„Deflation: Die eingebildete Krankheit“

Professor Ernst Baltensperger kommentiert in der FINANZ und WIRTSCHAFT wenig überraschend die Politik der EZB: Die Sorge vor einer Deflation hält er für unbegründet und deshalb die Geldpolitik für falsch. Soweit nichts Neues für bto.

Interessant ist seine Analyse zum Ausblick: identisch zu den Szenarien der Eiszeit, wie ebenfalls hier immer und immer wieder beschrieben. In dieser Klarheit aus akademischen Munde dennoch selten:

  • Nun ist es natürlich nicht so, dass die Eurozone nicht wirkliche Probleme hätte, im Gegenteil. Doch diese Probleme sind nicht monetärer Art und lassen sich nicht von der EZB mit den Mitteln der Geldpolitik lösen.“
  • Sie sind in der Struktur der Europäischen Währungsunion und der politischen Systeme ihrer Mitgliedländer bedingt: verkalkte, unflexible Arbeits- und Gütermärkte, unsolider Finanzhaushalt mancher Staaten, labile Bankensysteme. (…) Europa leidet nicht an einem Mangel an Geld, sondern an Strukturproblemen und mangelnder Reformbereitschaft. (…) Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank hat das ihre dazu beigetragen, diesen Zustand zu verfestigen.“
  • Es besteht die Gefahr, dass die Weltwirtschaft, und besonders die europäische, weiter schwach und zerbrechlich bleibt, wenn die Zentralbanken und die restliche Wirtschaftspolitik den Krisenmodus unbegrenzt weiterführen und die Staaten sich notwendigen Reformen verweigern. Die Verunsicherung über die Zukunft könnte in diesem Fall noch lange anhalten und einer Normalisierung im Wege stehen. Im schlimmsten Fall könnte dann eine eskalierende Verschuldungskrise zum Zusammenbruch von Finanz- und Realwirtschaft führen.“

Alles richtig. Nur werden Reformen nicht genügen. Bekanntlich bedarf es auch einer Bereinigung der Schulden.

→ FINANZ und WIRTSCHAFT: „Deflation: Die eingebildete Krankheit“, 29. März 2016