„Das Währungssystem ist Schuld an wachsender Ungleichheit“

Diverse Male habe ich mich mit den Thesen von Thomas Piketty befasst. Dabei bleibe ich bei der Auffassung, dass die ungleiche Vermögensverteilung ein Symptom der weltweiten Schuldenwirtschaft ist (Die Forderungen des Einen sind die Schulden des Anderen). Und die Politik, die über Jahrzehnte die Schuldenwirtschaft befeuert hat, weil sie kurzfristige Krisen und erforderliche Anpassungen aufgrund des zunehmenden internationalen Wettbewerbs scheute, sieht nun in der Ungleichverteilung eine ideale Vorlage, um das Schuldenproblem in den Griff zu bekommen. Umso wichtiger ist es, sich die wahren Ursachen in Erinnerung zu rufen. Dies tut Professor Hülsmann in einem Interview mit der WirtschaftsWoche. Kernaussage: “Wir haben seit mehr als 140 Jahren Währungssysteme eingeführt, die eine immer größere Erweiterung der Geldmenge erlauben, und das Ganze hat sich ab 1971 zugespitzt. Damals kündigte US-Präsident Richard Nixon, wie bekannt, die Bindung des Dollar an Gold auf. Seit diesem Moment erleben wir, dass das Auseinanderklaffen der durchschnittlichen Einkommen und der durchschnittlichen Vermögen, immer größer wird. Ohne Goldanbindung kann die Geldmenge im Prinzip unbegrenzt ausgeweitet werden. Das dient unter anderem der erleichterten Staatsfinanzierung, aber heute sehen wir auch sehr deutlich die Nebenfolgen, und dazu zählt das Auseinanderklaffen von Einkommen und Vermögen.”

Zur Rettungspolitik: “Wenn Sie sich die Zahlen anschauen zur Einkommens- und Vermögensentwicklungen, dann stellen Sie fest, dass sich die Probleme wie gesagt, in den vergangenen sechs Jahren verschlimmert haben. Es ist in der Wissenschaft sehr selten, dass man innerhalb von so kurzen Zeiträumen deutliche Verschiebungen bei den Verteilungsziffern sieht. Aber hier ist das der Fall. Indem die Geldschleusen – etwa durch die US-Notenbank FED – geöffnet wurden, um Staatsanleihen aufzukaufen und die Finanzmärkte zu stabilisieren, vergrößert sich die Ungleichheit. Diejenige, die bereits vermögend waren, haben von der Geldschwemme profitiert und sich von den Durchschnittsverdienern weiter abgekoppelt.”

“Wer wirklich etwas ändern will, der muss für einen fundamentalen Wandel, für eine Revolution und einen Neuanfang plädieren.”

Die Kritik am System teile ich. Den Systemzusammenbruch als Lösung – wie derzeit auch in populistischen Büchern propagiert – halte ich für naiv und gefährlich. Ein geordneter Prozess ist immer besser als Chaos. Dies spricht für einen Schuldenschnitt.

WiWo: „Das Währungssystem ist Schuld an wachsender Ungleichheit“, 5. Mai 2014