Das Ende des Kapita­lismus – die High­lights

Morgen (19. Februar 2023) spreche ich in meinem Podcast mit Ulrike Herrmann über ihr Buch „Das Ende des Kapitalismus“. Zur Einstimmung hier ein paar Auszüge.

Zunächst die Feststellung, dass Frau Herrmann den Kapitalismus super findet. Auf den ersten 80 Seiten legt sie dar, welche Errungenschaften wir dem Kapitalismus zu verdanken haben:

„Zudem sind viele Errungenschaften des Kapitalismus so segensreich, dass niemand sie missen möchte. Der materielle Wohlstand hat immaterielle Folgen. Nicht nur die Lebenserwartung hat sich verdoppelt auch allgemeine Bildung, Gleichberechtigung und Demokratie werden erst möglich, wenn eine Gesellschaft reicher wird. Der globale Fortschritt ist beeindruckend: in den vergangenen 20 Jahren hat sich die extreme Armut weltweit halbiert. 80% der Kinder sind heute geimpft und 80% der Familien haben Zugang zu Elektrizität.“

Dann macht sie klar, dass auch die Demokratie den vom Kapitalismus geschaffenen Wohlstand als Voraussetzung benötigt:

„Der Kapitalismus hat die Demokratie ermöglicht und lässt sich demokratisch steuern.“

… beklagt aber dann, dass er zu einer großen Ungleichheit der Vermögen führe:

„Ungleichheit in Deutschland: hier besitzt das reichste Hundertstel also das oberste 1% bereits 33% des Volksvermögens. Das reichste Zehntel kommt gemeinsam auf beachtliche 64%. Da bleibt für die ärmere Schicht nicht mehr viel übrig; Die untere Hälfte besitzt ganze 2,3% des Volksvermögens. Deutschland ist eine Klassengesellschaft.“

Hier kommt dann doch die TAZ durch, würde es sich doch lohnen, die Ursachen anschauen: Zuwanderung, Sozialstaat etc. Auch Schweden ist deutlich ungleicher. Bekanntlich sind unsere Reichen nicht reicher als die aus anderen Ländern, es geht um mehr Vermögen für alle.

Kapitalismus ist die Wirtschaftsform des Gebens, lautete mal der Titel eines Podcasts. Und dies zu Recht, was auch Frau Herrmann erkennt:

„Ohne den Massenkonsum wäre der heutige Kapitalismus nicht denkbar, denn inzwischen machen Konsumgüter fast 80% der Wirtschaftsleistung aus. Wären die Reallöhne nicht gestiegen, hätte sich der Kapitalismus schon im 19. Jahrhundert erledigt und wäre wahrscheinlich nicht über die Eisenbahn hinausgekommen. Erst die enorme Nachfrage der Arbeitnehmer hat neue Produkte und neue Wachstumsschübe ermöglicht, die durch den Lebensstil der Wohlhabenden allein niemals ausgelöst worden wären.“

Die Arbeiter konnten sich Dinge leisten, die davor nur für die Reichen vorbehalten waren.

Es ist damit die sozialste Gesellschaftsform. Nicht weil man es will, sondern weil man es muss.

Zudem beklagt Frau Herrmann eine Tendenz zur Konzentration. Es gab immer Bemühungen zur Bildung von Monopolen und Kartellen. Aber das ist das Gegenteil von Kapitalismus. Es ist der Versuch, den kapitalistischen Druck zu reduzieren. Der Kapitalismus ist nicht für die Kapitalisten da.

Ich habe mich auch über folgende Aussage gewundert:

„Schrankenloser Wettbewerb hätte die Preise ruiniert und die Firmen in den Konkurs getrieben. Damals zeigte sich erstmals ein Paradox, das den Kapitalismus bis heute prägt: Nur wenn das Risiko weitgehend ausgeschlossen ist, werden Investitionen gewagt.“

Das halte ich für gewagt. Man denke an die Finanziers von Start-ups. Dass man versucht Risiken beherrschbar zu machen, ist nicht gleichzusetzen mit dem Ausschließen von Risiken.

Ebenfalls für viele Leser überraschend vermerkt Frau Herrmann, dass der Kapitalismus nicht auf Ausbeutung basiert und auch der Kolonialismus teuer und unnötig war:

„Der Kapitalismus ist kein Nullsummenspiel bei dem nur gewinnen kann wer andere unterdrückt und ausbeutet. Alle werden umso reicher je reicher jeder einzelne ist. Man wächst gemeinsam. Wer heute glaubt Europa hätte Kolonien benötigt, um sich zu entwickeln, wiederholt den Irrtum der Kolonialherren. (…) Die Realität ist viel bitterer: die brachiale Knechtung anderer Völker bei ökonomisch völlig sinnlos.“

Ihre Vorstellungen zu mehr Gerechtigkeit werden aber im Süden nicht geteilt. Sie fordert im Buch:

„Es muss einen weltweiten Mindestlohn für Exportprodukte geben. (…) Das nötige Instrument existiert eigentlich schon: im Juli 2021 hat der Bundestag das Lieferkettengesetz verabschiedet. Die deutschen Unternehmen müssen nun dafür sorgen, dass die Menschenrechte und Umweltstandards bei ihren Zulieferern im globalen Süden eingehalten werden. Bisher fehlt jedoch die Vorschrift, dass auch existenzsichernde Mindestlöhne zahlen sind.“

Der Süden sieht das als Protektionismus, der Fortschritt hindert. So berichtete der Tagesspiegel von der Reise des Bundeskanzlers nach Brasilien:

„Lula möchte nicht dem von Scholz beworbenen „Klimaclub“ beitreten. Er beschwert sich über die Vorgaben des deutschen Lieferkettengesetzes, in deren Folge nur solche Produkte aus Brasilien eingeführt werden dürfen, für deren Herstellung nachweislich kein Regenwald abgeholzt wurde. Dieselbe Bedingung findet sich in EU-Auflagen. Wegen des Streits um solche Details ist das Freihandelsabkommen der EU mit dem Mercosur immer noch nicht in Kraft.“

Dann nähern wir uns dem Kern des Buches. Frau Herrmann stellt fest, dass der Kapitalismus sich Energie nutzbar macht, die es davor nicht gab. Früher hatte man nur Wasser- und Windkraft.

Dann Holz. Im Kapitalismus kamen Kohle sowie später Öl und Gas dazu.

„England hatte also die teuersten Arbeitskräfte und die billigste Energie. Diese Kombination war weltweit einmalig und sie erklärt, warum die Industrialisierung in England begann. Nur in England war es profitabel Menschen durch Maschinen zu ersetzen.“

Unstrittig hat der Einsatz von Energie entscheidend zum Fortschritt beigetragen. Und wir können alle froh sein, dass es so war!

Energiesparen ist dabei immer ein Ziel gewesen:

„Energiesparen ist keine neue Idee, die es jetzt aufkommt, um dem Klimawandel zu begegnen. Stattdessen wurde im Kapitalismus schon immer auf technischen Fortschritt gesetzt, um die Effizienz zu steigern.“

Warum sollte das nicht weiterhin so gehen?

„Das Resultat war jedoch nicht, dass dann weniger Energie verbraucht worden wäre. Ganz im Gegenteil. Da die Maschinen immer effektiver wurden, verbreitete sie sich rasant, sodass am Ende mehr Energie benötigt wurde, obwohl jedes einzelne Gerät sparsamer war. Dieses Paradox, auch Reboundeffekt genannt, zeigte sich schon bei der Dampfkraft.“

Es entspricht nichts anderem als einem höheren Lebensstandard.

Doch woher kommt die Dynamik des Kapitalismus?

„Ab etwa 1400 waren die englischen Bauern nicht mehr rechtlos an ihre adligen Herren gekettet, sondern erhielten langfristige Verträge für ihr Land, die fixe Raten vorsahen. Wenn also Pächter in ihrer Felder investierten, um die Ernten zu steigern, dann blieb ihnen dieser Zusatzertrag und konnte nicht mehr vom Grundbesitzer abgeschöpft werden. Diese Rechtssicherheit war einzigartig in Europa. Die Pächter wurden zu Agrarunternehmern die ihre Gewinne zu maximieren versuchten.“

Zugleich ergibt sich daraus ein Wachstumszwang. Das haben wir bereits vor einigen Jahren in einem Podcast mit Prof. Dr. Mathias Binswanger diskutiert.

„Wachstum kann nur entstehen, wenn Kredite aufgenommen werden aber genau diese Darlehen lassen sie sich anschließend nur zurückzahlen, wenn es weiteres Wachstum gibt. Es ist kein Zufall, dass der Kapitalismus gleichzeitig eine Geldwirtschaft ist. Er wird durch Kredite angetrieben.“

… wobei die Gewinne auch konsumiert werden.

„Die Firmen müssen ständig in neue Maschinen investieren oder mit weniger Personal mehr Güter herzustellen, damit sie nicht von ihren Konkurrenten geschluckt oder verdrängt werden. Dieser technische Fortschritt kostet permanent Jobs. Trotzdem kommt es nicht zur massenhaften Arbeitslosigkeit, weil gleichzeitig die Wirtschaft wächst und neue Stellen schafft.“

Und daraus resultiert der enorme Wohlstandszuwachs für uns alle.

Die Kritik daran:

„In einer Volkswirtschaft können die gesamten Einnahmen über den gesamten Ausgaben liegen, wenn von außen Geld zufließt. Die Gewinne werden also aus den Krediten finanziert die gleichzeitig das Wachstum ermöglichen.“

Fazit:

„Der Kapitalismus ist nur stabil, solange er wächst. Daher wird er gerne mit einem Fahrrad verglichen, das auch umfällt, sobald es sich nicht mehr bewegt. Aber wie genau entsteht dieser Wachstumszwang?“

Wachstum geht jedoch nicht in endlicher Welt, hält Herrmann fest:

„Schon jetzt konsumieren deutsche Österreicher und Schweizer als könnten sie 3 Planeten verbrauchen andere Weltbewohner gehen sogar noch rabiater mit der Natur um: die US-Amerikaner, Kanadier und Australier verprassen bereits 5 Planeten. So emittiert ein Bürger von Malawi im Durchschnitt ganze 0,1 Tonnen CO2 pro Jahr, ein Deutscher aber 11,3 Tonnen.“

Das gilt aber eigentlich nur noch in Hinblick auf das CO2. Dazu macht Herrmann die Aussage:

„Es ist nicht mehr zu verhindern, dass sich die Erde noch weiter aufheizt. Das Ziel von 1,5 Grad ist illusorisch und nicht mehr zu erreichen.“

Daraus schließt sie dann ziemlich dramatisch:

„Weltweit glaubt etwa die Hälfte der Befragten, dass der Klimawandel die Menschheit ausrotten wird. Diese Todesangst ist verständlich aber eine genaue Prognose bleibt schwierig.“

Nirgendwo im Bericht des IPCC steht, dass die Welt untergehen wird, wie wir letzte Woche (12. Februar 2023) im Podcast diskutiert haben.

Aber wir hätten doch Erneuerbare Energien, die uns retten würden, meinen viele Beobachter. Herrmann nüchtern:

„Ökostrom ist teuer nicht billig. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass die Sonne keine Rechnung schickt. Licht und Wind sind zwar kostenlos, aber ansonsten ist die Energiewende eine gigantische Materialschlacht.“

Es geht nicht mit Sonne und Wind. Das liegt an den fehlenden Speichern:

„Deutschland muss in der Lage sein sich selbst zu helfen, wenn Wind und Sonne nicht genug Strom liefern. Bedrohlich sind zudem nicht nur echte Dunkelflauten, wenn 90% der Nennleistung fehlen. Die Energieversorgung gerät bereit an ihre Grenzen, sobald weniger als die Hälfte der installierten Kapazitäten zur Verfügung steht– und damit ist an 362 Stunden im Jahr zu rechnen was insgesamt rund 2 Wochen entspricht.

Rein technisch wäre eine Lösung schon in Sicht: grüner Wasserstoff. Bisher existieren keine effizienten Elektrolyseure, um grünen Wasserstoff herzustellen. Optimisten gehen immerhin davon aus, dass Prototypen im Jahr 2030 so weit ausgereift sind, dass sie sich im Regelbetrieb einsetzen lassen. Aber schon jetzt ist klar, dass grüner Wasserstoff teuer wird.“

Und deshalb kommt die nächste Aussage, die den normalen Lesern nicht gefallen wird:

„Doch obwohl es weltweit kaum Ökotechnik gibt, wird schon jetzt sorgenvoll diskutiert ob die Rohstoffe für eine globale Energiewende überhaupt reichen würden. Grüne Technik verschlingt nicht bloß Stahl Beton und Aluminium was bisher ausreichend vorhanden ist, sondern auch eher knappe Mineralien. Dazu gehören unter anderem Lithium, Nickel, Kupfer, Kobalt, Mangan, Graphit und Seltene Erden wie Neodym.“

Und vor allem hat China einen Großteil der Produktion monopolisiert.

Ihr Fazit: „Energiewende wird teuer nicht billig.“

Aber eigentlich sagt sie, es gehe nicht.

Atomstrom ist für Frau Herrmann keine Lösung:

„Die globalen Uranvorkommen würden gar nicht reichen, um die fossilen Brennstoffe weltweit zu ersetzen und den ganzen Globus mit klimaneutraler Energie zu versorgen(…) Man könnte andere Mineralien wie etwa Thorium verwenden oder das Uran im Meerwasser rausfiltern. Diese Technologien sind aber nicht ausgereift. Manche wurden noch nie ausprobiert andere befinden sich im Versuchsstadium oder wurden der Vergangenheit wieder fallengelassen. Daher ist sicher, dass keiner von ihnen in den nächsten Jahrzehnten marktreif wird – falls es denn je gelingt. Sie kommen in jedem Fall zu spät, um den Klimakollaps abzuwenden.“

Und, weil es keine Entkoppelung von Energiebedarf und Wachstum gibt, gelingt die Dekarbonisierung nicht:

„Allein ThyssenKrupp in Duisburg emittiert 20000000 Tonnen Co 2 pro Jahr. Wäre das Stahlwerk ein Land wäre es halb so groß wie die Schweiz – zumindest bei den Treibhausgasen. Allerdings könnte grüner Wasserstoff die Rolle des Koks übernehmen. (…) Dieser grüne Wasserstoff wäre aber so energieintensiv, dass die Stahlindustrie 12000 Windräder zusätzlich benötigen würde. Zur Erinnerung: momentan drehen sich in Deutschland etwa 30000 Windräder.“

Die Studien, die dennoch behaupten es ginge, belügen uns.

„Es ist wissenschaftlich unzulässig, Aussagen zu treffen die gar nicht erforscht wurden. Unter Klimaökonomen ist dies aber leider die Regel.“

Konkret:

„Wie die Autoren selbst zugeben, haben sie auf volkswirtschaftliche Untersuchungen verzichtet. So heißt es bei Agora Energiewende: ‚Die ökonomischen Effekte der Klimaschutzmaßnahmen werden nicht explizit untersucht.‘ Auch das Fraunhofer-Institut musste einräumen: es wurde keine volkswirtschaftliche Gesamtanalyse durchgeführt, bei der auch die Wertschöpfungs- und Beschäftigungsfragen mitberücksichtigt werden. Diese selbstgewählten Wissenslücken halten die Fraunhofer-Experten jedoch nicht davon ab unbekümmert zu behaupten, dass der Klimaschutz günstig würde.“

So ist es. Man denke an die Kosten, die weniger seien als die für einen Weihnachtseinkauf, wie Fraunhofer behauptet – ohne es auszurechen!

Ab jetzt wird es im Buch aus meiner Sicht kontrovers.

Ich glaube nicht, dass weniger Wohlstand glücklicher macht. Zunächst eine Aussage, die stimmt:

„Auch die Glücksforschung zeigt, dass die Zufriedenheit nicht zunimmt, nur weil die Wirtschaft wächst. Seit 1978 hat sich die reale Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik und in Österreich ungefähr verdoppelt aber die Zufriedenheit ist seither nicht gestiegen. Auch früher lebte er sich gut.“

Es gibt aber keinen Fall, in dem sinkender Wohlstand glücklicher gemacht hat. Egal, wie man es misst, weniger Wohlstand macht definitiv nicht glücklicher.

Dennoch sollen wir alle durch weniger Konsum glücklicher werden:

„Die Lösung scheint daher nahezulegen: wir konsumieren weniger –und arbeiten auch weniger. Wie dieses klimaneutrale Dasein aussehen könnte, hat die Wachstumskritische Degrowth Bewegung inzwischen liebevoll beschrieben.“

Das mag ja „liebevoll“ beschrieben sein, aber ist es auch so? Ich bezweifle, dass man damit Wahlen gewinnt. Und es würde eine große Wirtschaftskrise eintreten:

„Bleibt nur ein Problem das Wachstumskritiker gern ignorieren: eine schrumpfende Wirtschaft endet schnell im Chaos. Sobald die Einkommen fallen, frisst die Krise sich unkontrolliert durch sämtliche Branchen.“

Und dieser Niedergang wäre dann auch nicht zu stoppen, weil man ihn ja möchte.

„Selbst geringe Einkommensverluste sind nicht zu verkraften, wenn sie sich ja um Jahr wiederholen sollen. Der Kapitalismus ist auf Wachstum angewiesen. Fehlt es dauerhaft kommt es zum chaotischen Zusammenbruch.“

Herrmann spricht vom Versagen der Ökonomen, weil diese noch kein Modell für eine schrumpfende Wirtschaft bzw. den Übergang auf eine geringere Wohlstandsbasis erarbeitet haben – und auch die Notwendigkeit nicht erklären.

Die meisten Politiker, Klimaforscher und Ökonomen hoffen auf ‚grünes Wachstum‘ obwohl die Ökoenergie nicht reichen dürfte. Umgekehrt fordern daher die Wachstumskritiker, dass Einkommen und Verbrauch sinken müssen. Ihnen fehlt jedoch ein Plan, wie sie dabei eine schwere Wirtschaftskrise vermeiden können, die Millionen Menschen in Armut und Verzweiflung stürzt.“

Frau Herrmann glaubt, die Lösung gefunden zu haben und vergleicht die Lage mit der Herausforderung für Großbritannien im Zweiten Weltkrieg.

„Leider wird es ohne Verbote nicht gehen. Unsere Lebensweise kann nur dann ökologisch sein, wenn nicht jede jederzeit unbegrenzt konsumiert. Die Analogie zum Zweiten Weltkrieg ist daher passend: sie macht klar dass es Opfer kostet eine ökologische Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Nur Verzicht sichert das Überleben – wie im Krieg.“

Das Überleben ist nicht in Frage gestellt, würde ich jetzt anmerken. Aber abgesehen davon:

Großbritannien hat damals massive Schulden gemacht – die Staatsschulden stiegen von 120 auf fast 250% vom BIP. Es wurde viel neues Geld geschaffen und durch Zwangssparen aus dem Verkehr gezogen. Genau das würde wieder passieren. Denn genauso wie Waffen, schafft auch die Öko-Wende kein neues Produktionspotenzial. Kann sie nicht, soll sie aber auch nicht nach dieser Logik. Herrmann:

„Der Konsum fiel damals um ein Drittel – und zwar in kürzester Zeit. dieser enorme Rück- und Umbau macht die britische Kriegswirtschaft zu einem faszinierenden Modell für heute: der deutsche Verbrauch muss nämlich drastisch sinken, wenn das Klima gerettet werden soll.“

Frau Herrmann betont, dies sei kein Ökosozialismus. Stattdessen wäre es der Weg zu mehr Glück:

„Rationierung klingt unschön. Aber vielleicht wäre das Leben sogar angenehmer als heute denn Gerechtigkeit macht glücklich. Gesellschaften sind entspannter gesünder und toleranter, wenn der Abstand zwischen Arm und Reich gering ist.“

Da kann man schon hinterfragen, ob Ergebnisgleichheit wirklich Gerechtigkeit ist. Ich denke das nicht.

Und wie im Sozialismus, würde der Staat zum großen Arbeitgeber:

„Da grüne Energie knapp sein wird müssten manche Branchen deutlich schrumpfen oder wären gänzlich obsolet. Vor allem Luftfahrt, Banken, Versicherungen, Autofirmen, und Teile der Chemieindustrie hätten keine große Zukunft. Millionen Menschen wurden arbeitslos und müssten neue Stellen finden, etwa im Klimaschutz. Dieser ökologische Umbau wäre nur geordnet möglich, wenn der Staat steuert und alle Betroffenen absichert.“

Was ist das, wenn nicht Sozialismus?

Und wie wäre das zu finanzieren? Denn mit der Wirtschaft schrumpfen auch die Steuereinnahmen, wie Herrmann selbst schreibt. Und: Auch die Reichen sind sofort nicht mehr reich. Häuser/Wohnungen sind unverkäuflich – denn keiner kann und will kaufen, Unternehmen sind pleite. Ergo: kein Vermögen mehr. Die Behauptung, es sei kein Ökosozialismus, ist sehr gewagt:

„Die Regierung lenkt aber die Betriebe bleiben privat. Ein Ökosozialismus ist also nicht gemeint. Die Geschichte hat gezeigt, dass staatliche Planung nicht funktioniert, wenn sie zugleich fast das gesamte Eigentum abschafft.“

Und weiter:

„Die Betriebe bleiben privat aber der Staat legt fest was noch hergestellt wird und verteilt die knappen Güter.“

Aber, wenn alle Ressourcen zugeteilt werden und keine Finanzierung mehr möglich ist, weil Banken nicht mehr existieren oder aber wegen der politischen Unsicherheiten keine Kredite mehr vergeben, existiert keine private Initiative mehr. In der DDR waren auch viele Mietshäuser noch im Privateigentum, aber sie verfielen.

Völlig ausgeblendet werden die vielen anderen Probleme, vor denen wir stehen: Kosten der Alterung, Gesundheitsversorgung, Kosten der Zuwanderung, Verteidigung, … All das geht nicht weg, im Gegenteil: Es wird schwerer zu bewältigen, wenn der Kuchen drastisch kleiner wird.

Die Briten waren gegen einen Feind mobilisiert. Sie hatten den größten Teil der Welt auf ihrer Seite. Das ist beim Klima anders. Was ist, wenn die „Reichen“ – die Unternehmer – weggehen? Wie in der DDR: Andere Staaten werden sie mit offenen Armen empfangen, um selbst wohlhabender zu werden.

Ich hätte eine andere Schlussfolgerung erwartet: Alle Ressourcen voll auf neue Technologie setzen, mit dem Ziel, einen deutlich größeren Beitrag zur Einsparung von CO2 zu leisten, als nur die Reduktion der deutschen Emissionen.

Kommentare (40) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Martin M
    Martin M sagte:

    Danke für das respektvolle Miteinander und die offene Diskussion, wo auch mal Dissens im Raum stehen bleiben darf.
    Zentraler Punkt aus meiner Sicht, wo die Staatwirtschaftsvergleiche der Vergangenheit hinken bzw. nicht vergleichbar sind:
    Es handelte sich immer um eng umgrenzte zeitliche (britische Kriegswirtschaft) und/oder funktional eng umrissene Teilprojekte (Mondlandung, Entwicklung mRNA Impfstoffe). Dort kann der Staat in der Tat Innovationen hervorbringen und kurzfristig eine halbwegs intelligente Ressourcenallokation hervorbringen.
    Beim Klimawandel handelt es sich um ein komplexes, langfristiges Problem, was alle Volkswirtschaften der Erde, die Gesellschaftsformen, die Wirtschaftsordnungen, Forschungslandschaften, Lebensweisen, Rohstoffkreisläufe, Handelsbeziehungen usw. betrifft. Es ist frei nach Taleb ein organisches Problem, welches nicht wie eine Waschmaschine behandelt werden kann. Jede einzelne Maßnahme aus dieser staatlichen Steuerung, jedes Zahnrädchen was angefasst wird, wird unvorhersehbare Konsequenzen, Gegenreaktionen und Ausweichreaktionen in all diesen Systemen verursachen. Wenn nicht direkt bei uns, dann auf den anderen Teilen der vernetzten Weltgemeinschaft. Und keine staatliche Lenkung kann auf derart dynamische Änderungen angemessen reagieren oder diese gegeneinander austarieren. Das ist eine reine Kontrollillusion.

    (Das Beispiel Raumfahrt in den USA ist übrigens ein Paradebeispiel, dass zentrale staatliche Steuerung nicht längerfristig funktionieren kann. Das Konglomerat NASA/Boeing/Lockheed hat jahrelang für viel staatliches Geld & staatliche Zielvorgaben/-kontrolle nahezu keine Fortschritte mehr erzielt. Die Disruption durch SpaceX ist ein schönes Lehrstück)

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  2. Hellequin
    Hellequin sagte:

    Ich habe selten so einen Blödsinn bei bto gelesen. Man verzeihe die drastische Wortwahl aber so ist es nun mal leider. Warum gibt man dieser Frau ein Forum? Die vorgetragenen Thesen zeigen , dass es an jeglichem Sachverstand mangelt.

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    • Sebastian Wulf
      Sebastian Wulf sagte:

      Ich finde das Audiatur et Altera Pars richtig gut.

      Es ist wie eine Impfung, es aktiviert die spezifische Abwehr, gibt es doch genügend Punkte, auf die man argumentativ eingehen kann:
      – Märkte gehen sparsam mit Ressourcen um, nicht aber Staaten (ihre vermeintliche Lösung);
      – in GB gab es eine große Zustimmung für die Umstellung auf eine Kriegswirtschaft nur, weil (meine Thesen) a) der Feind konkret und fassbar war, und b) die berechtigte Hoffnung bestand, dass es sich um eine zeitlich begrenzte Maßnahme handele, das heißt, eine Rückkehr zur Freiheit erwartbar war;
      folglich würde eine mehrheitliche Zustimmung für eine dauerhafte Zwangsbewirtschaftung kaum erreichbar sein, also diktatorisch durchgesetzt werden müssen. Wir hätten es also (nicht verwunderlich) mit einer Öko-Diktatur zu tun;
      – da es kein Global Governing gibt, gibt es Schlupflöcher, und die werden auch genutzt werden. Von der Struktur her ein ähnliches Problem wie beim Euro, bei dem unterschiedliche Volkswirtschaften unter einen Hut gebracht werden müssen, und am vorläufigen Ende gemeinsame Schulden gemacht werden (ganz am Ende wird der Konsens/die Währung aufgekündigt);
      – unter der Prämisse, dass “die Erneuerbaren” nicht für alle reichten, muss der Elefant im Raum benannt werden, das Bevölkerungswachstum: Ohne Wohlstand keine Reduktion der Geburtenrate, sehr wohl aber vermehrte Gewalt und Kriegsgefahr durch hohen Youth Bulge.

      Und an dieser Stelle möchte ich noch Gunnar Heinsohn’s gedenken, der diese Woche verstorben ist. Er war bei bto, so weit ich in Erinnerung habe, zweimal Gast, und ich habe seine Ansichten zur Kriegsdemographie mit Interesse gehört, wobei neben den sozialen Stressoren einer wachsenden Bevölkerung auch die kriegstreibenden Faktoren mangelnder Bildung und langlebiger Diktaturen gedacht werden sollte. Womit wir wieder beim Thema wären…

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      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Sebastian Wulf

        „ – Märkte gehen sparsam mit Ressourcen um, nicht aber Staaten“

        Hinsichtlich Energie stimmt das aber ja gerade nicht. Als mit Abstand billigster „Rohstoff“ aller Rohstoffe spielt sie im Prteisoptimierungsprozess des Marktes kaum eine Rolle.

        ( Das heißt nicht, das Herrmanns Idee eine plausible Lösung ist )

  3. Beobachter
    Beobachter sagte:

    “So emittiert ein Bürger von Malawi im Durchschnitt ganze 0,1 Tonnen CO2 pro Jahr, ein Deutscher aber 11,3 Tonnen”

    Zufällig kenne ich mich mit Malawi ein wenig aus. Ich würde Frau Herrmann gerne dort sehen, um das gute, CO2-freie Leben zu führen. Sind bei den 0,1 Tonnen eigentlich die Emissionen der vielen Holzfeuer zum Kochen mitgezählt? Diese Salonlinken hab ich gern.

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  4. Thorsten Schuppenhauer
    Thorsten Schuppenhauer sagte:

    Eine im Januar und Februar 2023 durch die Unternehmensberatung k3 mapa GmbH durchgeführte Umfrage unter Geschäftsführern der mittelständischen Automobilzulieferindustrie zeigt ein alarmierendes Bild der aktuellen Situation: Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmensführer geben an, dass sie den Standort Deutschland nicht mehr als wettbewerbsfähig ansehen. Grund dafür seien die Energieproblematik, fehlendes deutschsprachiges, qualifiziertes Personal, die überbordende Bürokratie und eine stark zunehmende wirtschaftsfeindliche Grundstimmung in der Gesellschaft.

    Parallel dazu berichtet die dts Nachrichten Agentur, dass die Mehrheit der Zulieferer der Automobilindustrie hält den Standort Deutschland bei Energiekosten, Arbeitskräften und Steuerbelastung nicht mehr für international wettbewerbsfähig.
    Nur sieben Prozent bezeichneten die Bundesrepublik in einer Mitgliederbefragung des Verbands der Automobilindustrie (VDA), über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, noch als konkurrenzfähig, 88 Prozent nicht mehr. An der Umfrage beteiligten sich 116 Unternehmen. „Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und Europas gerät im internationalen Vergleich auf den Abstiegsplatz“, sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller den Funke-Zeitungen. Die größten Herausforderungen sehen die Unternehmen laut der Umfrage aktuell in den hohen Strom- (81,9 Prozent) und Gaspreisen (73,3 Prozent), dem Fachkräftemangel (77,6 Prozent) sowie der Bürokratie (62 Prozent) in Deutschland. 28 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen ins Ausland verlagern. 14 Prozent möchten ihre Investitionstätigkeiten in diesem Jahr sogar ganz streichen, weitere 28 Prozent werden ihre Investitionen verschieben. Nur zwei Prozent der befragten Zulieferer wollen in diesem Jahr mehr investieren.
    Der k3 mapa GmbH Geschäftsführer Thorsten Schuppenhauer fasste sich kurz: “solange die Politik sich nicht endlich wieder um die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie kümmert und diese verbessert, sägen wir weiter auf dem Ast auf dem alle gemütlich sitzen“.

    Antworten
    • Stoertebekker
      Stoertebekker sagte:

      @Thorsten Schuppenhauer

      Naja, mein Verständnis ist ein anderes. Die Politik setzt die Rahmenbedingungen, die in der Gesellschaft gewünscht sind und die Unternehmen entscheiden dann entsprechend. Es gibt doch kein Primat der Unternehmenswünsche, schon gar nicht, wenn eigene Anstrengungen gefragt sind.

      Wenn die Unternehmen abwandern wollen/müssen, werden und sollen sie es tun. Das führt dann ggfs zum Umdenken in der Gesellschaft —> Politik.

      Allerdings ist es auch nicht sonderlich hilfreich, wenn die Industrie die Politik am Ring durch die Manege führt. Ich erinnere nur an den Dieselskandal, während parallel die Abwrackprämie ausgezahlt wurde.

      Oder die Selbstverliebtheit der Industrie. Beispiele: Hartz und Management by escort service; Piech/Klatten und SGL Carbon; Porsche will VW übernehmen; Daimler verkauft Tesla-Beteiligung (Betriebsratswunsch); Batteriefabrik Daimler/Evonik wieder aufgegeben; und über allem thront immer noch das anachronistische VW-Gesetz. Erstmal den eigenen Stall aufräumen…

      PS Von BMW weiß ich, dass die zB ihre Produktionsprozesse umgestellt haben, damit auch nicht deutschsprachige und gering Qualifizierte am Band eingesetzt werden können. Geht.

      Antworten
      • Thorsten Schuppenhauer
        Thorsten Schuppenhauer sagte:

        Sie müssen doch zugeben, dass die deutsche und EU Politik seit geraumer Zeit wirklich ALLES erdenliche unternimmt, damit es den deutschen Unternehmen fast unmöglich gemacht wird zu überleben.

        Der deutsche Mittelstand bezahlt die Partie in Brüssel. Und genau dieser wird systematisch zerstört.

        Positive Ausnahmen sind die beühmten Einzelfälle. Daran lässt sich keine schlüssige Logik aufbauen.

  5. Stoertebekker
    Stoertebekker sagte:

    Erstmal danke an @DS für die Zusammenfassung.

    Und ich muss sagen, aufgrund der hier immer mal wieder so vorgetragenen Kritiken (ich lese keine taz), hätte ich was Anderes erwartet. Frau Herrmanns Analyse der Situation ist doch ziemlich gut und deckt sich mit vielem, was wir hier so diskutieren (Energiewende teuer, Energiewende rohstoffintensiv, Großkapital muss weg, usw.)

    Über die Schlüsse kann man nun ja diskutieren, aber einfach vom Tisch wischen finde ich n bisschen dünn (und typisch identitätspolitisch – „taz kann ja nicht richtig sein“).

    Dass Banken verschwinden werden, ist, glaube ich, auch aus anderer Sicht diskutierbar. (seit nur noch gegen Kollateral Kredit gegeben wird, sind sie im Prinzip bessere Kontoführungsstellen; bei entsprechender Technologie braucht man die nicht mehr)

    „Gerechtigkeit macht glücklich.“ Kann man zumindest mal diskutieren. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Menschen tatsächlich über den Vergleich zu anderen gesteuert sind, nicht über eine absolute Menge an „Haben“. Gibt’s im Übrigen auch schöne Experimente zu. Man verzichtet lieber auf x€ mehr für sich selbst, wenn der Andere dann y€ (mit y>x) mehr bekommt. Völlig schizophren, aber ist halt so.

    Und die Veränderung weg von einer Industrie lastigen hin zu einer Dienstleistungswirtschaft kann man ja auch diskutieren (zB IT Jobs sind durchaus sehr bis extrem wertschöpfend).

    Die Gegenposition, dass wir nur ordentlich in Forschung/Entwicklung stecken müssen, bliebe halt auch mal kritisch zu hinterfragen. Die Chemie ist im Wesentlichen ausgeforscht (Nobelpreisthemen Chemie der letzten Jahre mal anschauen), Kernfusion ist bis jetzt auch noch keinen wirklichen Meter weiter, Technologieoffenheit (Chemie zB Wasserstoff vs Elektrifizierung der Prozesse) kann kein Unternehmen wirtschaftlich durchhalten. Usw. usw.

    Antworten
    • Vater Thiel
      Vater Thiel sagte:

      @ Störtebekker

      “Die Chemie ist im Wesentlichen ausgeforscht”.

      Professor Philipp v. Jolly zum jungen Max Planck, als dieser sich bei ihm informieren wollte, ob sich ein Physik-Studium lohnt:
      “Die Physik ist eine hoch entwickelte, nahezu voll ausgereifte Wissenschaft, die nunmehr, nachdem ihr durch den Energie-Erhaltungssatz die Krone aufgesetzt wurde, wohl bald ihre endgültige stabile Form angenommen haben wird. Wohl gibt es vielleicht noch in dem einen oder anderen Winkel ein Stäubchen zu prüfen und einzuordnen, aber das System der Physik als Ganzes steht ziemlich gesichert da, und die theoretische Physik nähert sich nunmehr demjenigen Grad der Vollendung, wie ihn die Geometrie schon seit Jahrhunderten besitzt. Studieren Sie ein anderes Fach als Physik, junger Mann, Sie verschwenden mit diesem Fach ihre Zeit und ihr Talent. Es gibt nichts mehr von Bedeutung zu entdecken.”

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Vater Thiel

        Ich weiß ja, dass ich hier auf ziemlich verlorenem Posten argumentiere. Aber ein Eingehen auf Argumente wäre ja irgendwie doch nett.

        Wenn wir Nobelpreise als die Vorfront der Wissenschaft ansehen (muss man ja nicht, aber dann bitte was Anderes benennen), dann schauen Sie doch einfach mal. In den letzten Jahren finden sich da ziemlich oft Begriffe wie DNA, Ribosomen, CRISPR CAS, Peptide usw. Da spielen natürlich chemische Prozesse eine Rolle, aber immer in Verbindung mit Medizin/Biologie. Wie das der chemischen Industrie helfen soll 🤷‍♂️

        https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Nobel_laureates_in_Chemistry

        PS Zu Physik kann ich nix sagen, darüber hab ich aber auch nicht geredet.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Stoertebekker

        „PS Zu Physik kann ich nix sagen, darüber hab ich aber auch nicht geredet.“

        Das ist kurz zu machen: Bei den großen Grundlagen kennt man die Dinge, die man nicht kennt. Und kommt dort seit einem halben Jahrhundert nicht mehr weiter.
        Die Nobelpreise gibt es für Messungen auf Gebieten, die man schon kennt, deren Vermessung aber schwierig ist. Große Ingenieursleistungen, wenn man so will.

      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @Ch Anders

        Vielen Dank! (übrigens auch noch für AMOC, zu spät gesehen)

        Damit sind wir in der Physik dann ja ähnlich der Chemie unterwegs.

        In der Chemie werden die Prozesse/Katalysatoren usw. auch ständig besser gemacht, aber wenig grundlegend Neues geschaffen.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        Der Quanten-Hall-Effekt, Nobelpreis 1985 Klaus von Klitzing, war noch eine echte Entdeckung.

      • Thomas M.
        Thomas M. sagte:

        Zum Thema “alles ist schon erforscht” las ich mal was weises “Nur weil man die Schachregeln kennt, kann man noch nicht meisterhaft Schach spielen”.

        In der Anwendung gibt’s noch genug Neues zu entdecken, kombinieren, basteln etc. pp., auch wenn die Grundlagen in großen Teilen bekannt sind. Biotech zum Beispiel: Man weiß recht gut, wie Gene funktionieren. Kann man deswegen schon Organismen von Grund auf bauen? Mit nichten. Ich erinnere mich noch an die humanoiden Roboter-Klapperkisten der späten 80er, die ständig umfielen. Mittlerweile können die Teile gut hüpfen und tanzen. Und der heutige PC ist im wesentlich wie die ersten Kisten eine dumme Turingmaschine, halt “nur” schneller. Grundlagen die gleichen, aber technisch viel fortschrittlicher. Das Meistern zieht sich wie ein roter Faden durch alles.

      • Christian Anders
        Christian Anders sagte:

        @Beobachter

        Naja, aber am Ende auch eine große Ingenieursleistung, da man die Bedingungen für die Beobachtung des Effekts nicht „einfach so“ herstellen kann.
        Meines Wissens fundamental war Klitzings Erkenntnis, die Messgröße der Plateaus auf Naturkonstanten zu beziehen.

        Bei mir hört der Bau am großen Fundament der Physik mit den Quantenfeldtheorien und der Postulierung des Higgs-Teilchens auf ( das dann ja auch gefunden wurde, Standardmodell komplettiert ).
        Was ist seitdem wirklich an den Grundlagen passiert?

      • Vater Thiel
        Vater Thiel sagte:

        @ Störtebekker

        “Wie das der chemischen Industrie helfen soll …”.
        Da mögen Sie recht haben, das kann ich nicht beurteilen.

        Was ich ausdrücken wollte:
        Sind wir nicht auch heute alle Professoren Jolly ?
        Werden wir in 150 Jahren nicht auch zurückblicken auf Erkenntnisse und Technologien, die wir uns heute nicht einmal vorstellen können ?
        Die so weit weg sind wie Handy, Flugzeuge, TV zur Zeit von Professor Jolly ?
        Sie kennen mich als grundsätzlichen Zweck-Pessimisten.
        Was die technologischen Fähigkeiten des Menschen betrifft, ist mein Optimismus jedoch unbegrenzt.
        Das geniale am Kapitalismus ist, dass er die niederen Triebe des Menschen umwandeln kann in geniale Schöpferkraft.

      • Beobachter
        Beobachter sagte:

        @CA: “da man die Bedingungen für die Beobachtung des Effekts nicht „einfach so“ herstellen kann.”

        Kenn ich, war in dem Halbleiterlabor an der Uni Würzburg wo er vor Grenoble war, und hab da mit Kryostaten in der Nähe des absoulten Nullpunkts gemessen. Tatsächlich nicht “einfach so”.

    • foxxly
      foxxly sagte:

      @ stoertebekker,
      weg von einer industrie hin zu dienstleistung, den weg sind england und usa bereits gegangen!
      UND haben bei wirtschaftskrisen damit die größten probleme, welche bis heute andauern.

      es gibt irgendwo eine vernunft´s-, oder eine reale grenze, wonach eine hohe dienstleistungsproduktion nicht mehr funktioniert (wo, weiss ich nicht!)

      eine ausgewogenheit zur industrieproduktion ist dringend notwendig!

      Antworten
      • Stoertebekker
        Stoertebekker sagte:

        @foxxly

        Und was beweist das?

        UK hat in Großfinanz gemacht und die besten Physiker, Ingenieure usw. dorthin gelockt. Brain drain der falschen Art.

        USA sind immer noch das wirtschaftlich potenteste Land der Welt und haben mit dem Aufbau einer Serviceindustrie (IT) die wirtschaftliche Potenz massiv gesteigert.

        Mit ist doch klar, dass wir reichlich Probleme haben. Aber ein „wir wollen so weitermachen wie gestern“ ist illusorisch und bereitet in keinem Fall auf die Zukunft vor. Angucken, was läuft, die richtigen Schlüsse ziehen und Veränderungen anstoßen. Und positiv bleiben! 😉👍

      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ stoertebekker,
        d.h.
        keine wirtschaftsgesellschaft kann ohne ur-/primär-produktion überleben.

        die meiste dienstleistung hat ihre berechtigung aus und mit der primärproduktion.

        ein zu hoher anteil an dienstleistungen ist am ende nicht mehr bezahlbar.

  6. Wilfried Goss
    Wilfried Goss sagte:

    @Herrmann “…deutsche Österreicher und Schweizer…”

    Wer oder was sind deutsche Österreicher ? Doppelstaatsbürger ? Oder ist sie zurück in 1918 ?
    Was ist mit den deutschen Franzosen ?
    Die Protzautos der City-Clans sollte sie einmal sehen !

    Antworten
  7. weico
    weico sagte:

    Da viele ja “die Herrmann” aus den Medien kennen ,gibt es jetzt schon herrliche twitter-Kommentare beim Hr. Stelter ..

    -“Dass Sie sich das antun, bringt Sie dem Bundesverdienstkreuz näher.”

    -“Diese Folge werde ich mir ausnahmsweise nicht anhören.”

    -“Uff, das Gespräch hat Sie sicher Überwindung gekostet ”

    -“Was ich an ihnen schätze: Sie gehen auch dorthin, wo es intellektuell weh tut.”

    -“Da haben Sie sich’s allerdings dreckig gegeben.”

    -“Ich hoffe Sie nehmen ihre Argumentation ordentlich auseinander. Ist schon bedenklich genug dass ihre Thesen in den Talkshows des ÖR besprochen werden.”

    “Ich schätze Sie sehr. Aber der Frau und ihren wirren Theorien kann ich leider nicht zuhören, das verbietet mein Lebenszeitmanagement.”

    -“Oh ich freue mich darauf, wie diese Frau intellektuell entwaffnet wird”

    -“Oh Gott … Machen Sie das freiwillig?”

    -“Oh das wird hart. Diese Frau ist unerträglich.”

    -“Oh man! Sie sind ja echt schmerzfrei!”

    Antworten
    • Andrea Saalburg
      Andrea Saalburg sagte:

      @weico

      Sehr treffende statements! Ich bin auch noch unsicher, ob ich mir die Sonntagslaune verderben lassen will.

      Ich erinnere die Worte Roland Baaders:
      „Stellen wir einmal Deutschland vor diesen Hintergrund und betrachten es mit “kapitalistischen Augen”. Wir erkennen ein Land mit einem staatlichen (sprich: sozialistischen) Rentensystem, mit einem staatlichen Gesundheitswesen, einem staatlichen Bildungswesen, mit staatlich und gewerkschaftlich gefesselten Arbeitsmärkten, einem konfiskatorischen Steuersystem, einer Staatsquote am Sozialprodukt von 50%, mit einem erheblich regulierten Wohnungsmarkt, einem massiv subventionierten und regulierten Agrarsektor und einer in ein kompliziertes Geflecht zwischen Markt und Staat eingebundenen Energiewirtschaft, mit mindestens hunderttausend Betrieben in “kommunalem Eigentum” ( = Camouflage-Wort für Verstaatlichung) und einem staatlichen Papiergeldmonopol, ja sogar mit einem Staatsfernsehen samt Zwangsgebühren. Wir erkennen ein Land, in dem fast 40% der Bevölkerung ganz oder überwiegend von Staatsleistungen lebt und in welchem das gesamte Leben der Bürger von staatlichen Regelungen überwuchert ist. Wer diesen 80%-Sozialismus als Kapitalismus bezeichnet, muss mit ideologischer Blindheit geschlagen sein. Und wer gar von Turbo- oder Raubtierkapitalismus redet, den muss der Verstand ganz verlassen haben.
      Wir haben es also bei dem, was hierzulande (und auch in anderen Ländern) als Kapitalismus bezeichnet wird, in Wirklichkeit mit einem staatsverkrüppelten Rumpfkapitalismus und mit einem vom Sozialismus durchseuchten Schein-Kapitalismus zu tun. Walter Eucken, der Vater des (echten) Neoliberalismus, hat schon in den 50er Jahren von einem “staatlich versumpften Kapitalismus” gesprochen und die permanente Gleichsetzung dieser Karikatur mit “dem Kapitalismus” als die wirksamste Waffe der Antikapitalisten ausgemacht. Man sollte das deutsche Modell also realistischer als Sozialismus mit kapitalistischem Hilfsmotor bezeichnen. Erstaunlicherweise vollbringt dieser Hilfsmotor seit mindestens sechzig Jahren das Kunststück, den sozialistischen Schrottkarren voranzutreiben.“
      Roland Baader “Das Kapital am Pranger – Ein Kompass durch den politischen Begriffsnebel” von 2005, Seite 56 u. 57.

      Antworten
      • foxxly
        foxxly sagte:

        @ andrea saaburg,
        roland baader würde dies heute so nicht mehr sagen. aber vielleicht:
        deutschland ist abgerutscht in einem faschismus.

        zweifellos ist klar, dass uns das großkapital beherrscht.
        -die regierungen
        – und die medien….. helfen aktiv mit.

        volksinteressen kommen selbst bei wahlen nicht mehr durch, – wenn wir mal von radikal anderen wahlergebnissen ausgehen.
        und diese anderen wahlergebnisse werden nicht kommen, noch lange nicht!

        ich habe den eindruck, dass das großkapital mit diesen “sozialistischen” bedingungen in D ganz gut “zurecht” kommt.
        die klimahisterie und zb. das verbrennerverbot dürfte hohen industriellen anteil haben.
        auch die starke regierungs-“begleitung” zur corona-impfung, ganz im sinne von pharma-industriellen- komplex.

        und jetzt der millitärisch-industrielle -komplex.
        der finanz-industrielle komplex, war immer schon sehr aktiv bei der gesetzesgestaltung.#

        ich glaube nicht, dass diese entwicklung im sinne von roland baader war; – der eher einen freien markt präferierte.

      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        @ Andrea Saalburg

        Baader hat Deutschland treffend beschrieben.

        Wo ist das Problem, wenn die Mehrheit der Bevölkerung FREIWILLIG den „staatsverkrüppelten Rumpfkapitalismus“ insoweit akzeptiert, als sie KEIN anderes System, sei es einen „reinen Sozialismus“ oder „reinen Kapitalismus“ für wünschenswerter hält und sich – bisher – kontinuierlich dafür entscheidet?

        Ich sehe keines, jedenfalls dann nicht, wenn man die Demokratie und insbesondere FREIE WAHLEN als VERFAHREN der gesellschaftlichen Willensbildung akzeptiert.

        >Erstaunlicherweise vollbringt dieser Hilfsmotor seit mindestens sechzig Jahren das Kunststück, den sozialistischen Schrottkarren voranzutreiben.“>

        Ja, der Karren rumpelt ganz schön und wird mehr rumpeln in der Zukunft, aber fragen Sie die Leute:

        Ein Schrottkarren ist es nicht, der sie befördert.

        Es geht ihnen VIEL zu GUT, als dass es in ihren Augen einer sein könnte.

  8. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Je genauer ich mir Dr. Stelters Zusammenfassung durchlese,
    desto mehr erkenne ich gewisse fast makabre Analogien.

    “Die Analogie zum Zweiten Weltkrieg ist daher passend …”.
    “ist klar, dass… es Opfer kostet”.
    “Nur Verzicht sichert das Überleben – wie im Krieg.“
    “… viel neues Geld geschaffen und durch Zwangssparen aus dem Verkehr gezogen.”
    “Die Regierung lenkt aber die Betriebe bleiben privat.”
    “„Die Betriebe bleiben privat aber der Staat legt fest was noch hergestellt wird und verteilt die knappen Güter.“”
    ” … gegen einen Feind mobilisiert”

    Wenn man sich ganz nüchtern nur auf die wirtschaftlichen Sachverhalte beschränkt,
    was unterscheidet ein Öko-Kriegswirtschaftsmodell wesentlich von einem Wirtschaftsmodell,
    das wir, anfangs sogar gefühlt für die Bevölkerung ziemlich erfolgreich, schon einmal betrieben haben ?
    Damals scheiterte es an der mangelnden Bereitschaft Russlands, uns mit lebensnotwendigen Rohstoffen zu versorgen.
    Mit den USA gäbe es heute andere Probleme:
    Wesentliche Teile der deutschen Wirtschaft sind (Stichwort “Blackrock”, “Vanguard”, …) in US-amerikanischem Eigentum,
    vor allem auch die drei grossen Immobilienkonzerne.
    Besteht da nicht das Risiko, das die USA im Falle einer Enteignung wieder die Kavallerie schickt ?

    Und von wem stammt dieses Motto
    “Das Volk ist nicht für die Wirtschaft da
    Und die Wirtschaft nicht für das Kapital,
    Sondern das Kapital ist für die Wirtschaft da,
    Und die Wirtschaft für das Volk.”

    Antworten
    • Beobachter
      Beobachter sagte:

      Es gab mal die Breschnew-Doktrin über die „begrenzte Souveränität sozialistischer Länder“.
      Argumente zu Ähnlichkeiten mit dem Vasallenstatus Deutschlands und anderer Länder bzgl. des US-Hegemons dürfen natürlich keinesfalls benutzt werden, sie sind Verschwörungstheorien von Extremisten.

      Antworten
  9. Alexander
    Alexander sagte:

    “Die Freiheit (und damit auch der Wohlstand) geht mehr an ihren falschen Freunden zugrunde
    als an ihren erklärten Feinden.”

    &
    @Ulrike Herrmann

    “Die beste und schönste Definition für Liberalismus lautet: “Nicht Gott spielen zu wollen”.”

    (Roland Baader)

    Antworten
  10. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    Und jetzt mal ernsthaft:

    Eine akquisitorische Meisterleistung von Dr. Stelter, Frau Herrmann für den Podcast zu gewinnen.
    Und Frau Herrmann zeigt Mut, weil sie in ihrer Community doch ein gewisses Kontaktschuld-Risiko eingeht.

    Auf jeden Fall spannend, ein vom “Mainstream” dieses Blogs völlig konträres Weltbild erklärt zu bekommen.

    Antworten
  11. foxxly
    foxxly sagte:

    sozialismus ist eine herrschaftsform.
    es ist nicht der wille des volkes!

    das volk will sozial und geserchtigkeit; – dies etwas anderes als sozialismus!!!!!

    in der demokratie gedeiht alles mögliche und der ursprungsgedanke und wille geht almählich verloren.
    demokratie ist der türöfner für den kapitalismus, u. für den folgenden sozialismus.
    demokratie spaltet die gesellschaften und wird mit hilfe der medien und des großkapitals zum totalitären macht- und staatsgebilde.

    demokratie und kapitalismus/großkapital ist eine ganz schräge verbindung und wegbereiter zum faschismus.

    wir sind mittendrinn und beschleunigen unseren abgang und zerstörung!

    Antworten
  12. Dr. Lucie Fischer
    Dr. Lucie Fischer sagte:

    Vielen Dank für die Übersicht, nur :
    Wenn jemand von ” Glück” daherschwätzt, schalte ich innerlich ab, sofort!
    Muttis faltenfreier Lieblings-Schwiegersohn, ein Arzt wie aus der Schwarzwaldklinik :
    https://www.youtube.com/watch?v=Np5ZivYAqB8
    Der Doctor erhält Salär für seine Hirsch-Stiftung von Bill -und Melinda Gates, Komiker sind in Krisen gefragter denn je. ( wie der omnipräsente ” Pimmel-Pianist” ) .

    Antworten
  13. Vater Thiel
    Vater Thiel sagte:

    “Gerechtigkeit macht glücklich”

    Mai 2034 in der der neuen Hauptstadt des Glücks, Berlin.
    Das jährliche Mega-Event diesmal unter dem Motto “Triumph der Gerechtigkeit.”.

    Zweihundertausend Frauen sind versammelt, die nichts weiter hierher geführt hat als das Gebot ihres Herzens, als das Gebot ihrer Treue.

    “Der sechste Parteitag der Grünen Bewegung geht zu Ende.
    Die Menschen in Deutschland sind glücklich,
    das der ewige Zwang zu Wachstum
    endgültig abgelöst worden ist
    von einem ruhenden Pol.”

    Nur Beate ist unglücklich.
    Sie ist verliebt in Jan, aber der sieht nur die üppigen Formen von Jamila.

    Beate wendet sich an den Hohen Wächterinnen-Rat des Glücks:
    Wie lässt sich sich die Ungerechtigkeit beheben,
    dass schöne Frauen von den Männern immer noch bevorzugt werden ?

    Antworten

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