Darum glaube ich an Japan – und nicht an Deutschland

Japan gilt überall als das Musterbeispiel für den Niedergang, der uns noch bevorsteht: schlechte Demografie und explodierende Staatsverschuldung. Noch dazu würde das Land nicht verstehen, dass nur in Zuwanderung eine Lösung zu sehen ist und zudem als überalterte Gesellschaft keine Chance auf dem Weltmarkt habt.

Ich sehe das dediziert anders. Richtig ist, dass die Staatsschulden hoch sind und aus der Welt geschafft werden müssen. Es sieht jedoch so aus, als würde die „Lösung“ über die Notenbankbilanz durchgezogen werden. Automatisierung ist meiner Meinung nach eine weitaus bessere Antwort als Zuwanderung, vor allem, wenn man sie nicht steuern will.

 → Statt Roboter als Chance zu sehen, vergrößern wir das Problem

 Doch wie steht es um die Innovationsfähigkeit der Japaner? Sehr gut, wie die FT knapp zusammenfasst:

  • “Last week, when the Nikkei 225 — an average of Japan’s prestige large-cap names — broke above 24,000 for the first time since 1991, it was a top story on the evening news and a source of much Japan is back rhetoric. The moment of far greater historic significance, though, took place three days earlier when the Nikkei Jasdaq index, which bristles with robotics, mobile apps, biotechs and other buzzy stocks, and acts as the natural home to the country’s start-ups, broke 4,100.” bto: was all jene widerlegt, die behaupten, eine alternde Gesellschaft sei nicht innovationsfähig!
  • “(…) the Jasdaq, which began life in 1983, has eclipsed its own past records to sit at an all-time high.  Explanations for this — along with perceptions of how long this magic spell can be maintained — tend to focus on the yen. (…) But that argument misses the more fundamental excitement around Japan’s start-ups and what they represent — an economy which, after many years of making things fairly difficult for little innovators, is finding a way to express faith in them.”bto: was eine wirklich interessante Perspektive ist.
  • “(…) Japan, over the past seven years, has asserted its position not just as a world-class producer of intellectual property but as a skilled exporter of it. Since 2010 — around the time that the IP-rich Jasdaq began its great bull run — Japan has more or less doubled its annual overseas sales of intellectual property to more than Y4.5tn in 2017.” bto: global wettbewerbsfähig – so sichert man den Wohlstand auch in einer alternden Gesellschaft!

Was ist der entscheidende Unterschied zwischen Japan und uns: die Leistungen der Schüler in Mathematik. Deshalb glaube ich an Japan, nicht an Deutschland.

FT (Anmeldung erforderlich): “Japan’s IP-rich Jasdaq has Olympian flair”, 22. Januar 2018

Kommentare (20) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Alexander
    Alexander sagte:

    @Dietmar Tischer
    Oh Entschuldigung, ich wollte nicht sie kritisieren, sondern das politische Affentheater.
    Den ersten Aufsatz über Syrien veröffentlichte der Völkermordforscher Heinsohn 2012
    http://www.achgut.com/artikel/genozidangst_der_alawiten
    Wer wollte behaupten ein Bundesaußenministerium hätte es nicht wissen können, bei dem Background an Information?

    Flüchtlingsströme an Europas Grenzen werden seit >40 Jahren erwartet. Der Spiegel berichtete regelmäßig, ausführlich. Die Probleme mit Zuwanderung aus den Maghrebstaaten ließ Frankreich schon vor Jahrzehnten scheitern…

    “Aber es tut mir ja so leid, wir konnten nicht anders, Grenzöffnung = TINA” – -> eben scheinheilig.
    Falls es zu einem Bundestagsuntersuchungsausschuss kommt, hoffentlich mit Ablegern in Brüssel, Paris, Rom und Athen – damit alle Verantwortlichen für ihre unehrlichen Aussagen & Verfassungsbrüche rechtsstaatlich abgeurteilt werden.

    Kosten für Sicherheit spielen keine Rolle – wenn wir uns schon Sorgen machen, dem Zahnersatzanspruch der Flüchtlinge gerecht zu werden.

    Antworten
  2. Johann Schwarting
    Johann Schwarting sagte:

    Das

    “Richtig ist, dass die Staatsschulden hoch sind und aus der Welt geschafft werden müssen. Es sieht jedoch so aus, als würde die „Lösung“ über die Notenbankbilanz durchgezogen werden.”
    entspricht der heutigen Entwicklung – das Römische Reich hat sie auf seine Art und Weise durchgezogen. In

    https://books.google.com/books?id=w3hmC17-em4C&lpg=PP1&pg=PA64#v=onepage&q&f=false

    werden von Sidney Homer und Richard Sylla die Zinsraten im Römischen Reich untersucht – vielleicht sind sie schon bekannt. Wir sehen von 250 bis 50 v. Chr. tendenziell sinkende Zinsen, von 50 v. Chr. bis 50 n. Chr. – für rund 100 Jahre quasi Nullzinsen (konstant auf einem sehr tiefen Niveau) – und schließlich (durch Münzverschlechterung) über 300 Jahre lang steigende Zinsen. Dem entsprechen ein inflationärer Aufschwung, 100 Jahre Deflationäre Depression und anschließend das Dahinsiechen des Reiches bei massiver Münzverschlechterung. Von 50 n. Chr. bis 300 n. Chr. reduzierte sich der Silbergehalt der Münzen von 100 auf fast Null Prozent – zuletzt wurden sie nur noch in Silbersud getaucht.

    Nach einer Generation sinkender Zinsen sehen wir seit einiger Zeit eine deflationäre Phase, die von den Zentralbanken der führenden westlichen Staaten mit der Politik des Nullzinses massiv bekämpft wird, an der Basis der Ökonomie – bei gleichzeitiger Inflation der Vermögenspreise. Das wird die Vorstufe weitergehender Entwicklungen sein: Negativzinsen, Nettogeld usw. Der ausschließliche Ankauf – auch problematischer – (Staats-)Anleihen durch die Zentralbanken bei systemimmanenter Verkürzung ihrer Laufzeiten – worauf Paul C. Martin immer wieder hingewiesen hat – führt zum Verlust in das Vertrauen ihrer geldpolitischen Operationen und in die Besicherung des Geldes – wegen der Kontraktion des Machtkreislaufes der Be- und Entmächtigungen. Der Vertrauensverlust in das weltweite Kreditgeldsystem insgesamt ist vorgezeichnet bis … (siehe Spätantike). Die Frage ist, wie lange das Zinstief in der Gegenwart anhält.

    Die politischen Parallelen sind auch bemerkenswert: Dem Übergang von der römischen Republik zum Prinzipat entspricht heute die Krise der Demokratie. Die Menschen wenden sich vom unwürdigen politischen Schauspiel ab – verstärkt durch das entscheidungsschwächer werdende Verhältniswahlrecht mit vielen Parteien. Es gilt der Satz: “Und über allem schwebt der Debitismus, der seine Zyklen abspult, egal welche Tricks die Politik anwendet.” von Phoenix5 aka Stefan Gruber, Wien. Ich denke, dass die debitistische Logik zu einem ‘Brüsseler Prinzipat’ führen wird.

    Antworten
  3. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    @Bakwahn
    “Japan ist dabei, sein demographisches Problem der Überalterung mit modernsten Mitteln erfolgreich zu lösen: mit Digitalisierung, Robotik, künstlicher Intelligenz. Sie sind bereits mitten drin in diesem Prozeß der Rettung und Lösung. Gegenwart, nicht Zukunft!”
    Robotik wird bei alternden Gesellschaften gerade im Bereich der Pflege ein Teil der Lösung sein. Dies ist unbestritten. Aber ob es sinnvoll ist, sich wie das japanische Volk strikt gegen Einwanderung zu entscheiden, wage ich schwer zu bezweifeln. Auch dort wäre eine “vernünftige” Zuwanderungspolitik wie in Kanada, Australien und den USA sinnvoll. Die Robotik in der Pflege hat aber im Moment noch ein paar Pferdefüße, sehr schön nachzulesen in dem Buch “Aufstieg der Roboter” von Martin Ford. Zum Einen sind die Roboter, die gerade Pflegepersonal entlasten sollen, in dem sie Patienten anheben, drehen und bewegen (Toilettengang) noch sehr schwer und sehr teuer. Zum Anderen gibt es vergleichsweise wenig Start- Up- Firmen, die sich mit Robotern für die Altenpflege befassen und es fließt wenig Wagniskapital in dieses Geschäftsfeld. Zumindestens sind mir nicht viele Start- Ups bekannt, die sich explizit auf Pflegeroboter spezialisieren.
    Innovationen gibt es. HAL (Hybrid Assistive Limb), ein Exoskelett- Anzug, der Pflegepatienten beim Aufstehen und gehen hilft, oder Pflegern beim Anheben der Patienten unterstützt:
    https://iq.intel.de/roboteranzug-das-hal-exoskelett-gibt-patienten-neue-hoffnung/
    Oder Robbenbaby Paro, ein therapeutisches Haustier, das uns Gesellschaft leistet:
    https://www.youtube.com/watch?v=agia0O8ms84
    Die Frage, die ich mir aber stelle: Möchte ich in einer komplett vergreisenden Gesellschaft leben, die dafür aber ihre Kultur bewahrt und sich lieber von Robotern pflegen lässt. In der die höchste Selbstmordrate herrscht, insbesondere Kinder sind betroffen.
    https://www.welt.de/vermischtes/article146644771/Wenn-Schueler-nur-noch-den-Suizid-als-Ausweg-sehen.html
    Dann doch lieber gesteuerte Zuwanderung. Insbesondere wenn der Ausgang des Notenbank- Experimentes der BoJ ungewiss ist.
    Freundliche Grüße
    Carsten Pabst

    Antworten
  4. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Es gibt Parallelen zu Japan, aber auch Unterschiede.

    Und es gibt eine andere Mentalität, die andere Ziele anstrebt.

    Insofern ist die Frage, welches Land in einer besseren Position ist bzw. an welches man „glauben“ soll, differenziert zu beantworten.

    Ich kenne Japan nicht sehr gut und kann daher keine wirklich fundierte Einschätzung darlegen.

    Nur mal als Anregung für vertiefende Diskussionen:

    Demografie bzw. daraus erwachsende Probleme dürften sich nicht grundsätzlich unterscheiden, auch nicht die Tendenz zu höherer Staatsverschuldung – unsere Schwarze Null ist eine Schimäre, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun, sondern lediglich die Leute ruhig stellen soll.

    Ich vermute, dass wir die wachsenden Staatsschulden letztlich – allerdings mit viel mehr Hemmungen – wie die Japaner mit Helikoptergeld finanzieren werden.

    Was Innovationen anlangt, sind wir wohl nicht so sehr weit auseinander: immer noch sehr stark in den traditionellen Industrien, durchaus auch bei der Adaption von Neuerungen, relativ schwach allerdings bei den Innovationstreibern, wenn die Lage in Japan so ist, wie es SZ hier glaubhaft dargestellt hat. Möglicherweise ist Japan offener für Venture Kapital, was ein Vorteil wäre.

    Im Bildungswesen, wichtigster Ressource soweit es die für das Wachstum entscheidenden MINT-Fächer betrifft, dürften wir deutlich hinter Japan liegen.

    Vor- und Nachteile sehe ich in der Homogenität der japanischen Gesellschaft.

    Wir sind wohl mentalitätsmäßig etwas offener, was grundlegende Anpassungen, insbesondere das Wertesystem betreffend und davon abgeleitet die Akzeptanz anderer Lebensformen, erleichtern sollte. Ich halte das für sehr wichtig, weil wir durch Demografie und Technologie einen vermutlich enormen Wandel zu bewältigen haben.

    Bei der Zuwanderung ist der Unterscheid sehr groß. Japan hat nicht nur als Inselstaat einen erheblichen Vorteil, sondern das Land ist nicht so eingebunden wie wir es in die EU sind. Beides könnte entscheidend für einen sich deutlich unterschiedlich entwickelnden Wohlstand sein.

    Hier aktuelle Überlegungen zu einem EU-Grenzschutzsystem:

    http://www.rp-online.de/politik/eu/schutz-vor-illegaler-migration-besserer-grenzschutz-wuerde-eu-milliarden-kosten-aid-1.7396214

    Zu den aufgerufenen EU 150 Mrd., von denen wir sicher einen ganz erheblichen Anteil zu tragen haben werden, kommen selbstverständlich weiterhin Transfers in die EU und die Integrationskosten für die bereits Zugewanderten – beides, wie es aussieht, ansteigend.

    Gut, die Japaner haben ab und an ein Erdbeben zu überstehen, aber die Zuwanderung nach Deutschland – auch von Ländern innerhalb der EU – könnte ein sehr entscheidender Unterschied zu ihrem Vorteil sein.

    Der größere Wirtschaftraum EU wiegt das nicht auf, weil die nationalen Interessen auseinanderlaufen und er daher so sehr zerstritten ist, dass die potenzielle Wirtschaftsmacht – gerade bei zunehmendem Protektionismus von Gewicht – nicht ausgespielt werden kann.

    Antworten
    • Alexander
      Alexander sagte:

      Die Diskussion um Grenzschutzsysteme, d.h. ihre Kosten, ist scheinheilig. Es erinnert an die Abschiebung integrierter Kopten nach muslimischen Krisengebieten.

      Zuwanderungswillige sollen keine Gewalt fürchten, sondern wissen, dass sie nicht erwünscht sind; Illegale deshalb ohne Zirkus in Abschiebehaft genommen werden. Rechtsweg ausgeschlossen. Dass die EU, d.h. der EGMR schon 2012 den Italienern verboten hat, ihre Grenze zu sichern – und Rechtsansprüche für Schiffbrüchige auf Asyl installierte – beweist, was wirklich gewollt war. (vgl. Egon Flaig, wie wir die Werte der Aufklärung verspielen)

      Japan zeigt sich unfreundlich und ist es, das genügt.

      Antworten
      • Dietmar Tischer
        Dietmar Tischer sagte:

        >Die Diskussion um Grenzschutzsysteme, d.h. ihre Kosten, ist scheinheilig.>

        Warum soll das scheinheilig sein?

        Es geht nicht nur um Kosten, aber immer AUCH um Kosten.

        NACHDEM die EU entschieden hat, was sie will – sagen wir ungewünschte Einwanderung –, dann ist der Grenzschutz doch das beste Mittel, dies durchzusetzen:

        Keine Aufenthaltskosten, keine Abschiebung, kein innenpolitisches Gezerre.

        Bis zur Grenze und nicht weiter – billiger geht es nicht und abschreckend dürfte es auch sein.

        Wenn man weiß, was man will – Humanität eingeschlossen –, dann sollte man auch konsequent sein.

  5. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Japan hat sich in den vergangenen Jahrzehnten jeglicher Zuwanderung von (Armuts-)Migranten verweigert. Es hat bei einer Bevölkerung von ca. 126 Millionen deutlich weniger als 1 % Ausländeranteil (*). Japan handelt viel klüger als wir in Deutschland. Die Japaner haben keine ethnischen, religiösen, sozialen Probleme importiert wie wir.
    Japan wird auch – da bin ich mir sehr sicher – sein demographisches Problem der Überalterung mit modernsten Mitteln erfolgreich lösen: mit Digitalisierung, Robotik, künstlicher Intelligenz. Wir sollten von Japan lernen. Aber dazu ist es in Deutschland bereits zu spät.
    Es ist ganz offensichtlich: Japan steht in Treue zu seiner ethnischen und kulturellen Identität. Dieses Land und seine Bevölkerung verfügt noch über Stolz und Selbstbehauptungswillen.
    *) Die Angaben entstammen zwei Artikeln der letzten Monate, deren Links ich leider nicht mehr habe; einer glaube ich in der Zeit und einer in der NZZ.

    Antworten
      • Bakwahn
        Bakwahn sagte:

        Carsten Pabst,
        Japan befindet sich bereits mitten drin im Prozeß der Vergreisung. Das angeblich Beklemmende, das in der Zukunft irgendwann Realität werden soll, ist bereits Gegenwart!
        Man kann die Weigerung Japans, Millionen von Arbeits- und Armutsmigranten ins Land zu lassen, nur folgendermaßen deuten: Beklemmend für die Japaner wäre eine millionenfache Einwanderung von Vietnamesen, Kambodschanern, von Phillipinen und Indonesiern. Sie stellen ihre nationale ethnische Identität über (angebliche) wirtschaftliche Vorteile. Dabei scheinen diese vermeintlichen wirtschaftichen Vorteile lediglich ein wage Vermutung oder Hoffnung zu sein! Ob diese Art der Masseneinwanderung wirklich Vorteile brächte, scheint äußerst zweifelhaft zu sein. Auch die Japaner schauen auf unser Land und denken sich ihr Teil …
        Noch einmal:
        Japan ist dabei, sein demographisches Problem der Überalterung mit modernsten Mitteln erfolgreich zu lösen: mit Digitalisierung, Robotik, künstlicher Intelligenz. Sie sind bereits mitten drin in diesem Prozeß der Rettung und Lösung. Gegenwart, nicht Zukunft!

    • SB
      SB sagte:

      “Es ist ganz offensichtlich: Japan steht in Treue zu seiner ethnischen und kulturellen Identität.” – Und so sieht Identität in diesem Land aus: Empörung in Magdeburg: SPD-Staatssekretärin tritt offiziell mit Kopftuch bei Moslems in Stendal auf.

      Antworten
    • Willi Winzig
      Willi Winzig sagte:

      Ich finde es einen Fehler, die Zuwanderung von qualifizierten und leistungsbereiten Menschen zu unterbinden, die die Gesellschaft voran bringen können.

      Früher importierten sich die Bauern ihre Frauen:

      http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13529132.html

      Aktuell wird in Japan eine Art “Gastarbeitersystem” betrieben, d. h. ähnlich wie die entrechteten Bauarbeiter auf internationalen Großbaustellen werden für Arbeiten, für die kein japanisches Personal gefunden werden kann Ausländer mit zeitlich begrenztem Visum ausgestattet:

      http://www.tabibito.de/japan/blog/2009/03/16/gastarbeiter_in_japan_saure_erdbeeren/

      https://www.merkur.de/politik/japan-fehlt-es-an-arbeitskraeften-zaghafte-oeffnung-fuer-gastarbeiter-zr-7389162.html

      Antworten
  6. Carsten Pabst
    Carsten Pabst sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,
    welche bilanzhalterischen Tricks die japanische Notenbank auch anwendet, es fehlt mir gänzlich der Glaube, das dies ohne massive Erodierung in den Glauben in die japanischen Währung vonstatten geht.
    Aber das wird die Zeit zeigen. Generell bin ich bei allen Problemfeldern, die sie hier im Forum ansprechen, bei Ihnen. Migration, Infrastruktur, Bildungssystem, Überalterung der Gesellschaft sind wahre Herausforderungen. Wenn ich aber einen Blick werfe auf die Anzahl der Hidden- Champions im Vergleich zu Japan (BRD ca.1300, Japan ca. 220, 2016 Quelle: http://www.nationalstiftung.de/pdf/hidden_champion.pdf , Seite 14), denke ich das sie mittlerweile zu schwarz sehen. Vielleicht können Sie ja mal einen positiven Blick auf unsere Technologieführer legen, insbesondere wie die asiatische Dame dies im unten aufgeführten Video ab Minute 4:15 tut.
    https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=EhthfAvGaz4
    Und einen weiteren, entscheidenden Vorteil sehe ich für Deutschland: Die Enfernung zum japanischen Feuerring. Kann man belächeln, aber wie eine alternde Gesellschaft, mit einem großen Beben im Ballungsgebiet Tokio umgeht, steht auf einem ganz anderen Blatt. Robotik und Automatisierung allein werden dann nicht helfen.
    Freundliche Grüße
    Carsten Pabst

    Antworten
  7. Alexander
    Alexander sagte:

    Am Beispiel Japans möchte ich die Thesen v. Heinsohn hinterfragen.

    “Man” macht gerne den Fehler von eigener Erfahrung (>20 Jahre) auf zukünftige Entwicklung zu schließen und lässt Wechselwirkungen außer acht.

    Das Engagement, welches “man” sich als angemessen vorstellt, für Ausbildung – Studium, muss nicht von jüngeren Generationen (eigenen Kindern) geteilt werden. Jedes Streben ist geprägt von den “geglaubten” Möglichkeiten bei Markteintritt.
    Welche Möglichkeiten sehen japanische Jugendliche, wenn die Generation des Durchschnittsalters strampelt wie blöd, um die überteuerte Immobilie zu bedienen und das Studium der Kinder zu finanzieren? Die Innovationskraft der Leistungsträger ist “selbstverschuldet” alternativlos.
    Ein junger Mensch, der seine Eltern leiden sieht und mathematisch Chancen berechnet – kann sich durchaus “unvernünftig” entscheiden.
    Obwohl es im Westen keinen youth bulge gibt, sehen Einsteiger welche offenen Stellen, welche Vermögenspreise, welche Zukunft in -allen- überschuldeten Gesellschaften sich bieten. Ganz im Gegenteil wird rationalisiert, sind attraktive Positionen auf absehbare Zeit blockiert und steigen die Kollektivkosten, überall.
    Auswandern? Studieren? Kämpfen? Ja wozu denn?

    Wie lange sich die leistungsstarken (Mathematik etc.) Asiaten durch Illusion von Konsum und Aussicht auf Herzinfarkt noch wie Esel durch die Wüste leiten lassen, wird zeigen wie klug die Leute wirklich sind.

    Japan leidet am längsten seit seinem Crash und rettete die Vermögenspreise. Erben ist leichter als erarbeiten, der Einstieg lohnt immer weniger bzw. Lebensqualität definiert sich durch baden im See und nicht BMW fahren zur Arbeit….
    Die belächelte Folge in Japan?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Otaku
    https://de.wikipedia.org/wiki/Freeter
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hikikomori

    Aufrufe in den USA auf renditelose Studien zu verzichten sind so beredt, wie der Drang in der BRD zum Staatsdienst oder der Mangel an Unternehmensnachfolgern…
    Wenn es so weiter geht, sind alle diese Länder am Ende – trotz Hubschraubern..

    Antworten
  8. SZ
    SZ sagte:

    Sehr geehrter Herr Stelter,

    cih bin beruflich sehr viel in Asien unterwegs und kenne insbesondere den Technologiesektor sehr gut. Ich sehe in Japan vorallem ein Land, welches in sklerotischen gesellschaftlichen Hierachien gefangen ist und dass aktuell gegenüber anderen Volkswirtschaften in der Region (insbesondere Korea und China) technologisch massiv an Boden verliert.
    Innovationskraft habe ich in der Region an vielen Stellen beobachtet, Japan stellt sich mir in dieser Hinsicht aber als ein wahres Trauerspiel da. Mag sein dass Maschinenbau und Automobilindustrie dort gut laufen, bei anderen Hochtechnologien, z.B. Elektrotechnik, Halbleiter, Displays wird Japan meines Erachtens dramatisch abgehängt.

    Antworten
    • Wolfgang Selig
      Wolfgang Selig sagte:

      Ich denke, Ihre Beobachtung deckt sich ganz gut mit der meines Umfeldes. Während wir mit der faktischen Einwanderung etlicher schwer integrierbarer Personen übertreiben, sind wir beispielsweise bei der Akquirierung von Pflegepersonal aus anderen europäischen Staaten recht erfolgreich im Vergleich zu Japan. Ich denke, der Mittelweg zwischen nahezu unbegrenzter Zuwanderung ohne Plan bei uns und völliger Abschottung wie in Japan nach dem Vorbild Kanadas oder Neuseelands wäre ein Mittelweg, der auch volkswirtschaftlich Sinn macht, da sich viele Dinge (noch) nicht automatisieren lassen.

      Antworten
    • 失われた20年
      失われた20年 sagte:

      Das sehe ich genau so: das einst in Unterhaltungselektronik führende Japan hat heute keinen international führenden Hersteller von Smartphones mehr.

      Zudem außer der Firma Softbank kein international führendes Internetunternehmen.

      Die im Nikkei 225 versammelten Unternehmen sind vielfach spezialisiert in klassischen Industrien wie Elektronik, Automobilhestellung, Maschinenbau, Konsumgüter, chemische Grundstoffe und Pharmazie tätig, in denen heute starke Konkurrenz, vor allen Dingen aus Asien herrscht.

      Siehe dazu auch die im internationalen Vergleich eher geringe Marktkapitalisierung und niedere Profitabilität japanischer Unternehmen:

      http://markets.businessinsider.com/index/market-capitalization/nikkei_225

      Antworten
  9. SB
    SB sagte:

    “Was ist der entscheidende Unterschied zwischen Japan und uns: die Leistungen der Schüler in Mathematik. Deshalb glaube ich an Japan, nicht an Deutschland.”

    Schaut man sich die Zusammensetzung der nachkommenden Schüler an deutschen Schulen an (Kultur und Milieu), muss man für diese Feststellung kein Wahrsager sein. Was die rotgrüne Politik in diesem Land mit dem Nachwuchs anstellt, kann man hier nachlesen: http://www.tagesspiegel.de/berlin/geheime-daten-des-senats-berlins-drittklaessler-koennen-nicht-schreiben/20950606.html:

    “In der Mathematik – Thema „Größen und Messen“ – ist die Spitzengruppe im einstelligen Bereich, mehr als ein Drittel schaffte nicht die einfachsten Aufgaben; bei den nicht deutschsprachigen Kindern sogar die Hälfte.”

    Dafür werden Kleinkinder von den linksgrünen Kulturmarxisten schon mit dem Thema “Sex”, insbesondere „sexuelle Vielfalt“ konfrontiert: http://www.epochtimes.de/politik/deutschland/berliner-senat-will-sexuelle-vielfalt-im-kleinkindalter-eltern-sind-dagegen-und-landen-im-knast-a2348651.html

    Die Prioritäten “unserer” Politiker kann man an deren Agenda, aber noch besser an den Fakten ablesen.

    Das “Deutsch” vor “land” kann man mit Blick auf diese Entwicklungen getrost streichen. Schon aus diesem Grund macht es keinen Sinn mehr an Deutschland zu glauben. Dieses Land schafft sich durch den gewollten massenhaften Import von Leuten aus dem untersten Milieu kulturfremder Länder in Verbindung mit einer entarteten (!) linksgrünen “Bildungs”politik im Eiltempo selbst ab. Aber gut 85 Prozent der Wähler finden das ja in Ordnung so – na dann ist ja alles gut.

    Antworten
  10. Johannes
    Johannes sagte:

    bto:”Automatisierung ist meiner Meinung nach eine weitaus bessere Antwort als Zuwanderung, vor allem, wenn man sie nicht steuern will.”

    Schon etwas älterer Blogbeitrag, aber nach wie vor hochaktuell: https://www.der-bank-blog.de/bank-arbeitsplaetze-in-gefahr/digital-banking/22839/

    Oder hier:

    http://www.fnp.de/nachrichten/wirtschaft/Zwei-Drittel-der-Bankjobs-fallen-weg;art686,2452854

    “Digitalisierung bedroht Stellen über alle Branchen hinweg – doch das Kreditgewerbe erfasst sie mit voller Wucht. Ein hessischer Professor warnt: Zwei Drittel aller Arbeitsplätze bei Banken und Sparkassen werden wegfallen.”

    Ich selsbt arbeite gerade an verschieden Data Analytics Themen (oder Big Data wie andere es nennen) und habe einen guten fachlichen Einblick in die Materie. Diese Themen werden unsere (Büro)Arbeitswelt auf den Kopf stellen.

    Aber versuche man einmal einen qualifizeirten Handwerker für die Heizungsanlag zu bekommen (gewinnen wäre eigentlich besser).

    Deswegen denke ich auch, dass die seitens der Bundesregierung derzeit praktizierte Form der “Zuwanderung” vollkommen an unseren künfitgen Bedarfen vorbei geht. Im Gegenteil, aber das ist inzwischen eine Binsenweisheit, die aktuelle Form der “Zuwanderung” wird sich zu einem großen Problem auswachsen:

    https://www.welt.de/wirtschaft/article163753103/Diese-Zahlen-offenbaren-das-Ausmass-der-Fluechtlingskrise.html

    “Forscher des arbeitgebernahen IW Köln merken dagegen an, dass die Migration in die Bundesrepublik selbst dann attraktiv bleibt, wenn die Neuankömmlinge von Hartz IV abhängig oder nur prekär beschäftigt sind. „Viele der zusätzlichen ‚Armen‘ können ihren Lebensstandard in Deutschland verbessern“, sagt IW-Ökonom Klaus-Heiner Röhl.

    Egal ob bulgarischer Arbeiter oder syrischer Flüchtling, die Einwanderung nach Deutschland bedeute einen Wohlstandsgewinn. Und genau deshalb wird die Zuwanderung in die Bundesrepublik anhalten.”

    Darum brauchen wir neue Regel für die Zuwanderung.

    Antworten

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