petro-Yuan hat gestartet.”

        Unabhängig davon, in welchem Zeitraum die Ablösung des US-Dollars als einzige globale Reservewährung möglich sein wird – für viele Schwellenländer dürfte der PetroYuan eine Alternative sein, besonders dann, wenn eine Golddeckung dem Yuan Stabilität verleiht.

        Bereits eine marginale Abschwächung der Nachfrage nach US-Treasuries zwingt die Fed, einen noch größeren Anteil des Staatsdefizits zu finanzieren.

        Keine guten Aussichten also bei heraufziehender Rezession mit bereits sinkenden Staatseinnahmen.

        Sollte der Fed die Kontrolle über die Inflation entgleiten, werden Dedollarisierungsbestrebungen eine ganz neue Dynamik entwickeln.

    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @W Goss

      Bzgl. Chinas weiterer Rolle wäre ich vorsichtig. Da fließt gerade sehr viel Geld AUS dem Land, obwohl bei dem Exportüberschuss sehr viel INS Land fließen müsste. Investoren sehen die Zukunft Chinas aktuell im autoritären Sozialismus – keine gute Voraussetzung für eine Reservewährung oder auch nur eine weiter erstarkende Wirtschaftsmacht.

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Investoren sehen die Zukunft Chinas aktuell im autoritären Sozialismus – keine gute Voraussetzung für eine Reservewährung oder auch nur eine weiter erstarkende Wirtschaftsmacht.”

        Ja und? Ist doch die gleiche Zukunft wie für EU und USA…

      • Wilfried Goss
        Wilfried Goss sagte:

        @Stoertebekker

        Bemerkenswerte an der Entwicklung ist für mich folgendes:
        -Aufbau eines Finanzsystems unabhängig von USA und Dollar
        -Die Handelsströme, die von China bereits jetzt ausgehen dominieren in Asien, Südamerika, Afrika und teilweise EU.

        Felix Zulauf hat auch gesagt, dass die westlichen Scheindemokratien immer mehr zu Sozialismus und Planwirtschaft übergehen, womit ich mit Richard Ott bin: “Ist doch die gleiche Zukunft wie für EU und USA.”

        Meine persönliche Reservewährung ist die älteste Währung der Welt und weder Dollar noch Yuan.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @W Goss

        Die Handelsströme kommen aus China. Die Zahlungsströme sind überwältigend immer noch USD (und an Platz 2 Euro).

        Und solange Geschäftsbanken die währungsraumübergreifenden Transaktionen sicherstellen (müssen), wird der USD wegen des entsprechenden Kollaterals (liquidester Markt) dominant bleiben. Eine staatlich manipulierte und nicht frei konvertierbare Währung (inkl. Kapitalverkehrskontrollen) ist im Moment jedenfalls noch nicht geeignet für Größeres.

        Bei den Aussagen zu Planwirtschaft und Sozialismus bin ich ja dabei. Aber es ist noch ein ganz ordentliches Stück Weges, den EU/USA vor sich haben, bis wir da landen, wo China heute ist. Und China wird sich weiter verschlechtern.

        Im Übrigen hat die KP die Covid-Restriktionen aufgehoben, weil sie den eigenen momentanen wirtschaftlichen Absturz in den Zahlen gesehen haben. Panik.

      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @Stoertebekker

        “Eine staatlich manipulierte und nicht frei konvertierbare Währung (inkl. Kapitalverkehrskontrollen) ist im Moment jedenfalls noch nicht geeignet für Größeres.”

        Leider haben die angeblich “nicht vom Staat manipulierten” Währungen US-Dollar und Euro den Nachteil, dass in diesen Währungen geführte Konten gern “eingefroren” werden, wenn Washington das so verlangt. Äußerst unattraktiv für jeden, der nicht aus dem Land des Hegemons oder eines seiner Vasallenstaaten kommt, möglicherweise sogar noch unattraktiver als Kapitalverkehrskontrollen.

        “Aber es ist noch ein ganz ordentliches Stück Weges, den EU/USA vor sich haben, bis wir da landen, wo China heute ist.”

        Ich glaube, wir werden in den USA und der EU die Chinesen “überholen ohne einzuholen”, wie man das so schön in der DDR sagte. Auf die Idee, die Politbüro-Mitglieder nach ihren sexuellen Vorlieben oder ihrer “Geschlechtsidentität” auszuwählen, kommt die Kommunistische Partei Chinas in nächster Zeit sicherlich nicht, und auch Klimaklebies und ums Klima weinende Jungmädchen aus westlichen Oberschicht-Familien wurden dort noch nie gesichtet. So ein klassisch marxistisches System sieht plötzlich gar nicht mehr so schlecht aus, wenn man es mit den Freaks vergleicht, die in den westlichen Gesellschaften hochgejubelt werden.

        Typisches Beispiel hier:

        “China’s broadcasting regulator has said it will ban ‘effeminate’ aesthetics in entertainment shows and that ‘vulgar influencers’ should be avoided.”
        https://www.bbc.com/news/business-58394906

        “Im Übrigen hat die KP die Covid-Restriktionen aufgehoben, weil sie den eigenen momentanen wirtschaftlichen Absturz in den Zahlen gesehen haben. Panik.”

        Ich habs doch vor ein paar Wochen geschrieben: Wer auf einen Baum geklettert ist, muss irgendwann auch wieder runterkommen. Vor einem endemischen, über die Luft übertragbaren Virus kann man sich nicht endlos lange verstecken.

  8. Alexander
    Alexander sagte:

    Betrug mit Vorsatz – kein Blindflug,
    wissenschaftlich hinreichend publiziert.

    Deshalb Prof. H.W.Sinns letzte Weihnachtsvorlesung mit dem Wunsch per Grundgesetzänderung die Verfassungsorgane zu ZWINGEN die Maastrichtverträge einzuhalten.
    https://www.youtube.com/watch?v=78ntekFBE4o&t=7100s (1:58:20)

    So verfassungsbrüchig Verfassungsorgane sind,
    so wenig werden sich dieselbenTäter selbst strafverfolgen.

    Läuft.

    Antworten
  9. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    bto: “Die Deutschen haben mehr Sorgen vor dem Klimawandel als vor der Inflation – und das bei einer Inflationsrate von zehn Prozent! Ich denke es ist den Medien, die ich zum Lager der Politik zähle, gelungen, die Themen entsprechend zu platzieren. Nehmen wir die Forsa-Umfrage vom November 2022: Demnach sorgen sich 59 Prozent der Bürger, dass sich der Klimawandel immer häufiger und stärker durch Naturkatastrophen auf den Alltag auswirkt. 53 Prozent sorgen sich eigenen Angaben zufolge davor, dass der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf andere Länder übergreift oder sogar in einen Weltkrieg mündet. 52 Prozent sorgen sich demnach vor einer zu großen Belastung der eigenen finanziellen Lage durch zu hohe Kosten für Strom und Energie. ”

    Dass dieser Eindruck entsteht, liegt auch an der geschickt gewählten Fragestellung vom bekanntlich SPD-nahen und damit regierungsnahen Umfrageinstitut Forsa.

    Die Kriterien für das Eintreten des “Klimawandel”-Sorgen-Szenarios sind viel schwächer formuliert und als die von “Ukrainekrieg greift auf andere Länder über, potentiell bis zum Weltkrieg” und gleichzeitig sind die möglichen unmittelbaren Schäden in letzterem Szenario um ganze Größenordnungen höher als wenn sich die Häufigkeit von Naturkatastrophen in Deutschland erhöhen würde. (Um wie viel denn? Reichen schon 5%? Wie viele Jahre würde es überhaupt dauern, bis wir es bemerken, dass diese Häufigkeit gestiegen ist – es ist ja nicht so, dass Naturkatastrophen täglich in Deutschland eintreten?)

    Und wieso wird in dem Inflations-Szenario nach einer “zu großen” finanziellen Belastung und nicht analog wie bei der Klimafrage einfach nach einer “größeren” Belastung gefragt?

    Hier versucht Forsa, “Klimaangst” in der Bevölkerung zu melken. Subtile Meinungsmache.

    Antworten
    • weico
      weico sagte:

      @Richard Ott

      “Hier versucht Forsa, “Klimaangst” in der Bevölkerung zu melken. Subtile Meinungsmache.”

      Solche Meinungsmache nennt sich ja politisch korrekt…”Kampf gegen Desinformation” und wird durch das “Netzwerk Klimajournalismus” verbreitet.

      Beim Ukrainekonflikt aka “Putin’s Angriffskrieg” hat ja bekanntlich der Staat seine “Finger im Spiel”, damit der Bürger wirklich nur die “richtigen Informationen” bekommt ! :-)

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=89213

      Antworten
      • Richard Ott
        Richard Ott sagte:

        @weico

        “Ukrainekonflikt aka ‘Putin’s Angriffskrieg’”

        Jetzt, wo Sie es sagen, fällt mir auf, dass Forsa offenbar gar nicht den derzeit korrekten Framing-Begriff für “Klimawandel” genutzt hat.

        Richtig müsste es natürlich heißen: “Demnach sorgen sich 59 Prozent der Bürger, dass sich DIE GEFÄHRLICHE KLIMAAPOKALYPSE immer häufiger und stärker durch Naturkatastrophen auf den Alltag auswirkt.”

        So wären locker noch viel mehr als 59% Zustimmung möglich gewesen. Bei Forsa arbeiten mittlerweile auch immer mehr Dilettanten.

      • weico
        weico sagte:

        @Richard Ott

        “Richtig müsste es natürlich heißen: “Demnach sorgen sich 59 Prozent der Bürger, dass sich DIE GEFÄHRLICHE KLIMAAPOKALYPSE immer häufiger und stärker durch Naturkatastrophen auf den Alltag auswirkt.”

        Exakt !

        Die Deutsche Sprache ist ja bekanntlich ebenfalls im “ZeitenWANDEL”..

        Die Berliner Polizei wird wohl dazulernen müssen. Sind ja “nur” 29 Seiten… :-)

        https://www.focus.de/panorama/diskriminierende-sprache-berlin-auf-29-seiten-steht-was-die-polizei-kuenftig-nicht-mehr-sagen-soll_id_182297306.html

  10. weico
    weico sagte:

    Kritik und Warnungen , VOR der Einführung Währungsunion/Euro, gab es ja GENÜGEND.

    Einige Länder waren ja so KLUG und haben den Euro nicht eingeführt (auch aus Sicht eines Austritt’s..) bzw. das Volk darüber Abstimmen lassen !

    Der deutsche Wähler hat “Dank” der herrschenden Parteienoligarchie aka “Parteiendemokratie” und dem “Diktator” Kohl (Eigenaussage !) einmal mehr die Ars..karte gezogen und damit die relativ stabile DM dem “Friedenprojekt” EU geopfert.

    Kohl’s Aussage:
    “Im Interview räumte Kohl rundheraus ein, bei der Abschaffung der D-Mark gegen den Willen der Deutschen gehandelt zu haben. Der Grund: “Eine Volksabstimmung über die Einführung des Euro hätten wir verloren. Das ist ganz klar. Ich hätte sie verloren.” Wenig später behauptet Kohl auch, dass mehr als eine Zweidrittelmehrheit der Deutschen gegen die Einführung des Euro gestimmt hätte: “Eine Volksabstimmung hätte ich natürlich verloren, und zwar im Verhältnis 7 zu 3.”

    https://www.merkur.de/politik/helmut-kohl-bei-euro-einfuehrung-diktator-zr-2846068.html

    Antworten
  11. foxxly
    foxxly sagte:

    die ausweglosigkeit aus dem selbstgschaffenen dilemma ist so gigantisch groß, dass lösungen, wenn überhaupt, nicht mehr möglich sind.
    die EU und europa versinken in dem schlamm der zunehmend verwässerten regeln und vernünftigen wegen.
    das EU-konstrukt wird mit paucken und trompeten untergehen, gleichbedeutend wie mit einem erneuten, verlorenen krieg.

    historisch betrachtet würde dieser krieg als ablenkung der eigentlichen ursachen bedeuten.
    nun, europa ist selber viel zu schwach für einen eigenen krieg gegen aussenfeinde.

    ABER: die größte gefahr geht von den usa aus, welche selber in ein desaster laufen.
    ihre welt-stratgie-politik hat zur spaltung des welthandel geführt, deren auswirkungen zig jahre zu spüren sein werden.
    denn sie selber werden von den günstigen rohstoffen abgeschnitten (selbstverschuldet)

    historisch hat die weltmacht stets mehrere kriege angezettelt, ihre freunde vernichtet, diese in schutt und asche gebracht und anschließend mit aufbaukrediten noch abhängiger gemacht, als sie vorher waren.

    wir können es drehen und wenden wie wir wollen: es wird in etwa nach diesen schema wieder so kommen und verlaufen.

    die frage erübrigt sich von selbst, ob wir D..e und europäer noch etwas ändern oder gegensteuern können.
    dies wird 100%ig an uns selber scheitern.
    die größenwahnsinnigen führer und lenker des EU-konstruktes lassen dies nicht zu; – abgesehen von den außeninteressen: unsere vernichtung ist der vorteil des großen bruders.

    krieg und zerstörung gehört zu diesen geldsystem. es ist turbo in der umverteilung der vergangenen arbeitsleistung des volkes hin zu ganz wenigen händen.

    der klima-rettungs-wahn wird bald keine rolle mehr spielen, weil die gesellschaft rasant in die armut gebracht wird.
    die EU wird verschwinden und der euro sowieso.

    hoffentlich hinterläßt der große hegmon keine umfassende verbrannte erde!

    Antworten
    • Ticinese
      Ticinese sagte:

      Es ist schon sehr beruhigend, dass von den totalitären Diktaturen in China und Russland keine Gefahr ausgeht.
      Das arme deutsche Seelchen hat halt kein Verständnis, dass ein Land wie die USA seit 1776 oder gar wie wir in der Schweiz seit 1291 ihre Freiheit verteidigen. Jahrhundertelange Gehirnwäsche durch Fürsten, später einen Führer und im Osten sozialistische Generalsekretäre haben den Michel und seine Micheline geprägt. Sie können ja nix dafür.
      Liberal oder gar neoliberal sind da ein Schimpfwort.
      Und da Deutschland historisch seit seiner Staatsgründung 1871 immer auf die Schnauze gefallen ist und jetzt mit leeren Händen dasteht, setzt man sich auf das hohe moralische Ross (grüne Weltenrettung etc.) – zum Spott der bösen Welt.

      Antworten
      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Ich hoffe, die bigotte Moral-Hybris kommt vor dem Fall. Anders wird ja nichts gelernt. Und selbst dann zweifle ich am Lernefffekt des Michl. Die Gehirnwäsche hält schon zu lange an.

        P.S. Trotzdem sehe ich keinen Grund, die USA in ihrer heutigen Ausrichtung zu verteidigen. Die Schweiz schon.

      • Bauer
        Bauer sagte:

        @ Ticinese

        >> “Und da Deutschland historisch seit seiner Staatsgründung 1871 immer auf die Schnauze gefallen ist …”

        Komisch, ob das wohl damit zusammenhängt, dass seitdem Berlin die Hauptstadt ist?

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