Demografisch folgt Asien Europa

Wir wissen, dass wirtschaftliches Wachstum von der Entwicklung der Erwerbsbevölkerung und der Veränderung der Produktivität abhängt. Gerade Asien hat hier eine sehr gute Entwicklung hinter sich und zumindest mit Blick auf die Produktivität darf man angesichts der schulischen Leistungen der dortigen Jugendlichen ausgesprochen optimistisch sein.

Demografisch sieht es allerdings gar nicht mehr so gut aus. Von Japan ist das bekannt, auch bei China war es den meisten Beobachtern klar, es ist aber ein Phänomen, welches ganz Asien erfasst. Die FINANZ und WIRTSCHAFT (FuW) mit interessanten Fakten:

  • “Als die ‘Financial Times’ eine Schrumpfung der chinesischen Population für 2020 vermeldete, war das aber ein Schock. Gemäss bisheriger Prognosen sollte das erst in zwölf Jahren geschehen. Wäre die Meldung richtig, dann wäre die Zahl der Geburten viel stärker als erwartet eingebrochen.” – bto: Es ist in der Tat eine überraschende Beschleunigung. China droht noch rascher älter zu werden statt reich.
  • “Seit 2014 wurde eine Zwei-Kind-Politik stufenweise eingeführt. Manche Provinzen haben schon alle Beschränkungen aufgehoben. (…) Es ist ziemlich sicher, dass Chinas Bevölkerung abnehmen wird. Im mittleren Szenario der Vereinten Nationen wird sie in den nächsten zwanzig Jahren zwar noch relativ konstant sein, bis zum Jahr 2100 aber um gut ein Viertel – fast 400 Mio. Einwohner – abnehmen.” – bto: Obwohl die Ein-Kind-Politik nicht mehr gilt, dauert es natürlich, eine Wende herbeizuführen. Der höhere Wohlstand führt – wie schon im Westen – dazu, dass die Geburtenrate freiwillig zurückgeht.
  • “Der geopolitische Rivale Indien wäre demnach in fünf Jahren das bevölkerungsreichste Land der Welt. Im Szenario mit der schwächsten Entwicklung würde sich die Bevölkerungszahl Chinas bis zum Ende des Jahrhunderts gar halbieren.” –  bto: Nun steht Indien bei der wirtschaftlichen Entwicklung natürlich zurück, aber es gibt auch dort gute Zeichen, vor allem im IT-Bereich.
  • China ist dabei keine Ausnahme in Ost- und Südostasien – dort wird die Bevölkerungsspitze im Jahr 2038 erreicht werden. In Südkorea ist es schon offiziell, dass im Jahr 2020 erstmals die Einwohnerzahl zurückgegangen ist, im schnell alternden Thailand ist es in sieben Jahren soweit. Japans Einwohnerzahl sinkt seit 2009 langsam und wird in elf Jahren erstmals seit 1982 unter 120 Mio. sinken.” – bto: Und damit schrumpft die Bevölkerung in einer wirtschaftlich sehr bedeutenden Region.

Quelle: FuW

  • “Da die Kinderzahl stetig abnimmt, wird die asiatische Erwerbsbevölkerung in Zukunft mit Sicherheit deutlich sinken – und das schneller als die Gesamtbevölkerung. Das belastet das potenzielle Wirtschaftswachstum.  Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter hat in China ihren Zenit schon vor zehn Jahren überschritten. Die Projektionen sind selbst im ‘mittleren Szenario’ der UN deutlich: In den nächsten dreissig Jahren stehen 15 % weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Bis zum Ende des Jahrhunderts sind es rund 40 % weniger.” – bto: So gesehen müssen sich die USA keine großen Sorgen machen.
  • Für das Wachstum und den Wohlstand in Asien verheisst es nichts Gutes, dass die absolute Zahl an Arbeitnehmern sinkt und gleichzeitig ein höherer Anteil von Einwohnern im Pensionsalter finanziert werden muss. Viel des Erfolgs der dortigen Länder stammte von der Bevölkerungsentwicklung. Dieser Schub ist nun vorbei.” – bto: Das ist  auch geo-strategisch keine gute Nachricht. Europa, Russland und Asien schrumpfen. Der Nahe Osten und Afrika explodieren. Gunnar Heinsohn erklärt uns regelmäßig, was das bedeutet.

fuw.ch: „Demografische Zeitbombe in Asien“, 5. Mai 2021