Deflation = Debt plus Disruption plus Demographics?

Vor einigen Tagen habe ich mich erneut mit den Folgen der Demografie für Inflationsraten und Vermögenspreise auseinandergesetzt. Ein Thema, bei dem man nur mit Hypothesen arbeiten kann. Ich neige immer mehr der „Sandwich“- These zu: steigende Inflation bei fallenden Vermögenspreisen.

Dabei gibt es durchaus Studien, die Deflation als Folge der Demografie erwarten. So die Bank of America, die ein deflationäres Umfeld erwartet aus einer einfachen Formel:  Deflation = Debt plus Disruption plus Demographics.

Der Zusammenhang ist dann so:

  • Debt, also Schulden, lasten auf der Wirtschaft und drücken das Wachstum. – bto: für mich bekanntlich die wahre Ursache der säkularen Stagnation.
  • Disruption, also technologischer Fortschritt, der vorhandene Geschäfte und Anlagen entwertet und die Unsicherheit und damit die Sparneigung erhöht. – bto: Das ist immer bei fundamentalen Brüchen der Fall.
  • Demografie, also die fallende Erwerbsbevölkerung, wird zu weniger Wirtschaftswachstum und sinkenden Preisen führen, so die BofA.

Die Schlussfolgerung – gähn – natürlich Helikoptergeld. Jungs bekommt ihr schon noch, keine Sorge …

→ Zero Hedge: Deflation = Debt + Demographics + Disruption, 12. Oktober 2015

Das mit der Deflation aufgrund des Alters ist aber nicht so sicher. Kommt doch eine neue Studie – die wir schon hatten –, zu einer anderen Schlussfolgerung. Das sinkende Angebot an Arbeitskräften wird demnach zu steigenden Löhnen führen und die Unternehmen zu mehr Automatisierung zwingen, was beides zu steigenden Preisen führen sollte. Gefolgt von höheren Zinsen wegen der gestiegenen Kapitalnachfrage und zugleich sinkenden Ersparnissen. Natürlich gehen die Autoren davon aus, dass sich die Gesellschaften auf diesen Wandel einstellen können und alles gut wird. Vor allem setzen sie auf steigende Pro-Kopf-Einkommen, was ich für eine optimistische Annahme halte, sinken die Produktivitätszuwächse doch seit Jahren.

→ FT (Anmeldung erforderlich): „Ageing economies will grow old with grace“, 13. Oktober 2015

Andere sind da nicht so optimistisch. Sie sehen – wie ich – eine Sandwichgeneration: steigende Preise und tiefere Assetpreise aufgrund der Notwenigkeit, Vermögen zu verkaufen, um die gestiegenen Kosten zu decken. Zwar würde dies zu einer Umverteilung von Einkommen zugunsten der Jungen führen und zugleich die ungleiche Vermögensverteilung reduzieren (weil die Vermögen schrumpfen!), aber dennoch wäre es eine gequetschte Generation. Was mich dabei stört, ist neben der Tatsache, dass ich dieser Generation angehöre und ich ungern gequetscht werde, das Problem der unmittelbarer bevorstehenden Vermögensvernichtung zur Lösung der Schuldenkrise.

→ FT (Anmeldung erforderlich): „Sandwich casualties of the pensions time-bomb“, 4. Oktober 2015

Kommentare (3) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Es gibt nicht die eine „wahre“ Ursache für Deflation.

    Ich würde zu Debt, Disruption und Demografie noch Deformation hinzufügen. Damit meine ich, dass die Globalisierung schockartig und damit deformierend gewirkt hat. Der Mauerfall war ein Schock ebenso wie das Angebot konkurrenzlos tiefer Arbeitskosten u. a. durch China. Das muss und wird sich normalisieren durch Steigerung der Binnennachfrage und hat damit natürlich auch Auswirkungen auf die entwickelten Volkswirtschaften.

    Zur Demografie:

    Die demografisch bedingten Verteilungskämpfe in den entwickelten Volkswirtschaften werden dazu führen, dass sich das Renteneintrittsalter kontinuierlich erhöht. Das ist die sinnvolle Lösung dieses Verteilungsproblems und es ist eine mögliche. Insbesondere Gesellschaften, deren Wertschöpfung mehr und mehr vom Dienstleistungssektor getragen wird, sollten dazu befähigt sein.

    Die quantitativen Aspekte und Auswirken lassen sich heute nicht abschätzen, weil sie im Zeitverlauf gesellschaftlich „verhandelt“ werden.

    Sie sind aber in der Diskussion als eine mitbestimmende Variable zu berücksichtigen.

    Damit werden Prognosen noch unsicherer als sie es schon sind.

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  2. Ralph Klages
    Ralph Klages sagte:

    Auch ich gehöre in die “Quetsche” und zwangsläufig fragt man sich dann, wie die Zukunft sich wohl gestalten wird. Bauen Sie doch in Ihre eher pessimistische Sichtweise (“sandwich”) doch nicht unbedingt die Aufgabe/Umwandlung/Verbrauch von jetzt noch bestehenden Assets ein: Vielleicht übertragen Sie Vermögenswerte aus lebenslanger Leistung an Ihre Kinder? Deren gibt es gesamtwirtschaftlich sicherlich weniger oder etwa gleich viele (Adenauer: Kinder bekommen die Leute immer). Und die Assets müssten gar nicht zur Lebensfinanzierung herangezogen werden, weil Sie ein höchst sparsamer Mensch sind und dem Wenigen im Alter gut zurecht kommen.
    Also. Mehr Mut, Herr Stelter. ;-) LG

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    • Daniel Stelter
      Daniel Stelter sagte:

      Das sage ich meiner Frau auch immer :-) Wir brauchen als sparsame Menschen nicht mehr so viel und zugleich kümmern wir uns um die Bildung der Kinder, in der Hoffnung, dass sie dann für uns sorgen …

      Also: Ich bin da ganz optimistisch :-)

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