“Crisis brewing in Italy will lead to default, exit from the euro, or both”

Bekanntlich steckt Italien in einer tiefen Krise, einer Krise, die das Potenzial hat, den Euro zu zerstören. Bekannt, aber dennoch lohnt es sich, das Szenario nochmal durchzuspielen. Genau das macht Roger Bootle von CAPITAL ECONOMICS, der schon vor Jahren einen Vorschlag gemacht hat, wie man den Euro möglichst friktionslos auflösen könnte. Bei uns ist ja schon der Gedanke verboten.

  • “Italy is in recession. Or rather, in another recession, for this follows similar phases in 2008, 2011 and 2012. (…) Although we have got used to weak economic performance from Italy, for much of the post-war period Italy grew rapidly. Since (the Euros) formation, Italy has grown by only 9pc. By contrast, the poor old UK, self-excluded from the benefits of the single currency, has grown by 44pc.” – bto: Das liegt natürlich nicht nur am Euro.
  • “(…) until recently there was hope. (…)  It may well have been an uncomfortable route, but austerity and “internal devaluation” were supposed to make Italy competitive while also improving the public financesAfter all, Spain has achieved an impressive turnaround.” – bto: Man kann aber die hohen Schulden sonst nicht stemmen.
  • “(…) for a long time the Italian public was particularly enthusiastic about the EU and its plans for integration. Resentment of the EU (and Germany in particular) is a relatively new phenomenon. Over recent years, the recovery of the world economy, encompassing the eurozone, gave hope that the rising tide would float even Italy’s beached boats. And indeed from 2015 to 2017 there was a mild recovery and unemployment fell back.” – bto: Es ist und bleibt natürlich ein viel komplexeres Problem, aber es bietet sich an, im Euro und der EU zunehmend die Ursache zu sehen.
  • “It looks as though the world economy is weakening decisively. (…) Italy is closely dependent upon the health of the world economy, with over 30pc of its GDP accounted for by exports, compared to only 12pc for the US. With the Italian economy now contracting again, unemployment is rising from its already appallingly high level of 10pc. Moreover, the surveys suggest continued weakness for the rest of 2019. Despite austerity, the ratio of government debt to GDP is now at 132pc. And there has been no improvement whatsoever in competitiveness against other euro members.” – bto: Das ist eine Mischung, von der “radikalere” Kräfte profitieren.
  • “The Italian government believes that stronger growth will be made possible by its laxer fiscal policies, with the result that the budget deficit will come in much lower than the Commission believes. But after recent economic news from both Italy and the wider world, this view goes beyond optimism and into fantasy.” – bto: Das ist klar. Der Kompromiss zwischen der Kommission und Italien war auch nur Show.
  • “The bond markets continue to worry about the sustainability of Italy’s debt position and its continued membership of the euro. Italian 10-year bond yields are about 2.6pc above their German equivalents, compared to 1.2pc before the current government was formed. Unless Italy manages to conjure up a sustained growth spurt, then the eventual result will be a default, an exit from the euro, or both.” – bto: einfach, weil sie doch den Weg zur Parallelwährung gehen werden.
  • “(…) the imbalance in monetary movements within the eurozone continues to widen. Germany continues to build up huge claims on other countries within the euro system, with claims against Italy being the largest. Italy’s (Target 2) liabilities within the euro system have now risen to some €500bn (£438bn).” – bto: Das ist auch der Kapitalflucht geschuldet.
  • “As and when Italy finally blows up this will cause both a banking crisis that will shake the European economy and a political crisis that will rock the EU to its foundations.” – bto: O. k., mag man da sagen, die Engländer wieder. Doch so falsch ist die Einschätzung nicht.

→ telegraph.co.uk: “Crisis brewing in Italy will lead to default, exit from the euro, or both”, 4. Februar 2019

Kommentare (10) HINWEIS: DIE KOMMENTARE MEINER LESERINNEN UND LESER WIDERSPIEGELN NICHT ZWANGSLÄUFIG DIE MEINUNG VON BTO.
  1. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Hallo Bill (Ramsey),
    was macht „die Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe, von der ganz Marokko spricht?
    Die kleine süße Biene mit der Tüllgardine vor dem Babydollgesicht?“
    Nein, es war nicht Suleika, es war Elfriede aus Wuppertal.

    „Fully agreed!“
    Zu wem oder was „fully agreed“?
    Zur Voraussage, daß Italien fully den Bach runtergehen wird oder daß die EZB wieder einmal entscheidend eingreifen wird, „whatever it takes“.
    Oder fully agreed zu meiner Chianaaussage?

    Live aus Rangun – Yangon
    Felix Haller

    Antworten
  2. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Weico – China

    Es ist für mich überhaupt nicht erstaunlich, daß die Chinesen sich innerhalb von nur ca. 40 Jahren ausgehend fast von Null in vielen Bereichen der Wirtschaft an die Weltspitze gesetzt haben.
    Natürlich haben ihnen ihr niedriges Einkommensniveau und andere kostengünstige Faktoren (z.B. niedrige Umweltschutzstandards) dabei geholfen.
    Aber das entscheidende ist ihr unbändiger Wille, ihre Gesellschaft in eine moderne, technische Existenz zu führen. Sie haben ihre ehemals auf Landwirtschaft gegründete Volkswirtschaft innerhalb einer Generation durch ein rasantes Entwicklungstempo wissenschaftlich-technischer und wirtschaftlicher Modernisierungsprozesse in eine wissenschaftlich-technische Zivilisation umgewandelt, die den Westen jetzt das Fürchten lehrt.
    Dahinter steckt ein unbändiger Fleiß, eine intellektuelle Lern- und Anstrengungsbereitschaft die einfach nur bewunderungswürdig ist.

    Live aus Rangun – Yangon
    Felix Haller

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  3. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Troodon,
    es muß vor etlichen Monaten eine starke Abwertung sowohl des burmesischen Kyat als auch des laotischen Kip gegeben haben. Damit bekomme ich für einen Euro nominal etwas mehr als vor 2 Jahren. Das ist richtig. Aber insgesamt ist der Wechselkurs bescheiden bis schlecht.
    Es könnten statt 1700 MMK gut und gerne 2200 bis 2300 MMK sein. Das wäre der Wirtschaftskraft der beiden Länder angemessen.
    Live aus Rangun – Yangon
    Felix Haller

    Antworten
  4. weico
    weico sagte:

    In der EU herrschen soviele interne Probleme, unter und in den Mitgliedsländern ,dass bei den Politikern leider der Blick auf die grossen Herausforderungen verloren geht.Es geht schlicht um die Neu-bzw. Umverteilung des Wirtschaftsmarktes.

    Die chinesische Denkweise ,wie sie z..B. der Huwei-Chef zum Ausdruck bringt,fehlt den Politikern schlicht, um “mitzuspielen”.

    Wie meint Ren Zhengfei treffend:

    «Die Welt kann uns nicht den Rücken kehren, weil wir fortschrittlicher sind», sagte der Huawei-Präsident. Selbst wenn es den USA gelänge, mehr Länder davon überzeugen, Huawei vorübergehend nicht zu benutzen, könne sein Unternehmen die Geschäfte «jederzeit ein wenig zurückfahren».
    Ren Zhengfei stellte auch die wirtschaftspolitische Macht in der aktuellen Auseinandersetzung infrage: «Wenn die Lichter im Westen ausgehen, wird der Osten immer noch leuchten. Und wenn der Norden dunkel wird, gibt es immer noch den Süden. Amerika repräsentiert nicht die Welt. Amerika repräsentiert nur einen Teil der Welt.»

    Wie sich die chinesische Forschrittlichkeit bald auch in deutschen Autos bemerkbar macht,sieht man am CATL Projekt.
    https://edison.handelsblatt.com/erklaeren/catl-batteriefabrik-in-erfurt-wird-wohl-groesser/22783442.html

    Die EU schiebt (Hilfs)Gelder von einem Mitglied zum Anderen,damit sie nicht zerbricht und auseinanderfällt…und die Chinesen verschieben Geld in die Welt…damit sie wachsen.

    Antworten
  5. Bakwahn
    Bakwahn sagte:

    Was heißt hier „default“?
    Kreditausfälle, Nichterfüllung, Zahlungsverzug … ?

    „The country has to finance or roll over €400bn of debt in 2019.“
    Das Land muss 2019 über 400 Mrd. EUR an Schulden finanzieren oder sanieren oder verlängern.
    Roll over —-> ich kenne nur Chuck Berry’s Roll over Beethoven.

    Ich denke mal, hier und jetzt wird die EZB eingreifen.Sie hat bereits massiv italienische Staatsanleihen gekauft. Viel mehr, als sie nach diesem berühmten Schlüssel eigentlich darf.
    Jetzt werden versteckte Schuldenschnitte kommen, Schenkungen etc.
    Der EZB bleibt gar nichts anderes übrig.

    Frage:
    Ihr seid die Fachleute, zeigt euch mal innovativ. Was wird die EZB machen, um Italiens Crash abzuwenden?!

    Der Außenwert des Euro fällt weiter.
    Es gibt hier in Rangun – Yangon – kaum noch 1700 Kyat für einen Euro.
    Normal und angemessen wären 2300 Kyat.

    Live aus dem Strand Hotel von Rangun, das wohl prestigeträchtigste und an altehrwürdiger Geschichte reichste und älteste Hotel Ranguns. Es strahlt den seigneurialen Glanz eines Grandhotel aus. Hier sind sie alle gewesen, die großen Romanciers der englischen Literatur: Somerset Maugham, Rudyard Kipling, Joseph Conrad.
    Ich, leider nicht als Hotelgast – das würde meine Reisekasse sofort sprengen -, sondern nur als Gast des Hotels für 3 bis 4 Stunden für ein Jasmin Tee, einen Kaffee und ein Myanmar Lager Bier.
    https://www.hotelthestrand.com

    Felix Haller

    Antworten
  6. troodon
    troodon sagte:

    Off Topic:
    “Weil die Internet-Giganten keinen Sitz in Deutschland haben, hat der Staat bekanntermaßen keinen Zugriff auf ihre satten Gewinne. Stattdessen wollen Finanzämter nun bei deren deutschen Geschäftspartnern abgreifen: Schaltet ein deutsches Unternehmen bei Google Werbung, soll es 15 Prozent Quellensteuer zahlen und sich den Betrag dann von den Internet-Riesen zurückholen – deutsche Mittelständler quasi als Steuereintreiber.”
    ZDF Frontal21 vom 19.2.19: https://www.youtube.com/watch?v=Zz2ZBL9DBi0

    Antworten
  7. troodon
    troodon sagte:

    @ Dr.Stelter
    “Italy’s (Target 2) liabilities within the euro system have now risen to some €500bn (£438bn). bto: Das ist auch der Kapitalflucht geschuldet.”
    An welchen Zahlen machen Sie Kapitalflucht im Zusammenhang mit Target2 Salden fest?
    Ich hatte das bereits hier im Blog gefragt, aber nie eine belastbare Aussagen bekommen, die Kapitalflucht, welche sich auch auf den Target Saldo auswirken, in nennenswerten Umfang belegen. Die Zahlen der Einlagen bei den italienischen Banken lassen jedenfalls einen solchen Schluss nicht zu.
    An anderer Stelle hier im Blog hatte ich geschrieben: “Bei italienischen Banken sind die „Einlagen von Ansässigen im Euro-Währungsgebiet“ und hiervon die Untergruppierung „sonstige öffentliche Haushalte/sonstige Ansässige im Euro-Währungsgebiet“ von 12/2007 bis 8/2018 um rd. 5% p.a. GESTIEGEN, in D im gleichen Zeitraum um 3% p.a.”

    Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.

    Ich gehe zudem davon aus, dass Sie dass APP der EZB nicht als Kapitalflucht beurteilen.

    Antworten
  8. Dietmar Tischer
    Dietmar Tischer sagte:

    Ein Artikel, der auf die Realität verweist:

    Der italienische Staat kann sich zwar nicht zu null % verschulden, hat aber durch die Geldpolitik sehr niedrige Zinskosten gehabt und er fährt das Staatsdefizit jetzt zügig weiter hoch.

    Das ist nicht Keynes, aber die „Lehre“, die aus der Keynesschen Systemanalyse gezogen wurde.

    Warum wird, ja muss die Politik der italienischen Regierung scheitern?

    Sie wird scheitern, weil die Ausgaben KONSUMTIV erfolgen und eben nicht investiv.

    Das ist unabdingbar so, wenn demokratische Mehrheiten auf dem Weg nach unten ihre Regierungen bestimmen.

    Daran ändert niemand etwas, nicht die EZB, nicht die EU, die keine Durchgriffsmöglichkeiten hat und auch nicht die Märkte.

    Die ziehen die Konsequenzen aus dieser Entwicklung und sorgen für das finale Ergebnis des Geschehens.

    Antworten

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