Das Risi­ko ist in den pri­vaten Märk­ten

Das billige Geld hat in den letzten Jahren die Risikobereitschaft erhöht und dabei vor allem einen Anreiz gegeben, das Geld längerfristig anzulegen. Zum Beispiel in „private markets“, also Märkten, bei denen nicht jeden Tag Preise ermittelt werden, und vor allem Märkten, aus denen man nicht so einfach wieder aussteigen kann. Die Mittel sind längerfristig gebunden. Und deshalb erwarten viele Beobachter genau hier die künftigen Probleme im Umfeld steigender Zinsen:

  • Believing they had found the latest formula for success, investors have ploughed about $9.8tn into unlisted equity, private credit and early stage or new venture funding. Alongside well-known problems — overvaluation, optimistic assumptions, aggressive accounting and high debt levels, there are additional concerns.“ – bto: Diese Probleme bestehen in der Tat und jeder, der in diese Vehikel investiert hat, kennt das. Es mag (sehr) gut gehen, aber eben nicht immer und vor allem nicht immer im erwarteten Zeithorizont.
  • First, as private investments are inherently illiquid, investors cannot cauterise losses easily. Monetisation, largely reliant on initial public offerings and trade sales, is now difficult, especially at previously anticipated prices.“ – bto: Da hofft man dann auf die kommende Phase des QE.
  • Second, the lack of market prices means opaque valuations, which frequently misstate investment or fund values. Unlisted equity valuation models rely on comparable traded companies and private financing rounds. The discrepancies between these values and market prices can be large. After being valued in 2021 at $46bn, a 2022 $800mn funding round valued Klarna at $6.7bn (an 85 per cent fall). As the disappointing initial public offerings of Uber and WeWork highlight, the case is not isolated.“ – bto: Ich denke auch, dass sie da viele auf dem Papier noch reich rechnen. Die Frage ist, ob die Bewertungen sich erholen.
  • Private real estate or infrastructure, generally treated as leveraged bond-like investments, are sensitive to growing uncertainty over once predictable revenues, assumed “terminal” values at a point in time, funding costs and the often complex options embedded in the investment structures.“ – bto: Das kommt noch hinzu. Es wird also nicht nur eine Immobilie gekauft, sie ist zugleich auch noch mit komplizierten Finanzprodukten verknüpft.
  • Infrequent valuations mean prices lag behind changing market conditions, resulting in real gains and losses for investors buying into or withdrawing money from funds.“ – bto: Da ist es besser, wenn der Fonds am Ende der Laufzeit liquidiert wird.
  • Third, private equity originally focused on long holding period investments purchased with substantial borrowings in traditional industries that offered undervalued shares, strong cash flows, low operating risk and the potential for business improvements. Today, many of these elements, other than leverage, are frequently absent.“ – bto: Das stimmt, vor allem weil sich PE immer öfter die Unternehmen gegenseitig verkauft.
  • Fourth, for non-profitable or cash-flow-negative enterprises, availability of follow-on funding necessary for operations is presumed. Other private investments, typically with sizeable borrowings, face refinancing risks. All are vulnerable to market disruptions, especially if prolonged.“ – bto: Das ist in der Tat ein erhebliches Problem. Das beste Start-up kann im Notverkauf enden oder komplett zugrunde gehen, wenn es an der Anschlussfinanzierung hapert.
  • Finally, private markets exhibit complicated layers of risk. After 2008, when securitised debt and off-balance sheet structures aggravated shocks, the so-called shadow system of banking outside traditional lenders regrouped. Today, investments are frequently held through tiers of funds, some with borrowings from banks or private providers. Securitisation of private equity loans and non-bank credit display familiar opacity and exacerbate leverage in the system. Falls in asset value anywhere can create instability elsewhere within the financial system.“ – bto: Das ist der ultimative Margin Call. Wir haben es mit Leverage zu tun, wohin wir blicken.
  • The rush into private assets was predicated on the continuous availability of cheap capital as a sustainable investment strategy. It also ignored the immutable positive correlation between risk and return.“ – bto: Damit sind auch die Risiken für das Finanzsystem entsprechend höher.

ft.com (Anmeldung erforderlich): „Next financial crisis likely to centre on private markets“, 12. August 2022

Kommentare (13) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    >Das billige Geld hat in den letzten Jahren die Risikobereitschaft erhöht …>

    Ist das WIRKLICH so?

    Wenn das „Geld“, i. e. die Kreditkosen wegen NIEDRIGER Zinsen geringer sind als zuvor, ist dies doch per se keine ERHÖHUNG des Risikos, das eingegangen wird z. B. beim Kauf einer Immobilie.

    Geht man von UNVERÄNDERTEN Mieteinnahmen ein, hat sich das Risiko sogar VERMINDERT.

    Selbst wenn sich der Wert der Immobilie nach der Finanzierung verringert und die finanzierende Bank eine HÖHERE Sicherheit verlangt, muss dies nicht automatisch das Risiko erhöhen.

    Es kann u. U. auch nur bedeuten, dass die Verfügbarkeit über ein anderes Asset eingeschränkter ist. Das kann, muss aber nicht mit einer Erhöhung des Risikos verbunden sein.

    >… und dabei vor allem einen Anreiz gegeben, das Geld längerfristig anzulegen.>

    Das ist richtig und hier liegt DAS Risiko:

    Sich für Assets zu verschulden, für die es von einem Tag zu anderen KEINEN liquiden MARKT gibt.

    Keine allgemeingültige Erkenntnis, sondern lediglich anekdotische Evidenz:

    Ein Notar in einer sehr teuren deutschen Großstadt soll an guten Tagen, insbesondere kurz vor Weihnachten, allein durch das VERLESEN von Immobilien-Kaufverträgen Erlöse im hohen 50stelligen EUR-Bereich erzielt haben.

    Jetzt sei tote Hose – und mancher Immobilienbesitzer wird erkennen, dass auch Eigentum an Beton-Gold NICHT immer RISIKOLOS ist.

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    • Richard Ott
      Richard Ott sagte:

      @Herr Tischer

      >Das billige Geld hat in den letzten Jahren die Risikobereitschaft erhöht …>

      Das zweifeln Sie ernsthaft an?

      Der dahintersteckende Mechanismus ist doch simpel: Niedrige Zinsen bedeuten niedrige Fremdkapitalkosten und damit ist Spekulation auf Kredit besonders attraktiv und bringt besonders hohe Eigenkapitalrenditen.

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  2. JürgenP
    JürgenP sagte:

    „Das Risiko ist in den privaten Märkten“

    Ja, und?

    Da gab es all die Jahre viele Menschen, die sich ob des billigen Geldes in eine besondere Form des Unternehmertums – des Kapitalanlegers – hineintrauten. Darunter sich solche, die vor lauter Angst sich nicht vor die Tür gehen wegen des Risikos eines Überfalls, und andere, die bei Sturmflut durch die Elbe schwimmen und kein Risiko kennen. Jeder ist sich des Risikos bewusst. Er muss damit rechnen, dass es zuschlägt. Für das eine Risiko gibt’s die Polizei, für das andere nicht einmal ein trockenes Handtuch. Für das Kapitalanlagerisiko wäre es vorteilhaft, wenn letzteres auch für dieses Risiko gilt. Der Staat kann, vielleicht, für ein wenig Geländer sorgen, damit nicht jeder durch einen Fehltritt gleich versinkt. Mehr auch nicht.

    Wunschdenken, Herr Ott, ist klar. Die Grünen haben beileibe Schuld, dass jeder Anfänger und Irre sein billiges Geld dank bunter “Rettungsschirme” garantiert zurückbekommt, der meinte sich als Kapitalunternehmer betätigen zu müssen. Dass das Prinzip mal zusammenbricht ist auch klar. Es gibt Zuviel die zu viel ohne echtes Risiko riskieren, bisher. Kein Pardon, die müssen weg. Die Kryptos haben schon mal angefangen, find ich gut.

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    • jobi
      jobi sagte:

      William White kann man vorwerfen, dass er sich nicht früher und lauter zu Wort gemeldet hat.

      Trotzdem sollte man ihm genau zuhören, es lohnt sich.

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  3. komol
    komol sagte:

    Das sind wirklich die Blindesten. Wahrscheinlich meistens Teile von Staatsfonds o.ä. Es sind die, die von der Vermögenspreisinflation der letzten 10 Jahre verblendet wurden und jetzt auch dann nicht aussteigen würden, wenn sie kurz investiert wären. Also egal! Bloss es sind eben die Endpunkte derjenigen, die nicht selber fremdkapitalfinanziert investieren, sondern ausschließlich mit Eigenkapital dort dabei sein wollen, wo jemand anderes was macht – die Ultrakapitalisten halt. Das lustige ist bloss, dass seit 10 Jahren keiner mehr groß was macht – bis auf die Verstrahlten, die sich einfach nur gern den Wolf rubbeln, egal wie die Chancen stehen (und sich dabei im Idealfall von den Ultrakapitalisten brutal abziehen lassen). Deshalb wird es wohl stimmen, dass diese Ultrakapitalisten zuerst verlieren werden (zusammen mit ihren Knechten). Gut so!

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  4. Tom96
    Tom96 sagte:

    Either we will have the right to own property or we will be property.”
    ~ Wayne Hage
    https://home.solari.com/coming-thursday-money-markets-report-november-17-2022/
    Entweder besitzen wir das Recht auf Eigentum oder wir werden selber zu Eigentum

    Die Bedeutung von “Private Equaty” eine Umdrehung von Wirklichkeit, Betrug!

    Private Equity ist der englische Begriff für das deutsche Wort Beteiligungskapital. Private Equity-Gesellschaften investieren in Unternehmen und profitieren vom Gewinn, während sich dem Unternehmen neue Möglichkeiten zur Weiterentwicklung eröffnen. Denn Beteiligungskapital ist mehr als nur die Zurverfügungstellung von Kapital.”
    BVK – Bundesverband Beteiligungskapital

    Beginnt beim Bankontoeinlagensaldo endet mit der Sterbeversicherung, welche durch die Sterbeurkunde den Vermögensübergang formal abschließt …

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    • Tom96
      Tom96 sagte:

      Wer meint er kommt in seiner selbstgemachten Anleger- und Investorwelt davon, weil nicht “gepiekst”, hat die Grundlage der Vermögensumschichtung nicht erfaßt :
      es geht nur um seine gesamte Aktivseiter der Vermögensrechnung!
      Diese Entstehung aus der Welt der Wirtschaft von Gesellschaft soll für immer ausgelöscht werden.
      Die neuen Tempel sind längst im Aufbau, wie der Blick in die Innenstädte offenbart. Die Archtektur scheert sich einen Teufel und historische Weltkulturerben, mitten zwischen die Lübecker Altstadthäuschen werden die glatten Schlitzfensterfronten gesetzt, ein Hansemuseum wie der Beerdigungsbau einer Pyramide (Bauleitung ein DDR’ler ungespritzt unbelästigt da die Ingineure aussterben), um das Umfeld mit coronaresistenten Dönerbuden und Asiasnacks abzuwracken.
      Das Wissen um die Metamorphose der Kultur liegt in diesen Herrscherhütten, versteckt vor der öffentlichen Bildung, welche bereits die Sprache zur Schlachtung geführt hat durch die Einschleusung unkontrollierter Römerkämpfer mit Schwert und Messer.
      Wer kann die Sprachen seiner Nachbarstaaten – Dänisch, Polnisch, Tschechisch, Französisch, Höllandisch … lmmer wieder wird die Heimat vertrieben, zerstört, entwurzelt.

      Ihr hier in euren letzten Höhlen und Heimen seit die restlichen, die es merken in euren Private Equity Gefängnissen der Wohlfühlgier des Egoistentums – “ich bin dem Sein genug” “Last Generation” Eltern und Kinder ohne Enkel eben.
      https://youtu.be/KcXUiNHFngI

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  5. Bauer
    Bauer sagte:

    Alles schon mal dagewesen, nämlich 2000/01 in der dotcom-Krise, allerdings in weit milderer Form und noch verdaulicher Grössenordnung. Damals wurde manche (soll heissen viele) Yachtcharter kurzfristig abgesagt und die Pötte lagen im Hafen, oft schon an der Kette, da sie ja auch über nicht mehr bediente Kredite finanziert waren. Bei Businessjets war die Situation vergleichbar und beim Gebrauchtwagenhändler drängten sich die Bentleys im Sonderangebot. Ach, waren das noch herrlich friedliche Zeiten.

    Antworten
  6. Richard Ott
    Richard Ott sagte:

    Typisch Bänker, beziehungsweise Venture-Capital- und Private-Equity-Fritzen. Wenn die Geschäfte gut laufen, rechtfertigen die Profite natürlich exorbitante Tantiemen und Boni – und wenn die Geschäfte schlecht laufen, geht in der Londoner Bänkerzeitung das Geheule und die Bettelei nach staatlichen Rettungspaketen los.

    “Securitisation of private equity loans and non-bank credit display familiar opacity and exacerbate leverage in the system. Falls in asset value anywhere can create instability elsewhere within the financial system.”

    Sehr gut. Wird Zeit, dass mal ein paar dieser Player pleite gehen.

    Antworten
    • Dr.Lucie Fischer
      Dr.Lucie Fischer sagte:

      @Richard Ott
      Es werden noch mehr Blender-Player pleite gehen,
      ” Test-Branche” ganz oben auf Kandidaten- Liste:
      Elisabeth Holmes / Theranos/ aktuell, demnächst Drosten-PCR-Test :
      beliebig manipulierbar & politisch geschmeidig gestaltet.
      ” Positiv” getestet ohne Krankheits-Symptome, medizinischer Sachverstand= 0!
      Fast vergessen:
      https://deutsch.medscape.com/artikelansicht/4908325

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